Full text of "Glotta"
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Glotta
Zeitschrift
ftir griechische und lateinische Sprache
Herausgegeben von
Paul Kretschmer mid Wilhelm Kroll
V. Band
1^■
Vandenhoed) und Rupredit
1914
Uuiv. -Buchdruckerei von E. A. Huth, Göttingen
Inhalt.
Seite
W. Havers, Zum Gebrauch des Dativs in den italischen Dialekten . . 1
K. Witte, Über die Kasusausgänge -oio und -ov, -otat und -oig, -ijac und
-rji im griechischen Epos 8
K. Witte, Zur Frage der Äolismen bei Homer: Der Dativ des Plurals
der dritten Deklination 48
Wolf Aly, Lexikalische Streifzüge: 1. L-lQsd-ovact. — 2. ar]y.ävro}Q. —
3. S^v/niXrj. — 4. EvQCüTiTj. — 5. 'i'oCvi'i 57
W. A. Baehrens, Vermischtes über lateinischen Sprachgebrauch: X. In-
dicativus pro Imperative. — XI. qui{s) = quidam. — XII. omnia
= omnino. — XII. Einiges über die Konjunktion quod. — XIV. Über
quoqiie = qiie (oder autem). — XV. Abwechslung von Superlativ und
Positiv. — XVI. Ellipse von tempus. — XVII. libertas = lihera-
litas. — XVIII. ire: sterben 79
M. Lambertz, Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römi-
schen Eeiche II (Fortsetzung des I. Teiles Glotta IV, 78 ff.):
1. Doppelnamen in Ägypten. — 2. Doppelnamen in Syrien und
Kleinasien 99
Ath. Buturas, Über den irrationalen Nasal im Griechischen .... 170
Otto Probst, acrudus 191
E. Schwyzer, Zur griechischen Laut- und Wortbildungslehre: 1. 'iQvog.
2. y.QÖufxvov. 3. kSsik (xäna h'SuK. 4. yivväv. 5. nsQavag.
6. kxKTÖv. 7. Xfßrjoig- jo Xsnog tov /iVKfiov exiiviae, pellis deposita.
8. öi!;vg , 193
Giorgio Pasquali, OIxiai^Q 197
J. H. Schmalz, Satzbau und Negationen bei Arnobius 202
J. H. Schmalz, Synesis oder Schreibfehler? 209
J. H. Schmalz, Mischkonstruktionen im Lateinischen 209
Joh. Compernaß, Vulgaria 214
Elia Lattes, Etrusca : I. Vi ebbero in etrusco verbi in -sa e nomi in ^
-s plurali ? — II. L'accusativo sg. etrusco usci forse in -m o -n ?
— III. Etr. su9^i e lena-, -al -ale -ata, aisna hinO-u. — IV. Ancora
di aleune voci etrusche in -m o -n 221
Gust. Her big. Die faliskische Kasusendung -oi: 1. Dative auf -oi.
2. Weibliche Nominative auf -oi, -o, griech. -wt, -w 237
Gust. Herbig, Zur Mouillierung des l im Vulgärlateinischen .... 249
Zu Glotta IV 168ff 253
JY Inhalt
Seite
Ferdinand Sommer, Der italische Pronominalstamm eo- 253
Literaturbericht für das Jahr 1911
Paul Kretschmer, Griechisch 259
Felix Hartmann und Wilhelm Kroll, Italische Sprachen und
lateinische Grammatik 313
Kegister. Von H. Ottenjann 369
Da Herr Dr. Ath. Buturas durch Kriegsdienst verhindert war, die Kor-
rektur seines Aufsatzes zu besorgen, so sind einige Fehler stehen geblieben,
die wir zu verbessern bitten. S. 174 Z. 5 v. u.: statt oi^vSaToi lies ol x^-
daloi. S. 174 Z. 13 u. 14 V. unten: statt Buchstaben lies Laute. S. 175.
177. 189: statt Kypern lies Cypern. S. 176 Z. 13 v. oben ist die erste Hälfte
der Zeile zu lesen: Vgl. aksl. sabota aus * samhuta. S. 176 Z. 12 v. unten,
statt Arananion lies Aravanion. S. 183 Z. 13 v. unten: statt Italien, lies
Italien. S. 189 Z. 18 v. unten: statt Türkischen lies türkischen. Ferner
S. 79 Z. 15 V. oben: statt p. 266ff. lies Bd. IV 265ff.
W. Havers, Zum Gebrauch des Dativs in den italischen Dialekten 1
Zum Gebrauch des Dativs in den italischen
Dialekten
In meinen 'Untersuchungen zur Kasussyntax der indogermani-
schen Sprachen' (Straßburg 1911), wo ich mich bemüht habe, ein
Bild zu entwerfen von den Wechselbeziehungen zwischen dativi-
scher und genetivischer Ausdrucksweise, habe ich S. 170ff. nur
das Lateinische, nicht auch die italischen Dialekte behandelt. Für
diese mögen hier folgende nachträgliche Bemerkungen Platz finden.
Wenn man absieht von dem Wechsel zwischen Gen. poss. und
Dat. poss. ^) in Fällen wie osk. Herentateis sihn '^Veneris sum'
(Bück 2) Nr. 41a), umbr. Vb, G etantii mutu arferture si ""tanta
multa adfertori sit', bleiben im verbalen Gefüge nur wenige Bei-
spiele, wo für den Dativ der Genetiv eintreten kann. Ein sicherer
Beleg ist umbr. Vllb, 1 Pisi panupei fratreöc fratrus Atiersier
fust 'Quisquis quandoque magister fratribus Atiediis erit'. Auf
Grund dieser Stelle darf man auch wohl in der ähnlichen Wen-
dung Va, 4 eikvasese als Dativ plur. fassen: Arfertur j}isi pumpe
fust eikvasese At/terier 'Flamen quicumque erit collegis Atiediis'.
Die beiden zuletzt genannten umbr. Beispiele stellt v. Planta 2,
413f. unter der Rubrik: 'Dat. bei sein' auf dieselbe Stufe mit
Fällen wie umbr. etanfu mutu arferture si. Hier ist aber doch
ein Unterschied zu machen: an der letzten Stelle ist das Subjekt
zu si ein Sachbegriff (mutu), und wir haben es hier mit einem
reinen Dat. poss. zu tun, an den beiden oben genannten Stellen
handelt es sich dagegen um Bezeichnungen von Personen (fratrex
und arfertur), und es liegt daher hier ein sog. Dat. sympatheticus
der Kategorie V vor, vgl. hierüber Verf. 'Untersuchungen' S. 4.
Denselben Dativ darf man vielleicht in Tab. iguv. III 4 anerkennen:
Inuk uhturu urtes puntis frater ustentutn, wo bestimmt wird, daß
die Brüderschaft einen uhtur = lat. auctor ernennen soll. Das
schwierige urtes jmnfis wird von Aufrecht-Kirchhoff, Die umbr.
Sprachdenkmäler 2, 367 als Abi. absol. gedeutet, und so faßt es
auch Bück, wenn er übersetzt: Tum auctorem, surgentibus quini-
1) Wegen der großen Anzahl von Belegen in den einzelnen idg. Sprachen
bin ich in meinen 'Untersuchungen' auf diesen Wechsel nicht näher ein-
gegangen. Er verdient eine gesonderte Behandlung.
2) A Grammar of Oscan and Urabrian. Boston 1904.
Glotta V, 1 1
2 W. Havers
onibus, fratres ostendunto. v. Planta 2, 43G Aum. 2 rechnet die
Stelle aber mit Recht nicht unter die sicheren Belege für den
Abi. absol. Wegen des Nominativs urtas puntes in III 10 möchte
ich glauben, daß wir es hier mit einer feststehenden Bezeichnung
für eine Abteilung der Brüderschaft zu tun haben, vgl. auch E.
Huschke, Die iguv. Tafeln (Leipzig 1859) S. 397. Ich fasse dem-
nach urtes puntis nicht als Abi., sondern als Dativ Plur.: 'Die
Brüderschaft soll den Pentaden einen auctor ernennen' = 'einen
auctor der Pentaden'. Als einen Beleg für den sympathetischen
Dativ der Kategorie III (vgl. Verf. 'Untersuchungen' S. of.) glaube
ich die umbr. Stelle IV 14 anführen zu können. Sie lautet bei
Bück: Inuk eregln umtu, putrespe ertis = 'Tunc sacrarium unguito,
utriusque magmentum (dato)'; er zerlegt also das Ganze in zwei
selbständige Sätze, wodurch er genötigt wird im zweiten Satze
eine Ellipse des Verbums anzunehmen (so auch Aufrecht-Kirch-
hoff 2, 375; vgL aber Bücheier Umbr. 163). Weit einfacher ist
dagegen die Erklärung, die schon Panzerbieter, Quaestiones um-
bricae (Meiningen 1851) gegeben hat. Die Schrift selbst ist mir
leider nicht zugänglich, aber ich entnehme aus ihrer Besprechung
durch Aufrecht in KZ. 1, 281, daß er putrespe erus als Dativ
Plur. = 'utrisque diis' (nämlich dem Fuemuns und der Vesuna)
gedeutet hat, vgl. auch H. Ehrlich KZ. 40, 380 f. Aufrecht a. a. 0.
und Bücheier Umbr. 163 wollen diese Deutung Panzerbieters des-
wegen nicht gelten lassen, weil das Pronomen abweichend vom
Gebrauch des lat. uferque im Plural steht. Aber 0. Riemann,
Etudes sur la langue et la grammaire de Tite-Live (2. Aufl. Paris
1885) S. 185 f. hat gezeigt, daß auch im Lateinischen utrique an
Stelle des Singulars nterqiie nicht selten ist, und zwar namentlich
in der Volkssprache, vgl. z. B. Caelius bei Cic. ad fam. VIII 11, 1
utn'sque consulihus; Caesar b. Afr. 28, 1 und 53, 1 utrisque duci-
bus; ib. 81, 1 in utrisque cornibus; b. Hisp. 7, 3 in conspeciu utro-
rumque oppidorum usw. Beispiele aus Inschriften geben Konjetzny,
Arch. f. lat. Lex. 15, 333 f. und Max. Hoffmann, Index gram-
maticus ad Africae titulos Latinos (Diss. Argent, 1878) S. 116,
vgl. auch CIL. IV 2457: Methe Cominiaes Atellana amat Chrestum
corde, [sijt utreisque Venus Pompeiana propitia. Ich übersetze
also: 'Dann soll er beiden Gottheiten den Altar salben' = 'den
Altar beider Gottheiten'.
Auch für den rein adnominalen Gebrauch des Dativs finden
sich einige Belege. Aus dem Umbrischen gehört hierher die Stelle
Vllb, 3 appei arfertur Atiersir poplom andersafust 'ubi flamen
Zum Gebrauch des Dativs in den italischen Dialekten 3
Atiediis populum lustiaverit'. Aufrecht-Kirchhoff 2, 303 fassen
hier Atiersir als Nom. Sing., fügen indessen die Bemerkung hinzu:
*'zwar könnte Atiersir auch, wie sich zu Vb, 8, 14 herausstellen
wird, kontrahierter Dat. Abi. pl. (für Atiersier) sein; allein wir
wenigstens sehen nicht ab, welche Beziehung und Erklärung ein
solcher Dat. (oder Abi.) Attidiis in dem Zusammenhange des
Zwischensatzes apei arfertur Atiersir poplom andersafust zulassen
könnte". Aber darin besteht ja gerade das Charakteristikum des
adnominalen Dativs, daß er sich vom Verbum losgelöst und eine
selbständige Stellung eingenommen hat, vgl. das der nhd. Um-
gangssprache angehörige Beispiel dem Vater sein Haus ist groß,
wo sich der adnominale Dativ losgelöst hat aus Fügungen wie
dem Vater ist sein Haus abgebrannt (Verf/Untersuchungen' S. 296
u. 322). Auch für das umbr. arfertur Atiersir läßt sich die Ent-
stehung aus einem ursprünglichen verbalen Gefüge wahrscheinlich
machen; einige Zeilen vorher heißt es nämlich (Vllb, 1): Pisi
punupei fratrex fratrus Atiersier fust (vgl. oben S. 1). Hier
braucht man für fratrex nur arfertur einzusetzen, um die Ent-
stehung eines losgelösten arfertur Atiersir verständlich zu finden.
Auch Bück faßt nach Ausweis der Übersetzung S. 288 Atiersir
als Dat. Plur. = 'Atiediis', womit aber in seltsamem Widerspruch
steht, daß er S. 330 im Index Atiersir mit "^Atiedius' übersetzt.
Die dativische Natur unseres Atiersir wird neuerdings auch von
K. Brugmann, Ber. d. Kgl. Sachs. Ges. d. Wiss. 1911, 173 ver-
fochten. Für den adnominalen Gebrauch des Dativs im Oskischen
bietet das Täfelchen von Agnone (Bück Nr. 45) eine Anzahl von
Belegen. Bei der Aufzählung der Standbilder, die sich im Haine
der Ceres befinden, heißt es nämlich Z. 20". Vezkei statif, Evklüi
statif, Kerri sfatif usw. Das Substantiv statif = 'statua' hat also
nicht, wie man erwarten sollte, den Genitiv des Götternamens vor
sich, sondern den Dativ. Nach v. Planta 2, 415 und v. Grien-
berger Glotta 2, 263 wäre nun aber aus dem Anfang der Inschrift
zu Vezkei statif usw. jedesmal ein *^es ist errichtet' zu ergänzen.
Diese Ansicht kann ich nicht teilen und muß deshalb etwas näher
auf den Anfang der Inschrift eingehen. Er lautet bekanntlich:
Status püs set hürtin Kerriiin. Das wird von Bück übersetzt:
'(Di) qui erecti sunt in luco Cereali'; nach v. Grienberger Glotta
2, 262 bezieht sich aber der Nominativ des Partizipiums nicht
auf einen zu ergänzenden Nominativ Di, sondern auf die im Fol-
genden aufgezählten Standbilder, er übersetzt demnach 'erectae
quae sunt in luco Cereali: Vetusci statua, Euclo statua, Cereri
4 W. Havers
statua usw., indem er statif als ein maskulines, nicht als ein fe-
minines Substantiv erklärt. Bück und v. Grienberger geben also
beide dem Status die Bedeutung eines Participiums Perf. Passivi.
Dem gegenüber sehe ich in diesem Worte ein Substantivum von
der Bedeutung "^Statuen', wofür besonders der Umstand spricht,
daß auch das auf der Rückseite des Täfelchens steheude Ver-
zeichnis der Altäre mit einem Substantivum beginnt: Äasas ekask
eestint hürtüi (Z. 26f.) = 'Arae haec exstant luco'i). Dsi^ Status
gerade so gut ein Substantivum ist wie das folgende statif, hat
schon Breal, Mem. soc. ling. 4, 138 nachdrücklich betont, vgl.
auch Büchelers Worte Umbr. 112: sentisne quid sit in lege sacra
statif? scilicet idem in singulari numero quod in plurali statos,
quoniam staz fuit cur displiceret. Damit hat Bücheier auch schon
den Grund angegeben für den Übergang vom Nom. Plur. Statiis
zum Nom. Sing, statif; wir wissen jetzt durch Wackernagels Ab-
handlung 'Wortumfang und Wortbedeutung' in den Nachr. d. Gott.
Ges. d. Wiss. 1906, 147 ff. wie groß in den verschiedensten idg.
Sprachen die Abneigung gegen einsilbige Wörtchen war 2). Seiner
1) Das soll soviel heißen wie: 'Der Tempelbezirk besitzt folgende
Altäre', vgl. Aufrecht KZ. 1, 90, v. Planta 2, 414, Bück § 275, v. Grien-
berger Glotta 2, 263; aber eine annehmbare Erklärung für diese eigen-
artige Ausdrucksweise ist bisher nicht gefunden. Sollte der Dativ hürtüi
nicht unter dem Einfluß all der vorhergehenden und folgenden Dative
verschrieben sein statt des Lokativs hürtei oder hürtin (vgl. Z. 1)? Solche
durch Vorhergehendes oder Folgendes veranlaßte ' Verschreibungen' sind in
den Denkmälern der italischen Dialekte gar nicht selten; für Beeinflussung
durch Vorhergehendes vgl. z. B. Tab. iguv. Ib, 16 Akeiuniamem, wo das
letzte tn statt n steht wegen des vorhergehenden m (Bück § 109, 1); Ib, 40
ist die 3. Person aterafust wohl veranlaßt durch das vorhergehende fust
(Bücheier Umbr. 87); IV 6 ist Asamar ereclamar geschrieben statt ere-
flumar (Bücheier, Umbr. 162 f., v. Planta 2, 408 Anm.); VIb, 60 verdankt
holtu sein h wohl nur dem vorhergehenden hondu (v. Planta 1, 445). Eine
Beeinflussung durch Folgendes liegt z. B. vor in Tab. Bant. (Bück Nr. 2)
Z. 9: factud j)ous touto deiuaturis tancjmom deicatis, wo paus st. pus und
deiuatuns st. deiuatus steht (v. Planta 2, 396). So erklärt sich m. E. auch
wohl vtinstreis aeteis in Tab. Bant. Z. 12, wo das masc. Geschlecht auf-
fällt gegenüber dem femininen in C. A. (Bück Nr. 1) Z. 53: a]ittiüm ulttram
(v. Planta 2, 226 u. 409). Mehr über solche Schreibfehler bei v. Planta
2, 329 Anm. 1 und 200 Anm. 1. Für das Griechische ist Ähnliches nach-
gewiesen von E. Nachmauson, Beitr. z. Kenntnis der altgriech. Volkssprache,
Uppsala 1910.
2) Auch abgesehen von Wackernagels Erklärungsprinzip wäre der
Wechsel zwischen Stattis und statif nicht unerhört. Im Cippus von Abella
(Bück Nr. 1) wird das Heiligtum des Herkules bald Sakaraklüm Iiereklei&
Zum Gebrauch des Dativs in den italischen Dialekten 5
grammatischen Form nach ist Status natürlich Nom. plur. masc.
des Part. Perf. pass., aber dieses Participium fungiert hier als
Substantivum , vgl. Conway, The Italic Dialects II (1897) S. 659,
der hier zur Erklärung des maskulinen Ausgangs lapides ergänzen
möchte; besser denkt man wohl an Di: 'aufgestellte Gottheiten
ist dem Sinne nach = 'Götterstatuen ; für die transitive Bedeu-
tung der Wz. *stä- cf. Skutscb, Vollmöllers Jahresber. 5, I 72.
Für das hinter Status folgende Pronomen püs möchte ich zu er-
wägen geben, ob es nicht besser in dem alten indefiniten Sinne
statt im relativen zu fassen ist, so daß zu übersetzen wäre: 'Es
gibt im. Cereshain eine Reihe von Statuen'. Daß auch die Mehr-
zahl der lat. Relativsätze aus Sätzen mit ursprünglichem Pronomen
indefinitum herzuleiten ist, hat vor kurzem W. Kroll in dieser
Zeitschrift Bd. 3, 7 ff. ausführlich begründet. Sehr instruktiv ist
das von ihm S. 8 genannte Beispiel aus der puteolanischen Bau-
inschrift (CIL. I 577) I 9: in area trans viam paries qui est propter
viaw, in eo pariete . . honen aperito 'auf dem Platze jenseits des
Weges liegt eine Mauer: in dieser Mauer soll er ein Fenster durch-
brechen . Hierzu läßt sich eine treffende Parallele aus dem Oski-
schen anführen, nämlich die Inschrift Bück Nr. 4: V. Aadirans
V. eitiuvam paam vereiiai Fümpaiianai tristaamentud deded, eisak
eitiuvad V. Viinikiis Mr. kvaisstur Pümpaiians triibüm ekak . . .
üpsannam deded. Das ist zu übersetzen: "Vibius Adiranus, Sohn
des Vibius, hat der pompejanischen Landwehr testamentarisch eine
Geldsumme vermacht; von diesem Gelde hat der Quästor von
Pompeji, Vibius Vinicius, Sohn des Maras, dieses Gebäude bauen
lassen". So hat schon v. Planta 2, 480 Anm. 1, wie ich nach-
träglich sah, die Inschrift deuten wollen, und es ist nicht nötig
mit Bück § 324 den Acc. eitiuvam durch eine Attraktion an den
Kasus des Relativpronomens zu erklären. Bemerkensv/ert ist die
für das Indefinitum charakteristische Enklise des Pronomens im
osk. Status püs, eitiuvam paam, und im lat. paries qui, vgl. hier-
über Kroll, Glotta 3, 10 f. Diese Enklise hat sich im Osk. teil-
weise auch noch nach der Verschiebung des ursprünglichen In-
definitums zum Relativum gehalten, vgl. Bück Nr. 27, 7 Fiisiais
ptimperiais prai Mamerttiais pas set 'quae prae Martiis sunt, da-
genannt, z. B. Z. 11, bald Herekleis fiisnü, z. B. Z. 30, woraus Aufrecht-
KirchhofF 2, 344 mit Unrecht geschlossen haben, daß füsmi nicht 'teraplum'
bedeuten könne. In derselben Inschrift steht kurz hintereinander (Z. 14/15)
anter teremniss und pai teremenniü, vgl. für diesen Wechsel v. Planta 2, 147
u. 184.
6 W. Havers
gegen heißt es ib. Nr. 28, 6 schon FUsiais . . pas prai Mamert-
tiais set.
Wenn demnach Status die Geltung eines Substantivs hat =
'Statuen', so ist es klar, daß in der folgenden Aufzählung dieser
Statuen: Vezkei statif, Evklüi statif usw. kein Verbum aus dem
Vorhergehenden zu ergänzen ist, daß wir es hier vielmehr mit
reinen adnominalen Dativen zu tun haben. Dasselbe gilt von den
Dativen im Verzeichnis der Altäre, Z. 28 ff., wo aus dem Plur.
Aasns (Z. 26) zu jedem Namen der Sing. *aasii hinzuzudenken
ist^). Ein sicheres Beispiel für den adnominalen Dativ ist mir
sonst aus dem Oskischen nicht bekannt; nistrus Fakiu Kltivatiui
= 'propinquos Pacio Clovatio' im ""Fluch der Vibia' Z. 2 (Bück
Nr. 19) ist nur dann beweiskräftig, wenn nistrus hier vollkommen
als Substantivum empfunden wurde, vgl. den Dativ beim Super-
lativ in Nr. 26, 9 Nesshnas sfaiet veruis (Bück § 277). Aus dem
Marrucinischen gehört wohl die Wendung totai Maroncai lixs =
'civitati Marrucinae lex' im Anfang der Bronzetafel von Rapino
(v. Planta Nr. 274, If.) hierher, die eine treffende Parallele bietet
zu dem bekannten ^A ßgarga roig ßaXslnig, vgl. Kretschmer KZ.
30, 578 Anm., wo mehr solcher Überschriften in griech. Urkunden.
Daß der Anfang der Inschrift: ahos pacris als ein Präskript zu
fassen ist, zeigt Skutsch Glotta 3, 99 Anm. 1. Bei v. Planta 2,
415 folgt auf dieses marrucinische Beispiel die marsische Inschrift
Nr. 243 esos Novesede pesco pacre = 'Dis Novensilibus sacrificium
paciferum'. Nun ist aber mars. pesco = umbr. persclo, und das
zu diesem gehörige Verbum wird mit dem Dativ konstruiert, cf.
IV 10 jiersnimu Puemune. Ich glaube daher, daß dieses marsische
Beispiel ähnlich zu beurteilen ist wie lat. ohtemperalio legibus,
umbr. tikamne luvie (IIa, 8), vgl. Bück § 278. Der Anfang der
volskischeu Lex Sacra (v. Planta Nr. 240): Dem Dedune statom
wird von Skutsch Glotta 3, 87 übersetzt: 'Der Göttin Decluna ge-
weiht'. Ich möchte hier statom als ein Substantivum im Sinne des
lat. statua fassen, so daß wir hier ein genaues Gegenstück zu
osk. Vezkei statif usw. (vgl. oben) hätten. Die faliskischen In-
schriften schließlich bieten nur einen scheinbaren Beleg für den
adnominalen Dativ, nämlich in dem zextoi ß der Inschrift Nr. 48
bei Deecke, Die Falisker (Straßburg 1888): uoltio folcozeo zextoi
1) Anderer Art sind die ganz für sich stehenden Dative der Völker-
naraen in Tab. if?uv. IIb, 2 ff. Sie sind nicht von dem folgenden teüu ab-
hängig, wie Huschke S. 321 meint; die richtige Erklärung findet sich bei
A.-K. 2, 340 im Anschluß an eine Notiz des Festus.
Zum Gebrauch des Dativs in den italischen Dialekten 7
fi; denn fi ist nicht mit Deecke, der übrigens auch zextoi fälsch-
lich als Genitiv deutet, zu filius zu ergänzen, sondern zu ßlio: V.
Folcosius Sexto filio (sc. fecit oder posuit), d. h. der Vater hat
seinem Sohne Sextus die Grabschrift gesetzt, cf. Joh. Schmidt KZ.
38, 31, Skutsch Vollmöllers Jahresber. 8, I 41 f.
Wenn die italischen Dialekte somit nur wenige Belege für
den symp. Dativ und den zu einem großen Teil auf diesen zurück-
gehenden adnominalen Dativ bieten, so wäre es doch voreilig
hieraus den Schluß zu ziehen, daß dieser Dativgebrauch in den
italischen Dialekten nicht besonders verbreitet war. Wie das La-
teinische durch seine überaus reiche Entfaltung des symp. Dativs
eine der ersten Stellen unter den indogermanischen Sprachen ein-
nimmt (Verf. 'Untersuchungen' S. 170ff.), so dürfen wir diesen
Dativgebrauch 1) im entsprechenden Maße auch für die italischen
Dialekte voraussetzen. Der geringe Umfang und der eigenartige
Inhalt der uns überlieferten Denkmäler ist einzig und allein ver-
antwortlich zu machen für das geringe Hervortreten des symp.
Dativs. Wie ich bereits in meinen 'Untersuchungen' S. 247 f.
hervorgehoben habe, schließt sich das Keltische insofern eng an
das Italische an, als es den symp. Dativ mit Vorliebe da gebraucht,
wo von Beziehungen der Menschen unter einander die Rede ist.
Ich will hier noch darauf aufmerksam machen, daß das Keltische
auch in der Anwendung des adnominalen Dativs mit dem Italischen
Hand in Hand geht. Danielsson 2) hat neuerdings die keltische
Provenienz der lepontischen Inschriften wieder zu Ehren gebracht
und gezeigt, daß in Inschriften wie slaniai: uerkalai : pala \ tisiui:
piuotialiii : pala (Danielsson a a. 0. S. 16, Jacobsohn, Altitalische
Inschriften Nr. 198) vor pala 'Grab' die Eigennamen im Dativ
stehen. Wir können demnach übersetzen ' Der Slania Verkala
(ihr) Grab', 'dem Tisios Pivotialos (sein) Grab". Diese keltischen
adnominalen Dative stehen also auf gleicher Stufe mit den oski-
1) Pauli, Die Veneter und ihre Schriftdenkmäler (1891) S. 123 nimmt
fürs Umbrische sogar eine teilweise Verdrängung des Dativs durch den
Gen. bei den Verben des 'Gebens' an und zwar auf Grund der Inschrift
Nr. 292 V. Planta: Titis dmium dede (vgl. v. Planta 2, 413). Das ist ganz
unwahrscheinlich; denn bei den Verben des 'Gebens' findet im Idg. eine Ver-
drängung des Dativs durch den Genetiv nur dann statt, wenn der Dativ
in allen seinen Funktionen dem Siechtum verfallen ist, vgl. Verf. 'Unter-
suchungen' S. 33 und Anm. 1, S. 46, S. 164 Anm. 2.
2) Zu den venetischen und lepontischen Inschriften. Skrifter utgifna
af k. Humanistiska Vetenskaps-Samfundet i Uppsala XIII, 1 (1909) S. 14ff. ;
vgl. Skutsch Glotta 3, 346.
8 K. Witte
sehen des Täfelcheus von Agnoue: Vezkei statif, Evklüi statif usvf.,
und Herbigs Zweifel (IFAnz. 28, 25) an Danielssons Deutung ist
nicht mehr berechtigt.
Straßburg i. E. W. Havers
Über die Kasusausgänge -oio und -ov^ -oiai und -oi^,
-rjai und -ijg im griechischen Epos
Die Tatsache, daß die Sprache des griechischen Epos ein Ge-
bilde des Hexameters ist und erst diese Erkenntnis den Schlüssel
zur Lösung der verschiedenen Probleme der homerischen Sprach-
geschichte liefert, kann nicht mehr bestritten werden. Fragt man
nun aber einmal, inwiefern denn eigentlich der epische Vers seinen
Einfluß auf die Gestaltung der homerischen Sprachformen ausgeübt
hat, so lassen sich zwei große Erscheinungsformen aufstellen, denen
die einzelnen Beobachtungen sich einordnen: in einer der beiden
kann alles, was wir mit den Worten 'Verszwang' oder 'Versrück-
sichten' zu bezeichnen pflegen, untergebracht werden. Die Dichter
waren erstens bemüht, diejenigen Formen, die sich dem dakty-
lischen Rhythmus überhaupt nicht oder nur schlecht fügten, dem
Verse anzupassen. So haben sie Wortformen, welche drei unmittel-
bar aufeinander folgende Kürzen enthielten oder einen Kretikus
bildeten, dem Hexameter eingeordnet; dabei griffen sie ebenso
häufig zu dem Mittel der metrischen Dehnung wie dem der Vokal-
kontraktiou. Aber auch Formen, die zur Not hätten verwendet
werden können, sind allmählich dem Vers zuliebe entweder ver-
ändert oder überhaupt aus dem Sprachschatz des Epos ausgemerzt
worden. Von diesem Schicksal wurden nicht bloß diejenigen Wort-
formen betrofi"en, welche die Messung des Antispast aufwiesen (s. u.
S. 28 f.), sondern auch alle anders gebauten, wofern metrisch be-
quemere an ihre Stelle treten konnten; Beispiele dieser Art aus
den verschiedensten Gebieten der Lautlehre, Formenlehre und Syn-
tax habe ich in meinen Arbeiten über Homer (Singular und Plural,
Leipzig 1907; Zur homerischen Sprache I— XII, Glotta I 132 ff.
n 8 ff. III 105 fi". 388 ff.; Die Vokalkontraktion bei Homer, Glotta
.IV 209 ff.; Homerische Sprach- und Versgeschichte. Die Entstehung
^er ionischen Langzeile, Glotta IV Iff.) beigebracht.
Wenigstens ebenso wichtig für das Verständnis der homerischen
über d. Kasusausgänge ~oto u. -ov, -oiat, u. -oig, -^ai u. ->;? im griech. Epos 9
Sprach- und Verstechnik ist ein anderes Gesetz, das der epische
Vers den homerischen Wortformen auferlegt hat. Die Dichter
waren nämlich zweitens bemüht, allen Formen desselben Para-
digma denselben Umfang zu verschaffen. Es ist bekannt, daß die
im Epos häufiger vorkommenden Worte an bestimmten Versstellen
ihren festen Sitz hatten. Wie leicht mußte sich unter diesen Um-
ständen bei den Dichtern der Wunsch einstellen, z. B. zu einem
im sechsten Fuß festsitzenden spondeischen Nominativ und Dativ
eines Wortes einen eben solchen Akkusativ zu besitzen (s. u. S. 36 f.).
Dies zweite Gesetz, das bis zum heutigen Tag unerkannt geblieben
ist, gibt mit einem Schlag über Hunderte homerischer Doppel-
formen Auskunft; es ist durchgängig anzuziehen zur Erklärung des
Reichtums und der Mannigfaltigkeit des epischen Sprachschatzes.
Ich zeige das für ein konkretes Beispiel: für die Kasusausgänge
-OLO -ov, -oiGi -oig, -HOL -fig.
Daß wir über den Gebrauch der Kasusausgänge -oio und -ov,
-oiOL und -oig, rjOi und -jig im griechischen Epos trotz verschiedener
Untersuchungen über diese Formen noch nicht viel wissen, ist
der unzureichenden Methode zuzuschreiben, mit der vielfach die
Probleme der homerischen Sprachgeschichte behandelt worden
sind. Die Sprache des griechischen Epos ist ein Gebilde des
epischen Verses. Er hat die Sprachform diktiert; es lassen sich
für jede homerische Wortform die Gründe nennen, weshalb ge-
rade sie und nicht eine audersgebaute oder synonyme Form ver-
wendet wird. Auch der Gebrauch der Genetive auf -oio -ov und
der Dative auf -oiöl -oig, -rjOi -rjg ist nicht willkürlich, sondern
nach bestimmten Gesetzen geregelt. Es gilt diese Gesetze aufzu-
finden. Dann wird es ein Leichtes sein, die Geschichte dieser
Suffixe bei Homer zu schreiben.
I.
Um mit einer unmittelbar einleuchtenden Tatsache zu beginnen,
so wurde die Genetivendung derjenigen Maskulina auf -og und
Neutra auf -ov durch den Vers bestimmt, die im Nominativ einen
Daktylus bilden (Typus ^'^^log, (pdoyavov). Hier waren die
Formen auf -oio ausgeschlossen; bei Homer findet sich
^^^iov 5mal^), ^^oiov 1 mal, Jaqddvov Imal, Euqvtov 3 mal,
1) Bei diesen Zahlenangaben stütze ich mich auf Gehrings Index Ho-
mericus. Ich zitiere im folgenden nach der Homerausgabe von A. Ludwich.
S. u. S. 23 Anm. 1.
10 K. Witte
QeoaaXov Imal, ^lliov 20mal^), "inrtctöov Imal, Icpirov
Imal^), Ueqydfxov 3 mal, IltjXi'ov 3 mal, '^YQzdyiov 2 mal;
alsTOv Imal, ccqyvqov 3 mal, Iviov Imal, Xrjiov Imal, vi/ucpiov
Imal, ^sivLOv 2 mal, oixcpaXov Imal, oqi-iaiyov Imal, oqxdTov
Imal, ovQctvov 11 mal, yiaoodXov 2mal, (paoydvov Imal;
dyqiov 3 mal 3), t^tvIov 2mal, l^dXov Imal, oXßiov Imal, rtoi-
'mIov Imal*), xrilh/iov Iraal; /JAjy^weVof 4mal, K£if.i6vov Imal.
Dasselbe wie von den daktylischen Worten gilt von den auf einen
Daktylus ausgehenden; in Ilias und Odyssee begegnen solche der
Messung (a) ^ _ w w, (b) ^ ^ _ u u, (c) u ^.
a) ^^yaozQocfov Imal, ^AXioiov Imal, Boaygiov Imal, ^lag-
ddvüv 2raal, Kai'acQiov Imal, Mevoiriov 13mal, 0yi]OL0v
Imal; ^A%aiL%ov Imal, ^OXv\.iniov 4mal; dxa^jTtixov Imal,
dia-^/iTOQOv 2 mal, {.lexacpQtvov Imal; df.ieiXixov Imal, ßad-vq-
q6ov 4 mal, sxtjßolov 2 mal, svCvyov Imal, ev^öov Imal^),
/nvAtjCfdrov Imal, veovzdrov Imal, vecovigov Imal, rca-
XaicpaTOv Imal, 7teqi/.Xvtov 2 mal, noXvmvxov 4 mal.
b) ^/Aiawödgov Imal, TeXa/iuoviov Imal; e%at7]ß6Xov Amal^
e7iLd7j(.iiov Imal, VM/.oj.ir^xdvov 2 mal, noXvdaiödXov 4 mal,
7toXvda>iQi:ov 1 mal, TioXvriQdzov 1 mal, 7toXvq>aQi.id'/,ov 1 mal,
v^ovrjiov Imal, (fasoLf-ißQÖTOv Imal.
c) ^^Q/,eiaiov Imal, ^^aKXrjTriov 2man), neoy.iooiov 2 mal;
dipOQQOOv 2 mal, droxeif-tegov Imal, evöueXov Imal, v.aX-
Xiocfi'QOv 3mal, T€Qil'if.ißQ6zov 2mal, xQ^^^^gov Imal, XQ^~
aoi^gövov Imal.
Dative konnten von den daktylischen oder daktylisch endi-
1) Über den überlieferten Versanfang 'IXtov nQonctQoi&fv xtX. O 66.
* 104. X 6 s. u. S. 47.
2) Das i der Mittelsilbe von "/(fcrog ist kurz in den Formen "itfiTos
(^< 14. 22, "lifiTov (f 37, 'fcfitrov P 306. P 306 lautet
TVTrhöv 6 öf .Z/f()Yor, f^Byatf-ujuov 'I(fj(Tov vtöv.
Damit vgl. £ 518
vli'fg 'fqiTOv /Lityußvfiov Nc(vßo?J^ao,
wo Payne Knight die Form FufiToFo eingesetzt hat. S. auch u. S. 47.
3) Über das überlieferte uyQlov X 313 s. u. S. 47.
4) Hierzu kommt dtiiov 5mal. Freilich findet sich daneben Smal ^riCoio
in Versen wie B 415
al&aköiv, TTQrjacti. Jf nvQÖg Srjioi,o &vQ{TQCt.
Über die Form i^ioio vgl. z. B. Leo Meyer BB VI 119 f.
5) Daneben findet sich K 373 die Form Iv^ov, die ich Glotta IV 224
erklärt habe.
6) Über Idaxlr^mov B 731 s. u. S. 47.
über d. Kasusausgänge -oio u. -ov, -oiai u. -ois, -ijai u. -rjg im griech. Epos 1 1
genden Maskulina und Neutra der zweiten Deklination überhaupt
nicht verwendet werden ').
II.
Wenn bei den soeben angeführten Worten im Genetiv aus
Verszwang nie -oio erscheint, so sind diese Formen durchaus am
Platz bei denjenigen Maskulina und Neutra, die im Nominativ einen
Choriambus bilden: Typus ^^yyjalog, a-/,^6&ET0v. Daß Formen
wie ^AyxidloLO, ayi^od^ttnio im Epos in der Ordnung sind, begreift
jeder, der weiß, in welchem Umfange die Dichter am Versende
von der bukolischen Diärese ab fünf-(vier-)silbige Wortformen nicht
nur neu geprägt, sondern auch, wofern sie im bestehenden Sprach-
schatz des Epos bereits existierten, sorgfältig bewahrt haben. Der
ersten Kategorie gehören z. B. die fünf- bezw. viersilbigen Kom-
posita vom Typus dyyivloTO^oQ an, die Glotta III 120fif. besprochen
sind; einen Hauptbestandteil der zweiten Kategorie bilden die Ge-
netive auf -nio.
Nur -010, niemals -ov, begegnet bei folgenden Worten:
^^yXiOiXoio 2 mal, ^ A\.i(finay^oio 2 mal, Aviif.iäyiOLO 4 mal,
Aviocpovow Imal, Jr^ufoiioio 2vaB\, EvqvXoxoio 1 mal, '/x«-
Qioio Imal 2), '^luTtoXoxoio 6mal, ^OqtiXoxoio omal, 2ay-
yaQioio 2 mal; dy.fiod^aTOLO Imal, syxsq^äloio Imal, ijvioxoio
6mal, oivontdoLo 3mal, oivoxooio Imal; avÖQOLUoio 4mal,
dvdQO(fciyoio Imal, dvögocpövoio 13mal, OQyvQ^oio 8mal,
dTQvyatoio lOmal, de^irsQolo Imal, hTtzartv'koio 2mal, «ixe-
dxoio Imal, Ircfioßoroio 9mal, bvqvtioqolo 3mal, evqvxoqolo
2 mal, rjdvTtoToio 3mal, r;^Y.6i.ioio 17 mal, d^eoTtmioio 5mal,
laxctXeoio Imal, yMlXi/.6iuoio 2 mal, ymIIiqooio Imal, /,vda-
Xi'liioio 22 mal, XevyaXeoio Imal, ovvidavolo Imal, 7vaido-
(fövoio Imal, 7tev/.edavolo Imal, TtovtoyiOQOio 4nial, ttvqo-
cpoQOio 2 mal, vipiy,6(.toio 3 mal, vxpoqöqiOLO 2 mal; ßaXXofxtvoio
Imal, deQ'AO(.dvoLO 2 mal, dwaiihoio^) 2 mal, lyi.xv(-dvoLO
1) Dabei sehe ich ab von der Form 3ritot.ai[v), die 8 mal vorkommt.
S. 0. S. 10 Anm. 4.
2) In der Verbindung növjov Vxc((}ioio B 145. — Über den Eigennamen
"IxÜQiog s. u. S. 13.
3) övvafiut, wird bei Homer mit kurzer Anfangsilbe in 20 verschiedenen
Formen, insgesamt an 115 Stellen, gemessen. Außerdem steht an 2 Odyssee-
stellen die Form Svrafjiivoio in den Versschlüssen . . naTQog Ji^ya Swk-
fxh'oio a 276, . . . av^Qog /u^ya övva^h'oio X 414. Zu dieser Messung wurde
der Dichter veranlaßt durch die Praxis von Formen wie cd&ofxh'oio ßakko-
fiivoio usw. (s. 0.), die selten an anderer als letzter Versstelle begegnen.
12 K. Witte
Imal, elytof-tevoLO Imal, EQ^Of-itvoio 3mal, iGiaf^ivoio 3mal,
y.aiofX€VOLO 3mal, Kivvfxsvoio Imal, f.iaivof.i€voio Imal, (.lag-
vai-ievoio Imal, olxof.ievoio 13 mal, /tivof.itvoio Imnl, gtieqxo-
/.livoLO 1 mal, TEiQOfievoio 1 mal.
Hierher gehören ferner:
Idy^/iaioio Imal, AlarjTtoLO 2 mal, ^^qt^toio Imal, ^^ocottoIo
Imal, Evrjvdio Imal, K7]q>iGolo Imal, neiodi'ÖQoio Imal,
^TtsQXSioio Imal, Tid-iovolo 2 mal, Tqoiui^voio Imal, aiyel-
Qoio Imal, eX'/.r]d^ixolo Imal, fxeaoavloio 3mal, f.iiqQivd-oio
Imal, oQxtjd^^iolo 5 mal, vicovolo Imal; äyQavloio 7 mal,
alöoloio 3mal, dvot^voio Imal, sweiogoio 2mal, Tionqiolo
10 mal.
Bei den Worten der Messung _ u^ u waren die Genetive auf -oio
sehr beliebt: diese Tatsache duldet auf Grund der obigen Zusammen-
stellungen keinen Zweifel. Trotzdem finden sich auch hier zahl-
reiche Formen auf -ov.
Die Furm ^AIvuvÖolo kommt bei Homer 30 mal vor; daneben
findet sich 4mal ^AXy.iv6ov , und zwar 3mal am Versanfang 93 23.
82. "k 346 und Imal vor der männlichen Cäsur 'Q 139. Zunächst:
wie kommen die Dichter auf den Gedanken, an Stelle der für die
Verwendung im Hexameter so vortrefflich geeigneten Form '^A-
xivooio plötzlich L4lyuv6ov zu gebrauchen? Hier ist das zweite
der 0. S. 8 f. besprochenen Gesetze in Kraft getreten, durch das
ich bereits Glotta IV 209 ff. einen großen Teil aller kontrahierten
Formen bei Homer erklärt habe. Im griechischen Epos pflegten
sich nach dem Umfang von Formen, die an bestimmten Versstellen
festsaßen, die übrigen Formen des Paradigma zu richten. Diesem
Gesetz dankt die Sprache Homers zum großen Teil ihren Reichtum
und ihre Mannigfaltigkeit. Ich nenne ein beliebiges Beispiel. Weil
die Patronymika TvdEidiqg l^tgeidr^g üriXeiSrjg im Nominativ Dativ
Akkusativ Vokativ am Versanfang und vor der männlichen Cäsur
festsaßen, wurden zu diesen viersilbigen Kasus an denselben Vers-
stellen die ungewöhnlichen Genetive TuöeiÖEO) ^Atqeiöeio JIrjAfi/Jew
gebildet; umgekehrt prägte man zu den fünfsilbigen Genetiven
TvÖEidao ^AiQEidao ürilEldao, die am Versende festsaßen, die Kasus
TvÖEog viög Tvdsog v\(f> Tvdeog v\6v Tvdäog vif., '^rgsog v\6g usw.,
wobei die Formen Tvdeog ^AvQsog IlriKiog zum ersten Mal im
Epos Verwendung fanden (Näheres darüber s. Glotta III 389 ff.).
Dasselbe Gesetz erklärt die Form ^Ah/uvoov. Da am Versanfang
"Ah/Avoog r; 332. 346. ^ 94. 235. 370. 533, "AI^lvom tj 10.
V 37 und vor der männlichen Cäsur ^AX-Mvoog t] 185. 298. 308.
über d. Kasusausgänge -oio u. -ov, -oiat u. -ois, -rjac u. -rjg im griech. Epos 13
^ 25. 59. 256, l^lxivoor ^381 einen festen Sitz hatten, wurde
zu diesen Formen an denselben Versstellen der Genetiv *^Xy.iv6ov
(s. 0.) ins Epos eingeführt. Wie '^Xxivoov ist das Vorbandensein
aller Formen auf -ov zu erklären, die von den Maskulina und
Neutra der Messung _ üü u bei Homer gebildet sind. D. h.: Um
des Verses willen ist an Stelle des altepischen Ausgangs -oio all-
mählich die Form der ionischen Umgangssprache getreten.
1. alyioxoio 50 mal; -ov Imal: i 275 ov yaQ KvxlcoTtsg z/iog
aiyioxov altyovoiv. Der Vers ist gedichtet nach dem Muster der
Versschlüsse 0 287 . . . Zeig t' alyioxog xa« ^^S^r^vrj, o 245 . . .
Zevg T^ alyioyßg mal ^AnoVkoiv.
2. aiS^Ofxivoio 13mal; -ov Imal: X 135 vor der männlichen
Cäsur. An derselben Versstelle stehen aiü-ofxsvov N 320, al^o-
f.dvag a 428. 434. t] 101.
3. avTid^eoio 7mal; -ov 3mal: ^ 40 und cp 254 am Vers-
anfaug, außerdem v 369 im Versschluß . . . dvn&eov OSvorjog.
Am Versanfang finden sich aviid^eog I 623, avzid^eov a 70. o 237
usw.; V 369 (s. o.) ist eine Weiterbildung des Versschlusses . . .
avTii}ki) 'Odvaiji A 140. ß 17. v 126.
4. ^AvTilöxoio 7 mal; -ov iV554 und 'F 354 am Versanfang.
Am Versanfang sitzen fest ^Aviiloxog E 570. 580. 584. Z 32 usw.,
"Aviilöxio N 418. n 320 usw., Uvt/Ioxov 0 568. ^ 576. Unter
der Einwirkung dieser Kasus ist sogar der Vokativ ^AvxiXox^ als
Choriambus verwendet worden ^ 570. 602. Dergleichen Vokative
finden sich sonst nur in apostrophierter Form: ^Avx'iXox 8 mal,
^Avx'ivo 9 mal, EvQi^ax 8mal usw. Vgl. u. S. 15.
5. tjelioLO 40 mal; -ov 9 mal: am Versanfang 0 538. P 372.
A 109. i-i 176. 323, vor der männlichen Cäsur d 45. tj 84, außer-
dem in den Versschlüssen . . . ^^sXiov 'tdev avydg FL 188 und . . .
^eklov dviovTog X 135. Am Versanfang finden sich rfiXiog F 277.
H 421 usw., TjiXiov 2 239. 484 usw.; vor der männlichen Cäsur
^ehog A41b. H 46b usw., ^eIuo T 104. ^44 usw., tjihov P367
usw.; der Versschluß . . . rjellov aviovxog X 135 ist eine Weiter-
bildung von 2 136 . . . r^slio) avLOvzi (vgl. auch A 592. 2 210.
A 601. T 162 usw.).
6. 'i] f-iezegoio 8mal, -ov 2mal: cp 375 und w 124 am Vers-
anfang. Am Versanfang sitzen die verschiedensten Formen von
VfUxeqog fest, z. B. r^fxeTeQog 11 244, ri(.iETEQO) A 30. (p 307 usw.,
-tjf^sTSQOv O 224. (p 375 rjf-iETSQov «^ or/.ov xrA. haben als Muster
Verse wie A 30 '^^eTigqj ivl oiy,qi xrA. gedient.
7. ^I-KaqioLO 14 mal, -ov 3 mal: am Versanfang ß 53, vor der
14 K. Witte
mäunlichen Cäsur t 546 und lo 195. Am Versanfang ""/xa^i/^j ß 133.
8. i7i7todd/itoio 22mal, -ov Imal; W 412 vor der männlichen
Cäsur. Vor der männlichen Cäsur stehen iTtnoöaiuov F 237. l 300,
\7tTtodd(xo)v r 127. 131 usw., hmoddfxovg F 343. J 80 usw.
9. 'QyiEavolo 22mal, -ov 3mal: am Versanfang B 246, vor
der männlichen Cäsur \p 347 und w 11. Am Versanfang stehen
"Qy^eavög ö 568. l 158, ^Q^savor ä 201. 302; vor der männlichen
Cäsur 'Qyieavoj 0 485. il> 244, "nMavov ^ 423. A 639.
10. '^H(paiatoio 23mal, -ov Imal: JS" 369 am Versanfang.
Am Versanfang finden %\cX\'''Hcpaioioq A 608. B 102 usw., ''Hq)aLaTOv
^ 345. Der Dichter der Hoplopoiie hat, wie 'Hcpaiorov, so auch
"^'Hcpaiavs am Versanfang verwendet V. 392 (s. auch O 379); vgl.
0. S. 13.
11. OvXv(.iTtoio 24mal, -ov 4mal: vor der männlichen Cäsur
n 364, sodann in den Versschlüssen y.ai OvXv^Ttov toö^ ixaVetg
H 298 =^ 309 und . . . OvlvfÄTtov viq>6evTog 2 616. Vor der
männlichen Cäsur findet sich Ovlvf-iTTCij O 389; zu den übrigen
Versen vgl. den Versschluß . . . Oulv^vcov de ßeßrfAEi ^221. Durch
Konjektur beseitigt die Formen OvlvfXTrov -q) W. Schulze Quae-
stiones epicae 272.
12. nazQoytloLO 21 mal, -ov 7 mal: am Versanfang 11 478.
699. ß 6. 756, vor der bukohschen Diärese 11 647. T 412, vor
der weiblichen Cäsur ^ 192. Am Versanfang FlcxTQoy.'log FL 2.
219. 268. 284. 372. 377. 394. 427. 480. 684. 703. 733. 760. 763.
783. 816, naTQ6/.hi) 11 581, IJaTQO/.lov P 15; der Stellung am
Versende kommt die vor der bukolischen Diärese gleich (darüber
s. u. S. 22 f.); vor der weiblichen Cäsur iTar^oxAoy 11 463, Ud-
tqokXov P 125. 2 232 usw.
Bei diesen 12 Beispielen haben die Genetive auf -oio das
Übergewicht. Unser Gesetz erklärt aber auch diejenigen Formen
auf -ov, die neben -oio nur wenig seltener, ebenso häufig oder
sogar häufiger vorkommen.
13. '^i-icpivoi^oio Imal, -ov imal: o 395 am Versanfang.
Am Versanfang l^f-iqilvof^og % 89.
14. '^vTivooLO 3mal, -ov Imal: to 424 am Versanfang. Am
Versanfang '^vrivoog ß 84. 301. 6 628 usw., ^yivTLVoii) o 292,
^uävrivoov 6 631. tt 417 usw.
15. agyalsoio 2mal, -ov Imal: P 667 am Versanfang. Am
Versanfang dgyaliog ö 397, agyccleov rj 241. v 312 usw., aqya'kii]
P 544. O 386, dqyaUrig P 385 usw.
16. ^vToXv'AOiO 4 mal, -ov 4 mal: am Versanfang A 85, vor
über d. Kasusausgänge -oio u. -ov, -oiai u. -oig, -i^ai u. -jj? im griech. Epos 15
der männlichen Cäsur t 430. 437. 455. Am Versanfang hat der
Dichter des t ^vtoXvKog 399 und 418, vor der männlichen Cäsur
405. 414. 459 verwendet. Vgl. z. B. 414 zov /nev oq' ^u4vv6lv/.og
y.tX. und 455 tov f.iiv ag ^vtoXvxov xtA.
17. BovTTQaaloio Imal, -ov Iraal: ^ 756 vor der männ-
lichen Cäsur. Ebendort BovTtgdoiov B 015.
18. daidaXsoio Imal, -ov 4mal: ^ 390. T 380. x 315. 367
im Versanfang xalov daiöaXeov -axX. Er ist nach dem Muster der
Versanfänge -^aXov daiddXeov yivX. X 314. a 131, KaXT^g öaidaXetqg
n 222, y.ccXjj daidaXlij I 187, ytaX^v daidaXhjv 2 612 gedichtet.
Am Versanfang oder vor der männlichen Cäsur sitzen fest daiöa-
Xeov -iqg Tj rjv und nach ihrem Muster, außer öaidaXeov, öaiddXea
2 379.
19. JovXixioLO 2mal, -ov Imal: ti 396 vor der männlichen
Cäsur. Ebendort JovXixiov B 629.
20. ^v/iioßoQOio 3mal, -ov Imal: H 210 d-vfxoßoqov sQiöog
Y.%X. Gedichtet nach dem Muster von T 58 d-v^ioßöq^) sgidi ^xX.
21. '/caaaLTeQoio 6mal, -ov 2mal: am Versanfang 2 565,
sodann im Versschluß . . . /.aaaiTSQOv ts 2 574. Vers 574 hat der
Dichter der Hoplopoiie gedichtet, nachdem er zuvor (474) den
Versschluß . . . yiaaaiTeQov te verwendet hatte; . . . %aoaiT8Qto ts
findet sich W 503.
22. yiovQiöloio 2 mal, -ov Imal: w 196 vor der männlichen
Cäsur. Ebendort AOvqLÖir^v N 626.
23. ev ^afxsvoio Imsd, -oü 2mal: ^381 und ^211 am Vers-
anfang. Am Versanfang ev^di-isvog T 257. ^ 463 usw.
24. ÖQVv/xevoio 2mal, -ov Imal: J 421 am Versanfang.
Ebendort 6qvv/.i€vo)v Y 158.
25. ÜEiQid^ooio 3 mal, -ov 2 mal: M 129 und 182 vor der
männlichen Cäsur. Ebendort IleLQid^oq) B 742, IIuQid^oov A 263.
Ä 318.
26. Tt\XE[xd%oio 16mal, -ov 12mal: am Versanfang y 374.
432. X 68. ^ 175. o 496. a 156. v 272. cf 216, vor der männlichen
Cäsur y 423. o 257. v 295. (f 313. Am Versanfang sitzen fest
Tv[Xl^aiog a 425. ß 260 usw., TriXefxaxqt ß 194. 383 usw., TiqXs-
fiaxov a 382. ß 83 usw.; vor der männlichen Cäsur TrjXef.iaxog
a 156. 213 usw., TiqXefAdxo) y 63. d 166 usw., TiqXsfxaxov ß 185.
200 usw. Nach dem Muster dieser Formen ist auch TriXe/^iaxe
4mal als Choriambus verwendet worden; TfiXefxax begegnet 26mal.
Vgl. o. S. 13.
27. xwO|U6Voto 4mal, -ov Imal: / 107 am Versanfang. Eben-
16 K. Witte
dort y^coof-iEvog ^ 244. 380 usw., x^i)0(.iiv(i) B 782, x^'^oi^evov u4 429
usw.
28. ^^ÖQijOTOio Imal, -ov Imal: f 347 am Versanfang.
Ebendort "'AÖQiqaioq Z 45, ^'AÖQrjozop Z 37. U G94.
29. Alytod-OLO 6 mal, -ov 2 mal: am Versanfaug w 97, vor
der männlichen Cäsur ö 537. Am Versanfang ^l'yiaO^og y 250.
6 b2b, ^Yyiod-ov a 300, y 198. 308; vor der männlichen Cäsur
Al'yioi^og ö 529. X 409.
30. AiyvTCToio 2mal, -ov Imal: ö 355 am Versanfang.
Ebendort AXyvjtxov d 483. ^ 240. q 426, AlyvTtzo) y 300. d 351.
31. av9-Qo')7ioiO 1 mal, -oi; 2mal: vor der männlichen Cäsur
JT 315, am Versende P bl2. Dreisilbige Formen von avd^Qionoq
stehen vor der männlichen Cäsur 29 mal; die zahlreichen Verse,
die auf dv&QcojTcov -oig -ovg schließen, sind Glotta III 130ff. be-
sprochen.
32. a(fv€iolo 4 mal, -ov 3mal: l 414. Z 47. i2 482 vor der
männlichen Cäsur. Ebendort acpvEiov q 420. t 76 usw.
33. Evi^i^loio Imal, -ov Imal: ^481 am Versanfang. Eben-
dort Evi-irflog B 714, Eu/.a]lq) W 559. 565.
34. rjTteiQoio 9 mal, -ov 8 mal: vor der männlichen Cäsur
« 162. / 90. e 350. i 85. /. 56. ^ 136. 7l 367, sodann im Vers-
schluß . . . r^/ceiQov e/tißrjrai e 399. Vor der männlichen Cäsur
i^TteiQq) I 100, rjneiQov l 485. 496. o 84; vgl. z. B. ^ 100 daÖBV!.^
SV T^TteiQü) xrA. und ^136 y-elrai in rindqov ktA.
35. l(pd-i(j.oio Imal, -ov imal: ö 365 vor der männlichen
Cäsur. Ebendort l'(p&if.wg Q 144, Xcp&ifxov tc 89, Yq)&i(xoi TL 659
usw., ig)d^lf.uov P 749, lq)&if.iqj F 336 usw.
36. ^Iq>iy.Xoio Imal, -ov Imal: B 10b am Versanfang. Eben-
dort ^'icfLv.'kov W 636.
37. oq^d-alfiolo 3mal, -ov 3mal: am Versanfang t 503. 516,
sodann im Versschluß . . . ov 6q)d^al[.iov aXaioaev a 69. Am Vers-
anfang 6(pi)^aXf.uo i 383, ocpd^alf-iov i 453, dg)d^alf.wL r 211 usw.;
zu a 69 vgl. Verse wie JT 344. F 321.
38. viprjlolo 5 mal, -ov 2 mal: M 386 und ti 285 vor der
männlichen Cäsur. Ebendort vi^jtjXtp F 384, viptilöv W 247 usw.,
vipiqlijg cp 51 usw., vxprjlwv i 113 usw. Vgl. z. B. F 384 TtvQyq)
etp vifJtjhö /.vX. und M 386 '^änma d(f vipyjXov Ttvqyov axX.
Es fehlt sogar nicht an Beispielen, die nur -ov, nie -oio auf-
weisen.
39. a(.ißQOGiov Imal: E 338 am Versanfang. Ebendort
di.ißQOöuü Ä 172 usw.
über d. Kasusausgänge -olo u. -ov, -oiat, u. -oig, -r^ai u. -;;? im griech. Epos 17
40. af-KpL/rolov Imal: 'C 116 am Versanfang. Ebendort
a{.i(fi7toXog a 335, ä(.icpiTtoXov 7t 152 usw.
41. Jrji.iod6xov Imal: ^ 106 am Versanfang. Der Dichter
des ^ verwendet am Versanfang z/rjf.i6öo-/.og 537, Jr^f-iodöyico 254
usw., zJrii.i6oox.ov 44 usw.
42. dovqateov Imal: & 493 am Versanfang. Ebendort
öovQäteov d- .512.
43. EvQvixdxov Imal: q 257 vor der männlichen Cäsur.
Ebendort EvQv^iaxoq a 399 usw.
44. fjf.iiuvoc Imal: ^666 vor der männlichen Cäsur. Eben-
dort ^lUiwwj' f^ 121 usw., Tj^iLovovg ^260 usw., riixiovoi P742usw.
45. IrcTtoyLOf-iov Imal: JT 338 am Versanfang. Ebendort
i7T7t6yiof.iov II 797.
46. NavGid^oov Imal: ^ 565 am Versanfang. Ebendort
JSavoid-oog tj 63.
47. ^eivod6y.ov Imal: o 55 vor der männlichen Cäsur. Eben-
dort ^eivodoKtp ^ 210. 0 70.
48. ev%0f.ie.vov Imal: O 476 am Versanfang. Ebendort ev-
XOfxsvog ^ 87 usw.
49. TtXatoiiEvov 2mal: y 95. 6 325 am Versanfang. Eben-
dort Ttlct'Cöi.iEvog 7t 64, 7tXa.'C6(.iEvoi y 106.
50. TvvdaQ&ov 2mal: vor der männlichen Cäsur w 199, so-
dann im Versschluß . . . TvvdaQtov 7taQäxoiriv l 298. Vor der
männlichen Cäsur Twöageip l 299.
51. vf.isTtQ0v Imal: o 533 am Versanfang. Ebendort z. B.
vfdtEQog ß 138, vfisTeQtov ö 688. o 441, vf.ieitQovg w 457, vf.ieTeQ7] rj 277.
52. q>&€y^af.iivov Imal: i 497 vor der männlichen Cäsur.
Ebendort cpS-ey^afievri [i 170.
53. aqvEiov Imal: t 463 vor der männlichen Cäsur. Eben-
dort agvELog i 444, agveiöv x 527.
54. sv-/,v-A,Xov Imal: E 797 doTttöog evy,vy.Xov titL Gedichtet
nach E 453 = M 426 = H 428 dartiöag ev/ivyilovg %tI.
55. i7t7tEiov Imal: £799 am Versanfang. Ebendort ltt-
Tteiov ^F 392.
56. AvQvrjöGov Imal: B 690 vor der männlichen Cäsur.
Ebendort ytvQvriaoov Y 92.
57. fxv'Ariiyfiov Imal: ^u 265 am Versanfang. Ebendort (iv~
y,rj^ixip .5" 575.
58. -/.wKVTov Imal: X 447 yaoxvTOv d^ 7f/.ovae y.al oi/nioy^g
ccTto Ttvqyov. Gedichtet nach dem Muster von X 409 yicoyivtw x
ilyovto 7.al olfAtoyf] xaxa aorv.
Glotta V, I. 2
18 K. Witte
59. TtavToLov Imal: ^281 am Versanfang. Ebendort Ttav-
TÖloi Y 249, TTavvoiwv B 397 usw., Ttavxoiij v 247, /cccvToiiig
X 268, TtavToiiqv .5' 471 usw.
60. IlaQvtjOov Imal: 2:432 am Versaufang. Ebendort JTcf^-
vriaov T 394. 466. tp 220.
61. TOLOixov Imal: Jt 94 im Versschluß . . . tolovtov iovrog.
Gedichtet nach . . . tolovtov lövxa H 242. ^ 118.
Diese Genetive auf -ov finden sämtlich bei Annahme unseres
Gesetzes ihre Erklärung. Ich bemerke ausdrücklich, daß für die
einzelnen Formen auf -ov noch viel öfter, als es oben geschehen ist,
ganz bestimmte Muster hätten angeführt werden können, von denen
aus durch Nach- oder Weiterbildung die Formen der Umgangs-
sprache gebildet worden sind. Nun bleibt ein Rest von Formen,
der noch nicht erklärt ist:
62. '^.öfxrjTOio 2 mal, -ov 2 mal: am Versanfang f 289, vor
der männlichen Cäsur ^391. Es findet sich sonst nur '^d(.iriT(^
vor der Hepthemimeres.
63. ^AlcpELolo 2mal, -ov Imal; E 545 am Versanfang. An-
dere Kasus finden sich nur vor der Hepthemimeres.
64. ^^QOivöov A 626 vor der männlichen Cäsur. Die Form
ist ein "'^inaS, uqn]\.dvov .
6ö. ^^o/ialäffiov N 527 vor der Hepthemimeres. Sonstige
Formen kommen nur an anderen Versstellen vor.
ioQ. avlelov a 104 vor der männlichen Cäsur. Sonst ist
keine dreisilbige Form des Wortes belegt.
67. övo/.eldöov U 357 am Versanfang. "Ana^ elQ7ji.uvov.
68. eQY.€iov X ^35 am Versanfang. ^'A-wa^ e.iQi}i.Uvov.
69. i^liy^TQOv d 73 vor der männlichen Cäsur. Sonst exi-
stiert bei Homer eine dreisilbige Form des Wortes nicht.
70. Q^ißaiov im Versschiuß . . . Qiqßaiov TsiQsoiao y, 492.
565. X 90. 165. i^ 267. xp 323. Eine weitere Form kommt nicht
vor. ÄhnHch ist die Form Qy]ßaiov (als Eigenname) "uärca'S, eiQiq-
(A.ivov im Versschluß . . . Qitjßaiov 'HnoTtija & 120.
71. y,allLX0Q0v l 581 im Versschluß . . . did /.alhxoQOv
IlavoTtrjog. '^sral slQrj/iisvov.
72. MaidvÖQOv B 869 am Versanfang. "Ana^ elQrjuhov.
73. ve/aaQiov F 385 vor der männlichen Cäsur. Sonst nur
noch veKTaQso) 2 25 am Versanfang.
74. UavdaQSOv t 518. i» 66 vor der männlichen Cäsur. Nur
an diesen beiden Stellen ist das Wort belegt.
75. dvaof.itvov a 24 vor der männlichen Cäsur.
über d. Kasusausgänge -oto u. -ov, -otai u. -ots, -ijai u. -j?f im griech. Epos 19
76. cf^syyof-ievov % 329. K 457 am Versanfang. Nur diese
Form des Partizips ist belegt.
77. iL/.väXov O 705 vor der männlichen Cäsur. Sonstige
Formen nur an anderen Versstellen.
Man könnte daran denken, hier folgendermaßen zu argumen-
tieren. Gewiß werden die Formen 62 — 77 durch unser Gesetz
noch nicht erklärt, jedoch nur, wenn man es allzu wörtlich ver-
steht. Welches war denn die Verwendung choriambischer (mo-
lossischer) Wortformen im epischen Hexameter? Statistische Be-
obachtungen darüber sind Glotta III 134 veröffentlicht. Diese
Formen finden sich so gut wie nur an drei Versstellen: am Vers-
anfang, vor der Penthemimeres, vor der Hepthemimeres. Darum
begreift man ohne weiteres, daß, wenn Formen wie ^^d/u^to) vor
der Hepthemimeres festsaßen, ^^d^irjzov leicht einmal an den Vers-
anfang oder vor die Penthemimeres geraten konnte. Die drei Ge-
brauchsweisen glichen einander eben so, daß sie von den Dichtern
als eine empfunden werden mußten. Wenn endlich ein paar For-
men ohne Vorbild verwendet wurden, so wird das jeder richtig
beurteilen, der sprachgeschichtliche Vorgänge zu deuten weiß. Ge-
netive auf -ov sind von den Maskulina und Neutra der Messung
— Uöu zunächst nur zur Füllung bestimmter Paradigmata oder
wenigstens nach dem Muster anderer Formen des Paradigma ver-
wendet worden; schließlich haben sie sich zum selbständigen Typus
entwickelt. Diese Argumentation wäre falsch. Auch die
Formen 62 — 77 sind nach dem Vorbild bestimmter Muster ge-
braucht worden; nur sind diese Muster außerhalb des Para-
digma zu suchen. Bei Homer finden sich Versanfänge wie
O 639 KoTtQTJng q)iXov viov xv'k.
n 595 XdXy.cüvog cptXov viov /aX.
Nach ihrem Vorbild dichtete der Verfasser des W
289 '^dfiijvov cflXog t^Jog /.tX,,
und verwendete die neue Form gleich noch einmal in Vers 391
(s. o. unter 62). E 544 f.
aq>v£idg ßioTOio, ylvng d' r^v e/i TtoTUf-idlo
l^Xcpsiov, og t' evqv geei HvXicov öia yairig
sind Verse wie S 245 f. vorangegangen:
qela yMTEVvrjaaif.ii, xal av Ttoiai^iolo Qesd^ga
^Qyceavov, og tibq yeveaig TtdvTeaot rtTv/aai i).
1) Über '^Ixsarov s. o. S. 14.
20 K. Witte
Nr. 64 ist ^Aqoivoov, ein "^Tta^ elgru-ierov. yl 626
^vyaxiq ^^qgivoou (.isyaXrjTOQog xtA. ;
der Vers ist gedichtet nach dem Muster von Stellen wie
y 432 Trjlef-idxov exagoi j.isyaX'^TOQog xtZ.
X 85 ^vto'Kv'/.ov d-vyaTrjQ /.leyalr^Togog %xX. ^).
Nr. 66 avXeiov: a 104
ovöov iTt avlsiov AxX.
ist nach dem Muster von o 33 gedichtet
ovöov iTti ^earov xrA. (Vgl. auch % 72.) 2)
Nr. 67 dvG/.elccdov: 11 356f.
Ol öi (fcßoio
övay.£Xadov fxvrioavxo axX.;
gedichtet nach Versen wie P 667
ciQyaXlov ttqö (foßoio xrA. 3)
X 334 f. lautet:
rj i'/.dvg {.lEyccQOio z/iog fxsydXov -noxi ßiofiov
eQ/.eiov TCoixo xexvy{.iivov axX.
Hier hat der Dichter eQy.eiov nach dem Muster des vorausgegan-
genen i-ieydXov*) gesagt. Ebenso erklären sich Nr. 69, 73 und 70.
d 73 XQvaov x r^Xi/.xqov xe xal ceQyvQov tjd^ ilecpavxog^).
r 385 xsiqI di v€7,xaQeov mvov ixiva^e Xaßovaa^).
Q 120 viov vTteQd^v(xov Qrjßalov, ^HvLOTzrja'^).
(X 267 fxävzTjog dXaov, Qr^ßaiov TeiQeaiao (vgl. x 492 f.) ä).
Nach (4, 267 = x 492 ist später der Versschluß . . . Qrißaiov Tei-
QBoiao ohne vorausgegangenen Genetiv auf -ov verwendet worden
(s. 0.).
Nr. 72 MaLCivdqov. B 869
Maidvdgov xe Qodg /.xX.
Vgl. tu 11 ... ^Q.7.Eavov xe goccg xxX.^). Nr. 74 TIavdaQtov:
X 518 t(5g d' oxs navöageov '/.ovqvj a.xX.
V 66 log d' oVe Tlavöagtov Kovqag xrA.
Tlavöageov gebraucht der Dichter des x wie 546 ^Iauqlov
d^ccQoet ^I/MQi'ov y.oiQ7] xxX.
1) Über Tr}kffi.c(/ov o. S. 15, über AvtoXvxov o. S. 14 f.
2) Über Ifffroi) u. S. 37.
3) Über agyakiov o. S. 14.
4) Über fxsynkov s. u. S. 32.
5) Über /ptffot} u. S. 37, über ccQyvQov o. S. 10.
6) Über kavov s. u. S. 83. 7) Über vnsQdvfiov u. S. 45.
8) Über dhiov u. S. 33.
9) S. 14.
über d. Kasusausgänge -ow u. -ov, -oiai u. -oig, -tjai u. -ijg im griecb. Epos 21
Vgl. auch to 199
oi'x' wg Twöageov -/.ovqtj xrA. i).
Nr. 75 dvoofxivov: a 24
of |fifV dvoof-isvov '^YTcegiovog, ol d" avidvzog.
An derselben Versstelle saß 'fiTeA/w 'Frrfi^/ovt fest |U 133. 346. 374;
vgl. auch Ä' 135.
Nr. 76 (pd-syyoi.isvov: K 457 = x 329
cpd-eyyof.ih'Ov d' «'(»« toü y€ xa(»}^ /.ovir^oiv 8f.iLx9^r].
Der Vers ist gebildet nach dem Rhythmus von Stellen wie
N 543 8/.Uv9^ri d' stsgiooe ytaQrj, srtl S^ aa/vlg edcpS-ri.
X 402 -Kvarsai nhvavTo, vmqtj d anav iv ytovirjOi
ytelzo xrA.
Nr. 77 cu-nvaXov: 0 705
xaA^g di'üväXov xtA. (seil, veog);
hier liegt eine Nachbildung des typischen Versanfanges y.aldv dai-
ddXsov, '/,aXov daiöaXeov, /.aXi^g daiöaXirig usw. (s. o. S. 15) vor.
Von den Formen 62 — 77 sind mithin nur noch zwei übrig, Nr. 65
u4o/.aXd(pov und 71 y.aXXixoQOv:
N 527 Jiqicpoßog piev cItc 'AanaXacpov TtrjXrjyta cpaeivrjv;
A 581 Ilv^a) d^ EQXOf-ihriv did "/.aXXixoQOv UavoTcrjog.
Für die erste trifft nun allerdings die o. S. 19 geäußerte Ver-
mutung zu: N 527 ist ^AoY.aXdcpov nach dem Muster von Aoy.a-
Xd(fM im vorangegangenen Vers gebraucht:
o\ d" ducp^ ^Ao'AaXdcpijj avtoox^öov iüQt.iiqd^ifioav.
Das Ergebnis ist überraschend. Von den 77 Formen auf -ov
haben die Dichter keine einzige 2) willkürlich verwendet; diese Ge-
netive sind immer nur im Anschluß an bestimmte Muster gebraucht
worden. Außerhalb des Paradigma werden wir das Vorbild ge-
legentlich auch für die Fälle 13 — 61 zu suchen haben, besonders
da, wo die als Muster in Betracht kommenden Formen des Para-
digma nur selten sind.
Über die Geschichte der Formen auf -ov ist noch folgendes
zu sagen. In ausschließhcher Verwendung haben sich die Genetive
auf -OLO überall da erhalten, wo sie gegenüber den anderen Kasus
des Paradigma das Übergewicht hatten. So ist bei Homer kein
Kasus außer dem Genetiv belegt z. B. bei dvdqoqidyoLO ^TCcarcvXoLO
ev^Eüioio €iQV7ccQOio rjövTioToio 'AaXXiy.6fj^oio; dvÖQOCfövoio findet
1) Über VxKQiov 0. S. 13 f., über TvvSkq^ov 0. S. 17.
2) Sieberlich auch nicht xakXixoQov. Wir können nur das Muster nicht
mehr nachweisen.
22 K. Witte
sich 13mal, daneben nur dvÖQOcpovov Inial und dvÖQOcfovovg 3 mal;
iTCJtoßoTOio 9 mal, daneben nur InTtoßoraj 1 mal und 'iTtTCoßozov
5 mal; '^vko/iioio 17 mal, daneben nur i^vy.o(.iog 4 mal. Die Formen
auf -010 entstammen zum großen Teil einer früheren Periode des
epischeu Heldensanges. Wo dagegen Nominativ Dativ Akkusativ
häufig vorkamen, während sich für die Verwendung des Genetivs
nur seltener Gelegenheit bot, da hat er den Umfang der übrigen
Kasus, d. h. die Endung -ov angenommen. So werden recht oft
in Ilias und Odyssee z. B. die Formen di-ißgooiog -qj -ov -ovg -t]
-rjv, af.icpi7toXog -qj -ov -ot -wv, vf.itTeQog -ov -lov -ovg -rjg --rj ver-
wendet. Ihnen ist es zuzuschreiben, daß die Genetive dinßQooioio
d(X(fL7t6XoLO vfXETtQOLO bci Homer nicht mehr vorkommen.
Die Ergebnisse, zu denen die Untersuchung der Genetivformen
geführt hat, benützend, suchen wir uns nun über die Dative
Klarheit zu veischaifen.
Nur -oiOL^), nie -oig kommt in folgenden Fällen vor:
yt(jüxoq>dyoLOL 2 mal; alyv/tioloi Imal, ahioXioiOL 3 mal,
dyiQo/roXoioi 2mal, d/LKfmoXoioi 27 mal, doiQaydXoioi Imal,
iXleöavoloL Imal, olonolotai 2mal, rp'ioxoioi Imal, vtjdv-
loLOi Imal, (fojQia/nolai Imal; dygozigoioi Imal, aif.ivXioiai
Imal, alvof.iUQüioi 2mal, dXXoöaycdloi 4mal, dlXoTQioiot
Imal, df.i(poT€Qoiai 34mal, öaidaXeoiai 5 mal, öegf^azivoiai
2mal, elagivoloL Imal, silarivoioi Imal, 'MVQOTiQOLGt 2mA\,
y.vdali/iioiai ömal, vrj7tviioLOL Imal, oft/cozegoioi Imal,
ovnöavolai Imal, Tratgoregoiai 2 mal, /.aQ/taXiiioioi 3 mal,
yiegdaltoioi Imal, TtopzofioQotai 11 mol, jiQEoßvzeQOioi Imal,
v/nezegoiai 4mal, vipr/iüf.i0LOi 2mal, x^iQOztQOiOL Imal,
XEQf.iadioLGL Gmal, couvTiogoiat ömal, w(.io(fdyoiOL 3mal;
daivv/Luvoioi Imal, deQy.of.ievoiOL Imal, iGoof-itvoioi 10 mal,
f.iaQva^itvoLOi Ömal, ev^of-ilvoioi Imal, zeguoiuevoiOL 3mal;
^Hlsioioi Imal, KaöiieioiOL 2 mal, IIvyi.iaioiOL Imal; dy-
'/.iozQOLOi 2mal, i]kiY.zqoiOL 2 mal, xsvzavQoioi Imal, olcü-
vdloi ömal; aidoioioi 4 mal, divtozoloi Imal, övozijvoioi
Imal, ivvetüQoiOL Imal, /.oIXtizoioi 4 mal, fcoir^zoloi 2 mal,
viprjXolai ömal, lcpi^i}^iOLGi 4 mal.
Sind auch diese Dative, wie die o. S. 11 f. aufgeführten Genetiv-
formen auf -OLO, zum größeren Teil Rudimente einer früheren
Periode des epischen Heldengesangs? Die obige Zusammenstellung
verrät darüber nichts. Aber wir erhalten augenblicklich Klarheit,
1) Fälle mit und ohne v liftXxvajixöv sind nicht unterschieden.
über d. Kasusausgänge -oio u. -ov, -oiai u. -ois, -tjoi u. -jj? im griech. Epos 23
sobald wir einmal zusehen, welche Genetivformen zu den soeben
genannten Dativen gehören. Bei Homer finden sich
-oig ~-
daidaleoio 1 mal
-ov 4 mal
-oioi 5 mal
i(pd^if.wio 1 mal
Imal
4mal
viibtIqolo —
Imal
4 mal
vipvjXolo 13 mal
2 mal
5mal
äfxcpiJToXoio —
Imal
27 mal
r^XixTQOLO —
1 mal
2 mal
evxoi-i^voio —
Imal
Imal
Es zeigt sich, daß den Genetiven auf -ov keine Formen auf -oig
entsprechen, obwohl der Dativ der betreffenden Worte nicht selten
gebraucht wird. Also folgt, daß die Dative auf -oig erst später
ins Epos eingeführt sind als die Genetive auf -ov.
Wo Formen auf -oig von Maskulina und Neutra der Messung
_ CTu w begegnen , müßte ihr Vorkommen auf dieselbe Weise wie
das der Formen auf -ov erklärt werden; auch hier müßte um des
Paradigma willen oder nach dem Muster bestimmter Vorbilder die
kürzere Form verwendet worden sein. Dieser Nachweis ist im fol-
genden abgekürzt; ich habe nicht mehr einzelne Stellen, sondern
nur die Formen angeführt, denen zu liebe die Dativform auf -oig ^)
gebraucht worden ist.
1. d&avdtoioi 91 msd, -otg4mal: am Versanfang ^207. (5 592.
ß 426, vor der männlichen Cäsur iq 5. Im Epos werden verwendet
dd-dvaTog -ov -w -oi -cov -ovg -rj -rjr.
2. lAgysioiGL 61mal, -oig 7mal: am Versanfang ^510. / 133,
vor der männlichen Cäsur F 286. 0 36. 467. W 535, sodann im
Versschluß . . . juezr' ^^gyeioig dyogsvEig K 250. -^ ^Agyeloi ^^gysicov
^^Qyeiovg.
3. r]i.iETEQ0ioi 11 mal, -oig Imal: i 93 am Versanfang. ~ rjf.ihs-
Qog -Oi -ov -ov -7] -tjg -ij -tjv -ai -ag, nach dem Muster dieser For-
men, ebenso wie rji.i£T€QOig, rjf.itTEQe (4 mal).
4. i7t7ioddf.ioiOL 7 mal, -oig 3mal: vor der männlichen Cäsur
0 110, sodann im Versschluß . . . f-isd^' iTruoöä/iioig dyoQEvao)
H 361. 0 525. ~ iTtTtodafxov -oi -ovg.
5. dlX^loiai 61 mal, -oig 6mal: am Versanfang <^ 472. K 420.
P 365. y 152, vor der männlichen Cäsur Z 230, sodann im Vers-
schluß . . . dXXrjloig eglawoiv o 277. ^ dllijltov -ovg -ag.
1) Ich schreibe hier wie im folgenden -oig (nicht -oia'), weil ich nach
Ludwichs Ausgabe zitiere (s. o. S. 9). Was richtig ist, wird die Unter-
suchung lehren.
24 K. Witte
6. dvd^QWTtoLGi 39 mal, -oig 3 mal: 3^ 580. x 39. i/' 307 am
Versanfang. ~ ävd^QtoTrog -ov -ol -cov -ovg.
7. ocfd^alf-ioloi 74mal, -mg Imal: x 39 vor der männlichen
Cäsur. ~ oq^d^alf-iog -([) -6v -w -oi -wv -ovg.
Auch die Dative auf -oig, deren Zahl, wie man sieht, bisher
keineswegs groß ist, würden also durch unser Gesetz ihre Erklärung
finden. Aber dürfen wir überhaupt mit diesen Beispielen rechnen:
es ist natürlich ^) die P'rage aufzuwerfen, wie weit -oig durch apo-
strophiertes -oio' ersetzt werden kann oder muß. An den zitierten
Stellen findet sich -oig nur vor Wortformen mit vokalischem Anlaut
bis auf P 36.5
dXXy^loig v.ud^ 6f.iiXov dXeS.li.ievai cpovov airciv.
Und auch hier schwanken die Hss. zwischen v.ad- of-iilov und av'
0(.iiXov, was viele Herausgeher in den Text gesetzt haben. Das
besagt genug: Es kann kein Zweifel bestehen, daß wir bei den
Beispielen 1 — 7 apostrophiertes -oio^ zu lesen haben.
Nur bei Annahme der Endung -oia im weitesten Umfang er-
klären sich zwei weitere Kategorien von Formen. Erstens die-
jenigen, bei denen -oig nur wenig seltener, ebenso häufig oder häu-
figer als -oioi begegnet:
8. dyxEjudxoioi — , -oig Imal: 72 248 im Versschluß . . . ay-
Xe^d^oia^ kiccQoioi.
9. ai&ofievoiGi Iraal, -oig 2mal: yl IIb = /< 362 . . . e/r
aid-Oflh'OKJ lEQOloi.
10. dvTiS^eoioi 3mal, -ofg 5mal: doli. ^247. 385. ^54. t216
. . . avri&eoia eraQOiai.
11. elgoTtcKoiOL — , -oig Imal: E 137 . . . «tt eiQonö'/MiG oieoGi.
12. Ey.TOQeoiGi — , -oig Imal: K 46 am Versanfang.
13. -tjfAiövoiGi Imal, -oig Imal: £1 442 (s. u.).
14. levyaXeoioi 2mal, -oig Imal: Y 109 am Versanfang.
15. f.i6i?uyjüiai 13 mal, -oig 11 mal: am Versanfang ^ 137.
CD 339. i 493. >t 173. 442. 547. ^k 207. tv 279. a 283. co 393, vor
der männlichen Cäsur 31 267.
16. f.ivr]Gaf.ievoioi — , -oig Imal: x 199 am Versanfang.
17. TioQvcpvQeoiGi Imal, -oig Imal: il 796 am Veranfang.
18. dQVEioÜGi — , -oig Imal: B 550 . . . agveiolo ildovvai.
19. sKTtdyXoiGi — , -oig 2mal; 0 198. ^ 77 am Versanfang.
20. yLagziGToiGi — , -oig Imal: ^ 267 . . . KagziGzoiG ludyovvo.
21. Xaixj^iriQoiGL — , -oig Imal: 0 278 am Versanfang.
1) S. 0. S. 23 Anm. 1.
über d. Kasusausgänge -oio u. -ov, -oiai u. -015, -rjcfi u. -yg im griech. Epos 25
. 22. rtavToioLöL 2 mal, -oig Imal: i 260 am Versanfang.
23. ayjvvf.itvoiOL — , -otg Imal: 12 526 vor der männlichen
Cäsur.
24. iQXOf.i6voiOL 3mal, -oig imal: E 150 vor der männlichen
Cäsur.
25. TEiQOfxsvoiGL — , -0/g 2 mal: P 703. 2 129 am Versanfang.
26. XQVOELOIOL — , -oic, 2 mal: ^ 246. ^ 633 am Versanfang.
Auch hier stehen die Formen auf -oig vor Worten mit vokalischem
Anlaut bis auf
Q. 442 Ev d' STtvevo' %7t7toiGi /.al rjf-iLovoig (.livog r^v.
Q 796 TtOQcpvQioig Tte/rloiOL y^aXuipaweg lAalaxolaiv.
Der Text ist in Ordnung. Also gilt hier die o. S, 9 geäußerte
Erklärung, i^/uiovoig hat sich nach dem Umfang von rii-uovov -ol
-tüv -ovg, TtoQCfvQtoig nach TtOQcpi'Qeog -ov -o) -ovg -tj -7]i' gerichtet.
Woher aber hat der Dichter die Formen rif.u6voLg und 7VOQq>vQeoig
genommen? Hier bestehen zwei Möglichkeiten der Erklärung. Ent-
w^eder sind die Dative rif.n6voig und ftOQg)VQeoig dichterische Neu-
bildungen, die aus den apostrophierten Formen ij/^iiovoia, tvoq-
cpvQSOLO^ herausgehört sind, oder es sind Formen der ionischen
Umgangssprache. Im ersten Fall würde die epische Literatursprache
eine Entwickelung vorweg genommen haben, die später im ge-
sprochenen Ionisch noch einmal stattgefunden hat. Gegen diese
Annahme spricht die Analogie der Genetive auf -ov. Wie dort
wird es sich auch bei den Dativen /toQcpvQtoig usw. um Formen
der Umgangssprache handeln, die zur Füllung bestimmter Para-
digmata des Epos eingeführt worden sind. Nun lehren zwar die
Inschriften, daß auch im späteren Ionisch der Dativ in der zweiten
Deklination auf -oioi ausgelautet hat. Aber gewisse Orte zeigen
zeitig -oig; vgl. Kühner-Blass I 1^ 398, Thumb Handbuch der
griechischen Dialekte 354. — Für die übrigen Beispiele ist -oia
anzuerkennen. Wer -oig schreibt, muß erst den W^iderspruch
zwischen den Beispielen 8—21 und 1 — 7 aufklären, wo -oig so
selten vorkommt.
Zweitens finden sich ein paar Dative auf -oig bei Worten,
von denen viersilbige Formen überhaupt nicht vorkommen.
27. avTißioiai Imal, -oig 3mal: -ß 378. o 415. v 323 . . . avvi-
ßioid' ircieGOiv.
28. slvodioioi — , -oig Imal: J7 260 am Versanfang.
29. yiEQTOfiioiOi 3mal, -oig 3mal: am Versanfang J 6. £419,
vor der männlichen Cäsur w 240.
Es ist selbstverständlich — zugleich doch aber auch die Probe
26 K. Witte
aufs Exempel — , daß diese Formen nur vor folgendem Vokal
stehen (als vokalisch anlautendes Wort haben wir für diese Verse
trcog anzusprechen i). Auch hier haben alle künftigen Herausgeber
des Homer -olo zu schreiben.
Es bleiben noch die Dative auf -rjöi -rjg zu besprechen. Nur
Formen auf -tjoi finden sich in folgenden Fällen:
alyavei]ai 3 mSil, aQixovirjai 1 mal, elXa/tivfjai Imal, evveatr^ai
Imal, ''l/c/caGidr]ai Imal, i.iaQTVQi'j^oi- 1 mal, vrjsrierjat 3 mal:
aX?MTQi)joi 1 mal, af^ißgooirjai 1 mal, (XQyaXerjOL 1 mal, agyc-
QtrjOi 1 mal, elagirfiot 1 mal, EVf.iev8Tr]Gi. 1 mal, d^riKvxeQi]Oi
3 mal, ■/.vavtrjOi 3 mal, XevyaXerjGi Imal, olovivfjOi Imal,
nEv/MlifUiai 4 mal, vfxeTtQfiOL 2 mal, xeiixeQirjaL Imal; soao-
(xevißOi Imal, ■/.aio/iiivrjOi Imal, f.iaivoixivTßOL 2 mal, fislTto-
f.ievr]OL 1 mal.
dy/.0LvrjOi 3 mal, alS^ovorjOi 2 mal, aXcpijaztjai Imal, ßovlev-
Tjjai Imal, öioTlvi^ai 2ma,l, iyxsljjoi 10 mal, i^r]QEvTf]ai 2 mal,
TO^BvtfjöL Imal, vßQiOTfjOi Imal; aXXtjXijGi 10 mal, avXslr^Gi
2 mal, [TtTtELrjGL Imal, /.oXXrjTT^Gi 2 mal, /roirjTfjGL Imal,
vilirjXf]GL Imal.
Für Formen auf -r]g existieren wenigstens 13 Beispiele, dar-
unter stehen 11 nur vor vokalisch anlautenden Worten.
1. dyyEXiijGi — , -rjg Imal: a 414 vor der männlichen Cäsur.
2. dd^afccTr^GL 5 mal, -tjg 3 mal: — 86. co 47. 55 . . . dd-avdi;r]G^
dXifjGLv.
3. aldoi)]Gt — , -r]g 3 mal: Z 250. O 460. x 11 ... alöoir^G*
dXoxoiGLv.
4. d/.KfoieQrjGL 12mal, -r^g Imal: M 382 vor der männlichen
Cäsur.
5. i^fXETSQrjGi 7 mal, -rjg 2 mal: am Versaufaug Y 143, sodann
im Versschluß . . . rjusregrjG' dXoxoiGi Z 114.
6. (pv^avuvfjOL — , -fjg Imal: N 102 am Versanfang.
7. dqyEvvfjGi Imal, -f-jg 2 mal: Z424. q 472 . . . doyEvvfJG^ oiegglv.
8. ya{.i(priXf]GL 2 mal, -fß Imal: T 394 am Versanfang.
9. EvxiüXfjGi Imal, -fjg 2 mal: / 499. v 357 . . . EuxtoXfjG^ dyavfjGi.
10. o^EirjGL ^, -Tjg Imal: JT 518 o^eiijG* 6dvv)]Giv /.tX.
11. 7cavTon^GL — , -rjg 2 mal: cl' 725. 815 am Versanfang.
12. coyiEirjGi Imal, -r^g Imal: L 104 . . . cuxeltjo^ sXdq)OiGi.
13. UxQEiÖQGL 7 mal,' -jig 5 mal: E 552. H 373. 470. P 249
vor der Penthemimeres, ß 249 vor der Hepthemimeres.
1) S. u. S. 35.
über d. Kasusausgänge -oto u. -ov, -oiat u. -ot?, -rjai u. -ijg im griech. Epos 27
Daß hier überall die apostrophierten Formen auf -?ya' einzusetzen
sind, bedarf nun keines Wortes mehr. Es bleiben 2 Beispiele.
14. oicpQadii]OL 7 mal, -i]q 2 mal:
^ 481 aq)Qaöit]a', ertei ovv. lcpai.nqv giycoae/uev e'f.i7t7jg.
Hier schwanken die Hss. zwischen acpQadiijg und acfgaötiog, sodaß
Ludwich das letztere in den Text gesetzt hat.
X 28S er/iiov ctffQadhjg \xiya slTtsiv, alld ^eoloi
15. XQVOEirjOi — , -rjg 2 mal:
M 297 y^QvOEii^g Qaßdoioi öiriveyteGiv tcbqI xt'xA,ov.
^180 XQ^(^^^}]S ^ sverTjüi '/.aza oxTJd^og tieqovccxo.
An den drei Stellen hat Nauck die Formen auf -^5, an denen er
Anstoß nahm, durch Konjektur zu beseitigen gesucht. d(pQadi)]g
hat sich dem Umfang von dcpQcxdirj -ag, xQi'Osljjg dem von xQvoeio)
-OL -71 -7] -riv usw. angeschlossen.
Das Ergebnis der Untersuchung über die Formen auf -oig und
-i]g ist, daß unter 29 Beispielen der ersten Art nur 3, unter 15
der zweiten 2 vor folgender Konsonanz nachweisbar sind. Dieser
Tatbestand zwingt, den Blick noch einmal rückwärts zu wenden
und die Frage aufzuwerfen : Ist etwa in entsprechender Weise auch
das Vorkommen der Genetivformen auf -ov auf die Stellung vor
vokalisch anlautenden Worten beschränkt, so daß bei Homer in
den meisten Fällen statt -ov apostrophiertes -olo in den Text ge-
setzt werden müßte? Diese Frage bedarf umso mehr noch der
Erledigung, als van Leeuweu zum Schluß seiner Betrachtung der
Suffixe -OLG und -ov (Enchiridium dictionis epicae 204) zu dem
Ergebnis kommt: Quae disputavimus huc redeunt: genetivi in Ho-
mericis duplicem esse formam, -010 et -ov, prioris autem termini
multis locis elidi syliabam finalem. Vgl. auch a. 0. 201 Non du-
bitamus quin iis locis, ubi metrum terminum genetivi elisum -ol
aut flagitat aut libenter admittit, ita et in libris olim scriptum
fuerit et a nobis rescribi debeat. Diese Behauptungen sind un-
richtig. Denn unter den 77 oben angeführten Formen auf -ov
finden sich nicht weniger als 56 vor folgender Konsonanz^). Also
folgt, daß wir auch in Versen wie
X 135 rj TtvQog ald-Of.ievov rj r^eXiov aviovrog
1) 'Akxivoov 7] 82. X 346. C 139, clvrc^eov I 40, l4vTd6xov N 554. 1' 354,
^tXiov fj, 176, rifiSTiQov w 124, 'Ixagiov t 546, ^SixeKVov xp 347. w 11, 'Hifaiarov
^ 369, Ovkvjxnov n 364. B 298. 309. Z 616, HaTQoxkov n 478. P- 6. 756.
n 647. T412, lAfiifivöfiov ff 395, Idvrcvoov w 424, uayaMov -P 667, AvtoXvxov
l 85. T 430. 437. 455, BovnQuaiov ./ 756, äai.daX^ov T380, /iovUxtov tt 396,
28 K. Witte
aid^o/iiivov, nicht ald^of^UvoL zu schreiben haben. Damit soll nicht
gesagt sein, daß die apostrophierten Genetive auf -oi dem griechi-
schen Epos immer gefehlt haben. Vielmehr lehren Verse wie
f' 431 öoöa de ölayiov ovqu '^/iaxiof.iaöioLO neXovxai,
daß eine der Abfassung der uns erhaltenen Verse vorangegangene
Zeit solche Formen kannte. Aus ihr sind vereinzelte Beispiele
durch die Macht der Tradition erhalten geblieben. Darum aber
sind wir noch nicht berechtigt, selbst in 'F 431 die Form dio/ioi'
in den Text zu setzen. Denn zur Zeit, als diese Verse entstanden,
war in solch alten Versstücken die Form auf -ov längst an Stelle
der auf -ol getreten ^). Der archaische Genetiv auf -nio liegt in
llias und Odyssee nur noch in der nicht-elidierten Form vor, die
allein das Metrum schützte.
III.
Nachdem durch die Abschnitte I und II das sichere Funda-
ment zur Beurteilung der Formen auf -oio -ov, -oiai -oig, i]Oi -tjg
gelegt ist, wird es möglich sein, sich über die Genetive und Dative
der übrigen Maskulina und Neutra der zweiten Deklination kürzer
zu fassen. Wir wenden uns denjenigen Worten zu, die im Nomi-
nativ die Messung w _ w aufweisen: Typus Zäy.vvd-og, fxelad-QOv.
Formen wie Zaytvv&oio f-teldd^QOio mußten eine Crux für den
epischen Dichter bilden, weil sie erstens einen Spondeus ergaben
und zweitens nur vor Worten, die mit doppelter Konsonanz an-
lauteten, verwendet werden konnten. Schon W. Schulze Quaestiones
epicae 258 hat gezeigt, daß die Dichter die Prosodie von Wort-
xccaacTfQov Z 565. 574, xovQiSiov lo 196, Tt]kfjLiKxov y o74. k 68. ^ 175. v 272.
y 423. o 257, l-iS^riarov ^< 347, Aiyvnrov ä 355, uv^'h^Mnov 77 315 (außerdem
P 572 am Versende), difVHov 2A1. P. 482, i^nfi'Qov y 90. * 85. x 56. I 136.
TT 367, i(f&iüov S 365, inprjlov M 386. n 285, üfißooaCov E 338, d^iqt-TjöXov
f 116, ^frj/uoäoxov x)^ 106, ifovQUT^ov 5^ 493, EvQVfxä/ov q 257, rj/.ii6rov */' 666,
iTiTioxofAov n 338, nka^ofie'vov y 95. 6 325, TwSkq^ov m 199. A 298, v^eTS(>ov
o 533, (fO^fy'^afisvov i 497, dovfwv i 463, ivxvxkov E 797, tnntCov E 799,
^vxrjxH^fiov fi 265, xwxvTOv X 447, navTOiov ^281, Ilci^/vrjcfov t 432, l^d'^i^rov
*/' 289, 'Aqoivöov _/ 626, l-iaxaXä(fov Nö21, avlfiov « 104, dvaxfkäd^ov IlSbl,
rjA^XTQOv ()' 73, Orjßaiov 6 mal, xukXt^ÖQov l 581, MaiävÖQov B 869, TlavSaQiov
T 518. V 66, if.^tyyofxtvov / 329. K 457.
1) Vgl. auch il bis. y 140. J' 718. lu den übrigen Versen, die van
Leeuwen a. 0. 201 nennt, steht die Form auf -ov entweder im ersten Fuß
{E 666. £1 721. y 123. q 115), oder vor der bukolischen Diärese (/Z 226.
1' 441. 0 120. O 23. Tj 70. o 425. t 272) , d. h. an Stellen , bu denen der
Hiat zulässig ist.
Üb^er d. Kasusausgänge -oio u. -ov, -oiai u. -oig, -;;(Tt u. -j/? im griech. Epos 29
formen, die einen Antispast bildeten, verändert haben, vgl. ^ArcoX-
Xo)va, dXriXovd^a. Auch Genetive wie die genannten sind schon
in ganz früher Zeit durch solche auf -ov ersetzt worden; dabei
mag mitgewirkt haben, daß die Formen auf -ov sich ausgezeichnet
für den Gebrauch am Versende eigneten.
Trotzdem überrascht es, daß ein Genetiv auf -oio, der die
Messung u w aufweist, in Ilias und Odyssee nicht ein einziges
Mal vorzukommen scheint. Dagegen findet sich -ov nicht selten:
'^Ttaioov Imal, Zayivvd'ov 1 mal, Koqcovov Imal, Avy.ovQyov
Imal, ^OlvfXTTOv 5 mal, Uslaayov 2 mal, ^Ka^idvögov 3 mal;
aed-Xov 3mal, aoidov 4 mal, aioxov Imal, ßeqeS-QOv Imal,
ysvsiov 3mal, eiaiQov 17 mal, '/,EXsvd-ov 9 mal, xvdoi/^ov
Imal, [AeXä&QOv Imal, olotov Imal, oXed-qov 6mal, bfiilov
16 mal, oidiJQOv 8 mal, ovcfeiov Imal; ayavov 15 mal, cctvot-
l-iov Imal, dgiarov Imal, dxeQTtov Imal, dcfavqov Imal,
eavov Imal, r/tadrot» 24mal, syteivov 2mal, d-eeiov 4mal,
AQaraLOv Imal, rtaXaiov 5mal, TCaväyQOv Imal, TtEXtoQOv
3mal, TtsvixQOv Inial, cpaeirov 8mal.
Man ist darauf gespannt, wie sich nun das Verhältnis der
Dativsuffixe -olol und -oiq gestalten wird. Wenn nicht Ab-
schnitt 11 uns bereits Sicherheit darüber verschafft hätte, daß -oiot
bezw. -oiö' die Dativform des griechischen Epos ist, so würden wir
es jetzt erschließen müssen. Die Dichter haben nämlich die schwer-
fälligen Formen vom Typus /nsld^goioi nicht völlig verbannt; frei-
lich ist zuzugeben, daß /.laldd^QotOi vor f.ieXdd-QOio insofern ein
kleines Plus voraus hatte, als es konsonantisch auslauten konnte.
Nur oioi, nie -oig, findet sich in folgenden Fällen:
Udvoiöi 3 mal, tQid^OLöi Imal, haiQOLOi 5 mal, Kvd^rjqoioi
Imal; dvlrcToiOi Imal, depvXXoLGL Imal, vsooooXol Imal,
XoXojtoIgi 4 mal.
-oig kommt in 5 Beispielen vor:
1. ded^loLGL Imal, -oig 2mal: ^ 131 und q 174 am Versende.
2. dgiOTOiGL — , -oig Imal: F 274 am Versende.
3. '^xaioloi 13mal, -olg lOmal: am Versende £86. 465. 0 487.
N 426. P 396. X 117. 'F 649, vor der bukolischen Diärese A 2.
K 174. W 792.
4. sQerfw~iGL — , -olg 10 mal: A 435. d 580. i 104. 180. 472.
564. ju 147. 180. v 22. o 497 am Versende.
5. /LvnklloiGi — , -oig Imal: /670 vor der bukolischen Diärese.
Die Dative auf -oig begegnen nur am Versende und vor der bu-
kolischen Diärese, d. h. an einer Stelle, die dem Versende gleich-
30 K. Witte
kommt 1). Also haben hier die Formen auf -oig (nicht die apo-
strophierten Formen) gestanden. Sie haben sich dem Umfang und
der Stellung der übrigen Formen ihres Paradigma angeschlossen,
die am Versende festsaßen. Z. B, ist zum Versschlnß . . . laog
^^yaiiov . . . Xaog ^^x^^oig £465, zum Versschluß . . . avrccQ L^/atwv
(s. Glotta III 148 1) . . . avTccQ l^yawlg P 396 gebildet worden;
ferner haben am Versende einen festen Sitz die Formen ^^xaioi
-ovg, asd^log -ov -(i) -ov -oi -ojv -ovg, ägiovog -it) -ov -lo -oi -lov
-ovg -1] -tjv -ai -ag, fQeri-tov, yivTtEXXov -a.
Der Unterschied in der Dativbildung bei den choriambischen
Maskulina und Neutra und denen der Messung u _ o ist hand-
greiflich: dort konnten trotz des großen Umfanges des einschlägigen
Materials gerade die ersten Anfänge der Dativbildung -oig nach-
gewiesen werden; hier haben wir unter so wenigen Beispielen fünf
Fälle.
Nur Formen auf -r^ai finden sich 8 mal:
agarrjot Imal, Id^eiQijot 2 mal, '/.OQtovi]OL 2 mal, ßad^eujoi
1 mal, uElaivtjai bma\, oXoifiOi Imal, dgey-Ttjoi Imal, navai-
^TjOi 1 mal.
-i^g ist Imal überliefert:
1. ^u4i}rjv)]Oi — , 'A9-//vrjg Imal: B 549 y.aö ö ev ^Adr\vriG
SLGEV xtX.
2. tiGrjGL — EiGrjg Imal: im Versschluß . . . vrivolv tiGi]g d 578.
Das für die Nomina der Messung ^^ _ ^ gewonnene Resultat ist
ohne weiteres auf die der Messung w u _ ^ zu übertragen. Auch
von ihnen begegnen bis auf eine Ausnahme nur Formen auf -ov.
JiovvGov Imal, Mevslaov 21 mal, Uolvidov Imal, J2o-
XvvtJov Imal, IlToXei-ialov Imal; aoaf.nv&ov 4raal, eviavxov
Imal, 6QVf.iaydov 3 mal; ßQOzoXoiyov 2 mal, igißwXov Imal,
SQidovfcov 4 mal, tvogi-iov Imal, i-.vTtvf/jiov 2 mal, ivyö.X-Aov
Imal, f-uyad-vfiov 31 mal, (.leXavcdqov 2mal, vsoTev-/,TOv
Imal, tcoXvöIguov 2 mal, TtoXiHTtTtov Imal, tvoXvvAqttov
Imal, TToXvi-n^Xov 2mal, jtoXvTtvQov 2mal, ytoXvqiögßov 2mal,
7ToXvxdX'/.ov 1 mal, raXaegyov 1 mal.
Dieser Fülle von Beispielen steht eine Form auf -olo gegenüber:
eQiTil^ioio. Es findet sich / 126. 268 im Versschhiß . . . f-QiJi(.ioio
yovGOio.
Dative habe ich von Worten der Messung uu_u nicht ge-
funden.
1) S. 0. S. 14. Vgl. Glotta IV Iff.
über d. Kasusausgänge -oto u. -ov, -oiai u. -oig, -rjoi u. -yj; im griech. Epos 31
Wir schließen ein paar fünf silbige Worte an, die hinter der
bukolischen Diärese festsitzen (Typus /T^wz:«(7/Aaog) ; auch bei ihnen
findet sich natürlich im Genetiv nur -ov: TlQOJTEaiXdov 3 mal, dg-
yvQOijlov 6 mal, %ahM7zaqfpv 4 mal, xQvooTtsdilov Imal,
IV.
Viel günstiger als bei den Nomina der Messung w _ u lagen
die Verhältnisse für das Suffix -olo bei denjenigen Maskulina und
Neutra, die im Nominativ einen Anapäst bildeten: Typus •d-avarog,
advTov. Nur -oio, nie -ov, begegnet in folgenden Fällen:
"^EXivoio omal, ^E^ioio 2 mal, Klvfisvoio Imal, KlvTioio 3mal,
^TQOCpiOLO Imal, Tevaöoio 4mal, Tirdvoto Imal, 0qovioio
omal, (Dvld/Mio Imal, XaqönoLO Imal, nQOf.iäxoio Imal;
aövTOio l mal, diAad^OLO 1 mal, yvdXoio 1 mal, tQioio 1 mal,
ayiazoio 4nial, eXäcpoLO Gmal, xa/^iccTOio 2mal, /.a/rezoio Imal,
yiolsolo 2 mal, /.qo^ivoio Imal, /.Qoxdcpoio Imal, '/.vctvoio 3 mal,
olöIolo 2mal, Gzo/udxoio Imal; dXloio 8ma\, aTraAoTo 3 mal,
ylaq)VQolo 2 mal, d^alegolo Imal, ttoXioIo 4 mal, tcqoxsqolo
Imal, xQvsQolo 4mal, oXoolo Gmal, ravaoto Imal, yakETcoto
imal, %xa\.iivoio 6mal.
Wie sehr beim Typus u ^ — die Endung -oio noch die Vorherrschaft
hat, zeigen ferner die im folgenden unter 1 — 14 behandelten Fälle.
Die Formen auf -ou, die hier gelegentlich vorkommen, sind durch
Einordnung in ein dreisilbiges Paradigma oder nach dem Muster
bestimmter Vorbilder entstanden.
1. dvi^oio 22mal, -ov 2mal: 0 383. C 20 vor der Trithemi-
meres. ~ ocveinog -m -ov -oi -cov -ovg.
2. ßioTOLO 14 mal, -ov Imal: ^ 527 vor der Penthemimeres.
^ ßioTog -ov.
3. eraQOLO 11 mal, -ov Imal: i2 4 vor der Penthemimeres.
^ ezdQO) -ov -Ol -lov -oig.
4. lecpvQOio 8mal, -oü 2mal: z/ 423. x 25 vor der Hepthemi-
raeres* ^ Lecfvqog -w -ov.
5. d^aXd^oio 22mal, -ov 6mal: vor der Trithemimeres £} 275.
X 140, vor der Penthemimeres t 256, vor der Hepthemimeres a 436.
TT 285. ifi 178. ^ d-dXa/xog -o) -ov -ol -lov -ovg.
6. ■5-avaVoiO 44 mal, -oi; 4 mal: vor der Penthemimeres iT 350,
vor der Hepthemimeres i 421, sodann in den Versschlüssen . . . sy,
d-avdzov dydytofxev Y 300, . . . d-avdzov dXsEivcov e 326. -^ d^dvarog
-qj -OV -Ol.
7. i^ieyaQOLO 49mal, -ov Imal: v 258 vor der Hepthemimeres.
32 K. Witte
^ {.isyaQOv -qt -tov. Nach dem Muster dieser Formen ist, ebenso
wie {.teydgov, auch /.leyaQa als Anapäst verwendet worden (8 mal);
vgl. 0. S. 15.
8. /.isyccXoto 34 mal, -ov 9 mal: vor der Hepthemimeres CD 187.
s 320. 393, hinter der Hepthemimeres B 134. ^82. t 411. r 17ü.
;f 334. 379. -^ f.i£ydXw -ot -lov -rj -rjg -rj -tjv -ag.
9. rcedioio 38 mal, -ov 7 mal: vor der Trithemimeres ^ 152.
M 119. y 431, vor der Penthemimeres iJ337. 436. 0 549. ^677.
^ Tteöiov -(I), sogar -a.
10. TtoXifxoiO 104 mal, -ov 25 mal: vor der Trithemimeres
Z 480. / 64. vi 752. M 123. N 639, vor der Penthemimeres
r 428. 0 35. 466. 473. ^811. T 313. y 192, vor der Hepthemi-
meres ^ 422. J 376. E 348. U 302. 630. 723. P 761. Y 101.
Ö> 598. X2 404, hinter der Hepthemimeres A 323. M 335. P 228.
^ TToleuog -iij -ov -oi -lov -ovg.
11. TTZolif-ioio 16mal, -ov 2mal: w 42. 531 vor der Penthe-
mimeres. ~ 7tz6Xef.iog -qt -ov -ovg.
12. Tvocaf^iolo 39mal, -ov 13mal: vor der Trithemimeres
(D 35. s 453. X 238, vor der Penthemimeres n 397. O 52. 186.
E 469. C 224. Z 242, vor der Hepthemimeres B 659. 839. M 97.
0 531. ^^ Tiozai-iög -o) -ov -oj -oi -lov -ovg.
13. IIqlÜi^ioio 75mal, -ov 8mal: vor der Penthemimeres
Y 181. 306, vor der Hepthemimeres B 37. X 251. ^ 241. / 230,
hinter der Hepthemimeres B 803. X478. ~ ÜQ/afiog -(o -ov, sogar
-e (vgl. o. S. 13).
14. d-etoio^) 43 mal, -ov 6mai: hinter der Hepthemimeres
CD 526. ß 259. d 621. tt 335. (f 244, hinter der männlichen Cäsur
iE 415. ~ d^iiog -ov -cov -rj.
Aber es fehlt anderseits auch nicht an Beispielen, wo -ov nur
wenig seltener, ebenso häufig oder sogar häufiger als -oio erscheint:
hier haben die übrigen Kasus des Paradigma, die auch bei den
nunmehr anzuführenden Fällen meist sehr oft gebraucht wurden,
das Vorkommen der Formen auf -oio entweder überhaupt verhin-
dert oder wenigstens ihr häufigeres Vorkommen unmöglich gemacht.
15. aya^olo 3mal, -ov 3 mal: vor der Trithemimeres iV 284,
vor der Penthemimeres H 113. (p 335. -^ dyad-og -iZ -6v -w -iq -f]
-r^v -al -dg.
16. ddivolo — , -ov 4mal: 2 316. X 430. ^ 17. ß 747 vor
der Hepthemimeres. ^ adiiov -a.
1) Vgl. Bechtel, Die Vokalkontraktion bei Homer 63 f.; Witte Glotta
IV 234.
über d. Kasusausgänge -oio u. -ov, -oiai u. -015, -^ai u. -jj? im griech. Epos 33
17. äXaolo — , -ov 2 mal: x 493. ju 267 vor der Penthemi-
meres. -^ aXaog.
18. aXoxoio lOmal, -ov 7 mal: vor der Trithemimeres l 67,
vor der Penthemimeres ^ 114. ^ 202. \p 165. 346, vor der Hept-
hemimeres A 242. k 177. ^ aloxog -co -ov -ol -lav -ovg.
19. ylvxeQolo 4mal, -ov Imal: ß3 vor der Penthemimeres.
^ yAfXfipog -o7 .ov -^g -a/.
20. eavolo — , -ov Imal: F 385 vor der Hepthemimeres. ^
mvog -10 -ov.
21. JoX'ioLO 3 mal, -ov 2 mal: w 409. 492 vor der Hepthemi-
meres. ^ JoXiog -ov.
22. eregoto 3 mal, -0ü2mal: ß 598. i/^ 90 vor der Penthemi-
meres. -^ e'zeQog -ip -ov -w -01 -(ov -ovg -r]g -rj -iqv -at -ag.
23. y,av£oio 3 mal, -ov Imal: q 335 vor der Hepthemimeres.
^ %avki) -ov.
24. '/.Qareqolo 7mal, -ot; 3mal: vor der Penthemimeres 0 279,
hinter der Hepthemimeres (P 553. ^ 360. -^ zpare^og -tp -öv -a
-Tj -'^g -fj -r(v -ai -dg. *
25. fxalEQolo — , -ov Imal: / 242 vor der Hepthemimeres.
^ fxaXeQto.
26. Ttvvuvolo — , -ov Imal: t/; 229 hinter der Hepthemimeres.
^ Ttv^^ivog -ov -ovg -ij -rg -fj -r^v -ai -dg -d.
27. 2&EveXoio Imal, -ov Imal: T 116 vor der Hepthemi-
meres. ~ 23^€veXog -ov.
28. OKOTteXoto — , -ov Imal: fi 220 vor der Penthemimeres.
^ oxoTtaXip -cv -Ol -(OV.
29. otvyeQoHo 2mal, -ov 3mal: z/ 240. Z 330. 0 368 hinter
der Hepthemimeres. ~ aTvysQog -ifj -ov -ol -jj -rg -fj -'tjv -dg.
30. acpETSQOLO — , -ov Imal: ^ 210 vor der männlichen
Cäsur. ^ acpsTSQqj -ov -a.
31. q)d^Lfxavoio Imal, -ou Imal: iI581 hinter der Hepthemi-
meres. -^ (pd-ii-ievog.
32. nolvßoto 2 mal, -ov 7 mal: 0 399. ß 177. n 345. 434.
a 349. V 359. y 320 vor der Hepthemimeres. ^ üoXvßog -ov.
33. TtQod-vQOLO 7mal, -oi; 3mal: vor der Penthemimeres O 124.
ö 10, hinter der Hepthemimeres cp 299. ~ iiQÖd-vQov.
34. oX'iyoLO — , -of Imal: ^ 37 vor der Penthemimeres.
35. ßoaoio — , -ov Imal: ^ 111 vor der Penthemimeres.
Nur zwei Fälle kommen vor, die durch unser Gesetz noch
nicht ihre Erklärung finden:
36. KTsdioLO — , -ov 2mal: vor der Penthemimeres JB 621,
Glotta V, 1. 3
34 K. Witte
vor der Hepthemiraeres N 185. Es findet sich sonst keine drei-
silbige Form des Wortes.
37. fieXivoio — , -ov Imal: q 339 vor der Penthemimeres.
Die Form ist ein "^7ta'§ elQrj^hov.
Hier sind die Muster wiederum^) außerhalb des Paradigma
zu suchen. £ 621
vieg 6 /iiev Kreävov, 6 ö aq Evqvtov, ^^atoqiwvb
hat sich Kxtdxov nach Evqvtov gerichtet; über dieses s. o. S.
Nach i^ (321 (oder einem ähnlichen Beispiel) ist iV" 185 gedichtet
TVT^ov 0 d l.4/xq)Lfxaxov, Kredzov vv' ^Ay,TOQUovog^).
Q 339 lautet
iCe d enl fxeXlvov ovöov ivtoöS'e ü^vgdajv.
Es liegt Beeinflussung von fxeXivov durch ovöov vor (s. u. S. 37).
Also auch hier geht das Resultat restlos auf.
Bei Besprechung der Dative müssen wir von der Untersuchung
der entsprechenden Formen bei den Maskulina und Neutra choriam-
bischer Messung ausgehen. Da wir dort in -olq beinahe stets die
apostrophiert^ Endung -olo' erkennen mußten, ist ein analoges Er-
gebnis für die auapästischen Nomina zu erwarten.
Nur -oLGiv, nie -oig, findet sich in folgenden Fällen:
Javaoloi 55 mal, ylv/Joiai 8 mal, UvlioLOi 4 mal, Tacficiai
3mal; cloxoiao 8 mal, dve/noiaL 11 mal, dQoioiai Imal, ßXe-
(fdgaiOL 16 mal, yvdloioi, Imal, da/.Qvoiot Imal, eXdgDOiai
2mal, eleotoL 2mal, ivigoioi Imal, eqiifOLOi 2mal, ^Aavloioi
5mal, oßel^oloL 12 mal, 7Tvf.idvoioi Imal, goTraXaiai Imal,
TaXa^Offft 2 mal, y^oävoLOi Imal, tvqotÖvolol 3 mal, ov.07ti'koiOi
Imal, oidXoLOi Imal; La&&oiOL Imal, dya^oloi 4mal, ßXo-
ovQoloi Imal, ßoaoiai Imal, ylag)VQolai 7 mal, öiöif^ioioi
Imal, extQOLGi 4mal, kzvfxoiOi Imal, '/.gaTegoloL 4mal,
XaoLOLOi Imal, XiTtaQoloL 8 mal, ixe,ydXoiOi 5 mal, oXiyoiOi
Imal, GxvyeQoloL 2 mal, tqizÖiolgl Imal, xakETxdiGi 7 mal,
TzoxiqoLGi Imal, nqoxeQOLGL 4mal, ttvmvoigl 8 mal; xra-
(.lEvoiGi 3mal, q>&if.ievoiGi Imal.
Wieder läßt sich durch den Vergleich mit -oio -ov zeigen,
daß -oig viel später ins Epos eingeführt sein muß als -ov.
dyaS^olo 3 mal, -ov 3 mal, -oIgl 4 mal, -oig —
dXoxoio 10 mal, 7 mal, 8 mal, —
dvtfxoLO 22 mal, 3 mal, 11 mal, —
sxeQoio 3 mal, 2 mal, 4 mal, —
1) Vgl. 0 S. 19 f. 2) S. auch B 620.
über d. Kasusausgänge -oio ii. -ov, -oiai u. -oig, -^ai u. -tjg im griech. Epos 35
'AavioLO 3 mal, Imal, 5 mal, —
'/.QaxEQOLO 7 mal, 3mal, 4mal, —
(.leyctloLO 34 mal, 9 mal, 5 mal, —
oXiyoLO — Imal, Imal, —
ozvyeQolo 2 mal, 3 mal, 2 mal, —
Usw.
Sodann finden sich nur vor vokalischem Anlaut folgende
Dative auf -oig:
1. ^^QifxoiOL — , -oLg Imal: B 783 vor der Trithemimeres.
2. STagoiGt 64mal, -oig 4mal: vor der Penthemimeres X 113.
fi 140, vor der Hepthemimeres i 288. r 196.
3. UqoIgc 3 mal, -oig 3 mal: vor der Hepthemimeres /, 426.
554, hinter der Hepthemimeres y 273.
4. zQOTatfoiGL 5mal, -oig 4mal: N 188. 2 611. o 378. x 102
hinter der Hepthemimeres.
5. oXoöloL — , -oig 3 mal: i 82. f.i 425. ^313 hinter der
Hepthemimeres.
6. Ttsvdloioi Imal, -oig Imal: 5 312 vor der Hepthemimeres.
7. TtQod-vqoLOi 8 mal, -oig 1 mal: a 103 hinter der Hepthemimeres.
8. xpaf-iäd^oioi 12 mal, -oig 3 mal: vor der männlichen Cäsur
^ 486. ^ 853, hinter der Hepthemimeres / 38.
Hier sind überall die apostrophierten Formen auf -oid' in den
Text zu setzen. Das wird auch für folgende Beispiele zutreffend sein:
9. ayavolGi 8 mal, -oig 4 mal:
B 164 aöid' dyavoia e/teeaoi, vgl. 180. 189. £2 772.
10. doXioiOi — , -oig Imal: l 282 . . . doXioia' STzesoai.
11. (.lalayioloi 8mal, oig 2mal: Z 337. x 422 . . . f.iaXa/.ol.ö'
eTtisGGi.
12. GTEQEoiGi — , -oig Imal: M 267 . . . GveQEOiG^ STtseGGi.
Ich habe bereits o. S. 26 die Ansicht ausgesprochen, daß den
Verfassern solcher Verse das Digamma nicht mehr als lebendiger
Laut gegolten hat.
Somit bleiben noch 3 Dative auf -oig:
13. /tQOf-idxoiai 16mal, -oig 2 mal:
to 526 €v d' ejteGov 7tQOf.idxoiG^ ^OövGevg ytvX.
J 253 Idof.ievsvg /.isv ivl TtQOf-iaxoig, Gvi u~/.elog dkyiTJv.
14. GTißagolGi — , -oig 2 mal:
^ 528. 0 61 . . . GTißagolg ßdXez' iuf.ioig.
15. (.leya.QoiGi 146 mal, -oig 32 mal: vor vokalischem Anlaut
17 mal, vor konsonantischem B 137. ß 664 und an 13 Odyssee-
stellen, s. Singular und Plural 81.
3*
36 K- Witte
Die Formen orißagoTg und ixeyaqoig sind dem Paradigma atißaQq
-6v -Ol -rjs -dg und (xayagov (s. o. S. 32) eingereiht worden;
^ 253 wird gewiß Naucks Konjektur, vt für avi, das Richtige treffen.
Nur -rjOLv, nie i]g, findet sich in folgenden Fällen:
dyoQrJGL Imal, agerijoL 2 mal, eXccTrjai 3 mal, Igeripi Imal,
T/t^V^^fft 2mal, xeyaA^^fft 2mal, xo(>t'y^^ff< 9mal, |U£A/?^at 2 mal,
voTij]OL Imal, oövvtjoi 9 mal, 6d^6v7]ai Imal, oraipvXfjai 2 mal,
ovova%[jOL 2 mal, avvoxrjai Imal, vEcptXrjOL 3 mal, ngodo/ifjoL
Imal, ivETjjai Imal; dyavjjoi 2 mal, dyaS^ijOi 4mal, cXirjOL
6 mal, d/xaXfjOL Imal, draXfjai Imal, ßXoavQ^ai Imal, uga-
TEQjjoi Imal, XiyvQrjoi Imal, f.iEyäXrjOi 4 mal, aTSQsfoi Imal,
GTLßaQijOi 7 mal, acpaTsgi^ai 2 mal, otvyeQiöL Imal.
"Von den Beispielen auf -'tjg finden sich folgende nur vor vo-
kalischem Anlaut:
1. ßotjiOi — , --Qg Imal: P 492 vor der Hepthemimeres.
2. yXaffVQjjoi 19mal, -fjg Imal: / 425 vor der Penthemimeres.
3. '/.Xiaii]OL 20 mal, -r^g 3mal: vor der Trithemimeres B 778,
vor der Penthemimeres B 227, hinter der Hepthemimeres T 179.
4. oXofjOi — , 'rjg Imal: X 65 vor der Hepthemimeres.
Diesen Beispielen stehen 3 andere gegenüber:
5. ■'/.ovhjOL 47 mal, -rjg 3 mal: vor vokalischem Anlaut X 330
und 'F 26, sodann
E Ib TjQiTcs (J' Iv /.ovirjg, ipvxQOV ktX.
6. uaXdfATjai 13mal, -rjg Imal:
^ 238 tv naXdfAjjg cpogeovaiv axX.
7. TtQOxofjGi Imal, -'rjg 2 mal:
X 242 SV TtQoxofjg Tioxafxov %rX.
V 65 iv szQOXo^g ös ßdXot xrA.
E 75 schwanken die Hss. zwischen Aovii]g und "/.oviiß. Wer yccvirjg
schreibt, muß Einreihung der Form in das dreisilbige Paradigma
xoWrj -tjg -fj -tjv annehmen. IlaXd/urjg hat sich nach 7iaXd/.ii] ge-
richtet, wie nQOXofjg nach nqoxocg.
Also auch bei den Nomina, die einen Anapäst bilden, weist
das Epos bereits die Formen auf -oig und ?jg, wenngleich in ganz
geringem Umfang, auf.
V.
Um die Verteilung der Suffixe -olo^ -ov bei den Nomina tro-
chäischer Messung (Typus dyQog, qvtqov) zu verstehen, erinnern
wir an die Flexion des Pronomens r^ixEig im Epos, die Glotta IV
erörtert ist. Weil die Formen rj(XEig und rifxlv spondeisch waren
über d. Kasusausgänge -oto u. -ov, -oiai u. -oig, -rjOi u. -j;? im griech. Epos 37
und daher besonders im sechsten und ersten Fuß einen festen Sitz
hatten, ist bei Homer auch der Akkusativ ^/.leag beinahe aus-
schließlich zweisilbig verwendet worden, obwohl das Epos auch
über den Daktylus rjfxeag verfügte. Nach dieser Beobachtung über
den Gebrauch der Formen rji^ieag : '^f.dag können wir auf die Ver-
teilung der Genetive ayqoio : ayqov bei Homer schließen. Wie alle
spondeischen Wortformen sitzen natürlich auch die Formen ayqiZ
aygol dyQwv dygoig besonders am Versende und Versanfang fest.
Man begreift, daß in dies zweisilbige Paradigma nur eine Form
ayqov paßte. Also steht zu erwarten, daß der Typus dyqol im
Epos die Vorherrschaft hat.
1) Nur -OLO findet sich in folgenden Fällen:
Zrjd^oio Imal, yirjd^oio 2 mal, ^cptjXoio Imal, ^wxoto 2 mal;
yvad-f.ioio 3mal, deof-inlo 2 mal, -aIvxqolo Imal, /.riQoio Imal,
Xt'/aqoLO 2mal, Icovoio 3mal, f-iatoto 3mal, veiolo 2mal,
ttXovtoio Imal, 7tQV(.ivoio Imal, ozctd-itölo 6 mal, ozeqvoio
10 mal, OTQOvd^oio 3mal, tüvqolo Imal; dsiXoio 4mal, y.edvolo
Imal, yioiXoio 2 mal, Xevxolo Imal, argETtcolo Imal, tqtjtoIo
Imal.
2) Neben -oio begegnet -ov:
dygolo
Imal,
-ov 11 mal,
Beivoio
5 mal.
-cv 2 mal,
aVTQClO
3 mal.
5 mal.
^eoTOio
2 mal.
3 mal,
avtdlo
11 mal.
77 mal.
or/.oio
4 mal.
11 mal,
yafißQolo
Imal,
Imal,
ol'voio
14mal,
1 1 mal,
deivoTo
.5 mal.
2 mal.
ovdolo
Imal,
12 mal,
dsiTtvoio
Imal,
2 mal.
7t€7tXoiO
Imal,
Imal,
dtjfioio
3 mal,
9 mal.
TtOVTOLO
5 mal.
5 mal.
dlcpQOio
1 1 mal.
19 mal.
ngoiTOio
Imal,
Imal,
ÖOQTtOlO
5mal,
4 mal.
QLVolo
Imal,
2 mal.
egyoio
1 mal.
Imal,
OLTOIO
6mal,
20 mal,
"iXoio
Imal,
4 mal.
rdqiQOLO
3 mal,
3 mal.
%7t7l0L0
Imal,
2 mal.
Tev'/.qolo
Imal,
3 mal,
-A.Xavd'f.iolo
4mal,
2 mal,
TOI 010
—
5 mal,
■/.OITOIO
3 mal,
3 mal.
VTtVOlO
Imal,
17 mal,
'/.QTJUVO'U
2 mal,
Imal,
(pXoioßoio
2 mal,
2 mal.
^lrif.ivoLO
2 mal.
2mal,
XOfAxoIo
Imal,
1 1 mal.
fiiad^oXo
Imal,
Imal,
XrjXolo
Imal,
Imal,
fXvO^OLO
2 mal.
2 mal.
XQvoolo
13mal,
12 mal,
V€y,QOlO
3 mal,
7 mal.
XQVGtOlO
—
2 mal.
VÖOTOIO
7 mal,
9 mal,
li)}.lOLO
Imal,
5 mal.
Bävd-oio
5 mal,
5 mal,
38 K. Witte
3) Nur -ov kommt vor bei
aivov Imal, ßrjlov 1 mal, ßöd-gov 2 mal, ßo)f.iov Imal, Bo'jqov
1 mal, rXavyiov Imal, diaxov Imal, ^v/uov 16 mal, "if^ßgov
'Smsd/'lQOv 2 mal, larov Imal, Kad(.iov Imal, >t«7rj'or' ömal,
'/.aTtQov omal, /Jögov Imal, yiX/^Qov Imal, TiOTtQov Imal,
KQoiofAOv Imal, •Kvy.Xoc Imal, Kvnqov Imal, laov 2 mal,
vlvY.xov Imal, [.ii]qov IGmal, vt/joüv 9mal, vmtov 4mal,
öyfxov Imal, ov&ov Imal, oqv.ov 2 mal, oq{.iov Imal, Uavd^ov
4mal, oipov Imal, tiqiozov 2 mal, rtvqyov 7 mal, "^Ptjoov
Imal, Qvuov Imal, o'/.iJ7tTQüv Imal, ^/.vgov Imal, xoiyfiv
3mal, To^ov 11 mal, zvqov imal, vdgov Imal, vlov Imal,
001 ßov 4 mal, cpoQTOv Imal, yjqoov 9 mal, ycogov 2 mal;
aklov 13 mal, yv(.ivov Imal, dlov 2 mal, x£<Vot; 21 mal, laS^-
Xov 2 mal, tioov 4 mal, ^vrjzov Imal, ■^A.aXov 4 mal, i-ieoaov
2 mal, f.wvvov Imal, o'lov Imal, tovtov 10 mal, tiXbiov Imal.
Diese Übersicht zeigt, wie sehr bei den trochäischeii Nomina
im Genetiv -ov das Übergewicht hat. Wo es neben -olo begegnet,
ist es ihm meist numerisch überlegen. Die Gegenbeispiele erklären
sich dadurch, daß -olo in festen Formeln steht. Z. ß. findet sich
dsivolo 3 mal im Versschluß . . . deivolo ^rteXcogov; öicpgoio Omal
in der Verbindung ey, dicpQOio vor der weiblichen Cäsur; usw.
Ähnliches gilt für die Genetivformen derjenigen Nomina, die nur
-OLO aufweisen. Wenn irgendwo, so begreifen wir hier, daß die
Formen auf -oio Archaismen sind, die nur darum der Sprache des
Epos erhalten blieben, weil sie seit jeher an der Stelle vor der
weiblichen Cäsur festsaßen.
Wir gehen zu den Dativen über. Nur -oiai, niemals -oig,
kommt in folgenden Fällen vor:
aoTolai 1 mal, avXoiai 1 mal, ßXrjrgoioi 1 mal, ßö^QOioi 1 mal,
ya{.ißQolGL 2 mal, yvad^fxdloi Imal, y6f.i(poiOL Imal, dio/.oiaL
3 mal, dlq)QOiai 2ma\, d-giy/.oloi Imal, zaTT^omi 3 mal, yilia-
/uoloi 4 mal, y.vrn.io'loi 3 mal, xovqoiöl 2 mal, le/agoiai 4 mal,
XioiQOLOi Imal, f-ir^OLOi 4 mal, f.i6oyoiGi Imal, ixoyXolot
Imal, vt'jGoiai 6 mal, vcutoiol 2 mal, S,voToloi 3 mal, OTrkoioi
2mal, ovQoioi Imal, ninXoioi Imal, Tieaoolai Imal, irvo(.i-
Ttolai 2 mal, TCQVfxvoXoi Imal, itcokoiai Imal, qäßdoioi Imal,
ortöyyoLOL '^m2i\, arad^f-ioloL 7 mal, oxavQoloi Imal, oxlgvoioi
4mal, i6i.0LOL 6mal, q)vXXoiOi 5mal, yöqxoioi Imal, i\o\ol
Imal, yy\XolüL Imal, loloi Imal; (xkqoloi Imal, deiXoTai
7 mal, deivolai 2mal, Cwolai 6 mal, /.QaircvdioL 8 mal, Aa,u-
TtQotoi 2 mal, [ua/.Qoloi 2 mal, /iieoooioi 12 mal, ^eoTolai-
über d. Kasusausgänge -oio u. -oi', -oiai u. -oig, -rjot u. -^g im griech. Epos 39
6 mal, oioioi 5 mal, owlol Imal, ooaoLOi 1 mal, TtavQoioi
2 mal, 7tv%voiOi Imal, qvtoIoi 2 mal, oxQSJttdioi Imal, d^vr^-
TÖlai 11 mal, tovtoiol 4 mal.
-OLg findet sich 1) vor Worten mit vokalischem Anlaut:
1. yvaf.i7tToioi 6 mal, -die, 2 mal: ö 369 /.i 3o2.
2. ÖEOf-idloL omal, -o7g Imal: ^ 336.
3. doidiOL 3 mal, -olq Imal: ^ 194.
4. -/.Etvoiai 6mal, -oig Imal: 7C 350.
5. iod-loloi — , -oig Imal: 'C 189.
6. ^df.ivoLOt Imal, -oig Imal: e 471.
7. iTVTroioi 31 mal, -o^gömal: il 154. P460. ^372. 400. 504.
8. yialoiai — , -oig 3mal: ü 626. / 217. v 255.
9. Xaoloi 17 mal, -oig Imal: P 251.
10. IvyQoloi — , -oig Imal: i 454.
11. veyiQolai imal, -oig Imal: K 493.
12. TtXexToloi — , -ölg 2 mal: — 568. i 247.
13. noXloloi 16mal, -o~ig Imal: ^ 232.
14. rc^iöxoioi 27 mal, -oig Imal: T 424.
15. nvqyoiGL — , -oig Imal: O 737.
16. ^lvoXgl 4 mal, -oig Imal: H 474.
17. TQTjToloi 3 mal, -oig 3 mal: Q 720. y 399. tj 345.
Hierher gehört
18. aiGXQolai Imal, -oig 3 mal: T 38. Z 325. iV 768 . . . aia-
XQolo^ 87teEoaiv; s. o. S. 35.
Bei diesen 18 Formen sind die apostrophierten Dative (-oia) in
den Text zu setzen.
2) vor folgender Konsonanz oder am Versende:
19. aXXoioi 25mal, -oig 12mal: vor vokalischem Anlaut v^ 342.
B 49. E 131. 820. Z 259. iV 81«. 2 103. / 333. t 196. w 180,
am Versende jt 264, vor folgender Konsonanz Q 25.
20. ßcofxoloi Imal, -oig Imal: y 273 am Versende.
21. avTolai 13 mal, -oig 8 mal: vor folgendem Vokal F 55.
^ 8. / 542. I 77, vor folgender Konsonanz d 683. r 140, am Vers-
ende X 513. V 213.
22. ötoQOiai 4 mal, -oig Imal:
/ 601if. /.a/.iov de xev el'r]
vr]voiv VMio^tvr^aiv af^vvs^ev aX^ eixl diogoig
eQXEO y.Tl.
Die Hss. schvi^anken zwischen dwQcov (so auch Aristarch) und öiogoig.
23. sgyoioi 4 mal, -oig Imal: ^ 228 am Versende.
40 K. Witte
24. fivd^oiot 25 mal, -oig 4 mal: vor folgendem Vokal Y 369.
0 53, vor folgender Konsonanz W 478. d 239.
25. ^eivotOL 4 mal, -oig 2 mal: ^ 779. i; 374 vor folgender
Konsonanz.
26. wfAoioi 36mal, -oig 8 mal: vor folgendem Vokal Z 510.
O 267. 2 204, am Versende ^ 235. ^ 19. ^ 528. o 61. i/; 162.
27. TtlsioLGi — , -otg 2 mal: 0 162. M 311 vor folgender
Konsonanz,
28. XQ^(^^OLOL 7 mal, -oig 2 mal: J 3. y 472 im Versschluß
. . . XQ^f^^oig öertäsöGi.
29. (pvloiai — , -oig Imal: -ß 363 am Versende.
Hier liegen wirkliche Formen auf -oig vor. Zu ihrer Erklärung
bedarf es nach den Bemerkungen o. S. 22 f. keines weiteren Wortes.
Nur -jjGi findet sich:
ßovlfjai Imal, yhoaarjoi Imal, FvQrjai Imal, daUrjOi Imal,
ddffvrjoi Imal, dsiQJjai Imal, divrjoi 2 mal, öfxii)[]Gi 18 mal,
azrjoi Imal, evxfjGi Imal, yivrj/iirjGi 5 mal, iavvjjgi Imal,
vavTt]Gi 3 mal, ox&t]Gi 2 mal, TtXrjyfjoi 5 mal, 7roif.iv7]ai Imal,
QiCi]aL 2 mal, ^/.aijjai 4 mal, xexvijoi Imal, Tgcofjai 7 mal,
(fXifjOi Imal, cpcö-üTjoi Imal; alvfjoi Imal, aXhrjoi 3 mal,
av7]Oi Imal, avzfjOi 5 mal, yvaf.i7tTfjai Imal, tiafjoi Imal,
'i.a.Vijii 2 mal, Xa^rcqffii Imal, TiQvixvfjai 13 mal, tvqiütjjoi
6 mal, 7iv%vfiGi 2 mal, GiAi/.QJiai Imal, t6go7]gi Imal, xqv-
G€7]Gi 2 mal.
-rjg findet sich 1) vor folgendem Vokal:
1. avyfjGi — , -^g Imal: 0 480.
2. v.ovQt]Gi 3 mal, -r^g Imal: v 74.
3. /xayigfjGi 4mal, -fjg 3 mal: F 137. 254. N 340.
4. vvfxcpriGi 2 mal, -rjg Imal: v 355.
5. ^€GTfJGi — , -ijg 3 mal: Z 243. Y 11. /u 172.
6. TtrjyfjGL — , -ijg Imal: B 523.
7. TtvoifJGi 2 mal, -fjg 6 mal: im Versschluß . , . invoifja^ avefxoio.
Überall sind die apostrophierten Formen auf -oig^ einzusetzen.
2) vor folgender Konsonanz oder am Versende:
8. a-KTjJGi — , -fjg Imal: M 284 am Versende.
9. ßiJGGTjGi 3 mal, -vyg4mal: vor folgendem Vokal F 34. S 397.
n 634, vor folgender Konsonanz 11 766.
10. QrjßijGi 4mal, -jjg Imal: ö 126 am Versende.
11. y.otlT]Gi Imal, -i]g 10 mal: vor folgendem Vokal E 791.
H 389. M 90. N 107. O 743. «211. ß 18. 27. g 181, vor fol-
gender Konsonanz ^ 89.
über d. Kasusausgänge -oio u. -ov, -oiai u. -oig, -rjOi u. -5? im griech. Epos 41
12. fi6aai]Oi 3 mal, -*^g Imal: Q 84 am Versende.
13. oifjoi — , -?yg Imal: E 641 vor folgender Konsonanz.
14. TcäorjGL Imal, -»;g Imal: ;( 471 am Versende.
15. 7teTQi]Ot 5 mal, -9^g Imal: ?^ 279 vor folgender Konzonanz.
16. TcolXfjOi 4mal, -fjg Imal: ^ 221 vor folgender Konsonanz.
Auch bei diesen Formen hat also, wie bei den o. S. 39 f. be-
sprochenen Dativen auf -oig, Einreihung in das zweisilbige Para-
digma stattgefunden.
VI.
Auch bei den pyrrhichischen Nomina (Typus dofioq, Tiotov)
dürfen wir gewiß sein, den Genetiven auf -ov häufiger zu begegnen.
Da im Epos Formen wie öofioq d6(.Hi) dof^ov mit Vorliebe in der
Senkung verwendet wurden, lag die Versuchung sehr nahe, diesen
Kasus einen zweimorigen Genetiv zur Seite zu stellen.
1) Nur -010 findet sich bei
yovoio Imal, qooio 3 mal, Xvxoio Imal, /roroto 5mal, tokoio
Imal, XioLo 2 mal, x^QOio Imal.
2) Neben -010 begegnet -01» in folgenden Fällen.
ßiolo
3 mal,
-ov
Imal,
lld^OLO
4mal,
-ov
Imal,
ßgoTolo
3 mal,
-ov
1 mal,
Xivoio
Imal,
-ov
Imal,
yduoio
6 mal,
-ov
4 mal.
vioio
Imal,
-ov
Imal,
yooLO
30 mal,
-ov
5 mal.
vooio
4 mal.
-ov
3 mal.
dofXOLO
7 mal.
-ov
13 mal.
VOTOIO
2 mal.
-ov
2 mal,
Sfidio
9 mal,
-ov
7 mal,
odolo
14 mal.
-ov
7 mal,
köio
11 mal.
-ov
9 mal,
TlÖvOiO
7 mal,
-ov
9 mal.
2dfX0L0
3 mal.
-ov
2 mal,
IIvXoLO
Imal,
-ov
14mal,
S-Eolo
17 mal,
-ov
27 mal,
cpiXoLO
lOmal,
-ov
1 1 mal,
d^oloLO
Imal,
-ov
2 mal.
(fößoio
13 mal.
-ov
3 mal,
'/.a'Kolo
2 mal,
-ov
8 mal.
(fOVOLO
4 mal.
-ov
5 mal,
Kqovoio
4 mal.
-ov
15 mal,
Xokoio
5 mal,
-ov
2 mal.
3) Nur -ov findet sich bei
dolov Imal, öqo/aov 2 mal, t6(f>ov Imal, tvyov 3 mal, qlov
Imal, '^Pcdov Imal, OKonov 2 mal, ortodov Imal, orguTOv
9 mal, d^QOvov 19 mal, v.xv7tov 2 mal, Evcpov Imal, Aä^iov
Imal, Xö^ov 2 mal, fxoS^ov Imal, MoXov Imal, vo/u^ov Imal,
Tdcpov Imal, xäcfov 2 mal, TQO(pov Imal, tqoxov Imal,
%XvTOv 1 mal, ^vqov 1 mal.
Besonders der Vergleich der unter 1) und 3) aufgezählten Beispiele
lehrt, daß auch bei den pyrrhischen Nomina im Genetiv -ov häu-
figer als -010 vorkommt. Die Gegenbeispiele können auf verschie-
42 K. Witte
dene Weise erklärt werden. Entweder sitzen die Formen auf -oio
in Formeln und an bestimmten Versstellen fest, vgl. o. S. 22.
Oder aber die Nominative Dative Akkusative der betreffenden
Worte sind im Epos nicht zur Füllung der Senkung, sondern als
lamben verwendet worden: in solchen Fällen sind die Genetive
dem iambischen Paradigma nicht so häufig eingeordnet worden;
ein Beispiel der Art ist ßiov.
Von den Dativ formen findet sich ausschließlich -oiot bei
ßotoloL Imal, öoTiolaL 2 mal, döloioi 5 mal, doQOiai 2 mal,
loßoloi Imal, IvyoiOL 2 mal, q)dXoiai 2 mal; ßgoroXai 3 Imal,
fxäooiGi ouial, TEoToL 5 mal.
-OLQ kommt 1) nur vor folgendem Vokal vor:
1. tölöi 8 mal, sölg 2 mal: a 218, ^ 23.
2. d^QovoLOi 2 mal, -oig 3 mal: x 352. q 32. v 150.
3. ■x.a'Adloi 7 mal, -olg 3 mal: 'f 493. a 123. v 200.
4. XiSoLOt 4 mal, -otg Imal: — 504.
5. Xoyoiai Imal, -oig Imal: O 393.
6. TcovoLOi 4mal, -oiq Imal: v 48.
7. TQOTicioi — , -oig 2 mal: d 782. ^ 53.
8. qjiloioi 18mal, -oig 8mal: .^478. 523. iV 549. P302. 636.
T 401. (p 55. i 466.
2) vor folgender Konsonanz:
1. Ö6/.101OI 22 mal, -oig 11 mal: vor folgendem Vokal 9mal
(s. Singular und Plural 75), vor folgender Konsonanz ^ 132 1)
V 424.
2. sf-ioloi 18mal, -oig 12mal: vor folgendem Vokal ^ 183.
^ 273. i 173. X 128. l 78. ix 258. ^269. q 438. x 178. 428. ^i 222,
vor folgender Konsonanz t 490.
3. ß-eoloi 101 mal, -oig 30mal: vor folgendem Vokal ^ 218.
597. r 296. E 130. 819. Z 141. 240. 527. / 485. 494. ^ 707.
0 99. Y 104. X 279. W 80. Q 486. a 371. ß 432. Ö 807. i 4.
X 332. ^ 337. V 89. <^ 448. r 267. co 36. 371, vor folgender Kon-
sonanz E 606. Y 292. d 755.
Die Endung -oig liegt also erst bei drei Worten vor.
Nur -i]ot, findet sich bei
ßolfjai Imal, dUrjoi Imal, tri^OL 2 mal, y^ccTtriGi 2 mal, XiifjOi
Imal, TVTtfjoi Imal, g)ovrjat '2mii\; erjai 2ma\, fi€Oi]Oi Imal,
q>iXr]ai 5 mal.
-ryg kommt vor 1) vor folgendem Vokal:
1) Diese Stelle ist Singular und Plural 76 nachzutragen.
über d. Kasusausgänge -ow u. -ov, -oiai u. -on;, -yai u. -ys im griech. Epos 43
1. if^fjOi 5mal, -f^g 4mal: T 352. Ä 452. (P 104. ^F 675.
2. Qoijai 4mal, -?^g Imal: il 719.
3. S^efjoL 4 mal, -lyg 2 mal: F 158. £ 119.
4. -/.a/ifjOL 3 mal, -fig Imal: E 766.
5. Tcvhjöi 11 mal, -rjg 2mal: E 466. il 712.
6. Tfi^^fft — , -fjg Imal: CD 82.
2) vor folgender Konsonanz
7. d-ofiöt 16 mal, -fjg 7 mal: vor folgendem Vokal K 306. .^259.
T 160. 12 254. w 419, vor folgender Konsonanz t 86. x 57.
Wir schließen hier die Besprechung der einsilbigen Worte an.
Vom Demonstrativpronomen o finden sich bei Homer folgende Ge-
netive und Dative:
Tolo 27 mal, Tolg 58 mal,
Tov gegen 200mal, r^fft 18 mal,
ToioL gegen 225 mal, tr^g 3mali).
ToXg steht vor folgendem Vokal 33 mal (^342. 597. £433. E 131.
150. 820. H 324. / 93. 417. 684. K 63. 330. A 120. M 369.
N 753. O 134. P 740. ^ 103. Y 405. ^ 342. ß 252. 7 68. « 202.
d- 132. ;u 252. ^ 88. 0 324. a 60. t 196. i; 367. 7 261. w 84. 490),
vor folgender Konsonanz 25mal (5 516.524. 680. 733. 747. J 153.
H 170. K 196. 241. M 372. P 384. y 390. 490. 6 630. ^f 425.
I 459. o 188. 304. 439. o 51. ^ 130. 274. % 131. 247. y 113).
An den zuletzt angeführten Stellen füllt xoig die erste Hebung bis
auf y 113. Tfjg steht vor folgendem Vokal — 275. 419, vor fol-
gender Konsonanz d 121. — Die Formen tov und roig sind also
dem einsilbigen Paradigma rw tov 0% (tol) twv xovg tm rj T^g vfj
Ttjv ai {Tai) Tag eingereiht worden, und zwar in sehr früher Zeit
TOV, erheblich später roig und Tjjg.
Vom Pronomen relativum (o og^)) kommen folgende Formen vor:
Tod 17 mal, ov 12 mal,
ToiGL 8 mal, oloi 17 mal,
Tolg 4 mal, oig 4 mal,
TfiOi 2 mal, ^ai 6 mal,
Tfjg 3 mal, fjg 3 mal.
Tolg steht nur vor folgendem Vokal (11 171. .2" 413. i 223. rr 13);
desgleichen vf^g (E 750. 0 394. i 428); olg vor folgendem Vokal
B 338. y 408, vor folgender Konsonanz F 109. w 312; f^g vor fol-
gendem Vokal ß 341. z/ 159, vor folgender Konsonanz Q 201.
— Zur Erklärung der einsilbigen Formen gilt das o. Gesagte.
1) Hierzu kommen roöSi (16 mal), rolaSe [joCaötai) 10 mal.
2) Ich folge hier einfach Gehrings Index.
44 K. Witte
Yon oog finden sich
aolo 4 mal, aoig 6 mal,
Gov 4 mal, ofjai 31 mal,
aoloi 16 mal, arjg 2 mal.
aolg steht nur vor folgendem Vokal (^ 179. y 323. B 164. 180.
ß 772. ^ 242); afjg steht vor folgendem Vokal Q 638, vor fol-
gender Konsonanz ^ 179.
Von og (= fog) finden sich
OLO 7 mal, oig 17 mal,
ov 12 mal, rjoi 28 mal,
oTai 22 mal, rjg Imal.
OLg steht nur vor folgendem Vokal; desgleichen fjg. Also müssen
wir hier durchweg die apostrophierten Formen einsetzen.
Als letztes Beispiel nenne ich aq)6g.
ocpoü 1 mal,
ocfoloi 3 mal,
0(pöig Imal {^ 231, vor folgendem Vokal),
OfffjGi 2 mal.
VII.
Der Rest der Maskulina und Neutra der zweiten Deklination
verteilt sich auf solche der Messung -j^ _ cto ^ und u _ >j^ u". Zu-
nächst die der Messung ctü _ cro ^. Genetive und Dative werden
von ihnen in gleicher Weise wie bei den choriambischen Nomina
gebildet worden sein (Abschnitt II). Nur -oio findet sich bei
Y.vavo7tQojQOLo 12mal, XiTragoTtXoxdfxoio Imal, doXixr^Qszfioio
2 mal, TTolvdayiQVTOio 3 mal, avaxcci^Ofxevoio Imal, AaraXeL-
ßofAevoio Imal, TteQicpaivo^lvoio Imal; vavoiAXuToto Imal,
TfiXE^Xeizdlo 2 mal, e^eXyiOfievoio 2 mal.
-ov kommt 2 mal vor:
1. y,aXXi7tXo'/.d/xoio 3 mal, -ov Imal: Y 207 im Versschluß
. . . Y.aXXi7tXoy.ccinov "^Xoavdvrig. Der Vers ist etwa nach 2" 592
. . . ~Ä,aXXL7tXo/Mi.io) u^Qiaövi] gedichtet.
2. XQ^orjXa/.dTOLO — , -ov Imal:
n 183 EV xoQ'j} ^^Qts/iuöog x^rffijAa/taVou y.eXaöeiv7Jg.
Der Vers ist gedichtet nach dem Muster von Y 70
Hq)]. d' dvTeotiq x?i;(7jyZaxarog /.eXadetv^
"^QTEl-iig %tX.
An derselben Stelle steht x^fff*;Aaxarrr> d 122.
Hierher gehörende Dative gibt es, so viel ich sehe, nur zwei:
doXixriQttfxoLGL (Imal), EVTtoiijTOLOi (Imal).
über d. Kasusausgänge -oio u. -ov, -oiat, u. -oig, -t^ai u. -/;? im griech. Epos 45
Auch von den Dativen auf -f]Oi finden sich nur die vollen
Formen: TtoXviÖQaiijot 2 mal, TtoXvA.eQdeirjöi Imal, VTteQOTtXir^ac
Imal, vTtod^rifxoavvnoi 2 mal, alsiyevht^ot 5 mal.
Häufiger sind die Nomina der Messung u _ */ u er. Nur -ou
findet sich bei
^y.eaaaf.ievoT.0 Imal, ccfxtouriToio Imal, z/itovvaoio 2 mal,
iei-jioaoQOio Imal, ^EvvaXioio 2 mal, iv^twoio 3 mal, /.azto-
^aöloio Imal, NEon:zoXef.ioio Imal, oveiQonoXoio Imal,
TtohüTclay^TOLO Imal, 7toXvoY.aQd^(.ioio Imal, TtolvcpXoloßoio
8 mal, Tto'kvxQvooLO 3 mal, aTCOATafxevoco 2 mal, Kavacpd^ifxe-
voiü 2mal.
-ov kommt in folgenden Fällen vor:
ayatofxävoLO — , -ov Imal,
Imal,
aya'/.Xeixolo — ,
äer^eXioLO — ,
^le^dvÖQOLo 9 mal,
'^QrjiS^ooio 2 mal,
^QTiiXvyioio
aQrjiq)i'koio
sfiiaacoTQoio
iQiydovTtoio
evöf^^TOio
ctTtoixo^evoLO
Imal,
Imal,
4 mal,
Imal,
Imal,
— , 3mal,
— , Imal,
2 mal, 1 mal,
1 mal, 1 mal,
sv^eoTOio
>
-ov 2 mal,
evaaeXuoio
4 mal.
3 mal,
^Evaaiogoio
»
Imal,
ivGOiOTQOlO
1
Imal,
ivGTScpdvoio
7
2 mal.
■KaaiyvriTOLO
9 mal.
Imal,
VSOTtQlOTOlO
1
Imal,
OlKvQOlo
Imal,
Imal,
/colv/,/.nqioio
>
2 mal.
VTlEQd^VfXOLO
5 mal,
2 mal,
owd^Luevoio 3 mal,
-ov 2 mal.
8 mal, 1 mal,
Diese Genetive auf -ov erklären sich durch Einreihung in ein Para-
digma der Messung ^ — U^'J bis auf die "xZ/ra^ ElQrjf.i£va dyaioixsvov
^EvaatoQOv Ivoowtqov veoTtQiGxov. Wieder ist das Vorbild außer-
halb des Paradigma zu suchen. dyaiOf.ievov v 16
ü)g qa tov tvdov vXaKTei dyawuivov '/.cfxa. eqya
ist dyaio^iivov nach tov gesagt; außerdem haben als Vorbild Verse
wie ß 61 gewirkt
ixtj TL ixezaOTQSipcjaiv ayaoad[.ievoL xaxa tgya.
Der Versschluß ß 578
. . . evoawTQOv d' drc ctTtijvrjg
ist nach Versen wie Q 275
. . . sv§€GTrig ETt ccTt^vrig (vgl. ^ 75)
gebildet; die Überlieferung schwankt sogar 12 578 zwischen evGGo-
ZQOv und sv^eGTov. Z 8
vlÖv EvGGü QOV 7.tX.
haben als Muster Verse wie
viov vTCEqd^v^ov xtA. E 11. Q 120 usw.
gedient. Die Vorlage von ^ 404 endlich
46 K. Witte
aQyvQ67j, "/.oXsdv di veotcqigvov iliqxa'zog
ist etwa t 564
TWf oc f.iev X eXd^iooi dia TtQiaxov sXscpavtog.
Was die Dative anlangt, so findet sich nur -oiol bei
dGTjjLidvTOioi Imal, Iniyid^ovioiGi 2 mal, kitovQavioLOL 3 mal,
evoosXpioioi Imal, evotqeTtxoiOL 2 mal, evTin^TOLOL 2 mal,
evTQTjTOLOL Imal, y.aTa&vrjTolai Imal, s(pEX/.Of.iivoiGi Imal,
liyvqtd-oyyoiGi 5mal, 6dvQO}.ievoiGi 4mal, oi'Cvqolgl 2 mal,
OLOfxevoiOL Imal, OQSGxcpoiai. Imal, TtagaggriTÖlaL Imal, fto-
XvT(jrJTOiGL 3mal, 7iolv7tldyy.ToiGi Imal, TQirjzoGioiGi Imal,
v7T6Qd^v(.ioiGi 2 mal, 1 7T€Qcfid?MiOL 12 mal, q)LkriQl%f.ioiGL 8 mal,
cpiXoTtToXifAGiG i ^)m2X^ aTrex^Of-isvoiGi Imal, y.aTa(pd^if.itvoLGi
1 mal, cpvXaGGOjiuvoiGi 1 mal
-oig kommt 1) nur vor folgendem Vokal vor:
1. eTtiGcpvQioiGi — , -oig 5mal: T 331. ^ 18. II 132. .3" 459.
T 370 im Versschluß . . . eTUGcpvQiOLG' dqaQviag.
2. svyvd{.i7iiOLGi — , -oig Imal: g 294.
3. KccaiyvrjToioi 4 mal, -oig 2 mal: /r 97. 115.
4. oveideioioi lma,\, -oig 5mal: ^519. 5 277. JT 628. (D 480.
a 326 im Versschluß . . . oveideioiö' iTtesGoiv (s. o. S. 35).
5. 7tavrjf.iEQi'oiGi — , -oig Imal: P 384.
6. oTaQTrjQolGi — , oig Imal: ^ 223.
2) vor folgender Konsonanz:
7. tTtiGGioxQOiGi — , -oig Imal: Y 394.
8. ev7rXoy.dfj.oiGi 5 mal, -oig Imal: Ä' 442.
Nur -ijoi findet sich bei
dyr]V0Qir]Gi Imal, tidgeir^Gi 3mal, dfid^fiGi Imal, cvayiTOQit^Gi
Imal, dvaXxeijjGt 3 mal, draGi^aXirjai 9 mal, dTi(xiriGi Imal,
avcfQOGvvfjGi Imal, y.ayiOQQa(piijGi Imal, KaGiyvTJrrjOi 2 mal,
ueS^rjfioGvvriGi Imal, 6/Lio(fQOGvvrjGi Imal, oveiQSitjGi Imal,
TtaQTjOQirjGi Imal, Ttodioy.eifjGi Imal, TCQ0&vfxlt]Gi Imal,
V 7100X60 i7]Oi Imal, xoQOiTV7cir^Gi Imal.
-Tjg findet sich vor folgendem Vokal bei doXocpQOGvvijö' T 97.
Ferner begegnet £v^iGTt]g vor folgendem Vokal H 5, vor folgender
Konsonanz (p 137. 164. Die Form hat sich also dem Umfange
nach angeschlossen an ev^sGxoj -oi -rig -r; -r^v -ag.
Hierher gehört endlich die Form TtatQo/MOiyviqxoLO, die ein-
mal (0 469) vorkommt.
Welches ist das Ergebnis der vorstehenden Untersuchung?
1) Formen auf -ov werden im griechischen Epos entweder aus
Verszwang (d. h. wo der Genetiv auf -oio einen Kretikus herbei-
über d. Kasusausgänge -oio u. -ov, -oiat u. -otg, -yai u. -ys im griech. Epos 47
führt) gebraucht oder nach dem Vorbild bestimmter Muster. Eine
dritte Möglichkeit existiert nicht. Kein Beispiel der zweiten Kate-
gorie ist willkürlich verwendet worden. Ob -oio oder -ov häufiger
erscheint, richtet sich nach der prosodischen Beschaffenheit der
Nomina ^).
2) Daß -oiat die Dativendung der zweiten Deklination im Epos
ist und -oig sich in der Hauptsache vor Worten mit vokalischem
Anlaut findet, wußten wir 2). Aber neu ist, daß das Vorkommen
auch dieser Endung bei prosodisch verschiedenen Worten ganz
verschieden ist: sie findet sich am frühesten bei den Nomina von
der Messung des Amphibrachys, am spätesten bei denen, die einen
Choriambus bilden.
In seinen Quaestiones epicae hat W. Schulze gezeigt, daß bei
Homer metrische Dehnung eintritt entweder aus Verszwang oder
nach Analogie bestimmter Muster (15ff. , ohne freilich diesen Ge-
sichtspunkt nach Gebühr hervorzuheben). Zu demselben Ergebnis
führte meine Untersuchung der Vokalkontraktion (Glotta IV 209 ff.).
Hierzu tritt jetzt als drittes Beispiel die Untersuchung über die
Kasusausgänge -ow -ov, -olol -oig, -rjoi -j^g. Damit sind wir zur
Aufstellung des allgemeinen Satzes berechtigt: Neue Formen (d. h.
dichterische Neubildungen oder Formen der Umgangssprache) sind
ins griechische Epos nur eingeführt worden entweder aus Vers-
zwang oder nach Analogie bestimmter Muster.
Welche weiteren Aufschlüsse über die Sprache Homers diese
neuen Anschauungen bringen, werde ich bald in anderem Zu-
sammenhange zeigen.
Münster i. W. K. Witte
1) Mit Absicht habe ich die Frage unberührt gelassen, ob die Gene-
tive auf -010 im Epos als Archaismen des Ionischen oder als Aolismen zu
betrachten sind. Für die erste Annahme spricht, daß bei Homer auch die
Mittelstufe des Suffixes -010 -00 -ov nachweisbar ist (in Formen wie fitfiroo
B 518, fiUoo O 66, l4axXr]nc6o B 731; vgl. v. Leeuwen, Enchiridium dic-
tionis epicae 202 f.). Wichtigere Gründe sprechen dagegen. Darüber bitte
ich die betreffenden Ausführungen in meinem Homerartikel ('Sprache und
Metrik') in Pauly-Wissowas Realencyklopädie zu vergleichen.
2) Literaturangaben bei v. Leeuwen a. 0. 198.
48 K. Witte
Zur Frage der Aolismen bei Homer
Der Dativ des Plurals der dritten Deklination
Es bedarf keiner langen Auseinandersetzung, daß es die ein-
fachste Lösung des Problems der Dialektmischung bei Homer wäre,
sie als Niederschlag eines äolisch-ionischen Mischdialekts zu er-
klären. So ist denn auch neuerdings die Entstehung des griechi-
schen Heldengesangs in eine Zeit verlegt worden, zu der Äolisch
und Ionisch noch eine gemeinsame Mundart bildeten; aus ihr haben
sich dieser Hypothese zufolge erst in Asien die spezifischen Merk-
male des ionischen Dialekts entwickelt (E. Meyer, Forschungen zur
alten Geschichte I (1892) S. 132tf.; v. Wilamowitz, Über die ionische
Wanderung, Sitz.-Ber. Berl. Ak. 1906 S. 61£f.i). Nach anderer Auf-
fassung ist die Sprache des Epos im Grenzgebiet des Äolischen
und Ionischen an der kleinasiatischen Küste aus der Berührung
und Durchdringung der beiden bereits fixierten Mundarten als
junge Mischbildung hervorgegangen (Drerup, Die Anfänge der hel-
lenischen Kultur. Homer 1903 S. 107). Indessen können diese
Hypothesen ihre Bestätigung nur durch eine eingehende Unter-
suchung der "^äolischen' Elemente des Epos finden. Eine solche
dem heutigen Stande der Forschung entsprechende Untersuchung
fehlt bisher. Trotzdem geht es nicht an, eine Tatsache zu igno-
rieren, die seit Hinrichs De Homericae elocutionis vestigiis AeoHcis,
Diss. Berol. 1875 als erwiesen gelten muß: daß nämlich die Äolismen
bei Homer in der Hauptsache nur in stehenden Wendungen und
längsterstarrten Formeln vorkommen oder wenigstens au bestimmten
Stellen des Verses festsitzen, also deutlich das Gepräge des Alter-
tümlichen haben 2). Hierüber bitte ich meine Ausführungen bei
1) Vgl. Cauer, Grundfragen der Homerkritik '^ S. 185 f.
2) Die an bestimmte Versstellen gebundenen Formen sind durch das
Metrum konserviert worden. Häufig liegt der Fall so, daß dem ionischen
Dialekt prosodisch gleichwertige Formen fehlten. — Nebenher wird damit
zu rechnen sein, daß die äolischen Formen infolge ihres hohen Alters für
die ionischen Sänger und deren Publikum ein besonderes liO-og besaßen.
Darum hielten sie sich mitunter gerade bei Worten, die nur selten ver-
wendet wurden (z. B. bei noQäahg und (ffJQsg, der Bezeichnung der thes-
salischen Kentauren) oder nur in einer, höchstens zwei Verbindungen vor-
kamen. So erscheinen ig^ßervog und aoyivvog, das eine unter 8 Fällen 6 mal
neben vv§, das andere unter 6 Fällen 5 mal neben oug; im Gegensatz zu
ihnen trat für (fätvvog das ionische Korrelat (fcatvög ein, weil das Wort
überaus häufig, und zwar in den verschiedensten Verbindungen, gebraucht
wurde.
Zur Frage der Äolismen bei Homer 49
Pauly-Wissowa s. v. Homer, Sprache und Metrik, S.-A. S. Iff. zu
vergleichen. Nur eine der a. a. 0. behandelten Erscheinungen be-
darf einer ausführlicheren Behandlung, als sie dort finden konnte.
Zu den sichersten Aolismen des griechischen Epos gehören die
Dative auf -eoot der konsonantischen Stämme (Typus Tcodeaai'^),
vgl. Jacobsohn Hermes 45, 1910 S. 69), die nach Wackernagels 2)
gewiß richtiger Erklärung nach dem Verhältnis irtrcoL : ircTtoiOi
zu dem Nominativ des Plurals (Ttödsg : itödeoöL) gebildet worden
sind. Auch für sie läßt sich der zwingende Beweis führen, daß
sie bei Homer Archaismen bilden ^). Sie haben sich nur in Formen
erhalten, deren Vorkommen das Metrum begünstigte; sonst sind
die ionischen Dative auf -öi eingetreten. Aufklärung über den
Gebrauch der Dative auf -eooi im Epos erhält man, sobald einmal
die prosodisch gleichen Formen zusammengestellt werden. Ausge-
zeichnet eigneten sich für die Verwendung im Hexameter die
Formen der Messung _wl;_u; bei Homer finden sich aj^/aZ/^fafft
2mal, ^Id^iOTteaoi Imal, dvögaTzodeaGi 1 mal, elXiuödeaai 2mal,
coTiVTioöeaai 2mal, aazaxveoat imal, öaixvfAÖveooi 2mal, 7jyef.i6-
vfifffft 4mal, ■tjLovEoot Imal, d^v/ategaooL Imal, MvQ(j.LÖ6vEaoL 15 mal,
IlacpXayovEOOv Imal. Dieser Typus herrscht im Epos ausnahmslos.
Anders schon steht es bei den Formen der Messung w.
Zwar kommen auch hier noch Beispiele vor, zu denen Nebenformen
auf -ÖL nicht existieren: ^iävveoat (5 mal), t^qweool ((imal), yirjqv-
'/^eoGL (6mal), KvyiXwTteooi (4mal), olrf/.woi (Imal), auevöovTeaat,
(Imal), TETTiyEoai (Imal); sie haben ebenso wie die oben ange-
führten fünfsilbigen Formen am Versende und vor der weiblichen
Cäsur ihren festen Sitz. Daneben aber sind Formen auf -ai, im
allgemeinen häufiger; in Ilias und Odyssee werden verwendet
dxjCvtaat, 2mal, clxTiat 2mal; jUj'»/(Trr;(>«ff(Tt20mal, ^i';?(Trr)pfft54inal;
axpCdtaai — axpTai Imal; oQvi^saai 2mal, oQviat Imal;
tnnrjtaai — tnnrivai 6 mal*); QVTriQiaai, — QVTfJQOi Imal;
xlrjOhaat Imal, xkriTai, 14 mal; 'Pairjxsaai 14 mal, 'Pairj^i Imal.
xQTjTi^Qfaai — xQr]TfjQai 2mal;
Zur Erklärung des Vorkommens der Dative auf -ot können wir
kurz auf das Glotta IV 2 10 f. V 8if. besprochene Gesetz verweisen,
demzufolge im griechischen Epos die ein und demselben Paradigma
angehörenden Formen möglichst denselben Umfang angenommen
1) Auf die Unterscheidung der Endungen -taai und -saair, -ai und
-aiv ist in diesem Aufsatz nirgends Wert gelegt.
2) I.F. 14, 373 ff.
3) Bereits in der Komposition tritt -faat bei xrjQtaaKfogriTovs ^ 527 auf.
4) tnni^saat findet sich z. B. bei Quintus Smyrnaeus IV 589.
Glotta V, 1. 4.
oi^ovai
4 mal;
Tänrjai
2 mal;
Toxrjijac
8 mal;
(fdkayii
Imal;
yiTCÜOt
Imal.
50 K. Witte
haben — eine Erscheinung, die sich deshalb einstellte, weil die
häufiger vorkommenden Formen an bestimmten Stellen des Verses
ihren festen Sitz hatten. So fügte sich z. B. i.ivrjOTiJQai (für jiivrja-
xriQEGOL) dem Paradigma /iiviqoTrJQeg -ag ein.
Derjenige Typus endlich, der die Messung des Antispast auf-
wies, fehlt fast ganz (über die Unhandlichkeit antispastischer Wort-
formen s. Glotta V 29). Wir finden
(Inch'Ttaac — änaat, 2 mal; oöovTfaai,
yeoöi'Tföac — y^Qovat, 3 mal; TcmriTtnai
yvvnCxtaat — yvVKi'^Cv 31 mal; Toxrjioai
iövTiaai, — ^oiJai 1 mal ; (faXäyytaai
XaövTtaai — Xtovai 4 mal; /iTwnaai
Dieser Fülle von Beispielen steht nur riydvTSOoi tj 59 gegenüber
(s. u. S. 54 Anm. 1).
Daß für die einen Kretikus enthaltenden Dative die Formen
auf -OLv eintraten, ist selbstverständlich. Vgl. do/tioi (2 mal) für
ccGTcideaoi, dorgdoi (2 mal) für doTegeGGi, dai/LioGL (2 mal) für dai-
/iidveGat, ^Eqivigi (imal) für ^Eqivveggi, llXaGi (Imal) für ilXd-
dsoGi, Ix^iGi (5 mal) für IxB-veggl, ^lqlgglv (Xusal) für IgideGGi,
o^eGi (2 mal) für o^seggi, ocpQvGt- (17 mal) für 6q>QveGGi, TrslEiaGi
(Imal) für neXEidÖEGGi, tcIeiogl (omal) für /tletovEGGi, 7tOLf.dGi
(Imal) für 7voif.ievEGGi. Von den Fällen, wo -gl an den Nominativ
des Plurals gehängt wurde, ist -egol auch auf die Neutra der
dritten Deklination übertragen worden: vgl. z. B. xTsazEGGL u. S. 52
(s. auch S. 54)1). Diese Verwendung des Suffixes -sggi ist je-
doch im Epos bei den Neutra auf -a überaus selten, weil sich hier
in den meisten Fällen der Kretikus einsteilte. Daher stehen für
dgiudzEGGL dEQf.idzeGGL dcof.idT€GGiusvf. dgi-iaGL 16 mal, dsQfAaoL Imal,
öi6(.iaGi 13 mal, eyxaGi Imal, euiugi Imal, varj^aGi omal, '/.[/.laGi
9mal, vorjfxaGL 2mal, OfA/iiaGi 2mal, ovaGi Imal (wa/ Imal), tieL-
QaoL Imal, Tzoiyti'XfxaGL 2 m-dl, TTw^/aat 1 mal, XQ^f^i^f^^^t^ Imal. Ferner
finden sich, weil die entsprechenden Formen auf -eggi metrisch
unhandlich oder unbrauchbar waren, XrjiOTtjQGi 2 mal, 7tolv/.h'jiGL
6 mal, uElixEGOL^) 3 mal.
Im Gegensatz zu den oben genannten antispastischen Formen
mußten die der Messung ^ v-> _ u, vor allem wiederum wegen ihrer
Brauchbarkeit am Versende und vor der weiblichen Cäsur, den Epikern
hochwillkommen sein. So finden sich Jo^-otzeggl Imal, vMvoveGGL
1) Genauer ausgedrückt: nach dem Verhältnis xoQvd-cav : xoQv&taat
wurde xTiÜT(av -. xjtÜTtaai fjebildet.
2) Über die Form mkäxtaai vgl. Jacobsohn a. 0. 70.
Zur Frage der Äolismen bei Homer 51
Imal, Kr/.6veaGL 2ma], K iXiyteaai \m{i\, xo^J Geäfft 3 mal, yteXäyEoai
Imal, Xiifädeoai 2 mal, f.ia/.dQ€aoi 13 mal, (.ivXcc/.eö(>l Imal, (.legörcECöL
Imal, vBTLCideaoi Imal, virpadsaoi Imal, oUaaL 5maU), ovixeöol
5 mal, TioXisGOL 2 mal, /CQuXaeoac 2 mal, TcreQi'yeaoi 2 mal, ngaTtl-
Seooi 6 mal, aaviÖEoai 2 mal, a/.oX6:/CEoai 4 mal, OA-vla-AEöüi Imal,
OTiiXddsaai 2 mal, GTafxivEOoi Imal, axa^vEGOL Imal, (pvXd'/,EGGi
4 mal, tcXeoveggl 12 mal, jcoXtEGGi Gmal, Tay^tEOGi 7 mal. Formen
auf -GL finden sich nur in folgenden Fällen:
1. Xi\.dvEGGi Imal, Xuxegi 2 mal.
2. 'luqixEGGi Imal, y^ctqiGi Imal. Xif-doL und ydqiGL sind den
Formen Xi(,ievog -i -a -eq -ag und yäoiTEg -wv zu liebe einge-
führt worden.
3. iXi/.EGGi — , f-'Xi^iv ln)al, im Versschluß . . . Xiovd-^ Mg
ßovolv i'Xi^iv M 293, der nach dem Rhythmus von Versen gebildet
zu sein scheint, wo ßovGiv im fünften Fuß festsaß; vgl. 0 630
. . , iJg TE Xiojv oXoocpQcov ßovGtv bTlEXiydjV.
4. ■/.afid'/.EGGL — , /.ctf-ia^i 1 mal. -/.d/iia^i, ein "^7ca^ Eigr^j-ierov
bei Homer, ist 2" 563 ^^GtrfAEL öt ■/läi.iaS.i öiai-iTtEgig ctQyvutrjGi wahr-
scheinlich zum ersten Mal im Epos gebraucht worden; vgl. e 256
{pga^E de /luv qItzeggl diau7r£QEg olGvtvrjGi.
5. TcoXsEGGL 10 mal, noXsGi 10 mal, noXlGGi 3 mal. tcoXIgiv
ist dem Paradigma 7toXsog rcoXsEg TtoXlwv noXeag eingefügt worden;
z. B. wurde z/ 388 . . . tcoXhiiv /.ieccc Kadi-iEioiGLv nach dem Muster
von E 804 . . . jtoXiag f.iETo: Kaöf.iEiOJvag gedichtet. Sodann trat
neben jcoXeglv nach dem Verhältnis etzeglv : eueogi, ßsXEoiv : ße-
Xsaot, GÜv.EGiv : GaxEGGt (s. u. S. 54 f.) TtoXtGGi; vgl. iV 452 . , . nn-
XioG^ avÖQEGGLV ava^Axa, P 30S . . . tcoXIgg^ avdgsGGLv ava/.ca (die
dritte Stelle ist P 236) 3).
6. yEvvEGGi — , yhvGGi Imal, -// 416 . . . [.lExd yvaf.iTtTfjGi yi-
vvGGiv. Der Vers ist eine Nachbildung des typischen Satzschlusses
. . . yvaf.i7tvoiGL fxlXsGGi yi 669. ß 359. X 394 usw.
7. vE'/.vEGGi 10 mal, vexvggl 3 mal (am Versende). Auch veavggl
ist nach dem Muster von Formen wie eueggi ßsAsooi XtyßOGL {.d-
Xeggl ins Epos eingeführt worden, die am Versschluß festsaßen.
8. TTiTVEGGi — , nltvGOi 1 mal (i 186 vor der weiblichen Cäsur).
Die Form ist wie vI-avggl zu beurteilen.
9. APEazEGGi — , -/.QtaGiv 2 mal. Bereits o. S. 50 wurde be-
1) Über oUav s. u. S. 55 Anm. 2.
2) noUaai, wird mit Bnigmann als Kunstprodukt der epischen Sprache
anzusehen sein: noks'aiv ist die ionisch -attische Form. Vgl. Jacobsohn
a. 0. 72.
4*
52
K. Witte
merkt, daß im Äolischen -eooi von den Maskulina und Feminina
auch auf die Neutra übertragen wurde. So findet sich ^zEdreGOi
14 mal; das Wort ist nur in dieser Form belegt. Dagegen kommt
Y.Qmoiv im Vers Q 162 = M311 "dgr] te y.Qeaoiv xe Ide nkeioig
ÖETiccEGOi vor.
Für Dative auf -Eaai , welche die Messung __u aufwiesen,
sind folgende Formen auf -ai eingetreten:
avÖQiaai 20mal, clv^QÜai 67 mal; vr]faai SSrnaP), vrival^eg.Vlbm»\
yovveaat'^)
3raal,
yovrctai
18mal;
TTccitSiaai
3mal,
TTCtiaC
11 mal;
yiinsaat
Imal,
yvxpC
—
nnvTfaai
3 mal,
näai
8 mal;
SovQsaai ')
2mal,
öovQarSL
Imal;
gCneaai
Imal,
Qilpi
—
6fi(öiaat
6mal,
SfAMaC
Imal;
aägxeaai
2 mal,
aug^C
—
d^rjQiOai
2 mal,
d^rjQoC
Imal;
acfT^xeaai
Imal,
aifr]^(
—
Ogi^xeaat
Imal,
Soy^i
—
Tgcutaac
136 mal.
TgioaC
69 mal;
xgmeaai ^)
—
y.Qaal
Imal;
(frigtaai
—
(ftjgai
Imal;
Kgi^reaai
5mal,
KgriaC
—
XitQtaai
33 mal«),
X^gafgeg
200mal.
kdfoai
6 mal,
kaaC
—
Diese Statistik zeigt, daß die Formen auf -oi meist das Übergewicht
haben. Diejenigen Fälle, die dagegen zu sprechen scheinen, klären
sich, sobald man bedenkt, daß die Dative auf -ai einem Paradigma
(dies Mal einem trochäischen) zuliebe ins Epos eingeführt worden
sind. Von dem mehr oder weniger häufigen Vorkommen eines
Nominativ Genetiv Akkusativ dieses Paradigma hing es ab, bis zu
welchem Grade die Formen auf -Eoai durch die auf -gl verdrängt
wurden. Z. B. ist für Kqtjteogl (s. o.) KqtjgI deshalb nicht ein-
getreten, weil die trochäischen Kasus des Wortes dem Epos fehlten
(bei Homer findet sich außer KqtJteggi nur KQ-qnov 11 mal). Ein
weiterer Teil der Formen hielt sich, weil er in bestimmten Formeln
festsaß (so vyjEggl in der Verbindung ev vt^eggi); andere, z. B.
Tqweggi, hatten sich hinter der Penthemimeres und Hepthemimeres
für immer festgesetzt. Die nur ein bis zwei Mal belegten Formen
haben ihre Erhaltung dem Umstände zu verdanken, daß sie nur
selten vorkamen (s. o. S. 48 Anm. 2).
Für den Typus u _ u sind folgende Beispiele zu nennen :
aktaai
2mal,
ala(
—
ai'foai
4mal,
aval
Imal;
ßotaai
10 mal,
ßovaC
12 mal
vioat,
5 mal,
vaCv
—
Sgitaai,
—
Sgval
2 mal
rgC/eaat,
—
»gi^i
Imal;
xvviaai
4mal,
xvai
10 mal
(fg^veaai
—
(fgeai
207 mal.
nöStaai
28 mal,
noaC (nc
gegen
(ja()
100 mal
1) S. 0. S. 51 f.
2) Ferner vitaai, 10 mal.
3) Über /f/pffft (Imal) s. u. S. 55 Anm. 2.
Zur Frage der Äolismen bei Homer 53
Die Formen auf -oo sind (abgesehen von ßovai) um des pyrrhichi-
schen Paradigma willen eingeführt worden.
Es bleiben die Dative der Messung u _ oo _ u (aycovovveoaL
Imal, aoQT^QeooL Imal, aQiaxiqeöOL 6 mal, e7irjyy.eviöeaoi Imal,
TteQiyuiovEOöL 3 mal, Taiv/VTeQvyeaoi, Imal, KecpalrivEOOL Imal), zu
denen Nebenformen nicht existieren; dagegen sind für die Dative
der Messung u u _ _ w die Formen auf -oi eingetreten {ßaoilevOL
7 mal).
Unsere Betrachtung hat ergeben, daß die Formen auf -eoai
allmählich durch die auf -ol verdrängt worden sind. Die letzteren
wurden stets nach bestimmten Analogien, die sich meist in den
anderen Kasus desselben Paradigma boten, ins Epos eingeführt.
Nur so kann das Nebeneinander von Formen wie ävögeoat und
avögaOL bei Homer erklärt werden, avdqeooi war eine Form, mit
der die Dichter gerechnet haben; sie hat also immer im Epos exi-
stiert. Hätte seit jeher die Möglichkeit bestanden, avögäoi neben
avÖQeooi zu verwenden, so würde sich schwerlich vom Typus av~
dgeaai eine Spur bei Homer finden. Es kommt hinzu, daß unter
denselben Bedingungen wie -eaai durch -ol das Kasussuffix -olo
durch -ov und überhaupt alle altertümlichen Formen durch mo-
derne verdrängt worden sind (Glotta V 8 ff.). Man kann ganz
allgemein sagen: Wo Doppelformen bei Homer nebenein-
ander liegen, da sind recht häufig diejenigen, die sich
einem Paradigma einfügen, die jüngeren i). Hat es dem-
nach eine Zeit epischer Heldendichtung gegeben, in der das Suffix
-eaat ausschließlich herrschte?
Die unter dem Einfluß des Metrums erfolgte Verdrängung von
-eaoL durch -gl hatte zur Folge, daß von -sgol gerade diejenigen
Formen konserviert wurden, bei denen die Silbe -saa- in der He-
bung stand: _ a^ _ w (dyyiaXiöeaai ä-ATlvsooi,), w u _ u {zloXo-
tieool), u _ w (aXeoat) usw. Auf diese Feststellung sei hier nur
deshalb Wert gelegt, weil Jacobsohn a. 0. 72 für die Dative auf
-eaoi, bei denen -egol rein äußerlich ausgedrückt vom Nominal-
stamm, nicht von der Wurzel loszulösen ist, die 'Regel' aufgestellt
hat, "^daß ihr gg stets in Hebung oder in die Senkung des
ersten Fußes fällt'. [Die sicheren Beispiele der ersten Thesis
sind avÖQEGOiv K 441, tkxvteggiv ß 166. v 432, Tqwegg' Z 362,
1) Eine Ausnahme machen z. B. dichterische Neubildungen, die gegen-
über den ursprünglichen Formen einen metrischen Vorteil boten, etwa eine
Kürze voraus hatten, z. B. Dative wie xovCr^ai \pa^ä&oiai, vgl. Singular und
Plural (Index). S. auch Glotta V 8.
54 K. Witte
XeiQEoa M 382. 11 704, vqeoo" 'i 238.] Diese 'Reger wird von
Jacobsohn als eine Besonderheit des Suffixes -eool interpretiert,
der eine gelehrte Behandlung von 20 Seiten gewidmet ist. In dieser
steht S. 87f. der Satz: 'Warum sollten avdQEOOL{v)y Tqiosooi{v),
07tevd6vr£00i{v), xetQsaai{v), ay.xivBOOi{v) und viele andere nicht den
Ton so gut auf der ersten und dritteu Silbe haben wie die proso-
disch ganz gleichen l'dßeioev, f-iEid^iOEv, wiqvve, näcgovilE, aucoloiv?^
lu diesen Satz sind die Formen OTtEvdövzEOoiv und a/.iivEöoiv
offenbar durch ein Versehen des Autors geraten. Zu avögaGat
Tqmeoül xELQEOoi aber ist zu bemerken, daß diesen Dativen die
Formen aröqüoL Tqiool yEQoi zur Seite standen, die jedes Mal in
Funktion traten, sobald die Anfangssilbe in der Hebung stehen
sollte; ävÖQEaoL Tgcusooi ydQEOOi haben ihre Ei'haltung neben av-
ögaoL Tqwoi xeqüi gerade dem Umstand zu danken, daß sie sich
hinter der Pentliemimeres und Heptheminieres (also wie die übrigen
Formen auf -sooi mit -eoo- in der Hebung festgesetzt hatten^).
— Über die Formen äiysai avdxTeai u. a. s. u. S. 55 Anm. 2.
Bisher haben wir von einer großen Gruppe von Formen auf
-EOOL abgesehen, dem Typus Ijchooi. Die Erklärung dieser Formen
steht außer Zweifel; nach dem Verhältnis '/.vEartov : •/.zEucEGOt ist
zu ETikov : Itc'cEogi gebildet worden. Unsicher dagegen bleibt zu-
nächst, ob ETttEGOL eine dichterische Neubildung oder eine Form
der äolischen Umgangssprache ist. Zur Feststellung des Tatbe-
standes müssen wir auf die Dativbildung der s-Stämme überhaupt
kurz eingehen. Durch Anhängen von -üi an den Stamm ist der
Dativ in folgenden Fällen gebildet worden:
w — ßsktaat 8inal, sTuaai 18mal, Xi/taai 3mal, fxiltaai Sinai, i'fifiaai
linal, oQtaoi 9 mal, aäxeaai 2 mal, rixtaai 10 mal;
w w — u jitXäytaai, Imal;
1) Hervorheben muß ich noch, wie Jacobsohn mit den 'Ausnahmeu'
seiner Kegel fertig wird. 'Im ganzen Homer gibt es nur zwei Verse, in
denen aa der Endung -taai eine andere als die erste Thesis ausfüllt:
1) ); 59 og no&-' vnsQd-v/u^oiai FoyccvTeaaiv ßaaCXtvtv,
ein Vers, der schon von Gerhard zitiert ist, der aber nicht gut in Fiyär-
Tsai IfißaaCktvtv ändern wollte. Vielmehr wäre es möglich, herzustellen :
of TTor* riycb'TiaaiJ' vnsij&vfjoig ßccaiktvd'.' (S. 76)
Hier vermißt man dringend den Nachweis, wo die Messung >^ für
riyävjeaatv belegt ist. Beliebige antis^jastische Wortformeu vermutungs-
weise mit langer Anfangssilbe zu messen, ist unerlaubt. '21 A 162 xtCaro
yvneaaiv noXv (fü-rtooi ^ dköyoiaiv. Hier muß eine schwerere Verderbnis
zugrunde liegen.' An eine solche wird auf diese Versicherung hin gewiß
niemand glauben.
Zur Fra^e der Äolismen bei Homer 55
u ß^v&taat 2 mal, (>rjytaai Imal, ai^fliaat 129 mal, Ttt^taai
Imal, ret/taai 2 mal, xptvötaai. 3 mal, ipivöeaoi Imal;
^ w (}ti.y.eaai. 1 mal ;
u ^ y.taanQriviciai 4 mal.
Das sind Formen, die bei Homer völlig isoliert (d. h. außerhalb
jedes Paradigma) stehen, die also seit jeher im Epos existiert
haben (s. o. S. ö3). Besonders blieb der Typus u _ u erhalten,
weil er den Dichtern am Versende gute Dienste leistete. Anders
stand es mit den Formen der Messung u (Typus aXyeoai) ^).
Für sie sind daher allmählich die Formen mit einfachem a einge-
führt worden, die sich den daktyUschen Kasus des Paradigma an-
schlössen: bei Homer finden sich alyeoi 11 mal, avd^eoi 2 mal,
ßsvd-eoL omal, ty^eoL 16 mal, svTeai 8 mal, ^qv^aoL 2 mal, '/i^qöeol
2 mal, xevd^eoi 2 mal, y.ijösai omal, /.TJveai Imal, Gcrjd-eoi 8 mal,
xaQcpsoi 2 mal, xEvyßOi 40 mal, y^iXtai 4 mal, oveideoi Imal. Auch
hier hängt von der Häufigkeit der daktylischen Kasus das mehr
oder weniger häufige Vorkommen der einsigmatischen Dative ab.
So findet sich bei Homer nur ixlyeoL, weil alyea sehr oft vorkam
(in Ilias und Odyssee 68 mal); dagegen ist das numerische Ver-
hältnis von OTrjd-EOOi : ov^r^eoL 129 : 8, weil die daktylischen
Formen von air/d^og sehr selten waren (bei Homer finden wir
Gvi^&eog 3 mal, arrjO-et Imal, OTti&ea. 8 mal). Ferner wurden dem
Paradigma iftstov a'rcea der Dativ STteaiv (8 mal) zugefügt (ebenso
ßileog -i -a : (UXeöLv [2 mal]: ^irpsog -i : ^Iqeaiv [8 mal]; qavJwv
-a : QocviSOLv [2 mal]; adyiEog -l -cjv -a : od/ieoLv [omal]), dem Para-
digma TiodosAEog Ttodwy.e'C noötoyea Ttoöcr/.eeg noövmeag : 7todtü''A.eoLv
(Imal) [analog erklären sich avaidsot 6mal, aolleai Imal, vtiqy.EOi
2 mal], dem Paradigma xaXyiyJQEog xaX/iiJQei yaly^geag yaXyirjQsa :
yah^riqEGi (5 mal) [analog avdqayßiai Imal], dein Paradigma övo-
/iievhg dvai-ievecov dvO{.iEvtag \ dvai-ieveöiv (Imal); TavvyyAEOi (Imal)
schloß sich an Tavviq-/.Eag an; öitive/Jol (Imal) mußte aus Vers-
zwang für dir]VEKäoaL eintreten 2).
1) Von den oben angeführten Formen der Messung ^ kommt
hänfig nur ari^&taat vor, das sich hinter der Penthemimeres und Hepthemi-
meres festgesetzt hatte.
2) Nach dem Verhältnis ar^fhiaai : arri&iGt sind von den Dichtern vor
der bukolischen Diärese die Formen uvüxTtab o 557, ivtat, 1' 191. ottat o 386,
im ersten Fuß ulytai Ä^ 486, im fünften Fuß yjiQtab Y468 gebildet worden.
Dieser Typus hat in der späteren Epik größere Ausdehnung gewonnen; aus
Quintus Smyrnaeus seien genannt xtlq^ac II 401. III 323. 346. IV 255. XI
394. XIII 184. 303. 533, lätat XI 97, i'jyfff* III 744. XII 170. 369. XIII 66,
nalStai XIII 306. 514. — Eine Nachbildung der späteren Epik ist auch der
56 K. Witte, Zur Frage der Äolismen bei Homer
Wie aber sind die Formen vom Typus STttsoat zu beurteilen?
Es kommen nur drei Kategorien von Formen vor:
u u — u nxiioai Imal, /SfA^fftTt lümal, ineeaai gegen 115 mal, &v(iaai
2 mal, Af;j^^f(r<Tt 17mal, fj-tkitnai \iü?l\, veifieaoi^xüdX, ^Kf^taat
3 mal, öx^toai 2mal, QKxtsaac Imal, oax^taai Imal, rex^iooi
5 mal, TfX^taat 3 mal;
— »^ ^ — >-" dQTfjuf'iaai Imal, Sva/ufv^eaai 14 mal;
^ — ^ ^ — w Sirjvix^taai 3 mal, Sioronfetaat 2 mal, IvQgatf^faai 2 mal,
i&atytvttaai Imal, xaTWQv/^ioai 2 mal.
Auch diese Dative sind bei Homer völlig isoliert. Daraufhin können
sie aber noch nicht (im Gegensatz zum Typus avÖQEoai oder av^-
■d^Eoai o. S. 53. 55) ohne weiteres als alt, d. h. als Formen des
gesprochenen äolischen Dialekts bezeichnet werden, weil nur die
metrisch am hervorragendsten geeigneten Kategorien von Formen
bei Homer vertreten sind ^). Formen wie STtieoaiv eigneten sich
für die Verwendung im Hexameter noch besser als sttbooiv, und
der Typus dirjve/Jooi war überhaupt unmöglich. So besteht gewiß
die Möglichkeit, daß die Formen auf -hooL von den Dichtern um
des Verses willen geschaffen worden sind. Trotzdem ist die An-
nahme, daß sie bereits dem gesprochenen Äolisch angehört haben,
vielleicht vorzuziehen. Zu ihren Gunsten spricht, daß wenigstens
auf einer äolischen Inschrift ein derartiger Dativ gesichert zu sein
scheint (iT[h]oai, Hoffmann Gr. Dial. H Nr. 161, 5). Wie bei den
Maskulina und Feminina sich die Dative auf -eool vor allem in
den Formen der Messung ww , _ww_u und w _ ^ ^^ _ w ge-
halten haben, so sind die entsprechenden Dative der s- Stämme
ausschließlich in diesen Formen konserviert worden.
Die Ersetzung des Suffixes -eaoi durch -at ist ein typischer
Fall der Erscheinung, daß die äolischen Formen des griechischen
Epos allmählich durch ionische verdrängt worden sind. Die do-
minierende Stellung in der epischen Sprache nimmt also das
Ionische ein (anders nach Ficks Vorgang Hoffmann a. 0. III 179).
Ich kenne nur einen Fall, wo es dem ionischen Wort, obwohl man
zum Paradigma x^9°^ ~^ usw. gehörende Dativ y^iQ^aat, (Hes. Theog. 519.
747). Von diesem Paradigma findet eich bei Homer erst der Dativ x^Q^ ^^
den Versschlüssen Iv x^Q^ &nao} & 289, iv /f(»l f^^aei Y 182, iv /(qI S^rjxs
il 101. Später schlössen sich /«po? -i usw. an. Quintus Smyrnaeus z. B.
verwendet x^QÖ? IV 443. XI 31 , /f pt IV 367. XIV 569. 621 , yjQ^^ ^ 203,
XiQdJv XII 573, /^p«f IV 359. 369. V 47. XI 157. 251. XII 282. 476. XIII 192.
XIV 386. 544, /^(«ffat steht IV 280. 447. VI 209. 242. 288. 364. 573. VII 417.
XI 23. XII 288. XIII 207. XIV 551.
1) Vgl. S. 53 Anm. 1.
Wolf Aly, Lexikalische Streifzüge 57
es erwarten sollte, niemals gelungen ist, über das äolische die Vor-
herrschaft zu erlangen: y.£{v) findet sich bei Homer etwa 4 mal
häufiger als av. Die besondere Ursache in diesem Fall war na-
türlich metrischer Natur. xe{v) wurde im Epos vorwiegend in der
Senkung verwendet; hier aber führte av vor folgender Konsonanz
einen Spondeus herbei, während bei Gebrauch von x£ der Daktylus
erhalten blieb.
Münster i. W. K. Witte
Lexikalische Streifzüge
Der griechische Quellname Arethusa begegnet an so vielen
Orten, daß man geneigt sein könnte, ihn für gemeingriechisch zu
halten; ich nenne Ithaka, Euböa, Argos, Smyrna, Syrakus, Theben,
Bruttium, vielleicht auch Elis; auch die Stadt Arethusa bei Ara-
phipolis dürfte ihren Namen von einer Quelle haben, während das
Wort nach Armenien und Syrien erst in hellenistischer Zeit ver-
schleppt sein wird.
Als einzig abweichende Form bieten die Bukoliker ^^Qs&oiaa,
was den an sich naheliegenden Gedanken an eine Partizipialbil-
dung bestätigt!). Mit agdw benetzen können wir ihn freilich
nicht verbinden, wie es nach antikem Vorbild Hirschfeld bei PW.
II 679 tut, weil der Übergang von S zu S- innerhalb der griechi-
schen Welt nicht erweislich ist. Alles, was man dafür anführen
könnte, o%Ed6v neben oxt^o), ccldaho) neben al&evg, ovöeig neben
ovd-eiq, sind täuschende Scheinbeweise, die anders erklärt werden
müssen. So kann Arethusa eben nur auf einem Verbum *aQed-(o
beruhen, das auch in dem tarentinischen Männernamen ^^geS-cov^)
vorliegt. Die Bildung stellt sich zu den dem Epos geläufigen
Verben auf -d&o) -ed^w, während die Wurzel aq- zu dQ£0/.o), aq^xr^
zu gehören scheint. Dann steht also dged-co neben a^f'ff/tw wie
ßsßQOjd^o) neben ßißQtiOMo oder (patd^co neben öia-g)c'jßMo, Ttfycpavoyiio.
1) Auf syrakusan. Münzen APEOOIA 'Ao^&öjaa Brit. Mus. Cat. Sicily
p. 177.
2) Mionnet I p. 141 Nr. 397 APE0Q.A; nach Analogie andrer taren-
tinischer Münzen ist das erste ein Männername im Nominativ, also nicht
UQE»w{a}tt. Danach darf I Suppl. p. 284 Nr. 577 APEO^m als "AQi»cov
gelesen werden.
58 Wolf Aly
In der Tat sind auch neben '^Qtd-iov die Namen ^Aq^o/mv und
^Aqixiov in gleicher Bedeutung bezeugt. Die Quelle hieß dann
also ,,die Gefiillige"!), wie etwa deutsch Schönbrunn, neugriechisch
'/.akoßQVGi, lateinisch Juturna (zu iuvare) ^).
Ist unsere Herleituug des Namens zutreffend, so müssen wir
für seine Entstehung in eine verhältnismäßig frühe Periode der
griechischen Sprache zurückgehen, da die betr. Verbalbildung nur
noch im Epos lebendig ist. Eine genauere Untersuchung des Fort-
lebens dieser Bildungsart in den Dialekten wäre sehr wünschens-
wert, da sie unerwarteter Weise bei Aristoteles (/.vi^d-a)) und Theo-
phrast (aXrj-d-iü) wieder durchbricht und sich in der Koine hält.
Die Verbreitung des Namens ^AgsO-ovoa, die in Wirklichkeit nicht
so planlos ist, wie es erst den Anschein hatte, kann dabei als
Wegweiser dienen. Denn die ostginechischen Dialekte scheiden
ganz aus mit Ausnahme des äolischen Smyrna, das auf Thessalien
zurückweist; und wo der Name in westgriechischen Dialekten er-
scheint, wie in Syrakus und Tarent, fehlt nie der zentralgriechische
Einschlag, der es allein erklärt, daß der Name zugleich in Argos
und in Chalkis vorkommt, während er auf reindorischem und rein-
ionischem (iebiet fehlt.
Danach liegt es nahe zu vermuten, daß die von Quintus Smyrn.
10, 80 genannte Kreterin Arethusa keine Erfindung des Dichters
sei; denn er versetzt sie an den Fluß Lethaios bei Gortyn, in die
einzige altachäische Gegend, in der der Name bisher fehlte.
Was für Arethusa gilt, gilt übrigens des Suffixes halber auch
für Phaethon, dessen Sage sich in Korinth, Rhodos und Kos loka-
lisieren läßt. Beim Phaethon tritt überdies ergänzend hinzu, daß
die Berührungen, die er mit den vorgriechischen Gestalten Ikaros
und Atymnos hat, ihn bereits der ,,mykenischen" Kulturschicht
zuweisen.
2. ari/LidvT(0Q
Während es von vornherein sicher ist, daß sich die Bedeutung
dieses seltenen Wortes an eine der gebräuchhchen Bedeutungen
des Verhums ori(.iaivu) anschließt, ist es keineswegs nötig, daß dies
in allen Fällen dieselbe sei. So ist der Artikel in Papes Lexikon
1) A. als Hesperidenname (Eoscher mytbol. Lex. 1, 257) ist im eigent-
lichen Sinne zu verstehen und hat mit dem Thau (Schömann Theogonie
S. 131) nichts zu tun.
2) Anders Walde, der an iugis denkt (abgelehnt in der 2. Aufl.); aber
das Suffix weist auf einen Verbalstamm (Saturnus, Volturnus).
Lexikalische Streifzüge 59
verfehlt, wenn er sich auf die Bedeutung Anführer, Gchiefcr be-
schränkt, oiji-ia ist Kennzeichen, Merkmal; orn-tänioQ also der,
der ein Merkmal gibt, also zunächst der Hirt, der seine Herde
zeichnet IL 15, 325; dasselbe bedeutet otji^iavvtjQ bei Ap. Rh. 1, 375.
So wird orjf.iavTi'jQiov zum Siegel Aeschyl. Ag. 5ü5, ein Wort, das
Harpokration geradezu als Name einer Münzanstalt anführt. Davon
abgeleitet bietet Herodot 2, 38 yFj OYii.iaviQiq Siegderde und 2, 121
GTJ/itavTQOv Siegel, was auch Euripides Iph. Taur. 1372 hat. Am
deutlichsten spricht Xenophon vect. 4, 31 avÖQCcTioda OEarji.iaaf.i6va
x(Z dr]/.iooiii) ar]f.idvTQ(i); man ist eben mit Sklaven nicht anders
verfahren als mit dem Vieh. Diese Bedeutung hat sich gehalten.
Außer den aus Josephus bekannten Stellen ist mir Dittenberger
syll. 2 932, 32 arjuavziJQa sigillum (unter Pertinax) bekannt.
Einem ar^fiaivco ich gebiete entspricht IL 8, 127, wo 07]f.i(xvTiOQ
der Eosselenker ist, während bei Hesiod frg. 4, 2 scut. 56 Zeus
ii^Hov or^i-KxvzcoQ TtavTCüv genannt wird. So sind im ApoUonhymnus
542 orji.idvTOQ€g dvögeg die Amphiktyonen. Noch eigenthcher sagt
Sophokles Oed. tyr. 957, indem er das Wort im Augenblick neu-
prägt: ov a7^f.idvTC0Q ysrov Du zeige es mir an, eine antike, nicht
zu verachtende Variante i) neben der Lesung der HS. orj/mjvag ysvov.
Damit ist die Grundlage geschaffen, um eine Herodotstelle zu
verstehen, die weder von Schweighäuser noch von Stein zutreffend
erklärt worden ist. 7, 81 spricht er von den aQyovTEg des persi-
schen Landheeres und nennt zuerst die Generale yial ol diara^avieg
'/Mi l'^aQid^ixiqoavzeg ovxoi r^oav /.al Xilidqxag re %al fivQiagyag
aTtodiSavrsg, e/iaTOVTdgxag di xal dey.düyag ol juvQiaQyai. Also
die in den vorigen Kapiteln genannten Oberführer ernennen die
Offiziere, diese wiederum die Unteroffiziere. Dann fährt er fort:
zeXetov öe /.al iO-viiov r^aav dlXoi arjfidvTOQsg. Schweighäusers
■minores intelliguntur duces aliorum imperio suhiecti will nicht passen,
da die eigentlichen Offiziere schon sämtlich genannt sind. Wenn
er nun andere nennt, die in den xalri und sd^vrj agyarreg sind, so
können dies bei einem Autor, dem yiy arjjiiavrQig die Siegelerde,
atjjiiavTQOv das Siegel, or^/naivo) 2, 38 siegeln ist, nur die Siegler,
d. h. eine Art von Militärbeamten sein, etwa das, was wir Zahl-
meister nennen würden.
So weist der Gebrauch des Wortes at]i.idvrwQ bei Herodot
nicht auf Homer zurück, sondern ist wie bei Sophokles eine mo-
mentane Neuschöpfung, deren Bildungstypus nicht uninteressant
1. Schol. ar]jurjvag- y(jä(fi({Tcu) atjuävTWQ.
60 Wolf Aly
ist. Man hat wohl gemeint, hier bei Sophokles einen lonismus
erkennen zu dürfen; doch das wäre vorschnell geurteilt. Die 35
z. Teil ganz originalen Bildungen dieses Typus, die aus den we-
nigen Tragödien des Aischylos, die wir noch besitzen, bekannt
sind, lehren, daß hier ein besonderes Kennzeichen des ti-agischen
Stiles vorliegt, das bei Sophokles wiederzufinden nur normal ist^).
Ob nun bei Herodot sein persönliches Verhältnis zu Sophokles oder
ein allgemeinerer Einfluß der tragischen Diktion das ausschlag-
gebende gewesen ist, vermag ich nicht zu entscheiden; genug, daß
in der gleichen Zeit das Modewort qrjtioQ geprägt ist und daß der
Modedichter Antimachos 3 kühne Neubildungen desselben Typs
aufweist. Auch cpQCiTcoQ und /.ItJuioq sind erst unter dem Einfluß
dieser Mode statt (pQdvrjQ und /.XrjzrJQ geschaffen.
Das Vorkommen der gleichen Bildung in den Eigennamen legt
die Vermutung nahe, daß Aischylos in diesem Falle eine west-
griechische Eigentümlichkeit übernommen hat, was im Einzelnen
nachzuweisen hier zu weit führen würde.
3. d^vf-ieXrj
Auch auf das vielumstrittene Wort S^vf-teltj^) möchte ich noch
einmal zurückkommen, um eine Kleinigkeit nachzuholen, die bisher
so gut wie ganz verabsäumt ist, nämlich ohne Rücksicht auf die
Sache festzustellen, was das Wort seinem Bau nach bedeuten kann
und muß. Daß es mit &ito irgendwie zusammenhinge, bezweifelt
trotz Robert wohl niemand, und so ist diese Erklärung mit Recht
in die Wörterbücher übergegangen, vgl. Prell witz ^ S. 189, Walde ^
S. 251. Es kann sich also nur darum handeln, welche der ver-
schiedenen Bedeutungen von d^vto gemeint ist.
d^vf^-tXtj, der Bildung nach nah verwandt mit ^vf.i-ccl-toip der
Kohlenmeiler, zeigt dasselbe Sekundärsuffix wie d^Ef-i-iX-ia, Ttif^-slrj
und weist auf ein Nomen *^(;f<og, in dem wir die Schwundstufe
derselben Wurzel erkennen, die in ^aco laufe d^oöq d^wvooto vor-
liegt. Es wird sich empfehlen, bei einem so alten, isolierten W^orte,
wie es S^v^itln] ist, auf eine möglichst ursprüngliche Bedeutung
zurückzugreifen.
Schon ursprachlich, wie das lateinische fümus Rauch zeigt,
1) Vgl. &aXaaaoxQttT(t}Q Rh. Mus. 66, 597, wo ich die beiden Stelleu der
Schrift vom Staat der Atheuer 2, 2 u. 14 vergessen habe; es ist bemerkens-
wert, daß das Wort dort mit -aa- (neben öfterem ^«Awrr«) überliefert wird.
2) Vgl. H. Thiersch Z. f. Gesch. d. Architektur 2 (1908) S. 38 ff., C.
Eobert Hermes 32 (1897) S. 438.
Lexikalische Streifzüge 61
hat sich eine Bedeutungsgruppe abgespalten, die zu griechisch
^vfxog Räucheriverk, d-vw opfere (nur vom Rauchopfer), d^vtLdriQ
weihrauchartig geführt hat. Auch S-v/nog die Bauchseele gehört
dazu, ebenso wie ytartog Seele zu -/.artvog. So wäre formell nichts
dagegen einzuwenden, daß d^viAsliq den Rauchopferplatz bezeichnete.
Und das griechische Sprachbewußtsein hat diese Bedeutung in
der Tat sekundär hineingetragen.
Aber älter und im Griechischen keineswegs ausgestorben ist
der Begriff der schnellen wirbelnden Bewegung, der erst den Über-
gang von schnell zu Rauch vermittelt hat^). Zunächst hat das schon
genannte d^vi-tog Anteil daran, wenn es bedeutet Mut, Zorn, Trieb,
aber auch d-vidg die Bakchantin, d^vioi vom Wallen der Flut,
^velXa der Wirbelwind sind Vertreter dieser Bedeutung, die im
deutschen tummeln wiederkehrt. So würde S^viuelrj, in diesen Zu-
sammenhang gebracht, wörtlich den Tummelplatz bedeuten können.
Diese Bedeutung für die originale zu halten, werden wir dadurch
bestimmt, daß &. aus dem dionysischen Kulte stammt, dessen Rasen
besonders gern mit Ableitungen dieser Wurzel bezeichnet wird.
Ich erinnere noch an d^vXa Bakchantin Lyc. 106, d^vla Fest des
Dionysos in Elis Paus. 6, 26, 1, d-vico vom prophetischen Wahn-
sinn hymn. Merc. 560, dazu d^vuod^eig' fxaveig Hesych; während
d^vcü) von der Brunst der Schweine Aristot. HA 5, 14 und 6, 18
p. 546a 27 u. 573b 7 sowie Ti-d^vii-alog Wolfsmilch „die rasend
macht" in weitere Kreise weisen. Aber der Monatsname Juod-vog
von Thera und Rhodos dürfte wiederum dem Dionysos nahstehen.
So scheint von den beiden Möglichkeiten, S-, als Räucherplatz
oder als Tummelplatz zu verstehen, sich die Wage zu gunsten des
letzteren zu senken.
Eine Prüfung der ältesten Belege des Wortes wird die Ent-
scheidung bringen, wobei nur berücksichtigt werden möge, daß das
sprachliche Verständnis und die richtige Verwendung solcher alters-
grauer Worte von Euripides ab, der von den Sprachstudien der So-
phisten beeinflußt erscheint, stark gelitten hat. So sind es nur
2 Stellen, die durch ihr hohes Alter freilich Gewähr genug bieten.
1. Pratinas hat uns die prachtvollen Worte hinterlassen
(bei Athen. 617 c)
Ttg 6 d-OQvßog bde; rl zads yogEvi-iaxa;
TIS vßqtg e^oXev ertl JicwoLada rco'kvTtaxaya d-vfiiXav;
Sfiog e/xog 6 BQOfxiog'
1) Vgl. ^fof XttfjLTiQÖs eig. blinkend, flimmernd.
62 Wolf Aly
ifxi öeI y.€Xad£h; £f.i€ öel rcazayuv
av oQEa ov{.ie,vov /nsra Naiädcov.
Der Dichter fährt in einem Tanzlied seiner Satyren voll sprühenden
Lebens, dessen Ton an Wanderers Sturmlied erinnert, gegen einen
Brauch los, der nicht in den Dionysosdienst gehört: Welche Frech-
heit kam auf des Dionysos vielgestampfte Thymele? Mehij mein
ist Bromios, ich muß lärmen, ich muß sta7npfen, durch die Wälder
stürmend mit Najaden! So rauscht es in aufgelösten Anapästen
daher. Deutlich geruig ist der Ausdruck; denn einen Altar kann
man nicht gut TtoXmtaxa^ nennen, während der Tanzplatz unter
den Hufen der Bocksgesellen dröhnt.
2. Schwieriger zu verstehen ist eine Aischylosstelle, die aus
einem Chore der Schutzfiehenden , der ältesten Tragödie, die wir
überhaupt besitzen, stammt. Der Chor spricht v. 657 ff. (Dind.)
einen Segenswunsch über die Stadt aus: weder Pest noch Aufruhr
möge die Männer dahinraffen, und Ares möge die Jugend nicht
verderben. Dann hebt die Gegenstrophe an:
y.al yeQaoüloi fiQEaßvioöoxoi ye{.i6vrojv i^vfxilaL cplsySmov.
iiog ftoXig ev vif-iOiTO Zriva f.ieyav osfkvvcuv . . .
Und drittens die Alten . . ., das muß etwa in den Worten der ersten
Zeile enthalten sein. Blicken wir auf die entsprechenden Worte
der Strophe, so ist metrisch scheinbar alles in schönster Ordnung,
nur daß wir aus dieser äußerlichen Korrektheit der antiken Text-
ausgabe keine Gewähr für die Richtigkeit der überlieferten Worte
schöpfen dürfen. Durch das Scholion nlriQOvod-woav xai diarcge-
Tchcoaav %o~ig yeQovoiv al d^vfusluL geleitet fand G. Herrmann, daß
in fpXsyovTtov das seltene, von Aischylos auch sonst gebrauchte
Verbum rflsovriov stecke, wozu y£/.i6vTiov Glossem sei, sodaß tat-
sächlich ein dreisilbiges Wort ausgefallen ist; er ergänzte, dem
Sinne nach jedenfalls zutreffend, TCQoßovloig. Dann bedeutet die
Stelle: Und den Greisen sollen voll sei)! die Thijnielen, die den
Alten aufnehmen. Dem folgt der Schlußsatz: So wird es der Stadt
■Wohlergehen. Damit ist jeder Gedanke an rauchende Opferaltäre
ausgeschlossen: es kann sich nur noch darum handeln, welche
Tätigkeit der ysQaQoi nQoßovXoi hier gemeint ist. Da sie selbst
den Tummelplatz kaum füllen werden, so kann der Dativ nur das
Interesse des Zuschauers bezeichnen, dem es Friede und Wohlstand
ermöglicht, den Tanz der Jugend am festlichen Tage anzusehen.
Die Jungen sind auf der Thymele zu denken, die durch das Bei-
wort 7CQEoßvvod6y.og feinsinnig charakterisiert wird. .Der Ehrivür-
Lexikalische Streifzüge 63
dige, die unter der Jugend als Einzelner erscheint, ist der Didas-
kalos, der Dichter selbst.
Alle anderen Zeugnisse, soweit sie das Gesagte bestätigen,
haben nur sekundäre Bedeutung; die frühzeitige Isolierung des
Wortes wird durch die schon von Euripides Hik. 04 gekannte Er-
klärung als Altar bekundet, deren Wirkung bis in unsere Tage
gereicht hat.
4. EvQ(j0 7crj
Die weite Verbreitung und seltsame Geschichte des Namens
der alten Göttin Europe mag es berechtigt erscheinen lassen, auf
rein grammatischem Wege Ursprung und Bedeutung dieses Namens
festzustellen, in der Hoffnung, daß unser Resultat nicht bloß das
Lexikon bereichern, sondern auch für die Beantwortung der re-
ligionsgeschichtlichen Frage nach Heimat und Bedeutung der Göttin
zum mindesten eine förderliche Vorarbeit liefern wird. Um aber
der folgenden Untersuchung volle Selbständigkeit zu sichern, seien
die religionsgeschichtlichen Fragen einstweilen ganz in den Hinter-
grund geschoben, sodaß wir es nur mit dem Eigennamen als einer
sprachlichen Erscheinung zu tun haben. Es dürfte das um so
notwendiger sein, als in der modernen Literatur über Göttin Eu-
rope naturgemäß viel von der Bedeutung des Namens die Rede ist,
ohne daß eine grammatisch befriedigende Erklärung gefunden sei.
EvoojTcrj'^) ist das Feminin eines Adjektivs evQwnög, das die
antiken Lexikographen kennen, das auch bei Euripides gelegent-
lich vorkommt, dessen Bedeutung jedoch einstweilen beiseite ge-
lassen werden soll, da wir nicht in den Verdacht kommen
möchten, der antiken Tradition blindlings zu traun. Nur das
sei vornweg bemerkt, daß keine Rede davon sein kann, evQto-
Ttog mit dem Beinamen evQVOTca des höchsten Himmelsgottes in
Verbindung zu bringen, wie es heutzutage fast communis opinio^)
ist. Eine Kontraktion der mittleren Vokale wäre unerhört, ein
Verlust des v von evqvg fast unerklärlich, da derartige Bildungen
entweder nur in einer Zeit der Entartung entstanden sind wie etwa
bei Tzetzes oder einen Stamm ohne -v voraussetzen, der auch
sonst nachweisbar ist, wie a(.tßlvcüZTio zu a/nß^vg, aber afxßXojrcog
zu af.ißXloy.cü. Die Eigennamen EvqUov Evqlag Evd-iag Taxidiog
1) Für Europe vgl. Heibig bei Eoscher Lex. I (1884), Gruppe im Hand-
buch V 1, 251 [1906) Escher bei PW. VI 1287 (1907).
2) Prellwitz etym. Lexikon'-* S. 365 s. v. Trrjyi^ : Evownr] zu ai. ap ist
gesucht.
64 Wolf Aly
u. a. sind als Kurznamen lautlich richtig gebildet: Von ihnen
stammen dann wieder Namen wie Evd--i7i7cog Tdx-L7i7tog Bad--
iTtTtOQ, deren Bildungstypus für einen voraussichtlich weit älteren
Götternamen nicht maßgeblich ist.
Eine breitere Basis für unsere Untersuchungen gibt uns die
naheliegende Vermutung, daß bvqwq svQCLSig eiQa'drjg evQto^og etwa
so miteinander zusammenhängen, wie tivq TzvQoeig TtvQwdrjg tivqoj-
Ttog oder aoT^jg doreqöeig dotSQCuörjg ccavegtürrog. Erwiesen wird
die Zusammengehörigkeit durch die jeweilige Bedeutung der Worte,
wie sie aus dem Zusammenhange erschlossen werden kann.
Da.ß evQo'g nicht vor Theoguis belegt ist, ist Zufall; der Stamm
evQioT- tritt sogar erst bei Aristopbanes auf, sodaß wir über seine
ursprüngliche Gestalt auf Vermutungen augewiesen sind. Die ver-
hältnismäßig späte Ausbildung der -wzr-Stämme und die Analogie
von Worten wie kQcog yelcog legt es nahe, ursprünglich einen -s-Stamm
anzunehmen.
Homer kennt die Ableitung siQweig, deren seltsame Bildung
F. Solmsen Unters, z. Laut- und Verslehre S. 120 ff. aufgehellt hat.
Wie tQoeig neben tQtog, so hat vermutlich *ebQ6eig neben eiQiog
bestanden, das aus metriscben Gründen umgestaltet ist. Als Be-
deutung bieten die Lexika modrig, scliimmlig, während die Alten,
wir werden später sehen, mit welchem Recht, den Begriff des
Dunkeln^) darin fanden, vgl. Hesyeh evQwevrog' o/.oteivov ccTtb
TOD EVQonog; dasselbe kehrt in den Erklärungen von eiQcojtog
wieder.
In der Theomachie heißt es, als Poseidon die Erdtiefe aufreißt
IL 20, 65: oiyiia . . o(.iEQdäXe evQcoevTa, xu tieq arvyiovoL S'Boi
Tteg. Dasselbe wiederholt Hes. Theog. 739, 810. Auch der Hades ist
i^ideto dof-iog svQü'sLg Od. 10, 512, danach 23, 322, Hes. opp. 183.
Dementsprechend geht Hermes Od. 24. 10 in die Unterwelt xar
evQcoevTa yieXevd-a, während Hesiod Theog. 731 die Titanen im
Tartaros /cJ^w tv svqcoevzi, verborgen sein läßt^). So bezeichnet
also EbQOJEig eine bestimmte Eigenschaft der höhlenartig gedachten
Unterwelt; wenn Sophokles das Grab des Aias v. 11G7 ebenso
nennt, ist das eine Anlehnung an den homerischen Gebrauch.
W^as ECQOjg nun aber eigentlich sei, zeigen 3 spätere Dichter-
stellen, die ich des Verständnisses halber wörtlich hersetze:
1) Daher die Verwendung bei Oppian hal. 5, 3, Nikarch AP. VI 328
und Nonnos 25, 476.
2) Dagegen möchten wir im Demeterhyranus 482 statt des überlieferten
ivQwtig die Lesung Co(fog rtQoeig vorziehen, die v. 80, 402, 446 wiederkehrt.
Lexikalische Streifzüge 65
Theogn. 453 vom Golde:
Tov XQOLTjg y.ad'VTteQd-s f.ieXag ovx a/tTETai log
ovd^ evQcog, alel ö av9og k'xei- Kad^agov.
an dessen Fläche nicht schwarzer Anlauf haftet,
auch nicht . ., immer hat es reine Farbe.
Simonid. frg. 4, 4 vom Grabe der Thermopylenkämpfer:
evrdcpLOV de xovrov oiV evqojg
ovd- 0 Tcavdai^iatoiQ of.iavQc6o€i XQOvog.
solch ein Grab wird iveder . . noch die allhezwingende
Zeit verdunkeln.
ßakchyl. frg. 4, 11:
syxeä xe 'koyyoixa ^/(fsä x af^cfä/.ea ödfxvaxaL EVQCog.
spitze Lanzen und zweischneidige Schwerter überwältigt . .
Wir werden wohl im ersten und dritten Falle sagen Bost, im
zweiten Moder, allgemeiner alles, was eine blanke, saubere Fläche
als unreine Ausscheidung bedeckt. Was die Verbindung mit
schwarzem log besagt, zeigt vielleicht am besten eine Stelle des
Platonischen Timaios, wo es von der Bronze heißt p. 59 c: xo ö^
ex y^g avxqi f.ux&8v oxav Ttalaiocf-iivco diaxwQiCriG&ov tkxXlv an
aXkr]\oiv^ syicpaveg /.ad^ avxo yiyv6f,ievov log XiyExai. Das ist also
Patina'), und etwa ähnliches, das der Zeit seine Entstehung ver-
dankt, muß Evqißg auch sein, obgleich wir von einer bestimmten
Farbe absehen müssen, da es ebensogut Eisenrost wie bemooster
Stein sein kann. Die Attiker brauchen es sogar nebeneinander
vom schwarzen Schmutz und weißen Schimmel.
So bildet Aristophanes das Verbum EVQCoxiaw, wenn er Wolken
44 das Leben des Landmannes lobt:
€/.iol ycLQ irjv aygoiKog rjöiaxog ßlog
svQwxiwv, ccTiögr^Tog, Elyirj v.Ei^iEvog.
Statt einer Übersetzung, die doch die Nuancierung der Worte nicht
wiedergeben kann, diene das Scholion RV: xov evqcüxlwv s^'^yt^oig
xo EiATj "/.Eij-iEvog" xo~ig yaq eIk^ yial af-iEXcog xEifuevotg Idgiog ttqo-
altsi '/.al voxlg. xoiovxog öi 6 xcov aygoixcov ßlog, wotzeq av
ETtif^slrig ytal Ka&ccQOiog 6 xav aaxixwv. Ein schöner, drastischer
Ausdruck ist es, dieser Edelrost des Landmanns, aus Schmutz und
Schweiß, auf den er stolz ist und in dem er sich wohlfühlt. Weder
Rost noch Moder noch Schimmel würde hier der adäquate Aus-
druck sein. Das Wesentliche an der Bildung dieses EVQcog ist
1) So braucht Theophrast de lapid. 56 svQwg von dem, was Blei in
Essig ansetzt, daneben tog am Kupfer.
GlotU v, 1. 5
66 Wolf Aly
jedenfalls die Feuchtigkeit^). Bildet diese am Eisen den Rost,
am Stein das Moos, so bildet sie am Brot den Schimmel, wie es
Hesych bezeugt: Etgcoewa . . . %al a Ttegl rovg clqtovq yivstai.
Darum kann ein komischer Dichter bei Aristot. de gen. an. 5, 4
p. 784b lOff. die weißen Haare als y^Qcog euQcog oder ndyvri be-
zeichnen, obgleich der eigentliche Vergleichspunkt, die weiße Farbe,
in beiden Worten aus sekundärer Assoziation stammt.
In diesen Zusammenhang paßt auch Euripides, der im Ion
V. 1393 von altem, aber gut erhaltenem Flechtwerk sagt: evQwq t
(XTiEOTi 7iXEyf.idTcov; ähnlich Kallimachos frg. 313, Theokrit 4, 28.
An den Begriff der feuchten Ausscheidung knüpft sich end-
lich auch ein Ausdruck im Timaios p. 84 B an, der, obgleich bei
Hippokrates 2) nicht nachgewiesen, wohl aus der ionischen Medizin
stammt. Es heißt da:
XalsnüJv ÖS rovzcov ftegl rd während diese körperlichen Lei-
atofxaza Tiad^ijixäx oyv yLyvo(.dviov den sich lästig bemerkbar ma-
(Aaltcrj txL yiyvEzai xd tzqo tov- chen, werden die Krankheiten
Tü)v, oxav ooTovv did TzvAvozrjza zuvor noch größer, wenn der
aaQyiög dvanvorjv (.irj Xa/^ßdvov Knochen, der wegen der Dichte
lyiavtjv VTi evQWTog Ü^SQj^iai- des Fleisches keine hinreichende
v6fi€vov 0(fay.Elioav fxrixe rrjv Auffrischung erfährt, von Aus-
TQOcpijv y,aTadix7jTaL . . . Scheidungen erhitzt fault und
die Nahrung nicht annimmt • •:
Ein Scholion, das auch Suidas hat, gibt an: vyQoxrig GearjTtvla.
gemeint ist die natürliche Ausscheidung, die durch mangelhafte
Zirkulation pathologisch beeinflußt wird.
Wir sind so ausführlich geworden, um die nötige Unterlage
zu gewinnen für den noch fehlenden Zweig der Überlieferung, der
für uns der wichtigste ist, für die Bedeutung von evQcoirög, das
nach seiner Zusammensetzung bedeuten dürfte so aussehend wie
evQOjg.
In der unter Hesiods Namen gehenden Theogonie, die jeden-
falls in Mittelgriechenland verfaßt ist, findet sich ohne jede Be-
ziehung zur Göttin Europe v. 357 eine Okeanine gleichen Namens,
deren Benennung voraussichtlich ebenso durchsichtig und charak-
1) Am weitesten entfernt sich davon Hesych s. v. ciCrj, wenn er, wohl
an Schmutz anknüpfend, l. mit ^rjgaata xovioqtÖq gleichsetzt.
2) Vgl. auch das im Thes. Graecus angeführte Scholion Dioscor. in
Matthaei Med. p. 761: SCxk evQcÖTog dvtl tov voiiSog. Der Ausdruck wird
medizinischer Terminus sein, s. Aristoteles an der angeführten Stelle: o
ti^tijg iari oanQOTrjg ysoiSovs uTfiCSog.
Lexikalische Streifzüge 67
teristisch ist wie die ihrer Schwestern TlevQairj, 'Qy-vgori u. a. Und
mit der gleichen Beziehung auf das Wasser sagt der Thebaner
Pindar frg. 249 b. Sehr, aus Ox. Pap. II 221: ^Ay/lioiov . . £vq(ü-
nla AQavav. Ganz nahe au die Bedeutung von evqioelc, streifend
bildet dann Euripides Iph. Taur. Q'2Ö yaof-ia r evQwrtov ntiqag,
dem Oppian hal. 3, 20 mit ßiged-gov evQtoTcov folgt. Aber wieder
auf das Wasser bezogen bildet letzterer hal. 4, 526 ev evQiOTtoloiv
aXbg Xayoveaoiv. Von Euripides ausgehend haben die meisten
neueren Erklärer das Wort von suQvg abgeleitet, ein Versuch,
dessen formale Unzulässigkeit oben besprochen ist. Dasselbe gilt
von dem von Sophokles neugebildeten Worte svQwdyig, das man als
ev^odog auffassen wollte. Wir werden gerade auf dieses noch
zurückkommen; zuvor aber soll die Ansicht der antiken Lexiko-
graphen zu ihrem Rechte kommen. Hesych, Suidas, schol. Od.
23, 322 und das Scholion jener Sophoklesstelle, alle vermutlich auf
einer ausgezeichneten Quelle, auf Didymos ftegl öieg)^OQviag Is^stog
beruhend, geben einstimmig als Bedeutung OAorEivog. Kann diese
Bedeutung mit dem, was wir für evQwg festgestellt haben, ver-
einigt werden?
Bei der Erklärung werden wir von Pindar ausgehen müssen,
der das Wort noch verstand, was für Euripides, dem es schon
Glosse ist, keineswegs selbstverständlich ist. Wie die Quelle des
Acheloios ausgesehen hat, lehrt vielleicht II. 16, 3 /.Qrjvr] (.leXäv-
vÖQog, Tj . . dvocpEQOv yEEi vdiOQ, oder die AQ^vr] losidijg in Hesiods
Theogonie 3. Schwarzes Wasser gilt stets für etwas Gutes, wes-
halb Ortsnamen wie Schwarzwasser, Schwarzbach, Schwarzach häufig
sind. Die schöne große Quelle der Stadt Messene am Ithomeberg
heißt heute MavQOj.iccTL Schicarzauge-, und so gewinnt der Schluß
an Wahrscheinlichkeit, daß man mit EVQiug eben jenes Schwarze
im Wasser bezeichnet habe, das in malam partem gewendet das
Feuchte, Modrige der Unterwelt bezeichnen konnte. Von da ist es
dann, vorzüglich in Athen, auf jede häßliche Wirkung von Feuch-
tigkeit übertragen, während die Tochter des Vaters aller Wasser in
gutem Sinne Europe heißt. Auch Eugcorag ist wohl von Prellwitz
mit Recht dazu gestellt; vielleicht gehört auch der Ort EvQOia in
Epirus dahin.
Wir werden dieses Resultat auf die Göttin Europe übertragen
dürfen, die bezeichnender Weise nicht weit von Pindars Heimat,
in Lebadeia, der Stadt mit den prächtigen Quellen im Trophonios-
heiligtum am Ausgange der Herkynasschlucht, als Demeter Eu-
rope bezeugt ist. Ob durch den Beinamen die unmittelbare Be-
5*
68 Wolf Aly
Ziehung zu einer Quelle, oder allgemeiner die zur dunkelfeuchten
Erdtiefe 1) ausgedrückt ist, muß unentschieden bleiben.
Nur Sophokles Aias 1190 chor. fordert noch eine Erklärung.
Nachdem man lange an den Worten geändert hat, hat man sich
trotz einer metrischen Schwierigkeit, die 0. Schröder Soph. cantica
(1907) S. 9 aufhellt, entschlossen, die Worte zu lassen, wie sie
überliefert sind; sie lauten: srecov agid^/nog . . . i-ioxS^iov aiav ina-
yiov ava xav evQivdy\ TQwiav övoiavov oveidog Eklaviov. Die lange
Dauer der Belagerung wird beklagt; so lange bat sie gedauert, bis
Troia evQcodtjg geworden ist. Die formale Eigenheit des von So-
phokles neugeschaffenen Wortes erledigt sich schnell; denn er hat
nur das spezifisch ionische Suffix -ludif^g anstelle eines typisch
unionischen Suffixes — denn dazu war -couog geworden — ge-
setzt 2). fjinen wesentlichen Unterschied macht es nicht, ob etwas
wie EVQcog aussieht oder danach riecht. Wir hatten letzteren wieder-
holt als Zeichen des Alterns; und so will der Dichter sagen: Troia
ist nicht mehr das glanzvolle Ziel, das ihnen anfangs entgegen-
strahlte; es ist muffig, dunkel geworden, angelaufen. Das
steht denn schon in einem Scholion bei Ellendt lex. Soph. p. 285
r osoriTtvlav, ev&a eyQovioaixev , wozu letzterer hübsch bemerkt:
hoc posterius ineptissiimim.
Zum Schlüsse wird mancher Leser nun nach dem stv^iov fragen;
und man könnte versucht sein, das Wort, das eine Feuchtigkeit
bedeutet, mit ovQog ovQavrj ürlna zu verbinden, zumal die betr.
Wurzel auch im Litauisch -Lettischen den prothetischen Vokal
zeigt, wie Walde etymol. Wb. d. latein, Sprache s. v. ürina nach-
weist, den man in e-vQ-wg erkennen möchte: denn daß der Diph-
thong durch Epenthese zustande gekommen sei, wird durch Hesychs
eQßcog kaum erwiesen, das eine spielend an SQsßog anknüpfende
Konstruktion sein kann ^).
Wichtiger als diese nicht mit Sicherheit zu beantwortende
Frage, zumal für die Lokalisierung der Göttin Europe, seheint
es, in aller Kürze der sehr charakteristischen Verbreitung der
Bildungen auf -lOTtog nachzugehen.
1) Zur Sache vgl. E. Schwartz ind. lect. Eostock 1890 p. 11, der nur
in der Erklärung des Namens abweicht.
2) Dasselbe Nebeneinander s. unten bei ai/naXwip : alfxnXwSrig, ttvqoj-
TTÖg : nii()Mr]g; Phot. lex. 277, 1 otrwnog- oiv(i)ör}g öiavyh? V f^^^nrog. Abnl.
TTQovMTi^g : TTQTjvT^g, welch letzteres lautlich und morphologisch ionisch ist.
3) s. F. Solrasen Laut- u. Verslehre S. 123 Anm. ähnl. ovviog- yMnrrig,
TQiTw . . TT]r xtifKh]V u. a.
Lexikalische Streifzüge 69
Ideale Vollständigkeit einer solchen Sammlung wird bei dem
heutigen Stande der griechischen Lexikographie schwer zu erreichen
sein; aber ich denke, die wesentlichen Richtlinien werden sich an
der Hand meines Materials erkennen lassen. Viel verdanke ich
dem ausgezeichneten etymologischen Lexikon von Pape 1837, das
nach Art des Gradenwitzschen Laterculus nach den Suffixen ge-
ordnet ist. Es verdiente eine Neubearbeitung i), in die vor allem
Orts- und Personennamen aufzunehmen wären, die eine unent-
behrliche Ergänzung unserer Kenntnis der griechischen Dialekte
bilden. Selbst ein mechanisch geordnetes Provisorium würde mit
Freuden zu begrüßen sein, ehe die Arbeit am Thesaurus Graecus
beginnt. Ich will im Folgenden versuchen zu zeigen, wie ein solcher
Überblick in möglichster Kürze gegeben werden kann. Dabei be-
daure ich, die wenigen hergehörigen Bildungen auf -ort- nicht hin-
zugenommen zu haben, weil sie m. E. in der Mehrzahl der Fälle
zu vöx > gyrog gehören. Auch die Verba auf -inootd habe ich
beiseite gelassen 2), da sie besser gemeinsam mit den Nomina auf
-a| -rj^ -w^ behandelt werden. Und damit komme ich zur Sache.
w(// von oq : öq Prellwitz ^ 340 formelhaft in elg wncc II. Od.
Hes., hypostasiert eiacortog II. Arat. Auge^ als 2. Glied zahlreicher
Komposita^), älter -coip, flektiert -töniqg -toTtig, jünger -conog, in
der Bedeutung: aussehend oder blickend wie — .
I appellativisch 1. gemeingriechisch seit Homer nur nQÖa-ojnov
fiST-wnov wie tia-wnög, und das unerklärte ccv&Qwnog (cev-&Q-(ti7i das Gesicht
aufrecht haltend? Prellwitz) adi. II. 16, 263 Od. 13, 123;
dazu svTiQÖawTTos ävang. seit Sophokles, dfufinQ. seit Emped., aiyonQ,
xQioTiQ. TfTQayujvoTTQ Herod., ai/^oTiQ. Plato, kvtitiq. Xen., dv<^QonQ. ämg. xvvotiq.
sp. Pr., ivQVfisTwnos Hom., ngo/uezconii^ios Herod. Xen. Sp., dvTtfxirwnog laofi.
Xen.
2. Neubildungen a. seit Homer Ilias ttiXdJnig Soph.'*) -niag ein
1) Ich höre nachträglich, daß eine solche in absehbarer Zeit erscheinen
wird.
2) Der einzige Punkt, wo sich die Verben auf -waata mit den Bil-
dungen auf -füTiög berühren, ist dfjßXvwnög : dfjßlvaiaaü). Charakteristi-
scher Weise ist z. B. Tv(fiXw\p jung neben älterem xvipXojaaix}.
3) Die Bildung war möglicherweise ererbt, sehr nahe stehen latein.
velox, afrox, ferox , vgl. Prellwitz Bezzenbergers Beiträge 23, S. 70. Ich
lasse stillschweigend diejenigen Worte weg, bei denen entweder keine Kom-
position {xXwip) oder Verbindung mit einem anderen, wenn auch nahver-
wandten Stamme vorliegt [aTivwnög mit engem Loch). Dagegen sind die
angeführt, deren Bau unklar ist, wie avd^Qwnog.
4) Soll heißen: Kommt in der Ilias und nur noch bei Sophokles vor.
70 Wolf Aly
Fisch Aristot. Sp. ßkoavQwnig Man. ßocSnig Od. Pind. Baccli. Sp. yXavxüinig
Od. Ibyc. Pind. Soph. Eraped. -iov Ale. aUxmjj-oin tg hymn. 33, 1 Hes. Sappho
Pind. hconrj Nie. (vgl. Ivcüttiov Aeschyl. Ivumiog LXX) evünig Od. Pind. Soph.
Sp. -coip Lye. Soph. -wnög Eurip. Aristot. Sp. xutsvcütik Sp. y.wäina-wnig
Od. Eurip. Cratin. parod. nsQiwnri Od. Plat. Thue. sp. D. Inüimiov Gegend
unter de?i Augen.
b. seit Homer Odyssee (außer yXavxdiinig sinomg xvvwnig niQuonri)
IrwndSiog xvavdünig^) scut. Anacr. Bacchyl. Aeschyl. sp. 13. KvxXwxp, im Wort-
sinne bei Parmenid. Emped. fxrjXcüip.
c. ältere Poesie außer Tragödie ukawnig Eraped. djußXvwnsTv
Emped. ((neQconög'^) Alkmann 16 (vgl. Hesych. s. v. Prellwitz s. v. riniQontim)
Stivwnög scut. -b)\p Soph. iQicontcc (-«T«?) Hom. epigr. 1, 2, eiiQwnia Pind.
-Tiog Eurip. Opp. -tttj Hes. xaXvxwTiig Hora. hymn. Orph. xtkaCvcoxp -cSnig
Pind. -wnrjg Soph. Xmagcona Philox. aivyeQwnrig^) Hesiod. Tegccrconög hymn.
ravadoTTig Emped.
d. Tragödie Aeschylus d^ß}Mn6g Grit. 2, 11 -toxp Eurip. (vgl. clu-
ßXvcoTTÖg viell. schon Emped. s. att. Prosa Hippokrates) (care^conög Eurip.
Grit. c(fX(f'(a(07T6g*), yooywnög Eurip. APal. -wntg Soph. -wi// Eurip. Ivüjtziov
Blick IndoTirj^) -äw, dffisQuJTrig Emped. fxövwvp^) Eurip. xiovcoip Herod. Aristoph.
LXX ngr. /nvoiionög, fxvwip Bremse zu fuvta Aristot., bildl. Stachel Plato,
Xen. Sp. nvncüTiög'^) Plut. axvd^QOijiog Eurip. Hippocr. tittisch, (ficci^Qwnös
Eurip. (flöytjnp-ojTiög '"OxTwnug fing. Flußname ^).
Sophokles dyXäcoilj äoXwTitg Trjkcjnog dazu oivcoip nach homerisch
olvoip-conög Eurip. Theoer. Nie.
Ion TctvQwnog vwniofiat (nach vriXtrjg)^).
Euripides uyQtwnög Plut. aliuartoTiog Plut. «jtwttos APal. Luc. «ffr^w-
1) Deraokrit dafür bezeichnender Weise xvavoeid'i^g.
2) Dagegen Aeschyl. Choeph. 600 cln-tQioTog richtig überliefert.
3j Dieselbe Formation erst wieder bei Sophokles, aber vgl. tvQvona Hom.
4) Vgl. dasselbe unten als Eigennamen in Athen.
5) Mißverstanden von Lyc. als Inwm'g.
6) Mißverstanden von Aelian.
7) Die ältere Philosophie kennt nur nvQcöärjg Index d. Vorsokrat. II 2,
S. 535.
8) Die Zugehörigkeit einer ganzen Gruppe ist mir zweifelhaft. Ai-
schylos und Euripides kennen ein Adj. TTQovwnrjg in dem Sinne von nqrivrig.
Daneben bildet Euripides nQovdmiog vor der Tür, von Dion. Hai. AE. 4. 14
in dem Sinne von compitalis übernommen. Letzteres steht wohl in Be-
ziehung zu uviüTTiK Poll. 2, 53 aber der 2'ür, Ivconiov, Dittenberger syll. '^
588, 245 der Raum in der 'für, ein Ausdruck, den schon die Odyssee kennt.
Hier liegt, wie in axivojnög, fivwnla Mauseloch die bildliche Ausdrucksweise :
Öffnung = Auge vor, die zur Bildung eines selbständigen Wortes onri ge-
führt hat. Nur nqovwnrig kann man zu üx]) ziehen (Prellwitz denkt an
vänog), doch bleibt die Bildung unklar.
9) Vgl. Prellwitz et. Wb.* S. 317 s. v. rwd'o'f, Hesych rwj// • dad^svrig
roig ofj.fj.aaiv.
Lexikalische Streifzüge 71
710? zu älterem doTiQüinög, xoilwnos, uu()ju((()U}n6g, [xoQfioQOjnög im Munde des
Eur. bei Aristoph. Suidas (nicht aus Aristoph.) vvxTt(}(icni6g Plut. vvxTwno;
naQ&fvwTios^) Dion. Hai. /()i;(T(ij7id? Plut. -djna -(Snig Aristoph. parod. sp. D.
e. ionische Prosa fällt fast ganz aus. Von den genannten hat
Herodot xüvMip, Hippokrates dfxßkvMniw, axvlhQcjnug, dazu kommt aus Hippo-
krates vÖQwxp^^), nach Anecd. Bekk. 312, 16 statt des älteren vS()0(>6ri, vgl.
daneben in derselben Bedeutung vöaroio vSsQog in^aX^og^).
f. attische Prosa: außer den gemeingriechischen leben tlfjßlvwnög
xwvwijj fxvwxp TiiQiwnri Gxv&(i(x}n6g, dazu neu uiywnög*) Aristot. '"') ä()otvo)nög^)
Plato Aristot. Sp. ävawniu) Plato Xen. Aristot. Demosth. ep. ,'/i)^«A-wi/;
Kohlenmeiler Aristoph. Hesych s. v. Savaxig PoU. 10, 101, Twi^ ein Fisch Ein-
augef attisch nach Kallimachos frg. 38, xciXkuinCual^ui seit Plato'), xKtwniaü)
seit Aristot. xiQxwTit] Zikade mit Legstachel Aristoph. xvxkwniov das Weiße
im Auge Aristot. zii7'wi// Hundsauge, eine Pflanze Theophrast, fxwXwxp Striemen
Hypereides, Aristot. Plut. LXX, fivwip^) blinzelsichtig Aristot. med. o'^vtan rig^)
Aristot. Theophrast. vnwmov Ohrfeige, Beule, Sc/iwiele Aristoph. Com. Luc,
auch ein Kraut vnwnCg Theophrast").
1) Anakr. sagt nnQ^tvcov ßXfnwv.
2) Moeris p. 377 nennt vd'eoog attisch, ixh^mip hellenistisch. Es ist
nicht so ganz sicher, ob der bei Hippokrates (mit Ausnahme von v^fQoiJv?
Erotian. p. 128, 10) ständig angewandte Terminus vötmxp notwendig ionisch
sei. Die Schule von Kos sprach jedenfalls kein reines Ionisch, wenn sie
sich auch literarisch darum bemüht, es zu schreiben. Ein ähnlicher zweifel-
hafter Fall ist noraCviog, das, da die Lexikographen nQÖOi^uTog erklären, die
Präposition norC zu enthalten scheint (vgl. Prellwitz etym. Wb. "-^ S. 381).
vSQwip auch in Epidauros CB. 3340, 1.
3) Dagegen aiyt-i.(a\p zu Aojttt;? v^tojjiov und vlo)nov sind Fremdworte.
Die vox mystica SQcöip aus einem alten milesischen Alphabetzauber bei
Clemens ström. 5, 8: ßf(^v C«^p X'^^f^ 7iXr]XT(>ov crqiy^, xra^CßiX ^'^vnrrjg
(fXiyfxo (^QCüip, den auch schon Kallimachos frg. 75 Sehn, kennt, wird man
kaum unter ,, altionischen" Wortschatz einreihen dürfen; vgl. 0. Hoffraann
Gr. Dial. 2 S. 369, wo ^Qovnaxtiov eher zu ÖQÖJna^ Pechmütze gehört.
4) Herodot sagt cdyonQÖauinog.
5) Ich fasse den Begriff attisch nicht im Sinne der Attizisten, sondern
als nichtionische Prosa des 5. u. 4. Jh.
6) aQaevwnog mit ion. Lautierung gibt es nicht.
7) clx«lX(ÜTnaTog Heraklit frg. 92 ist wohl auf Rechnung Plutarchs zu
setzen.
8) Vgl. die davon unabhängigen Worte /uvcoip Stachel und /uvconia
Mauseloch.
9) Vielleicht schon Em pedokles; Demokrit dagegen (Index der Vor-
sokratiker S. 434j sa^t in dem wörtlich überlieferten Fragment 119 6^u6f(>x(ir].
10) Gehört etwa vaawnog Theophr. Diosc. IG. XII 5 hierher, vgl. vaaa^
Herwerden lex. suppl.? In dieselbe Rubrik dürfte wohl gehören alfxäkwxp,
das Erot. p. 100. 6 gebraucht, wo bei Hippokrates ai/jccTaxfrig oder cd/ua-
XwSrjg gesagt ist {n. vovaojv III 6), desgl. naQU)nCg im Schmuck von Frauen
und Pferden Poll. 2, 53.
72 Wolf Aly
g. aus anderen Dialekten: makedonisch (thessaliseh) xvvoiJneg
Bären bei Hesych auch xvovmvg, auch xvbjxp Nie, xixvwip- &riQ(ov Hes.
xivojnerov Kallimachos giftiges Gewürm zu xväw Kratzgesicht, xovvovneg
thessal. (Hoffmann 2, 226). Aus Hesych kommen dazu: aCioneg zu aCr]
ebenda, (fcüip- (fäog aus *(/)«/wj//, xoQvconi^sg- xojvwmg, vgl. Strabo 613
näovomg, ovg ol Oiratoi xoovonccg (= * xccgv-wnccg Socksgesicht) Xtyovat'^).
h. die Koine hat wenig bewahrt, neu dazu kommen nur iv(i)ni.ov in
Gegenwart von LXX NT (ßvwniog hat schon Theokrit 22, 152 und IG XII 5
aus Keos Ditt. syll.'^ 843, 7) ßagvomifo LXX.
i. die spätere Poesie dagegen und die poetisierende Prosa lieben
die Bildung; neu dazu kommen dyavwnrjg, clXäiüip -nög, ßkoavQuinög,
yaksQwnog Anecd. Bek. 229, 33, ihxconög, x^aXsQtiinög, xoiXwnig -rjg, xv-
av(i)7irig -nög, fxctQ/uccQWTiig, neoiionrjg -i(0, nvQwnrjg -ig, nvQawn 6g , arvyeQco-
■nog, TrjXäJTrig, rvtfiXoj^p , /agtrcönrig -ig.
II Eigennamen Orts- und Menschennamen'^) nach Landschaften.
1. Makedonien, Thrakien: EvQwnog 2 Städte in M., Käaawnig^)
Kastell in M., lAX/nwnia*) Landschaft in M., 'PoötUmg Hetäre aus Thrakien
(wer hat sie so genannt?); nordgriechisch sind auch die Mänade jElwttjj
und Amazone Avxwnig.
2. Thessalien: Evooinog Fluß im. Norden, liaunög^) Fluß in der
Phthiotis, roQywnag, MsTovnog; 'Eoicjnig Tochter des Pheres.
3. Mittelgriechenland: Atollen Avxwnr] Konxänri Städte. EvgwTiog
ein Fluß, Aixianog, /IvOdinog, ^atSoJnag Kojvwnicov Afvxwnsvg Sohn des
Porthaon; Lokris Eoiiü/rtg Mutter des lokr. Aias, 'Enconi^ Stadt, Ke'QxcDn^g^)
(mythisch), Thermopylen, Böotien Demeter Europa, danach Mittelgriechen-
land benannt, llownög Fluß, 'OQwnög Orf) Kof^utna^) aus Tanagra, MtXu-
vojTiog aus Kj^me auf Euboia, -ünivog aus Eretria.
4. Athen auf der Burg rXavxioniov^); Zfhg ^EnwntTrig Hes. lAfjcfiaw-
nog, 'E^coniog -läärjg, Kirwnr]'^'^), MeXävwnog, Mvwip.
5. Peloponnes in Arkadien Stadt Kcovomri, Fluß Mtrünr]-, '9.\p aus
Teuthis Paus. 8, 28, 5, östlich 'Ejuanri Name von Akrokorinth (poetisch ?),
Name des Demeter in Sekyon, rogyaünug oder -mg See am Isthraos vgl.
Hesych s. v. aus Kratinos; 'Aaojnög Fluß in Phlius und Aigina, EvcÖTitg
Göttin in Troizen vgl. Hesych Evwniov nvqk TiuQ&fvixrj iv TqoiCv^i-; l4aw-
Tiiog aus Megara und Byzanz, EvQcoip 'EnioTitvg myth. Könige von Sekyon,
1) tv-0(t)Ti(cc nicht hierher.
2) Vgl. Fick-Bechtel, Personennamen S. 294 (unvollständig).
3) Vgl. Fick-Bechtel, S. 160.
4) Vgl. "AXfxog TioXig Boiwriag Steph. Byz.
5) Vgl. c'caig Flußschlamm.
6) Vgl. in Athen KsxQoxp der Schlangenschwänzige?, Okeanine Kfoxrjig
Theog. 355.
7) Zu To oQog (oder 6 ÖQog Weinpresse?).
8) Zu xo&cü- ßXttßr} Hes. xöd-ovQog Hesiod.
9) Schon bei Alkaios, vgl. E. Maaß, Ath. Mitt. 25 S. 337.
10) Vgl. xivwnfTov.
Lexikalische Streifzüge 73
KgÖTionos^) König von Argos; in Lakonien Stadt '--iawnog, 'AaT^Qwnog Foo-
ycinag, Avxtänrjg (Herod. 3, 55).
6. dorische Inseln auf Kos ^aodcivü)niSt]g'^), auf Kalyrana Xp/jffrtu-
nog, auf Rhodos MiXävconog, auf Kreta Alöbmog Kvianlag und Ortsname
Boivfana, auf Thera FoQywnag, bei Kyrene Ort /Ivawnog.
Auch der Ephesier roQ-ytönag, der Thasier /Itivümag , der Kitharöde
Oivwnag sind keine lonier.
7. lonien nur da, wo auch andere Spuren auf west- und zentral-
griechischen Einschuß hinweisen, auf Delos Bach "/rtüTiof^*), wo auch Artemis
'Slnig*) heißt; auf Faros Eluß l-taunög; man denke an die 'fax(vxhu( auf
Tenos; in Ephesos Phyle Oivcüntg und Personenname KÜQvwxp^), wo der
Monatsname 'Ayvriiwv nach Magnesia, indirekt also nach Nordgriechenland
weist. Anderes ist unsicher, ob AYawnog wirklich in Samos zu Haus ist,
wie die Oivconeg auch nach Kyzikos und ein EiwnCS^g nach Chios und
Kvfjjnog nach dem gegenüberliegenden Erythrai kommen und ob Zivojnri^),
die milesische Kolonie, hierher gehört.
8. Der Westen bietet nur Evwniog, Tyrann von Heraklea, M^romog
in Sybaris und aus römischer Zeit liyäS^wnog'').
Dies das Material, an dessen Beurteilung ein halbes Dutzend
mehr Belage wohl kaum wesentliches ändern werden. Auf das
P'ormale kann ich hier nicht eingehen, obgleich eine gewisse
Gruppenbildung in die Augen springt, indem der erste Bestandteil
zunächst eine Präposition, dann ein attributives Adjektiv und end-
lich ein beliebiges Nomen sein kann, während ein Verbalstamm
seltener, wie in fxv-coip, zu erkennen ist. Interessanter ist die
Verteilung der Bildung, die in der Ilias häufiger als in der Odyssee,
in der attischen Prosa häufiger als in der ionischen, in West- und
Nordgriechenland häufiger als im Osten ist. Dorisch dürfen wir
jedoch diese Vorliebe kaum nennen, eher zentralgriechisch, worauf
auch die Vokalisation von KgorioTvog weist; denn ganze Nester
fanden sich in Thessalien-Böotien einerseits, und Sekyon und Um-
gegend andrerseits. Deutlich zu erkennen war, wie Aischylos hier
eine helladische, ja man kann vielleicht sogar sagen für ihn
1) Zu xQKTog, vgl. Thumb, Handbuch der griech. Dialekte S. 255.
2) Vgl. Hesych SuqöuIvbi- fxoXvvti,.
3) Wohl zu iv(w ausleeren, vn^Q-vvog übermäßig leer; es ist wirklich
kein Staat mit ihm zu machen.
4) Volksetymologisch für Ovnig.
5) Siehe oben unter I g.
6) Volksetymologisch für Zctvclnr] sehol. Ap. Rhod. 2, 946 aus Andren
V. Teos, vgl. Hesych s. v. aüvunTiv. KfQxwip aus Milet ist Spitzname.
7) Nicht unterzubringen sind 'PiXojip xqtjvt] Hesych, Zxv&QonsCörig Et.
Magn. ^O^i'wnov Stadt in der Troas, KcovwnHov an der Palus Maiotis, IJoo-
aoiniTig im Delta, Idawnög in Phrygien.
74 Wolf Aly
attische Eigenheit bewußt ausbildet, ferner, wie stark Euripides die
spätere poetisierende Prosa beherrscht, wie die Koine doch einige,
wenn auch wenige nichtionische Elemente zeigt, u. a. m.
Um auf Europe zurückzukommen, so stammt der Name, wie
seine Bildung zeigt, aus jener Schicht, die zutage tritt, wenn wir
Thessalien mit Arkadien vergleichen, ein Resultat, das für die Ein-
ordnung der Göttin zeitlich und räumlich bedeutsam sein dürfte.
Neben Europe in Böotien^) und Europs in Sekyon finden wir nun
erstere auch in Kreta und zwar genau in dem Teil der Insel, wo
in Gortyu neben peloponnesischem Einfluß auch unmittelbar thes-
salischer bereits anderweitig nachgewiesen ist.
5. <Doivi§
Neben Europe soll auch ihres Vaters Phoinix mit wenigen Worten
gedacht werden, dessen Namen ebensogut griechisch, aber auch
ebenso altertümlich gebildet ist. Das Adjektivum q^oivog und dessen
Kompositum öa-cpoiv6g kennt bereits die Ibas. 16, 159 heißt es
von Wölfen, die den Hirsch zerreißen: Ttäoiv di TraQtqiov aXfxaxi
(fOLvov von Blute rot. So erklärt Hesych (poLvov tzvqqov, q<oiviag'
SQvoißrj; das gleiche Wort ist für die Sikelioten zu erschließen aus
lat. Foeni * Ooivol die Roten. Danach kann V. 362 des Apollo-
hymnus kellte di d^viiiov q)oivdv ü7t07cveiovoa nur heißen: sie ließ
aushauchend ihr rotes Leben, wie Vergil Aen. 9, 349 es richtig
nachbildet: purpuream vomit ille animam^).
Dieselbe Bedeutung läßt sich für das intensivere da-(foiv6g^)
nachweisen, da, wo es noch wirklich der lebendigen Sprache an-
gehört. So steht es in der Ilias nur von der Farbe 2, 308 ÖQäy.o}v
ETtl viüta d., 10, 23 d. öeQ/.ia leovvog, 11, 474 d. diueg. Wie
latveog II. 22, 154 neben Xdivog, so findet sich II. 18, 538 eLf.ia
daffOLvehv aif-iaiL cptoriZv (= scut. 159).
Spätere Dichter haben das Wort nur noch aus Homer und
1) EvQtanCa- tj "Hqk könnte die vom Kitbairon sein; Gruppe setzt sie
ohne nähere Begründung nach Argos.
2) Eine schlechte Konjektur steht scut. 212, ein Vers, der nach Berl.
Klass. Texte V 1, 19 lautet:
(XQyvfJioi 6fk(f'ivfg i(foivtov 'iXkonug ij({hvg.
Unsere Handschriften entstellen es zu i(f)oiTiüv oder i(potßov. Der Vers
ist Dublette zu 210, wo es heißt: <^fX(ftvtg rrj xal tj i&vvfov i/Ovc'wvTfg.
Statt lif'oCvtov scheint also einmal l&oCviov dagestanden zu haben , was
keinen Sinn gab. Job. Pediasimos hat tatsächlich l&o(vwr. Man darf also
nicht mit Rzach 209 — 10 einklammern, sondern nur 211 — 12.
3) i^taffi. mit einer allerdings vereinzelten Behandlung des Anlauts.
Lexikalische Streifzüge 75
legen ihm z. T. die falsche Bedeutung unter, die Hesych mit liav
(poviog wiedergibt. Richtig von der Farbe braucht es Aischylos
Prom. 1021 dial. d. alerog von dem rotgelben Gefieder, Choeph.
591 chor. d. öalöv vom flammenden Holzscheit des Meleager, von
Schütz unrichtig mit sangninarius wiedergegeben. Anders spricht
der Apollohymnus 304 vom Drachen als von einem 7tri(,ia d., Pindar
Nem. 3, 81 nennt einen blutigen Fang d. ayQa; bei Euripides Ale.
581 chor. ist Xeovrcov a ö. l'ka eher die blutgierige Schar als die
rotgelbe Schar; und der Verfasser des scutum 250 nennt gar die
mörderischen Keren so. Das Wort war also in neuer Bedeutung
in den allgemeinen poetischen Sprachschatz aufgenommeo.
Dem entspricht der Gebrauch des jüngeren cpoiviog *), das noch
Od. 18, 97 in (poiviov ai/iia allein auf die Farbe geht; von dort
übernommen Aesch. Spt. 720 chor., Soph. Phil. 783 chor. Dagegen
gebrauchen es die Tragiker 2) und Pindar Isthm. 4, 35 im Sinne
von cruentus. Der Grund dieses Bedeutungswandels liegt in der
Angleichung an qjovog tpoviog, eine äußerliche Ähnlichkeit, die von
jeher dazu verführt hat, eine etymologische Beziehung zwischen
qioivog und (poviog durch Annahme von Epenthese herzustellen, die
bei den Adjektiven auf -log ganz unerhört ist.
Sehen wir also davon ganz ab, so bestätigt sich die Annahme
einer Grundbedeutung rot in verschiedeneu Ableitungen. g)0Lvi]eLg
heißt derselbe Drache II. 12, 202, der wenige Verse später als
alolog ö(pig bezeichnet wird ; man erinnere sich des oben genannten
dga/Liov da<poiv6g. Und auch cfoivi^, das allein lebendig gebheben
ist, wird in gleichem Sinne II. 23, 454 von einem Pferde gebraucht:
og t6 fxev aXlo töoov q>oivt^ r^v, iv di ^.lEiojTtoj lev^^ov arjfx ers-
TvviTo es war ein Fuchs. So heißt auch der fremde Wundervogel
seit Hekataios bei Herod. 2, 73 Ooivi^, weil er nach Herodots aus-
drücklicher Angabe zum größten Teile rot war.
Vor allem in adjektivischer Verwendung hat sich cfoiviS. (poi-
viaaa (poivUeog «ftoivixoeig als Farbname nicht bloß in der Poesie,
wo es sehr häufig ist, sondern auch in der gesprochenen Sprache
gehalten, sodaß es sich über lateinisch pimiceus^) bis zum italieni-
schen puniceo verfolgen läßt. Es ist wohl anzunehmen, daß we-
sentlich der technische Gebrauch das völlig isolierte Wort vor dem
Verschwinden bewahrt hat; alle Stellen einzeln anzuführen, würde
1) Wie ofxaCfxiog neben o/uaifiog
2) Für Aischylos (nur Ag. Choeph.) vgl. lex. Dindorf. p. 382, für Soph.
lex. Ellendt. p. 769.
3) Schon Plaut. Eud. 1000.
76 Wolf Aly
ZU weit führen. Für die Lokalisierung ist wesentlich, daß viel-
leicht schon Anaximenes A 18 Diels, sicher Xenophanes frg. 32, 2
D. den Regenbogen (poivixeog genannt hat. Dann kehrt das Wort
wieder bei Herodot 1, 98 u. ö., bei Xenophon und in der Koine
bei Polybios, wohin es also wesentlich durch ionische Vermittlung
gelangt zu sein scheint. Die Bedeutung^) hält sich verhältnis-
mäßig gut; im Gegensatz zum blauroten Purpur bezeichnet es ein
helleres Rot nach Gelb zu. So wird mit rfoivi^ gefärbt Elfenbein
II. 4, 141, ein Gürtel 11. 6, 219 und anderes Riemenwerk Od. 23,
201 Simonid. frg. 17, während Wolle meist mit /lOQcpvQu gefärbt
wird: cpagog II. 8, 221 xlalva, tdnyjg, Ttsnla, doch gibt es auch
%kalva cpoLVLxoeooa IL 10, 133 23, 717 Od. 14, 500 21, 118.
Statt fXi'kiOTiäQSiog steht cpoiVixoTtaQEiog Od. 11, 24 23, 241; (u.i'kTog
ist ziegelrot. Xenophanes beschreibt den Regenbogen als vicpog
rtOQcpvQSOv '/.al cpoivi/iEov y.al yXcoQOv rot rotgelb grün, und Simo-
nides frg. 54 braucht es vom Saft der Scharlacheiche. Wir können
zusammenfassend sagen, daß der Stamm rpoiv- nur noch bei Homer
und in Sizilien, vielleicht noch bei Aischylos lebendig ist, während
sich in der übrigen Gräzität abgesehen von der Dichtersprache nur
die Weiterbildung (poLviA- (besonders im Ionischen) lebendig erhält.
cpoLv-l^ ist gebildet wie aXd^lS, zu al&og, gaöT^ zu Qdd-af.ivog,
GKavöl^ zu G'Advd-aXov. Letzteres ist bei Aristophanes belegt, also
attisch, Qaöii. (erst Nikander) nicht zu lokalisieren, ^Yd-i^ dagegen
als Stamm- und Menschenname nordgriechisch. Einen Thessaler
des Namens nennt Fick-Bechtel S. 333; er wird so heißen nach
dem gleichnamigen Stamme an den Quellen der Peneus. Wir
werden sehen, daß auch der Name Phoinix dort eine Rolle spielt.
Andererseits leiten die Ti^i.ilv.Eg nach Böotien ^), wo der Vater
der Europe von vornherein zu vermuten war.
Als Menschen- resp. Göttername wird Phoinix wie Aithon,
Pyrrhos gebraucht; außerdem bezeichnet er ein orientalisches Volk
als die Roihäute des Altertums, neben denen die KiXr/isg (zu ytiXXog
grau) etwa die Bleichgesichter darstellen können. Ich gehe von
dem Völkernamen aus; denn die Phönikier sind bekannt genug.
Es sind die Leute von Sidon und Tyrus; aber wenn Bakchylides
und Koriuna den Namen Ooivi/irj für Karlen 3) brauchen, so ist
damit nicht gesagt, daß die Karer Semiten seien. Hier ist das
1) Über 'Polvi'i Dattelpalme (zuerst bei Empedokles A 70 Diels) kann
ich nichts aussagen.
2) Steph. Byz. p. 615, 3 Bedeutung? vgl. Hesych s. v. r^/ufiuv.
3) Wohlgemerkt nicht 'i^oCvixeg für die Karier!
Lexikalische Streifzüge 77
Land, wo für den Griechen die Sonne aufgeht, das Rote genannt,
ebenso wie man die Lykier volksetymologisch als die Lichten ge-
deutet haben wird, solange die Wurzel luk noch lebendig war.
Also die Phönikier haben ihren Namen seit der Odyssee, in volks-
etymologischer Umdeutung der originalen Bezeichnung Fenchu.
Aus dem Ethnikon wird ein Sklavenname, so IGr II 959 c3, al2
Anf. 4. Jh. in einem Flotten katalog und das hat dann infolge von
Freilassungen weiter gewirkt. Andere Leute sind einmal in Phö-
nizien gewesen und haben daher ihren Namen, aber es ist unmög-
lich jedes Vorkommen des Namens aus diesen beiden Quellen ab-
zuleiten. Eine Zusammenstellung des mir bekannten Materials
mag zeigen, daß sich eine gut begrenzbare Schicht absondert, die
mit den Phöniziern nichts zu tun hat und für den Gott Phoinix
in Anspruch genommen w^erden muß.
Folgende Formen und Ableitungen sind bekannt: <f>oiviy.li'i]q Klto-
(potvt^ <PoCvi'^ <PoCviaaa 'Poivi.xtSrjg resp. <PoiviyM6rjg. Der zweistämmige
Yollname kann ebensogut wie Diokles, Dionysokles, Theokles auf einen
Gottesnaraen, wie nach Analogie von Samokles, Oropokles, Ehodokles auf
einen Ortsnamen bezogen werden. Als letzterer würde er den Phönizien-
fahrer bezeichnen, wofür einfach Phoinix eintreten kann, wie Af-yunriog oder
Zxv&rig (beides 5. Jh.).
1. Den ältesten Beleg scheint Korinth zu bieten. Bei Röhl imag. ^
X 3a lese ich $^$00 qoCvi\^'i]. Ähnlich rätselhaft sind mir die beiden
äginetischen Grabschriften IG IV 55— 6 aus dem 6.— 5. Jh. M«^fx()ßT[?j?]
<Poirt,yg, EvQvfAtt/og 't'oi{i')i{/g), deren echtgriechische Namen es verbieten,
an geborene Phönizier zu denken^). Nicht allzuweit entfernt ist die Heimat
des 457 bei Tanagra gefallenen Kleonäers Phoinix IG 1441; das benach-
barte Phlius bietet im 4. Jh. eine Phoinissa IG IV 453, Megara den
Dichter der neueren Komödie Phoinikides, Ägina in hellenistischer Zeit
eine Phoinissa IG IV 13, während unter den Gefallenen von 146 IG IV
894, 9 ein yi/atbg avvoixog ^ccf^o/aQrjg 'Poiviy.iSov sich befindet.
2. Ein ähnliches Namennest bildet E üb öa, wo die Bleitäfelchen von
Styra einen Phoinix und einen Phoinikades (Bechtel, ion. Inschr. 19) liefern,
und Kleophoinix (Amer. Journ. of Arch. 7, 247. 6) aus Eretria stammt.
In die Nachbarschaft gehören die Thebaner Phoinix (Plut. Alex. 11) und
Pboinikidas IG VII 2436 heilenist. sowie ein <Poi,v . . . aus Akraiphion
IG VII 2754. In Thessalien ist der Name erst im 1. Jh. nachzuweisen
IG IX 533, 18, 21, ferner vereinzelt in Akarnanien Hippocr. Epid. V 4.
3. In Athen kenne ich nur das alte Geschlecht der 'PoCvi.xeg, vgl.
IIvQQaxiSui; dann kommt der Name erst wieder im IG III in Ephebenlisten vor.
1) Könnte man vielleicht bei der bekannten Beziehung zwischen rot
und tot (v. Duhn Archiv f. Eel. 9 (1906) S. 1) die Inschrift als Mn'txQÜjTig
(f.oCvi^ in dem Sinne von Mtvtxn('ar]g fJQwg fassen? Denn die Toten lieben die
rote Farbe als Farbe des Blutes und Lebens.
78 Wolf Aly, Lexikalische Streifzüge
4. Eine fernere Gruppe dagegen bilden die Inseln Tenos IG II 817
a20 (358), 814 b 13 (374) 4^oivixkeris (vielleicht Delos^)); Delos GIG 2323;
Thera IG XII 3, 330 (ca. 200) 336, 24 (ca. 200) derselbe? 749; Kalymna
CB 3590 (ca. 200)^). — Die kleinasiatische Küste schließt sich an: lasos
CB 5515 (vor 353), Kolophon der bek. Jambograph (nach 300), Chios
Ditt. syll.^ 571. 10 (vor 300) und auf Münzen, Pergamon Inschr. v. Perg.
268 cl5, 20 e38 (98), Sardes Ditt. er. Gr. inscr. 437 (um 100), Tenedos
General des Eumenes v. Kardia (320), Kyzikos^) Ditt. or. Gr. inscr. 748,
13 (278).
Danach ist die Herkunft der wenigen weiteren Träger des Namens zu
beurteilen, vgl. Plato symp. 172b, Isoer. 17, 4, Diod. 20, 73, Suidas s. v.
ZifiwvCSrig Appian. Mithr. 79, IG II 1205b, 4040b, Defix. 42, 16 u. a.
Ich habe bereits angedeutet, daß die östliche Gruppe (Inseln
und Kleinasien) entsprechend ihrer natürlichen Lage in der Mehr-
zahl der P'älle durch die Wahl des Namens Phoinix Beziehung zu
Phönizien ausdrücken wollte; ich erinnere an die Phönizier, die
Gründer von Melos, Kythera, Thera, Itanos, Astypalaia, Thasos sein
sollten. Das gilt ganz und garnicht von der ostpeloponnesischen
und der böotisch-euböischen Gruppe, die uns beide als der vor-
dorischen Schicht angehörig schon bei Europe begegnet waren.
An beiden Stellen ist der Name alt bezeugt, früher als auf den
Inseln; an beiden ist er auch als Göttername nachzuweisen.
So tritt vor allem Athena Phoinike von Korinth an ihre
richtige Stelle, sie, die nichts mit Phönizien zu tun hat, sondern
das Feminin zu Phoinix ist, wie Europe dasjenige zu Europs. In
Böotien selbst ist Gott Phoinix nur noch als Vater der böotischen
Europe zu postulieren, lebt aber vereint mit Amphiona, dem Kor-
relat des böotischen Amphion, im nördlichen Zentralkreta als
Gott fort (vgl. CB 4952 a oO), das auch sonst alte Beziehungen zu
Böotien verrät. Daß aber Thessalien nicht minder denselben
Gott gekannt habe, zeigt die im 9. Gesänge der Ilias novellistisch
durchgeführte tragische Erzählung von dem phthiotischen Heros
Phoinix, dessen Schicksale bis in das Doloperland hinein in die
Gegend der oben genannten Aithikes führen. Näher auf die an
ihn geknüpften Sagen einzugehen, die ihn, den „Roten", als Sonnen-
gott zu charakterisieren scheinen, ist hier nicht am Platze.
Nur eines sei in Kürze noch angedeutet. Wir haben oben die
3) Nicht Athen, wie Fick-Bechtel S. 281.
1) Offenbar mit einander verwandt sind Stvööixog 'PoCvixog, <Po(vt§
SfvayoQa, atvctyoQag 4>oCvtxog, SivctyÖQctg atvayöqa, atvöötxog StvayuQa ; nach
Maßgabe der Namen vom Stamme '^ivog weist Phoinix hier nach Phönizien.
2) Auf 'PoCvinnog GIG 3664, 20 gebe ich nichts, da die Inschrift sehr
jung ist; etwa 'PctCvinnog?
W. A. Baehrens, Vermischtes über lateinischen Sprachgebrauch 79
etymologische Verknüpfung des Namens mit q)6viog abgelehnt und
sind sozusagen verpflichtet, einen Ersatz dafür zu bieten. Ohne
das Folgende näher auszuführen, das wesentlich aus mythen-
geschichtlichen Zusammenhängen erschlossen ist, möchte ich der
Vermutung Ausdruck geben, daß der Name Phoinix auf dieselbe
Wurzel zurückgeht wie der seines Sohnes (Divevg. Eng zu dessen
Namen gehören wahrscheinlich cpivig ein Adler ^ wobei man an den
obengenannten aletdg dacpoivog denken kann, und cpiva^ eine Eiche,
vielleicht die ebenfalls schon genannte Scharlacheiche. Alle die
genannten Worte können eine Weiterbildung der in cpiagog' Xafx-
^Qog, g^aiÖQog, cpaiog, Qaiaxeg vorliegenden Wurzel ghai > ghi^)
sein, die etwa hell bedeutet.
Freiburg i. Br. Wolf Aly
Vermischtes über lateinischen Sprachgebrauch
(Fortsetzung von p. 266 ff.)
X. Indieativus pro Imperativo
Carm. Epigr. 76, 2 und 77, 2 lesen wir: lege et moraris-, n. 90
valete et memores estis pietatem patris; lo2b: hoc simul ut credas
tu moriture legis. Bücheier hat an diesen Stellen einen Indieativus
pro Imperativo angenommen 2). Seit Leos epochemachenden Aus-
führungen über auslautendes s (Plautinische Forschungen ^ S. 224ff.;
de trag. Rom. S. 6 f.) ist auch eine andere Auffassung möglich: wie
-is vor Vokal zu -e wurde, so kann umgekehrt in den erwähnten
Beispielen moraris usw. eine orthographische Nebenform von mo-
rare usw. sein; in dieser Weise hat Skutsch Glotta 1911 S. 352, wo
er Notizie degli Scavi 1909 S. 456: ne revellis behandelt, auch
CIL. V 7537: discitis = discite (Carm. Ep. 833) erklärt. Dies für
die ersten 2 Beispiele anzunehmen verbietet aber die Tatsache,
daß wir bei Venantius Fortunatus nicht nur II 9, 7: Mot/ses, tende
manus et tua casfra iuvas; VI 9, 19: sed tarnen ut tandem venias,
huc carius hortor et revocas ocuUs lumen, amice, meis; VIII 9, 15:
hoc precor, incolumem referant te gaudia paschae et nohis pariter
lux geminata redit^), sondern auch V 6, 33: rumpite loca iugis et
1) Vgl. Prellwitz, etym. Wb.'^ S. 479.
2) Vgl. auch den fehlerhaften Vers 336: parcitis heredi et dedite.
3) Die Beispiele bei Leo Index S. 403; vgl. Plaut. Forsch.^ 273.
gQ W. A. Baebrens
sumitis arma diei lesen. In dem letzten Falle kann nur, wie in
den o ersten, Abwechslung von Imperativ und Indikativ vorliegen,
nicht sumitis für sumite stehen. Ebenso müssen wir also Carm.
Epigr. 76, 2 und 77, 2 auffassen: macht doch der vorhergehende
Imperativ die Deutung des folgenden Indikativ genügend klar.
Ganz verschieden aber sind folgende Stellen: Plaut. Asin. 254:
quin tu abs te socordiam oninem reice et segnitiam amove atque ad
ingenium vetus vorsutum te recipis tuum; Pseud. 1183: quin tu
mulierem mi emittis aut redde argentum; Mostell. 815: quin tu is
intro atque otiose perspecta ut lubet, wo Mischkonstruktion vorliegt,
weil man ja quin reice! und quin reicis? sagen konnte. Daß im
ersten Beispiel der Imperativ, in den andern der Indikativ an
erster Stelle steht, hat m. E. keine Bedeutung (anders Leo PL
F. ^ S. 273). — Wohl aber könnte man geneigt sein Carm. Ep. 833
(s. oben): discitis crescentes pietate redere vostris, discitis als gra-
phische Nebenform von discite zu erklären. Betonen will ich, daß
— wenn auch ganz vereinzelt — der Indikativ pro Imper. ohne
vorhergehenden Imper. sich auch in der Literatur belegen läßt.
Cyprian. ep. 22, 2 p. 534, 8 ff. ist der Text sehr verdorben, aber
den Anfang: vides ergo (so die Mehrzahl der Handschriften) = vide
ergo möchte ich nicht beanstanden, das beweist vor allem Firm.
Mat. Math. Lib. IV 17. 6 I p. 239. 21 ff. Kr.-Sk.: vides ergo do-
minum totius signi nsw'., wo vides statt des imper. vide steht: ergo
stellt das Sehen als die selbstverständhche Tätigkeit der angeredeten
Person hin ; daher der ludikativus Praesens. — Vgl. Hist. Apoll. 14
p. 27, 11 ff'. R.: et ait (sc. quidam de senioribus) ''bone rex, vides ecce,
cui tu henignitatem animi tui ostendis, bonis tuis invidet et fortunae!\
wo wegen ecce vides zwar nicht rein Imperativisch ist, dennoch auf
der Grenze steht (daher Riese: vide). Auch in dem bis jetzt fast
immer verkannten Ausdruck vides enim ist vides Imperativisch, vgl.
Plin. Paneg. c. 70, 6 (p. 'o'o, loff. in meiner Ausgabe Teubn. 1911):
hebetahat tarnen misera sed vera reputatio: "vides enim; si quid
hene fecero, seiet Caesar? aut si scierit, testimonium reddet?\ Ich
habe die Stelle zuerst verteidigt; vgl. Senec. Nat. Quaest. VII 27
p. 216, 13 Gercke: vides enim : simillima est illa quae tricesimo
anno revertitur ad lociim suum , huic quae intra annum revisit
sedem suam. Man schreibt: quid enim. — Arnobius I 63 p. 43, 13
R.: vides enim {quid enim wird geschrieben) si nollet inferri sibi
a quoquam manus, summa Uli fuisset contentione nitendum, ut hostes
ab se . . . prohiberet. Meiser Sitz. Ber. der Bayer. Akad. 1908, 5
p. 22 konjiciert: vide enim; natürlich falsch, aber die Imperativische
Vermischtes über lateinischen Sprachgebrauch 81
Kraft hat er gefühlt. Nur in den Declam. min. p. IGl, 19; 382, 2;
420, 23 wurde die Formel von Ritter beibehalten. Und der Indi-
kativ pro Imper. ist bei videre ja eigenthch selbstverständlich; vsrir
können ebenso gut: *dort siehst du den Mann wie 'siehe dort
den Mann^ sagen. Folgende Erklärung scheint mir plausibel: die
schnelle Wirkung der Sinne kann Einfluß geübt haben; der Re-
dende weiß, daß der Angeredete zur selben Zeit, wo ihm die Ver-
mahnung zugeht, das angedeutete Objekt schon sieht. Wir müssen
annehmen, daß vides = vide in der gesprochenen Sprache allge-
mein üblich war; von dort aus könnte erst vides = vide in über-
tragener Bedeutung angewandt werden (von der Vernunft, die nicht
bei allen Menschen schnell wirkt!), wie es an obigen Stellen {vides
enim) der Fall ist.
Nicht zufällig ist es, daß in der Hist. Apoll. Reg. Tyr. c. 29
p. 56, 10 ff. auch audis = audi steht: et ait : audis {audi Riese)
domina mea Tharsia, stefmnata originis tuorum natalium, ut scias,
quid post mortem meam facere debeas. est tibi patria Tyros usw.
Hier liegt, wie bei video, nicht einmal der einfachste Fall vor, daß
jemand, der selbst irgend einen Laut hört, seinen Begleiter darauf
aufmerksam macht.
Auch an andern Stellen läßt sich der Indikativ pro Imperativo
belegen. Nicht nur vides enim finden wir in den Declam. minores;
CCLIX p. 60, 5 R. lesen wir: haec quid? '^' tgnoscis . non est hie amor :
gratus animus esf\ Der Indikativ (ignoscis) deutet an, daß der
Redende gerade durch jenen kräftigen Ausdruck ignoscis die Ver-
zeihung zu erzielen hofft; genau wie wir neben verzeihe mir auch
"^du verzeihst mir' zu demselben Zwecke anwenden! — Genau derselbe
Fall liegt auch Decl. CCCI p. 189, 9 vor: tu porro (permittis
etiam aliquid mihi libertatis) rapiebas, rel(ut) ancillam? — : durch
Anwendung des Indikativs will der Redende die Freiheit des Wortes
als etwas selbstverständliches betrachten. An beiden Stellen wurde
der Indikativ ominis causa angewandt. — Wie grundverschieden
ist die psychologische Entstehung derselben Erscheinung hier und
dort (bei vides)\ — Alle diese Stellen nun machen es wahrschein-
lich, daß auch Carm. Ep. 833 (s. oben): discitis nicht bloß eine
orthographische Nebenform von discite ist. — Den zwei letzten
Stellen (aus den Declam.) verwandt ist auch Lucifer de non con-
veniendo cum haereticis 15: si itaque et nos sie execramur haere-
sim tuam ut Moses idololatriam ... si ita vos fugiamus religionis
dei adversarios, ut ille fugit idolorum cultores, existimas (existima
Hartel) nos facere recte abstrahendo nosmet a vobis; auch hier ver-
Glotta V, 1. 6
82 W. A. Baehrens
sichert sich der Schriftsteller der Zustimmung seines Gegners durch
die Anwendung des Indikativs {existimas); genau so im Deutschen:
'dann glaubst du doch wohl' (statt ""dann glaube'). — Etwas an-
ders, aber doch verwandt ist Dicta abbatis Priminii 17 (Kirchenh.
Anecdota p. 166 — 167 Caspari): Homhiem captivare non praesii-
mitis, quin dominus in legem ait: qui furatus fuerit hominem et
vindiderit eum et convictus fuerit noxie, morte moriafur; wo zwar
der Indikativ in der Mitte vieler Konjunktive steht und man daher
leicht eine Corruptel annehmen und praesumatis schreiben möchte.
Dennoch erscheint der Indikativ passend: durch seine Anwendung
setzt der Redende als selbstverständlich voraus, daß seine Zu-
hörer keinen Menschen gefangen nehmen werden. Wie oben im
Interesse des Redenden selbst, so wird hier der Indikativ im In-
teresse der Zuhörer angewandt.
Anders wieder steht es um fünf Dialoge gegen die Gnostiker
II 15 (Kirchenh. Anecdota p. 54 Casp.): est et hoc vestrae femeri-
tatis immutare etiam hoc, siciit caetera fecistis . sed procedit in
medio apostolus et falsa vestra convincet. Man ändert in procedat;
aber hier steht, wie bekanntlich sehr oft im Spätlatein, der Indi-
kativ Praesens == Indikativ Futurum (in Abwechslung mit Ind.
Fut. öfters z. B. bei Palladius); dieser Indik. Fut. ist etwa dem
Imperativ gleich. Diese Erscheinung kann auch an einigen der
behandelten Stellen (zumal bei Firmicus) neben dem erwähnten
Hauptgrund gewirkt haben. So finden wir gerade in den quin-
tilianischen Declam. min. CCCXIX p. 252, 17: veneficii accuso :
respondes . occisum a te filium dico : defendes für Futur. = Imperat.
ein bezeichnendes Beispiel.
Zuletzt betone ich, daß wir Apuleius Metam, 123 p. 21, llff. :
profers, VI 13 p. 138, 12: defers und X 16 p. 249, 16: offers bei-
behalten müssen (auch Helm schreibt profer usw.!)i). Denn außer
diesen Stellen läßt sich die Form auch in den Itala und Vulgata
(Jo. 20, 27; 2 Tim. 4, 137; Mat. 5, 24; Luc. 5, 14; Mat. 8, 4) be-
legen, vgl. Rönsch Itala und Vulgata p. 294. Ebenso bei Tertull.
de Garn, resurr. 3 p. 29, 21 ff. Kroymann: aufers denique haereticis
quae cum ethnicis sapiunt, ut de scripturis solis quaestiones suas
sistant, et stare non poterunt (Kroymann ändert). An allen diesen
Stellen läßt sich fers unmöglich als Indik. pro Imper. autfassen,
1) Unrichtig verweist Leo in Helms Apparat nach Plaut. As. 254;
Venant. Fortun. ind. s. v. 'imperativ'. Die Stellen bei Plautus und Venantius
sind von den unsrigen und auch wieder untereinander grundverschieden,
wie wir oben sahen.
Vermischtes über lateinischen Sprachgebrauch 83
weil eine psychologische Erklärung, wie an den vorher behandelten
Stellen, fehlt. Steht die Form in irgend einem Zusammenhang
mit dem alten Injunktiv fers? Ist es ja die Ansicht Brugmanns
(Grundriß II 1319), die jetzt allgemein verworfen wird (vgl. zuletzt
Stolz 'i 260), daß nl. fers ein alter Injunktiv sei. Dagegen nun hat
Skutsch eingewendet (Forschungen I 56), daß man dann fer (aus
ferr) bei Plautus erwarten würde, weil auch ter sich bei Plautus
belegen läßt. Allerdings können wir Miles 1343a nur: quom dbs
te abedm . fer aequofdj dnimo usw. messen, und müssen deshalb
fer skandieren. Wir finden 3 Mal fer, 1 Mal ter (Bacch. 1127).
Dies kann aber wegen der seltenen Beispiele sehr wohl Zufall sein.
Wir können ebenso gut annehmen, daß in der Zeit des Plautus
die Quantität wie von fer so von ter schwankend war; daß in
Plautus Gedichten fer zufällig dreimal als kurze Silbe, ter einmal
als lange Silbe erscheint, weil nur die kurze bzw. lange Silbe für
das Metrum paßte. Die Entscheidung aber muß ich Andern über-
lassen.
XI. qui(s) — quidarn
Die Erscheinung ist nie genügend gewürdigt worden, wiewohl
die Beispiele ziemlich zahlreich sind. So finden wir bei Gregor.
Tur. h. Fr. 6, 8 p. 254, 1: dum pro furtum quis ad adpendendum
deduceretur; mart. 7 p. 492, 30: quae a quibus audivi silere nequeo;
richtig bemerkt Bonnet p. 303: 'c' est plutot quidam qui serait le
mot propre' (wir finden bei ihm auch quis = aliquis h. Fr. 5, 43
p. 234, 21; 5, 49 p. 242, 26). Betonen will ich, daß die Erschei-
nung auch an folgenden Stellen verkannt ist: aus der christlichen
Literatur vergleiche man Arnob. V 18 p. 189, 25 ff. R. : quinimmo,
ut verius exprimamus, a quibus (man schreibt quibiisdam) uos ipsi
co)isilio et ratione defledimus. — Herrn. Pastor. Maud. IV 2, Patr.
Apost. Op. edd. Gebhardt-Harnack-Zahn III S. 81, 28: et dixi Uli:
Audivi quos (man schreibt quosdam) magistros viae nostrae dicentes
non esse aliam ullam poenitentiam . . . quam illam unam. — Augu-
stinus contra Cresconium IV 17, 20 (C. S. E. L. LIII) p. 520, 21
Petsch. : si hoc a quibus paucis orientalibus factum est, profecto
suum iudicium correxerunt.
Aus der profanen Literatur vgl. die von Stadler Archiv für Lat.
Lex. XIV 361 ff. herausgegebenen Bruchstücke der Quaest. med. des
Ps.-Soranus p. 362 in.: causarum autem quae(dam) dicuntiir initiales,
aliae continentes , quaedam eliam simul aijentes, aliae vero concau-
sales (in Variatio mit quaedam). — Vgl. Alex. Magni Macedonis epi-
'/
34 W. A. Baehrens
tomae rerum gestarum (ed. 0. Wagner) II 58: hac epistula perledo
incensus Alexander dicit quibus coactis cohortibus ac turmis, ut con-
festim sequerentur. — Scholia Tereutiana ad Adelph. VI, 1 p. ^Q^ 29
Schlee: Syrisce'] . . . nsi sunt auctores etiam in quibus graecis di-
minutivis, ut Terentius. — Virgilii Gramm. Epistola V p. 163, 15:
versus autem a quibus in iiomine non recipitur . . . j^rincipali. —
Novellen 62, 2 : sed etsi hoc iam in quibus praetermissum est, nullum
praeiudicium eis qui provecti sunt generare. An allen diesen Stellen
— abgesehen von der Augustinischen — hat man quibus{dam) usw.
geschrieben, mit Unrecht, wie sich leicht ergibt. Wir haben hier
einen Rest von dem indenifitivem Gebrauch von quis {qui) ; für quis
(vgl. Tig) findet man für Plautus Sammlungen bei A. Prehn Quaest.
Plaut, de pron. indefin.; für qui vgl. z. B. Pseud. 1130 = Amph.
563: malum quod tibi di dabunt; vgl. Pseud. 29: an obsecro hercle,
habent quas gallinae manus? vgl. auch Kroll, Glotta III p. Iff.,
der richtig das Relativum aus dem Indefinitum entstehen läßt.
— Ebenso zu erklären ist quomodo (vgl. qui in der Komoedie)
= quodani, aliquo oder quo quomodo, nicht nur im Relativsatz
bei Augustinus contra Cresconium I 4, 6 quomodo id . . . agere
potuerunt, III 17, 20: quomodo passes, IUI 15, 17: quomodo se
illud habeat, IUI 23, 29: quomodo illud se habeat (vereinzelt
auch schon früher), sondern auch im Hauptsatze und zwar
schon bei Tertullian adv. Marc. IV 36 p. 545, 24 Kr.: sed erat
unus aliqui deputandus ex Ins qui quo modo (quoquomodo Ur-
sinus, quodam modo Engelbrecht) ignoti habebantur; de pudicitia
c. 14 p. 248, 19 R. -W.: ad quem lugerent? utique ad domi-
num, ut quomodo auferatur de media eorum non utique ut
extra ecclesiam detur. — Vgl. auch Jordanes Getica XI 70 p.
74, 14 M.: videris . . illum snlis labares adtendere et quomodo
rotatu caeli raptos retro reduci ad partem acciduam (vgl. XXXII
164 p. 101, 1: paciscens cum Constantio ut aut bello aut pace
vel quomodo si eam p>otuisset ad suum regnum reducere, ei
eam in matrimonia sociaret). Daher dürfen wir auch Paneg. XI
(II) 16 p. 287, 1 in meiner Ausgabe: illud vero, non sugge-
ratur licet, quomodo dicam, antequam desinam nicht ändern.
quomodo steht an diesen Stellen etwa wie aliquo modo, oder wie
quodam modo wie oben qui(s) für quidam. Natürlich können auch
si quis und si quomodo ihren Einfluß geübt und die alten Formen
gerettet haben; sie führten dazu, daß auch ohne vorhergehendes
si, quis und quomodo im Sinne von aliquis und aliquo modo ge-
Vermischtes über lateinischen Sprachgebrauch 85
braucht wurden; von dort aus war der Schritt zu der Bedeutung:
quidam und qiiodam modo leicht.
Xn. otnnia = oninino
Schmalz'* p. 357 sagt folgendes: Der Plural des Adj. (als
Objekt, Inhaltsakkusativ) ist viel seltener als der Singular, doch
hat ihn schon Ennius ann. 49 multa (= noXkä = oft) . . . viel-
leicht Vict. Vit. 2, 70: dici omnia non potest. — Die Stelle steht
aber nicht allein; nur haben die Herausgeber der einzelnen Schrift-
steller durch Änderung in omnino oder Ahnliches die Sprach-
erscheinung beseitigt. — Auszugehen haben wir von dem ältesten
Beleg: Lucretius II 456 ff.:
omnia postremo qnae puncto tempore cernis
diffugere, ut fumiim nehdas fiammasque, necessest,
si minus ornnia sunt e levihus atque rotimdis
at non esse tamen perplexis indupedita.
Auch Bailey und Giussani schreiben si minus omnibus. Hier aber
ist das adverbiale omnia am meisten greifbar, weil omnihus gram-
matisch gekünstelt und also falsch ist, während omnia = omnino
sowohl grammatisch wie dem Sinne nach vollkommen in Ordnung
ist. — Sogar bei Cicero, natürlich in den Episteln, ad Attic. IV
1, 7: nie legatos quindecim cum postularet, me principem nominavit
et omnia me alterum se fore dixit; man schreibt meistens (ad) omnia.
— Vitruv. de Architect. V 11 5. 5 p. 171, 28 ff. R.: etenim etiam
Trallihus cum Apaturius Alabandeus eleganti manu finisset scaenam
. . . in eaque fecisset columnas . . . coronasque capitibus leoninis
ornatos quae omnia stillicidiorum e tectis habent rationem usw. —
Über die richtige Auffassung von omnia konnte der Römer wegen
des weiblichen Substantivs nicht in Zweifel sein. — Seneca de
Beneficiis V 2, 3 p. 123, 3 Hos.: alter autem voluntate par est,
etiamsi minora quam accepit, reddit aut omnia non reddit, sed vult
reddere et toto in hoc intentus est aninio; vgl. Nat. Quaest. VII 2, 2:
itaque si omnia terrena sidera sunt (sc. cometae), his quoque eadem
sors erit. — Plin. Nat. Hist. XXVII 5, 37: sed maiores habet ramos
quod ascyroides vocatur, ferulaceos, omnia (conia Jan-Mayhoff, otn-
nino vulgo) rubetites usw. — Quintilian. V 13, 24 p. 291, 6 R.:
neque enim fieri potest ut paria sint (sc. exempla) omnia, ut, si
Nasica post occisum Ti. Graechum defendatur exemplo Ahalae, a
quo Maelius est interfectus . . . Nasicam privatum esse dicatur (per
omnia Rademacher mit Spalding). — Ael. Donat. zu Terenz He-
cyra 358 II p. 255, 15 W.: Hat] abiens dixit hoc niater 'fiat'; ne
86 W. A. Baehrens
omnia (omnino Wessner mit Stephanus) iussis alienis parere vi-
deatiir usw. — Daß an allen diesen Stellen die Herausgeber ge-
ändert haben, ist desto auffallender, wenn wir an Vergil Aen. 4,
558: omnia Mercurio similis denken. Denn fast an allen Stellen
läßt sich omnia durch: 'in jeder Hinsicht' übersetzen, genau wie
bei Vergil. Am meisten stimmt die Stelle aus Quintilian: omnia
paria — wo man sonst am leichtesten eine durch Angleichung
entstandene Corruptel annehmen könnte — mit der Vergi Istelle
überein; ebenso die Stelle aus Cicero! Nur Georgii in seiner Aus-
gabe Cl. Donati Interpr. Verg. Aen. HI 538 p. 335, 12 G.: candore
iiivalij ecce in equis quod omnia quaüiior fuerant et coloris nivei
usw. hat omnia mit Hinweis auf die Vergilstelle — die aber nicht
Vorbild war! — unbehelligt gelassen. Wir haben also in omnia
= omnino der lateinischen Prosa eine willkommene Parallele zu
dem griechischen itdixa gefunden. — [Vielleicht muß auch Firm.
Mat. IV 19, 32 p. 254, 16fi\ Kr.-Sk.: facit itaque . . . sapientes
et omnia spiritu aequitatis moderatione comiwsitos, spiritu als Ditto-
graphie aus der vorhergehenden Zeile gestrichen und omnia =
omnino aufgefaßt werden; hier kann aber Dittographie vorliegen
und omni die richtige Lesart sein.]
XIII. Einiges über die Konjunktion quod
Löfstedt, der ausgezeichnete Kenner der späteren Latinität,
hat Beitr. zur Kenntnis der spät. Lat. p. 18 ff. und Spätlat. Stud.
p. 9 ff. korrespondierendes quod (vgl. similifer . . . quod, tarn. . . .
quod, talem . . . quod , eodem modo . . . quod , proinde . . . quod,
sogar einfaches quod) nachgewiesen. Wichtig für den Zusammen-
hang zwischen Alt- und Spätlatein ist, daß wir dasselbe quod schon
Lucretius H 453: namque papaveris haustus item facilis quod
aquarum finden. Auch die neuesten Herausgeber pflichten der
nicht leichten Konjektur Haupts: quasi aquarum bei.
quod steht im Spätlatein bekanntlich für konsekutives ut.
Schmalz^ S. 542 kann nur Beispiele aus sehr später Zeit aufführen;
man vgl. aber Cyprian quod idola dii non sint c. 2 p. 20, 10 H.:
ipse bifrons exprimitur, quod in medio constitutus anniwi incijncntem
pariter et recedentem sedari videatur. — Declam. min. CCXVI p.
169, 24 ff". Ritter: ohici tibi potest, quod tarn impius es, quod (mit
Ritter schreibt Rode ut) fratrem post illam miseram fortunam vi-
deris nisi ad te descendentem dürfen wir also keine Dittographie
annehmen. Wichtiger ist, daß Paneg. XI (III) 8, 1' p. 281, 15:
inde igitur j^t'oxime illa impatientia vestrae pietatis enipit quod vos
Vermischtes über lateinischen Sprachgebrauch 37
nulla regionum longinquHns . . . morari potuit, also im zweiten
Teile des dritten Jahrhunderts, sich schon konsekutives quod mit
Indikativ findet. Es kann dieser weiteren Entwickelung ein ziem-
lich oft vertretenes quod -f coni = ut + coni vorangegangen sein.
Das frühe Auftreten ist erklärlich; freilich dürfen wir keineswegs
annehmen, daß in diesen Fällen quod als Universalkonjunktion
steht. Vielmehr liegt eine Mischkonstruktion vor; nehmen wir
einen Satz wie tarn avarus est ut pauperibus numquam quicquam
dederit, so beruht dieser ganz auf der ersten Beobachtung des
Redenden oder Schreibenden , daß der Betreffende den Armen nie
etwas gegeben hat. An diese Beobachtung knüpft sich nun zu-
nächst der Gedanke: weil er den Armen nie etwas gegeben hat,
ist er geizig. Erst dann bildet der denkende Mensch bewußt den
Satz: er ist so geizig, daß er den Armen nie etwas gegeben hat.
Aus Mischung von: avarus est quod pauperibus numquam quicquam
dedit und tarn avarus est, ut pauperibus numquam quicquam dederit
ist dann die Konstruktion tarn avarus est quod usw. entstanden.
Die Beispiele aus den Paneg. und den Declam. lassen sich genau
so erklären. Die Cyprianische Stelle dagegen zeigt, daß das Gefühl
für die Entstehungsweise damals schon verschwunden war. —
Neben konsekutivem quod finden wir finales quod, auch schon
bei Cyprian Epist. LXIII 7 p. 7U5, 21 H.: sie nee nos sanguinem
Christi possemus bibere, nisi Christus calcatus prius fuisset et pressus
et calicem prius biberetj quod credentibus propinaret. In ähnlicher
Weise läßt sich die umstrittene Stelle Justin. XIII 5, 9: pulsus (sc.
Demosthenes) patria oh crimen accepti ab Harpalo auri, qui cru-
delitatem Alexandri fugerat , quod civitntem tu eiusdetn Alexrmdri
bellum impelleret, forte Megaris exulabat erklären (man schreibt quo).
Hier liegt wohl Mischung vor; hoc feci quod otio fruerer entstand
wohl aus: hoc feci, quod otio frui volebam und hoc feci, ut otio
fruerer. Beide Redensarten drängten sich zur selben Zeit in die
Seele auf und wurden vermischt.
Anerkannt wird im Spätlatein temporales quod, auch in der
silbernen Latinität seit Quintilian (vgl. 10, 3, 14) und Plin. (vgl.
ep. 4, 27, 1); vgl. Schmalz S. 542, der hinzufügt: 'ja, wenn wir
der Überlieferung glauben dürfen , haben wir schon Plaut. Amph.
302: iam diu est quod ventri victum non datis" . Auch Leo schreibt
tarn diu est quam mit Fleckeisen, obwohl wir Apul. met. 1, 29:
sat diu est quod, Eugipp. vit. Sev. 25, 17: diu est quod interpello
lesen und die temporale Bedeutung sich gerade aus der alten
Bedeutung: "^was betrifi"t das' ohne Weiteres erklären läßt. Außer-
88 "W. A. Baehrens
dem finden wir ein verkanntes Beispiel bei Terenz Heauton-
tim. 54: inde acho quod agrum in proxumo hie mercatus est; hier
steht inde quod wie post illud factum quod. Somit ist die Er-
scheinung schon für das Altlatein festgelegt. — Umgekehrt lesen
wir VhI. Max, VIII 1, 7 p. 373, 23 K.: admodum severae notae et
illud, populi iudicium, cum M. Aemilium Forcinam . . . gravi midta
affecit: Vermischung aus illud iiidicium quod und eo temj>ore seve-
rae notae erat iudicium, cum, wenn nicht ein Rest aus alter Zeit
vorliegt, vgl. Plaut, ßacch. 338: istuc sapientes saltem fecit flius
quum diviti homini id aurum servandum dedit, vgl. Rud. 1234.
W^ir sehen also im Altlatein (und später) quod und quom dann
und wann durcheinander gehen: waren ja beide Wörtchen ur-
sprünglich Variationen derselben Form (Neutrum des Pron. Rel.)
und hat sich die verschiedene Funktion erst allmählich gebildet!
Die ursprüngliche Funktion liegt klar zu Tage in bekannten Sätzen
wie Caes. B. G. 1, 17, (3: quod necessariam rem coactus Caesari
enuutiavit, intellegere sese, quanto id cum periculo fecerit und 7,
20, 3: quod castra movisset, factum inopia pabuli. An der ersteren
Stelle liegt in dem adverbialen quod mehr die kausale, an der
letzteren mehr die temporale Bedeutung. So lassen sich nun auch
die oben erwähnten Fälle wie: eodem modo quod usw. erklären.
Aus: quod (was das betrifft daß) tu hoc ita fecisti , eodem modo
ego feci entstand: ego hoc feci eodem modo, quod tu. So müssen
wir auch folgende Stellen auffassen: Firmicus III 14, 10 I p. 194,
2 ff. Kr.-Sk.: 7iec tantum eodem die quod natus homo prima vestigia
locis ingreditur, sed diligenti ratione perquirere etiam tertio die
debemus und IV 20, 4 I p. 259, 9 ff.: et in Ulis itaque periculis et
in his . . . inspicere debemus ipso tempore quod periculi discrimen
immineat (Kroll und Skutsch schreiben beide Male quo). Die Ur-
form dieser Fälle war: quod tu hodie ad me venisti, eodem die te visere
in animo habebam ; daraus wurde eodem die, quod tu ad me venisti,
te visere in animo habebam. Erst dann entstanden die erwähnten
Konstruktionen, denen wir Hyginus de mun. castr. c. 5 p. 21, 16ff.
Gemoll hinzufügen müssen: Vexillarii legionum eandem pedaturam
accipere debenf, quod {quam Salmasius) cohors legionaria, quia ad,
sexcentenos homines computantur. Wir finden ja bei ihm auch
bloßes quod = ut (wie) ohne vorhergehendes sie, ita usw.: vgl.
c. 49 p. 35, 13 ff. G.: Punica (sc. fossae species) dicitur quae la-
tere exteriore ad, perpendiculum dirigitur. Contrarium devexum fit,
quod {quomodo Schelius und Gemoll) in fastigata; wir haben ja
Parallelen, vgl. Filastrius Divers. Heres. 148, 8; Auson. Epigr. 19, 1;
Vermischtes über lateinischen Sprachgebrauch 89
Carm. Epigr. 991 (aus dem Jahre 29 n.Chr.!), Novatianus de cib.
lud. cp. VI extr. vgl. Löfstedt Beiträge p. 17; Spätlat. Stud. p. 11.
Ganz falsch ist es also zu sagen, daß quod im Spätlatein
Universalpartikel wurde ; die zuletzt behandelten Fälle erklären sich
aus der ursprünglichen Funktion von quod, bei quod consec. und
finale ist quod nicht einfach an die Stelle von ut getreten, sondern
liegt eine Mischkonstruktion vor.
XTV. Über quoque = qiie (oder autem)
Die Bedeutung von quoque ist im Spätlatein zu que abge-
schwächt oder hat sich zu autem entwickelt (vgl. z. B. Bonnet
le Latin de Greg, de Tours p. 314 und die Indices zu Jordan es
und Victor Vitensis). Die Erscheinung ist aber nicht auf diese
späten Schriftsteller beschränkt, wie Bonnet meint: "je ne trouve
cet emploi de quoque releve que chez Jordanes et chez Vict. dans
les index ... et je ne l'ai pas remarque ailleurs\ Auch nach
Bonnet hat man die Tatsache ignoriert; sogar Löfstedt Philol.
Comm. zur Peregr. Aeth. p. 138 sagt: 'wir haben gesehen, daß sich
die adversative Funktion erst sehr spät und ganz allmählich ent-
wickelt', obwohl sich Beispiele schon in Menge im ersten Jahr-
hundert aufzeigen lassen. — Curtius Villi 7, 19: Macedo iusta
arma sumpserat, aureum clipeum hastamque quam sarisam vocant
laeva tenens, gladio quoque cinctus velut cum pluribus simul dimi-
caturus. Man schreibt gladioque; aber wegen der Verwandtschaft
der Begriffe teuere und cingi fühlte man zu clipeum hastamque und
zu gladio zwei synonyme Verba oder zweimal dasselbe Verbum heraus
als ob: aureum clipeum hastamque habens . . . gladium quoque habens
dastehe. Übrigens finden wir auch hier die richtige Bemerkung
Bonnets bestätigt: 'pour aj outer . . . un dernier fait, qui clot le
recit'. Diese Übereinstimmung mit den Beispielen Gregors zeigt
noch deutlicher bei zusammengefügten Sätzen: Tac. Ann. XIII 37:
At Tiridates . . . infensare Armeniam quosque fidos nobis rebatur,
depopulari et si copiae contra educerentur, eludere, huc quoque et
illuc volitans plura fama quam pugna exterrere (auch Fischer
ediert hucque); auch hier liegen verwandte Begriffe vor; der
Begriff prospere bellum gerebat (gerere) ist der gemeinschaft-
liche. Im letzten Ghed schwebte Tacitus gleichzeitig der Ge-
danke vor: hoc quoque modo prospere bellum gerebat: huc et illuc
volitans usw. Vielleicht liegt hier aber in quoque ('sogar ) auch
eine Klimax. — Verwandt mit der Tacitusstelle ist Amm. Marc.
XX 7, 14 p. 199, 27 ff. Clark: et post haec iratorum. hostium gladii
90 W. A. Baehreus
quidquid inveniri yoterat concidehant; abreptique sinihus matrum
parvuli, ipsae quoque matres irucidabantm', nullo quid agerent re-
specfante (auch Clark schreibt ipsaeque mit Langen). Desto leichter
wurde hier quoque angewandt, weil zu parvuli und matres ein
gemeinschaftliches Verbum steht. Hier liegt eine durch ipsae
eingeführte Klimax vor, genau wie bei Livius I 8, 3 I p. 98 ff.
Zingerle: me haud paenitet eorum sententiae esse, quibus et appa-
ritores hoc genus ab Efruscis finitimis, unde sella curulis, unde toga
praetexta suinpfa est, nnmerum quoque ipsum ductum placet, wo
man, an den Asyndeton Anstoß nehmend, {et) numerum schreibt.
Man sollte in einer kritischen Ausgabe die Stelle mit Ammianus
verteidigen! Und nicht nur mit Ammian; denn auch bei Justinus
II 10, 10 p. 25 Rühl lesen wir: adeoque fraterna contentio fmt, ut
nee Victor insultaverit nee victus doluerit, ipso quoque (ipsoque
auch Rühl) litis tempore munera invicem miserint. Wie auch
XVIII 5, 15: in primis fundamentis caput bubulum inventum est,
quod auspicium fructuosae quidem , sed laboriosae . . . urbis fuit;
jyropter quod in aliuni locum urbs translata; ibi quoque equi caput
repertum, . . . urbi auspicatam sedem dedit. Hier müssen wir quoque
folgendermaßen erklären: Vermischung von dem wirklich Geschrie-
benen und: ibi quoque caput repertum est; quod caput quia equi
erat . . . urbi auspicatam sedem dedit.
Bei Frontinus I 5, 20 p. 21, 8 ff. Gundermann: Spartaciis fos-
sam, qua erat a M. Crasso circumdatus, caesis captivorum , pecorum
quoque corporibus noctu replevit et supergressus est schreibt man
pecorumque. Eine Klimax ist insofern vorhanden, als ein tiefer
Graben mit Kleinvieh auszufüllen nicht auf der Hand liegt, son-
dern man es eher mit den großem Menschenkörpern versuchen
möchte! — Auch III 5, 1 p. 95, 18ff. ist: Clearchus Lacedaemonius,
exploratum habetis Thracas omnia victui necessaria in montes com-
portasse, una quoque spe sustentari quod crederent eum commeatus
inopia recessurum . . . aliquem ex captivis in conspectu iussit oc-
cidi dürfen wir quoque wohl nicht ändern. An den beiden Fron-
tinischen Stellen ist m. E. quoque am auffälligsten. — Ein gewisser
Klimax liegt vor bei Seneca (das Beispiel findet sich in den nach
der Richtung des Vulgärlateins noch immer nicht genügend ge-
würdigten Episteln) Epist. 109, 4 p. 511, 19 Hosius: malus malo
nocet, facit quoque peiorem iram eins incitando tristitiae adsentiendo
usw. Wie bei Tacitus und Frontinus (2) schließt sich quoque
keinem bestimmten Worte au. Sehr auffällig ist auch Asconius
Pedianus in Milonianam p. 27, 3ff. K.-Sch.: dum Milo . . . confi-
Vermisclites über lateinischen Sprachgebrauch 91
deret cum bonorum stiidiis . . . tum etiam pojmlo jjvopter cffusas
largitiones, impensas quoque ludorum . . . maximas.
Bis jetzt habe ich vereinzelte Stellen aus vereinzelten Schrift-
stellern behandelt. Daß wir an diesen unter einander oft wieder
verschiedenen Stellen nicht ändern dürfen, beweist die Tatsache,
daß Analogieen zu allen bis jetzt behandelten Fällen sich bei Pli-
nius finden lassen, nur daß sie in der Ausgabe von Jan-Mayho£f
verwischt sind. Fälle wo, wie bei Curtius usw., eine Mischkon-
struktion vorliegt, sind folgende: XX 1,3 III p. 303, 9ff.: servatur
autem ' (sc. cucumis süvestris) decerptus una nocte, postero die
incidiiuy harundine; semen quoque cinere conditur ad coercendam
suci abundantiam. Das gemeinschaftlich gedachte Verbum: trac-
tari ist so sehr zurückgedrängt, daß ganz vei'schiedene Verba
gebraucht wurden und quoque hier nicht soviel wie que be-
deutet, sondern sogar für autem steht, wie es Schmalz* p. 494
mit Petschenig für Victor Vitensis annimmt (falsche Polemik bei
Bonnet a. a. 0., der überall durch que erklären wäll). Ja es
kommt der Gedanke auf, daß Plinius, um zweimaliges autem zu
vermeiden, an zweiter Stelle quoque angewandt hat. Das beweist
XXVI 8. 86 IV p. 203, 12 ff.: medetur et pleuriticis ex vino j^otum
(sc. hyperion), vesicae autem callithrix trita simul cum cumino et
data ex vino alba, verbenaca quoque cum foliis decocta ad tertias
vel radix eius e mulso calido calculos eicit. Wieder schwebte dem
Schriftsteller: verbenaca quoque medentur; cum folus enim de-
cocta usw. vor; quoque ist fast = autem. An beiden Stellen haben
wir quoque am Ende der Aufzählung I vgl. auch XXVIII 13, 198 IV
p. 392, 10 ff.: huic admiscent fimum capriniim et subdito linteolo . . .
fervens sustineri iubent . . . fimum quoque . . . acus aereae punctu
tolli iubent; derselbe Fall oder noch stärker XVI 8, 3 III p. 9, 15ff.:
robora ferunt et viscinn et mella . . . cremato quoque robore cinerem
nitrosum esse certum est. — XXX 5, 42—43 IV p. 435, 6ff.: Prae-
cordia quorum in dolore . . . si catulus lactens admoveatur . . . tran-
sire in eum dicitur morbus . . . ü quoqtie, quos Melitaeos vocamus,
stomachi dolorem sedant adpUcati saepius; Vermischung mit: 3Ie-
litaei quoque sanant: stomachi enim dolorem sanant usw. — XXXVII
3,48 V p. 402, 3: ceterum attritu digitorum accepta caloris anima
trahunt (sc. ylaesa) in se paleas . . . 7'amenta quoque eius oleo odd.ito
flagrant dilucidius. Vermischung mit dem Begriff: ramenta quoque
aliquid miraculi praebent: oleo addifo flagrant; durch die grund-
verschiedenen Wirkungen der glaesa selbst und ihre ramenta wird
quoque zu autem. Noch stärker ist XXVIIl 17, 236 IV p. 357, 4ff.:
92 W. A. Baehrens
Rhodiacum (sc, ghitinum) ßdelissimum eoque pictores et medici vttun-
tur; id quoque quo candidius eo probatius; wo m. E. quoqiie schon ganz
wie autem steht, weil von nichts Neuem die Rede ist, sondern von
dem erwähnten Rhodiacum. — Bezeichnend ist auch XXIII 8, 150
IV p. 48, 16: sef tostae (sc. nuces abellanae) et destillationi me-
dentur, tussi quoque veteri tritae in aqua midsa potae, wo quoque
natürlich steht, weil medentur das gemeinschaftliche Verbum ist,
aber weil nicht die tussis, sondern der Gegensatz: tostae . . . tritae
betont wird, erwartet man vielmehr autem. Ein schwaches autem
erwartet man auch XXIX 4, 77 IV p. 895, 17: E volucribus in
auxilio contra serpentes primus vidtur est, adnofatum quoque minus
viriutn esse nigris .... Einfache Klimax liegt IX 41, 140 II p.
203, 6: inde ratio nata, votum quoque factum e vitio portentosis
ingeniis.
Im zweiten Jahrhundert begegnet z. B. Apul. Met. V 31: quid
tale . . . deliquit tuus filius ut ... quam illa diligit, tu quoque pier-
dere gestias? — Diese Erscheinung fanden wir oben auch bei Justinus.
Sehr bezeichnend ist auch XX 1, 11: Sed et Fisae in Liguribus
Graecos auctores habent et in Tuscis Tarquinii. A Thessalis est
Spina in Umbris: Perusini quoque originem ab Achaeis ducunt;
auch hier hat Justinus erst den Gedanken: Ferusini quoque Graecos
auctores habuerunt, biegt dann aber um und präzisiert: originem ab
Achaeis ducunt. Enmann hat sogar autem konjiziert. Damals war
man ja von einer psychologischen Sprachbetrachtung noch weit ent-
fernt! — Wichtig ist nun, daß bei Justin auch Herum in derselben
Weise steht; vgl. XXI 4, Iff.: ad occupandam dominationem intendit
(sc. Hanno). Itaque plebi epulas in publicis porticibus , senatui in
domo sua parat . . . hoc consilio praeventus iterum servitia concitat.
Mit Gutschmid ändert Rühl in interim, weil bei dem ersten Ver-
such keine Sklaven aufgehetzt wurden; aber auch hier haben wir
psychologische Vermischung mit: hoc consilio praeventus iterum con-
siliuni dominationem occupandi iniit: servos concitat. Man kann
nicht sagen, daß iterum hier etwa für autem stehe wie in den Canon.
Apost. 65, 32 und Didasc. Apost. 44, 27: alius quidem castitatem
studebat, alius autem a carne et vino se abstinebat, alius iterum a
porcina (vgl. Löfstedt a. a. 0. p. 177); aber der psychologische
Hintergrund ist derselbe.
XV. Abwechslung von Superlativ und Positiv
Daß man Positive und entwertete Superlative pä,rallel setzen
kann, ist genügend bekannt, vgl. die Materialsammlung bei Ott in
Vermischtes über lateinischen Sprachgebrauch 93
den Neuen Jahrbüchern von 1875 (der richtig auf den Einfluß der
Titulatur in der Kaiserzeit hinweist) und Wölfflin in der lat. und
roman. Koraparation Erlangen 1879. Das Material läßt sich aus
den Indices zu den Kirchenvätern und einigen spätlat. Schrift-
stellern leicht vermehren. Besonders beliebt sind in dieser Ver-
bindung außer Titeln ähnlichen Adjektiven Formen wie maximus,
minimus, optimus, pessimus u. ähnliche, honoratissimus finden wir
schon bei Plautus Capt. 278 in der Verbindung pollens atque ho-
noratissimus. Schon dieses Beispiel suggeriert den Gedanken, ob
die Erscheinung wohl immer richtig behandelt worden ist, ob nicht
in den ältesten Fällen, wo Positiv und Superlativ neben einander
stehen, der Wechsel nur äußerlich ist, weil das im Positiv stehende
Adjektiv das kräftigere ist und also der Positiv des einen Adjek-
tivs dieselbe Kraft hat als der Superlativ des andern (vgl. auch
Schmalz* p. 616). Das ist ganz sicher der Fall bei Sallust.
Hist. p. I 45, 1 : maximi et clari estis (ein frühes Beispiel für
das später sehr oft einem Positiv parallel gesetzte maximus)^
ebenso bellum Alex. 3, 1: ingeniosi atque acutissimi, ebenso Brut,
bei Cicero fam. 11, 19, 2: seditiosmn et incertissimum, Velleius
2, 69, 6: acri atque prosperrimo hello. Sehr bezeichnend nach
dieser Richtung hin ist auch Minuc. Fei. 1, 1: boni et fide-
lissimi, auch noch bei Augustinus 22, 29, 1: sande atque dul-
cissime. Sonst werden in der späteren Zeit Positiv und Super-
lativ nebeneinander gestellt, ohne daß jener Unterschied vor-
handen ist; am leichtesten ersieht man das aus Stellen, wo
synonyme Adjektiva angewandt wurden, vgl. z. B. vita Fulg. 61:
inanes et vanissimos oder Arnobius p. 91, 26 R: fortibus et vali-
dissimis; 98, 22: priscorum veterrimorumque, 230, 7: hostias atras
nigerrimasque, Apul. met. 9. 37: saevis et ferocissimis oder gleich-
wertige Gegensätze, vgl. Gellius IV 1, 3: et parva et maxima,
XXII 16, 86: minima vel magna. Am meisten fällt Arnobius
p. 60, 12 auf: mali et pessimi! Das erste mir bekannte Bei-
spiel, wo ein Unterschied fehlt, ist Vitruv. I 24, 2: e parvo bre-
vissimoque spectaculo. Das stimmt mit der vulgären Sprache dieses
Schriftstellers überein. In der Vulgärsprache sind derartige Bei-
spiele gewiss schon früher vorhanden gewesen.
Die historische Entwickelung, die wir konstatiert haben, ist
wichtig für die Beurteilung von drei Stellen bei Cicero. In Verrem
Act. II 1, 49, 128 lesen wir: quid est aliud omnibus omnia peccata
et maleficia concedere nisi hoc, hominum honestissimorum testimoniis
et virorum bonorum tabulis non credere. So ist in allen Hand-
94 W. A. Baehrens
Schriften überliefert: nur in dem wichtigen Vaticanus steht hones-
torum (so auch Clark). Hier muß aber m. E. die 'lectio difficilior'
gewählt werden, weil auch hier — wie an den andern an dem
Anfang der Entwickelung stehenden Stellen — das vielsagende
Wort im Positiv, das weniger bedeutende im Superlativ steht. Die
Stelle stimmt, was den Superlativ angeht, mit Plautus Capt. 278:
pollens atqiie honoratissimus, was den Positiv anbetrifft, mit Minuc.
Fei. 1, 1: boni et fidelissimi überein! — Ebenso dürfen wir pro
Cluentio 71, 202: virum Optimum atqiie innocentissimum plurimis-
que mortaiibus carum atque Ivcundissimum nicht mit Peterson und
Clark: iucimdum schreiben, denn auch hier ist carus das kräftigere,
incundus das weniger kräftige Adjektiv.
Aber auch ohne diesen bestimmten Unterschied finden wir doc-
tissimos nebst einem Positiv, de harusp. resp, 9, 19: homlnes doctissi-
mos sapienfisque-, so ist nämlich in der Mehrzahl der Handschriften
überliefert; nach beiden Richtungen hin hat man interpoliert: EM.
hat daraus dodissimos sapientissimos, die älteste Handschrift P(ari-
sinus): doctos sapientisqiie gemacht. Daß aber der Wechsel richtig
ist, beweist das beliebte doctissimus , das auch bei Possidius vita
Aug. 11: confinentes et doctissimos und Vict. Vit. H 52: peritos et
dodissimos vorliegt. Daß hier der Positiv folgt, hat keine Bedeu-
tung. — Wir haben wieder zwei interessante Zeugnisse, daß man
bei zwei- oder mehrfacher Überlieferung nie ohne Weiteres dem
ältesten Codex den größten Wert beilegen darf, sondern immer —
wenn möglich — die Varianten auf sprachlichem Wege prüfen muß.
XVI. Ellipse von tenipus
Daß Zeitbestimmungen wie liora, dies, anmis öfters weggelassen
werden, besonders bei Zahlwörtern, aber auch bei Adjektiven wie
proximus, supremiis usw. wissen wir, vgl. z. B. Löfstedt Philol.
Commentar zur Peregr. Aeth. p. 296.
Auch tempus fehlt in Ausdrücken wie vernmn (so schon bei
Cato: verno) und hibermim, die auch in die Romanischen Sprachen
geflossen sind. Von vornherein würde man auch in der Literatur-
sprache Beispiele für diese Ellipse erwarten. Wenn also an einer
Stelle wie Schol. Bobb. in Cic. pro Sulla § 17 p. 9, 28 Hild.: «am
superioribus damnati lege Cornelia hoc (jenus poenae ferebant über-
liefert ist, ist es ein Verstoß gegen die historische Sprachentwicke-
lung, die wohlfeile Konjektur: superioribus (temporibus) aufzu-
nehmen, besonders weil aus dem folgenden: aliquanto postea . . .
postea der Sinn des Adjektivs klar ist und außerdem eine schla-
Vermischtes über lateinischen Sprachgebrauch 95
gende Parallele in den Panegyrikern vorliegt: Paneg. IX (IV) 18, 1
(p. 260, 2ff, in meiner Ausgabe): cum videat omnia quae priorum
labe concideraM hac felicitate saeculi resurgentia, wo man sonst
mit Goetze temporiim einzuschieben wegen VII 8, o: priorum tem-
porum iniuriis und X 4, 2: post priorum temporum labem viel-
leicht geneigt wäre. Ob auch Florus Verg. orat. an poeta p. 184,
15: me in memoriam priorum reducendo und 184, 26: priorum
recordabor die Erscheinung vorliegt, lasse ich dahingestellt. —
Wohl aber ist ein sicherer Beleg Script. Hist. Aug. Vulcac. Gallic.
Avid. Cass. 5, 1 I p. 87, 30 Peter: Aemilium Parthenianym, qui
adfectatores tyrannidis iam inde a veter ibus historiae tradidit. Daß
auch an dieser Stelle Kellerraauns Einschiebung (temporibus) un-
richtig ist, beweist die Übereinstimmung mit den Schol. Bobb.
Auch dort liegt der Abi. Plural vor, wie ja temporibus eine ge-
wöhnliche Form war und daher desto leichter fehlen konnte.
XVII. llbertas — liberalitas
Löfstedt (Beiträge p. 70 ff.) hat libertas = liberalitas im Spät-
latein (Apul. Met. IX 22, Panegyr. IX 4, 1, Amm. Marc. XVI 5, 9;
Jul. Val. II 37, Flav. Vopisc. Carinus 20, 3; Orosius Hist. VII 4,
18; Anton. Piacent. Itin. 33), auch über = liberalis CIL. X 6005
nachgewiesen. Die letztere Erscheinung bestätigt auch die erstere.
Ich möchte erstens das Material aus der späteren Latinität er-
gänzen, vgl. Ps.-Acron. Schoben zu Horaz Carm. II 2, 1 I
p. 142, 9 Keller: Sallustium Crispiim cdloquitur . . . libertatem et
magnificentiam animi describens. — Paulinus Nolanus Epist.
XV 3 p. 112, 21 Hartel: neqiie perdiderunt huius tarn sandae
libertatis gratiam. — Auch schon bei Tertullian adv. Marc. IUI 29
p. 556, 21 Kr.: par erit in übertäte optimo deo; de oratione 7
p. 185, 17 Reiff.-Wiss.: consequens erat, ut observata dei libertate
etiam clementiam eins precaremur. Wichtig ist, daß die erste Stelle
mit Ammian XVI 5, 9: quae . . . magnaniniitate correxit et libertate
übereinstimmt und daß an allen bis jetzt bekannten Stellen libertas
nur wie liberalitas aufgefaßt werden kann (vgl. Paneg. Lat. IX 4,
vgl. besonders Flav. Vopisc. Garen. 20, 3: parcissime est usus li-
bertate).
Aber schon bei Valerius Maximus ist die Spracheigentümlich-
keit vorhanden und zwar verschiedene Male: V 2 Ext. 1 p. 232,
7 ff. Kempf: no7t enim pretium rei aestimatiim, sed occasio libertatis
honorata est; V 3 Ext. 3 p. 241, 7 ff. K.: Phocion vero .... de-
mentia et libertate instrudissimus; hier wird die Überheferung auch
96 W. A. Baehrens
durch die große Übereinstimmung mit Tertull. de orat. 7 geschützt.
Ja, wir finden bei ihm das bis jetzt nur durch eine Inschrift be-
legte liher = liberalis, vgl. V 2 Ext. 4 p, 232, 24 ff. K.: beneficio
enim Scipionis et persuasu regni modo liberius auctus usw. An
diesen 3 Stellen ist eine falsche Auffassung ausgeschlossen. Auch
IV 8 p. 210, 19 kann libertatisque commemorationi vacemus nicht
falsch aufgefaßt werden, weil das Kapitel ja über die liberalitas
handelt. Daß in diesem Kapitel sowohl im Titel wie an fünf an-
dern Stellen liberalitas {liberalis) sich findet, bedeutet angesichts
unserer heutigen Sprachbetrachtung garnichts. — Auch bei Ta-
citus Annalen XIV 6 ist im Mediceus: et quanfum Volusio longa
parsimonia quaesivit, tantum in te mea libertas explere non potesf.
Der Gegensatz parsimonia stellt die Deutung von libertas sicher,
vgl. Flav. Vopisc. Car. 20, 3: parcissime est usus libertate.
Wie kam man nun dazu über für Uheralis, libertas für libera-
litas zu gebrauchen? Ist es nur eine Verwechselung gleichlautender
Wörter? Zu beachten ist, daß auch in sXevd-eQiog und liberalis
die Bedeutung 'freigebig' sekundär ist. Ich möchte annehmen, daß
der Beschenkte zunächst seinen Wohltäter schmeichelhaft mit
eXeod-eoiog, liberalis genannt hat, dann allmählich die zwei Wörter
ihre sekundäre Bedeutung bekommen haben. Warum soll nun der
Beschenkte den Freigebigen liber genannt haben? Weil auch in
die populäre Philosophie der Satz eingedrungen war, daß nur der
nicht am irdischen Gelde haftende Mensch in Wirklichkeit frei
war, nur er kein seriius war.
Im Anschluß an das Vorhergehende möchte ich betonen, daß
auch andere auffallende Spracheigentümlichkeiten bei Valerius
Maximus vorliegen. — gerere statt se gerere hat Löfstedt Beiträge
für das Spätlatein und für Seneca Apoloc. 11, 4 nachgewiesen:
auch Val. Max. VI 5, 6: nee aliter L. Crassus in eodem iustitiae
experimento gessit gehört hierher. Wie in den andern Fällen ist
ein Adverb hinzugefügt. Es liegt Analogie nach agere vor.
Der Akkus. Abs. findet sich nach Schmalz^ p. 391 bei Lucifer
u. a. spätlateinischen Schriftstellern , der Nom. Abs. ist schon bei
Curtius (vgl. Glotta IV p. 266 ff.), auch der Gen. Abs. ist bei Florus
I 45, 23 p. 110, 6 R.: Avaricnm quadraginta milium propugnan-
tium sustulit (man streicht susfulit) wie bell. Hisp. 14, 1; 23, 6
vertreten. Findet sich schon Val. Max. I 1, 19: Aesculapius qui
consecratum templo suo lucum a Turidlio . . . succisum . . . Tu-
rullium . . . traxit usw., wo man hinter succisum alles Mögliche
eingeschoben hat, ein Akkus. Abs.? Auch VII 1, 1: videamus ergo
Vermischtes über lateinischen Sprachgebrauch 97
quot gradibus be77eficiorum Q. Metellum . . . numquam cessantem
indulgentiam (man schreibt den Abi.) ad summum heatae vitae cu-
mulum perduxerit (sc. fortuna)? Sicher hat ihn Julius Paris Epit.
VII 6, 1 p. 556, 1: Cannensi clade territam urbem Juni opera
didatoris spolia . . . convulsa sunt.
I 7, 2: non est inter jynfrem et filium ullius rei comparationem
fieri usw. Natürlich dürfen wir nicht (fas) oder {opus) est schreiben,
weil est wie Gr. eovL mit dem Akkus, c. Inf. steht wie sonst mit
dem Infinitiv.
Die selbstverständliche Vertauschung von inter und intra finden
wir schon Petrou 62, 4 venimus inter monumenta. Die von Löf-
stedt Spätlat. Stud. p. 82 gebotenen Beispiele sind spät und überall
steht inter für intra in der gewöhnlichen Bedeutung. Auffallend
nun ist Val. Max. I 7, 6: inter privatum autem habitum Dionysio
Syracusano adhuc se continente, wo auch im übertragenen Sinne
ititer für intra steht.
idem für einfaches is Hegt II 7, 7 p. 76, 26 VIII 14, 2 p. 398,
21 und Villi 13 Ext. 3 p. 465, 15 (auch bei Jul. Par. p. 557, 13)
verkannt vor; aber dies läßt sich auch bei Cicero schon nach-
weisen (Schmalz * p. 622).
II 80, 8: populus . . . revocaverunt und IUI 1, 5: cum populo
egit, ut . . . darent, liegt ein allbekannter Fall von Synesis vor.
Daß p. 112, 9; 147, 16; 215, 23 enim schon eine adversative
oder abgeschwächte Bedeutung hat, habe ich Philol. S. B. XII 2
dargetan.
VII 2, Ext. 1 p. 326, 17 ff.: divitias adpetis quae multis exitio
fuerunt: honores concupiscis, quae compliires pessiim dederunt; hat
hier Val. Max. schon (wegen der Symmetrie) weibliches honor an-
gewandt (vgl. Appel de gen. neutr. p. 43), wie es auch z. B. Jul.
Val. III c. 45: divinae honores verkannt vorliegt? Ja vielleicht
wurde sogar honor zuerst nach Analogie von gloria weiblich ge-
braucht, was dann allmählich den vollständigen Geschlechtswandel
der ganzen Wortsippe bewirkt hat.
Bezeichnend ist auch VIII 3, 7 p. 337, 24: Fabius autem Maxi-
mus, cuius non dimicare vincere fuit der vom substantivierten In-
finitiv abhängige Genitiv, vgl. jetzt auch Schmalz* p. 419, vgl.
aus nur wenig späterer Zeit Sen. ep. 101, 13: quid autem huius
vivere esfi
Ebenso wird IX 14, 3 p. 467, 19 fi".: Cornelius Scipio . . . in
servilem Serajnonis appellationem vulgi sermone impactus est, quod
huiusce nominis victimari quam similis erat heute q^uam mit Positiv
Glotta. V, 1. 7
98 W. A. Baehrens, Vermischtes über lateinischen Sprachgebrauch
anerkannt, vgl. Schmalz^ p. 614; aber vor Val. Max. ist die Eigen-
tümlichkeit nicht nur bei Terenz, Cicero und Caehus, sondern auch
bei Livius vorhanden: 40, 8, 14: iatn hos Eumenem Attalutnque
fratrem a quam exiguis rebus, prope ut puderet regit nominis,
mihi . . . regnum aequasse. Die Stelle ist wichtig, weil sie (anders
Lucrez VI 1080, wo cetera iam quam multa licet reperire? zu
schreiben ist) noch mehr als die Stelle des Valerius zeigt, daß
eigentlich nur ein Ausruf (hier des Unwillens) vorliegt. Vgl.
auch noch aus dem ersten Jahrh. Frontin. Strateg. III 5, 2 p. 96,
4 G.: Lusitani quam (quamvis Gundermann) instructi commeatibus,
statim se dederunt, wo aber der ursprüngliche Charakter wie an
den Cicerostellen schon verschwunden ist.
XV 111. ire : sterben
Daß ire (wie transire und abire) für ^sterben' angewandt wurde,
betont Winand Vocab. Latin, quae ad mortem spectant, Diss. Mar-
burg 1906 p. 39, Die Stellen sind aber unkritisch gesammelt.
Belege wie CatuU III 11: qui nunc it per iter tenebricosum; Sen.
ep. 30, 11 ad hanc viiam itur; Sen. ep. 77, 12 eo ibis quo omnia
eunt fallen ohne weiteres aus; absolutes ire finden wir nur Lucrez
III 526: denique saepe hominem paulatim cernimus ire; ebenso
Statius Silv. 2, 2 217 usw.: quicquid init ortus, finem timet, ibimus
omnes, ibimus usw. Demnach möchte man annehmen, daß ire
'sterben' nur der poetischen Sprache angehöre. Daß es aber doch
(wie transire, vgl. darüber Löfstedt Commentar zur Peregr. p. 274)
in der Volkssprache bestand, möchte ich schließen aus Cl. Donat.
Interpret. Verg. zu Aen. III 10: I p. 262, 28ff. G.: litora cum pa-
triae lacrimans usw. portusque relinquo et catnpos tibi Troia fuit:
tria posuit quae per naturam suam non p)otuerunt ire (im Gegen-
satz zu den Verwandten und Freunden , die alle gestorben sind),
litus portum et campos. Auch hier ändert Georgii in: interire.
Groningen W. A. Baehrens
M. Lanibertz Zur Ausbr. d. Supernora. od. Signum im röm. Keiche 99
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Öignum im
römischen Reiche
II
1. Doppelnamen in Ägypten
Schon im mittleren und neuen Reiche Ägyptens ist die Haupt-
masse der ägyptischen einheimischen Namen theophor i). Es werden
in diesen Zeiten nicht selten die Namen der Götter in unver-
änderter Form als Personennamen verwendet; dann und wann wird
der Name des Gottes durch Anhängung einer Nisbe (■'n) zum
Menschennamen umgestaltet. Diese Vorliebe für die Benennung
von Menschen mit den Namen von Göttern haben die Ägypter mit
den Semiten gemein, deren Namen größtenteils theophor sind.
Trägt ein Mensch den Namen eines Gottes, so wird er dadurch
unter die besondere Obhut dieser Gottheit gestellt. Die Griechen
verwenden Namen höherer Götter in vorchristl. Zeit noch nicht zur
Benennung von Menschen ^). Erst zur Zeit des Tiberius kommt
diese Sitte auch in Griechenland auf, im zweiten Jahrhundert
unserer Zeitrechnung wird ihr besonders gehuldigt, während man
sie gegen Ausgang des dritten Jahrhunderts wieder aufgibt. Im
ersten Jahrhundert nach Christus übernehmen die Römer mit allen
übrigen griechischen Personennamen auch die Sitte, Menschen
Götternamen beizulegen, und zwar benennen sie ihre Freigelassenen
und Sklaven mit griechischen Götternamen, bald werden auch
lateinische Götternamen ebenso verwertet. Rom bewahrte den
Brauch, Menschen nach Göttern zu benennen, viel länger als
Griechenland, nämhch bis tief ins fünfte Jahrhundert hinein, und
bevorzugte besonders die Namen Mercurius und Phoebus. Ihr bis
heute andauerndes Fortleben fand diese ihrem Ursprünge nach
also altägyptisch-semitische Sitte in dem Brauche der christlichen
Kirche, Kindern die Namen von Heiligen zu geben, damit sie sich
an den Heiligen ein Beispiel der Tugend nähmen 3) und damit
ihnen der Schutz und Schirm der Heiligen und Märtyrer zu-
1) Emil Levy, Über die tbeophoren Personennamen der alten Ägypter
zur Zeit des neuen Eeiches [Dyn. XVIII— XX]. Diss. Berlin, 1905.
2) Hans Meyersahm, Deorum nomina hominibus imposita. Diss,
Kiel, 1891.
3) Chrysost. hom. 52 in Matth., Migne 60 Col. 365, s. Ad. Harnack,
Die Mission und Ausbreitung des Christentums I 360 if.
7*
100 M- Lambertz
gewendet würde '), eine Art der Benennung, die erst in der ersten
Hälfte des vierten Jahrhunderts an die Stelle der alten Benennung
nach "Wesen der heidnischen Mythologie getreten ist.
Aber dem Ägypter des mittleren und neuen Reiches genügt
es nicht, sein Kind unter die Obhut bloß einer Gottheit zu stellen,
sondern oft werden dem Kinde zwei Götter zugleich als Schirmer
beigegeben, indem man ihre zwei Namen zusammensetzt und diesen
kombinierten Namen dem Kinde verleiht 2). So werden die Namen
der Götter Amon und Nil, Amon und Re, Min und Month
zur Bildung von Menschennameu vereinigt. Es finden sich die
Dvandvakomposita Haronnophris , Harmin, Minamon, Harhons,
Harmonth, Harset, Harhechis, Harthotes, Suchamon, Harpokramon
und viele andere 3) und sogar ein dreifach zusammengesetzter
Name aus späterer Zeit begegnet in Pap. Oxy. VII 1025, wo ein
i^riyrjTTjg '^EQi-iavoßdf.if.itov heißt ^).
Diese Sitte der Kombinierung von Götternamen ist schon im
mittleren Reiche nicht selten^), sie bleibt während des neuen
Reiches, während der libyschen, säitischen und persischen Zeit
beliebt; in griechisch-römischer Zeit werden infolge des religiösen
Synkretismus in den Jahrhunderten der Ptolemaeer besonders
Kombinationen des Namens eines ägyptischen Gottes mit dem
Namen einer verwandten griechischen Gottheit als Personennamen
gebraucht. Vielleicht sind die ägyptischen Bruder- und Genossen-
namen ^), d. h. die zahlreichen mit aravg ovcog, aqavg agovg zusammen-
gesetzten Namen wie Sansnos, Sensansnos, Fsansnos, Tsansnos,
Senpsansnos, Psensenpsansnos, Thapsonsnaus, Tasnos, Chemsneus,
Senchemsneus ''), für die manchmal die griechischen Übersetzungen
zliövi-iog, z/idöeXq}og, TQidöeXq>og verwendet werden**), und Arau,
Naaraau, Erautei, Naraus, Naaraus, Chimnarautos, Aleroutos, Na-
1) Theodoret. Graec. affect. curat. VIII p. 923 ed. Schulze, s. Har-
nack a. a. 0.
2) K. Fr. W. Schmidt, Griechische Personennamen bei Plautus, Hermes
37 (1902) 370 erklärt Lemniselenis als derartiges Dvandvakompositum. Vgl.
denselben Berl. philol. Wochenschr. 1903, 1527. 1907, 821 f. Götting. gel.
Anz. 1911 Nr. 7, 458.
3) s. z. B. Verf., Doppelnamigkeit in Ägypten 22.
4) K. Fr. W. Schmidt, Götting. gel. Anz. 1911, 458.
5) E. Levy a. a. 0. 13.
6) K. Fr. W. Schmidt, Berl. philol. Wochenschr. 1903, 1527.
7) s. Spiegelberg, Ägyptische und griechische Eigennamen aus Mumien-
Etiketten etc. Leipzig 1901, 35.
8) Verf. Doppelnamigkeit 17.
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Eeiche lül
raous, Tanarooutos, Parouti, Äreus, Ärieus, Pareutos, Tereus u. a.
bedeutungsgleiche Vertretungen jener theophoren Dvaudvakomposita.
Dieser Brauch, das Kind durch einen kombinierten Namen unter
den Schutz von Göttergeuossen oder Göttergeschwistern zu stellen,
hat seine Parallele in der christlichen Namengebung in den kopu-
lativen Eigennamen Poterpaul, Annemarie, Hansjürg, Marianne *).
Von dem Gebrauch solcher kombinierter Namen zur Zerlegung
in ihre beiden Bestandteile, die, jeder als selbständiger Name,
einer und derselben Person gegeben werden, ist nur ein kleiner
Schritt. Es ist nach dem Glauben des ägyptischen Vaters die
Wirkung dieselbe, ob nun das Kind Harmonik heißt, oder ob es
in dem einen seiner zwei theophoren Namen den Gott Hör gleich-
sam im Wappen führt, durch den zweiten der besonderen Gunst
des Gottes Month anvertraut wird. In dieser religiösen Fürsorge
also, die das Kind mit möglichst vielen Beschützern umgeben
möchte, ist eine der Ursachen zu sehen, die zur Entstehung der
Doppelnamigkeit führten'^). Besonders gilt dies für die griechische
Zeit Ägyptens, in der das ängstliche Bestreben des Namengebers,
dem Kinde neben dem Schutze des ägyptischen auch den des
griechischen Gottes zu sichern, zu der ungeheueren Verbreitung
der theophoren Doppelnamen bedeutend beigetragen hat. Daß bei
der Homonymität zahlreicher Ägypter oft ein zweiter Name ledig-
lich die Unterscheidung erleichtern sollte, daß ferner ein Mensch
oft einen profanen und außerdem einen zweiten heiligeren Namen
erhielt, der seinem göttlichen Ka zukommen sollte-''), sind gewiß
bei der Entstehung und Ausbreitung der Sitte mitwirkende Faktoren
gewesen *).
'Erwägungen religiöser Natur also sind die eine Wurzel,
aus der die Sitte der Doppelnamigkeit in Ägypten erwachsen ist.
Die zweite Ursache, die diese Form der Namengebung zunächst im
1) Vgl. E. M. Meyer, Copulative Eigennamen, Zeitschr. f. deutsches
Altertum und deutsche Literatur 1899, 158 ff.
2) K. Fr. W. Schmidt, Berliner phil. Wochenschr. 1903, 1527.
3) A. Wiedemann, Wochenschr. f. klass. Philol. 1911, 1105.
4) Auf Grund derselben religiösen Erwägungen, die den Ägypter zur
Zerlegung der theophoren Dvaudvakomposita in theophore Doppelnamen
veranlaßten, werden christlichen Kindern zwei und mehr Taufnamen ver-
liehen, sodaß ein Petei- Paul ebenso dem Schutze der beiden Apostelfürsten
anvertraut wird wie ein Peteiyaul. Vgl. De Eossi Bull. arch. crist. 1867
p. 6: Grabinschrift, gestiftet von dem Christen M. Anneus Paulus seinem
Sohne M. Armeus Paulus Pet7-us (s. Glotta IV 126).
102 M- Lambertz
Nillande noch beliebter gemacht, ihr dann aber in allen helleni-
stischen Ländern, schließlich in sämtlichen Provinzen des römischen
Reiches zu außerordentlicher Verbreitung verholfen hat, ist in den
besonderen nationalen Vorhältnissen des östlichen Mittel-
meerbeckens in den vier letzten vorchristlichen Jahrhunderten zu
suchen. Die seit Psammetich in Unterägypten angesiedelten
Griechen gewinnen immer größere Bedeutung; sie werden schließ-
lich unter den Lagiden die herrschende Klasse. Ägypten wird wie
alle anderen hellenistischen Länder ein zweisprachiges Land, indem
die Amts- und Hofsprache die griechische ist. Für den Ein-
heimischen, der den herrschenden Kreisen näher treten muß, ist
es vorteilhaft, sich statt seines für den Griechen oft schwer sprech-
baren Namens einen anderen geläufigeren, am besten geradezu
einen griechischen, beizulegen. Ein Ägypter, der Psentchentchbairis,
Psensenpsansnos, Psensenpeteminis, Synpsenchonsis, Sevpseniapsais,
Senpsentbaikis, Senphthonsneus o. ä. heißt, kann seinen Namen ins
Griechische übersetzen und sich, wenn er mit den griechischen
Beamten und Kaufleuten zu tun hat oder wenn er in die römische
Armee oder Marine eintritt i), mit dieser Übersetzung nennen, bei
seinen Angehörigen und Freunden in der Heimat aber seinen
ägyptischen Namen behalten (nicht einmal das ist übrigens immer
der Fall). Offiziell schreibt er sich mit beiden Namen, die er
durch 0 /.ai, og '/.ai, 6 aTTiyialovfievog, o hiiyisy.Xrj(.ievog, o Xeycfuevog,
og /.ai '/.aXeltai, tjtoi mit einander verbindet, seltener unverbunden
nebeneinandersetzt. Da ähnliche nationale Verhältnisse wie in
Ägypten in der Diadochenzeit auch in Syrien und Kleinasien be-
stehen, findet dieser Brauch auch in jenen Ländern Eingang,
dringt in weitere, auch rein griechische Kreise und verliert da-
durch an praktischer Bedeutung, wenigstens geht sein ursprüng-
licher Zweck in vielen Fällen verloren, einen barbarischen Namen
durch eine Namensübersetzung oder wenigstens -ersetzung für
die griechische Zunge geläufig zu macheu. Dafür bekommt die
Sitte dann im römischen Reiche eine andere große Bedeutung.
Bei der Polyonymie der Römer in den Jahrhunderten der Kaiser-
zeit fällt den Formeln qui et und 6 xa/ häufig die Aufgabe zu,
den oft zahlreichen offiziellen Bestandteilen eines Namens den
Individual- oder Rufnamen isoliert gegenüberzustellen ^).
1) s. S. 108.
2) Vgl. Glotta lY (1912) 82 ff. 101 [Aquensts, Dacus als Eufnaraen u.
unten). 120 u. {KQ6rtog-l-lQTf/ui(^ioQos-Ev6d\og dreinamiger Ägypter). 121
{MeXiTlvTj-Oi'Qavüt-' AxTTj dreinamige Frau aus M{X(tt]). 130 [liniiav). 134 [^löviog
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Keiche 103
Die oben besprochenen religiösen Motive des alten Ägypten
Eufname des Q. Axius Aelianus des Jüngeren und seiner Frau). 138 o. {^wair'^tos
6 xccl OaXrig heißt in den Namen seiner Söhne 0ak-^g). Ebenda Mitte [Zsqk-
TiCwv-KottTwv an anderer Stelle bloß KQc'awv genannt). 139 unten [Asv-
xiog 6 y.al MÜQxog aus Marathon heißt an anderer Stelle bloß TTKuSoTQißrjg
MaQxog). — Dagegen s. a. a. 0- 121 Euthymo cui et Lupo, 140 o. und 142
(AQiaToxQÜTTjg 0 xctl irccQttfiovog heißt bei der Erwähnung seines älteren
Sohnes naQÜfxovog" , bei der Nennung des jüngeren IdqiaToxQctTrig'). — Vgl.
dazu den AvQriXiog Arj/utWoiog 6 xal KoQvrjXüg (P. Leipz. 3, 2 u. ö.) aus dem
J. 256 n. Chr., dessen Sohn als AioriXiog Konofctg KoQvrjkn bezeichnet wird,
woraus hervorzugehen scheint, daß KoQi'rjlclg der Individualname des Vaters
war. Aus dem Jahre 222 n. Chr. ist aus Nubien der Doppelname des
raiog AiöaxoQog 6 xcu MaxQHVog (CIG 4995) überliefert; derselbe heißt in
CIG 5002 u. 5003 rcuov Aioaxögov MaxQtivov, trägt also die beiden Teile
seines Doppelnamens unverbunden nebeneinander; überhaupt nur der zweite
erscheint in CJG 5005 Fniov 'Iovk{iov) MaxQtvov. Dagegen heißt KXuvdiavbg
6 ;e«t ZtQfiVog aus dem Jahre 166 n. Chr. (P. Lond. II 210 [332] 15) in
Z. 27 desselben Dokuments Zioflvog o xccl Kkavöiavög, sodaß also aus der
Stellung der beiden Namen nicht zu ersehen ist, welcher der Individual-
name war. IlioXffxelvog 6 xal Zagfiätrjg in P. Oxy. 891 (s. S. 129) heißt in
P. Oxy. 43 aus dem Jahre 295 viermal bloß ZuQ^ärrig, das also sein Indi-
vidualname gewesen sein dürfte ; sein Vater hieß IIxoltfXHvog (s. S. 118
— In Sagalassos in Pisidien beißt es zur Zeit Caracallas von einem Avq.
Meidtavbg ArTccXiavög, er habe sich auch kürzer liTTaliavög genannt (s.
S. 150. Fußnote); in Pogla in Pisidien heißt ein Aurelius Artimianus Dili-
triunus Artimas qui et Euchrornius (s. S. 150 Fußnote und 129) an anderer
Stelle AvQ. A()Tti/Lic(g AiliTQtavog, woraus zu schließen ist, daß einer dieser
beiden Namen sein Rufname war. Daß ^Ovriai/niicov der Eufname des
Ainh VvTjai/nfi'üjv 7«t[p . . .] (BCH 1900, 345) aus Termessos in Pisidien
war, ist daraus ersichtlich, daß auf der Leiste der Inschrift 'Ovrjaifiioivog
noch besonders beigeschrieben ist (vgl. Ad. Wilhelm, Wiener Studien
24 [1902] 597). Ebenso scheint Zt(onr]<^u)v der Eufname des Lykiers Z. 6
xctl Arjjui^TQiog (s. S 151) gewesen zu sein, da sein Sohn als KXeoßovlog Zccq-
TiTjäövog bezeichnet wird. Dagegen läßt sich nicht entscheiden, welcher
Name der Eufname war, wenn die Namen wie oben bei KXavStavog-ZfQrjvog
in derselben Inschrift einmal in der Eeihenfolge a — b, ein zweitesmal b — a
angeordnet sind (s. c), wie bei der Priesterin MuQxia Aiiq-riUa Nffifaw j)
xal Xovoiov (Cagnat, Inscr Gr. ad res Eom. pert 3, 583 ff.) aus Sidynia in
Lykien, die auf einer andern Seite des Inschriftsteines M. Av. XqvoCov tj
xal NfuiGw genannt wird. Der Gatte dieser Frau heißt M. Avq. Eixagnog
'hqoxMovg tov xal Ecxägnov; sein Vater hat zwar seinen zweiten Namen
an den Sohn vererbt; trotzdem scheint des Vaters Eufname 'reQoxXijg ge-
wesen zu sein ; denn in einer andern Inschrift (Cagnat 3, 584) heißt der
Gatte der oben erwähnten Priesterin M. Avq. EvxuQnng 'JsQoxXeovg, sein
Vater bloß 'liQoxlfjg. Der Vater des OoaavßoiXog IIv»oda)Qov tov z«l
rXvxan'og aus Silandus in Lydien (Le Bas V 709) heißt in Z. 15 der Inschrift
bloß rXvxtov, der Sohn des Sqaavßovlog auch rkvxatv. Vgl. auch S. 156.
104 M. Lambertz
wirken auch in späteren Jahrhunderten noch weiter, wie manche
Namenspaare in jüngeren Papyris beweisen. Wenn z. B. ein
GTQarifjydg "^Qöi^votxov) ''HQ(ay.XEidov) iu\E]Qidog in Berl. Urk. 2, 1
(Fayüm) im Jahre 209 n. Chr. das Namenspaar ^^nolXoqKxvi [r]fp
yial 2aQa/tcifAincüvi führt, oder wenn im 2. Jahrh. n. Chr. der
Vater einer [0€]j'z^/ixfg — Kqovicov b y,{al) ^aQaTidfi[^fxa)v^ heißt, so
sind in diesen Namenspaaren die Götternamen derart gehäuft, daß
das leitende Motiv ihrer Auswahl, nämlich das Bestreben, dem
Namensinhaber möglichst viele Gottheiten ägyptischer wie grie-
chischer Nationalität als Schutzpatrone beizugeben, in die Augen
springt. Aus demselben Grunde erscheinen in hellenistischer Zeit
Thermidhis und Aman, Demeter und Ämon, Amon und Sarapis,
Chnum aus Syene und Amon, Amon und die Dioskuren, Amon
und Polydeukes, Herakles, Dionysos oder Apollon als Schutzpatrone
des Namensträgers einander in den beiden Namen eines Namens-
paares gegenübergestellt i). Mit ,Horus' zusammengesetzte theo-
phore Namen 2) werden mit Vorliebe durch griechische Namen,
in denen ^AtioXImv als Bildungselement erscheint, ersetzt. Denn
mit Apollo wird Horus auf Grund der Ähnlichkeit der beider-
seitigen Mythen identifiziert. Die nicht seltene Vereinigung eines
Namens mit dem Element Hör und eines zweiten mit dem Element
'^Uqa^ oder Br^yiig, der Bezeichnung für das heilige Tier des Hör,
den Sperber, durch 6 vmI zu einem Doppelnamen hat dieselbe
Bedeutung wie die Dvandvakomposita '^Aqßrf/.ig, ^ leQaxaTtolliov und
Apollohex als Personennamen. Anubis, der Gott der Einbalsa-
mierung und der Gräber, und Hermes, der Geleiter der Seelen,
Hermes und Uhor, der Wüstenhund, der dem Anubis heilig ist,
oder Anubis selbst und Uhor erscheinen paarweise als Namens-
patrone in Doppelnamen vereinigt. Andere ägyptische Träger von
Doppelnamen werden auf dieselbe Weise der Huld der Götter-
paare Athena und Tkermuthis, Nike und Thermuthis, Isis oder
Hera oder Mut und Thermuthis empfohlen; Min von Koptos wird
ebenso im Bunde mit Pan, der entsprechenden griechischen Gott-
heit, Namenspatron, Hermes und Thot, der Erfinder der Sprache,
1) 8. Job. Schöne, Griechische Personennamen als religionsgeschichtl.
Quelle, Düsseldorf 1906. In dieser Schrift, wie von Verf., Doppelnamigkeit
in Ägypten, sind Belege beigebracht.
2) Horus, der alte Gott des Nordstaats, der Vereiniger beider Eeiche,
spielt in der ägyptischen Namengebung eine hervorragende Eolle. Namen
wie Horigenes (Origenes), Harpokrates, Harpokration, Besarion- gehören zu
den beliebtesten der nachchristlichen Jahrhunderte.
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Keiche 105
Schrift und Rechenkunst, erscheinen in Doppelnamen als Genossen,
desgleichen Thot und sein Vogel Ibis, daher auch Hermes und
Ihis. Der den Erntesegen spendende ^Ayad^og daif.aov, der den
Ägyptern sowohl im Nil, wie auch manchmal (z. B. CIG 3, 4699)
in der Person des Kaisers (dort Neros) verkörpert erscheint,
schützt mit Nilos, Suchos, Dionysos, Sarapis und Ptolemaios, dem
göttlichen König, gemeinsam die Menschen, die nach ihm und
einer der erwähnten Gottheiten genannt sind^). Auch Sarapis
und Isis, Sarapis und Suchos, Ptolemaios und Suchos, Month, der
kriegerische Sonnengott, und Äpollon werden durch Gegenüber-
stellung in Doppelnamen gleichsam oQav oder agevg, d. h. Genossen,
in der Beschützung eines Menschen, Und wie der ägyptische
Ärztegott Imhotep und der griechische ^Ao-^Xt^tiloq, gemeinsam
den Kult im memphitischen Serapeum genießen, so wird ihrem
verbündeten Schutze auch mancher Mensch anempfohlen, der
^Ifxoid^r]g og yial '^aytXriTiiddrjg oder ^^a/.X7jTtiäg rj Y.al ^evLiuovd^iov
heißt 2).
1) Vgl. aus Eom CIL 6, 18850, besprochen Glotta IV 125 {Eutychianus
signo Daemoni wird durch seinen ersten Namen der Tvxt], durch sein
Signum dem ^Jyad^og daCfiwv empfohlen, vgl. J. Schöne, Gr. Personennamen
11. s. w. 131.
2) Über ähnliche Fälle aus den westlichen Provinzen des römischen
Eeiches vgl. Glotta IV 118 f., 'Aay.).riniKdrig 6 xul 'Egfi-öSrngog (IG 14, 1102,
Korn) und /IrifxriTQiog 6 xal 'AgnoxQaTiwv (IG 14, 916 Kom) sind Ägypter,
vielleicht auch linolXwviog 6 xal 'iloiyfvrjg (IG 14, 1451, Rom). S. ferner
Glotta IV 130, die dort erwähnte Julia . . . Aphrodisia Veneria aus Capri
(Eph. epigr. 8 [1891] 164, 671) ist auch hier zu nennen, ebenso (vgl. Glotta
IV 137) der Ephebe "/«x/o? o xcd zhorvaöSwoog (IG 3, 1133). Ägyptischer
Abstammung ist der Ephebe Avq. EiniSajQog 6 xal 'Anoliväqiog (IG 3, 1197,
vgl. Glotta IV 138). Zur Zusammenstellung eines Gottesnamens mit der
Bezeichnung des ihm heiligen Tieres vgl. Glotta IV 121, der Vater des
Euthymiis qui et Lupus heißt Martialis (CIL 6, 17398). — Hier sind Fälle
von Namensübersetzung anzuschließen wie Afrodite que et Filtatia (CIL 11,
764 Bologna, s. Glotta IV 114) und in nicht theophoren Namenspaaren
Sapaudus id est Justus (Eev. arch. 1860, 2, 348, 2 Lyon, s. Glotta IV 93),
ferner die Namen der Afrikaner Kapito-Cephalius und 3fatronula-3Ietrodora
(Glotta IV 100, CIL 8, 20758. 16137), der Doppelname des stadtrömischen
Freigelassenen L. Aurelius Panniculus qui et Subanas (Glotta IV 122, CIL 6,
10117), der des M. Ippius L. f. Stel. Benevento Vitalis süj. Equitii aus
Delminium (Glotta IV 134, CIL 8, 2706). In folgenden zwei Fällen (Glotta
rV 138) liegt zwar keine Namensübersetzung vor, aber die beiden Teile des
Namenspaares sind ihrer ähnlichen Bedeutung wegen zusammen verliehen;
"iXaqog 6 xal EvTvxrjg und BäO^vklog 6 xal "Yipiarog (beide IG 3, 1197), aus
dem 3. Jahrhundert n. Chr. ; dem zweiten Namenspaare liegt ein Scherz
106 ^^- Lamhertz
Das Bestreben, statt des ägyptischen Namens einen
griechischen zu führen, tritt, wie schon in vielen der eben
besprochenen Fälle theophorer Doppelnamen, auch in einer Weih-
inschrift zu Tage, die in der Zeit des Ptolemaios Euergetes 1.,
zwischen 244 und 221 v. Chr., von zwei Frauen aus Kyrene, die
in Arsinoe-Krokodilopolis seßhaft sind, gestiftet wird^). Sie wollen
dem Könige Ptolemaios und der Königin Berenike, seiner Gattin
und Schwester, sowie seinen Kindern zu Ehren ein Heiligtum
weihen und nennen sich in der Weihinschrift mit Rücksicht auf die
griechische Königsfamilie an erster Stelle nur mit ihren grie-
chischen Namen, während sie die ägyptischen, die sie von Hause
aus führen, nur zum Schlüsse nebensächlich hinzufügen 2).
In einem Papyrus, der vier Jahrhunderte jünger ist als jene
Weihinschrift, tritt uns das Bestreben des Ägypters, auch im
Namen, ja sogar in den Namen der Eltern, als Grieche zu er-
scheinen, in klaren Worten entgegen, nämlich in der Bitte eines
gewissen EvöalfAwv aus Nesyt im Delta an den Idioloyog, den Be-
zugrunde. — Vgl. zu dieser ganzen Gruppe Glotta IV 78 und 79 und die
Namenspaare: '^qvwttjs (= Horus ist gesund) 6 xal Zdljg Spiegelberg,
Mumienetiketten 47*. 323, 'yl(f vy^i^s ö xal ZwCXog Spiegelberg 10*, P. Oxy.
271, 4, TavQig Tj xal <P tkov /x^vr] P. Oxy. 1209 {Tavgis = T-avo T-f^av
T-f()av die Freundin, also Übersetzung von 'Pilov/j.tvr]? Sie schenkt einer
Sklavin övofiKrc Ttgict die Freiheit!), ferner ^dtwvlS rig 6 xul Mivaig
(= ,, der Löwe", koptisch f/.ovi) Pap. Gießen 58 I 21, 'I^quxCwv \o]xul Tla-
^ofidüg 'l€Q[axog] (p-ahom ^der Adler') und vielleicht auch Novvct rt xctl
noXviTcov Pap. Brit. Mus. II 317 (251) 5 (4. Jahrhundert n. Chr.).
1) Annales du Service d'Ant. 1908, 231 ff. (Lefebvre) und L. Mitteis
u. .U. Wilcken, Grundzüge und Chrestomathie der Papyruskunde 1/2, 75/76,
n. 51.
2) YneQ ßaaikiwg UrolffxaCov xal ßaaiXiaarjg B(QSvixr}g yvvaixog xal nötX-
<ffjg xal T(Sv Tf'xvwv QvriQt to Ibqov (die Göttin GvrJQig identisch mit ^Aßrjvä.
S. Pap. Oxy. 1117, 1 aus dem Jahre 178 n. Chr. : inifieXrjTal xQ^oov ^odvov
li9-r]väg rfjg xal &oi]QcSog) xal ra TiQoaxvQovja EiQ^vr] xal Oeo^^va /trjjLirj'
tqCov Kvorjraioi ix QäaiTog, aig xal aiyvnr la ovöfxaTci iariv Ne(f>£Q-
aov/og xal Oav^g. Daraus, daß der Vater der beiden Frauen Eiorjvr] r;
xal NnfiQGov^og und ©so^^va rj xal &avi^g nur mit seinem griechischen
Namen genannt wird, kann nicht geschlossen werden, daß er nicht auch
daneben einen ägyptischen gehabt hätte. Doch ist es auch möglich, daß
wir eine griechisch-ägyptische Mischfamilie vor uns haben, deren Vater Ji]-
firjTQiog ein kyrenaeischer Grieche war, der erst in Ägypten die Ägypterin
Gäaig, die Mutter der beiden Stifterinnen, geheiratet hat. Dann wäre in
diesem Falle die verschiedene Nationalität der Eltern ein weiterer Grund
gewesen, den Töchtern je einen griechischen und einen ägyptischen Namen
zu geben.
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Eeiche 107
amten seines Bezirkes, die ägyptischen Namen seiner offenbar ver-
storbeneu Eltern durch Übersetzung ins Griechische ändern zu
dürfen i). Der ägyptische Name seines Vaters war Wo'ig gewesen,
das, wohl identisch mit Wdig, die ägyptische Bezeichnung des
"^yad-og öaif-iojv ist. Schon der griechische Name des Sohnes
Evd(xi(.aov, des Bittstellers, ist also eine Übersetzung des väter-
lichen Namens 2). Vielleicht hieß er selbst früher H^oig oder Ei-
daif-icov 0 '/.al Woi'g. Den Namen des Vaters bittet er mit '"Hgcov
übersetzen zu dürfen, das, da 'Hga auch als Fruchtbarkeitsgöttin
verehrt wird, als Ersatz für Wd'ig gelten kann. Er wählt wohl
geflissentlich einen anderen Namen für den Vater als Evdai(.uov,
doch ist die Übereinstimmung des Suffixes -u)v wahrscheinlich
beabsichtigt 3). Der Name der Mutter Tia^grjg, der die koptische
Bezeichnung für Zwillinge (dd^geug = dlövinoi) mit dem weiblichen
Artikel zl- enthält, wird durch z/iövuri genau übersetzt.
Dieses offenherzige Bittgesuch dos Ägypters, der sich seiner
nichtgriechischen Abkunft schämt, wirft ein Licht auf viele Fälle
von Namensänderung, so auf die Doppelnamen des ^^TtoXlcöviog
^ AtioXXoÖotov 6 y.al Wevvijaig ^^gairjOiog, eines Uiqo'qg T-fjg Ittl-
yovijg (Pap. Grenf. 18, 7; 132 v. Chr.). In dem Namenspaare
des Vaters sowohl (L4noXX6doTog 6 ymI ^^gair^aig = Horus, Sohn
der Isis) wie in dem des Sohnes C^TtoXXcoviog 6 /.al Wsvvrjoig
= der Sohn der Isis) steht dem ägyptischen theophoren
Namen eine mit dem Namen der ver-wandten griechischen
Gottheit zusammengesetzte griechische Entsprechung gegenüber,
überdies bedeuten die beiden Namen des Vaters genau das-
selbe wie entsprechend die beiden des Sohnes. Der Sohn heißt
in Zeile 11 des Papyrus lATtoXXcoriog, in der Unterschrift in
Zeile 32 JtQog Wevvrjoiv, er hat also seinen ägyptischen Namen
noch nicht ganz abgelegt. Nur fünf Jahre jünger (aus dem
1) P. Straßburg graec. 31 + 32 ed. Wilcken, Archiv f. Papyrusforschung
4, 123, vgl. L. Mitteis und U. Wilcken, Grundzüge u. Chrestomathie der
Papyruskunde 1/2, 75/76 Nr. 52. Der Papyrus ist im Jahre 194 n. Chr.
geschrieben. Das Gesuch, an den Idiologen 'Hqacariojv 6 xal ^Afxfxouvog ge-
richtet, lautet: Eidai^wv ^I'ötrog fJiriTfibg Ttad-o^ovg bittet xqtj/ixktiI^scv
(d. h. sich mit vollem Namen nennen und schreiben zu dürfen, s. Glotta
IV, 79. 185 und die dort verzeichnete Literatur) Evöai^mv "Howvog kvtI
Tov l^öiTog xal {ivrl Trjg Tiaihgrjovg ^urjTOÖg zl td vu.7]g.
2) Vgl. S. 105 und Fußn. ').
3) "Wahl des zweiten Namens durch Gleichklang der Suffixe beeinflußt,
s. andere Fälle S. 127. 156.
108 M. Lambertz
Jahre 127 v. Chr.) ist die Klageschrift eines Diospolitaners ^),
flessen Namen yinoX'ktovLOQ, og /ml We(X(.u6vd^r^q untereinander
und zu denen seines Vaters '^Eg^iag b y.al IIsTsvecfioTr^g in einem
ähnlichen Verhältnis stehen, wie die Namen in dem eben be-
sprochenen Falle. Vater wie Sohn führen je einen ägyptischen
und einen griechischen Namen, der in beiden Fällen die Über-
setzung des ägyptischen ist. Month ist im Namen des Sohnes
durch Äpollon, die Bezeichnung der Gottessohnschaft ^ev durch
das Widmungsnamenssuffix -log ersetzt, NecpMTirjg, d. i. nefr hotep,
der Kultbeiname des Chons, ist im Namen des Vaters mit Hermes
identifiziert, Uete, das in theophoren Namen den Namensträger
als Geschenk des Gottes bezeichnet, erscheint durch das Kurz-
namenssuffix -mg wiedergegeben.
Dafür, daß auch der Eintritt ins römische Heer für den
Ägypter ein Grund war, einen seiner neuen Umgebung angepaßten
Namen anzunehmen, liefern uns drei Papyri aus dem zweiten Jahr-
hunderte n. Chr. zwei interessante Beispiele. Im Jahre 115 n. Chr.
(Pap. Cattaoui 3) tritt ein aatog ElaldojQog in die aTielgrj TtgtoTtj
Qrißaitüv ein, aber als ^lovliog Magriavog. '^Tticov, des Epimachos
Sohn, aus Philadelphia in Ägypten, schreibt, nachdem er, gleich-
falls in der er.sten Hälfte des zweiten Jahrhunderts, römischer
Flottensoldat in Misenum geworden ist, an seinen Vater in der
Heimat: tozi d^ fuov orof^a ^^vcwvig Md^LfAog. Während er sich
in diesem ersten Briefe auf der Adresse noch mit seinem alten
Namen *^7tio)v unterschreibt, nennt er sich in einem mehrere
Jahre später geschriebenen Briefe an seine Schwester nur ^^vzio-
viog Md^ifiog; auch sein Sohn, sowie sein Neöe in der Heimat
heißen Md§ifjog, seine Gattin Äufidia und seine Töchter Elpis
und Fortunata tragen hellenisch-römische Namen, die ganze Familie
des alten Epimachos wird hellenisiert, bzw. romanisiert, weil ihr
Sohn kaiserlicher Flottensoldat geworden ist^).
1) Ein Turiner Papyrus, A. Peyron, Pap. gr. reg. Taur. mus. aeg.
1826 ff. III. IV. Ein Pariser Exemplar desselben in Notices et extraits des
manuscrits de la bibl. imp. 18 (1865) Nr. 14, S. 211 ff., berausgeg. von
Brunet de Presle.
2) Die beiden Briefe des 'Aniüiv in Berl. Gr. Urk. 423 und 632, vgl.
dazu die schöne Interpretation Ad. Deißmanns, Licht vom Osten"-^ 120 ff.
125 ff. — Über den Ersatz des heimatlichen Namens durch einen römisch-
griechischen, den Flottensoldaten, auch aus anderen Gegenden des römischen
Kelches, bei ihrem Eintritt in die römische Marine vollziehen, s. Mommsen,
Hermes 16 (1881) 466. Vgl. auch Glotta IV 130 f., außerdem über den
Ersatz eines barbarischen Namens durch einen römisch-griechischen im all-
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Eeiche 109
Wie sich in diesen Fällen der Angehörige des römischen
Heeres seiner barbarischen Abkunft schämt, so ist in späterer
Zeit dem ägyptischen Christen die heidnische Bedeutung seines
ägyptischen Namens unangenehm. So schreibt Athanasius von
einem gewissen Gelous Hieracammon aus dem 4. Jahrhunderte:
„Er nannte sich selbst aus Scham über seinen Namen Eulogius^' i).
Daß, nachdem Doppelnamen zu führen, in der hellenistischen Welt
Mode geworden war, Personen, die zum Christentum übertraten,
mit Benutzung dieser Mode zu ihrem profanen Namen einen neuen,
bloß in der Christengemeinde üblichen annahmen, lehren manche
Fälle von Doppelnamigkeit*).
Bei der Homonymität zahlreicher Ägypter bietet der einmal
eingebürgerte Brauch, zwei Namen zu tragen, ein gern benutztes
Mittel, gleichnamige Personen desselben Kreises durch einen
Zunamen voneinander zu unterscheiden 3). So wird in einem
Papyrus (Berl. Gr. Urk. 800, 1, 13) aus dem Jahre 158 n. Chr.
ein ^(üTag b '/.al TQvqxDv durch sein Supernomen kenntlich ge-
macht zum Unterschiede von einem in demselben Dokument er-
gemeinen Glotta IV 80. 95 (iberisch-lateinisch: Farucia-Letina). 96 (iberisch:
griech. : Cusuccia-Nome). 97 (illyrisch-gr. : Fato-Epictetus, keltisch-lat. : .,4cm-
tuü-Felix). 98 ff. und 101 u. (afrikanisch [berberisch]-latein. [bzw. griech.]).
122 (illyr.-lat. : Diza-Marcellinus]. 123 f. (keltische, germanische, dakische,
afrikanische, syrische Namen von Personen in der Stadt Kora durch latei-
nisch-griech. ersetzt). 130 (Flottensoldaten in Misenum, wie die stadt-
römischen Träger von Doppelnamen verschiedenster Nationalität). 133 (aus
den oberen Donauländern illyr.-lat.: Itrtus-Secundianus, thrak.-lat. : Bithus-
Macer, Rascila-Crispus ; dak.-lat. : Esbenus-V ales . 135 (Böotien: illyr.-gr.:
IdnoXXojviog-^üuvxog). 141 (Thasos : thrakisch.-röm. : Zeinvoos-^doiixiog, Ev-
TQontCov iniixXrjv ^SQCf(Xov). 143 (zahlreiche Doppelnamen vom Nordufer
des Schwarzen Meers, von denen der eine ein einheimischer ['O/uipc'tXcixos,
QvXöyavoq, Avvafiog, Nkvos, MccfjfxctQog, "A6oa&-og1 ist, der zweite ein grie-
chischer). — Vgl. einen Fall aus späterer Zeit bei Harnack, Ausbreitung
und Mission des Christentums I 356'^ aus Acta Tarachi ed. Euinart, Acta
Mart. Eatisb. 1859 p. 452: Der christliche Soldat Tarachus sagt: ^A paren-
tibus dicor Tarachus, et cum militarem, nominatus sum Victor . — Namens-
änderung eines Legionärs aus Apamea beim Eintritt in das Heer s. S. 153.
1) Ad. Harnack, Zur Mission und Ausbreitung des Christentums I
359 aus Festbriefe, herausgeg. v. Larsow, S. 80.
2) s. Harnack, a. a. 0. 354 ff. und Glotta IV 100 [Caecilius Cypriatms
qui et Thascius 200 n. Chr.). 124 [Cedual qui et Petrus, rex Saxonorum,
6. Jahrh. und Balsamus qui et Petrus). 129 {Aav&üvovaa — xal Irlyü&r] —
XQn^^T^n aus Licodia in Sizilien IG 14, 254). — Derartige Fälle in Syrien
und Kleinasien s. S. 152.
3) s. S. 101.
ij^Q M. Lambertz
wähnten ^corag UaTtEiiog. Der Senior und der Junior gleichen
Namens, 'itQa'^ TZQSGßvTEQog und ^Uqa^ vecksQog, begegnen uns in
einer Familie, die zur Zeit Marc Aureis das Priestertum der
KvQioi ^eßaaxol erblich inne hat^), ebenso in einem Berliner Pa-
pyrus (Berl. Gr. Urk. 627, 10. 12) neben einem [2xoT]o^Tig ttqeg-
ß{vTeQog) ein [^r]. veojzeQog, die im 1. Jahrh. n. Chr. leben. Wenn
bei Josephus Antt. 20, 3, 3 von einem IläxoQog b %al TtQsoßvreQog
die Rede ist, ist anzunehmen, daß er durch seinen Beinamen von
einem jüngeren Manne gleichen Namens unterschieden werden soll.
Derartige Supernomina, die bloß in dem Zusätze von vEwtEQog
und nQEoßvTEQog bestehen, sind in den ägyptischen Papyris nichts
Seltenes. Ein [na\vEcpQiixiÄig navEqiQtfj{i.iEtog) vEioT{EQog) (Berl.
Gr. Urk. 277, I 30) aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. ist durch
das Supernomen von seinem gleichnamigen Vater unterschieden,
andere Beispiele, alle aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., in denen
die Sachlage vermutlich ähnlich ist, wenn es sich auch nicht nach-
weisen läßt, sind :
[nE/]voig vEonEQog Berl. Gr. Urk. 277 1 14.
"Hqcov vEw{T€Qog) OsoyiTLovog Berl. Gr. Urk. 498, 10.
0(Jv[^s] v£oj{tEQog) Berl. Gr. Urk. 560 I 3.
TlETEaQovTJQig vEi6T{EQog) '^fAEvcüd^ov Berl. Gr. Urk. 561, 10.
Jidag Mdllov 7CQEoß{vTaQ0v) Jida Berl. Gr. Urk. 496, 2; und
^hQ'^l[i]o[g Na]aQavg (.isiLcov viog \l4]ßQai.ii[ov] Berl. Gr. Urk.
367, 5 heißt ein Mann aus arabischer Zeit^).
Diesen Supernomina, die relative Altersbezeichnungen aus-
drücken, stehen die Spitznamen fniy-Qog, f-ityag u. ä. nahe; in
einem Papyrus aus Tebtunis aus dem Jahre 119/118 v. Chr. (Pap.
Tebt. 62) dienen sie zur Unterscheidung gleichnamiger Brüder,
nämlich des [nä]oig i^i{y.Qbg) K[(x]laxvTiog (Zeile 219) und des
näoig |U6(yag) KalaTvzLo[g\ (Z. 227), ferner des Uaoiög iui{-'/.Qdg)
0avrpLog (Z. 274) von dem naöu}[g (x\i(yag) Oav-tjaiog (Z. 205).
Außerdem erwähnt der Papyrus einen 'ß^og ixi{xQdg) Kollovd^ov
1) s. Archiv f. Papyrusforschung 2, 444.
2) Zu dieser Art von Beinamen vgl. W. Cronert, Studien zur Palaeo-
graphie und Papyruskunde, herausgeg. von C. Wessely, II (1902) 40, der
die Supernomina vtcoTsgog, nQeaßmfQog, ^tlCbiv den *pt-Kompositionen gleich-
setzt: 'pQir]Qc(xle(6r]s ist der ^erste', also ^ältere' 'HQaxktCöri(; = 'HQccxkt(äi]s
6 TiQiaßvTiQos. — Vgl. auch die beiden Brüder Ttaevovcftg auf S. 114. —
S. Glotta IV 94 Chrysognne iunior Siricius, Tochter der Chri/sogotie, CIL
12, 782 Arelate und "Wachstafel aus Alburnus maior in Dacien CIL 3
p. 949: Restitutus agnomine Senioris.
Zur Ausbi'eitiing des Supernonien oder Signum im röraischen Eeiclie Hl
(Z. 156) und einen Qtovig /.itiyag) KEVTioi[og] (Z. 225),' von denen
gleichnamige Brüder nicht vorkommen. Andere Fälle von Spitz-
namen, die eine Eigentümlichkeit der Körpergröße oder Körper-
beschaffenheit zur Namensbildung verwerten, sind aus Ägypten:
'^QgitüP ^TOTOijZiog euLxa'kovf.dvov MtytQOv aus Fayüm, lo6 n.
Chr., Pap. Gen. 28, 10.
^QQiysviqg 6 ytal Mäyvog^) C. P. Hermup. 127 R XVIII, 16.
OXaviog TlaviaKog o xal Alyyog'^) az^air^yog '^EQfxoTtoliTov,
2. Jahrh. n. Chr., P. Fior. 2.
Ne^saiiüv t7iL%(xXovfxBvog ^'AXxt/j.og aus dem Jahre 112/3 n. Chr.^
P. Oxy. 586.
^yiq>QodiOLog 6 y,al Msoxog C. P. Hermup. 127 R XXI, 13.
AvqriX. na.\v\iOÄ.og 6 /.al Mekag yv{(xvaoLaq%og) y.t1. C. P. Her-
mup. 7 II 10.
üaTvviv (acc.) o (sie!) ErtLA.aXovfiEvov Ko)q)6v aus dem Jahre
93 vor Chr., P. Teb. 283, 7.
öiiyQaifiEv ]^Q7ta'ijaio{g) (sie!) 6 y.al Ulovip TlETEVQLog (.iritQog
TioaTig aus Syene aus dem Jahre 114/5 n. Chr., Wilcken,
Ostraka 963). _
Andere Spitznamen vergleichen ihre Träger
a) mit Pflanzen:
[nE]T£aovxog E7tt-/.al{ovfxevog) Kga^ßr] (= Kohl'), 2. Jahrh.
n. Chr., Berl. Gr. Urk. 277, 5.
"Hqcov 6 y.al Kägrcog^) dohl{og) L^Tr/ag P. Teb. 584.
[Il\ET0OiQEL ETtiY.a'kovf.dvtoi, dt KccQftcjL ^OvvcocpQiog P. Teb. 230.
b) mit Tieren:
Q£ÖdcoQo{g) 6 y.{al) AvY.og^ 1. Jahrh. n. Chr., P. Lond. II p. 125
(194) 24.
1) S. Mu^ifxos als Beiname Glotta IV 82: Zirkuskutscher Evd-vfxiog os
xal Mtt^ifiog of xal FCdag Audollent, def. tab. 159 ff. : Glotta IV 131 : &o}.o-
fxalog QaifxäXXov 6 xal Ma^t,fxog UsTgaTog Puteoli IG 14 add. 842 a.; a. a. 0.
132 3Iaxhniamts qui et Aureus, Gladiator aus Salona und Audeo qui et
Maximus CIL 3, 1471. (Vgl. Antonius Maximus S. 108.)
2) Longinus, Longina als Beinamen s. Glotta IV 118 (CIL 6, 29557)
und S. 118; vgl. auch Schulze, Gesch. lat. Eigenn. 60 f.
3) nXovxp = Krüppel, vgl. Peyron, lexicon Copticum 82 AE^ und 85
lozh ^krank sein'. Beachtenswert ist auch die Abhängigkeit des theo-
phoren Namens des Sohnes .Hör, der der Isis', von dem des Vaters, .Ge-
schenk des Horus', und dem der Mutter, der mit dem Namen der Isis ge-
bildet ist.
4) Zu KÜQTiog s. Lambertz, Griechische Sklavennamen, S. 61.
112 M- Larabertz
^'EfiTiig £7CL-/.aXov(fxevog) UasvovöjvaLg, d. i. Mücke', beigenannt
Wolfssohn', 2. Jahrh. n. Chr., Berl. Gr.' ürk. 277, II 4.
^LXßavög li&ozofiog ljtL/.eAXrj^evoq KalaßcüTiqg (= 'Eidechse'),
2.-3. Jahrh. n. Chr., P. Amh. 76, 10.
[. . . .]^ioi{g) lEy6{ijevog) BarQax{äg) aus dem Jahre 127/128
n. Chr., P. Amh. 129, 11.
u4lXovQiiovog (von al'lovQog, dem Namen der in Ägypten hei-
ligen Katze) zov /.al Koöqcctov aus der Zeit Hadrians
(130 n. Chr.), Inschrift auf dem Beine des Memnonskolosses
CIG 4732.
c) mit Sachen:
i^Q(pEvtrjg viog Mrjvä e/civiXriv KovTixovixa (= Kessel), ein
Christ, 599 n. Chr., BGU 255, 6.
d) Charakterbezeichnungen:
^^fj^covig sTciKaXaviiievog "^ka/,£Q aus dem 3. bis 4. Jahrh. u.
Chr., P. Oxy. 64, 4.
'H[(»ay.]/l['r]g 6 /.al ^I[o]v[GTog] aus Philae, CIG 4922.
^vQrj[h\og ^iott^q 6 /.al lovozog aus Nubien, CIG 4986.
nTolef.ialo{g) niül{iovog) dg /al ^IovGT{og) aus dem 2. Jahrh.
n. Chr., BGU 897, 2.
Auf Vergleich mit einem turbo, also einem Wirbelwind beruht der
Spitzname TovQßcuv.
.AvQiq'kLog Tovgßwv^) 6 /al "^(Xf-iaviog C. P. Herm, 59, 29;
aus C. P. Herm. 57 ^vqy^Xiov ToiQßwvog zov /al ^/u/.iOj-
viov '^fif.uovLov TovQß[o)vog] ist ersichtlich, daß er beide
Namen ererbt hat 2). Derselbe wird BGU 254, 24 (aus dem
Jahre 160 n. Chr.) Tovgßiov 6 /al '^ . . . og genannt.
Qicov 6 '/al Tovßojv (sic!)^), im Dativ QeiovL tojl aal TouQßwi
(sie!) heißt im Jahre 168 n. Chr. ein Taglöhner im Fayüm,
P. Greuf. II 57.
e) Verschiedene Supernomina beziehen sich auf den Beruf
ihres Inhabers:
JJeTSiQig (den Horus schenkt') kTti-/a'kov{(.ievog) Ts/tojv aus
dem 2.' Jahrh. n. Chr., BGU 277 II 6.
1) K. Fr. W. Schmidt, Griech. Personennamen bei Plautus, Hermes 37
(1902), 386 stellt TovQßwv zu T^Qßi^ Verwirrung. Es findet sich L. Aelius
Turbo CIL IV suppl. 1 p. 285 VI. Dazu gehören der Hundename Tvgßag
Xenophon, cyneg. 7, 5 und der Sklavenname Turbaliu Plautus, Eud. 657, 798.
2) s. S. 118 u. 121.
3) Man achte auf die wohl beabsichtigte Übereinstimmung der Namen
(-Jä(üv-Tovß(ov im Bezug auf das Suffix -cjv, s. andere Fälle S. 127.
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Eeiche 113
2avaßovg^) ^oxiotov S7tixaX{ov fuevog) yiaxavo7Z(ül{7ig), 2. Jahrh.
n. Chr., P. Fay. 23 I 12.
IIioXiwv^) Uetboovxov e7t{iyMXovfievog) ^HTirjTi^g BGU 10, 5,
Fayüm 192 n. Chr. r^rcrjTrig ist der ^Flicker , s. Suidas ^/rr^-
tQia 71 QÖTtTQia, 7.al TjTtriTQLOv zb aovßXiov, fiied-^ oh qdrc-
TOVOL Tct ßvQoagia. oi öi ^rrtxot ay.eGTQiav. Einen *1^^-
fiivGig rimrjTijg oder 'HnriT^g (unsicher, ob Berufsbezeich-
nung oder Supernomen) kennen wir aus dem 1. Jahrhundert
V. Chr., P. Teb. 90, 24.
[....] og e7iiyMl{oii.i£vog) ^EQi07Zf6X{rjg) aus dem 2. Jahrh. n.
Chr., BGU 1046 I 6.
2aQa7tiü)v i7tL-/.Xriv BovKoXog oiSTQavog aus Hermupolis, P.
Leipz. 6, 7 aus dem Jahre 306 n. Chr.
^vQTjhog EidyyeXog 6 yial Neilaycoyog (= Fremdenführer am
Nil? oder einer der mit der Kanalisierung längs des Nils
zu tun hat?) C. P. Rainer 63.
0[tEz]Qavdg [o] yial Tovzog aus ApoUonopolis in der Thebais
zwischen 252 und 268 n. Chr., CIG 4838c (vgl. Ditten-
berger, Sylloge or. 717). Overgavog findet sich auch als
Supernomen eines Mannes in Kilikien s. S. 140.
<P[. . . .] 0aGeiTOv[.]Qa[. . .] srciyM^otfisvog) reQd{iog) aus dem
Fayüm, 158/9 n. Chr., BGU 6, 13. yeQÖtog ist der ^Weber',
vgl. Suidas s. v. : r^aWtjg. yial Ttaq rjpäv yeQÖla.
2iüTäg 2a)Tov i7tr/Ml{ovfiSvog) '^alaglxog] aus dem Fayüm,
186 n. Chr., P. Gen. 37. Nach seinem Supernomen scheint
Sotas aus einer vornehmen kleinasiatischen Familie zu
stammen ^).
f) Angeschlossen sei eine Reihe ägyptischer Supernomina
verschiedener Bedeutung, die, wie das schon angeführte IIXovip,
den Eindruck von Spitznamen machen:
^TOToriTig hTtr/.a'kovfxBvog KaXdßeXig aus dem Jahre 102 n. Chr.,
BGU 45, 8^). KaXdßehg hängt wohl mit kalmmelh
1) s. S. 125 und W. Crönert, Studien zur Palaeographie und Papyrus-
kunde, herausgeg. von C. Wessely, II 1902 S. 42.
2) Zu IIioXicov als Latinisierung eines ägyptischen Namens s. W. Crönert
a. a. 0. 43.
3) Zu Namen wie ''Aaia.Qxog, Hoiüqx^s, ZvqiÜqx'']?, novTÜQ/rjg u. ä.
vgl. S. 139.
4) Von W. Crönert a. a. 0. 42 zusammengestellt mit den ägyptischen
Personennamen KäXafxog, KaXufievs, KaXufxaiJg, XaXafxwg, KovaXafxavg, Ka-
Xdßel, KaXafxil.
Glotta V, 1/2. 8
124 ^- Lambertz
Bienenwabe' zusammen (s. Peyron, lexic. Copt. 65, von
Zoega etymologisiert als Rohrzucker, griechisches Wort,
komponiert aus y-dXafxog und f.ieli?).
II[a]a[i]iov[og] ^AfpQodioiov 87Tix{alov{xevov) Kevvig aus dem
2. Jahrh. u. Chr., BGU 235, 6. Kevvig bedeutet im Kop-
tischen „dick" (s. Peyron, lexicon Copt. 68).
TtaQcc TeoevoixfEtog vecoTegov S7tL'/Ml{ovfx€vov) KiaXrjrog wird
150 n. Chr. in einem Papyrus (BGU 358, 6) erwähnt. Mit
seinem Bruder zusammen wird er in einem 7 Jahre älteren
Papyrus (BGU 852, 10) genannt: Ttagd TeoevovcfEiog (der
Sohn) TsGEVOVCpSWg TtQEOßvTSQOV EnLV.aX{0V^EV0v) ^ELCpü)-
vog '/,al FlayivoLog (Sohn des jüngeren Bruders) viov Tsae-
vovq)Ewg veojtsqov £7tiY.{aXovf^€vov) KiaX-^Tog^). Die
beiden gleichnamigen Brüder Tesenuphis sind durch die
Supernomina TtQsaßvTEQog und vscuTEQog von einander unter-
schieden, überdies trägt jeder als zweites Supernomen einen
Spitznamen, der Ältere den Beinamen JSig)o)v, den auch
ein Thasier des fünften Jahrhunderts v. Chr. führt und der
ihn vielleicht als starken Trinker charakterisiert 2), der Jün-
gere einen Spitznamen, der vielleicht von KHytl, KEuiAl
Hebel', jectis' (Peyron, lexicon Copt. 64) herzuleiten ist 3).
1) 8. zu TTQeaßvTfQos, vsojKQog S. 110, zur Dreinamigkeit S. 102.
2) s. Fritz Bechtel, Griech. Personennamen aus Spitznamen S. 61:
Thas. Insehr. Nr. 12 III 9.
3) Andere ägyptische Supernomina, deren Bedeutung mir dunkel ist, sind:
['OQ]aevov(fii5 ^Eqc^ws tov IJansiTog /Lir][TQ6g) TaatvTog ^Tiixukovijifvog) Kt.a7i\^.^tg
BGU 277, 22.
l4(pgoSiatog MvQiöfiov ^nixttl(ovfxivog) Kiärag BGU 1046 II 2 aus dem
Jahre 165 n. Chr. {KiKTctg zu KATI klug, weise?)
"Hqwv ZaQanC(avo{g) ^n[i)x{nlovfj.ivog) AüGig BGU 91, 23 aus dem Jahre
170/71 n. Chr., zu koptisch AAC, die Zunge,? Ebenso ist vielleicht
der Beiname des TQixfoyv Zwtov inty.Kl(ov/j.fvog) mag von A«? ^Zunge',
mit Vorsetzung des koptischen Artikels tt, abzuleiten.
AvQrjXiog ZfQrjvog 6 zßt K6QTißo[g] (= Curtivus? Quartivus?) P. Oxy.
140, 6 aus d. Jahre 550 n. Chr.
Ilavttfithg IliTE [.■•.] o xal Korragog Wilcken, Ostr. 1466 (griech. ? zu
xoTTixQiK TOT uxQCi TTjg xiyxQov Hcsych ?)
\na\ntlg TtaavovqKbjg tov UantTTog [l7tix'\ttlov[^avog) MovQavog BGU 277,
24 aus dem 2. Jahrh. n. Chr.
'HqaxldSTig ^TiixaX{ovfiivog) Mov^stTtjg BGU 1046 II 13 aus dem Jahre
165 n. Chr.
'A(fQoSäg KfQxeaov;(sto[g i7T]ixc(k(ov/j,tvog) UaTQttxäXXig BGU 1046 III 23
aus dem Jahre 165 n. Chr.
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Keiche 115
Denselben Grund wie bei den Brüdern Tesenuphis hat die
Dreinamigkeit der ^^Tcolliovia vetovega rj /.al ^evnsXalg aus
dem zweiten Jahrhundert v. Chr. (P. Lond. II p. 13, 7 Nr. 401,
116 V. Chr.), aus Pathyris in der Thebais, die durch ihren Bei-
namen vswTi-Qa von ihrer älteren Schwester gleichen Namens
unterschieden wird, während sie das zweite ägyptische Supernomen
führt, weil es in der griechisch -ägyptischen Mischfamilie des
Kreters Dryton, ihres Vaters, Brauch ist, daß jedes Familienmit-
glied neben dem griechischen einen ägyptischen Namen führt i).
Dreinamig ist auch ^vQifjliog. Oecov 6 v-ai Evdai/ncov IjrixaXov-
fxevog "^QiOTLMv^) aus dem Jahre 263 n. Chr. (P. Oxy. 964),
dessen Schwester ^agaTtovg ?) vmI '^ya^oyilia in ihrem griechi-
schen zweistämmigen Namen den Namen des Vaters ^oiotIwv
aal tag exQ^ixaTitev im Positiv als ersten Bestandteil führt, während
ihr Bruder den Namen des Vaters unverändert geerbt hat und als
Supernomen führt 3). Auch der Vater l^giaTicav hatte vermutlich
mehrere Namen, die aber der Kürze halber {xal wg l^Qr^iäxitEv
s. unten) hier unterdrückt sind. Von einer Ehreninschrift aus
Pachnenumis im Delta kennen wir aus der Mitte des 2. Jahrh.
n. Chr. einen ^vQijkiog Ji6oy.OQog (6) y.al '^EXXdöiog k/tUlriv Ayiw-
geitrig, dessen Vater AvqriKiog Jioo/.OQog seinen Namen sowohl
auf den eben genannten Sohn wie auch auf seine Tochter Jio-
GxcgaLva ^ %al BrjGoötoQa vererbt*). Aus dem Jahre 214 n. Chr.
überliefert C. P. Rainer. 45 eine AvQii]lia 2vQa tj Y.al Eladgiov
STtiY.ETili^liievrj JSev^ga und aus dem Jahre 148 n. Chr. P. Gen. 19
einen N£/.ieoiavdg 6 /.al ^AQ-rtoy.qaTUov S7ny(.£y.lriix{ivog) JioG-aoQog,
dessen drei Namen alle theophor sind. Mehrnamig sind ferner
Mäg^cg ^vQ-t^hog ^AnolXtovLog Jiq^riTQiog 6 xat ^äfA^ig (P. Oxy.
1114, 25), dessen Tochter nach dem Vater ^vQtjlia ^^TtoXXiovia
heißt, und aus dem Jahre 173 n. Chr. (P. Oxy. 1128, 1) Xaigiq-
{f.i(i)v) 6 A,. ^^(.ifxojVLog Qscov ^ijiqog Qeavovxog r^g %al ^ivd^wviog.
Von dem Namen der Mutter Qsavovg ist der ähnlich klingende
Name Osiov des Sohnes gebildet worden, der an anderer Stelle
bloß liiii-iojvLog 6 xal Qeoiv genannt wird. Drei Namen außer
dem römischen Gentilnamen führt auch ^vQTjlia ^^Ttiav^ Jio-
1) S. Lambertz, Doppelnamigkeit in Ägypten 16.
2) Man beachte die Gemeinsamkeit des Suffixes -wv in den drei Namen
@i(üv — EvSaC^wv — 'AQiaTlbiv, die beabsichtigt sein dürfte, s. S. 127.
3) Zur Namensvererbung s. S. 117 ff.
4) Besprochen von Wilh. Crönert, Zu griechischen Inschriften aus
Ägypten, Jahreshefte des österr. archäolog. Instituts 12 (1909), 207 f.
8*
■^■^Q M. Lambertz
SwQa r^ Kttl Tloaiöiovia f^iatQüJva oroXata aus den Jahren 271 — 76
n. Chr. (P. Straßb. 8, 11) i) ^).
1) Der häufige Zusatz zu Doppelnamen xai ug xQT]/itaTi^(i' läßt zwar
keinen sicheren Schluß auf Dreinamigkeit zu, jedenfalls ist mit der Mög-
lichkeit eines dritten Namens zu rechnen, denn die Formel ist zu über-
setzen : „und wie er sonst noch mit vollem Namen (bzw. auch Titel) heißt".
Vgl. S. 107 und ö räxiov xQVf^^Tiaccg in Kleinasien S. 150, und Glotta IV
79. 135). Die Möglichkeit der Dreinamigkeit lassen also Fälle offen wie:
Im Genetiv die zwei Brüder raiwr MaQyJwv l4n(o}vog rov xcci ^ioyh>\^o\vg
xai ^AtjoXivkqCov rov xctl ^lovlutvoii xai (og / qtjjh kt iCofi€r aus dem
Jahre 154 n. Chr., P. Oxy. 727, 8.
!^p«o? 6 x[al] TißtQCwvi, (sie!) xai (hg [xQr]fxaTlCti\ aus der Zeit des An-
toninus Pius, P. Leipz. 122, 9.
AiiQriXiog 'EQfiiag 6 xai ^Afiigifirog xai (ug /qt^ut (Ctt^ aus dem Jahre 233
n. Chr. aus Hermupolis, P. Leipz. 9, 7.
AvQi^hog l47To).k(i)Viog 6 xai Kluvöiavhg xai dg y Qr]^aT (^n nQVTavig aus
dem Jahre 238—244, P. Oxy. 80, 1.
[. . .] rov xai l4oyCa xai dtg yQrj/Li[ariCfi) C. P. Herm. 65. —
Ebenso wie in diesen Fällen wird das Vorhandensein eines dritten Namens
als möglich hingestellt in einer vermutlich aus dem 3. oder 2. Jahrhundert
vor Chr. stammenden Inschrift aus Dyme in Achaia (Collitz, Griech. Dialekt-
Inschriften 1613), in der das Todesurteil ausgesprochen wird über SoaLxlwv
iire 'AvT i[6yu)i] oro/ua avrdjt iari, und über [KQä](r)ig o yQvaoyöog aus
Kyllene, r\ ti JJavr ali\ovr'\i y\ et n allo övofia (seil, aiirüi iari), und
durch die ähnliche Formel in der Kaufurkunde aus dem Jahre 151 n. Chr.
in BGU 887, 3: ^uQCaro fv ayoncl . . . xooäaiov 2La/x ßar (Sa rrjT fisrovo-
^ aa&fTaav Ax)r]va'tSa Tj itrivi It^qm ovöjuari, xai f Trat, yivsi <pQvy(av\
Wir erfahren auch, daß Umnennung, d. i. Ersatz des barbarischen Namens
durch einen griechischen, die Veranlassung zur Verleihung des zweiten
Namens war. In BGU 316, 12 aus dem Jahre 359 n. Chr. wird nur ein
Name des Sklaven "AQyovrcg, yivi räXXog erwähnt, doch wird auf die Mög-
lichkeit des Vorhandenseins oder des zukünftigen Dazutretens weiterer
Namen hingewiesen durch die Formel: ti xai tY rivi, iriQCü oröfiari,
xaXTrs i] xkrid^[i]aeTai,]\ Ähnlich Zrtifavi] — ZtUfavovg rj xai rtvii drö-
/uari xakfTrai fj xXrjx^i^aiTac auf S. 124. — Zur Dreinamigkeit vgl. auch
S. 102. 115. 123 und Glotta IV 82. 100. 105. 120 f. 132. 134u. ('A^iog Ai-
Xiavog 6 vecüTfQog ^lövi-og.)
2) In den westlichen Provinzen des römischen Eeiches finden sich
folgende Spitznamen als Supernomina: (Die beigefügten Seitenzahlen be-
ziehen sich auf Glotta IV): a) aus Kinderstubennamen: 3Iicine (85)
CIL 5, 6260 Mailand. Nitia (100) CIL 8, 5260 Prov. Afrika. laia (115)
CIL 11, 1118 Parma. NlvvaQog (117) IG 14, 1715 Kom. — b) aus Tier-
namen: ntrQoxöoa-^ (84) IG 14, 1517 Rom. Pru7ie (96) CIL 2, 3495
Spanien. 3Iannuius (97) CIL 5, 4488 Brixia. Cardelus (100) CIL 8,
3834 Lambaese. Fasser (134) CIL 3, 11045b Brigetio. Avxlaxog (140)
Inschr. Olympia 793. B^tyxog (143) Herondas Miraiamb. 2, 73 (vgl. zu
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Eeiche [ 17
Die große Menge der ägyptischen Doppelnamen, die weit
größer ist als in irgend einem anderen Teile des römischen Reiches,
soll hier nur in ausgewählten Beispielen vorgeführt werden, ohne
Berücksichtigung von Namenspaaren, in denen beide Namen
griechisch oder beide ägyptisch sind und in keiner Beziehung zu
einander stehen, oder in denen sich kein Grund für die Wahl des
Supernomens erkennen läßt.
Oft sind beide Namen oder einer von ihnen vom Vater,
der Mutter oder den Großeltern, bei Sklaven vom Freilasser
-ererbt.
A) Identität beider Namen des Sohnes oder der Tochter mit
beiden des gleichfalls doppelnamigen Vaters besteht z. B. bei
Jioöw Qog 0 -/.al nlawv, Vater und Sohn aus dem Jahre 72/73
n. Chr., P. Lond. II 47, 24 (260) und 53, 185 (260) und bei
^VQiqXia ^uävzLoyi^iri r^ /.al z/iovvola ■d^vy.^^vrcoxov zov Y,al
Jiovvaiov aus dem Jahre 306 n. Chr., P. Oxy. 102, 4.
Interessant ist die Art, wie der Name "^viioxog in ^Avtlo-
XiTj moviert erscheint ^).
B) Der erste der zwei Namen stammt vom Vater oder der
Mutter, und zwar a) vom Vater in folgenden Fällen:
diesem Spitznamen den neuen Beleg aus Eretria bei F. Becbtel, Eretrische
Namen KZ 45 [1912] 149). — c) aus Bezeichnungen von Gegenständen:
Panniculus-Suba7ias (122 f.) CIL 6, 10117. Buttin (127) CIL 9, 147
Brundisium. Castaniola (127) CIL 9, 1205 Aeclanum. Caccahus (128)
CIL 10, 6390 Tarracina. KvxXoßökog (137) IG 3, 1149. ZvfxxpiXig (138)
IG 3, 1199. — d) aus Adjektiven, die körperliche Eigenschaften
bezeichnen: iSpaiiius (103) CIL 8, 10588. Tripeccio (117) CIL 6, 17857.
^'tKpÜQiog (117) IG 14, 956 A3 Rom. 3Iacrinus (121) IG 6, 15191.
<PttXccxQi(DV (133) Cagnat, Inscr. Graec. ad res Rom. pert. 1, 743 Traiana
Augusta in Thracien. Macer und Rufus (133) CIL 3, 703 Philippi. Avq.
Mäyva /j xal 'Eq/xiovi] (136) IG 3, 908. — e) aus Adjektiven oder Sub-
stantiven, zur Verspottung geistiger Eigenschaften: Vagulus (85.
125) CIL 6, 13213. Drimyius (93) CIL 12, 3350 Nemausus. tialaputius
(103) CIL 8, 10570, 4, 29. KivxQlxtg IG 3, 1379 (139). Dazu Kvxko-
ßölog (s. 0. 137). — f) Eigentümlichkeit der Kleidung ist ausgedrückt
durch Caligatus (101) CIL 8, 2848. — g) Der Beruf durch Nnnnica
(114) CIL 11, 941 Mutina, 'EoQräa,,og (135) IG 3, 129, Rusticulus (127)
CIL 9, 1826 Benevent. — h) Aus Bezeichnungen der Heimat s. S. 129.
— Vgl. überdies Glotta IV 82 ff. 104 ff. und die aus Spitznamen erwach-
senen Supernomina Kleinasiens und Syriens auf S. 133 ff.
1) Vgl. die ähnlichen Fälle auf S. 107 ff. — In einem Falle stammt
der erste Name des Trägers des Doppelnamens vom Vater, der zweite von
der Mutter {Zaoan^cjv ö xal KkKQog, Vater Sarapion, Mutter Clara) a. S. 119.
118 ^- Lambertz
MaQexpijfJ-ig og '/.al Kaiewg MaQexp'^iJ.L[g] aus dem Jahre 46
11. Chr., P. Teb. 383, 47.
uiovKia rj yf.al Qaioag ylovvüov jwrjr^og 2ivdwviog zrjg ©ecovog
TleQOELvrj aus dem Jahre 94 n. Chr., P. Oxy. 270, 5.
nc'aT{ovf.iog) 6 yial 'i3^(og) noaT{ovf.iov) TIerExw{vai) Usts-
l-ieiviog aus dem Jahre 122 n. Chr., P. Leipz. 67.
TtUQCt ^LOVvoovTOg arteXevd^tQag z/iovvolag ^ lovvoIov tov '/.al
Xg-rioif-iov J Lovvoiov an ^O^vgiyxcov TtoXewg aus dem
Jahre 132 n. Chr., P. Oxy. 478. Der Name erbt sich also
vom Großvater über den Vater auf die Tochter, von dieser
weiter mit anderem Suffix auf die Freigelassene fort (siehe
S. 123).
üaK^ßy-ig 6 /.al Zt6aLi.iog naxr^ßvuog aus dem Jahre 162
n. Chr., P. Teb. 291, 46.
^adaläg b %. (DavoT[L\Lov ^adaXov tov ^^/.ovoil{aov) aus
römischer Zeit, P. Lond. II 58 (261) 164.
MoXeaiwv 6 /al 2aQaTco-/,dvco7tog Moleolcovog aus dem Jahre
166/7 n. Chr., BGU 324, 7.
'u47tol{Xiov L 0 g) STt{r/.aL) '^Qqiw(v) ^^/voXXmvi'ov aus dem Jahre
188 n. Chr., P. Oxy. 1112, 2.
^aqaiciwv o /al '^QiOTO/Xrjg 2aQa7cia)vog aus dem Jahre
203 n. Chr., P. Oxy. 1113, 8.
nroXefxelvog 6 /al 2aQixäxiqg, Sohn des FlTolefA-slvog, P.
Oxy. 43. 891 aus dem Jahre 294/5 n. Chr., s. S. 103 u. 129.
2vQa Ti /al loctQLOv TOV 2vQov C. P. Rain. 215.
b) von der Mutter:
zfiovvala 7j /al Taa(.i6ig rj J L[ovvoiag^ aus dem Jahre 77
n. Chr., P. Oxy. 242, 9. (Zu Taa^ioig s. unten.)
C) Der zweite Name ist vom Vater oder der Mutter ererbt,
und zwar a) vom Vater:
Jltolsfxalog 6 -/al JJe&evg TtQEoßvTSQog^) tov JTed'eiog aus
dem Jahre 88 n. Chr., P. Lond. II 182 (141) 3. Er heißt
in Z. 6 bloß Ilsd^ea, in Z. 9 bloß Ilsd^el, der ägyptische
Name scheint also sein eigentlicher Rufname gewesen zu
sein 2).
u^oyylvog o y.al ^^TtoXXtovtog ^^Tiollioviov ^ijvgdg Ta7VQ\d-
^ea}\g Ttjg JT^a^«(wg) aus dem Jahre 94 n. Chr., P. Lond. II
28, 1 no. 257. (Zum Namen TänQa^ig der Mutter s. unten.)
1) s. S. 110. 2) 8. S. 103.
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Eeiche 119
Evdaiixcov o /.al ]A/uöig 'AfioiTog zov ^agaftliovog aus dem
zweiten Jahrh. n. Chr., P. Oxy. 493, 14.
^u47ToXXcüvdQiov tj xal ^^QiOTavÖQa ^udQiatdvÖQOv /nrjZQog Ji-
dvfxrig aus dem Jahre 200 n. Chr., P. Oxy. 899.
M. Av. Mix/.aXio)v 6 Aal Qe6q)t'kog ist Sohn des MäQiiog
Avqrikiog QeocpLXog 6 /.al !^^[^]o(5/atog, dieser Sohn
des M. ^v. Evdaifxwv 6 yial ^AcpQodloiog aus dem 3. Jahrh.
n. Chr., Cagoat, Inscr. graec. ad res. Rom. pert. 1, 1083
(Alexandria).
^VQ. Evdaifxwv 6 /,al 'Egi-üvog '^Eq^ivov aus dem Jahre 286
n. Chr., BGU 922, 5.
"Hqwv IlaiiifAivovg tov /,al ''Hgcovog "Hgcovog f-irjTQog Magcovidog
Ttjg xal ^vgag BGU 254, 7. Vgl. '^HQaytlijg b x[at] "Hq(ov
"Hgcovog vlög aus Pselchi in Nubien, CIG ö084 auf S. 125
und einen auch hierher gehörigen Fall S. 112.
jLOvvGLog 6 y.al ^Afj.6ig Oaviov rov ymI ^^i-iol tov Oavlov
/urjTQog Z'qvaQLOv xrjg Jiovvaiov aus dem Jahre 79 n. Chr.,
P. Oxy. 243, 6. Wir können in diesem Falle die Namens-
vererbungen durch vier Generationen hindurch verfolgen:
Dionysios
1 .
Phanias verm. m. Zenarion
Phanias-Amois (zu Amois s. unten)
Dionysios-Amois
b) von der Mutter:
^agaftiiüv 6 -Aal KXdqog 2aQan:ta}vog zov Hqai^lddov
fiTjTQÖg Kldgag rijg NagyiloGov aus dem Jahre 94 n.Chr.,
P. Oxy. 270, 5. Der erste Name ist also vom Vater, der
zweite von der Mutter ererbt (s. zu diesem Falle Gruppe A).
[. . .]/a ij /.al Tarcrioig fxtjiTQÖg) TarCTJOLog aus dem Jahre
201/2 n. Chr., BGU 577, 13.
D) In mehreren Fällen erscheint der Name des Vaters
beim Sohne oder der Tochter in veränderter Form
wieder 1), z. B. bei
Wevvr/oig o /.al Kqovqig tov "Qqov Wgotjg Ttjg Imyovrjg aus
dem Jahre 107 vor Chr., P. Grenf. II 23 a; der Vater heißt
Horus, der Sohn Sohn der Isis (d. i. Horus)^).
1) Vgl. E. Herzog, Namensübersetzungen, Philologus 56.
2) Vgl. S. 106 ff.
120 ^- Lambertz
^HQtodrjg 6 y.al IIeTev€q)Q'^g tov XaiQrji.iovog legitog 2ovxov
■/,tX. aus dem Jahre 128 n. Chr., P. Lond. II p. 15, 1 (299) 5.
TlE.TEVEq)QTqg ist „der, den Nephres oder Nepheros schenkt".
Nepheros ^) ist ,,der mit dem schönen Gesichte", ein Götter-
epitheton, dem der Name A'afpj^'juwv einigermaßen bedeutungs-
verwandt ist. Ebenso liegt das Verhältnis der Namen bei
^oovavg 6 /.al Neq^egcog XaQiÖTqfxov aus dem Jahre 159/160
n. Chr., BGÜ 239, 4. Derselbe Vatersname vererbt sich
wieder in anderer Weise auf die Tochter in XaQLXLOv 1^ xal
TaoovxaQLOv Xagidtj^ov P. Fay. 100, 4, s. S. 126.
r[a7iovT[cd]g [b] x(at) ^corig UartEixog tov II a tv Eeltog UeQOrig
T. e. aus dem Jahre 146 n. Chr., P. Lond. 208 (310) 5.
/liÖElg rj xal IIzoXXaQOvg UroXef^atov aus dem Jahre 159
n. Chr., P. Amh. 90, 20.
E) Beachtenswert sind folgende Fälle, in denen der zweite
Name den Namensträger lediglich als „Kind des X" bezeichnet:
^UQa/tovg 7j /.al Taöioyag, d. i. „die des z/ioyäg = .Jioyevrig"^),
ist die Tochter des Jioytvrig 6 yial Ilavaaviag, aus dem
Jahre 173/74 n. Chr., P. Oxy. 1044, 4.
^lovvaia ri xal Taa^öig Ttjg Ji[ovvGiag\ aus dem Jahre 77
n. Chr., P. Oxy. 242, 9. Der Fall wurde schon unter
Gruppe B, b) erwähnt, da der erste Name des Namens-
paares mit dem Namen der Mutter der Namensträgerin
identisch ist. Der zweite Name Ta-a^6ig bezeichnet die
Namensträgerin als „die Tochter des Amois^'-^).
'AnoXXwvwg ^'EQOJTog tov ^'EQOj[T]og (.nqTQog '^qiötlov Xeyö/xevog
b lov ^'Egwaxpa ^vKOTroXsLTrjg aus Lykopolis in der Thebais
CIG 4710. Da ^a unbetonte Form für ^ev = Wt^ge
(koptisch der Sohn') ist, heißt der Mann aus Lykopolis
also Apollonios, der auch genannt wird ,,der [seil. Sohn]
des Erossohnes'-'- , Sohn des Eros, des Sohnes des Eros,
stammend von Aristion als Mutter'. Der Stammbaum ist
folgender:
1) Vgl. W. Spiegelberg, Ägyptische und griechische Eigennamen aus
Mumienetiketten, S. 19*.
2) s. Glotta IV 122 f.
3) Amois ist ein beliebter ägyptischer Name. Vielfach wird er mit
Jioviaiog zusammengestellt. Z. B. Jtovvotog 6 xccl 'A/xoig P. Oxy. 1061, 1. 27
aus dem Jahre 22 v. Chr., P. Oxy. 346 aus dem Jahre 100 n. Chr., P. Oxy.
243, 6 aus dem Jahre 79 n. Chr. (s. S. 119), P. Leipz. 120, 2 aiis dem Jahre
89 n. Chr.
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Eeiche 121
Eros
I
Eros verm, mit Aristion
. I c .„
ApoUonius — o rov Egcooxpa (der Sohn des Eros-
sohnes, d. i. der Erosenkel). — Ebenso
XaiQtjfxcov eur/.aXov{fx€vog) 6 rov IIXefifj.eoav, 2. Jahrh. u. Chr.,
BGU 277 11 31).
In manchen Fällen sind
F) beide Namen oder einer von beiden vom Großvater oder
der Großmutter des Namensträgers vererbt:
i^QtjTOvg ^ /mI '^HQCovovg^) oder ^iQiqlia ^A. rj z. '^H., einmal
auch f.ir,TriQ ^vqrikia 'Hgwrovg (sie!) tj /.al ^^qrjvovg
(sie!) heißt die Großmutter, ihr Sohn heißt '^'Hqwv, dessen
Tochter genau wie die Großmutter u^vQiqlia "^Qr^zoig iq
ytal "HQüJvovg. (Anfang des 3. Jahrh. n. Chr., Hermupolis,
P. Leipz. 9, 4 und P. Fior. 56/58).
Der Großvater des schon in Gruppe A) zitierten J lödiaqog
c y.al nloiov, der seine beiden Namen dem einen seiner
beiden Söhne vererbt, heißt JiödioQog. Dessen Sohn, der
Vater des JiodwQog 6 y.ai IIlöwv, führt eine Kurzform von
JioöojQog, nämlich Jidäg ( — das auch öfters als Kurz-
form von Jiöi\uog erscheint — ) als Namen. Ein Enkel des
JiödwQog bv-ai Uioiov des Alteren, der Sohn eines zweiten
Sohnes l^fx/xtuviog , heißt wieder nach dem Großvater
nlowv. Folgender Stammbaum möge die Namensvererbung
veranschaulichen :
1) Zwei Fälle, in denen die Tochter durch ihren Namen bloß als
„Kind des bzw. der x" bezeichnet wird, seien hier angeschlossen, obwohl
in ihnen keine Doppelnamigkeit vorliegt, nämlich: Tänga^tg ?j TlQä^Ewg
aus dem Jahre 94 n. Chr., P. Lond. II, 28, 1 Nr. 257. Aus der Kauf-
urkunde P. Oxy. 1149, 7 ayoQäaaL naga TaOaQan Coivog, ov f/si äovXov
ZaQan io)va usw. aus dem 2. Jahrh. n. Chr. ist zu erschließen, daß der
Vater der TccaaQunicjv, deren Name ^die Tochter des Sarapion bedeutet,
Sarapion geheißen hat, zumal der Sklave der Tochter, jedenfalls nach dem
Vater der Herrin, Sarapion heißt.
2j Man beachte auch die Übereinstimmung des Suffixes -ovs in den
beiden Namen des Namenspaares, s. hierzu S. 127.
122 M- Lambertz
Diodoros
\ '
Didas
I
Diodoros-Piso verm. m. Herais
Diodoros -Fiso Ämmonios
I
Biso.
Die Familie lebt im 1. Jahrh. n. Chr., P. Lond. II 47, 24
(260) und 53, 185 (260).
Falcüv c '/.{al) J t6öiüQo(g) ''HQa-/.leio{v) xov J loÖioqov aus
dem Jahre 72/73 ii. Chr., P. Lond. II 48, 42 (260).
/^Lov{voiog) 6 xal ^^xovo[i]X{aog) z/iov tov Jlov. \t\ov /,al
^A/uciT[o]g aus Oxyrhynchos, 89 n. Chr., P. Leipz. 120, 2.
2i'Qa 7j xal Fadgiov uäcpQodioiov tov 2vqov C. P. Rain. 22.
Der zweite Name ^ladgiov ist bedeutungsverwandt mit dem
Namen des Vaters der Namensträgerin ^^cpQodioLog.
Evöai^ovlg rj xal Oivvvg /JrifxrjTQiov Evdaifxovog P. Fior.
46/48.
'^EqixiTtTtog o y.al l^Q7to'/,QaTi(ov '^^qiwvog TtQEoßvciqov xov '^Eq-
(.Utttiov aus dem Jahre 160/61 n. Chr., P. Oxy. 1109, 1.
Auch in diesem Falle ist der erste Name des Namenspaares
vom Großvater überkommen, der zweite bedeutungsverwandt
mit dem des Vaters.
^ AnoXkMviog o /.al Evöaifxiov z/rjf.ir]rQiov Evdatf.iovog aus
Hermupolis, 222 u. Chr., P. Gießen 33.
u^vQrjkiog JioayiOQog -/.al (sie!) '^EXldö[iog] S7tly.X7]v^^Ait)Q£LTrig^)
aq^ag ßovXEvrrjg ist der Sohn der ^vQr]Xia rj J ioo/,6qov
und Bruder der J ioov.6Qaiv[a tj x]at Erjaoöcoga, Cagnat,
Inscr. graec. ad res Rom. pert. 1, 1097 (Kom-Khanziri in
Ägypten) und Hogarth, Journ. Hell. Stud. 24 (1904) 10.
L^TToAAwv tvagxog dqxLEQevg rcov v.vqlcov ^eßaaxöJv vibg ^rcoX-
Xtoviov tov xal yteiovidov tov ^eXevxov tov Isqaxog
vecoTeQOv udewvidov Traviiov ag^isgecov tlov '/.vqIüjv 2eßaaTüv
aus Alexandria, 2. Jahrh. n. Chr.; Cagnat, Inscr. Graec.
ad res Rom. pert. 1, 1060. Stammbaum:
1) Über die Dreinamigkeit s. S. 116.
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Keiche 123
Hierax neoteros Leonidas
Seleukos
Apollonios -Leonidas
I
Apollon.
G) Der eine Name des doppelnamigen Sklaven und der der
Herrin haben Beziehung zu einander i) in P. üxy. 1149, 7
(2. Jahrb. n. Chr.): ayoqaocn Ttagd TaaugaTticovog (s. S. 121
Fußn. 1)), ov EX^L öovXov ^agaTtiiova r[b]v y.al [r\dtü)va^).
1) Über ^Sklavennamen nach dem Namen des Herrn' handelt ausführ-
lich W. Copalle, de servorum Graecorum nominibus capita duo, Marburg
1908, S. 2 ff. I. Servi ab heris denominati.
2) Zur Namensvererbung vgl. auch S. 112'^). 115. Zur Namens-
vererbung auf Grund von Gleichklang der Namen s. Qictvovg Mutter, O^cov
Sohn auf S. 115. — Derselbe Brauch läßt sich auch in den westlichen Pro-
vinzen des römischen Eeiches nachweisen. Auch dort finden sich A) Fälle,
in denen beide Namen des Sohnes oder der Tochter vom Vater ererbt
sind, z. B. Volusia Long in a q. et Dionysiodora ist die Tochter des
Dionysiodorus Longinus (Glotta IV 81), Candidia sive Martinia
DigniUa die des C. Candidius Martinus (ebendort), letztere aus Ger-
manien, die erstgenannte aus Eom. — ßa) der erste der Namen ist vom
Vater ererbt, vgl. Glotta IV 101. 117. 126. 135. 136. 138. 139. 140. 141. 142.
Aus Afrika: L. Annaeus Salvianus qui et Crenientius, Sohn des Sal-
vianus.
Aus Poetovio: Gallonia M aritima quae et Epicharis Tochter des Gullo-
nius M arit im u s.
Aus Eom: M. Anneus Paulus Petrus, Sohn des M. Anneus Paulus.
Mü^vfia jj xal Ei^r^vr], Tochter des Mä'^i^og.
Aus Hypata in Thessalien: 4>t,ksQ(i}g 6 xal Atovxiaxog 4^tXeQ(üTog.
Aus Athen: l-ld-rivatog 6 xKl'EnacfQÖd^HTog Ad-rjvüffuXog, Sohn des 'A&rjvaZog,
AbiaCx^tog u xul QccXrig Jwaid^^ov.
MäQ. AvQ. [^Kak^XlifQMV 6 [xat] 'pQOVTetvog [KaX]li(fiQovog.
Aus Olympia: ^AnoXXwv log AnoXXwviov 6 xul Tißiqiog.
[^Z6<f>(i)\v 2l6(f(ovog 6 xal ylvxCaxog.
Aus Sparta: A afioxXrig Aa/noxXs'ovg 6 xal ^PiXoxQUTTjg.
Aus Thasos : AQiaTOXQÜT rjg Aqiöj oxQarovg 6 xal Zwaifiog.
Aus Samothrake: KöXXig KöXXiS og 6 xal MÜQeig.
't'tXoxQccTTjg 6 xal EialSwQog <PiXoxQdTovg. —
Bb) der erste der zwei Namen ist von der Mutter ererbt, s. Glotta IV
136. 142: AvQ. Mäyva ^ xal ^Eq/hcövi], Tochter der Av(). Mäyva aus Attika.
AQiaToxQÜTTjg 6 xal nu(iä[xovog, Sohn der Aqiot oxqüt r]a aus Thasos.
Ebenso bei dem Zirkuskutscher Audollent, def. tab. 166 'Pearovrog og [xal]
AQjixäxiüv, ov hi[xiv |U]»jTijp 'PtOTovTa. — Ca) der zweite Name ist vom
Vater ererbt, s. Glotta IV 116. 132: Aus Eom: M. Aurelius Faustus qui
124 ^- Lambertz
Oft ist der eine der beiden Namen eine Kurzform des an-
dern oder von demselben Stamme mit einem andern Namen-
bildungssuffix abgeleitet, oder die beiden Namen haben bei
verschiedenen Stämmen gleichklingendeBildungssuffixe.
a) In den beiden Namen liegt bei gleichem Stamme ver-
schiedene Weiterbildung vor in:
IlccvXrifxig o /.al IlavXlvog aus dem Jahre 188 n. Chr., P. Oxy.
1110, 14.
[n]st.vaQovg rj a(xI Ilelva aus demselben Jahre, P. Oxy. 1110.
^lovXiog '^noDuüviog o v.ai l^TtoXivägiog aus dem 2. Jahrb.
n. Chr., BGU 865, 1 »)•
^q)Qod LTTjg, cog de eni tlgl [xaXelzaL] ^^q^QOÖ[L]TOVTog ajte-
X(Ev{>fQag) usw. aus dem Jahre 195/6 n. Chr., BGU 55 II 1.
//idvfxog 0 '/.al Jidv/nicov dgxieQaTEvoag aus dem Jahre 203
u. Chr., P. Oxy. 11131. 7.
dovlrj ovo/uari ^zecfav^ i7iv/.Ey.Xrifievri ^xecpavovg i] '/.al tlvel
ovo/uaTi xalsnai rj KlridtjaETai^) aus dem Jahre 293 n. Chr.,
P. Leipz. 4, 11.
^EmlfAiog ^Egi-ilag 6 /.al '^EQf.iaCo/.og aus dem 3. Jahrh. n. Chr.,
er ist s^tiOTcczrjg xov Movoelov, Walther Otto, Priester und
Tempel im hellenist. Ägypten I 198.
2aQa7tiag y /.al ^aqajtovg P. Fior. 57, 58.
et Ckrysaor, Sohn des M Aurelius Chrysaor. — Aus Moesien: Flavia
Lepidina et (sie!) Silvina, Tochter des Silvinus Status. — Cb) der
zweite Name ist von der Mutter ererbt, s. Glotta IV 81. 105. 115. —
Cc) der eine der beiden Namen stammt vom Vater, der andere von der
Mutter, s. Glotta IV 81. 128. 131: L.Aurel. qui et Sep. Constans, Vater
Septimius, Mutter Aurelia aus Pannonien. — Aus Benevent: C. Caelius
Bassaeus u. s. w., Sohn des C. Caelius und der Bassuea. — D) der
Name des Vaters erscheint in einem der beiden Namen in veränderter
Form: Glotta IV 95. 120. 135. 143: aus Eom Vater Athenodorus, Tochter
Tyche que et Athenais. — Aus Spanien der Vater Phoebion, der Sohn
Phoebus qui et 2'ormogus. — Aus Thessalien NixoXaog 6 )(^rifiaT Ct^uiv
KvSag, Sohn des Ntxwv. — Aus der Chersonesus Taurica ZfßrjQug ^IX-
kwrog 6 xai [.A'\(X[X]is und Avq. OvaXsQios 6 xal ^OXv/un lavög aus Pan-
tikapaion, Sohn äes'OXvfxn og. — E) Der eine Name beruht auf Namens-
änderung infolge von Adoption in den Fällen in Glotta IV 82, 124 unten.
135 unten. 140. 142. — F) Die Frau trägt den einen Namen nach dem
ihres Gatten in Fällen, die verzeichnet sind Glotta IV 80. 93. 114. 131.
134 unten. Vgl. dazu P. Kretschmer Glotta IV 207.
1) Vgl. "W. Crönert, Studien z. Palaeographie und Papyruskunde her-
ausg. v. C. Wessely, 4 p. 98.
2) 8. S. 116 Fußn. 1).
Zur Ausbreitung des Supernoraen oder Signum im römischen Reiche 125
b) In dem einen der beiden Namen liegt die Voll form eines
Namens vor, in dem andern eine Kurzform zu demselben Namen:
OiXo^evoQ 6 A.a.1 0iliaY,og aus dem Jahre 155 n. Chr., P.
Oxy. 613.
^Hgay.lijg 6 y.[al] '^'Hqiov ''Hgcovog vlog^) aus Pselchi in Nubien,
CIG 5084. Vielleicht gehört auch C. P. Rain. 205 hierher:
^vqrjXiog "Hgtov 6 /.al ^'Hq[. . .].
'^HQccy.hog 6 y.al "Hqtov C. P. Herm. 59, 13.
Hgayilag b ymI '^Hqayi.Xsidrig [kann auch zu Gruppe a) ge-
stellt werden] önoXoyog aus dem Jahre 129 n. Chr., P.
Oxy. 1024, 2.
]^ H]Qato-/,og 6 /mI '^HQa/.Xsiötjg aus dem Jahre 150 n. Chr.,
P. Fay. 26, 2.
KaXaalgig WavovdJzog (xri{zQÖg) QiVTraT^Tog rrjg y.{ai) Oiv^ta-
TEQtfxr^^{iog) aus Syene, Wilcken Ostraka 95.
IlToXlag ö vmI IlTolsfuaiog aus dem Jahre 173/4 n. Chr.,
BGU 26, 3 Faiüm. Seine Schwester (Zeile 7) heißt IIto-
• Xe[.iätg^).
Avqr^Xiog Nixwv n y,ai lAviy^Tjzog aus dem Jahre 271 n. Chr.,
C. P. Rain. 9 und 1999, HermupolisS).
Avqr^Xia EvdaifAOvig ^ xal Evg, 233 n, Chr., P. Fior. p. 76*).
c) Die Wahl der beiden Teile des Namenspaares ist beeintiußt
durch ein Spiel mit dem Klang des Namens. In folgenden
Fällen liegen in den beiden Namen ähnlich klingende
Stämme vor:
HäzQOJv 6 y.al IldzaXog BGU 116 II 6^).
2azaßovg o v.al ^dzvgog aus dem 2. Jahrh. n. Chr., BGU
277 II 16).
'^IfQa^ 0 %al '^HQa'tay.og heißt ein aQXiSQSvg tcov ^sßaoztov in
1) Zweiter Name nach dem Vatersnamen s. S. 119.
2) Vgl. z/t6sTg ?j xal IlToXkaQovg, Tochter des ÜToXffiaiog P. Amh. 90, 20
auf S. 120.
3) Vgl. C. Wessely, Mitteilungen aus der Sammlung der Pap. Erzh.
Eainer 4, 56: im Jahre 322 n. Chr. heißt dieselbe Persönlichkeit in einer
Unterschrift nur AvQr]Xiog Nixwv.
4) In P. Leipz. 9, 2 (aus Herraupolis) heißt dieselbe im Genetiv:
EiidaifiovCSog rrjg xal Evrog.
5) Vgl. W. Crönert, Studien zur Palaeogr. u. Papyrusk., herausg. von
C. Wessely, II 1902, S. 42.
6) Vgl. Adolf Deißmann, Bibelstudien 184. Zum Namen ZaiaßoCg
(s. auch S. 127) kann [^Llan^slg UtTSriatwg tov JTanHTog /jrjirQog) TtipoQaKuog
knixaX{ov[xtvog) ZaTccßößeojv BGU 277, 3 (2. Jhdt. n. Chr.) verglichen werden.
126 M. Lambertz
Alexandrien im 2. Jahrh. n. Chr., Cagnat, Inscr. gr. ad res
Rom. pert. 1, 1060. Auch hier hat vermutlich bei der
Wahl des zweiten Namens, der mit Itazismus zu lesen ist,
der Wunsch nach Gleichklang der beiden Namen mitgewirkt.
Mdgcov S7irAal{ovfxevog) Mw gog, 165 u. Chr., BGU 1046 11221).
Qswv 6 vxti Oiuvig aus dem Jahre 93 vor Chr., P. Teb. 109, 11.
Vielleicht war auch Gleichklang, oder wenigstens das Vor-
handensein gleichen Anlautes bei der Wahl der Namen
QsodcoQog 0 -Aal Qt]oevg C. P. Herrn. 127 R. VI 1, 6 und
der Namen QaiaaQiov tj /.al Qeavio (die Tochter dieser
Frau heißt Gatg) BGU 124, 7 (187/8 n. Chr.) maßgebend.
Qaiaovg tj y,al Qarjoig, Sklavin aus dem Jahre 115/6 n.Chr.,
P. Oxy. 97, 11.
Ebenso liegt in den beiden Namen der Xagirtov tj ymI Taoov-
Xa.Qiov, Tochter des XaQ('di]fiog, ein Spiel mit dem Gleich-
klang vor. Der erste Name der Tochter lehnt sich an den
des Vaters an, er ist eine Kurz- und Koseform zu dem
Vollnamen des Vaters (s. S. 120, Gruppe D). Der zweite
Name ist ihr nur wegen des Lautkomplexes -xaQi- verliehen
worden, offenbar wurde er in seiner Bedeutung (Deminutiv
zu die dem Krokodilsgotte Geweihte') nicht mehr ver-
standen; P. Fay. 100, 4 aus dem Jahre 99 n. Chr.
EvdaQiwv b /.al Evöai'i.icov aus dem Jahre 131/2 n. Chr.,
BGU 137, 2. In den beiden Namen liegt Spiel sowohl mit
dem Lautkomplex Evd-, wie auch mit dem Suffix -cov
(s. unten) vor.
^^QTSixiaia r^ -/al Tavf.iijaig P. Fior. 81, 3.
'E7iäYced-o(g) 6 y.{al) "Ayad-örtiovg) öovXog Wilcken Ostraka 1482.
JiovvoLog tJtol 'Avvg, ov trey-sv '^HQa/.lia auf einem Amulett
BGU 956 aus dem 3. Jahrh. n. Chr. aus Herakleopolis
Magna in Mittelägypten ^).
1) Daß in MwQog ein ägyptischer Namensstamm steckt, wie in Mkqcov,
MagävtTog, MctQviTo[. . .], Manaaov). auch, hat W. Crönert (Studien usw. 42)
erkannt. Dazu stellt er Möqwv, MÖQog, TgCfitogog. Beide hier infolge des
Gleichklangs verknüpfte Namen finden sich auch sonst in Doppelnamen :
MÜQcjv 6 xcil Nsxiaäifr&ig UtzoaCQLog P. Teb. 84, 115 (118 v. Chr.). Ilavt-
(fo^fifxig Inixctlov^tvog Möjoog BGU 2, 9 (209 n. Chr.) aus dem Fayüm.
^töay.oQog 6 xal MwQog C. P. Herrn. 127 v. I. 11. MccQOJvlg tj xal Zvga
BGU 254, 7 (160 n. Chr.). Kökhg Kokhdog 6 xai MaQfig IG 12« 206 ^
aus Samothrake (s. Glotta IV 142).
2) 8. Ulrich Wilcken, Archiv für Papyrusforschung 1 (1900) 426. Zur
Bildung Avvg aus T''hanasaia, der ägyptischen Form von JtovvaCa mit miß-
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Eeiche 127
^tQrj. 2aQa7tiu}v o x. '^rtslg ßovl{svT'^g) aus dem Jahre 253
n. Chr., P. Oxy. 977.
d) Häufig finden sich zwei Namen zu einem Namenspaare
verknüpft, die durch gleichlautende Namensbildungssuffixe
einander angeglichen sind^):
&[o]i.ii,wvg 7] /Mi ÜQcoTOvg Ueteöovxov aus d. Jahre 67 n.Chr.,
P. Teb. 380, 7. In derselben Urkunde (Z. 19) heißt die-
selbe Person mit Weiterbildung des zweiten Namens Qofx-
fj.ovv rijv xat ÜQoyxaQovv.
^u^qjtoxqcctUov u ytal QXeoicov aus dem Jahre 142 n. Chr., BGU
969, 2.
"Hqwv 6 Tial ^agarcicov, 11410 n. Chr., P. Teb. 317, 20.
^^vovßicüv 6 y.al Koloaiiov aus Memphis, 180 n. Chr., P.
Goodsp. 10.
'^EgiuEivog o nal 2aßtvog aus Hermupolis, 186/9 n. Chr., P.
Gießen 32.
'A(pQodiTOvg Tj 'Aal Jr](xaQOvg a/teXevd^tQa, 2. Jahrh. n. Chr.,
P. Oxy. 504; sie ist die Adoptivtochter der oben erwähnten
QaiGovg rj '/.al Oaijaig.
£icpsXag 6 y.al Biqoag ^agarräzog ixTqxQog ^^/toXXwvovtog aus
dem 2. Jahrh. n. Chr., P. Oxy. 505.
2aQa7iiiov o xal '^Qqiwv evagxog yvftvaoiagxog aus dem Jahre
201 n. Chr., P. Oxy. 54, 1. Vgl. 2aQa7ticov 6 y,al ^vQitov
S. 128.
2aTaßovg 'Ovvto[(pQeiog . .] en:iy.aX(ovfj£vog) 0aXovg BGU 186, 14
aus dem Jahre 215/6 n. Chr.
^vQ.'^'EQf.ieiog 6 y.al Kgcviog aus dem Jahre 293 n. Chr., P.
Leipz. 4, 9.
üctnvov&Log vlbg Oiß tov ycal Hovvafxsß aus dem 6. Jahrb.,
Fayiim, Carl Wessely, Studien z. Palaeogr. u. Papyrusk.
3, 123 2).
verständlicher Auffassung des Anfangsdentals als des ägyptischen weib-
lichen Artikels, Hanasaia, der Form nach Lostrennung des vermeinten Ar-
tikels, Hanas, Hanys, Anys s. W. Spiegelberg a. a. 0. S. 10*.
1) Zur Übereinstimmung der Suffixe bei beiden Namen eines Namens-
paares vgl. S. 112. 115'^). 121 -ä).
2) Dieselben formalen Beziehungen zwischen den beiden Namen eines
Namenspaares finden sich auch in den westlichen Provinzen des römischen
Reiches.
a) bei gleichen Namens stammen verschiedene Weiterbildung,
s. Glotta IV (die beigefügten Zahlen in Klammern bezeichnen die
Seitenzahl in Glotta IV):
128 M, Lambertz
Auch Heimats- oder Nationsbezeichnungen finden sich in
Ägypten als Superuomina, z. B. in folgenden Fällen:
"Hqcüv o vmI Ile'Avaig („der Aethiope") aus dem Jahre 72/73
n. Chr., P. Lond. II 47, 18 (2G0). Ebenso
^EyivOLg 8TiLyMXovf.ievoQ EvnoQäg, 184 n. Chr., P. Amh. 78, 5 und
[. . .] 6 /Mi ney-idg (Z. 7 Uexiog), 2. Jahrb. n. Chr., P. Lond. I
p. 153 (Nr. 109 B).
E^d/.u)v 6 /Mi ne-/.va[äg] aus Hermupolis, 2.. — 3. Jahrb. n. Chr.,
P. Leipz. 96 I.
Sehr häufig ist auch in Ägypten 2vQog als Beiname, z. B. in:
Birjyxig naTxvavT{og) o '/cd 2vQog Wilcken Ostraka 163, aus
dem Jahre 135/6.
MaQiovig tj /al ^vga, 160 n. Chr., BGU 254, 7.
Aiif.uüviog i7ir/aX[ovfxevog) [^\vQog, 167 n. Chr., BGU 1046 III 11.
^ov'/iog ^vgrjXiog "^(pQodeiöiog 6 /al ^\v\Qog ayogavo^og^
215 n. Chr., BGU 362 VIII 20.
udov/ia Tj -/al ^vQa, 215 n. Chr., ebendort.
Uxolefxalog 6 /al 2vQog, 3. Jahrb. n. Chr., BGU 558 III 14.
^vQog ö '/al 2aQaTcuov P. Fior. 10. 88. P. Gen. 44.
uivQriXiog Evdaif.to)v o /al 2v[Qog\ C. P. Rain. 183.
Außerdem findet sich die Weiterbildung ^vQtwv z. B. in:
^vQiiüv 6 '/al l^S^y^voöiOQog, 179 n. Chr., P. Amh. 99a 7.
^vQog 2vQitovog eTti/aXovfievov üeve/cc, 193 n. Chr., BGU 515, 3.
^aqajcuov 6 /al ^vqUov, 289 n. Chr., BGU 13, 1.
[Vene]ria sive Ven[e]riusa (114) aus Arretium CIL 11, 1823.
Ael. 3Iacrinus Epidianus qui et Epidius (131) aus Sarmizegetusa
3, 1488. —
b) Vollform und Kurzform eines Namens erscheinen als Namenspaar:
Myrismus sive ]iJ[i/]ron (94) aus Gallia Narb., 12, 4127.
Ulf Qo^iaiog 6 xcu 'EncccfiQüg (119) aus Eom IG 14, 1494.
üa^fiiv lüjv 6 xcu MtvCaxog (132) aus Saloniki, Inscr. Brit. Mus.
CLXXI. —
c) Die beiden Namen haben ähnlich klingende Stämme:
Magna quae Matrona (93) aus Arelate CIL 12, 684.
BixtvTia ij xal ^Tjxtvr icc (105) Audollent, def. tab. 169.
L. Antonius Leo q. et Neon (128) aus Misenum CIL 10, 3377.
Alogius qui et Saxxonius (133) aus Dalmatien 3, 14738.
d) Die beiden Namen haben gleichlautende Suffixe:
Homulus sive Drimy las (82) aus Nemausus 12, 3350.
lustin a q. et Sabina (116) aus Eom 6, 25793.
Flavia Lepidina et (sie!) Sikitia (132) 3, 5967.
^-avig rj xal Idd-rivai'g (141) aus Syros IG 12'', 668.
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Keiche 129
Andere derartige Weiterbildungen auf -iiov treffen wir z. B. in :
[. . J\ELToq rijg (sie!) y.al ^IraXicDvog C. P. Rain. 102.
'^Hga/.leldrig o vml ^u^gaßiiov, 88 n. Chr., P. Lond. II p. 182
(141) 2.
Ferner:
ÜToKefAelvog. o xal ^aqfxdxific. s^rjyrjTijg aus dem Jahre 294
n. Chr., P. Oxy. 891. Derselbe heißt in P. Oxy. 43 (Jahr
295 n. Chr.) zweimal ^LQt^Xiog ^agindzrjg nTolEjuivov,
viermal bloß 2aQf.tdrrig, woraus zu schließen ist, daß erstens
^aQf.iccTrjg sein Ruf- oder Individualnanie war^), zweitens,
daß er sein Supernomen ÜTolef-ihog vom Vater ererbt hat.
^iTtTioltTtj 7j xal '^sir]v^ (d. i. ^die lonerin, die Griechin') C.
P. Herm. 127 C 4.
\^l€Q]avov7Tig '"leqavovTiEOjg ejt. Fegf-iavog aus dem Jahre 185,
P. Fay. 66, 2.
J eXf-iaxiog^) o vmI Ocalevrlvog oder Ol. J elf.iaxig o v.a.i
OL aus dem 6. Jahrb. n. Chr., P. Lond. I p. 200—2043).
1) Vgl. S. 103 und 118.
2) Andere ältere Beispiele für Supernomina auf -ins in Ägypten sind :
z/i66(0(}og 6 xal l4fXKTiog viog "Hqwvog tov xal ZaqnnCwvog, 188 n. Chr.,
V. Teb. 396, 1.
Aovxiog Ovcd^Qiog Aovy.Qr]T lavbg Mkt iSftog 6 xal UkwT Cr tog xal
Aovxiog 'Egarrtog ITttvXeiviog 6 xnl Mtyak^iaiog, 196 n. Chr., BGU
1022, 5.
EvönifiO}[v 6 x{ul)] K[Q6]viog aus Hermupolis, 2.-3. Jahrb. n. Chr., P.
Leipz. 93, 11.
'jöpaxAftJ/j? i7iiy.cd{ov/xerog) KeQxeaov[xfio]g (d. i. ^der aus einer Gegend
stammt, die von Suchos, dem Krokodilsgotte, besiedelt wurde'), 167
n. Chr., BGU 1046 III 15.
OvaXe'Qtog l4/ufiwvi((vog 6 xai FeQÖVTiog, 316 n. Chr., P. Oxy. 53, 1.
Avaoviog 6 xal Kltävd-rig, 3. — 4. Jahrb. n. Chr., P. Leipz. 18, 3.
linokXwviog 6 xal 'PiXoxvQiog , 4. — 5. Jahrb. n. Chr., P. Leipz. 101, 12.
'l<aavviu, rlv ersxsv AvaaraaCu et xal Evffirjfiia (Christin) aus dem
5. Jabrh. n. Chr., P. Oxy. 1151, 13.
4>k(iviug 'OXi\uni,66(oQog 6 xal AavyxQiTiog P. Fior. 34.
3) Auch in den westlichen Provinzen begegnen Heimatsbezeichnungen
als Supernomina, z. B.: Phoehus qui et Tormogus (Glotta IV 95) aus Nord-
spanien, CIL 6, 24162; Fortunatus qui et Dacus (181) 8, 8562; C. Tanno-
niiis Felix qui et Aquensis (101) 8, 6311; Vocontius. P. Fl. Pudens Pom-
ponianus (102) 8, 2B91 ; 'IdQTSfiig tj xal Zi^wvia KvngCa (120) Cagnat, Inscr.
graec. ad res Eom. pert. 1, 1387: Kaor^gtov t] xal MsXCtt] (120) IG 14, 956
A. 4. 5; MfkiTivT] jj xal OvQavCa xal (sie!) 'I4xr7j (121) IG 14, 1844; C. Ju-
lius C. l. Ephesius qui et 3Iascutius (122) CIL 6, 975a col. 1 1. 45; M. TJl-
pius Haimnonins, huic Baniura fuit . . . signum (102) aus Mauretanien,
Glotta V, 1/2. 9
130 M. Lambertz
Die Mode, Doppelnamen zu tragen, wurde in Ägypten über-
dies durch den Umstand sehr gefördert, daß die Könige aus
dem Hause der Ptolemäer durchwegs Beinamen führten i). An-
fangs waren es lobende Beinamen, vom vierten Ptolemäer an Spitz-
namen; denn der berüchtigte Witz der großstädtischen Bevölkerung
Alexandrias machte auch vor dem Träger der Pharaonenkrone
nicht Halt 2). Außerdem lebt der Name Alexanders als offizieller
Beiname in der Dynastie der Ptolemäer fort 3). Daher begegnen
wir auch noch in späterer Zeit ^^Is^avÖQog vielfach als Beiname
von Ägyptern *).
8, 21333; Beneventanus qui et Aquita (126) aus Benevent, 9, 1766; Julia
Cleopatra quae et Lezhia (127) aus Brundisium, 9, 41; Sallustis Acathocles
o cae Rodios (129) aus Rhegium, 10, 11; 4'tXCara r) xttlo[yfx\ivri xal 2vQa
(135) aus Atrax in Thessalien, IG 9^, 474. — Auch eine durch das Suffix
-io weitergebildete Bezeichnung der Nationalität findet sich als Signum in
CIL 2, 2245 L Julius . . . qui Saxio d[i.ctus est?] aus Spanien (96). — Er-
weiterung des Ethnikons durch -ius zwecks Namensbildung liegt in fol-
genden Fällen vor: Non. Saloninus qui et sigjio Dalmatis (86) CIL 3,
6300; (103) 8, 2998; Dalmatius signo, prisco de nomine Laetus (128) aus
Capua 10, 3796; Mpfi'ytot als|Familiensignum (126) IG 14, 968a; Irene signu
Surenti (125) aus ßom CIL 6, 13044; C. Ofilius Modestus idem qui et
Asparagius (127) (d. i. ^der Mann aus Asparagium') aus Benevent 9,1915;
Callidromus . . . signo Leucadi (129) 14, 1877; "Ä'iiog AlXiavog 'lövtug (134)
3, 1422. — Angeschlossen sei &rikofiCf^()r]g (d. i. ^der Phryger') o xal ^Ena-
fxCvwv (120) aus Rom. — Vgl. die entsprechenden Belege für Syrien und
Kleinasien S. 140.
1) Vgl. hierüber Strack, die Dynastie der Ptolemaeer 112 fiF.
2) Hierüber handelt H. Thiersch, An den Rändern des römischen
Reiches, München 1911, S. 17.
3) z. B. P. Leipz. 1, 1 ßaaiXiwg ITToXfjuaiov InixaXov^svov ^AXf^üvSoov,
104 V. Chr.
BGU 997 II 1 ßaaiXivövTCüv KXeonäxQKg xal IJToXffjaiov inixaXovfx^vov
'AXi^ävSQov, 103/2 V. Chr.
P. Fay. 12, 2 ßaaiXn ÜToXefxaiwt lnixaX{ovfxivoiL) ^iXe^dvÖQOJt y'^ewi 'PiXofi^-
TOQi, 103 V. Chr.
P. Leyd. S. 42 u. ö.
4) z. B. ^AX^^ctrSgog 6 xal I^ovxäfifxwv BGU 3 fasc. 10 n. 324, aus
dem Jahre 166/7 n. Chr.
'AXi'^ävSga rj xal 'Hgafg BGU 328 I 4, 138/9 n. Chr.
AvQ. Arj/Lii^TQiog 6 xal ^A. dQ/ifQaTevaag P. Oxy. 1031, 1; 228 n. Chr.
AvQtiXiog ^HQaxXfCärjg 6 xal 'AXe^avdfiog C. P. Rain. 37, 251 n. Chr.
'Entt\(f]Q6{ßBi,Tog) 6 J«(at) 'AXE'^avÖQog 6ovXog C. Wessely, Studien 4, 68.
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Keiche 131
2. Doppelnamen in Syrien und Kleinasien.
Die nationalen Verhältnisse in Syrien und Kleinasien in
hellenistischer Zeit, die denen Ägyptens ähnlich waren, begünstigten,
wie schon erwähnt wurde, die Aufnahme des in Ägypten ent-
standenen Brauches, den heimischen Namen zu übersetzen. Daher
sind Doppelnamen von Syrern, in denen der eine Name die
griechische Wiedergabe des andern semitischen Namens ist, aus
ziemlich früher Zeit erhalten. In einer Bilinguis aus Attika aus
dem vierten Jahrhundert vor Chr. teilt der Sidonier JojnoaXwg
Jo(.iaviö mit, daß er dem ^vTiTtargog ^AcpQodLolov aus Askalon
den Grabstein setze (IG 2, 2836). In der phönikischen Fassung
der Inschrift heißt der Stifter mit etwas abweichendem Vokalismus
Domsillehus^ Sohn des Domhanno, der Askalonite, dem* der Grab-
stein gesetzt ist, Sem, Sohn des Äbdastart. Sem hat mit ^Avtl-
TtatQog nichts zu tun, es ist lediglich an Stelle eines alltäglichen
semitischen Namens ein in jener Zeit ebenso alltäglicher griechi-
scher Name gesetzt. Der Vatersname Äbd-astart, d. i. „Diener
der Astart", dagegen erscheint in ^uäcpQodioLoq in seiner genauen
griechischen Übersetzung. Aus derselben Zeit stammt eine Bilin-
guis im British-Museum, eine Grabinschrift des Sidoniers u^qte-
j.il6iüQog '^HXioötoQov, der in seiner phönikischen Heimat Ahd-tanit,
d. i. Diener der Tanit , hieß ^), während als phönikischer Name
des Vaters Äbd-semes angegeben ist, d. h. Diener des Sonnen-
gottes'2). In beiden Namen tritt -dü)oog für das semitische Abd-
ein ; die beiden Sidonier wollten sich also durch ihre griechischen
Namen nicht als ^Geschenk der Artemis, beziehungsweise des
Helios' bezeichnen, sondern sich dem Dienste dieser beiden Gott-
heiten "Veihen (als Geschenk an den Gott')^). Auf der Insel
AvQTikios ^AXi'iavÖQog 6 xai \-lvTwvtvog C. P. Herrn. 94.
AvQ. ZccQani'cüv 6 xai ^A. P. Teb. 326, 9 aus dem Jahre 266 n. Chr.
AvQ. ^A. 6 xal 'AvKüvTvog BGU 553 III 11 aus dem Jahre 262/3 n. Chr.
^A. 6 xal 'Eq{. . .] C. P. Kain. 125 aus dem Jahre 801.
^Aki'invÖQu Tj xal ZaQaniag P. Leipz. 101, 27 ; 4. — 5. Jahrh. n. Chr.
AvQ. 'A. 6 ;(«( KooakXiog C. P. Herm. 119 E. V 2, u. ö.
1) Zur Göttin Tanit vgl. z. B. Wilh. v. Landau, Beitr. z. Altertums-
kunde d. Orients III (1903) S. 24, Kalksteinplatte aus Karthago: „Den
Herrinnen Astart und Tanit vom Libanon neue Heiligtümer" u. s. w.
2) Über die Vertretung des semitischen Gottesnamens Semes (vgl. theo-
phore Namen mit Zafxai-, s. unten) durch "HXiog s. E. Herzog, Namensüber-
setzungen, Philologus 56 NF. 10 (1897) 41. Ebendort über die andern Ver-
tretungen syrischer Götternamen durch griechische in Personennamen.
3) Vgl. dazu Glotta IV 119.
9*
]^32 ^- Lambertz
Malta 1) ist gegen Ende des dritten Jahrhunderts vor Chr. dem
'^Hga/.Xrjg aQyjiyixr]g, der in der phönikischen Fassung der Inschrift
unser Herr Melkart Baal aus Tyros' genannt wird, von zwei
Brüdern aus Tyros eine bilingue Weihinschrift gestiftet worden
Die Weihenden heißen Jiovooiog /.al ^aquitiiov o\ ^OQaTtiojyog,
phönikisch der eine Äbdosir, der Vater ^agaTticov und der andere
mit dem Vater gleichnamige Sohn Osirscliamar. Es liegt in dieser
Bilinguis somit Gleichsetzung von Dionysos — Sarapis — Osiris vor.
Auch der Großvater der beiden Brüder heißt wie der eine von
ihnen zliovvoLoq oder Äbdosir. Ein jüdischer TtageuiÖTj/ung im
Fayüm nennt sich in seinem Testamente aus dem Jahre 23ö/2o7
vor Chr. ^^noXkuviog \naqETt\iörniog o Aal ovqlotI ^Icovä&ag [xa-
Xsizaiy^); "Iw-väi^ag (= QeodMQog) ist durch eine freie Übersetzung
mit griechisch ^^nolXoiviog wiedergegeben. Ebenso ist Bagreßaüg
6 yial ^^TtoXXivaQLog aus Nikopolis in Kilikien durch seinen ersten
Namen als Semit, durch den zweiten als dem hellenistischen
Kulturkreise angehörig gekennzeichnet. ^^uolXivaQiog stellt die
sinngetreue Wiedergabe des ursprünglichen Namens Baqveßovg dar,
indem ^^rcolliov, der Name des Orakelgottes, für -veß-, d. i. N13:
Prophet' eintritt, während die Bezeichnung für Sohn Baq- und
die ionische Endung -ovg durch die Ableitung -aqiog ersetzt
werden 3). Auch in dem griechischen Namen Aqs Bei'kiaßog o /.al
JioSoTog ^vißedävov, eines aQxieQsCg ü^ecöv KißoQeiag, auf einer
Inschrift aus Deir el- 'Ashä'ir am Nordabhange des Hermon (pub-
liziert von Louis Jalabert, Melanges de la Faculte Orientale de
rUniversite Saint Joseph 2, 279 n. 70 Beyrouth 1906) sehen wir
eine bedeutungsgleiche Vertretung des semitischen Namens^). Aus
nachhadrianischer Zeit (235 n. Chr.) kennen wir eine bilingue
Weihinschrift (IG 14, 971) eines T. ^vq. '^HXiodwQog ''Avziöxov
^AÖQiavog JJaX/.ivQ'iqvog^) aus Trastevere au die palmyrenischen
■d'Eol 7taTQcfoL IdyXlßcülog und Malaxßtjlog. Der Stifter führt
neben seinem griechischen Namen den palmyrenischen Lischmasch-
1) S. hierzu Joh. Schöne, Griech. Personennamen als religionsgesch.
Quelle, S. 1.
2) Flinders-Petrie Pap. II p. 23; vgl. Deißmann, Bibelstudien 147.
Schöne a. a. 0.
3) Vgl. Deißmann a. a. 0. 177.
4) Vgl. B. C. H. 19 (1895) 306 und 21 (1897) 64 und Dittenberger Syll.
or. 611.
5) Zum Ethnikon vgl. Steph. Byz. nük^vQu- to i»vixbv IlaXfivQrjvoi •
ot d'avTol ^ ASQictvonoXiTai, fitiiavofiäad^r^auv.
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Eeiche 133
Schaadu, Sohn des Jarchus, des Sohnes des ChaUfuf^, des Sohnes
des Jarchus. In Lischmasch (vgl. IG 14, 972 Leshamshi) steckt
der Name des Sonnengottes Semes, der durch "Hliog wieder-
gegeben isti).
Aus kleinasiatischen Inschriften läßt sich nur ein Fall von
Namensübersetzung in einem Namenspaare nachweisen, was aber
wohl seinen Grund darin hat, daß wir die meisten kleinasiatischen
Namen nicht etymologisieren können. Dieser eine Fall ist der
Doppelname EQinoAQdrrjg 6 /MVlfxßQtig aus Sidyma in Lykien,
publiziert bei Benndorf-Niemann, Reisen im südwestl. Kleinasien,
1, 52 1. 29, der durch die Notiz bei Stephanus Byz. „^EQf.iov ov
IjußgafAOv leyovoLv ol Kägsg^^ Licht empfangt 2).
Die Fälle von Doppelnamen aus Syrien sowohl wie aus Klein-
asien, in denen einem einheimischen Namen ein griechischer bei-
gegeben ist, ohne daß sich Namensübersetzung nachweisen ließe,
werden, soweit sie nicht schon in den gleich zu behandelnden
Gruppen erwähnt werden müssen, ebenso wie die Fälle, in denen
zwei syrische oder zwei einheimisch -kleinasiatische Namen zu
einem Namenspaare verknüpft sind, zum Schlüsse betrachtet
werden. Es sollen jetzt die Namenspaare folgen, bei denen sich
für die Verleihung des Supernomens ein Grund ausfindig machen
läßt.
In vielen Fällen ist wie in Ägypten und den westlichen Pro-
vinzen des römischen Reiches 3) der eine Name ein Spitzname.
Auf einer Inschrift aus Lilybaeum (IG 14, 279) aus dem 2. Jahrh.
vor Chr. heißt ein Phoenikier ^I/nvlx "[(.iilxiovog ^Ivißalog XkcDQog;
die Verbindung 6 %al fehlt hier zwischen dem semitischen und
griechischen Namen, wie oft*). Aus Kypros kennen wir aus helle-
1) Vgl. Zeitschrift d. deutschen morgenländischen Gesellschaft 18 (1864)
99, Nr. XVI. — Vgl. zu Namensübersetzungen auch den interessanten Fall
von Dreinamigkeit des Philosophen Porphyrius aus der Zeit des Diokletian
auf S. 144 Fußn. >).
2) 8. P. Kretschmer, Einleitung 358 und J. Schöne a. a. 0. 7.
3) s. S. 116.
4) s. z. B. Glotta IV 94. 102. 103. 124. 126. 130. Jede Verknüpfung
der Namen fehlt z. B. bei M. Anneus Paulus Petrus aus Eom, Aphrodisia
Veneria aus Capri, Luminatius (jregorius aus Aquitanien, Chri/sogone iunior
Siricius aus Arelate, Licinia Snzusa Elaßon aus Nemausus, Caesia Bonosa
Mazica aus Afrika. — Ein Teil der üblichen Anknüpfung fehlt z. B. bei
Magna quae Matrona aus Gallien (Glotta IV 93), Villia Phasis quae Ru-
bellia Procia aus Toscana (114), Fonteia quae Cl. Baechis aus Eom (116),
C. Julius Pudens qui Dines aus Misenum (80), Diuppaneus qui .Euprepes,
]^34 ^- Lambertz
üistischer Zeit einen TQaTteliTTjg des Namens MiqTQodcoQog 6 stvi-
vMlov^svog ^^oßolig (Audoll. def. tab. 27, 12). Aus dem Ge-
netiv des Namens "^oßoliov ist zu ersehen, daß der Nominativ
^^oßöliog war, wir also eine der häufigen Erweiterungen eines
Apellativums — des Wortes für Ruß' rj ciaßoXog — durch das
uamenbildende Suffix -ius vor _ uns haben, und zwar einen sehr
frühen Fall dieser Art. Das Apellativum aaßolog selbst findet
sich als Spitzname des M. ^vQrjliog JiodcoQog KoQrjoxog hciyilyjv
'Aaßolog aus der Kaiserzeit, eines Mannes aus Hierapolis in
Phrygien (Le Bas V 1687). Der Spitzname bezeichnet seinen
Träger aus irgend einem Grunde als den ,, Schwarzen" ^). In dem
Beinamen des j/iovvaiog Jtovvöiov rov Olliovog, eines oly.oöo/uog
aus Byblos (L. Jalabert, Melanges de la Faculte Orient., Beyrouth
1906, I 144), nämlich l^a^tag, hat A. Wilhelm (Beiträge zur
griech. Inschriftenkunde 222) die Kurzform des lobenden Namens
^'Aanäoiog erkannt 2). Lobend sind auch die Beinamen der ^AMcpi)-
ri -/.ai XccQig aus Sidon (Jalabert, Melanges 1906, 1, 173) und
des Sidoniers "A.ßaßovg^) 6 ymI Eu[tv]xrjg (Jalabert a. a. 0. 171).
Ob das Supernomen des Malsix[c(]^og^) 6 xat 2iyiXlog (Jalabert
a. a. 0. 1, 155) aus dem Haurangebirge dem Namensträger be-
sondere Verschwiegenheit nachrühmt, wissen wir nicht, ebenso
wenig, ob der Beiname KoXäquog des Christen MayJvTiog Jio-
yivovg (Le Bas VI 1936 a) aus Bostra ein Nachkomme jener alten
einem Daker (124). — Das Kelativura fehlt z. B. bei OvQavia xal "Axtt] aus
Eom (121), C. Außdius Asiaticus et Gnesius aus Amiternum (127), A((v&k-
vovaa xal ^AynO^r], Christin aus Sizilien (129), Flavia Lepidina et Silvina
(132) u. a.
1) Vgl. Ovid, met. 3, 218 von den zwei Hunden des Aktaeon: ,,et ni-
veis Leucon et villis Aftbnlus atris", und Thesaurus linguae latinae II
750 (Diehl).
2) Man vergl. auch Fr. Hiller von Gaertringen, Berl. philol. Wochen-
schrift, 1907, S. 140.
3) Zum Männernamen ^Aßaßovg s. Le Bas VI 2520 (Trachonitis, Phaena)
"AXeiog 'Aßaßov. 2420 (Trachonitis, Rimea) MaQTttvog xal Käaaiog x(u"AfzfQos
vtoi 'Aßaßov. — Zu den Namen auf ovg in Syrien vgl. W. Schulze, Berl.
philol. Wochenschr. 1893, 226. — Vgl. auch 'AßaßuCri am Ende dieses Auf-
satzes.
4) MttXtixiu'iog ist Weiterbildung zu MäXi^og == Mäkyog. Es findet
sich auch: 'AoveiSog MaXfi/dd^ov aus dem Jahre 78 n. Chr., Wetzstein, Aus-
gewählte griechische und lateinische Inschriften, gesammelt auf Eeisen in
den Trachonen und um das Haurängebirge, Abh. Berl. Akad. 1863, 318. —
Überdies gibt es einen ^*of MaXel/aOog in 'Agraba, Dittenberger, Syll.
er. 423.
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Keiche 135
Sklavennamen ist, die die Androhung einer körperlichen Züchtigung
enthalten.
Von den Spitznamen, denen wir in Kleinasien als Supernomina
begegnen, rühren zwei Bezeichnungen von Pflanzen her, nämlich
der Beiname des ^vq. Evtvxi^S ^EQf.io[v] sTilxlriv '^'EXi^ Evf.ievEvg
aus Eumenia in Phrygien, dem dritten Jahrh. n.Chr. angehörig i),
wenn e'h^ den Epheu bezeichnet wie bei Aristoph. Thesm. 1000,
doch kann es auch als Adjektiv aufgefaßt werden, das ^gekräuselt'
bedeutet; dann hätte der Mann ein dem lateinischen Crispus
gleichbedeutendes Supernomen. Zweitens kennen wir aus etwa
derselben Zeit aus Termessos in Pisidien einen MoX-^g^) '^Egf^aiov
6 /.al ^TVQa^, dessen griechischer Beiname entweder eine kriege-
rische Anspielung enthält, wenn er den Lanzenschaft und sein
unteres Ende bedeutet, oder aber auf das Parfüm des Mannes
anspielt, wenn er den Gummihai zbaura bezeichnet 3). — Auch
Spitznamen, die dem Tierreiche entlehnt sind, dienen in Klein-
asien in mehreren Fällen als Signa. Auf einer Inschrift aus Hiera-
polis in Phrygien ist ein römischer Unteroffizier verewigt, der
r. 2rjiog ^iTixog b yiaXovfievog Moaxccg, Xeyiwvog (-'xtrig OTtvitov
MELXr^Oiog, heißt, auf einer Fluchtafel aus dem dritten Jahrh.
n. Chr. ein "^TtoXXiöviog 6 ^f-inuXiov 6 Noooog, der also die
Vulgärform der Bezeichnung für das Tierjunge {voooög = vBooovg)
als Spitznamen führt. Ein Mann aus Pergamon, namens ^lovl.
KaqrtocpoQog 6 x[at] \T]ettl^ (Cagnat, Inscr. gr. ad res Rom.
pert. 4, 281) trägt aus unbekanntem Grunde den Namen der Zi-
kade als Supernomen. ^TtccQog, der Name eines Fisches, von
dem es bei Athenaeus Z 114 (7, 320c) heißt ajcagog' tovvov
'^lY,ioiog EvyvXöxEQOv f.isv ELvai /.laividog ymI aXXcov di uXaiövcov
TQoq>ii,iohsQOv, findet sich als Spitzname des ^^/tollioviog MiqTQo-
do'jQOV ^nccQog (Dittenberger, Sylloge^ 583) ausSmyrna^). Tqo-
1) Die von hier an folgenden Belege aus Kleinasien, denen kein Zitat
beigefügt ist, sind den Scheden der 'Kommission zur Herausgabe der In-
schriften Kleinasiens' (T[ituli] A[siae] M[inoris]) entnommen, deren Be-
nützung mir durch die gütige Erlaubnis des Herrn Hofrates Prof. Dr. E.
Reisch ermöglicht wurde, dem ich hiefür meinen besten Dank ausspreche.
2) Zum kleinasiatischen Namensstararae MoX- s. Kretschmer, Einlei-
tung 360.
3) Fritz Bechtel, Spitznamen 82.
4) Über Fischnamen als Menschennamen spricht Bechtel, Eretrische
Namen, KZ 45 (1912) 149. B(>(yy.og, der Name eines f/Ö-i'f xt^iüärig (Hesych),
findet sich als Supernomen eines Samiers <PiXctitios bei Herondas 2, 73 in
der Form 6 Bgiyxog (s. Glotta IV 143), wie Bechtel vermutet, einen Men-
136 ^- Lambertz
xovöag 6 v.al ^'/.vXa^ aus Termessos in Pisidien führt als ersten
Namen seinen ursprünglichen, echt kleinasiatischen, theophoren
Namen Tgoy^cvöag '), als zweiten den Spitznamen, der entweder
den jungen Hund' bezeichnet, dann also ähnliche Bedeutung hätte
wie das vorhin erwähnte Noaaog, oder als Bezeichnung für ein
eisernes Halsband 2) zu Namen wie KoXacpog, Iledcov, Jova^, Kev-
TQiMg zu stellen wäre 3). Der altgriechische Pferdename Xalrog,
der ein Pferd mit besonders schöner Mähne benennt*), begegnet
auf einer Inschrift aus Prymnessus in Phrygien als Supernomen
eines Mannes, der als ersten Namen einen der in Kleinasien sehr
beliebten Lallnamen führt, des JUanäg o /ml Xalrog.
Bezeichnungen verschiedener Gegenstände, die als Spitz-
namen irgendeine Eigenschaft des Namensträgers verspotten,
finden sich in mehreren Fällen in Kleinasien als Supernomina.
So dürfte EvTtywg 6 /.al Tayrjviog aus dem vierten Jahrhundert
n. Chr. (Inschr. aus Magnesia am Maeander 122 h4) seinen Bei-
namen, der von xäyrjvov, Bratpfanne, mit dem in den Jahrhun-
derten der Kaiserzeit beliebten Namenbildungssuffixe -log abge-
leitet ist, wegen irgendeiner Eigenschaft, die sich auf das rayrivov
bezog, sei es z. B. als Schmarotzer, sei es als Gourmand, erhalten
haben. yivq. Kogyiaivag^) ^u4q.^) ytovxQiiovog o ymI rgsl/vog
sehen von großen Körperdimensionen benennend. Vom Fisclinamen aagyog,
als dessen Umbildungen Bechtel a. a. 0. 156 die Personennamen Züq-yoiiv
und ZaQyivg faßt, kann auch der Beiname des Semiten Arabin (oder Ara-
bius) Lucianus qui et Sarga aus Antium (CIL 10, 6705) abgeleitet sein.
1) Vgl. Kretschmer, Einleitung 362 und E. Meyer, Geschichte des
Altertums''^ 1, 2, 625ff. Der Name TQoxövöug findet sich (nach Joh. Oehlers
Index) 113 mal allein in Pisidien.
2) Polyb. 20, 10, 8 und Poll. 10, 167.
3) Vgl. Verf. Griechische Sklavennamen 43 und Ch. Fränkel, Eh. M.
NF. 67, 105.
4) P. Kretschmer, Griech. Vaseninschriften 209^. Dazu der lateinische
Pferdename Juba Glotta IV 113 unten.
5) KoQxuivag ist ein echt kleinasiatischer, in Pisidien sehr beliebter
Name, mit dem Suffix -aCvug (wie 'Aaxaivas in Termessos) vom Stamme
KoQx- gebildet. Er findet sich noch einmal als Bestandteil eines Doppel-
namens inTermessos: JiÖTsifxog älg TQoxövdou tov xai KoQxaCvov. Außer-
dem seien aus Termessos erwähnt: ^AQ^AÜara Koqxuivov i) (sie!) xkI Tiaaa;
'AyÖQctaTog vtbg Kooxaivov, AvQ. 'EQf^eiag KoQXccirou, ^AoTf'uwv KoQXcdvov, AvQ.
'AyuQÜaTr] {hv. Tooxövi^ov KoQxaivov Ki(>fJov. Dazu gibt es ein Femininum
KoQxnCvK, so heißt in Termessos eine Frau mit Doppelnamen: Avq. 'Aq-
T^ixiig ri xal KoQxcUva, ihre Namen sind beide kleinasiatisch. Außerdem
kennen wir ebendaher eine AvgrjUa Ko()xcdva AovXov. Eine andere Bildung
desselben Stammes mit einem io-Suffix (s. Kretschmer, Einleitung 331) ist
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Keiclie 137
trägt einen griechischen Spitznamen, der als Appellativum {yolrcng)
das Fischernetz bezeichnet. Er findet sich auch in Delphi und
bei Plautus und ist von Fr. Bechteli) in dem Sinne gedeutet
worden, daß ein rQiTtog wohl mit dem yqiTtoo. umzugehen wußte.
Bei unserem KoQKaivag legt allerdings der Spitzname seines Vaters,
der ^^ozeiuag ^ovkqliov hieß, nahe, die Bedeutung des Spitz-
namens „Fischernetz" in derselben Richtung zu suchen, in die der
Name des Vaters weist, d. h. in der der Geldgier 2). Auch M.
'AvTCuv[i]os JqÖooq 6 [aal] 2E'/.ovvd€lvo[g] isQe[i]g (Inscr. of the
British Museum DCIa) und [ri]äq)VQog Fq^^cov (a. a. 0. DCIIq),
beide aus Ephesos, scheinen ihre Namen Jqogoq und Fq/ucov aus
irgendeinem uns unbekannten Grunde als Spitznamen erhalten zu
haben. FqIiimv dürfte für Fgi/^cov stehen, der Kurzform zu Na-
men, die mit ygvfiaia, ygif-tsa zusammengesetzt sind 3). Ebenso
ist wohl ylvyj'ccg, der Beiname des FuLqyLog Qeodoolov kjti/XriGiv
uivxväg aus Korykos in Kilikien, ein von Xvyvaiog, der Bezeich-
nung einer glänzenden Marmorart, oder von Xvyvirrjg, dem Namen
eines leuchtenden Steines, oder von Ivyvsvg, dem Worte für La-
terne, mit dem zur Bildung von Spitznamen mit Vorliebe verwen-
deten Suffix -ag abgeleiteter'*) griechischer Spitzname, der eine
KÖQxaßog, Vatersname der 'AoTfjUfcg Kooxccßov und des yiv. ^loreifjog Koq-
xttßov, ferner kennen wir in Termessos emevi. Köoy.aßog'EQfjalov. Eine Weiter-
bildung mit einem A-Suffix ist Köoxnhg, Kognomen des AvQrfAiog KÖQxuXig
in Termessos. Der Namensstamm erscheint noch in erweiterter Form im
Frauennamen Koooxrj in Termessos, der sich als Teil eines Doppelnamens
in KoooxT] l7Tii.eyo/uivr} Navriksig und in Mkq&k l x«) Koqüxtj KaaaCoii
aus Termessos findet. Ebendort sind die Namen einer AvQrjf.iu KoqÖxt],
KoQoxTj 'EofiaCov, Koqöxt} MovaaCov überliefert. (Die zum größten Teile noch
unpublizierten Belege aus Termessos stammen aus R. Heberdeys Skizzen-
buch in den Scheden der TAM.)
6) Die alltäglichen pisidischen Namen 'Aqt^/uwv, ^^QTfjUdg, ^Agni^ag
u. a., 'Eouctiog, Mokfig, TQoxöväag, Oöag finden sich in den pisidischen In-
n P
Schriften gewöhnlich in den Abbreviaturen 'Ao , 'Eq , M, Tq. oder T, &o.
1) Die einstämmigen männlichen Personennamen des Griechischen, die
aus Spitznamen hervorgegangen sind, S. 73.
2) Lucrio ist Ableitung von lucrum (K. Fr. W. Schmidt, Die griechi-
schen Personennamen bei Plautus, Hermes 37 p. 3861. Als Sklavenname
kommt Lucrio in Plaut., Mil. glor. vor. Als Name eines Lar findet sich
Lucro (gleichbedeutend mit KägSon') Petron. 66: die drei Laren des Tri-
malchio: Cerdo, Felicio, Lucro.
3) Hetäre FQVfj^u Athenaeus 583c (s. Fr. Bechtel, Attische Frauen-
namen 123), Grmnio Plaut. Most. 51.
4) s. Glotta IV 122 f.
138 M- Lambertz
körperliche Eigentümlichkeit des Nameiisträgers verspotten dürfte.
Von Adjektiven hergeleitet sind die Spitznamen des Faiog
"lovliog Fatov vlog NlyeQ 6 /.al (Dikigtog aus Knidos (Inscr. of
the Brit. Mus. DCCCLXIX) und des [....] eTct/lri^eig Fqavg
aus Ephesos (a. a. 0. DCIX), dessen Beiname allein erhalten ist.
Der maskuline Gebrauch von yqavg erinnert an Aristophan. Thesm.
1214, wo der als altes Weib verkleidete Euripides o ygaig ge-
nannt wird. Möglicherweise sind die Runzeln im Gesicht die Ver-
anlassung des Spitznamens. In Hieropolis Kastabala in Kilikien
heißt ein Manu der späteren Kaiserzeit Bl. u^vq. z/rjuiJTQiog 6 %al
2TQ(xßo)v, dessen Beiname Weiterbildung zu avQußog schielend'
ist. Das Supernomen des 'Ocdveig 6 y.al JjQonoXig aus Ter-
messos ist diesem vielleicht als vor der Zeit ergrautem Manne
(jiQOTtoXLog) beigelegt worden. — Lobend sind die Beinamen fol-
gender Leute in Kleinasien: Des kaiserlichen Dispensators Crescens
(CIL 3, 7102)1), der auf der zitierten Inschrift aus Kyme in der
Aeolis das Signum Evj.ioQq>og führt, das am Schlüsse der Inschrift
angefügt ist; ferner der Klavöia 'Eo/iiatg q y.al Uaoaydd^ij aus
Termessos in Pisidien, der ^vq. EvTey.vla iq /.al^^gudava eben-
daher^) und des KozTijg b yial Kgaregog^) aus Termessos (R.
1) Vgl. Mommsen, Hermes 37 (1902) 448.
2) Der zweite Name der EvTtxvCa ist ihr einheimischer, ein sehr be-
liebter pisidischer Name. Folgende Personen aus Termessos führen ihn als
Bestandteil ihres Doppelnamens (die Belege aus Heberdeys Skizzenbuch,
Scheden der TAM):
Ai'Q. 'Ayogciarr] tj xctl ^iQfxüaia (s. S. 156).
AvnrjXltt ^ AtifiüaTn ^ xcei nctyy.gaTta (s. S. 145).
^Aoutcara ij TQoiflfir] (s. S. 143 und zur Verbindung bloß durch ?j S. 133).
AvQ. 'Agfiaara rj xccl ' ATixicivr].
Kk. ^A(]Teueta(ct -f] xcd ^AQ^äaiu (s. S. 155).
Aus Pogla in Pisidien stammt AvQrjXia \4ou(iara rj xccl TtQTla. Einmal
begegnet \d. auch als Name einer Sklavin in Termessos: 'A. otx^'rig M.
AvQ. Ma^i/iiov Mevfov. Überdies begegnet ^AQfiäara ca. 50 mal in pisi-
dischen Inschriften, zweimal findet sich die Form 'EQfiäaju (s. S. 142) und
^EQfxäara MoXsovg aus Isinda und einmal in Termessos die erweiterte Neben-
form 'AQUficiaTi]. Das Suffix -uar- haben auch die pisidischen Namen
'AyoQaaTT] (s. oben, siebzehn Frauen in Pisidien führen diesen Namen, der
nichts mit dem griechischen Verbum tlyoQÜCfi'V zu tun hat), ^AyüoaaTog
(Name von dreizehn Männern aus Termessos), 'Akuarfiig (in Kolbasa: K6-
fxtüv ^AkaOTSog rJQydafTo; auch Köuujv hat einen kleinasiatischen Namens-
stamm s.S. 146), AonuöaaTog (in ApoUonia inPis.; 'Aoref^wv Aona^naTov),
MäfyiuaT ig.
3) KoTTrjg findet sich mit tt und mit t ziemlich häufig in den pisi-
dischen Inschriften. Die -rr-Fälle stammen alle aus Termessos, so ein
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Eeiche 139
Heberdey und W. Wilberg, Jahreshefte des österr. archäol. Insti-
tutes 3 [1900] 203). — Das als Sklavenname heWehte Novi.ir]v tag,
das bei Sklaven zum Ausdrucke bringt, daß der Tag des Ankaufes
durch den Herrn die Ivri A,al vsa war, bei Freien, daß der Ge-
burtstag des Namensträgers auf dieses Datum fiel, begegnet auf
einer Inschrift aus Dorylaion in Phrygien als Signum des '^Povoiov
2aTVQ0v 6 '/mI Novfxriviog.
In mehreren Fällen kleinasiatischer Doppelnamen bezieht sich
das Supernomen auf den Beruf des Namensträgers. Aus Mylasa
in Karlen kennen wir einen Priester des Namens Mäq. ^vq.
u4oiaQxog o /.al Ooißiag (Le Bas-Waddiugton 5, 372), auf einer
Inschrift aus Gjölbaschy in Lykien (Benndorf-Niemann, Reisen im
südwestl. Kleinasien 2, 185) lesen wir von einem vornehmen Manne,
der ^vQog 6 /.al ^vQiäQy/qg heißt, und in Termessos in Pisidien
führen ein Vater und sein Sohn dieselben Namen ^vq. ylovv.Log 6
xal ^vQLaQxrig. ^aiaqxog oder ^Aaiagx^g ist der Titel der Dele-
gierten der asiatischen Städte zum asiatischen Landtage, dessen
hauptsächliche Funktion die Abhaltung der jährlichen Festfeier
für den regierenden Kaiser war^), ebenso gab es Bithyniarchen,
Lykiarchen 2), Pontarchen^) und Syriarchen*), Deputierte von Hel-
lenenstädten der betreffenden Provinz zum -/.oivov derselben, denen
dieselben alljährlichen Verrichtungen oblagen wie den entsprechen-
den Stadtdelegierten Asiens. Wie ^^aiccQXTjg^) ist auch 2vQi(XQ%rig
als Personenname^) beliebt, vermutlich in Familien, in denen das
Asiarchat oder Syriarchat erblich war''). — Aus Pogla in Pisidien
liefern die TAM in den Scheden einen T. Avq. '^Egfialog 6 x.s
KoTTTJg MoX4oio5, K. Tq. (= TqoxÖv6ov), IJXdcTcov TqoxÖvöov Kom'ovs, " Avva
SöiavTog) &v{yciTr]Q) ^EQ{/uaiov) yiwrj) KoTxeovg, \^IVIdQx\oi; 'Avd^CoTioi; @6ag
rs[(jfji.]a[v6\v [K^oTTiovg. Auch die Form Kozrjg begegnet in Termessos: Avq.
üokifxwv KoTs'ovg. Eine "Weiterbildung von demselben Namensstamme ist
KoTvacg aus Selge und Korövrig aus Seleukia.
1) 8. Pauly-Wissowa, Realenzyklopädie II 2 Art. 'Aan'o/rjg von Brandis.
2) Mommsen, Rom. Gesch. 5^ 318ff.
3) 8. J. Weiß, Jahreshefte des österr. archaeol. Instituts 1912.
4) Cod. Theod. 15, 19, 2 Erwähnung des Ehrenamts eines Si/riarcha
oder ZvQU(Qxr]g. Cod. Theod. 12, 1, 103 Bezeichnung des Amts als ZvnmQ/Ca.
5) CIL 6, 13029 M. Aurelins Auy. l. Asiarcha; Inscr. Cos ed. Paton-
Hicks 141 Gladiator 'Aala^xog, vielleicht Freigelassener einer solchen vor-
nehmen Familie.
6) In den Inschriften von Pisidien z. B. heißen noch drei Personen
ZvquiQxrig, ein Kk Z., und zwei Aiiq. Z. aus Termessos.
7) Über die Erblichkeit des Pontarchats handelt J. Weiß a. a. 0.
140 ^- Lambertz
Jri(.iaQyiog, aus Mara in Kilikien einen ^XIloc, Bidviog 6 v-al
OiETQavog^).
Die Supernomina, die über die Heimat des Namensträgers
eine Angabe machen 2), sind den Spitznamen nahe verwandt. Fol-
gende Fälle der Art kennen wir aus Syrien:
6 ^^Is^avÖQog 0 xe MaxEÖovLog, ov eTexer Mariöia Aud. def.
tab. 2ö.
Bäöoog 2id^Qov rov yiai ^Ef.i^ioccvov aus Kanatha in Batanea,
Le Bas VI 2354. Der zweite Name des ^id-Qog, dessen
erster Name wie der seines Sohnes semitisch ist, dürfte eine
Weiterbildung des Stadtnamens Emesa sein.
^^ovlrog ^^vd(.iov rov /.al FeöaQdvov aus Ed-Dara in der Au-
ranitis. Das Supernomen ist wohl Weiterbildung zum Na-
men der Stadt Gadara in Palästina; Le Bas VI 2412c.
'^YQY.avog b /.al Tcoßiag aus der Trachonitis, Publications of
the Princeton University. Archaeological Expedition to
Syria in 1904—1905. Division III. Greek and Latin In-
scriptions A 5.
Aus Kleinasien sind folgende Fälle bekannt:
^vQTiXia BQEiorilg q y,al ^Piofxäva aus Hierapolis in Phrygien.
Jlgoxlog 6 x«i 'IzaliAog aus Kotyaion in Phrygien, Le Bas-
Waddington V, 817.
M. ^VQ. ^OvijolqiOQog b y.al ^EQf.ialog aus Termessos in Pisidien
(BGH 1886, 222) führt außer seinen beiden Namen noch
den Namen Ilioidiog nach seiner Landsmannschaft, der
auf der oberen Leiste der Inschrift steht (besprochen von
Ad. Wilhelm, Wiener Studien 24 [1902] 599).
^VQ. UeQyr] 7j ymI ^^vtioxig aus Terraessos, führt ihren ersten
Namen nach der gleichnamigen pamphylischen Stadt.
^i'Q. Qöag Kovtovog Moleovg 6 Aal Mayvöl- . .] aus Termessos
(BGH 1899, 174 n. 21) hat sein Supernomen, wie G. Gousin
(a. a. 0.) erkannt hat, von seiner Heimat Mdyvdog, einer
pamphylischen Stadt, so daß Mayvötjvog oder Mayvdiog zu
lesen ist. Der erste Name des Magydeners ist wie die
Namen seines Vaters und Großvaters echt kleinasiatisch.
1) Vgl. CIG 4838 c 0[vtT]QKVüg [S] xal Tovrog aus Apollonopolis in
Ägypten, drittes Jahrhundert n. Chr., s. S. 113. — Vgl. über die den Beruf
bezeichnenden Supernomina in Ägypten S. 113, in den westlichen Provinzen
des Keichs S. 117.
2) Vgl. die entsprechenden Belege für Ägypten S. 128 ff. und für die
Westprovinzen S. 129^).
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Eeiche 141
In Pisidien allein findet sich Qoag in den uns bekannten
Inschriften 4omal.
KXavdia '^vÖQoßiavrj ?^ /mI ^VKia aus Lykien, Cagnat, Inscr.
gr. ad res Rom. pert. 3, 500.
Hier kann auch Jioq)ccvTqg 6 yial BdgßaQog aus Klaudiopolis
in Bithynien seines Supernomens wegen erwähnt werden; die Na-
men BccQßagog und BagßaQiavog begegnen noch einmal S. 152.
Schließlich seien den aus Spitznamen erwachsenen Super-
nomina solche angefügt, welche in Lallnamen oder anderen Be-
zeichnungen aus der Kinderstube bestehen, und zwar:
Aus Phrygien:
^VQrjXia 2vv7,Xr]Tixr^ -f] y.al Tax La, Aparaea.
^vQVj'kla Tccia ij y.al EvTv%ig, ebendaher.
M. u4vQ. UaTtiavc g eTtiyiXrjv Fewadiog, Hierapolis (s. auch
S. 129 2)).
naniag ß' (d. i. Ilaniov) zov 2cQac[a)]vog b yiaXo-vf-iEvog zJio-
yevrjg, ebendaher.
Tlanäg 6 xat Xalrog, Prymnessus (s. auch S. 136).
Aus Lydien:
l^Ttcpic g Tj [x]al ^i[.]io[. . .], Koloe, Le Bas-Waddington 5, 692.
Aus Karlen:
u4lXia ^^vTcovia NEiy.rj rj y.al Taria, Aphrodisias, Le Bas- Wad-
dington 5, 1631.
ItQia . . . MEveazQccT'r] MevcxvÖqov BsQd^ag ^ /tat Navviov, Pa-
namara (s. auch S. 148).
Aus Pisidien und Lykien:
Tavlg Taridog iy y.al Zwoi/^irj vom Askanischen See (s. S. 151).
^tQ. TIaTtäg Mevveov o yial OqovLfxog, Ganzaina.
Kqlgtclvti Kioacovia rj yial ^^f.ifxia, ebendaher, Zeit der Flavier.
EtxpQoavvrj rj y.al BaßEtg 'yiQTif.icovog, Konane.
Tl. Kl. ^^yQiTtTteivrj tj /lal yiälXri, Termessos, zweites Jahrh.
n. Chr., Jahresh. d. österr. archäol. Inst. 3 (1900), Grab-
bauten von Termessos in Pisidien von R. Heberdey und
W. Wilberg, 186.
^(pia 7/ %al ^Hgaig, Termessos.
Na 7j Kai 2olo}vig ebendaher (beide unpubliziert, aus Heberdeys
Skizzenbuch, TAM).
0aviavrj yj vmI 4f.if.iia (Davlov tov xal OtXcoTa Kadvavdig (s.
auch S. 51), Benndorf-Niemann, Reisen i, südw. Kleinasien
1, 118.
142 M. Lambertz
"^EXtvrj 7] /.ai "^qxpiov 'Idoovog xov zlioyevovg TeXf-iTiöGig eben-
dort publiziert 1, 36.
'^YcpLGTOTvxog (= '^H(paiOT6Tvxog?) 6 /ml ^TzalLavog, Termessos.
^cQ7jXia ^Qoaoig t] Y.al ^Ticfaqio l^Xe^dvögov BJvQig aus Ly-
kien, Benndorf-Niemaun, Reisen, 2, 69. Der erste Name
'Aqoaoig ist mit a-Suffix von demselben Stamme abgeleitet,
wie die pisidischen Männernamen "^qaag und ^^Qodloyog
(s. S. 148).
^VQ. ^AgrejitEig rj /.al ^^zTalig aus Termessos fübrt wie die
vorhin genannte Lykierin zu beiden Seiten des verbinden-
den ^ xai einheimisch-kleinasiatische Namen.
*EQf.idaxa rj /.al ^.Af.iia Jifjf.iriTQia ^A/aXiOolg aus Akalissos in
Lykien, Le Bas-Waddington V 1335 (zum ersten Namen s.
S. 138).
Den Lallnamen anzuschließen ist auch der pisidische Name
Navijltg (vgl. Kretschmer, Einleitung 342) i):
NavvrjXig rj /al ^Aartaota, Termessos.
AvQ. n€Qr/?uav[rj] NavijXig [rj] /al neQ{i)/,kia (s. auch S. 150),
ebendaher.
NavijXig r^ /s KvQiXXa ^Eq., ebendaher.
Klavdia Biolevrlllrj Navvr^lig, Artemispriesterin in Termessos.
KoQoytrj rj STtiXeyouevrj NavtjXeig (s. S. 137).
Aus Kilikien:
^VQ. Nag rj /al ^'Aßa, aus ülba^).
Maguor^) z/wo/ovQidov 6 /al UaTtnog, aus Mopsuhestia.
1) Vielleicht Zusammensetzung des Lalluamenstammes Nav- mit dem
Stamme »?A-, der sich in Avo. "Hk^iq 'Ildoov und in Avq. "Hkeiö fg in Ter-
messos, vielleicht auch mit anderen Namensstämmen zusammengesetzt vor-
findet in Mokrjg Mi,axXrji.iog und Ktvö^ag ZivS slkLog (Stamm Ziv6- auch
in ZCvöcaafxag aus Termessos), beide aus Termessos. Der Name findet sich
auch in der Form NavvrjXK.
2) Zu Nug vgl. Kretschmer, Einleitung 341. Es kommt in Kilikien
sowohl als Frauen- wie auch als Männername vor. Als Femininum außer
in unserem Falle noch einmal in Kannideli. Als Maskulinum in M. Avq.
Nag ZißiXUov und Mäo. Avq. Nug Tagäaiog aus Dalisandos, ferner bei Nccg
AaxQcaovg aus lambazli. " Aßa kommt in den uns bekannten kilikischen
Inschriften noch fünfmal als Personenname vor (vgl. Kretschmer a. a. 0. 336).
3) Kleinasiatischer Namensstamm JVIccq-. Er liegt vielleicht auch in
&f6(fiXog ArjfirjToiov 6 xccl Mc'(Qiog aus Mopsuhestia vor, ebenso in M.
^Hovr'i[iog Oua]leQi.av[bg] MKQoi^Srjg (vgl. Kretschmer a. a. 0. 330) aus Ana-
bura, in Mägcov aus Termessos, Zrivodoriuvog MctQSctg aus Apollonia,
Mt'tQjuiag aus Ormele, MaQokkiig aus Kilikien (s. Kretschmer 326), viel-
leicht auch in Maqavag.
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Eeiche 143
UaTiog 6 %al Mwar'jTag^), aus Seleukia Olba.
Tev/iQog ^Egi-irjaidvaKzog 6 vmI /Tag, aus der korykischen Grotte.
^Erct,y.Q(XTrig 6 v.ai ^'^Tticag, ebendaher.
^hoavvrig 6 vmI IlajtTcng, aus Tarsos.
Außer in dem eben erwähnten Falle aus Olba finden sich
noch in folgenden Fällen zwei Lallnamen zur Bezeichnung einer
Person verbunden:
^'^7i(piov TaxLag BCH 12, 256.
Taria r, xal Ndvvtj, Olympos, BÜH 16, 224, 72.
Navla ['Ai,i]iitia CIGr 3881.
^^f.iia Ev/.liovg tj %al Täza am Askauischen See.
Zu den Namen, die dem Namensträger aus seiner Kinderzeit
geblieben sind, gehören auch TgöffL/xog und Tgorpi^rj, die dem
fremden Ziehkinde als Eigennamen, in unseren Fällen als Super-
noraina verliehen werden können: Aus Kotyaion in Phrygien
stammt Maiväg o /ml Tqoq^ifxog (Le Bas- Waddington V 814),
aus Hierapolis Jiocpavzog ^AttÜIov 6 xaXov/uevog TQücpif-iog, eine
l4Qf.idoTa ri TQocpi'fxrj kennen wir aus Termessos in Pisidien (s.
auch S. 138), und in Aizanoi in Phrygien begegnet die Kurzform
des Namens Tgocfif-iog, nämlich Tqocpag, die durch das Suffix
-ag als Spitzname charakterisiert ist, in dem Doppelnamen des
Jiovvoiog 0 y.ai Tgotpag aus dem Jahre 78 n. Chr.'').
Wie in Ägypten 3) und den westlichen Provinzen*) des römi-
schen Reiches läßt sich auch in Syrien und Kleinasien häufig
nachweisen, daß der eine der beiden Namen vom Vater oder der
Mutter, dem Großvater oder dem Freilasser des Namens-
trägers ererbt ist.
A) Der eine Name war der Name des Vaters:
a) in Syrien und Nachbarschaft:
rd'iog Ov^pnÖLog TrjQririva Kovadgäzog 6 ccQXieQSvg o xal Tlav-
xavxLavog Fatov Ttjor^xiva Ovf^f^idiov TlavTav^ov vlog
aus Palaepaphos auf Kypros, erstes Jahrh. n. Chr. ^) (Le
Bas VII 2801) s. auch S. 150.
Bar Böllhä Hasas Hasas bar Nesa heißt in der griechischen
1) Im zweiten Namen liegt eine Weiterbildung zum kilikischen Na-
mensstamme Mwf vor mit -tJt«? wie in den kilikischen Namen 'OoßaXaarirttg,
MiQaarjTas, TßiQKariras.
2) Vgl. die entsprechenden Doppelnamen Ägyptens und der West-
provinzen S. 112 und S. 116"^).
3) 8. S. 117 ff.. 4) 8. S. 1232).
5) Vgl. über diese Familie Verf., Doppelnamigkeit in Ägypten S. 9.
144 M. Lambertz
Fassung der in Palmyra erhaltenen Bilinguis aus dem
Jahre 21 u. Chr. (Nordsemitische Epigraphik von Mark
Lidzbarski 457 f.): MdXixog Nsoa tov BcoXXä rov trci/.a'kov-
(.levov '^occoov. Vermutlich derselbe BwXlag o hci/Mlov-
fievog '^aaaog wird als Vater des Neoäg in einer palmy-
renischen Inschrift in Kairo (Nesa, Sohn des BöllhäHaias\
Ephemeris für semitische Epigraphik von M. Lidzbarski 3,
o, 144) erwähnt. In der griechischen Fassung unserer Bi-
linguis (vgl. auch Le Bas VI 2578) heißt der Geehrte mit
seinem syrischen Namen Md?uxog ^), der im palmyrenischen
Text gar nicht erwähnt wird, indem dort nur die Namen
des Vaters, Großvaters und Urgroßvaters angeführt werden.
Der Name des Vaters (JSeoäg) erscheint an letzter Stelle,
voran gehen die beiden asyndetisch nebeneinander gestellten
Namen des Großvaters Böllhä Harnt; und der mit dem
Supernomen des Großvaters identische Name des Urgroß-
vaters Hasais.
udvQ. ^Aovelxog ^ÖQÖevarog, vog 'Odevd^ov (sie!) Le Bas VI
2540, El Quseife in der Trachonitis.
J LOvvGiog Jiovvo I ov TOV (Di'kojvog ^aixag ol/.odo/j.og''') aus
Byblos, L. Jalabert, Melanges de la Faculte Orientale de
rUniversite St. Joseph 1, 144 Beyrouth 1906.
b) in Kleinasien; und zwar:
a) in Phrygien:
M. AvQ. Baciavög ölg Irti/ilr^v OovXoviavog aus Hierapolis.
^^vTLTtaTQog ß' rd'iog, Amorion, 1. Jhdt. n. Chr. s. am Ende
des Aufsatzes.
ß) in Karlen:
MtjvoyevTjg Mrjvoyevovg rivxwv aus Aphrodisias.
y) in Pisidien und Lykien:
'^Egi^rjg 6 ymI ZiLüiyLog '^EQfxov Benndorf-Niemann, Reisen im
südw. Kleinasien 1, 52.
1) Zur Bedeutung dieses Namens (^König') vgl. E. Herzog, Namens-
übersetzungen a. a. 0. und Suidas s. v. IToQifVQios- 6 xktu ^oiarcavaiv
yqäxpag, dg xvoliug ixuXiiTo Baaiktvg, TvQiog (filöaoifog. Für diesen
^eigentlichen Namen' BuaiXtig steht in der vita Porphyrii des Eunapios
ed. Boissonade p. 456 Mäl^og, sein ursprünglicher syrischer Name. Er
hieß also Mük/og 6 zwl Baa tXtvg 6 xal nog<f>vQi,og, das eine der Super-
nomina stellt die Übersetzung des heimischen Namens dar, das zweite ist
eine der modernen Neubildungen auf -ms. die mit dem ursprünglichen
Namen sinnverwandt ist (Zeit des Diokletian).
2) Zu \4a7Täg s. S. 134.
Zur Ausbreitung des Supernoraen oder Signum im römischen Reiche 145
^^Xi^avÖQog 6 /mI ^^Qxtfxoiv 6' ^OXvviriyov aus ApoUonia, gibt
das vom Vater ererbte Supernomen ^AqTtfxwv an seine
Tochter weiter, die ^vq. ^^QTeuiovlg heißt, während sein
Sohn AvQ. l/ia/.Xrj/ti(xdr]g nach dem Großvater mütterlicher-
seits benannt ist; die Mutter heißt nämlich Avq. Koofxia
Aav.Xri7iiadov ß' Mevvtov.
^VQTjXia AQf.idora 1^ ymI Uay'/.QdTiu (oder IIav'/.QdTia), auch
^VQ. UayTigdrsia tj /ml ^Aqudaxa genannt, die in den In-
schriften von Termessos aus dem dritten Jahrhundert n. Chr.
eine große Rolle spielt, hat den Wl. u4vq, IIavv.Q6rrig zum
Vater. Das Namenselement -■'AQatiqg ist in der Familie
erblich; der Großvater der ^AQf.idGTa heißt Tsi^OY.QäTrig;
interessant ist es, wie dieser das Erbe seines Namens gleich-
sam unter seine beiden Söhne aufgeteilt hat; der eine^ Hav-
XQCiTrig, erbt den zweiten Bestandteil, sein Bruder, Tet-
fxö&eog, das erste Element. Den Namen L^^^iaaT-a (s. auch
S. 138) hat auch die termessische Dame von einer Großtante
überkommen, die ^Agf^data ^Egiuaiov ^Oßgi/LioTOv heißt ^).
^VQ. l^QTELfxag 6 yial ^Eqfxaiog aus Pogla hat beide Namen
von Vorfahren ererbt, den ersten vom Vater, der ^vq.
^QT£if.iiavdg JiXiTQiavog ^^greifiag (s. S. 150) heißt, den
zweiten, wie aus einer anderen Inschrift (Scheden TAM)
hervorgeht, vom Großvater seines Vaters. Überdies führt
er noch das Familieusignum Elxgci-iLog, das auf der oberen
Leiste der ganzen Inschrift geschrieben steht.
u4vQ. TißEQiavog Teifxod-eog und sein Bruder ^vq. TetßeQi-
avög IdvzLTcdooLg aus Tymandos setzen ihrem Vater Tbl-
ßeqiavog ^Anndg einen Grabstein.
Mevi/ksia rj yial ^IdagoT] Mevev.XiOvg '^Podia/toXsiTig Benn-
dorf-Niemann, Reisen im südw. Kleinasien 2, 167 ä).
MoXrjg Moleovg ö' xov /.al Movoaiov aus Termessos 3).
AQTeiA(x)v 6 y.al "Eq^xaLog) aus Termessos ist der Sohn des
MägY-og AvqiqXiog AqTei-iiov Jioyevovg u4q{x£ixiovog) dig
'^Eq{^aiov). Sowohl seiu erster wie sein zweiter Name, beide
ganz alltägliche kleinasiatische Namen, sind in der Familie
1) Über die Genealogie der Familie s. Jahreshefte des österreichischen
archäologischen Institutes 3 (1900), Grabbauten von Termessos in Pisidien
von E. Heberdey und W. Wilberg, 199.
2) Über das weit verbreitete Namenselement W«- in YcTapo't;, ^IdaXwy-
ßaais u. a. handelt Kretschmer, Einleitung 362.
3) Zum Stamme MoX- s. Kretschmer a. a. 0. 360.
Glotta V, 1/2. 10
146 ^- Lambertz
erblich. Sein Bruder Müq. Avq. yJioyevTqg führt den Na-
men des Großvaters. Die Mutter unseres Ärtemo-Hermaeus
heißt ^vQrjlla NavvrjXig 'AQ{tefx(ovog) KoTTaovg, nach ihr
nennt er seine Tochter ^vq. Navrjkig und deren Sohn heißt
wieder EQ(fxaiug).
K. '^Eqfxalog 6 yial zfovXUov'^) ist der Sohn des K. 'iip(,aatog)
6 yial '^EtdliA.og aus Terniessos.
M. udv. Kv(.itüv d' 0 xm ^leiag in Trebenna errichtet seinem
Vater Kvuiov y und seiner Mutter 'L^wa die ow[.taTod^irf/,rj'^).
1) Aus Anabura bieten die Scheden der TAM eine ^ovXr] ?} xal'Afjita,
aus Termessos kennen wir einen JovXog 6 y.ai Tavnvrjg, in Apollonia lesen
wir von einer ^vq. /löfivr] ztovlov Jioyivov X^rjarcoavoi', in Ganzaina von
einem Avq. zlovlog ' EgfÄoy^vov , in Termessos heißt eine Frau Avq. Koq-
xaCva /lovXov MaQxiccvov, ein Mann ^ovXog Zoßalicüvog, ein anderer F.
AiiQ. /Joi'Xog KoQxaCvov llXt'^avSQov und Avo. AovXog rÖQyov. Einer
/lovXCg in Termessos legt Zv^iäo^rig , Sohn des 'E^ficctog, Sklave der Av-
qriXla 'OnXrjTiavi] ITsQtxXaicc, im Auftrage der Herrin die au/uarox'f^i^xr} an, in
der sie und später er und ihr (offenbar auch sein) Sohn 'Eofiua'ög — dieser
führt den Namen des Großvaters, erweitert um das Suffix -lavog — be-
stattet werden sollen. Eine andere Frau in Termessos heißt AovXlg Mccq-
xCoivog. Ein Freigelassener in Ganzaina heißt AovXixbg dmXavd^tQog
AttkXov. Aoi/Xi/og kommt in Termessos dreimal vor, Av(). 'AQTf/Lietg &.
/tovXC^ov, AvQ "Ott AovXixov und Avq. 'EXevdtQog AovXl/ov , dessen
Sohn wieder 'EXevß-soog heißt. /lovXCwv ist der Großvater einer -^^i^p. "O«
TqoxÖvSov in Termessos, ebendort hat em'^EQfj.aiog einen Freigelassenen
JovXltDV Auch unser JovXCwv oben ist Sohn einer Freigelassenen
Uoid-tag 'Oqsotov. Außerdem begegnen wir in Termessos einem Avq. Jov-
Xloiv Kavör]ßov, in Attaleia in Pamphylien einer JovXa ?} xal 'Povcfiva. In
vier der aufgezählten Fälle, wo in Pisidien ein von dem Stamme (iovXo- ge-
bildeter Name geführt wird, ist der unfreie Stand des Namensträgers oder
seine unfreie Abstammung nachweisbar, nämlich bei der Sklavin zlovXlg, der
contubernalis des ZvQtägxrig , beim Freigelassenen AovXixog aus Ganzaina,
beim Freigelassenen zlovXiüyp aus Termessos und bei unserem /lovXCwv. Sehr
wahrscheinlich führen auch in der Familie des Avq. " EXevd-eQog 'EXfv&agov
JovXi/ov die beiden 'EXevS^SQoi ihre Namen nicht ohne tiefern Grund, son-
dern vielleicht in Erinnerung an den Tag der Freilassung des Großvaters
/JovXixog In Griechenland findet sich der Name JovXog fast gar nicht als
Personenname, aus seiner auffallenden Beliebtheit in Pisidien kann man
schließen, daß wir es hier mit einheimisch-pisidischen Namen zu tun haben,
die gern Sklaven verliehen wurden; interessant wäre, wenn sich aus diesen
Tatsachen etwas für die Herkunft und Etymologie des griechischen Wortes
'tfoüAoff' gewinnen ließe.
2) Kvfiwv gehört wohl zu dem in Pisidien häufigen Namen Ko/niov,
dessen Stamm auch in Namen mehrerer Orte Köfia/ja in Pisidien und Kö-
fiava in Kappadokien und Pontus erscheint, zu dem auch Kovyäg, Personen-
name aus Karamanly und Kwfiaaig {Avq. Kwficcatg Fafiixav in Termessos) zu
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Keiche 147
^v{q). MoX^g ß' ^vQOv 6 xal ^ovTiaXXsvg aus Termessos ^).
nQcoToyivrjg 6 xai OiXo/.vgiog aus Termessos ist Sohn des
^CQ. UQWToysvrjg "Eqij.iaiov).
// LOf-irjörig 6 /.al ^votov yivöiovog Benndorf-Niemann, Reisen
1, 51, 1. 10.
M. ^VQ. IlcoXef.iaiog 6 /.al ^^Qiavoöri^iog ^Aqlotoöi]/^ov tov
%al ylvoiüvog aus Sidyma, Benndorf-Niemann, Reisen 1, 55.
M. ^VQ. ^AjtoVkiöviog ^AnoXXbiv'iov tov y.al (DiXioTovlATtol-
Xojvlov ^ÖQd-ayoQOv Oivoavöevg auf einer Inschrift in Ter-
messos, BCH 1886, 225 und Ad. Wilhelm, Wiener Studien
24 (1902), 597. Auf der oberen Leiste des Inschriftsteines
ist der Geehrte mit ^AtvoIIcovIov dlg bezeichnet.
^i'Q. 'AXe^dvögeia y /ml Magynavt] aus ApoUonia, Tochter
des AvQ7JXiog ^Als^avögog.
'AvTL'/ovog ß' 6 y.al Avaif-iaxog, Benndorf-Niemann, Reisen 2, 84.
2v(X(pOQog ß' 0 y.al ^wt^q, ebenda.
^i:q. ^Ali^avÖQog ß' o xal NdQy.i(jaog MvQSvg, a. a. 0. 2, 69.
AvQ. EvTtQETtrjg dlg c y.al Koaf.tiy.6g, Termessos.
ö) in Pamphylien:
Moaxog Möoxov 6 xat KülliTiog ^ivadsvg, aus Aspendos.
e) in Kilikien:
M. .AvQ. J LO/,lrig dlg b /mI Zrjvoipdvrjg (s. auch S. 154), aus
der korykischen Grotte.
M. .Ai'Q. Aicviy,og dlg o /.al TIofXTtrjiavog, ebendaher.
iH. AvQ. '^EQ/iiovg rglg o y.al (DiloTcdvojQ, aus Olba.
B) In folgendem Falle läßt sich nachweisen, daß beide Teile
des Doppelnamens vom Vater des Namensträger ererbt sind:
2vQog b '/.al Holtf-iiov, Sohn des ^vQog b /al Tlolt/ncov
^TceXXsivov TloXifuovog TQ{o/.6vdov) aus ApoUonia in Pi-
sidien; der Vater hat sein Supernomen von seinem Groß-
vater ererbt (s. S. 151).
C) Der eine der beiden Namen ist vom Vater, einer von
der Mutter ererbt:
stellen sind. Zum Verhältnis des v : o : ov vgl. Kretschmer, Einleitung 368.
Es ist dasselbe, wie in Koärct und UtXXctxorjg : KvnTog und KvaQf/uog : Koialig
und in MokTjg -. MiXaan : Movkaaaa (vgl. MovXig im Doppelnamen des Ov-
ngafxovaig 6 xal M. aus Derbe in Lykaonien) nnd in Aon-ad-aarög : Aovn-
aXXfig.
1) Aovn-aXXevg hat vielleicht denselben Stamm wie .Aon-aS-aarog (s.
S. 138). Letzteres ist weitergebildet mit einem cJ'-Suffix und dem häufig
verwendeten Suffix -«ffr, ersteres mit einem /-Suffix wie MaQQoXXäg u. v. a.
(s. Kretschmer 326).
10*
148 M- Lambertz
^loyivrjg b %al udno'K'kwviOQ v\dq . . . MaQViwv ^igt^Xliov
'OgS^ayöga tov xal ^TtolXwvlov y.al ^agöcoviöog ttjq xat
Jioysveiag, Beundorf-Niemann, Reisen 2, 229 (Lykien).
Ai'Aivv'ict Ti\ ^i %al ^v/.[i]a aus Oinoauda, Cagnat, Inscr. gr.
ad res Rom. pert. 3, 5U0 III. Ihr Vater heißt ^Ly.tvvLog
u^ovyog, ihre Mutter Maq/iia ylvAia. Woher sie den Na-
men r^ hat, läßt sich nicht ermitteln.
D) Der eine der beiden Namen hat irgend eine Ähnlichkeit
mit dem Namen des Vaters:
a) sei es, daß der Name des Vaters und der des Sohnes
oder der Tochter zweistämmige Vollnamen sind und einen
Stamm gemeinsam haben. Aus Syrien liegen keine derartigen
Fälle vor. Aus Kleinasien stammen:
MeveoTgärri JMevavÖQOv Bigd^ag 7j ymI ISdvviov (s. auch S. 141),
Priesterin aus Panamara in Karlen (Inschrift in den Scheden
der TAM).
^vg. Evii^(AEgog 6 /.al Ztooifxog aus Termessos, Sohn des Ei-
7ige7v^g, Bruder des oben erwähnten EvTtge/itjg dig 6 Aal
Koof^ityiog, der den Namen des Vaters unverändert bekom-
men hat.
0ef4LOToy.Xrjg ^voiyiXeovg 6 vmI Oolßog aus Prusa in Bithynien.
Zum zweiten Namen vgl. Phoebus qui et Tortnogus in Glotta
IV 95.
QEoy,Xijg b ymI Tlonliog Otlnyileov Benndorf-Niemann, Reisen
1, 51, 1. 8 (Lykien). — S. auch den Fall b).
oder b) der Name des Sohnes ist eine Kurzform zu dem
zweistämmigen Vollnamen des Vaters:
'^Eg/ucdcogog M^iTgoöwgov tov Mritgodwgov Margsccg CIG 3194,
Smyrna. Der Beleg gehört gleichzeitig zur Kategorie a).
'^Egi^oöcogog c /.al Maxgeag trägt einen Doppelnamen, in
welchem die Elemente des Namens seines Vaters und Groß-
vaters Mrjrgodcngog enthalten sind. — Umgekehrt trägt der
Vater die Kurzform als Namen, der Sohn den Vollnamen
in dem Falle ^^goaloyog 6 /.al ^^gyelog, Sohn des^^^aa^
aus Selge (s. S. 142).
c) der Name des Vaters und der eine des Sohnes sind von
demselben Stamme durch verschiedene Suffixe weiterge-
bildet:
.^vg. '^Ofcleoiavog 6 yial ^^gxtyhrig in Termessos ist der Sohn
des .Avg.^OnlojvLavög JJlccvwv. Er führt überdies als
dritten Namen rvfxvdoiog (s. S. 129).
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Reiche 149
d) der Name des Vaters und der des Sohnes enthalten ver-
schiedene Stämme, die aber durch dasselbe Suffix weiterge-
bildet sind:
^VQ. nsQiyiXrjg MavÖQoßsovg 6 xal Moaßig aus Terraessos').
e) der Vatersname und der des Sohnes haben ähnliche Be-
deutung:
u4vQ. Kogyiairag 6 /.al FgelTtog, Sohn des ylovAgliov aus
Termessos, s. S, 137.
^^d-r^vodioQog J iodoTOv 6 x« KdX%ag aus Seleukia Olba in
Kilikien; der Name des Sohnes ist wie der des Vaters in
diesem und den beiden folgenden Fällen theophor.
Zr]vo(pccviqg '^Hgay.leiöov o nal "EXXävixog aus Soloi in Ki-
likien.
EQfxoysvrjg ^^d^iqvaiov o xat Mevohag aus Mopsuhestia in
Kilikien.
NixavÖQog 6 ymI '^Hgoöcogog ^ETCLyiQcczovg, aus der Koryki-
schen Grotte.
f) indem der Name des Sohnes durch Anhängung des Suffixes
-lavog von dem des Vaters hergeleitet ist:
^TQaßtoviavog ^^Ttolltoviog in Termessos ist der Sohn des
^TQccßcov ^ATtolltoviov (s. auch S. 138. 151), er nennt
seinen Sohn ^vgocßcov vsog.
Mag. ^vQ. Moavriavog Mrjlag aus Termessos, Sohn des ^vq.
Moag MtjXag '^Egi.iaiov^).
(Daviavrj rj xal '^f.if.iia (Dario v tov /.ai (DiIojtov aus Kadyanda
in Lykien, Benndorf-Niemann, Reisen 1, 118.
Mag. ^iQ. Tiß. '^Oyclr^navög IIavyiqazif]g aus Termessos, Sohn
des MccQ. AvQ. Tiß. "^'OrcXrig.
M. u4.lq. Msidiavog TlXarioviavog Ovägog aus Termessos, Sohn
des Priesters Meid lag niccviovog (s. S. 152) BIeiöiov^).
1) Über das -ir^-Suffix in kleinasiatischen Personennamen vgl. Kretsch-
mer Einleitung 332.
2) Zum Namensstamme der in Möctg steckt, vgl. Möaßis und Moalets
in AvQ. /Iiovvaiog ö)g MoaXtlSog aus Orijiele.
3) Die Belege für die Ableitung des einen Namens des Sohnes oder
der Tochter von dem Namen der Mutter oder der Großeltern durch -lavög
folgen unter den betreffenden Kategorien unten. Nur einnamig ist Avq.
Idvnavog l4vviov vom askanischen See, dessen Kognomen durch -tavög
vom "Vatersnamen abgeleitet ist. In den obigen Belegen fehlt, vrie oft, fast
durchweg 6 x«l zwischen den Namen. Trotzdem sind es gewöhnliche
Doppelnamen. Ob der mit -lavog erweiterte Name oder der zweite der
Eufname war, läßt sich meistens nicht entscheiden. Daß auch der mit
150 M. Lambertz
E) Der eine der beiden Namen ist identisch mit dem der
Mutter: Die Tochter der Priesterin MevearQccv?^ Mevdvögov
Begd^ag r; ymI Naviaov aus Panamara in Karien, die selbst ihres
-lavög gebildete Name Eufname sein konnte, beweist der Name des Avq.
M([iäi]c(v6g IdTraXiurög, 6 Td^iov /()t]/uaT i'aag l^TTuliavög aus Saga-
lassos in Pisidien aus der Zeit Caracallas, der also ^kürzer' Attalianus ge-
nannt wurde. Zwei mit -ictvög gebildete Namen finden sich nicht selten
vereinigt. In dem zuletzt zitierten Falle oben war der eine der erweiterte
Name des Vaters, der andere der erweiterte des Großvaters. In dem eben
erwähnten Falle ist die Ursache, die zur Verleihung der beiden mit -lavog
zusammengesetzten Namen führte, nicht ersichtlich, ebensowenig in folgen-
den Fällen :
^VQ. KKoautvog 'EQ/niavög, Andeda.
^vQ. BiavoQiKvbg l^ßiaßiKVog 'AvTCo^^og, Karabaulo.
Ilonlixiavog Mo/u/uiarög, Olbasa.
^vQ. ^ 10 firjSic(7> 6g M(txtöovia.vbg '^Püöwv, Sagalassos.
AvQ. KviVTiXXiavog ^lurtifiiuvög, Ütschkapu.
AvQ. 'Jß()/xif(v6g l4vTiüVi(<vög , Pogla, dessen Bruder Avq. 'EQfxcctog 6 xe
Jrifi.aQxog heißt, vgl. dazu unten die beiden TlkaTuiViavoC und den
IDiKTWv, wahrscheinlich Brüder.
Merkwürdig ist folgender Doppelnamentypus:
Avq. naQixXictv[T]] NttVTjXtg [rj] y.al ntQ[C)xlia, Termessos.
Avq. 'PoiCicevog 'Pot'Cctg, Pednelissos.
Avq. ^OXvfxn tavog ^OXvju nixög, Karabaulo.
Avq. Zo(f>i,avri Zof^ita, ebendaher.
AiiQ. l4QTii/Li ictvog AiXiTQiavbg Aqt eifxc(g , Pogla.
T7]X(/Liaxi-c(v6g Tiß^uaxog, Sagalassos.
M. Avq. ^OQfOT ictvbg ^ÖQioriig, Termessos.
AiiQ. ^AvTio^ictvbg Ilccninvbg AvTlo)(og, Sagalassos. — Vgl- ^ß^- Ma-
crinus Epidia7iiis qui et Epidius aus Sarmizegetusa CIL 3, 1488,
Glotta IV 131 und Ti. Claudius qui et M. Valcrius Claiidianus aus
Ostia CIL 14, 816, Glotta IV 128 (dazu 129 Julia Juliane).
Als Familiensignum (vgl. Glotta IV 86. 102 Mag7nlianorum) erscheint
ein mit -lavög gebildeter Name in folgenden Fällen: Die Brüder AvQi^Xiot
Zwrixbg xal'Ovr]aifxog, die in Konane ihrem Vater 'Oj'^jfftiUof und ihrer Mutter
XaQ[t,)Tivri den Grabstein setzen, nennen sich beide Aaxlt]n todojQictvoi.
M. AvQTikLog BariKVog öig intxlrjv 'Povkoviavog aus Hierapolis in Phrygien
hat seinen ersten Namen schon in der erweiterten Form vom Vater über-
nommen. In Termessos fungieren gemeinsam als Freilasser zweier Sklaven
M. Avq. IlXurwvcavbg 'Ordvtjg, der oben erwähnte nXaroyvmvbg Mh-
Suivbg OvüQog (wohl Brüder) und UXurwr. Der Sohn eines M. Avq. 77a-
SafiovQyiavbg "OnXtjg in Termessos heißt M. Avq. JlaäafiovQyiKvbg
Kovojv , in Tyraandos heißen zwei Söhne des TsißiQiurög Annäg — Avq.
TißsQiavbg Teifiö&eog und Avq. TftßfQiavog '.4vTinccaaig — Vgl. Avq.
OvccX^Qiog 6 xal 'OXv/uti ictvög, Sohn des "OXv/xnog aus Pantikapeion,
Glotta IV 143.
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Reiche 151
zum Teil vom Vater entlehnten Namens \ve,^en in Gruppe Da)
erwähnt wurde, hat eine Tochter namens RXeoTtärga rj -/.al Mevs-
OTQceTij; diese hat ihren ersten Namen von einer Tante ihres
Vaters, der KXeoTtdzQa '^IsQoy.Xtovc,. in diesem Falle läßt sich
also die Ursache der Verleihung beider Nameu erkennen. — Vom
Askanischen See an der Grenze Pisidiens kennen wir eine Tätig
TaiLÖog Tj ytal Zioaif.nq. In mehreren Fällen erscheint beim
Sohne oder der Tochter der um -lavog erweiterte Name der
Mutter als Supernomen. Es sind folgende, sämtlich aus Kleinasien:
u4vQ. /Jga/taivavTj '^Podwviaviq aus Sagalassos in Pisidien ist
die Tochter der '^Poötovig.
Me/n/uiog Movv^ziog Ma^iiiiavog im pisidischen Antiochia ist
der Sohn der ME(.if.iia Blovvrjzla Ma^if-ia.
EvTv%iav6g, ebendort, von dem wir nur den einen Namen
überliefert haben, ist der Sohn der Evtvxicc-
^ovKLog OvTTTOVQLog ^ygiTCTta ^Aqiot lavög, xiXnxQxog Xe-
yicüvog IE ^ArtoXlivaQiag, in Termessos, ist der Sohn der
^Agiaxia Kd'CvTov d-vydzriQ ^exotW/y.
F) Der eine der beiden Namen ist vom Großvater über-
kommen:
a) in Syrien:
'^Hgojdrjg 6 /[at] A^igdvi^g ^oqalxov zov vi'iqävov aus Pal-
myra, Le Bas VI 2595.
b) in Kleiuasien:
^ZQaßioviavög '^rtoXltoviog in Termessos ist der Enkel des
'ATtolXcoviog, BGH 23 (1899) 281, 63. (Zum ersten
Namen s. S. 149.)
2aQ7tr]öioi> b Aal ^r]f.ii]TQiog ^ItvttoXvzov zov 2aQ7ir\ö6vog aus
Kadyanda in Lykien, Benndorf-Niemann, Reisen 1, 118 und
Cagnat, Inscr. Gr. ad res Rom. pert. 3, 519 i).
2vQog 6 -Kai IIoKsfioiv ^AneXXEivov noXe[.i(ovog aus Apollonia
in Pisidien.
^Ooarig Mr^vidog 'Oaael Ovaddoov 6 x« '^PrjyeXXog aus Ormele
in Pisidien.
1) Vgl. Ad. Wilhelm, Wiener Studien, 24 (1902) 597. Auf der Basis
dieses Inschriftsteines ist noch eigens hinzugefügt KkfoßovXog ^iagntj 3 ovo s
(der Sohn des oben Erwähnten). ZKQnrji^bjv scheint also der Rufname des
doppelnamigen Lykiers gewesen zu sein. — Ein anderer Lykier heißt ^«^ -
nrjöujv 6 xal Evod^og Benndorf-Niemann, Reisen 2, 84, eine Frau aus Aperlai
in Lykien ^EQTii,3aGri i) xal ^«Qnriöovlg ^vaävSoov Le Bas-Waddington V
1299, über deren ersten Namen man Kretschmer, Einleitung 369 vergleiche.
152 ^- Lambertz
Auch der Name des Großvaters findet sich dreimal, mit
-lavog erweitert, als Supernomen des Enkels:
^VQ. BaqßaQtavbg Teif,i6ifeog vom Askanischen See ist vom
Vater her der Enkel des BdgßaQog, sein Bruder Meve-
■/.gaTrjg heißt nach dem gleichnamigen Großvater mütter-
licherseits.
Tc. KX. Ziqvodoxiavog MoXiavog in Termessos ist der Sohn
der ^vQiiXia KiXXiq Zr^vodorov.
M. ylvQ. Meiöiavog IlXarioviavog Ovägog, ebendaher, Sohn
des Meiölag IUccTMvog (s. S. 149).
G) Der Name des Freilassers oder des Herrn begegnet
als Bestandteil des Doppelnamens des Freigelassenen oder des
Sklaven:
a) in Syrien:
^lJ.i{X)ad-og z/7jf.ir]TQL0v xov y.al Jafiuio{v)og, zfTjfirjTQiov
aTreXeviP^eQog aus Gerasa, Dittenberger, Syll. or. 620 1).
b) in Kleinasien:
^AQxi^iiov 0 xat Zo)Ti/.6g, oZx«Vijg ^vg. ^^gxtuMvog aus Ter-
messos.
H) In folgenden Fällen erfolgte die Annahme des zweiten
Namens bei der Adoption:
Mviov ^^yÜMOv, (fiou ds EvaeßoZg Mivavdgog aus Aphro-
disias in Karien, CIG 2772.
uivQ{ifiXia) '^Tiä'kov 7j xal Ilv^iccg Tgocpif-iov aus Termessos.
I) Einer der beiden Namen wurde dem christlichen Träger
des Doppelnamens anläßlich seiner Taufe verliehen: So heißen
IlaZXog 87tiA[lriv) Jlog aus Baris in Pisidien und ^Ivdoig''^) 6 y.ai
FLavXog aus Dalisaudos in Kilikien offenbar nach dem Apostel
Paulus 3), Greyorius Thaumaturgus qui et Theodorus aus Neu-
caesarea in Pontus, aus dem dritten Jahrhundert nach Christus,
führt an erster Stelle seit seiner Taufe den bei den Christen be-
liebten, auf die Auferstehung oder die im Evangelium empfohlene
1) Es ist allerdings auch möglich, daß der Vater des l^/nt'la&os mit
seinem Ereilasser identisch ist.
2) 'Iväovs begegnet noch dreimal in Kilikien. Von demselben Stamme
sind die Namen des 'Iröovug aav6oy.ri()uv in Jotape, des "fvd\(i Moviärov in
Dalisandos, zweier Männer namens "Ivöaxog aus Dalisandos und Korykos
und des Vaters des Ovu'^afxöag ^Ivääovg aus Dalisandos abgeleitet.
3) Vgl. Ad. Harnack, Die Mission und Ausbreitung des Christentums
I* 357 f.
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Reiche 153
Wachsamkeit gegen sich selbst hinweisenden, mit -ius gebildeten
Namen *).
K) Der arabische Häuptling "^Adgiavog 6 y.al ^oaiörjg Ma-
Xexov s&vaQxog, OTQavrjycg vof^aöcov (Le Bas VI 2196) aus Khirbet
el Aradji in Batanea, der zur Zeit Hadrians lebt, führt seinen
ersten Namen dem Kaiser zu Ehren.
L) rd'iog'lovXiog ^/roXivdgiog OTQavuoT'qg GrclsiQrig 7TQCt)T\rig
^ATtaptriviov, wg de tzqo zrjg orgaTeiag kexqi]Ihcct[ik€ Necov]
Tov MvoTov aus Apamea ändert seinen Namen anläßlich seines
Eintrittes in die römische Armee 2).
Auch in Syrien und Kleinasieu besteht in vielen Fällen
zwischen den beiden Teilen des Doppelnamens eine Be-
ziehung, die die Ursache der Verleihung des Supernomen er-
schließen läßt 3). Diese Beziehung liegt, wenn der eine Name die
griechische oder lateinische Übersetzung des andern ist*), in der
gleichen Bedeutung der beiden Namen, in mehreren Fällen
stehen die beiden Namen durch Ähnlichkeit ihrer Bedeutung
einander nahe. Belege hiefür sind:
a) aus Syrien:
^^aiXdfj.Eig [6] Ticcl Ziqvößiog ^loccvov aus Palmyra, Le Bas
VI 2617, wenn der erste Name, der auch in der Form ^l-
Xdfxsig^) vorkommt, mit Elohim zusammenhängt.
// iovvoLog 6 y.al ^ATtoXXodorog aus Arsinoe, 27 — 29 nach
Chr., Le Bas VII 2773. Beide Namen sind theophor.
JiovhOLog 6 'A.a.1 Qe.odtoQog aus Byblos führt auch zwei theo-
phore Namen, L. Jalabert, Melanges de ia Faculte Orien-
tale de rUniversite Saint Joseph, Beyrouth 1906 (Inscr.
Grecques et Latines de Syrie) 1, 138.
AiodcoQog Elgrivalog o y,al Baaaileiörjg aus Sidon ist drei-
namig, die beiden ersten Namen sind theophor, vielleicht
ist auch BaooiXeidrig als Widmuugsname (zu Zeig Baat-
levg) gedacht; vielleicht ist es (iräzisierung eines vom Na-
men des Gottes Melkart oder von Mdhxog (König) gebil-
deten Namens (s. S. 144).
1) Eusebius, hist. eccl. 6, 30.
2) Über Namensänderungen beim Eintritt in das römische Heer s.
S. 108.
3) Vgl. die entsprechenden Fälle in den übrigen Gegenden des römi-
schen Reiches S. 125 ff. 4) s. S. 131 ff.
5) Vgl. Of6/j.vr]OTog Aikäfiov 6 xal &cduog Le Bas VI 2537 e aus Khul-
khula in der Trachonitis. — Vgl. l4aiXnfAr]g tov Zrjvoßiov Le Bas VI 2571b.
154 M- Lambertz
b) aus Kleinasien:
&£cdcoQog Qeoda Qov xov v.aXovfxivov MrjTQOÖcSQOv aus Smyrna,
Le Bas-Waddington V, 22.
ElaiöcoQog 6 xat ^^qi suidcogog ^loxvQuovog, Zeit des Do-
mitian, aus Ephesos, R. Heberdey, Jahreshefte des österr.
archaeol. Inst. 7 (1904) 47 Beiblatt.
M. ^VQ. ^OviqöicpoQog 6 ytal '^EQuaiog BCH 1886, 222, Ter-
messos. Über sein zweites Supernomen Tltoiöiog s. S. 140.
Die Namen haben ähnliche Bedeutung, denn Hermes ist der
Nutzen bringende Gott, von dem die unverhofften Vorteile,
die eQ/Liaia, stammen.
M. ^VQ. JiOAXrig dlg 6 y.al Zrjvocpäviqg aus der korykischen
Grotte.
^HQaxXeiörig o /ml '^Hgodcogog aus Hierapolis Kastabala in
Kilikien,
Mt]v6öoTog 6 v.ai ^AQtEßidioQog aus Mopsuhestia in Kilikien.
yivQ. KvtvTiog '^EQf.iOAQctxrjg 6 /lal J Lodorog aus der koryki-
schen (irotte, auch hier sind beide Namen theophor.
Auch dafür, daß das Supernomen oft des Gleichklangs mit
dem ursprünglichen Namen wegen gewählt wurde, haben wir aus
Syrien und Kleinasien Belege. Das bekannteste Beispiel hiefür ist
der Doppelname des Apostels 3«t;Aog 6 xal IlavXog, der aus Tarsos
in Kilikien stammend wegen seiner jüdischen Abkunft und Erziehung
und wegen seines Lebens in Palästina dem syrischen Kulturkreise an-
gehört i). Ahnlicher Gleichklang verbindet die Namen des ^sllag
— ^Llovavog (Nov. test. act. apost. 16, 37 und I Thess. 1 und
II Thess. 1), des ^Idy-ijn — ^'Alv.i(.iog (Jos. Antiqu. 12, 9, 7), des
^lYjGovg 6 Xeyofxsvog ^lovaiog (Nov. test. Col. 4, 11), des Icoor^g)
. . . dg 87ie-/.lrj^iq "lovoxog (Act. apost. 1, 23) 2). Der Vater der
Zenohia von Palmyra heißt in Le Bas- Waddington VI 2595 (242/3
nach Chr.) ^lovliog Avgijhog Zi^vcßiog 6 ytal ZaßdiXag dlg
MdXxov. Der palmyrenische Name ZaßdiXag, der in diesem Falle
vom Vater ererbt ist. bedeutet ^Gabe\ d. h. Gottesgabe' '^). Auch
1) Vgl. über den Doppelnamen des Apostels Paulus Verf. Doppelnamig-
keit in Ägypten, S. 8, Anm. 14 und die dort zitierte Literatur.
2) Vgl. Deißmann, Bibelstudien 182 ff.; W. Sclimid, de Flava Josephi
elocutione, Fleckeisens Jahrbücher 20 (1894) 355 ff.
3) Von demselben Stamme Zabbas, Zabbaios, Zabelos. Zahdas, Zabdosi
Zabdathen^ Zubdeathes, Zabdela, Zabeides, Zabadanes, Zahades, Zabudes, Ze-
bedaios. Ein Verwandter der Königin Zeiiobia heißt Za6ia«os- (Dittenberger,
Syll. or. 648). Vgl. Wetzstein, Abb. d. Berl. Akad. 1863, 353; R. Herzog,
Zur Ausbreitung des Supern omen oder Signum im römischen Keiche 155
die Königin Zenobia hieß mit ihrem palmyrenischen Namen Bat-
Zabbai^). In ihrem Doppehiamen wie in dem ihres Vaters liegt
keine Namensübersetzung vor, wenn auch eine gewisse Verwandt-
schaft der Bedeutung beide Namen verbindet, sondern die Wahl
eines dem Klange nach dem palmyrenischen Namen uahestehenden
griechischen Namens. Auch bei dem Doppelnamen des Qs6f.ivrja-
rog u4ilduov 6 yial Qal/xog (Le Bas VI 2537 e) aus der Tracho-
nitis liegt der Grund für die Wahl des griechischen Namens in dem
ähnlichen Klange [. . . Qalfxog {Themos zu sprechen)] ^j. Vielleicht
hat auch bei '^Hqibdijg b yial ^tQavijg aus Palniyra (Lo Bas VI
2595) Gleichklang der ersten Silbe die Wahl des griechischen
Namens beeinflußt (vgl. unten). Der semitische ist vom Groß-
vater ererbt (s. S. 151).
Bei der Verleihung der Namen der Kl. 'Agve^ELaia ^ xat
'^QfxaoTa in Termessos in Pisidien hat wohl der Gleichklang der
ersten Silbe mitgewirkt. Auch im Doppelnamen des Mag. ^vq.
KvQEiva ^alzog o /.al Jlalzog (Benndorf-Niemann, Reisen im
südwestl. Kleinasien 1, 97) hat der ursprüngliche Name das Super-
nomen des Gleichklangs wegen nach sich gezogen, wie auch gleicher
Vokalismus die beiden Namen des ^'^Ixif-iog 6 yial Faf-iLY-cg
(Reisen 2, 84) verbindet. Einen gemeinsamen Bestandteil haben
die Namen des Eveld-cDv 6 y.al Evrvxr^g Teleoiov aus Sidyma,
beide sind auch Namen guter Vorbedeutung.
In zwei Fällen aus Kleinasien ist der eine der beiden Namen
ein zweistämmiger Vollname, der andere eine Kurzform dazu.
Der Vater des Arztes Galenus heißt auf einer Inschrift aus Per-
Namensübersetzungen a. a. 0. 54; Le Bas-Waddington VI und Index dazu
von J. B. Chabot, Eev. archeol. 28 (1896) 213 ff. Vgl. CIL 8, 2505 Zabdi-
holus Palmyrenus.
1) Dittenberger, Syll. or. 640, 648.
2) Derselbe Name in Oar/jog [6] xa[l] Zäßßas aus Saccaea in Ba-
tanea aus römischer Zeit (Le Bas VI 2142) und bei Gaifiog 6 x«l 'fovhuvös
ZaäSov, Name eines syrischen Kaufmanns in Lugdunum IG 14, 2532, s.
Glotta IV 93. Vgl. auch Le Bas VI 2588 dva^i^aTu MaXa/ßn^-v xal T^x^
&atfj.Siog xul ['ATfQy]KT€i naTQuioig ft^toTg, Palrayra. Eine Weiterbildung zu
Gat/xog ist &a(uuXlog, Name des Vaters eines Arabers &olofxaiog Qai~
fxäXkov 6 xal MäSifiog UiTQccTog, überliefert in Puteoli IG 14, add. 842a
(vgl. Glotta IV 131). Der Name des Sohnes will den Vaternamen gräzi-
sieren. Gemeinsamer Konsonantismus verbindet beide Namen. Der Name des
Sohnes lehnt sich au den griechischen Namen ÜTolffiKiog an, wobei vulgär-
lateinische Assimilation des IIt zu rr und Vereinfachung des T im Anlaute
vorliegt (vgl. Grandgent, An introduction to Vulgär Latin, 132). Eine To-
lomais kennen wir auch aus Puteoli CIL 10, 3018 (vgl. italienisch Tolomeo).
156 M:. Larabertz
gamon (Inschr. aus Pergamon 333) aQxiTäxTcov ...'/, Netyiööriinog
ayad^og, a/Lia drj o Aal Neivhov vsog. Bei Suidas wird Galenus
(s. V. raXiqvog) viog Nixiovog dgxiTeyiTovog y.al ysco/iUTQOv genannt
und auch in GIG 3546 heißt der Vater bloß Ni-amv, bezw. Nei-
xw»*!). Ein Priester in Mylasa in Karlen (Le Bas- Waddington
V 361) heißt "E/tazatog 6 Y,ai 'E^aTCfivcog^).
Spiel mit demselben Suffixe liegt in folgenden Namens-
paaren aus Kleinasien vor:
"^Hga/Mwv 6 xat ^^QTf[Aiov BCH 1886, 224 aus Termessos^).
Ma(j. ^vQ. ^^QV€/Liwv^) 0 y.al '^HgaxXe'Mv, ebendaher, aus R.
Heberdeys Scheden in den TAM.
^VQ. ^AyogaoTt] *; xat ^^Qi^dota, Termessos.
^VQ. Kevdiqßiog EQ{jLiaiov) 6 xal TiXloQoßog^), ebendaher.
1) Vgl. die zur Inschr. von Pergamon 333 von M. Fraenkel zitierte
Literatur. — S. überdies S. 102, Anra. 2.
2) Über beide Namen vgl. E. Sittig, de Graecorum norainibus theo-
phoris 65.
3) Vgl. Ad. Wilhelm, Wiener Studien 24 (1902) 597.
4) Die von 14qt(/u- gebildeten Personennamen sind in Lykien und Pi-
sidien überaus häufig. Es finden sich l^QTfutig, l4QrtfXü), IdQTf'juwv, liQTt^üg,
lÄQTtfj-üivig, l4QT€fii]s (Genetiv '^QTf/u^Sog), l^QTffJstaicc, IdQTffxeiatos, IdQTffxCöu}-
Qog, liQTsiixag, 'AQTii/jiäg (fem.), l^QTft/niög, 'AQTBCfxog, 'AQXUfMiitvög, 'AQTfi/j^^g,
"AQtifjLog, davon z. B. l4QTe/j(tg 95 mal, IdQT^fiuv 64mal, 'AgraCfiag 38 mal, 'Aq-
TffilSwQog 12 mal allein in Pisidien (Job. Öhlers Index zu den Scheden der
TAM). Begreiflich, daß diese beliebten Namen sich auch in Doppelnamen
finden, so in :
^QT^juoDv ß' 6 y.al [TTTo]kf[iJ.]cdog Benndorf-Niemann, Eeisen 2, 84.
IdQTf'ficüv ö xcü. ZcoTtxog, Sklave, Termessos.
TkT ytvQ l-toTf /J.WV 6 xai ACSvfxog, ebendaher.
liki'^avS Qog 6 xni l-lQTSf^wv (V, Apollonia.
IdnoXXüjviog 6 xal 1-Iq(t fiuag), Termessos.
lAnTtf,ttig 'Onki'ovg rj xat IThoTfCrct, ebendaher.
AvQ. ^Afhavaaia ?) xa) 14qt ^ fxiig, ebendaher.
AvQ. AQTef,ifig rj xal ^wxoutixtj, ebendaher.
AvQ. l-lQT ifj^eig t) KaXXnv/T], ebendaher.
AvQ. IdQTifidg ri xttl ^AyooärrTrj, Termessos.
AvQ. ylQTäjueig rj xai l^TTukCg, ebendaher.
AvQ. llQTsueig rj xkI KoQxaiva, ebendaher.
AiiQ. 14qt sf^fig rj xul Mkvsvi'u, ebendaher.
KL ^AQTSjuaiaCa rj xctl ^AQ/udara, ebendaher; vgl. auch S. 154ff.
5) Aus Termessos kennen wir auch Avq. 'EQi/ualog) l^glrffitovog) 6 xai
TikXoQoßog. Andere kleinasiatische mit dem Suffix -ho gebildete Namen:
KsvSrjßog [AvQ. AovXituv KivSrjßov Term.); Kfvätjßrjg {K. ZwatnöXtwg Dalaman) ;
Kav&Tjßrjg {K. Arjf^rjTQiov Dalaman); KeSSrjßrjg [K. ITvQycovog Dalaman) [vgl.
dazu den Stamm KsvS- in Kfvö^ag]; Mavüqößrjg (Avq. MavÖQoßrjg IJfiuTrjQu-
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Keiche 157
niTTOv{g) TQ{oY,6vdov) rj yiai Kovgovg^), ebendaher,
Ko'Cvvog ^vxaQrjvog IlezQOjvLog 6 yial ^vzioviog aus Lystra in
Lykaonien.
L47toXXcijviog 6 '/.al ^AnavovQLog aus Seleukia in Kilikien trägt
zwei Widmuugsnamen. Der Doppelname kann auch als
Beleg zu S. 153/154 gestellt werden.
Neubildungen auf -ius^) erscheinen in Syrien und Klein-
asien in folgenden Fällen als Signa: Aus Antiochia in Syrien
stammt der Bischof Ignafius qui et Theophorus aus dem An-
fange des zweiten Jahrhunderts n. Chr. (Ad. Harnack, Mission und
Ausbreitung des Christentums 356), aus Apamea ^v^avcjr 6 /.al
^Elldöiog aus dem Jahre 247/8 u. Chr. (Cagnat, Inscr. Gr. ad
res Rom. pert. 4, 3, 795), und ebendorther ^l'Xiog UavxccQiog
6 y.al Ziovr/iog aus dem dritten Jahrhundert n. Chr., in Umm-
Wilat in Nordsyrieu wurde die Grabinschrift des Bagad^wv 'Aßgafx-
fxiov BaqXd'^ov Aal Evyevlov gefunden, dessen Großvater also
BaQXä^og (o) ^) xat Evyiviog heißt (W. Kelly Prentioe, Publ. of
the Princeton Univ., Archaeol. Exped. to Syria 1904—1905, III,
B, 2, 68 n. 967 [Leiden 1908]).
Aus Kleinasien kennen wir:
^vQijXiog vlbg Avyuv[ov] o /.al JJaQeioQig^) aus Sophon in
Bithynien.
ßiog Term., Avq. IItQty.lfjg Mavögoßtovq 6 xal Möaßig s. S. 149, Term.,
'EgfjiaTog MavÖQoßiovg und Mctvi^Qoßrjg 'EQjxaiov Term.); FSäßa (Sofoular) ;
rSaßog (ebendaher); rä-yi^aßog 'ESä-yö ußog (ebendaher, wohl Doppel-
name eines Mannes, nicht Name des Sohnes und Vatersname; hiegegen
sprechen die Endungen); Fäeßtrig (ebendaher); OvQoißug [Avq. 'EXev&^Qiog
OvQovßag Doppelname aus Term.); 'Aiäßwg (A &6avTog Term.); niarriQa-
ßig 6 xal UiXkaxöug (Termessos; IJictTrjQttßig ist auch sehr gewöhnlich;
merkwürdig Sohn-Vater i7«tr«pd/S/j? ITiuTriQäßiog).
1) ITtTTovg begegnet noch zweimal in Termessos als Prauenname. Zu
KovQüvg ist KovQaXrig {TQwiXog KovqäXov in Bedirbey) zu stellen. Über die
Endung ovg s. W. Schulze, KZ. 33, 234 ff. (aus lonien stammend), sie findet
dann besonders in Ägypten starke Verbreitung s. A. Thumb, Die griechische
Sprache im Zeitalter des Hellenismus 230 und E. Mayser, Grammatik d.
grieck. Pap. i. d. Ptolemäerzeit 274 f.
2) S. Glotta IV 85 ff.; E. Diehl, das Signum, Eh. M. NF. 62 (1907)
390 ff.; S. 129.
3) Über die Weglassung von o in der Verbindung o xaC s. S. 133*).
4) UnoHÖgig steht für TlaQriyÖQiog, einem mit -tog abgeleiteten Namen
zu nctQTjyoQfw. Vgl. Glotta IV 93 Parngoriiis aus Lyon, Jude, Kev. arch.
1860, 2, 348, 2. Glotta IV 125 ist Paregorius Signum der Ulpia Eutychia
CIL 6, 29339.
j[58 ^^- Lambertz
M. ^VQ. TlaTiiavog £7riy.Xiqv revvddiog, Hierapolis in Phrygien;
dasselbe Supernomen begegnet CIL 10, (382, vgl. Glotta
IV 130.
""Egf-iaiag 6 Kai AitOQiQ aus Smyrna, CIL III 417 (Hermias qui
et Litorius). Litorius (Weiterbildung von litus) ist ver-
mutlich ein Spitzname oder ein Name, der auf die Her-
kunft des Namensträgers hinweist, wie Hydatius und Pe-
lagius', vgl. zu diesen Namen Glotta IV 103.
^rii-ivlog UoXvaQccTov 6 y.a?^ov/iiEvog Qsodoaiog Xlog aus dem
ersten Jahrh. vor Chr., Lythri, Jos. Keil, Forschungen
in der Erythraia, Jahresh. des österr. archäol. Inst, in Wien
13 (1910) Beiblatt 51, 16.
^ErciATrjrog 6 ^cai Fsldoig in einer Widmung an Zeus Pana-
maros aus Baiaka in Karlen (Scheden TAM).
EvTvyjog b /.al Taytjviog (s. auch S. 136) aus Magnesia am
Maeauder, Inschr. 122h4, viertes Jahrh. n. Chr.
Tliaidiog steht auf der oberen Leiste des luschriftsteines des
M. u4vQ. 'OvrjOlcpoQog v /.al ''Eqi-iouog (s. auch S. 154), be-
sprochen von Ad. Wilhelm. Wiener Studien 24 (1902) 599.
^VQ. ^^d^avaoitt tj xal '^QTi/.iEig aus Termessos (Heberdeys
Skizzenbuch), vermutlich Christin (s. auch S. 156).
^VQ. ^^Qf.i6oTa 7) v.al ITayxQaTia aus Termessos (s. S. 145),
findet sich aber auch nayAQCcTEia. geschrieben, das wie
^AQiozo/.Q<iTeia, ^Eyy.qdrsia, '^IftTto/.QctTeia u. ä. ein alter
Name ist, kann also nicht mit Sicherheit zu der Gruppe
der modernen -iMS-Namen gestellt werden.
EvxQO f-iiog ist Signum des uns bereits bekannten (s. S. 103
und S. 150) ^VQ. ^^QTii-iiavog Jü.iTQiavbg ^AQTsif.iag aus
Pogla in Pisidien.
M. AvQ.'ÖTtXeGiavdg 6 vMVAQXiyh'iqg, rvuvdai., Lanckoronski,
Städte Pamphyliens und Pisidiens 202, 53. Dazu Ad. Wil-
helm, a. a. 0. 599.
Ai'Q. Baailiog 6 Neaciog aus Selge in Pisidien.
Bovwviavog yloXliavog aus Side in Pamphylien führt, wie die
Aufschrift auf der Statuenbasis („evtvxt Ktiotl'') lehrt, das
Supernomen KxiacLog. Er hieß also vollständig Bryonia-
nus Lollianus qui et Ctistius (vgl. Glotta IV 90). Er hat
nach Wilhelm diesen Beinamen als y.TiaTtjg oder (pilo/aiGzifig
bekommen, da er das Nymphaion mit Wasser versehen
hat (Lanckoronski, Städte Pamphyliens und Pisidiens 143.
185).
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Reiche 159
Gregorius Thaumaturgus qui et Theodorus aus Neucäsarea in
Pontus (s. S. 152).
^Jovhog 2/tXevöidog 6 /.al IlsXdyQig aus Mersivan im Pontus.
Der zweite Name ist wohl durch Metathesis aus neXagyiog
entstanden, einer Weiterbildung von dem Appellativum tte-
kagyog, Storch.
^leovTLog 6 yial QeoxziaTog heißt einer der vierzig Märtyrer
von Sebaste in Armenien (Harnack, Mission und Ausbrei-
tung d. Christentums I 357).
M. ^VQ. TlaTTEiQiavbg 6 /iaVAi.ia%Lg aus Olba in Kilikien führt
an zweiter Stelle als Namen eine -ms-Bildung zum Stamme
(xax-, Kampf, mit a. privativum, vgl. Acacius.
FecüQyiog Gsodoaiov e/clvihjOLv ^vyväg aus Korykos in Kilikien,
(DL ^AvTLoyjavog 6 /.al Evaeßiog aus Flaviopolis in Kilikien.
M. uivQ. Movl[. . .^vii]g 6 y.al ^vaxöXig aus der korykischen
Grotte.
Aus der Masse der noch nicht besprochenen Doppelnamen
Syriens und Kleinasiens, bei denen sich der Grund für die Ver-
leihung des zweiten Namens nicht mit Sicherheit auffinden läßt,
seien noch die Fälle besprochen, wo der eine der beiden Namen
ein lateinischer ist und als Ursache der Verleihung dieses Na-
mens das Bestreben des Namensträgers vermutet werden kann,
sich einer römischen Umgebung zu assimilieren (wie in vielen Fällen
der Legion, in die man eingetreten ist s. S. 108 u. 153). Häufig
freilich, zumal wenn ein griechischer Name mit einem lateinischen,
oder zwei lateinische mit einander durch c y.ai verbunden sind,
ist die Ursache der Annahme eines zweiten Namens nur in dem
Umstände zu suchen, daß Doppelnamen zu führen eben in der
hellenistich-römischen Welt Mode geworden war, die man auch
ohne besonderen Anlaß mitmachte. Ebenso liegt gewiß in vielen
Fällen, wo ein nichtgriechischer Syrer oder Kleinasiate zwei
syrische oder kleinasiatische Namen führt, die durch 6 zat
oder ähnliche Verknüpfungen miteinander verbunden sind, nur
Nachahmung der in seiner Umgebung eingebürgerten Sitte vor.
A) Ein Name ist ein lateinischer, und zwar:
a) ein lateinisches Praenomen:i)
1) Entsprechende Fälle in den westlichen Provinzen : Nny.6Xaoq Nh\^o-
Xccov 6 xai yiovxiog IG 9" 17'Hypata; EvQijko)(og 6 xal Aovy.ioq IGr 9^
538-21 Larisa; Aovxioi; o y.\a\ . .jaJof IG 9^ 13449 Larisa; ^oi'(xto?) 6 xal
"EnäyKd-os IG 3, 1197; Z6inv(}[og] 6 xal Ao[vxiog] IG 12« 4436 Thraker
auf Thasos; 'Akiog 6 xai Muqxog IG 3, 1142 (zweites Jahrh.); [M]«(»xo?
160 M. Lambertz
^^vt L7t ar Qog b v.al rd'iog aus Amorion in Phrygien, erstes Jahrh.
n. Chr. Er wird auf derselben Inschrift ^AvTiuaxQog ß' Fceiog
genannt, hat also den griechischen Namen vom Vater geerbt i).
Tl. Kl. JJXazwv 0 y.cti Tißegiog (R, Heberdey und W. Wil-
berg, Jahresh. d. oest. archaeol. Inst. 3 [1900] 188 f. und
Lanckoronski, Städte Pamphyliens und Pisidiens 195 II)
führt seinen Vornamen auch als Supernomen, er benutzt
die Mode der Doppelnamigkeit, um seinen im täglichen
Umgang offenbar allein gebräuchlichen Rufnamen Tiberius
als solchen zu charakterisieren 2).
&EO/.Xi^g 6 /mI IJoTrXiog Oiloy^ltov Benndorf-Niemann, Reisen
1, 5i 1. 8. Zum ersten Namen und seiner Abhängigkeit
vom Vaternamen s. S. 148.
Mägz-og '^ay/AtjTrioöoTOv b vmI KaXliOTgazog aus Prusias am
Hypius in Bithynien.
zlrji.i6vuv.og 6 /ml McQAog aus Mopsuhestia in Kilikien.
Hier können zwei Fälle von Doppelnamigkeit angeschlossen
werden, wo der eine Name ein durch -ianiis erweitertes Prae-
nomen ist:
Neivolaog 6 xal Aovy.iav6g aus Hieropolis Kastabala in Kilikien.
^iQ. Faiavirj r] /.al Alf-uXiavrj aus Termessos, lieberdeys Skizzen-
buch TAM3).
b) ein lateinischer Gentilname*):
o xul Kri<f.it.a6dwQ[og] 1149; ^ füacjv 6 xctl /liAfiog l4xKQi'ivg iargög IG 3, 1445;
^AnoXXojviog ^AnoXXurvCov 6 y.al TißsQiog und 6 y.cd TißsQcog KXavö cog,
Olympia, Dittenberger-Purgold 424. — Beide Teile des Doppelnamens sind
lateinische Pränomina in Atvxtog 6 xal Mugxog MuQa^ojviog naK^oTQißrjg
IG 3, 1138. Vgl. Glotta IV 135. 139. 140. 141.
1) s. S. 144 ff. 2) s. S. 103.
3) Der gleichen Suffixe wegen kann der Doppelname auch zu S. 156
gestellt werden.
4) Die Doppelnamen aus den westlichen Provinzen des römischen
Eeiches, deren einer Bestandteil ein lateinisches Gentile ist, sind in alpha-
betischer Ordnung folgende:
Acurius in C. Rufinius [S]i[l]vester qui et A. CIL 9, 1305; Glotta IV 126.
Albucia in Liguriu Procilla quae et A. CIL 3, 2074; Glotta IV 81. 131.
Ancharius in [L.] Volusius L. f. Celer [qui] <it- A. CIL 14, 178; Glotta
IV 81. 122.
Ancharia in Pompilia Anthusa . . . q. vocitata es A. CIL 6, 24581; Glotta
IV 122.
'AvTwviog in ^A 6 xal KtVTQixig IG 3, 1379; Glotta IV 139.
Ateia in Coelia Gamus quae et A. CIL 6, 15980; Glotta IV 80. 121.
Aurelius in Aurelius qui et Septimius CIL 3, 10299; Glotta IV 131.
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Eeiche IQl
^vQt]^iog vlog ^vkiv[ov] b /.al nagewQig aus Sophon in Bi-
thynien, zum zweiten Namen s. S. 157.
MccQiog 6 yial [....] aus Klaudiopolis in Bithynien.
Caecilia in Sallustia Homilia quae et C. CIL 11, 1490; Glotta IV 114.
Candidia in C. sive Martinia Dignilla CIRhen. 904; Glotta IV 81. 96.
Claudius in TL Cl. qni e[t] Aguthio CIL 6, 15019; Glotta IV 116.
„ in 'AnoXXüiVLog ^AnokkbivCov vlog ^llXeZog 6 x. Tiß^Qiog KX. Olympia
220; Glotta IV 140.
Claudia in *Sp[i]ca qui et Cl CIL 8, 8609; Glotta IV 101.
in Vepia Helpis quae et Cl. CIL 6, 8456; Glotta IV 121.
KoQvriXtcivög in \^Ma]Q. 'EQivviog [KaX]iipoc!üv 6 ;<[«]l [K]. IG 3, 698;
Glotta IV 139.
Epidius in Ael. Macrinus Epidianns qui et E. CIL 3, 1488; Glotta IV 131.
Fanius in Julius Valer. lul. f. Vales qui et I. F. CIL 3, 14502; Glotta
IV 131.
Flavia in Brinnia Epigonia q. et Fl. CIL 10, 2176; Glotta IV 129.
Font ei a in F. quae Cl. Bacchis CIL 6, 16096; Glotta IV 116.
Gargilius in Considius Viator qui et G. CIL 3, 2296; Glotta IV 131.
lulia in Firmia Philologis quae et I. CIL 6, 15053; Glotta IV 81. 121.
Licinia in Octavia Soteris quae et L. CIL 6 23312; Glotta IV 122. [Tilge.
Lucinia 121.]
Lucretia in Fl. Octavia quae et L. CIL 6, 18386; Glotta IV 116.
Luscinius (?) in 'AX^^avSQog 6 xKXoi\usvog yt o v <T x ( v(tog) Aud. def. tab.
27, 7 ; Glotta IV 84.
Novellius in P. Aelius Felix q. et N. CIL 6, 8464; Glotta IV 116.
Numisius in C N. sive Ratiagrus CIL 10, 4969; Glotta IV 130.
Octavia in Fl. Octavia quae et Lucretia CIL 6, 18386; Glotta IV 116.
Facuvia in [. . .] P. quae [et Eu]tijchia CIL 6, 23714; Glotta IV 116.
Peticius in C. lulius Nereus qui vocatur P. CIL 6, 20150; Glotta IV 122.
Pompeius in Ennius Filterius sive P. CIL 12, 956; Glotta IV 93.
Pompusidia in Agrilia Piste quae et P. CIL 6, 7671; Glotta IV 121.
Ruhellia in Villia Phasis quae R. Procia CIL 11, 1539; Glotta IV 114.
Salvia in [AJemilia [Fjesta quae et S. CIL 8, 3365; Glotta IV 100.
Scribonius in Petilius ForPmatus qui et S. CIL 6, 23977; Glotta IV 116.
Septimius in Au{relius) q. et Sep. CIL 3, 10299; Glotta IV 131.
IStaheria in Turellia Secunda sive St. CIL 10, 4382; Glotta IV 128.
Turpilia in Geminia Trophime quae et T. CIL 6, 19011; Glotta IV 122.
XJlpia in OvXttCk ^ xal KwvaravTCa CIL 8. 6938e p. 620; Glotta IV 100.
Valerius in Ti. Claudius qui et M. Valerius Claudianus CIL 14, 816;
Glotta IV 128.
„ in lulius Valer. lul. Vales qui et I. Fanius CIL 3, 14502;
Glotta IV 131.
„ in AvQ. OvaX^Qiog u xcel 'OXvfxniavhg'OXv^nov Bull, de la comm.
arcb. de St. Petersb. 10, 26; Glotta IV 143.
Voconia in Caltilia Epithgmete quae et V. CIL 14, 621; Glotta IV 129.
Vgl. auch Axianus (von Axius) und KsQiXXiavög als Supernomina Glotta
rV 122.
Glotta V, 1/2. 11
162 M. Lambertz
Qec'qiiXog Jrjf.iyiTQiov 6 y.al Magiog aus Mopsuhestia in Kilikien i).
^vQ(7jXia) ^TzdXov r^ yial üvd-iag Tqücfli^iov aus Termessos.
Über die Möglichkeit, daß in diesem Falle Adoption den
zweiten Namen nach sich gezogen hat s. S. 152.
KXavdia r) /.al j£%dg'^) aus Ankyra in Galatien.
Zwei lateinische Gentilnamen sind durch 6 xor/ verknüpft im
Doppelnamen des Ko'ivxog 'AvxccqTjVoq UeTQOjviog o /mI ^^vti6-
viog aus Lystra in Lykaonien; über ihren Gleichklang vgl. man
S. 157. Verwendung eines durch -lavog erweiterten Gentilnamens
als Supernomen liegt in dem oben erwähnten Doppelnamen der
raiavr]-^ll^ii?uavy und in lil. u4vq. ^loviKog dlg 6 xat IIoi-i-
jvrj'iavog aus der korykischen Grotte vor. Aus Syrien kennen
wir einen Fall, wo zwei römische Gentilnamen auf der einen Seite
der Verbindung qui et' stehen, auf der andern gleichfalls ein la-
teinischer Name: Salvius Julius q. et v. Tertius, Jalabert, Me-
langes 190G, 1, 184 Deir el-Qal'a.
c) ein lateinisches Cognomen^):
BaoiXrjirj r "Aal Margiuva und Oik^rtj rj ymI MaTQCova, dazu
IlavXa rj -/.al MazQtova, alle drei aus Nikomedia in Bi-
thynien ; doch kann der Name auch als keltischer Personen-
name aufgefaßt werden*). Auch in Carallia in Isaurien
heißt eine Frau uioXXia MaiQiöva ij /.al 'EX/ilg.
1) Doch kann in beiden Fällen auch eine Ableitung vom kleinasiati-
schen Namensstamme Mar- vorliegen, s. über diesen S. 142^).
2) Keltischer Name wie Decedda, Decheti Holder, Altcelt. Sprach-
schatz I 1247. Außerdem begegnen noch in folgenden Doppelnamen Ga-
latiens keltische Namen :
T. 'PX. 'HhüS<MQog 6 xk\ Züq/uos, Ankyra. Z. gehört zum keltischen
Fabrikantennamen Sarnius auf Stempeln von Töpferware im Khein-
lande CIL 2, 6254, 36; 13, 10001, 285 f.; Holder a. a. 0. 1368 f.
AvQ. zlioy^vrjs 6 xe /tofiviCwv, Pessinus. /l. gehört zu den vielen galli-
schen Personennamen, die mit Domno-, Dubno-, Dumno- zusammen-
gesetzt sind, 8. Holder, a. a. 0. 1303. 1357. 1368.
nXÜTwv 6 xal Kctloxoxig, Ankyra. Ich möchte K. in die beiden kelti-
schen Namensstämme Calo- (Holder I 704) und Cocus (Holder I 1059)
zerlegen.
GeöSwQog 6 Zovßkog, Tavium. In anderen keltischen Gegenden findet
sich der Namensstamm Suhl-. Subilus in Neuss CIL 13, 10010, 1848;
Subloanus in Laibach 3, 3855; Holder II 1651.
3) Vgl. Glotta IV 116. 121. 128. 132. Zur Verbindung zweier latei-
nischer Namen 100. 101. 115. 128. 131 f.
4) Vgl. Glotta IV 93 Licinia Magna quae Matrona aus Arelate CIL
12, 684. Holder II 469 ff.
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Keiche 163
Ein Hinweis auf die Herkunft des Namensträgers oder ein
Spitzname wegen Affektierung römischen Wesens liegt vielleicht
in den lateinischen Supernomia folgender Personen vor:
^vgrikia Bgaioriig rj /.al '^Piof.iava aus Hierapolis in Phrygien.
IlQoviXog 6 yial ^iTaXixog aus Kotyaion in Phrygien, Le Bas-
Wad dington V 817.
Tl. Kl. Killiq^) T} xtti KaTtsTtoXelva aus Termessos in Pisi-
dieu, drittes Jahrh. n. Chr., R. Heberdey und W. Wilberg,
Grabbauten usw., Jahresh. d. oest. arch. Inst. 3 (1900)
19G.
01. Eiytj rj Aal KaTcetioXlva aus Kaisareia in Kappadokien.
Zijvocpocvrig 6 '/,al ^Ptof.itlog aus der korykischen Grotte in Ki-
likien.
Andere Spitznamen gleichende lateinische Supernomina be-
gegnen bei:
^AyiilXevg b /.al Ma^t/.ing aus Nikomedia in Bithynien.
Ma^iixa 7j y.al '^HötovTJ aus Kios.
Ma^ifxa ri y.al ^^{.laCovig aus Sebastopol im Pontus.
^lovXiog ^TtXtvdLÖog o vmI ITeldygig^) ans Mersivsin im Pontus.
r. ^lovXiog . . . Niyeg 6 /.al OiXfQwg^) aus Knidos.
KvLVTog BaleQL\og\ '^Povcpog 6 /.al [(DiXi\7i7cog aus Prusa in
Bithynien.
.AiQ. XQrjOTiav^ '^PovcpEiva r} /al EXfxsqig aus Prusias a. Hypius.
JovXa^) ri y.al '^Povq^lva aus Attaleia in Pamphylien.
Jofxva Tj '/al '^Povq^elva aus Isaura in Isaurien^).
Von Zahlwörtern abgeleitete Cognomina treffen wir auch als
Signa:
Salvius lulius q(ui) et v(ocatur) Tertius Jalabert, Melanges
1906, 1, 184 Deir el-Qal'a in Mittelsyrien.
MaraqdvTqg ^OqIqov 6 /s KoQTlvo[g] aus Nela in Batanea, Le
Bas VI 2228 a. Er heißt also Mataranes qui et Quartinus,
Sohn des Oreres. In Mataranes steckt als zweiter Bestand-
teil der gewöhnliche syrische Name ^\Qavrjg, für den sich
auch (s. Publ. Princet. Univ. III A 2, 61 S. 61) die Form
1) Über den Kleinasiatischen Namensstamm Kikl- und seine Ablei-
tungen vgl. Kretschmer, Einl. 368.
2) Zu diesem Spitznamen s. S. 159.
3) Vgl. die Supernomina aus Spitznamen S. 138.
4) Über Kleinasiatische Namen vom Stamme /lovX- s. S. 146.
5) Supernomina aus Spitznamen in Ägypten S. 110 ff. ; in den West-
provinzen S. 116"^); in Syrien und Kleinasien S. 133 ff.
11*
164 ^I- Larubertz
HQdvt]g fiudet (vgl. HqcÜöi^q 6 y.al ^iQccvfjg, Gleichklang
der Stämme S. 155).
M. ^^vTOJv[i]og Jgoaog o [-Kai] 2exovvdelvo[g] aus Ephesos,
Inscr. of the Brit. Mus. DCIa.
^vQrjXia ^AQ^moxa iq xal Tegzia aus Pogla in Pisidien.
^'A'kßa r 'f-ccl TagtvXXa aus Termessos^).
Außerdem begegnen uns noch folgende in alphabetischer Ord-
nung aufgeführte lateinische Cognomina als Supernomina:
Agrippa in MaXr^g 6 ytal ^^ygircTtag ^lagaiov xov '^Paalov
yQa/xf.iaTevg, 130 n. Chr., aus Nordsyrien, Le Bas VI 2585.
Äntoninus in Kevöeag o xal ^^vTtovslvog, Termessos.
Commodus in ^s^vcoraoig^) 6 y.al Kof-iodog Termessos.
Cornutus in Ev^iqXog 6 ~/mI KoQvovvog, Termessos.
Domna in Pfj tj xal Jo^va MoXeovg, ebendaher.
„ in Jofxva tj y.al '^Povcpelva, aus Isaura in Isaurien.
Festus in TrjXsq^og 6 /.al Oalatog, ebendaher.
Galba in [r]äXßag 6 xa[t] roXccvr^g ^AßdäXyov aus dem süd-
lichen Haurangebirge in Südsyrien, Enno Littmann, Publ.
of the Princet. Univ. III A 2.
Laenas in Ko'ivvog ^aivag 6 y.al ylvoi^axog aus Bryllion in
Bithynien.
Longilla in .AlXia yiiY.Lvvia AovylXXiq r^ xal ^AQaaöig'^) aus
Pisidien, Cagnat, Inscr. Gr. ad res Rom. pert. 3, 500.
Marcellus in MagAog ^Avviog MccQ/.sXXog 6 y.al BevocpiXog
aus Anabura in Pisidien.
Paula in TlavXa jy xat MazQiTva in Nikomedia in Bithynien.
Polla in TLöjXXa tj v.al ^Ivvöa^) aus Isaura in Isaurien.
1) Vgl. Glotta IV 132. 139 und 141 f.: Zexovvdog 6 xal Züaiuog IG
3, 1231; BofiarjVg ... 97 xal Z^xovvöa IG 12^ 446; /1ofii\ria Za]xoiJvStt
\a xaXt6\fj,h'a Nsixnatg IG 12"^ 110; Cornelia Longa quae et Secundilla CIL
3, 7347; Tagini[a] Quarta quae et Polla CIL 3, 656; 'läaujv 6 xal /l^xfiog
IG 3, 1445.
2) Zum Suffix -aaig vgl. Kretschmer, Einleitung 314 ff.
3) 'AQoaalg findet sich außerdem als Bestandteil von Doppelnamen in:
nXarwvlg rj xal 'A. Le Bas-Wadd. V 1299 aus Aperlai in Lykien und in ^A.
7] xal 'An(fao(ö aus Myra in Lykien (s. S. 142). Das Kompositum 'EnidaQ-
aaaCg in Benndorf-Niemann, Keisen i. südw. Kleinasien 2, 69: !£. t] xal ^EX^vr]
'EnaffQo^tlTov MvQCg. Vom selben Stamme sind 'AQaaXöyog und "AQOag ge-
bildet, s. S. 142. 148.
4) Die Namen mit dem Element -6a sind in Isaurien sehr beliebt.
Außer unserem stoßen wir in den isaurischen Inschriften: auf ^AQafxöag,
/4oyafiöag, Ziaafxöag, Oiia^afiöag (auch kilikisch), Baßöag, Aalöag, AaXöa,
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Reiche 165
Proclus in TlQO/.Xog 6 xal Mdan\og\ Faddov Kavad-rivög ßov-
levTr^g Le Bas VI 2216 aus Nela in Batanea.
,, in riQOKlog i /.al^ItaXiyicg aus Kotyaion in Phrygien,
Le Bas V 817.
Pro da in lovkia NeiytoXcag tj nal TTgo/iXa aus Elaiussa in
Kilikien.
Regellus in ^Oaa^g Mijviöog ^Oöael Ovaddgov b yis '^Pijyellog
aus Ormele in Pisidien (s. auch S. 151).
Seneca in ^rcolXtovLog Mevotriov ^^Q{Ta/Aiüvog) o Aal ^evEAcig
Termessos.
Severus in ^EviJQog b xal [. . .] aus Nikomedia in Bithynien.
Violentilla in Klavdia BioXevziXlrj NavvfjXLg aus Termessos.
B) In folgenden Doppelnamen Kleinasiens und Syriens ist ein
griechischer Name mit einem einheimischen durch o /.ai
verknüpft oder es bilden zwei einheimische einen Doppelnamen,
ohne daß ein anderer Grund als die herrschende Mode für die
Annahme eines zweiten Namens geltend gemacht werden könnte:
a) Belege aus Syrien:
^ßaßaL\yi\ tj xal ^ofiaidd^ri ^vd^ov aus Zorava in der Tra-
chonitis, Le Bas VI 2495 1).
Iov{Xiog) ^iQ^?uog ^AvxiuaxQog b y.al ^viXacp(.6vag ^^aiXdfÄeo
Tov Ztjvoßlov aus Nordsyrien, 232/3 n. Chr., Le Bas VI 2571 b ^).
^VQ. ^AXi^avÖQog o yial^'^vaiog ^EßQr/.avov, ßovXsvTrjg Bogtqi]-
vog aus Bostra, Le Bas VI 2302.
AgiGviag, ojl aXXo ovo^ia ^gövßriX Tei'og, ein Manu syrischer
Abkunft aus Teos aus dem ersten Jahrhundert vor Chr.,
Babylon, Clio 9, 362.
Qal/^iog [b] za[t] Zdßßag aus Saccaea in Batanea, Le Bas
VI 21423).
QdfxaQ Tj xs ''0[q]d-idg aus Chababa, Arabien, christl. Zeit, W.
Kubitschek, Geographika, Jahresh. d. oest. arch. Instit.,
Beiblatt 6, 17'^).
royyöu, Navöag, Navöa, 'AvCanöctg, BaXßiöng, Mi/niQoag, NaXuyXöag, ITovköag,
Ziv^öag, TrjCo'mg. — Vom Stamme ^Ivv~ sind mehrere isaurische Namen ab-
geleitet, so "Ivva (fem.) in 'Avq."I. KdoTOQog, "I. Bar^ou, "I. Ta^äacog; 'Ivv^ag
in Oiifiod^tog 'Ivvfov; "Ivvovg in ^'ivvovg 'lovgciacog und ^Ivg« in Nuvvüg" Ivqu.
Ij Zu "AßaßaCt] gehört "Aßaßovg, vgl. S. 134*).
2) Zu 'Alacfüjvug vgl. 'AXäipO- S. 134.
3) Zu (äaiuog vgl. S. 155; zu Zdßßag S. 154.
4) Wetzstein, Abb. Berl. Akad. 1863, 353 erklärt GdfXKQ als die
,, Schlanke". Vielleicht liegt in 'O^d^uig eine Übersetzung des Namens vor.
166 M. Lambertz
^AXi^avÖQog o xal ^ladijg xov Ovaßalldd^ov aus Nordsyrien,
179 n. Chr., Le Bas VI 2592 1).
GeodcüQog o /.al ^l(xv.o)ßog ^ageq^i^rjvog aus Mittelsyrien, Cler-
mont-Ganneau, Recueil d'archeologie Orientale II (1898) 250.
Mdvvog b xat Metc(ßß(iva[g] aus Palmyra, Le Bas VI 2584^).
Mc%eif.iog c xal'Axy.dXeLaog xov MaXtx^v aus Palmyra, Le
Bas VI 2614; 83 n. Chr. 3).
Oal%og 6 nai TeLfxod-sog aus Nela in Batanea, Le Bas VI 2216.
^Ad^Tjdyiaßog 6 i7tr/.aXovfXEvog N[EßdßaXog] aus Palmyra, Le
Bas VI 2620; 218 n. Chr.
^uivxioxog 6 /.al 2d(.ied-og aus Nela in Batanea, Le Bas VI 2216;
er ist der dritte der vornehmen aus Kanatha stammenden
Brüder, von denen jeder einen syrischen und einen griechi-
schen, bzw. römischen Namen führt, nämlich TlQOKXog b /.al
MdoTtog (s. S. 165). 'OaTxog o /al Tei^od^eog (s. oben) und
unser ^A. b y.al 2., dessen griechischer Name für einen
Syrer sehr passend ist*).
rdiog^IovXiog (Daßia ^af.iaiyiQa/.iog o y.al ^si[X]ag aus Emesa
in Nordsyrien, 78 vor Chr., Le Bas VI 2567 ^).
b) aus Kleinasien:
^VQ. ^XvyoXig b xal ^Hgöig aus Dalisandos in Kilikien^).
1) Vom selben Stamme begegnet 'laäSaTog
2) Zum Namen Mdvvog vgl. Publ. of tbe Princeton Univ. III B 2, 67
nr. 966 (Prentice): Mävog aus Odjeh in Nordsyrien. Zu Mf^nßßävog vgl.
Mezah/mä aus Palmyra in der Epheraeris f. semitische Epigraph ik 3, 3, 133.
Bei Zonaras ann. 12, 23 heißt ein Priester MtCdßavog.
3) MöxH^og ist ein gewöhulicher Name, z. B. Ephem. f. sem. Epigr.
3, 3, 134 Muqnnu, Sohn des Nurbel, Sohnes des Muqitnu.
4) Zä^eS^og ist arabisch Shämit und wird von Prentice (Publ. Princet.
Univ. III A 2, 58, 60) als Ableitung vom Verbum shamata gedeutet, das
den Sinn hat von ^to say: God bless you!'
5) Der erste Bestandteil von Za^auyiQafxog ist senies, Sonne. ZtCXag
begegnet z. B. auch Acta apost. 16, 37. Dieselbe Persönlichkeit heißt Nov.
test. I Thess. 1 und II Thess. 1 Zt-lovavög (vgl. Deißmann, Bibelstudien 184).
Vgl. auch E. Kaiinka, Inschriften aus Syrien, Jahresh. d. oest. archaeol.
Inst. 3 (1900) Beiblatt 30.
6) Zu Atvyohg vgl. Kretschmer, Einleitung 326. Eine andere Form ist
Aivyölug, orthographische Variante 'EvyoXrjg. Mit demselben Suffixe ist
riaXig gebildet, das in einem Doppelnamen aus der korykischen Grotte vor-
kommt: TsvxQog Zr\vo(fttVovg 6 xai rCakig. Ebenso hat J^orrTraAo? /«-Suffix:
.dioyivrig 6 xal Könna log" Anna, auch aus der korykischen Grotte. —
'JlgSig, ein gewöhnlicher Name, findet sich noch zweimal in kilikischen
Doppelnamen: ^Iri(Sa>Qog 6 xal'lQ^ig KQiaafiöov aus Dalisandos und 'lat-
Saj^og 6 xal'I^Sig nctQianov ebendaher.
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Eeiche 167
^VQ. '^EQ{f.ialog)^) TlQioxoTtaiov 6 /.ai ^artgiovag^) aus Ter-
messos.
Koviov^) Kevöeov 6 /.al 2vQijvag^), Termessos.
^VQTikia Md(.iaoxiq^) rj y.al ^Agzi (.leig^) '^EQ{(.iaiov) Tqov.6v-
dov, Termessos.
1) Daß die Häufigkeit der scheinbar vom Namen des Gottes 'EQf^rjs
abgeleiteten Personennamen in Lykien und Pisidien ihren Grund in den
ähnlich klingenden kleinasiatischen Namen hat, denen das Element 'Eoucc-,
'EQjuav-, 'EQfiiv- präfigiert ist und welche man in den griechischen wieder-
zuhören glaubte, hat Kretschmer, Einleitung 361, dargetan. 'EQfA.aZog
findet sich in unseren pisidischen Inschriften allein 223 mal. In Doppel-
namen kommt es außer in unserem Falle noch vor in 'EounJog 6 xal zlov-
XCüJV aus Term.; F Avq. 'E. 6 xe /triuno^og, Pogla; M. Avq. 'Eq. 6 xai ©fo-
SwQog Term.; ['£()],u«[r]o? 6 xnl ^^toCofifvog ebendaher; über M Avq 'OvrjaC-
(fOQog 6 xai 'E. aus Term. wurde schon S. 154 gesprochen; das Femininum
begegnet in dem Doppelnamen der KXnvöia 'Eouctlg rj xai IJaaayci&T] aus
Termessos. — 'Eoutavög begegnet in dem Doppelnamen des Avq 'E. ^Av-
Tbrviavög aus Pogla, s. S. 150; 'EQfxoysvrjg in dem des Lykiers 'E. 6 xai
N€ixojurj6r)g, Benndorf-Niemaun, Reisen im südwestl. Kleinasien, 1, 80; 'Eq-
/iioysviavog im Namen des Avq. E. "OnXcov aus Karabaulo in Pisidien.
Andere Bildungen von demselben Stamme, die sich zufällig nicht in Doppel-
namen belegen lassen, sind 'EQjue'övfxvog aus Dalaman, 'EQfxöXaog, ^EQfioXswv,
'EQfxoXvTrjg, ^EQjuiXag, 'Eq/uiÖvt], 'Eofio^svrig, ^EQ/uÖTftuog, ^EQ/x6(favTog, 'Eojj^öifiXog,
^EQfxwva'i, "Eqiuojv, die alle in Pisidien ond Lykien gewöhnlich sind (vgl. zu
den theophoren Namen mit 'Eq/.i~ auch E. Sittig, de Graecorum nominibus
theophoris S. 114ff.). — Auch 'EQ/urjg selbst begegnet zweimal in Doppel-
namen: 'EQfj,rjg 6 xai Zwai/uog 'Equov, Benndorf-Niemann, Eeisen 1, 52 und
[^üp.] [ZjuiTtxbg 6 xai 'Eouiig rX[vx(i)v~\og aus Ganzaina in Pisidien. (Auch
das in dem zuletzt erwähnten Doppelnamen an erster Stelle stehende
ZwTixog ist übrigens in Pisidien beliebt; ob ein ähnlich klingender klein-
asiatischer Name dahinter steckt, läßt sich nicht sagen. Noch einmal ist
es Teil eines Doppelnamens in 'AQTs'fKuv 6 xai Zunixög aus Termessos.)
2) Sein Sohn heißt 'EQiiaiog ZauQwva. Wir kennen einen Personen-
namen ZänQdiv aus Termessos: Avq. ZwTixbg 2!ä7iQ(j)vog und Avq. ^üttqwv
yloTf'fiojvog.
3) Das Femininum steht im Doppelnamen der "0« y' r] x«i Koviovig
aus Termessos; der Name "0« begegnet noch in dem termessischen Doppel-
namen der "Oa rj xai KvQiXXa Moa/ov, überdies findet er sieh secb zehnmal
in Pisidien.
4) Weiterbildung zu ZvQog mit demselben Suffix, das in ylaxaivag,
KoQxaivag vorliegt.
5) Weiterbildung eines Lallnamens mit Suffix -aar, vgl. lio^äara, 'Eq-
fiäara, 'AyÖQaarog, 'AyoQäarr], 'AXuarivg, ylonad'aarog, "AÖQaaiog. In Termessos
existiert im zweiten Jahrhundert n. Chr. (Lanckoronski, Städte Pamphyliens
und Pisidiens II 148) eine Mü^aang Mafiordaiog ß' MoraaovQytog und
168 M. Lambertz
^vQ. Moag MiqXag aus Termessos, s. S. 149.
Ov TVQaf-ioioig 6 y.al Mo vi ig aus Derbe in Lykaonien *).
Tgoytovöag o /mI KoQy.aivag aus Termessos 2).
TgoY-ovöag e7ri?-ey6f.ievog KovöUov Qoavviavog aus Termessos,
sein Freigelassener heißt '^EQf.ialog.
TgoY-ovöag 6 Y,ai'L4QLvS-og aus Termessos ä).
eine Mäfiaans MafxioT äaiog rglg Moraaovgyios, so daß der Stammbaum
der Familie folgender war:
/M amotasis — Mamastis.
M 0 1 a surgis — Ma motasis — Mamotasis/ (Sohn)
^Mamastis.
(Tochter)
Noch einmal treffen wir Mäfiaarig in dem Doppeluaraen der Termessenerin
r^g Tfjg xal Ma/ii('c[aTi]6 og.
6) s. S. 156^).
1) Zu OvTiQafiovaig u. ä. vgl. Kretscbmer, Einleitung 333. Zu Movlig
vom Stamme Mol- eben dort 360 f.
2) Zu KoQxuCvng vgl. S. 136"); der Name TQoxöväag findet sich noch als
Teil eines Doppelnamens in T{)oy.6v(iag 6 y.al Zxiila'i aus Termessos und
TqoxövSag Mäaavrog o xal zfiorec/Liog ebendort, ferner in M. Avq. NavrjQtavbg
TQoxövdug aus Ariassos in Pisidien. Zu den mit dem Element -vd- ge-
bildeten kleinasiatischen Namen [KtvSsag 27 mal, T^oxävSag 113 mal, Köö-
vovvSig, 2ivdaiafj.cig, ZCvdf^ikig, ^avSu, TovkCavSog, MöqaavSig, vgl. dazu
Kretschmer, Einleitung 293 ff. und 362) gehört auch MoQaüvöa, das in dem
termessenischen Doppelnamen Avq. N(ixr](fogiavr] AloQoävSu ?) xal nXarun'lg
begegnet.
3) Im zweiten Namen liegt wohl der Stamm ^Aoig vor, wie in (s.
Kretschmer, Einleitung 368) "^pt?,".^pfo?, ""AqCwv, TaQxvngig, Tsälagig, viel-
leicht auch in 'AQvtvg Tv6ecog, TgaiiXog ^Aqviog aus Kwfxt] Moktqswv in Pi-
sidien (vgl. zu letzterem Namen auch Eamsay, Phryg. S. 338, n. 186). —
Hier seien noch einige Fälle von kleinasiatischen Doppelnamen ange-
reiht, die in keiner Gruppe unterzubringen sind:
'A&T}vcti'g ZniTov ri xal Bä^scg aus Komana in Kappadokien.
BCkXog 6 xal ZvviySrifxog aus Kelenderis in Kilikien. Von demselben
Stamme begegnen in Dalisandos BClhg und BÜ.Xiog, z. B. ein "IgScg
Blkhog.
KaXkiyovog 6 xal Kanutog aus Kannideli in Kilikien. Zum zweiten
Namen sind die kilikischen Namen A^aiog, 'AgyaTog (Berg- und Gottes-
name, dann auch Menschenname), Eiäaiog, Koalog, MuQaTog, Miagaiog
(semitischer Name ? = ^Ägypter' ?), Mtargatog.
AXf^uvägog 6 xal MoXvßrig aus Selinunt in Kilikien, mit echt klein-
asiatischem Namen an zweiter Stelle, der wie die kilikischen Namen
^Aßrißag, ^AgC^ßiog, Kü.aßog, KoXaßäang, KoXaßi^g, AovSQißtfxig, 'Povßeig,
Kßtrig, 'Pojvdßirjg, Zovgßig, TßCog, TaQvfxßcog mit io-Suffix gebildet ist.
JliXXäx^oog . .] oQ/uäXiog 6 xal Zrjvöi^orog aus Termessos. Zu dem echt
pisidischen Namen IT. vgl. Kretschmer, Einleitung 368.
Zur Ausbreitung des Supernomen oder Signum im römischen Keiche 169
Das Ergebnis unserer Untersuchung können wir in fol-
genden Sätzen zusammenfassen. Die Entstehung der grie-
chisch-römischen Sitte der Doppelnamen liegt in uraltem
ägyptischem Brauche begründet^). Nach Entstehung der
hellenistischen Reiche tritt zunächst in Ägypten als neues
Motiv, das die bereits bestehende Sitte stark fördert, das Be-
streben der Einheimischen hinzu, sich der sie beherrschenden
Nation auch im Namen zu assimilieren 2). Dieses Bestreben ist
auch die Ursache, weshalb sich diese Art der Namengebung in
den anderen zweisprachigen hellenistischen Ländern gleichfalls als
praktisch erweist und ausbreitet. Am frühesten wird der Brauch
in Syrien heimisch^), dann in Kleinasien^). Vom Osten ver-
breitet sich die, mit zunehmender Beliebtheit in vielen Fällen ihrer
ursprünglichen Bedeutung entkleidete und zur bloßen Mode ge-
wordene Sitte zu Beginn der Kaiserzeit auch über Rom, Griechen-
land und die Westprovinzen des Römerreichs^). Dort fällt
ihr vom zweiten Jahrhundert nach Chr. an vielfach die neue
Rolle zu, den oft zahlreichen offiziellen Bestandteilen des Namens
einer Person den Individual- oder Rufnamen isoliert gegenüber-
zustellen ß). Der Brauch läßt sich im Westen solange verfolgen,
wie unsere Inschriften reichen ; er läßt sich noch aus nachgotischer
Zeit belegen '). Auch der Osten liefert in Inschriften und Papyris
Beispiele noch aus dem sechsten und siebenten Jahrhundert*); in
den byzantinischen Historikern und Chronisten lassen sich die
JTwaQig MovTtivov 6 xal UaTQÖifiXog aus Dalisandos in Kilikien. IIwaQK;
ist mit »'-Suffix (s. Kretschmer, Einleitung 328) gebildet, wie die
kilikischen Namen ".-/(pKp«, 'AQovaQaq, /lovxfQig, jQovfxaQig, KivsTKVQog,
MavdovßiQog, MCxvQog, MovyCkctQtg, Movywfjfoig, AIwyyi^Qig, N^vuQtg,
"OccQig, ^OßQKovyfoig, "OrrctQig, 'PovQsng, 'PwCQVfjegtg, 'PatvCQvfAfQcg, Z^kqi,-
Si^Qug, 2^xiovQag, 2^ovfiävr]Qig, TrjSiwva^ig, Töxqig, Tfvx^og.
2lXXrig Nriaiog 6 xul KXeovfixog aus Dalisandos in Kilikien; der kilikische
Name ist mit /o-Suffix (s. Kretschmer, a. a. 0. 326) gebildet wie
AlvyoXig, ^A^aQßöXXug, FCaXig, OäXXeXig, "fßr]Xtg, ^'JXXog, ^laxoi^QaXrjg, Kon-
naXog, KovaXig, AiaXig, AoioXog, MovyCXnQig, MoräXrjg, "OXXig, ^O'^öXXag,
2^ovXXig, TovxoXfig, ITiaXog.
1) 8. S. 101 ff. 2) s. S. 102. 106 ff.
3) s. S. 131 (Fälle aus dem vierten Jahrhundert vor Chr.); 132 (aus
dem dritten Jahrb.).
4) s. S. 143. 144. 154. 158. 5) Glotta IV 93 ff.
6) Vgl. S. 102 f.
7) s. Glotta IV 114. 124.
5) s. S. 110. 112. 127. 129.
170 -^^^- Buturas
Doppelnamen sogar bis ins zehnte Jahrhundert weiter verfolgen ^).
Zu dieser Zeit entwickeln sich aus den Supernomina und Signa
schon die Familiennamen.
Wien M. Lambertz
Über den irrationalen Nasal im Griecliischen
I. Vorbemerkungen.
Psichari hat vor einigen Jahren in einer kurzen Abhandlung 2)
Andeutungen über verschiedene sporadische Erscheinungen des Neu-
griechischen gemacht, die gut bezeugt, aber schwer zu erklären
sind. Gerade sie sind nach meiner Meinung von der größten Be-
deutung für die neugriechische Sprachforschung. Ich habe aus
vielen Gründen die feste Überzeugung gewonnen, daß hier ältere
Schichten lautlicher Erscheinungen zutage treten, die jetzt ent-
weder nur sporadisch vorhanden oder noch unerforscht sind. Ich
glaube, daß die Zeit nicht mehr fern ist, wo die Frage nach den
dialektischen Besonderheiten der Koine gut beantwortet und auch
die Frage nach der Infiltration verschiedener dialektischer Elemente
aus ihr in die neugriechischen Idiome und die neugriechische
Koine gelöst werden wird. In einer Abhandlung über den Laut ro
im Griechischen werde ich demnächst diese wichtige Frage ein-
gehend behandeln. Z. B. bezeugen allgemeingriechische Wörter,
die TO statt z haben, das Vorhandensein dialektischer Elemente in
der neugriechischen Koine. Die an vielen Orten bemerkbare Wand-
lung des A zu TG vor e und i und dann umgekehrt später die
sporadische Wandlung dieses ra wieder zu x ist ein Beispiel der
gegensätzlichen Tendenz lautlicher Erscheinungen. Die an manchen
Orten wahrnehmbare Entwickelung eines intervokalischen y, im
Gegensatz zu der Tatsache, daß anderwärts die Tendenz seiner Aus-
stoßung hervortritt, zeigt, daß wir verschiedene Gebiete lautlicher
Erscheinungen zu unterscheiden haben. Ähnlich erscheint trotz
der Tendenz der neugriechischen Koine, vor labialen und den-
talen Spiranten den Nasal auszustoßen, an manchen Orten die ent-
gegengesetzte Tendenz der Entwickelung eines irrationalen Nasals.
1) Vgl. Heinrich Moritz, Zunamen bei den byzantinischen Historikern
und Chronisten, Landshut 1896/97.
2) Observations phonetiques sur quelques ishenomenes neogrecques,
Mem. SOG. linguist. VI, 1.
über den irrationalen Nasal im Griechischen 171
Schon seit langer Zeit habe ich diesen sporadischen Erschei-
nungen Beachtung geschenkt. Während ich dann das Archiv des
Neugriechischen Lexikons vorbereitete, habe ich gelegentlich für
die beiden wichtigsten Erscheinungen Notizen gesammelt, nämlich
erstens für die bereits publizierte Erscheinung von u — P) und
zweitens für die Entstehung und Verbreitung des Lautes tu. Für
viele andere habe ich die Erforschung des Materials bis zur Fertig-
stellung des Archivs verschoben; mangelhaft sind meine Notizen
auch über den irrationalen Nasal. An ihrer Vervollständigung
wurde ich leider verhindert, da mir die Benutzung des Archivs bis
auf weiteres durch Prof. Hatzidakis verwehrt ist. Daher konnte
ich von der zu behandelnden Erscheinung auf Grund meines un-
vollständic^en Materials hier nur eine Skizze entwerfen, die später
von jemand vervollständigt werden kann, dem die Benutzung des
Archivs möglich ist.
Wenn der Sprachschatz der neugriechischen Dialekte einmal
gesammelt ist, wird gewiß eine neue Periode in der Erforschung
der Geschichte der griechischen Sprache beginnen. Nur wenige
der heute allgemein anerkannten Gesetze, die sich aus der Be-
schränkung der Forschung auf die neugriechische Koine ergeben,
dürften sicher sein.
Dadurch soll die bisherige Forschung nicht herabgesetzt noch
die künftige überschätzt werden. Die Erweiterung der Forschung
enthält Gefahren, die Hatzidakis' strenge Kritik '^) meiner Abhand-
lung über u — i gewissermaßen 3) rechtfertigen. Von dem bisherigen
Standpunkt der neugriechischen Forschung betrachtet erscheint
mein Resultat fraglich. Trotzdem bin ich überzeugt, daß es sicher
ist, wie auch die mir fortwährend mitgeteilten Details dieser Er-
scheinung zeigen; ich gedenke nächstens auf die Sache zurückzu-
kommen.
Wer die Aussprache besonders der pontischen und kappado-
kischen Idiome gehört hat, bemerkt eine eigenartige Artikulation
der Vokale. Gerade wie sich auf manchen Inseln des Ägäischen
Meeres eine Vernachlässigung der Artikulation bemerkbar macht,
die den Ausfall der Konsonanten verursacht, tritt dort eine Ver-
nachlässigung in der Artikulation der Vokale hervor, die in der
1) i/. MnovTOVQU, 'PcüVTjTixu xal oox^oygc((pixi( r^g NioiXXriviy.fig. 'Er
"Ad-rivaig 1911.
2) l4&rivä, XXIV 47.
3) Nur gewissermaßen, da diese Kritik größtenteils wissenschaftlich
unberechtigt war.
172 -^t^- Buturas
Folge den nordgriechischen Dialekten und sporadisch auch den
südgriechischen zukam. Immer mehr komme ich zu dem Schluß,
daß seit der zweiten nachklassischen Periode und während der
früheren byzantinischen Kleinasien der Ausgangspunkt der Er-
scheinungen war, auf denen die Spaltung der Koine in die neu-
griechischen Dialekte beruht. Die Geschlossenheit der Vokale und
der irrationale Nasal sind vielleicht als solche dialektische Haupt-
eigentümlichkeiten zu betrachten.
II. Allgemeines.
Die Erscheinung des irrationalen Nasals ist in der Geschichte
der griechischen Sprache ziemlich alt. Schon Meisterhans i) zitiert
2r^Xv/.ißQLav6g; die größere Masse der Beispiele aber fällt in die
nachklassische Periode. Die Erscheinung hat die Beachtung der
Forscher gefunden, die sie entweder nur erwähnen oder eine Erklä-
rung versuchen. G. Meyer 'ä), der über das W ort Samstag gehandelt
hat, suchte die Anaptyxis eines solchen Nasals bei ßß nachzuweisen
und sprach die Vermutung aus, daß er in den Handschriften der
alten Schriftsteller bei ßß vielleicht aus orientalischen Abschriften
herrührt oder auf semitischen Einfluß zurückzuführen ist; derselbe
zitiert mehrere Beispiele in seiner Griechischen Grammatik. Dann
hat W. Schulze 8) über die Beispiele von liquxp- usw. gehandelt,
die in der nachklassischen Periode weit verbreitet waren, wie auch
ihre Übernahme in die romanischen Sprachen zeigt; vgl. auch
W. Schulze KZ. 33, 366. Reinhold ^) zitiert ebenfalls Beispiele
der Wurzel Xrjf.tip- sowie andere, ohne jedoch eine Erklärung zu
versuchen; Beispiele von Xrjixip- und von evEy/,- im Aorist und
Perfekt s. auch bei Crönert Mem. graec. Hercul. S. 71. A. Thumb^)
bringt Beispiele aus den griechischen Lehnwörtern im Armenischen
bei mit der zweifelhaften V^ermutung, daß die Frage vielleicht in
Beziehung steht zu dem Wechsel von Media und Tenuis bei den
Fremden sowie in den südöstlichen neugriechischen Idiomen. M.
Vasmer^) zitiert Beispiele aus den griechischen Lehnwörtern im
Altslavischen und Russischen; ergänzende Beispiele auch bei Meister
Beiträge zur Lautlehre der LXX im Tätigkeitsbericht des Vereins
klass. Phil, an der Univ. Wien 1909. Neuere Beispiele aus dem Pon-
1) Gramm, d. att. Inschr. S. 86.
2) I. F. 4, 1. 326. 3) Orthographica, Marburg 1904.
4) De graec. patr. Apostol. 47.
5) Byz. Zeitschr. 9, 388.
6) Grekoslavjauskie etjudy II. 1907. III. 1909.
über den irrationalen Nasal im Griechischen 173
tischen bei Ökonomides Lautlehre des Pontischen S. 70, aus den
Papyri bei Mayser Gramm, der Ptolem. Papyri. Eine Erklärung
haben K. Dieterich i), A. Thumb^), P. Kretschmer^) und M.
Triantaphyllidis *) versucht. Dieterich weist auf die Beliebtheit
des Nasals bei den Orientalen hin, indem er Beispiele griechischer
Lehnwörter im Armenischen aus Brockelman anführt, und deutet
die Möglichkeit an, daß in manchen Fällen die Nachbarschaft
eines anderen Nasals die Entwickelung verursacht hat; was Diete-
rich über die Konsonanten sagt, vor denen der Nasal entwickelt
wird, ist nur teilweise richtig. Thumb, der das analogisch ent-
standene Material aussondert und bemerkt, daß die Erscheinung
besonders in Ägypten zu beobachten ist, stellt hauptsächlich drei
Erklärungen auf, die m. E. nicht alle Fälle umfassen. Er nimmt
erstens an, daß die Erscheinung die Umkehrung der häufig zu be-
obachtenden Auslassung des Nasals ist (vgl. z. B. ^Oh'jzt^, aid^sn-
nov usw.), und schreibt sie der Verwirrung der Kopten zu. Zweitens
glaubt er, daß sie eine graphische Darstellung der fremden Mediae
b g d ist. Drittens erblickt er in ihr eine richtigere phonetische
Wiedergabe derselben Mediae seitens der Fremden. Kretschmer
endlich stellt die wahrscheinliche, aber einseitige Annahme einer
Lautsubstitution durch Nasal + Konsonanz für Doppelkonsonanz
auf. Triantaphyllidis hat neulich die Sache ausführlicher behandelt.
Er weist auf einen andern Fall der inversen Schreibung hin und
hat kürzlich auch die richtige Vermutung, daß es sich nämlich
um eine spontane Entwickelung handele, ausgesprochen. Dieser
Fall ist m. E. der wichtigste. Seine Bestätigung ist das Haupt-
ergebnis dieser Abhandlung.
Was das Neugriechische betrifft, so glaube ich vor allem diese
Erscheinung von der Anaptyxis des euphonischen Nasals zwischen
Vokalen unterscheiden zu müssen, was Krumbacher in seiner Unter-
suchung der ähnlichen Erscheinung der Entwickelung der irratio-
nalen Spirans y nicht getan hat. Wenn Crönert unbestimmt sagt,
daß die Byzantiner diesen Nasal liebten, so bestätigt das auch
Du Gange ^). Für das Neugriechische haben wir verschiedene all-
1) Untersuchungen 92. 281.
2) Griech. Sprache 136. 3) Lesb. Dial. 470.
4) Lehnwörter 45.
5) Gloss. med. et inf. graec. s. v. y.ivSQog: 'ita r interponere vocibus
Graeculos non semel hie observamus' (vgl. auch Triantaphyllidis). Als Ku-
riosität, die den Zustand der damaligen Forschung kennzeichnet, führe ich
das auf andere Weise zu erklärende Beispiel bei Kneöw an, der, die ahn-
174 •^^^- Buturas
gemeine Zeugnisse, erstens das unbestimmt gehaltene von Korais i).
Ein wichtiges, obschon dunkles Zeugnis habe ich in den unedirten
Sammlungen des ^ilXoyog KcovaTavTivovTtoleiog gefunden, daß
nämlich ' ev Olvoi] tj TtQooujdia elvai tQQLvog^. Drittens be-
steht die Tatsache, daß im Hellespont dieser Nasal vor ^ sehr oft
entwickelt ist. Viertens ist die Entstehung eines Nasals, wenngleich
hier ihre Ausdehnung nicht feststeht, für Patmos, besonders bei C,
zu konstatieren. Außerdem habe ich selbst die Tendenz zur Na-
salierung in der Sprechweise mancher Lazen und die gleiche Ten-
denz an manchen Orten des Peloponnes bei der Wiedergabe der
Mediae b g d beobachtet, welche als "'6 ng nd ausgesprochen werden.
Auch die Nasalierung in der byzantinischen Musik erscheint nicht
ohne Bezug auf diese Erscheinung. Auf Grund dieser und anderer
allgemeiner Zeugnisse sowie vieler vereinzelter Beispiele komme ich
zu dem Resultat, daß tatsächlich die Nasalierung in der Aussprache
einst in Kleinasien sehr verbreitet war und besonders hier auf das
Neugriechische überging, während die anderen neugriechischen
Idiome nur einige Strahlen der Erscheinung erreichten. Anfänglich
mag der Anlaß zur Nasalierung von den Fremden gegeben worden
sein; mit der Zeit wurde sie wahrscheinlich eine Eigenschaft der
griechischen Sprache selbst. Die Beobachtung betreffs Nasalierung
der Mediae im Peloponnes beweist, daß die ähnlichen älteren Bei-
spiele nicht bloß als graphische Darstellungen, sondern auch in
der gesprochenen Sprache existierten, ferner, daß diese Erscheinung
wie auch die andere der Nasalierung in der Lautsubstitution von
der wirklichen Anaptyxis unterschieden werden muß. Manche Bei-
spiele können auch analogisch oder durch Annahme von Assimilation
und Metathesis oder aus der Nachbarschaft eines anderen Nasals
erklärt werden. Daher zitiere ich die Fälle nach den Buch-
staben, vor welchen der Nasal steht, und füge die (mitunter schon
von anderen gegebene) nicht phonetische Erklärung hinzu 2). In
einem weiteren Abschnitt ist über die Anaptyxis im Sandhi ge-
liche Erscheinung des irrationalen y tadelnd, in seiner r^ccfi/uccTixT] Nso-
iXXrjviy.t] (Verona 1782) S. 64 sagt: ' dxöfir] xccnoioi dygafifiaroi yQacpovai
ßaa iXtvyu)- df^r] tovto (ivcu fi^ya XüNd-os, SiktI ts'toik QrifxaTa Xriyovaiv
i!S -8 1)10.
1) "Araxjtt 1, 288: „«^uttoj^w lawg fxt nXsovcca/Libv rov fx, w? n^offs^ow
oi^vSciTot, Qov fxn kXov , Xff^niSa".
2) Unter jedem Buchstaben sind die Beispiele alphabetisch geordnet.
Die im folgenden verwendeten Abkürzungen wie Meister, Vasmer, Tri-
an taphyllidis, Schulze K. Z., Meyer I. F. usw. erklären sich aus der
oben S. 172 gegebenen Literaturübersicht.
über den irrationalen Nasal im Griechischen 175
handelt, und als Anhang werden einige auf diese Erscheinung be-
zügliche Bemerkungen beigefügt. Aus den bereits angedeuteten
Gründen ist die Zahl der beigebrachten Beispiele nur gering: ein
großer Teil des Materials steckt noch in dem Archiv des Neu-
griechischen Lexikons; anderes ist in den bisher unerforschten
Idiomen verborgen, da die meisten Erscheinungen von ungeschulten
Sammlern nicht beachtet worden sind.
III. Beispiele für den Inlaut.
1) Vor ß.
Als Lautsubstitution zu betrachten ist der im Tzakonischen
regelmäßig erscheinende Nasal in den mit der Präposition y.ax(x
gebildeten Komposita, z. B. bei kambenu == Karaßatvco etc., eine
Erscheinung, die übrigens regelmäßig auch vor anderen Konso-
nanten eintritt, z. B. bei kangjükhu = ■Kaiadvio etc. Sonst exis-
tieren für diesen Laut verhältnismäßig wenig neuere Beispiele,
was Dieterich aus der Tatsache erklärt hat, daß diese Entwickelung
vielleicht in eine Zeit fiel, wo der Laut ß noch Verschlußlaut war.
^'^f-ißuQ = ^'AßaQ Triantaphyllidis.
'A(Aßa/.ovf.i Meister, ambaküm Vasmer.
a^ßag Schulze K. Z.
amhllci in Bova, Morosi = "" Vorort \ Das Wort wird ebd.
aus *avlixLov hergeleitet.
avdfxnXefx^a in Kreta 'der Appetit', wahrscheinlich == ava-
ßXe^fia.
a/tofXTtXeiLihog in Kreta *der Tote', in dem Fluch diäXe xo
aTzo/xTtXe^ievovg oov. Das Wort ist wahrscheinlich = aTtoßsßXvj-
f^avog.
'AQVf-ißag Meyer L F., Schulze K. Z., Meyer Gr. Gr., Dieterich.
hmblevci in Bova, Morosi = sßXsTta. Das Wort kann aber
aus einem auch sonst in Kypern überlieferten inTtlinü} erklärt
werden und gehört daher entweder zum Sandhi (s. u.) oder zum
alten efAßXenio.
Zaf.ißqei Meister.
Tlixßlu Reinhold = tjvXei.
Qvfißgig Dieterich.
^IsQOf^ßaXog Meyer I. F.
"ivooixßQEg Schulze K. Z., der darin eine Analogie zu ^OixßqiY.'/
vermutet.
176 ^^^- Buturas
y.df.tßal€ Meyer I. F. und Gr. Gr. = -/idßßalE.
■/.Q(Xf.ißarog Schulze K. Z.
Xdixßda Meyer Gr. Gr., Schulze K. Z.
^afxßQCtivöov Schulze K. Z.
XijußslXog Triantaphyllidis = lat. Ubellus.
^0/,TtofißQiog erklären als Analogiebildung zu ^STtvef-ißgiog etc.
Schulze K. Z., Thumb, Meyer Gr. Gr.
Ofißgi^og Schulze K. Z.
/iQWTovoiußeXiaaiixog Triantaphyllidis.
*ad/jßaTov. Das aus dem hebräischen sabba entstandene
Wort oäßßarov wurde auch in nasalischer Form weitergegeben.
Das zeigen sowohl die fremden Sprachen wie das Neugriechische.
Vgl. slav. *som(jota : aksl. sqhota, frz. samedi, deutsch Samstag
(Schulze K. Z. , Meyer Gr. Gr.). Im Neugriechischen haben wir
6 oä(.i7iag in Kappadokien und tö sdmba im Tzakonischen und in
der Terra d' Otranto, Morosi. Vgl. auch die abgeleiteten Formen
2af.ißad-L0)v Meyer I. F., ^a/xßad r/Jg ebd., das in dem tzak.
sambatiga = öaßßaTi/iri eine Parallele erhält, ^afxßaS-ovg Diete-
rich, ^afxßcig Meyer I. F., ^a(.ißdxrig Dieterich, Thumb, ^a/iißacig
Schulze K. Z., ^außärog Meyer I. F., ^a^ißUov Schulze K. Z.,
Dieterich. Im Neugriechischen haben wir ferner, außer dem be-
reits erwähnten sambatiga, ^äfiTtag und ^afÄJvaxoiaviq als Eigen-
namen in Aravanion und das merkwürdige Verbum uagaoa/LiTcaTel
in Chios in der dreifachen Bedeutung 1) 'er arbeitet zu viel',
2) 'er spekuliert', o) r^v TtaQaaa^naTOvae = 'er versuchte sie zu
zwingen\
oafxßv'/.r] Meyer Gr. Gr.
06(A7cri in Arananion = eloeßri.
^r]lv/.ißQiav6g Meisterhans.
ovvl(.i7itj in Kappadokien Dieterich.
ToQbfxßag Dieterich.
TOVfxßL/.ag Triantaphyllidis.
2) Vor y.
In größerem leider nicht genau bestimmten Umfang ist die
Anaptyxis eines Nasals im Tzakonischen von Deffner Zak. Gramm.
79 bei manchen Verben auf -yco nachgewiesen worden, wie pringu
= jcviyui, orengümene = ouiyofxai, dnge = ays u. a. Regelmäßig
erscheint er ebendort bei den Verben auf -Sngu = svyto, wo er
als Lautsubstitution erklärt werden kann, wie z. B. bei vasiUngu,
über den irrationalen Nasal im Griechischen 177
jingu, palengu usw. Außerdem ist er in folgenden Wörtern zu
bemerken ^) :
ayyiqa/iac, in Pontos Dieterich.
ayyovf.dda Hatzidakis Msoaitov. II 435, der es paretymologisch
mit ayyovQi verbindet.
ayyovQi allgemeingriechisch = altgr. awQog (ngr. ayovQog).
Schon bei Hesychios steht dafür äyyovQog, das auch aus Kreta
(Dieterich), Chios {IlaGTtdTiqq 43) und Skopelos bezeugt ist. Bereits
im Mittelgriechischen begegnet das Substantiv ayyovQov (Foy Lauts.
64). Dazu aus Kreta kyyovQO^vftvrjoa = dyovQo^vTtvqoa.
ccyyQiyiog in Kreta Dieterich = ayqiog. Dazu dyygitco =
Mch reize', in Lesbos Kythera Kypros Chios und Amorgos (Diete-
rich; aber schon Hesychios hat dyygiOfAog), angrSnu im Tzakoni-
schen, dngrema ebd., dyygid in Kreta, dyyQiq = "^ Zwist' in Nesyros
und Kypern.
dyyQOVGTag und eyyqovoTag in Kreta = dygioarig.
analengünene im Tzakonischen Deffner Zak. Gramm. 76 =
dvaXeyof.iai, d. i. ^überlegen'.
avyyovüTfi Thumb.
dqovyyaXid statt öevdQoyaXid in Velvendos MrtovvTiLvag eine
Art Schlange'. Die Form kann durch Annahme von Lautsubsti-
tution oder Metathesis des Nasals erklärt werden.
efmga im Tzakonischen Deffner Zak. Gramm, 76 als Aorist
von cpEvyo).
iocpovyyid in Kos = aacpodeXia kann durch Annahme von
Lautsubstitution erklärt werden.
Yyyla in Kappadokien = nigla Dieterich.
XayyovL allgemeingriechisch = Xaycov. Dazu in Kythnos Xay-
yovidtco von dem zwischen die Weichen gepreßten Fötus gesagt.
Xayygög in Amorgos, wenn die Ableitung von Thumb aus dem
alten Xayagog richtig ist. Nach Hatzidakis ^^d-rivä 4, 465 gehört
das Wort zu Xayydto) etc.
XLyyovQEvo) in Epiros = Xiyovqevw.
mangnestis im Armenischen Thumb Byz. Zeit.
^aQgaqixrig in Kypern.
^aqgwvü) in Kypern.
fiaQOi^ayyid in Kreta, wahrscheinlich aus dem altgr. oqvfxay-
1) Schon in alter Zeit sind sicher analogisch entstanden und gehören
daher nicht hierher fxüaTiy'i Meister, ^^Q^rtyxi und daraus fj.sXiyyovi, (s. G.
Meyer Alb. Wort.), /niafiiXayxa in Amisos aus *afiCXay^, aaXniyxT^s Meister-
hans.
Glotta V, 1/2. 12
178 -^*^- Biituras
dog. Die Form kann durch Annahme von Lautsubstitution erklärt
werden.
f.ioyylXaXog Reinhold,
fxovyyog. Hatzidakis Einl. 106 leitet das Wort von altgriech.
/j-v/Mg ab.
fxvyyiXQi in Zagora = 'eine kleine Soramerfliege'.
^vQtoyyag = 'eine Art Traube mit hitzigen Beeren^ in Ke-
phallonia gehört zu qiLya.
orengümene = oQtyofxaL im Tzakonischen Dieterich.
Ttiyyto in Amphissa und Epiros = rtviyo) ist durch Meta-
thesis des Nasals entstanden. Daraus Ttiyyojvuo in Epiros und die
abgeleiteten Formen Ttiyyog, yTiyyio(.ia.
oaXayyiCL in Faros und in Chios = 'eine Art von Fischerei',
UaoTtdxrjg 316. Das Wort wird a. 0. mit dem alten oelaylLio in
Beziehung gebracht.
öTtayyog allgemeingriechisch = ital. spago.
cpayyqi in Thera aus dem alten cpdyQog, JlExaXäg; daraus
q)ayyQi'Coi in Thrakien (Wdltr^g 29) und cpayyQidi in Kephallonia.
cfQayylXiov, -w Schulze K. Z.
ffQvyyavo in Epiros.
XafxiüQayyag in Epiros = xa/xwQv^ 'Maulwurf.
3) Vor ö.
In Kalymnos wird jedes ö vor der Synizesis j + Vokal als ng
ausgesprochen, z. B. yy.id/.og, cy%dyv.m usw. Diese Tatsache ist,
glaube ich, ziemlich wichtig für die Frage nach der Entstehung
dieses Nasals (s. auch u. über %). Im Tzakonischen werden viele
q6 nach vollzogener Lautsubstitution als nd ausgesprochen,
z. B, skündi = ayiogöov, phunda = tvoqö?]. Sonst haben wir
folgende Beispiele:
^AvdQCi[xvg Schulze K. Z,, Meyer Gr. Gr., Dieterich, Schulze
nimmt Paretymologie nach avÖQa an.
andridn im Russischen Vasraer = ^^dgiavog. Vgl. 'Avögia-
vovTtohg, frz. Andrianople. Schulze nimmt auch hier Paretymologie
nach dvöga an. midrii im Russischen Vasmer == ^AÖQiag.
■d-övdokog in Pontos = ' Splitter nackt^ wahrscheinlich aus dsog
und dc'hog.
ivdgvvd-Tj Reinhold.
'^IvÖQOvg Meyer Gr. Gr., Dieterich = '^YÖQOvg.
yiivÖQog Du Gange, Schulze K. Z., Meyer Gr. Gr. ■ Aus dem Neu-
griechischen wird von Schulze auch raevögög in Aegina erwähnt.
über den irrationalen Nasal im Griechischen 179
TIolvvöi/Mg Mayser.
Xa}.avdQog, -dvÖQiov Schulze K. Z.
Xai-iaivdQVO = xai-iaidQvg in Zakynthos Zwrig.
4) Vor ^
Nach Deffner Zak. Gramm. 68 haben viele Wörter im Tza-
konischen nd statt 'C, z. B. slnda = Qi'Ca, mundü = (xvCw, des-
gleichen sehr viele Verha auf -ändu = atio, -Sndti = -iCto oder
-v^ü), -indii = -vQoi. In Patmos scheint die Nasalierung vor 'Q
verbreitet zu sein , aber Dieterich erwähnt nur einzelne Beispiele
wie TTaivtio, yzivCco, ßvvtavto, Qiv'Ct; ebendort wird acfävtCco aus
Chios zitiert. Aus der neugriechischen Koine haben wir x'Civx'Cvcpo
aus titvq)ov, gewiß über *^Lvtv(pov. Diese Erscheinung in Chios
behandelt ausführlich H. Pernot, Etudes de linguistique 295.
5) Vor '&.
In Hellespont wird die Nasalierung, '^ldi(jc iv Ttoirjf^aGt, als
sehr verbreitet bezeichnet; vgl. z. B. ßdv&og, TvdvSog, Grtav&i,
üt^fx-d-og usw. Ferner haben wir
^v&r'va und bei Vasmer anthina. Dies kann durch Parety-
mologie zu avS^w entstanden sein. Aus elg ^Avd^rjva ist vielleicht
das venezianische Sentina = ^^^r^va zu erklären.
lÖQVv&ri Crönert.
Mdvd-og in Epiros = Mavd^alog Kretschmer, der es durch
Annahme von Lautsubstitutiou erklärt.
Ttavd^i in Surmena (üa/cadoTtovlog) ist wahrscheinlich durch
Metathesis aus Ttayvi entstanden.
Ttagdvd^VQO in Pontos Oekonoraides.
6) Vor K.
In Kappadokien endet sehr oft das Imperfekt auf -yy,a statt
-za, vgl.' z. B. xvrdyyta, (pEQiy/.a, fpityy.a etc. Ebenda enden fast
alle Deminutiva auf -dyyii statt auf -d/ii. Diese Nasalierung macht
sich auch im Tzakonischen bemerkbar (s. Deffner Zak. Gramm. 76),
aber bloß im Plural -dndzia. Im Tzakonischen ist auch der Über-
gang von Q in v vor x sehr verbreitet, vgl. z. B. ingati = f'^xa-
Tog etc. Sonst haben wir:
dy/.d&L allgemeingriechisch. Hatzidakis ^^d^rjvä 6, 143 erklärt
es durch Kontamination von dy-dvO^L + dyT-vlfj, dyMOXQi etc. Es
kann aber auch Metathesis des Nasals vorliegen. Das reguläre
aydvTL wird aus Pontos bezeugt.
12*
180 Ath. Buturas
ayv.ida = av-ig wird von Hatzidakis a. 0. ähnlich M'ie ayy<.ä&L
erklärt. Desgleichen
ayKivaga = vurdga.
ayYXvGTriqi Foy Lauts. 47 == yiXvaztJQt.
dyy.ovf.iavÖ£vio wird von Triantaphyllidis durch Annahme von
Assimilation erklärt; ebenso
dyyioviiiTri^io.
ayTigdCo/iiai aus ay.QoaCof.iai in Kyme, Karpathos und Skyros.
Durch Kontamination von d/iQowfiai und d.y.Qoätoi.iai entstanden
ist ayÄQO/ua'Cofiai (Peloponnes) und mit ii aus o wegen der Guttu-
rale dyyovQi-iatofiai (Zakynthos)
acpoy/.QWf4ai aus tjta/igoh (.lai in Kyme, dq)oyA.QBux)ixi in Thes-
salien. Durch Kontamination mit d/.QodCo/nat entstand d(poyy.Qd-
^o/itai in Kephallonien, dcpovyy,Qd'Coi.(ai in Lasta, a(pQEyydto(.iai in
Bithynien, dq>QLyyd'Co(.iai in der Peloponnes, dq^QovyKdCof.iai in Ar-
kadien.
aoTtdXayxag in Kos = dondXa^.
d(fv'kayyaQ Hatzidakis Msoawv. 1, 82 = (pvXa'S..
öayKdvco allgemeingriechisch, z^axw und öaKdvco sind für die
Inseln des Ägäischen Meeres bezeugt.
ödyygvo in Syme.
dQayy.oXid in Athen = *^eine Art Schlange, die unter den
Wurzeln von Ölbäumen lebt^ aus dgay^og und eXaia.
ÖQagovded in Madytos = dgayomov.
ÖQayya in Kephallonien, NEOEllrjvi/.d ^AvdX. 1, 196 = 'Tropfen'.
Das Wort ist wahrscheinlich das alte dgd^. Zugehörig ist vielleicht
das in Kephallonien und in Epiros vorkommende dQayy,wvco =
'sich betäuben'.
engika im Tzakonischen Deffner Zak. Gramm. 76 als Aorist
von TCLvio.
lyAlaßri in Syme, Kyzikos, Hellespont, Kastellorizo, Thrakien,
Livisiou, Rhodos, Korais "Avayra 4, 111, lyyXaß^ in Lesbos, dy-
■/Xaßri in Nisyros, Lesbos, Thrakien = iy'kaßiq.
kyyXlyio in Kypern ^ayeXXdQLog 536; eyyiXe^wfxev, MaxcciQag
(G. Meyer Rivista di Filol. 1875, 32).
sy/.Xr]Gia in Pontos Dieterich, aglisia in Otranto Morosi.
€yy,ovoiov, -äzog Triantaphyllidis.
f^hyyag in Kyme TgiinTjg und in Karpathos — sXl^.
Sngu Deffner Zak. Gramm. 76 = rJY.io.
GeovatIotov Dieterich.
i)^vXay/.äg in Skopelos = d^vXa'^.
über den irrationalen Nasal im Griechischen 181
y.aXafxovyy.ccvL in Karpathüs ZoiyQcnfEiog ^^yiov 332 = %aXa-
%oXoy'Ä,vdj in Pontos = y.oXoy.v-d-1 Dieterich.
Xdy/.eQag Foy Lauts. 47 und Hatzidakis Meaaicov. 1, 239
(außerdem in Aenos) = Xä/,vQog.
fxay/.ovQa allgemeingriechisch. Schon bei Hesych. steht (xa/,-
■Kovga. Triantaphyllidis bringt das Wort mit frz. maque in Zu-
sammenhang.
^ey^^Xada Cir^a^i/ara) in Zagora = 'unverständliche Dinge ,
vielleicht statt ^e/.Xada aus i'^tu und yiXddog.
^syaoiXtaCo) in Pontos.
^eyy.vXovf.iaL Soniavera = 'sich hinunterstürzen , ^e/xtAt in
Chios naortdxTjg 254 = 'ein abschüssiger Ort'.
TtQLyxoiXog in Pontos Dieterich und Oekonomides Lautl. 78
= /teQiy.oiXog.
TtQÖyy-a in Athen und TtQoyy,ida im Peloponnes = (XTtqoAay
vielleicht durch Metathesis entstanden.
TtQOOTqvay/LTai Mayser, der die Form analogisch nach dem
Thema kvey^Ä,- erklärt.
PiyxaQÖog Triantaphyllidis.
a7tdy'/.eXo in Pontos Dieterich = aqpaxeAo.
oiayy.aXiCov in Epiros aus dem türkischen sakd = scherzen.
sindzä im Tzakonischen Dieterich = avyied.
q)dyy.Tov Trintaphyllidis.
Xavddyy.iv Triantaphyllidis.
7) Vor fi.
ydv(.iov bei M. Beaudouin, Etüde du dialecte Cypriote S. 59.
xivfxwQiav ebd.
8) Vor |.
TLoy^a in Pontos Dieterich.
9) Vor jr.
'^ AefXTravXog in Pontos Oekonomides = "Ayiog UavXog.
df.i7tdQ^£vog in Arkadien Foy Lauts. 68 = a/raQ&evog.
ampdri in Otranto Schulze K. Z. = IrtTtdQLOv.
d^na^o) MaxaiQccg (G. Meyer Rivista di Filol. 1875, 32).
"^{.iTtiavög Schulze K. Z., Dieterich.
d^iTVLV in Thera, afxrclg in Nisyros, dfxvcog in Tsesme = ditov-
Tag. S. ovzag.
182 A.th. Buturas
af.i7tioxEVTog in Tsesme.
dixTch-AEito Triantaphyllidis.
af.i7toXva) in Lakonien und der Mani = cctioIvlo.
a/.i7tovtoQlg in Thera = aycovwQig.
aböffadog in Tiirakien Wdlrtjg 50 == Mer Rest des Gewebes',
statt ärtoffaöog. A. a. 0, wird Analogie nach dbag angenommen.
a{X7toiprig 'schwanger , nach Hatzidakis Meoauov. 1, 325 aus
i/ravco und iVvx'r}. Die Form ist durch Lautsubstitution oder Meta-
thesis des Nasals entstanden.
6(A7t(fjd^üf in Kreta, Kephallonien, Kythera, Melos, Karpathos,
Nisyros, Korais "Acay.ra 1, 288, Somavera. Nach Foy Lauts. 28
wurde von dem Futurum drtioow ein neues Präsens «ttw^w ge-
bildet; daraus ctf-iicaid^io, ferner dfxncooäo) in Zakynthos und über
*afi7ro'd^V(x) (s. Hatzidakis Meoaitov. 1, 291) di.i7twxvio in Kreta,
Lokris, Thessalien, Epiros, Makedonien.
dväfXTrXa in Epiros ^^Qaßavzivc'g 20 = dvd7cavka. Die Form
kann durch Lautsubstitution entstanden sein.
dvaf^Ttldvvov in Livision Movaalog aus cvarcXdooco, wie ebd.
diaf-iTt^dwov = *" zerstreuen', in Thera ÖLaf.iJt'kdoöio = *^ umherirren'.
anambezu im Tzakonischen Deffuer Zak. Gramm. 76 = dva-
TtaiCo) 'verspotte' und ebd. anämbezma.
dvaix/voQÖCüvofxai in Epiros = ich will etwas über meine
Kräfte tun', wahrscheinlich aus tioqötj, wie auch das Sprichwort
TtezdyeTai ^odv tioqö/j zeigt.
aTcö^Tiiw^ia in Karpathos = 'Rest des Getränkes'.
dTa£/.af.i7rdv in Pontos Oekonomides =^ Ixet, /.dco), eudvo).
dToe/.af.i7t£a in Pontos Oekonomides = eyiel /.drio aTceoo).
„yQt]f.i7iida T7JV xQrjTtlöa ol xvöaloi" Korais '.Aca'/.Ta 2, 42.
öiaf.i7tEQLtio in Kreta (altgr. dia/tsQÖi) = 'ich erscheine von
weitem in Bewegung'. Die ursprüngliche Bedeutung hat ösutieqw
in Pontos Oekonomides.
emblka im Tzakonischen Deffner Zak. Gramm. 76 als Aorist
von TtoiCL.
if.i7t0Qw, ■tjfj.TvoQW, f.iTiOQCo allgemeingrlechisch ist nach Korais
Axa%xa 4, 179 und Foy Lauts. 44 aus eItcoqÜ) über htOQtu ent-
standen, das in der Form 7t0QcT für Pontos bezeugt ist.
ki-iTiQiaio Schulze K. Z.
S7tilrifxnTi/.dg etc. Siehe unter "kiqixxiiofxai,.
%\xTtiav in Amisos = 07iov dv.
i/iiTtoiog in Pontos = OTioiog.
über den irrationalen Nasal im Griechischen 183
kakombite und kaombiU im Tzakonischen, bei Deffner Zak.
Gramm. 76 aus xa/og {vmXoq) und Ttoirizog erklärt.
KafiTtadoytia Schulze K. Z.
xafiTtQog in Sinasos ^aQavriörig. Die Form ist nach Hatzida-
kis MeoaLtov. 2, 540 aus xa/cvQog entstanden.
y.EQOfXTto'ki erklärt Hatzidakis Msoanov. 2, 502 aus /.egl +
7tQon:oXi.
Xef.i7Tida Korais ^'Axa^xa 1, 288, Foy Lauts. 68; in Thera
neralag; in Livision Movoalog. In Amorgos Thumb I. F. 2, 92
XovfXTtovvag, -ovvi = XovTtivov.
MevljUTcrjg Schulze K. Z., Dieterich. Kretschmer meint, daß
die Beispiele mit Doppelkonsonanz (ylavzag etc.) sämtlich durch
Lautsubstitution entstanden sind.
OfiTtlij in Epiros, Hesseling Cinq livres de la loi 435, Diete-
rich, Foy Lauts. 68. Daraus entstanden ist 8f.i7tXia in Thera
Hatzidakis Meoauov. 1, 40.
bf^Ttlitio Hesseling Cinq livres de la loi 435.
o/uTtcog in Trapezunt Foy Lauts. 68 und in Pontes Oekono-
mides.
ovfiTtav in Pontes Oekonomides, = OTtov cv.
TcafXTtaCovGiv Schulze K. Z.
TCLiiTTikitw in Amisos = tiittiIiCco. Daraus TCifXTtikLv in
Pontes = 'eine Art Naht' und Ttif-iniXa in Syme = eine Art
Flechten .
qovfxjcalov Korais "Axa%%a 1, 284, QOVf.i7talo in Thrakien
Wdlrrjg = qoTtaXov. Ein S^iiel Qoifxna'la in Chios aber wird von
Politis nagoi/uiai 4, 537 aus dem Italien, romhola hergeleitet.
oxQa(.iTtri in Pontes Oekonomides = ccorgaTiri. Daraus arqafi-
Tiil^EL in Oenoe Politis UagoLf-iiai 3, 308.
^TOf^Ttdtiov im Armenischen Thumb Byz. Zeit.
raif-iTtla ist nach Hatzidakis B. B. 6, 330 aus dem alten gl-
TiaXog, das auch als OLcplög und GiixcpWg bezeugt ist, abzuleiten.
XaQTO/nTtgdtrig Schulze K. Z., Meyer Gr. Gr., Dieterich.
XQvGoztdixTtwTog Triantaphyllides.
10) Vor a.
dd^Lvouüv Triantaphyllidis.
dvGrrlöa Meister.
dvTGrcdtofxaL in Aetolien geht wahrscheinlich auf *dvGTtd^ofxai
zurück.
134 -^tl^- Buturas
sßöo/dtjytovOTip erklärt Triantaphyllidis durch Annahme von
Inversion.
yiaf^ivaiov Triantaphyllidis.
ytavoTQtjoiog erklärt Triantaphyllidis durch Metathesis des
Nasals.
XLvoxeQva Triantaphyllidis.
/utvaa, -og, -ovqlv Triantaphyllidis.
7tQ6'/.svoog Triantaphyllidis.
vßqlvozQLav Meister.
11) Vor X.
In manchen Orten von Pontes wird das Suffix -ädoi (all-
gemeingr. -adeg) als -dvToi ausgesprochen, vgl. z. B. ßaoiXidvzoL,
naiddvTOL, deoTioxdvToi, Xv/.dvToi neben ßaoihddoi etc. Dies läßt
sich analogisch mit Heranziehung des Suffixes -dvrsg erklären:
dabei besteht aber die Schwierigkeit, daß die Erscheinung auch
bei den Feminina vorkommt (td yaqdvxag, td ßgoydriag, zd Tifudv-
jag U.S.W,)*). Im Tzakonischen findet sich nach Defi'ner Zak.
Gramm. 76 diese Anaptyxis vor t in vielen Wörtern, wie z. B. bei
antärayo = drdQCiyßg, polintseria = noXvxaiqia, sindzä = ovau.
und allgemein im Plural -dndzia = -dua. Auch für Karpathos
wird diese Anaptyxis als gebräuchlich bezeichnet (MvvTiXijvr] u.s.w.).
In Kalymnos wird jedes t vor der Synizesis ;' -|- Vokal als yx aus-
gesprochen (vgl. z. B. f.idy/.ia, de^dyMo). Hatzidakis zitiert, ich
weiß nicht woher, Meoaitov. 1, 63 7^'(»7£J'to tTToriCevio, die er als
Analogiebildung zur dritten Person des Plurals erklärt. Auch
Dieterich Unters. 281 erwähnt ein mittelgriechisch-kyprisches Suffix
auf -avza statt -ara. Im Tzakonischen wird der Komplex qt zu vt
(Curt. Stud. III, 354), vgl. d^ite = aqzog, muntalia = ixvqtog.
Sonst haben wir folgende Beispiele:
avrindümetier eni im Tzakonischen Deffner Zak. Gramm. 148
= ßqvydJ/^ai.
^öqaiAivTiov Schulze K.Z. Triantaphyllidis iührt^^vdqa/uvTTtov
an, das er analogisch (nach dvdqa) erklärt.
andö in Bova Dieterich = (xti t6.
ßXavTiv in Thrakien und Karpathos Kretschmer, Trianta-
phyllidis; ebendort ßXavtiqi —- lat. blatta.
ßXivxo in Pontos und Amisos = ßXixov.
1) Darüber hat neulich Hatzidakis im letzten Hefte der 'EntTriQlg
JIttva7naxr]fiCov gehandelt, wo er die Erscheinung analogisch erklärt.
über den irrationalen Nasal im Griechischen 185
yhovrag Kretschmer.
day.Qvvtt]g Crönert.
diavreQito) in Kreta = *ich sehe durch die Finsternis' ist
wahrscheinlich aus öiarrjQü) entstanden.
öiavTQexo} in Rhodos ^Ecpr^fx. OiXo^ad^. 10 und ebd. öiav-
TQSXOfiCCl.
di/Miwf.idvT(ov M. Beaudouin, Etüde du dialecte Cypriote 59.
r^dav in Thrakien Walvr^g 50.
dvfxiavTcv im Pontos Oekonomides und Dieterich. Davon
Xvxoav in Pontos und der Genitiv Xvrivog etc. = ooxig av etc.
Hatzidakis K. Z. 33, 121 vermutet darin eine Analogiebildung
nach elvva.
ivviksog in Pontos = oti Xoyiog.
y.adqtcft'g in Lesbos Kretschmer = xad^qlcpirig.
'/.QEvvriQi allgemeingriechisch = y.QvojTr^Qiov. Das ursprüngliche
XQviüVTrJQL wird für Adrianopel bezeugt.
XayovvTo Triautaphyllidis.
MvQLvovvza Schulze K. Z.
f^oivxLa allgemeingriechisch. Nach G. Meyer Alb. Wort. 290
ist das Wort aus dem italien. moccio abzuleiten.
ovTa und cvrag allgemeingriechisch = ozav. Psichari Mem. Soc.
linguist. VI, 1 erklärt die Form als „doublet syntactique" [orav
€f.idv^avE — ovTu s/Add^ave), Hatzidakis Meoaiiov. 2, 505 vermutet
eine Kontamination von elvra + otav, 0iXrjvTag rQaf.i(x. 1, 134 eine
solche von dv -\- orav und Krumbacher, Romanos und Kyriakos
(== Sitz. Bayer. Akad. 1901) eine Analogie zum Partizip ovrag. Davon
abgeleitet sind avta, ovxe, ivzag, ivvav, aovzag, oivTag, dvveg,
ag)ovTig, OTtovrig, dnovxa, acpovra, uTtivTig etc. Vgl. L4. M/rov-
Tovqa, (Dwvrjzi/M xal OQd^oyqacpiAd 52.
TcaQavTovyiXLv in Livision, sonst TtaqaxvvXi und allgemein-
griechisch TCaqaxoovYli.
TtEQLTCavTOvvTi Mayscr.
TtXavxdutj allgemeingriechisch aus * Trlarduo.
Ttode = Ttoxe in Thrakien Wdlxt^g 50.
JJovxioXri Reinhold, der darin eine Paretymologie zu STtovxiad'tj
vermutet.
a7teiQavxi/Mi Mayser.
xrjlr/.ovvxcov Mayser.
xQLTtowxatxo Triautaphyllidis.
xQOTvevxa = xQOf-ircexa Triautaphyllidis, der Metathesis annimmt.
186 Ath. Buturas
cpowraQi in Trapezunt = cpvvaQiov.
(fvvxdvi allgemeingriechisch, vielleicht aus dem altgr. (pvrävq.
Die Form kann aber auch durch Beeinflussung des türk. fidän
entstanden sein.
XQtfAivTQi", ;fA<^iyr^cJ etc. in Amorgos Thumb I. F. 2, 90 ==
12) Vor <p.
afxq)LiQCDOig Triantaphyllidis, der Inversion annimmt.
avai-iq^aXaröog Reinhold.
avTiyQajAcpov Mayser.
€7tiaTQav(pij(yETai Meister.
nafxcplayöviüv Dieterich, Triantaphyllidis. Letzterer nimmt
inverse Schreibung an.
aaixcpeiQivov im Armenischen Thumb Byz. Zeitschr. Kretschmer
führt auch oä^icpeiQog und Dieterich den Eigennamen ^a^icpiQu an.
Diese sind durch Lautsubstitution entstanden.
^aficpcö Kretschmer, Triantaphyllidis, Hatzidakis Meoaiojv.
2, 509. Auch hier nimmt man Lautsubstitution an.
^i^cpoQLv Reinhold.
13) Vor ;^.
aTteyxovj^v Reinhold, der Metathesis annimmt.
ßgayxidXiov Dieterich.
Bgayxiörjg Kretschmer.
(.leirjvtyxif^^j Crönert, Mayser, die beide Analogie zu tveyy.- an-
nehmen
awxvovg Meister, avyyvd Maxaiqäg (G. Meyer Rivista di Filol.
1875, 32).
14) Vor ip.
af^eif-iipavTa Schulze K. Z., Dieterich.
ava/.L'f.nliai Dieterich, Meister.
ävTC(.i6i(xipig Dieterich.
yQVfj-xpog in Pontes Oekonomides.
y.a(xipdy,rig Dieterich.
Y.a(xilidQiog Schulze K. Z., Dieterich..
Kv^xpala Schulze K. Z.
Xeifiipavov in Pontos Oekonomides.
Xrjf.npofxaL Schulze Orthogr., Crönert, Mayser, Meister, Dieterich,
Thumb. Fast von allen wird der Nasal durch Annahme von
über den irrationalen Nasal im Griechischen 187
Stammanalogie erklärt. Er findet sich allgemein bei den ab-
geleiteten Formen, wie llrj f.tq>d^riv Meister, dvülrif.npig Dieterich,
dvziXripiipig Schulze, Mayser, Meister, sylr^ixil'iQ Mayser, ETilktjfxipig
Schulze, Meister, iJ.eTdXrj/xil.ng Schulze, Meister, htLXr^(.i7txi/Mg
Schulze, iTii'KrifATtxog Schulze, v.aTal.rif.iTCzd Schulze, negilrif^nzivid
Schulze, nQoXri(X7TZLy.ög Schulze. Die Griechen haben ihn dann
auch nach Rom gebracht (Schulze); so erklären sich die Formen
encatalemsis, epüempsia, epüence, metalemsis, ni/mpholemjjtum, pro-
lempsis.
MofxxpovBGtia Schulze K. Z., Dieterich.
Moixipovy.Qr^vTi Schulze K. Z., Dieterich.
oviA.ipaLQL/.6g = subsericus. Schulze K. Z., der Analogie nach
0VV annimmt.
ovf.iip€lXiov Schulze K. Z., Reinhold, Dieterich, ovviptlhov
Meyer Gr. Gr. Auch hier nimmt Schulze Analogie nach avv an.
Hatzidakis Msoaiwv. 2, 341 vermutet darin eine Analogiebildung
nach ovixipdXlto.
vi^ipcüfiav in Pontos Oekonomides.
IV. Über die Anaptyxis im Sandhi.
Was im Innern des Wortes sich vollzieht, geschieht natürlich
auch im Sandhi. Auch hier dient der irrationale Nasal zur Ver-
bindung des Vokals des vorangegangenen Wortes mit dem Kon-
sonanten des folgenden Wortes, gerade wie das euphonische v zur
Verbindung zweier Vokale dient i). Diese Erscheinung wird ganz
1) Einer eingehenden Untersuchung bedürfen auch diejenigen Wörter,
die am Anfang v statt Vokal haben [vwfxog, vrihos u. s.w.); über diese Er-
scheinung haben gelegentlich auch andere gehandelt, vor allem aber
G. Meyer Anal. Graeciensia 11 ff. Die betreffenden Formen sind einseitig
als Bildungen erklärt worden, die von dem Akkusativ des Artikels, eines
Adjektivs, Pronomens oder von Partikeln ihren Ausgang genommen hätten.
Diese Erklärung genügt nicht. Ein riesiges Material steckt im Archiv
des Neugriechischen Lexikons, das nicht erklärt werden kann, wenn man
nicht nebenher zur Annahme des euphonischen Nasals greift. TJm von
den älteren Beispielen aus Ägypten zu schweigen {s/uv = (xst, ff^hv = ^j"i7
u. 8. w.), die durch die Tendenz zum euphonischen v erklärt werden können,
haben wir im Neugriechischen mehrere Zeugnisse dieser Art. So wird der
Nasal aus Karpathos bezeugt (leider steht wiederum der Umfang der Er-
scheinung nicht fest): tC{v) exnfitg. Desgleichen bezeugen Sammler, daß
dieser Idiotismus im Ehodopegebirge sehr verbreitet ist, vgl. z. B. f^f^r)
avTQK : xal{v) ixovtip« u. s. w. Besonders macht sich der Nasal in den
Volksliedern bemerkbar, vgl. x6Qr){v) 'inkuvs u. s. w. Im Ehodopegebirge
X88 Ath. Buturas
allgemein — leider steht auch hier die Ausdehnung nicht fest —
für eine der Sporaden bezeugt von einem Sammler, der sagt, daß
das dortige Idiom '^vlqigtl/.ov sei und nur das Beispiel alrri {v)
Ttov {v) fjQTE beifügt. Vereinzelte Beispiele sind die durch den
Zusammenschluß der demonstrativen Partikeln va bezw. £ mit dem
synkopierten Pronomen zog u. s. w. (= aviog) entstandenen Formen
vavTog, evTog u. a. , die für die Inseln belegt sind. Kretschmer
Lesb. Dial. 171 erwähnt als vereinzeltes Beispiel ora gali, das er
aus dem Akkusativ togav Aokr^v erklärt; vgl. auch a. 0. 274 navichg
= yidxixi. Im Tzakonischen findet sich die Nasalieruug vor ti^
vgl. mäti (n) di = 'deine Mutter (s. Deifner Zak. Gramm. 79),
und in dem Worte xavivag, vgl. z. B. alle (n)garena, woher dann
allgemein garhia gesagt wird. Ebenso sind zu erklären die bei
Hatzidakis Meoaiiov. 1, 6'ö zitierten Beispiele OTtad^iov vxov, yvvar/.a
VTOv und allgemein vzov (vgl. auch Wälzrig über dovg); die von
ihm vorgeschlagene analogische Erklärung (nach Tiaiöiv tov usw.)
ist unnötig.
Hiernach ist es nicht richtig, die Entstehung dieser Mediae
ausschließlich aus dem vorhergehenden Nasal zu erklären, sondern
es ist sehr wahrscheinlich, daß ein großer Teil aus anaptyktischem
Nasal entstanden ist ^). In Ikaros wird nach ^iaf.iaxicLÖrig jedes x
und in Thrakien findet er sich besonders hei der Konjunktion vä[v). Das
allgemeingriechische ^i]v wurde ursprünglich wahrscheinlich nur vor einem
Vokal und dann vor jedem Wort gebraucht, das mit x n r '§ \p anfängt;
hiernach wäre Hatzidakis' Erklärung hinfällig, der Angleichung an div an-
nimmt in Mtaaiwv. 2, 351.
1) Aus einer großen Masse von Material zitiere ich hier einzelnes,
was mir zur Hand ist : gäQog in Epiros, guvgäov in Thessalien, gjoifvQ' in
Velvendos, go(fi in Epiros, götfog in Sisanion, govliüvoj in Anaku, yQÖd-og in
Makedonien, govQgovfJiCw in Epiros, gQvvud^oj in Velvendos, yxäßyo) in Kreta
= xttfiTiTw, yxalög in Pontos, yxa/urjXa in Thessalien, yxavXa in Epiros,
yxa(fU in Kozani (hier kann auch Metathesis vorliegen), yxiaai^Qc, in der
Mani, yxioaog in Kreta, yxiaitQva in Ikaros, gxovßä(>i in Epiros, yxovßag in
Velvendos, yxQtfxiC(o allgeraeingriechisch, yxQifxuT CCai in Kypern, grüfu im
Tzakonischen = xqvtttü), yxovqrög in Livision, yxvkiH in Epiros, yxvXivTQog
in Kozani, unaqanovki in Kappadokien = nQonoXig, finuQäg in Pontos,
(xnäaxa in Pontos, fxnnCyvto in Pontos, /unKTSQug in Pontos, /unt/Anw in
Kreta (überflüssig ist die Erklärung von G. Meyer I. E. 6, 2, 191 aus
^/xn^/imw) , finiQToxüxxi in Triphjlia, fjTnarög in Kreta = Tiiarög (über-
flüssig sind die Erklärungen von G. Meyer, I. F. 6, 2, 191 aus s/Ltncarog und
von Hatzidakis Msaatwv. 2, 100, was den Akzent betrifft nach Analogie zu
niarog), finoyovixia in Epiros, fj.nofjni] in Kreta, ixnovnxög in- Kreta, finoQ-
fjmoXoyfjj in Kreta, finQUTiTjdoj in Epiros, fiuQixov in Leukas, fiJiQÖßa in
über den irrationalen Nasal im Griechischen 189
am Anfang des Wortes als yx ausgesprochen (y7.dTa), f^aiva etc.),
wie auch jedes tx als fxn {(XTtaqxida u. s. w.). In Karpathos ist die
Erscheinung sehr verbreitet, besonders bei x (NTr]lei.taxog, Nxijvoq,
NrrjXog u. s. w.), seltener bei anderen Konsonanten. Sehr verbreitet
scheint sie auch in Pontos zu sein. Demnach ist ^dlTTig analogische
Erklärung der Formen dovyidva, dq^xo), dvlltco, dvhydöi überflüssig,
ebenso wie Kretschmers Erklärung Lesb. Dial. 171 der Form garonu
aus iy'/.aQiöv(x).
Diese Tatsachen dienen auch zum besseren Verständnis mancher
Erscheinungen der Nasalierung mit prothetischem Vokal, die bis
jetzt verschieden erklärt worden sind, besonders durch Annahme
von Paretymologie (nach Komposita mit der Präposition ev). Der
Konsonant nämlich hat im Sandhi den Nasal und dann an manchen
Orten einen prothetischen Vokal angenommen, was übrigens sehr
oft gerade in denjenigen Bezirken vorkommt, aus denen die meisten
Beispiele stammen. Diese Tatsache ist nicht sonderbar. Denn
wie die allgemeingriechischen Wörter fATtovQÖa, fXTtovKsa, ix7iov'/.Xa
u. a., die anfangs jutt hatten, in Kalymnos zu sfXTtovQÖa, in Kos
zu s[X7tovy.ed, in Syme zu E\i7tov%Xa wurden, so kamen andere,
die im Sandhi die Media annahmen (vgl. yv.Qonaxio = ctyLQOrcaxio
in Syme), zu einem prothetischen Vokal. Auf diese Weise können
manche Beispiele des vorigen Abschnitts erklärt werden, z. B.
dy/.iväQa (=«-[" y'/.LvaQa.), und ganz überflüssig wäre dann die
von Portius-Meyer 86 aus dem Türkischen enginär hergeleitete Ety-
mologie des Wortes. Ferner können so gut erklärt werden die
Formen dymoarjQag in Naxos und Astypalaea Dieterich, dyy.Xaßavt]
in Kos, dy/.Xi]d6va in Pontos oder iy'/.Xrjö6va in Amisos (= /.AtjJcuv),
dyAXvCo) in Pontos = sytXvtio, dy/.XvaTiJQi in Adriauopel, Epiros,
Somavera, dyy.QSf.iv6g in Kyme TQi(.nqg, agriistaddo in Bova Morosi 3,
dfÄTtaii^oyeXdio in Zakynthos Zw'tjg, ampäri = i/trcdQiov in Otranto
Morosi 108, dfXTteXovid, -duco in Thera {UeTaXag), Kreta, Kythera
(IJavdwQa), di.i7tXifxi.iav, -ercio in Kypern, dfXTiXov.afiög in Kreta,
d(.i7iovd^öj in Paros = ßorid-a (ebd. auch f.i7tov&i~), dvxovxi
in Kreta = öovri, dvtvXiyddi im Peloponnes. So kann auch
sfXTioQw erklärt werden, das heißt altgriech eitvoqco — inoqw in
Pontos — 7T0QCÜ in Trapezunt — [.inoQio allgemeingriechisch und
hieraus ifXTtOQio oder '^f.uioQio oder dfinoqiö. So wurde aus dem
Kreta, (.ingorov in Leukas, /ungov im Peloponnes, finQovakd^ft in Karpathos
(aus TiQobciXXw), fxnQoifivTu allgeraeingriechisch, finvxvög in Kreta, VTovfinavo
in Lesbos Kretschmer (das kann auch durch Assimilation entstanden sein),
vrqiXXa in Oenus.
190 -^t^- Biituras
türk. hasten {za /.aoxlv in Makedonien), syv.(xoTa auf den Inseln
des Ägäischen Meeres und tyv^ag in Epiros. So erklären sich die
Formen tyv.olho oder ayyioXXco in Chios TlaaTrccTrig 143, engofo =
yc/iiq^og Deffner Zak. Gramm. 149, tyy.Xvoz'iJQi, Somavera, ätigremma,
-izo in Bova Morosi 3 (= y/.Qef.iv6g, y^/.Qef.iitto), engremne im
Tzakonischen Foy 47, iyxQEf.tcg in Epiros ^ ^gaßamvög 38 oder
lyxQSiuog in Syme, syyiQivog = x^n'og in Syme, ^irtoöeio = Tiodsd in
Pontos, tfXTtQOEorög — - Ttgoeorog in Pontes etc. etc.
Anhang I.
Es ist bekannt, daß viele Wörter im Neugriechischen, besonders
am Anfang, aber auch in der Mitte, ein y statt x haben, wie z. B,
ayavo allgemeingriechisch, yddog in Thera, yQijTtiSa in Epiros,
yvipali] in Leros, yQr/.sXi in Kypern, ycoßiog allgemeingriechisch
etc. etc. Diese Formen wurden bis jetzt verschieden erklärt. Da
aber die Tatsache feststeht, daß auch der Übergang von ^ zu y
vorkam, wie Hatzidakis ^^d-rjva 22, 255 zu den Formen yavQog:
syyqavXig, yaoiQcüvto : syyaarQtovco bemerkt hat, so können wir mit
großer Wahrscheinlichkeit die Vermutung aussprechen, daß die
oben angeführte Erscheinung denselben Ursprung hat. Demnach
wäre die Erklärung Kretscbmers Lesb. Dial. 171, der xaVog aus
dem Lateinischen und yazog aus dem Italienischen herleitet, über-
flüssig.
An hang II.
Es ist bekannt, daß schon in alter Zeit X die Kraft hatte,
das benachbarte x in y zu verwandeln. Im Neugriechischen haben
wir eine große Masse derartiger Beispiele (yXvTtlvo), yXiOTQw etc.).
Besonders macht sich die Erscheinung in den Idiomen von Pontos
bemerkbar, wo sie auch bei q eintritt (ygiCsvo) = eytQi'Cw etc.). Es ist
nicht unwahrscheinlich, daß auch diese Erscheinung ihren Ursprung
in der Nasalierung hat, da sie sich außerdem besonders bei Wörtern
findet, welche auch mit Nasal bezeugt sind, wie bei £yXr]aid in
Thera neben eyyilr]Gta (s. o.), eylaßrj in'Panormos neben eyyiXaß^ etc.
Athen Ath. Buturas
Otto Probst acrudus
191
acrudus
? acrudus. Soran. gyn. 2, 1, 14 cum . . . mulier ... in balneo
acrudo descenderit (^ex acroclo "pro acrotolo, a.Y.qo^o'ku) Rose). So
der Thesaurus ling. Lat., der mit vollstem Rechte dem Lemma
acrudus ein Fragezeichen voraussetzt. Ein derartiges Wort, dessen
Bedeutung ganz unerklärlich ist, gibt es natürhch nicht; denn nur
durch einen Überlieferungsfehler, den Roses Vorschläge noch mehr
in Dunkel hüllen, kam eine solch monströse Wortbildung zustande.
In dem Kapitel 'de retentione menstruarum' der unter dem
Namen Mustions überlieferten spätlat. Übersetzung der Gynaecia
Sorans (ed. Rose, 1882, p. 48 sqq.) ist die Rede von verschiedenen
Hilfsmitteln, um diese retentio zu beheben. Ist unter Beachtung
der gegebenen Vorschriften die Menstruation eingetreten, so em-
pfiehlt es sich die Patientin einer weiteren Behandlung zu unter-
ziehen. Zu dem Zwecke verlangt
Soran (ed. Rose p. oll, 1 sqq.): Mustions Übersetzung (ed.
(sc. y.ad-aQascüg) ro7g avaXiqn:-
TL%0lc, XQTjOTtOV, XOVXQU) TtOtyilXt]
TQOCpfj öi'vip v,al alojQcc TtegiTtd-
Toig yvfxvaaioiQ TQiil>eai tov ts
oXov oa piarog yial twv Ttegl trjv
vGTegav. ftcbI fAfVTOi JtQog ttjv
TOTTixrjV rijg voregag tqXxHv ai
öid tlulwv Twv yßiQÜv Ttaqacpo-
gal TtEQid^Xaoiv cflgovoL, vmS-
( V ■Ä.aiQov elg sif-ieysO^ri leKocvrjv
yiad^iCei i] xdfxvovoa Xovoiiiev7j tj
(add. Rose) yiataßaivEt elg Tr(v
e'fAßaoiv, OTtöyyovg Ttlaxfäg y.al
fAaXayiovg rtp rji^QO^) neqiTL^tvai
"Kai Tolg loxioig, ymI t^gifia tvqoo-
svTVTtojaaoav xalg xeqol uag-
Rose p. 53, 6 sqq.): post cuius
(sc. purgationis) transitum resu-
menda est lavacro et vario cibo,
gestatione exercitiis et frictione
primo totius corporis, secundo
etiam et ipsius matricis. quae
fieri debet hac disciplina, ut
cum ad encathisma mulier sederit
vel in balneo acrudo (/ agro du
in soHum) descenderit, ibi mu-
heres spongiis vel penicilhs ab
umbilico iniusum locum matricis
sine quassatione defricent eqs.
dyeiv TTjöe ■/.dy.elos xtZ.
Aus der Parallele geht ohne weiteres hervor, daß der griechi-
sche Text gerade an der Stelle, auf die es ankommt, von Mustio
— sagen wir — recht frei wiedergegeben ist. In der Hauptsache
zwar stimmt der Inhalt gegenseitig. Aber mit dem Worte acrudo,
das am entsprechenden Platze des Griechischen kein Pendant hat,
192 Otto Probst acrudus
muß es eine eigene Bewandtnis haben. Med er t (quaest. crit. et
gramm. ad gyn. Mustionis pertinentes, Dissert. 1911, Gießen,
p. 55 sq.) schlägt vor den Ausdruck '^in halneo acrudo für ver-
schrieben aus lavacro anzusehen. Dem kann aber nicht so sein.
Der Übersetzer empfiehlt ja kurz vorher der Patientin den Ge-
brauch des lavacrum, das er also recht gut vom balneum zu unter-
scheiden weiß. Mehr, nach der oben ausgeschriebenen Stelle gibt
Mustio zusammenfassend Vorschriften, die 'post encathisma ... vel
balneum' zu befolgen sind. Und doch läßt sich das Wort acrudus
ganz ungezwungen erklären. Allerdings nur durch Anwendung
und Anerkennung eines radikalen Verfahrens. Dem ganzen Inhalt
der Stelle entsprechend hat acrudo gar keine Beziehung zu in balneo,
sondern es gehört eingeschoben zwischen fieri debet und hac dis-
ciplina. Acrudo kann nämlich nur aus acro(-a) nudo(-a) ent-
standen sein, womit'Mitt ipiXwv icov yeiQwv wiedergegeben wird (vgl.
Götz, Corp. Gloss. Lat. emend. III 252, 20 ilulog' nudus). Was
Mustio unter acra (ayiga) versteht, sagt er uns selbst, wenn er
XQiof-isvoi . . . öiu'/.QaTyoeL oksIc^v xal /.aQnwv so übersetzt: acra
eorum contineantur (2, 2, 23). Ähnlich 2, 4 p. 60, 3; ib. 7 lanis
. . . mundis universa acra contecta (beachte den Gegensatz: nudus);
vgl. Cass. Fei. 30 p. 60, 16 manuum ac pedum acra i. e. summi-
tates. Und demgemäß lautet die Übersetzung des lat. Textes (vgl.
Lüneburg-Huber, Die Gynäkologie des Soranos v. Ephesus etc.,
München 1894, S. 105): Das Frottieren soll vorgenommen werden
mit den bloßen Händen unter Beachtung des Umstandes, daß die
Frauen dann, wenn die Patientin zum Sitzbade sich niedergelassen
hat oder in die Badewanne gestiegen ist, im Bade mit Schwämmen
oder Tüchern vom Nabel zum Utei'us ganz leicht frottieren.
Speyer Otto Probst
E. Schwyzer, Zur griechischen Laut- und Wortbildungslehre 193
Zur griechischen Laut- und Wortbildungslehre
1. EQVOg
Diese aspirierte Form ist überliefert in Eur. Bacch. 876: i^do-
/Lieva ßQOTiov £Qrjf.uaLg oy.iaQO/,6f.iov ^' (-'gveaiv vXag. Bruhn, der
im Gegensatz zu anderen Herausgebern die Form beibehält, recht-
fertigt sich durch die Bemerkung: „häufiger ist bei diesem Worte
der Spiritus lenis, doch findet sich auch der Spiritus asper über-
liefert und bezeugt" (Ausgabe in der Hauptschen Sammlung Berlin
1891). Bruhn stützte sich vermutlich auf Elmsley zu Eur. Med. 1182,
der aus Handschriften und altern Ausgaben Zeugnisse für die For-
men £Qvog und ?Qvog anführt. Diese Zeugen beweisen aber höch-
stens, daß die byzantinische Schreibweise zwischen den beiden
Formen schwankte. Zudem geht fast an keiner der von Elmsley
angeführten Stellen dem Worte SQvog eine Tenuis voraus, die als
Aspirata den Asper von {-Qvog verraten könnte wie an der Stelle
a.U8 den Bakchen, von der wir ausgingen; dies ist nur Soph. Oed.
C. 1 108 der Fall, und hier widerspricht die Überlieferung a (flltav^
eQvtj dem Asper der euripideischen Überlieferung.
Doch verdient letztere schon als „lectio difficilior" Beachtung,
und sie wird bestätigt durch die Stelle des Ibykos bei Athen. 13
p. 601 B GyiLBQoloLv vcp tgvEOiv (Hiller-Cr. * 1) und durch das von
Valckenaer in seiner Ammonios-Ausgabe abgedruckte Xs^iy.dv tteqI
TtvEvixdxow. Nachdem der Verfasser des nach dem Titel aus Try-
phon, Chöroboskos, Theodorites und andern kompilierten Traktates
erklärt hat, daß e vor q + Vokal oder Konsonant nicht aspiriert
werde, und als Beispiel auch tqvog- b xAatJog angeführt hat (p. 218
der Ausgabe von Valckenaer), fährt er fort (p. 219): Iv d^: xolg
OepdwQiTOv, aXla yial iv noXkoig riov ^xEÖEY-TOTtTv-f to SQVog da-
Gvvojuevov EVQOv. -/.al av yovv ddawe {xäXXov avto. o\ de: ipiXovvteg
yiarcc txvixoXoyiav x})iXovGiv, wg s/, xrjg egag q)v6f.iEvov.
Auch die richtige Etymologie beweist, daß der Asper etymo-
logisch nicht berechtigt ist: sQvog gehört zu oQvvfXi (Bugge Curt.
Stud. 4, 327; Bechtel Gl. 1, 73). Aber deswegen darf man die
Form mit Asper nicht überhaupt verwerfen; i-Qvog, das noch in
unserer Überlieferung zum Vorschein kommt und tatsächlich viel-
leicht weiter verbreitet war, zeigt den gleichen sekundären Asper
wie das möglicherweise wurzelverwandte oQfxrj, wie aqfxa., ctQfxög
u. ä.; s. darüber Sommer, Griech. Lautstudien 133 f. Der von
Glotti. V, 3. 13
J94 ^- Schwyzer
Sommer S. 134 vermißte Parallelismus in der Behandlung der
Gruppen „anlautender Vokal + p^" und „anlautender Vokal + ?»'"
besteht also doch, wenn auch für den zweiten Fall vorläufig nur
ein Beispiel mit Aspiration beigebracht werden kann.
2. XQOflflVOV
Die sprachwissenschaftlichen Handbücher kennen fast nur die
Form '/.Qoi-ivov (durch Assimilation aus y.QSf.ivov, dies aus *qremusom);
Boisacq s. v. setzt wenigstens y.q6u{(x)vov an. Tatsächlich ist %Q6f.ivov
nur durch zwei Homerstellen metrisch gesichert (^ 630. t 233);
die Ausgaben der späteren Literatur bieten die Form xQOfXfxvov,
die durch Aristophanes für das Attische metrisch gesichert ist, z. B.
Ach. 1100 aXag d^vixhag oioe Ttdt y.al /.QOi-tfiva; vgl. weiter Ach.
550; eq. 600; ran. 654; pax 529 (tov jlisv yccQ o^et '/.QOfxfxvo^vQey-
fxiag). Die Regelmäßigkeit und Häufigkeit der Form mit geminiertem
fA, verbietet, an die inschriftlich oft bezeugte Verlegung der Silben-
grenze in den Konsonanten zu denken, an Fälle wie att. TtdlXriv,
vavllov, thessal. fxvafxfxsiov u. ä. (s. Brugmann-Thumb 152 f.).
Vielmehr läßt sich f.ii.i kaum anders erklären als aus dem zwischen
V und 0 geschwundenen h. kqo/x^vov steht darnach auf einer Linie
mit Fällen wie hom. q^ilojiifXEidiljg, cifXfxoQog, att. f-ihsydlov (vgl.
Brugmann-Thumb 145 f.). Freilich nicht völlig; während hier sm
zugrunde liegt, ist in y.Q6f.i(.ivov der stimmlose Nasal durch sekun-
däres Vorrücken des Hauches um eine Silbe zustande gekommen,
also durch einen ähnlichen Vorgang, wie er in att. hog eIqtzov mo)
ecog IsQog angenommen werden muß (s. darüber zuletzt Sommer,
Griech. Lautstudien Ifi".). Im Grunde ist nicht die gewöhnliche
Form %q6i-i(a.vov erklärungsbedürftig, sondern das homerische -/.qÖi^vov:
gerade in einem isolierten Worte würde man die „Geminata" er-
halten erwarten.
3. äÖEia exSeia evöeia
Neben döe'^g sxdsrjg svderjg erwartet man *ddsEia ^ez-dhia
^Evdhia. Damit, daß für ddsrjg usw. eigentlich * adrig usw. zu er-
warten sind (Brugmann-Thumb 75) und aöeta usw. auf diese kürzern
Formen zurückgehen, wird man sich nicht zufrieden geben, da
dösLa usw. erst seit Thukydides bezeugt sind. Die nach dem Vor-
bild von dlr'd-SLa : dXifj&i^g, evytvsia : svyevrjg u. ä. geschaffenen
^ddhia, gen. *dd€elag, in jüngerer att. Aussprache *ddeea, ^aöeeag
wiesen eine Folge von drei kontrahierbaren Vokalen auf, die im
Attischen vermieden wird; vgl. neigaitog, ^EQSTQUog gegenüber
Zur griechischen Laut- und Wortbildungslehre 195
ßaailsiog u. ä. (Brugmann-Thumb 74). Doch brauchen in solchen
Fällen nicht immer die beiden letzten Vokale kontrahiert zu werden;
bei der nahen Verwandtschaft von « und e ist die Annahme un-
bedenklich, daß "^ddseag *aöeeai *aÖ€ewv *aÖ€eag zu *a^eag usw.
(geschrieben döelag usw.) sich entwickelten; vgl. die parallele Be-
handlung von -i€ia = -ila im späteren Griechischen (Gramm, d.
perg. Inschr. 57 ff.). In nom. acc. sg. nom. pl. ergaben sich dabei
die Formen *ccdea, -av, -at (geschrieben *ddeia, -av, -ai), die sich
jedoch der Analogie des Typus svyevsia : evyeveiag nicht entziehen
konnten; so entstanden die neugebildeten Formen adsta, -av,
~ai usw.
4. yevväv
Wackernagel hat KZ. 30, 300. 314 die Ansicht ausgesprochen,
yivva (zuerst bei Pind.) sei eine postverbale Bildung zu yevväv, und
damit vielfach Beifall gefunden, meines Erachtens mit Recht. Doch
sind damit das schon homerische yevvalog (E2b3) und yevväv (seit
Pindar) nicht erklärt. Wackernagels Erklärung von yevväv als
Umbildung eines altern "^yevvävai, der E. Fraenkel Nom. ag. 2, 21
beipflichtet, der im übrigen von Wackernagel darin abweicht, daß
er yevva als Umbildung eines altern *yavvri betrachtet, wird man
gerne zu gunsten einer Deutung aufgeben, die nicht mit einer
Präsensbildung operiert, die bei der Wurzel gen- weder im Grie-
chischen noch in einer der verwandten Sprachen bezeugt ist.
Eine solche Erklärung wird durch einen Jüngern attischen
Lautvorgaug an die Hand gegeben. Aus dem Attischen sind die
Formen oteQQog ßoQgäg (über OTeQSog ßoQeag aus oregeog ßogeag)
bekannt; die für das Attische vorauszusetzenden Vorstufen mit er-
haltenem konsonantischen i nach der sekundären Geminata sind
in andern Dialekten in ähnlichen Fällen bezeugt (Brugmann-
Thumb 64f.).
Nach solchen Mustern liegt es nahe, ysvvälog auf ^-yeveaiog,
yevväv auf "^yeveaev (aus -aeev) zurückzuführen, als Ableitungen
von yeveä. Die Bedeutung stimmt vorzüglich; die angenommene
Lautbehandlung konnte unter günstigen Bedingungen, die hier im
Zusammentreffen einer Reihe von Vokalen besteben, in jedem Dia-
lekt eintreten. Freilich sollte man für ^syeviäoa, abgesehen von
der begreiflichen Akzentverschiebung, '*ey€vväGa erwarten usw. Doch
erledigt sich dieser Einwand leicht. Es ist verständlich, wenn sich
eine Form *syevväoa unter dem Einflüsse des Typus irifxiqGa nicht
hielt ; es steht auch nichts im Wege, die Entstehung der Geminata
13*
196 E. Schwyzer
in eine Zeit zurückzuverlegen, die dem Wandel von urgriechischem
ä zu ij im Ionisch-Attischen vorausliegt.
5. JiSQO'öag
Der Thesaurus zitiert aus Galens Lex. p. 544 TtEQOvag' b Tvegu-
aivog oivog, oiov yvegvoiag rig cov, wg ■x.al avzlvijv ovoixaCei rov
avToeTiTTjv. Das Wort kann freilich nicht unmittelbar aus rcegvoiag
entstanden sein, wohl aber aus * Tteqvavag. Es ist somit ein neuer
Beleg für Kretschmers spätgriechisches Gesetz: „ein unbetonter
kurzer Vokal fällt in der Nähe von Nasal oder Liquida aus, wenn
in der benachbarten Silbe derselbe Vokal enthalten ist" (Wochenschr.
f. klass. Philologie 1899 Sp. 5; Der heutige lesbische Dialekt Sp.
llOff,, wo Sp. 114 auch antike Belege für rceQOv tvsqoi /legovvij).
Die vorausgesetzte Form "^ tisqvo vag verlangt noch ein Wort der
Erklärung. Sie kann entweder aus ^viEQiovag assimiliert oder aus
*7reQvotag und '^TiSQiovag kontaminiert sein. Die Möglichkeit der
Metathese ^itegtavag aus *7i£Qvaiag ist angesichts bekannter Fälle
wie MiTvXr^vri (Brugmann-Thumb 160) nicht zu bestreiten und viel-
leicht unmittelbar bezeugt durch eine Bemerkung im Thesaurus:
„TTtQiav perperam in quibusdam codicibus scribitur pro 7tiQvoi^\
6, htaxöv
Daß in t- das Zahlwort für Eins steckt, wird von niemandem
bestritten; doch ist unklar, wie sich i- zum Stamme iv- verhält.
Brugmann IF. 21, 7 ff. betrachtet exarcV als eine Kreuzung von
*a-xaroV und *fcV xarov. Diese Annahme scheint entbehrlich;
eviaTov erklärt sich meines Bedünkens ungezwungen aus *tv 'autÖv
durch Dissimilation des ersten im schwächer betonten Teil der
Gruppe stehenden v. Daß das erste v phonetisch velarer, das
zweite dentaler Nasal ist, bildet keinen begründeten Einwand, um
so weniger, als darauf hingewiesen werden kann, daß auch der
Nasal von *xaTOv im Sandhi velar werden konnte.
7. XeßrjQig' zö Xenoq xov xvdfiov exuviae, pellis deposita
Wenn auch kein Zweifel darüber besteht, daß leßrjQLg in der
angegebenen Bedeutung mit Xoßog zusammengehört (vgl. Boisacq
s. V.), ist die Bildung des Wortes noch der Aufklärung bedürftig.
XeßrjQig erklärt sich durch den Hinweis auf TQieTtjQig: wie dieses
Wort eine Femininbildung zu TQievr^Qog ist, das seinerseits wieder
auf l'zog zurückgeht, so läßt sich für leßriQig ein Adj. ^keßiqqog
erschließen, dem ein "^Xeßog n. zugrunde liegt, das zu /.oßog in
Zur griechischen Laut- und Wortbildungslehre 197
einem bekannten Verhältnis steht. Das isolierte, auf *XE߀a--Q-
zurückführende IsßiqQ-ig dürfte übrigens dafür sprechen, daß E.
Fraenkel recht hat, wenn er in dvd^riQog u. ä. die lautgesetzlichen
Formen sieht (Nom. ag. 1, 129»).
8. dt^v5
Die schon altern praktischen Wörterbüchern geläufige An-
schauung, daß in hom. oi^vg att. oltvg als erster Bestandteil die
Interjektion ol stecke, kann doch auch in der Gestalt, die ihr die
neuere Forschung gegeben hat (vgl. Boisacq s. v.), nicht als so
sicher gelten, um jeden anderen Deutungsversuch von vorneherein
auszuschließen. So mag denn ein schon alter Gedanke hier vor-
getragen werden. Ich schlage vor, oitvg in 6-{ß)i-^vg zu zerlegen,
den Schlußteil auf Wurzel sed zu beziehen und das Ganze zu
deuten als „was sich zusammen gegen einen setzt", ,, Bedrängnis".
Zur Präposition 6- vgl. jetzt Boisacq p. 681; *ßt-Cvg wäre die
gleiche Bildung wie {ß)lGxvg, worüber Brugmann IF. 16, 494.
Zürich E. Schwyzer
OlxtGlfJQ
I
Ernst Fränkel (Nomina agentis I 109) hat richtig bemerkt,
daß ol-üLGtrjQ eine im Ionisch-Attischen unmögliche Form sei; die
lonier bildeten Nomina agentis auf -tiqq nur aus solchen Verba auf
-i^eiv, die von einem -t(J-Stamm abgeleitet waren. Fränkels Be-
handlung der widerspenstigen Zeugnisse scheint mir aber nicht
glücklich. Er erklärt ein vermeintliches oiy.iOT^Qag Äschyl. Sept.
19 daraus, daß die Tragiker mit dem -r^^p-Suffix ganz nach Be-
lieben schalteten. Diese Form ist freihch in der besten Hand-
schrift M überliefert, läßt sich aber bei genauerem Zusehen nicht
halten. Eteokles fordert die Bürger auf, für das Vaterland zu
kämpfen : ccQrjyeiv . . . rey.voig xerj re {itlTql, (piXTUTTj TQOcpio • r^ yag
veovg tQTiovTag evfxevsX Tttdoj, artavta Ttavdo'novaa rcaideiag otXov,
sS^QEipaT oi'MOTTJQag doTtidrjffOQOvg u. s. w. „Gründer, Stifter"
paßt nicht zu dem Sinn, „waffenfähige Bewohner, Bürger" wird
unbedingt verlangt. Die Lesart einiger jungen Handschriften oly.r]-
TTJQag verdient also Aufnahme in den Text, einerlei was für ein
diplomatischer Wert ihr gebührt i). Und so wird in der Tat all-
1) Ich drücke mich etwas vorsichtig aus, weil ich nicht weiß, wieviel
198 Giorgio Pasquali
gemein gedruckt. Das Wort otxrjrry^ ist bei Sophokles Oed. Col.
627 überliefert.
Mit dem ol/uoziqQ des Orakels bei Herodot IV 155 hat es
auch eine besondere Bewandnis; es heißt:
BazT i/tl cptüv^v t]ld^eg' äva^ da oe Ooißog ^uijtölXiov
sg yiißvriv TtinTtti jur^XoTQOcpov ol'AiOTiJQa ^).
Olmor^Q wird also der Gründer der dorischen Stadt Kyrene,
Battos, genannt. Olytiar^Q stellt einen im Dorischen völlig regel-
mäßigen Typus dar (vgl. E. Fränkel S. 153; auch die Pindar-
stellen verdanke ich ihm). Die Dorer bildeten ja Nomina agentis
auf -T^Q auch aus solchen Denominativa. Pindar gebraucht olxl-
in den anderen Handschriften der Überlieferung und wieviel der Konjektur
beizulegen ist. leh habe selber aus ein paar römischen Handschriften für
Wilamowitz Proben genommen , überblicke aber das Material nicht. Von
dem Wahn, M sei die einzige Quelle, darf nicht mehr die Kode sein.
1) Die Lesart oixiCovra sieht zu sehr nach einem Glossem aus, als
daß es die Mühe wert wäre, sie zu diskutieren. Die längere Rezension
desselben Orakels bei Diodor VIII 29 scheint mir jung: das läßt sich viel-
leicht auch an einer sprachlichen Einzelheit im 2. Vers wahrscheinlich
machen. Sie hebt an: Bütt^ inl (fcjvrjv ^XSss' uvu'^ di as 4>otßog ^AnokXwv
ig AtßvTiv ni^mi y.a'k}.iaxi(f>avov Kvqr\vy\q tvgeirjg uQ/siv /tcu i/siv ßaatXrjidu
TifiTiv. Die erste Silbe von KvQi^vt] ist in der alten Poesie oft lang in der
Arsis des Hexameters (Hermipp bei Athen. I 27 e, v. 4 ix /uhv Kvg^vrjg
xttvXov xa\ S^Q/uu ßöetov; Kallimachos h. III 206 xal fj.rjv KvQi]vr]v kruQiaaao,
Tri noT^ fäiüxctg; Apollonius Ehodius II 500 KvQitVr] n((farKC rig f'Aof neiget
IIr]V(ioTo, noch Dionysius Periegeta v. 213 Kvorivr] t' ivinnog, ^ A^vxkaCeav
ylvog drSgcSr) und des iambischen Trimeters (Aristophanes Thesmoph. 98
lyw yccQ ovx 6q(o iIvSq' oürffV Iv&äd^ ovra, Kvq^vtjv rf'opw: die Hetäre hatte
ihren Namen von der Stadt). Aber ich kenne kein altes Beispiel der Länge in
der Thesis: für die Kürze in dieser Stellung mögen die Beispiele bei Pape-
Benseler sub voce ausreichen. Freilich in der aristophanischen Parodie
einer euripideischen Monodie Ean. v. 1325 ff. toccutI fxavroi ah nomv roX^ag
rafia fiikrj xpiysiv, üvit to SwSfxafxrj^uvov Kvgrjvrjg f^fXoTtoiwv wird das Kv
im allgemeinen lang gemessen, aber uj__t. | •^ujl.-l. ist ein tadelloser
Pherekrateer. Lateiner und Spätlinge bleiben natürlich aus dem Spiel. —
Anders ist freilich das Verhältnis bei KvQrjvKiog. Hier haben die Länge in
Arsis Hermesianax (Athen. XIII 599b, v. 97 nach sicherer Ergänzung),
Theätet (AP VII 499, 1), aber in der Thesis schon Kallimachos (ep. XIII 2
Tov KvQTjvuiov nalda Xeyoig, in ifioC) Eratosthenes im letzten Vers seines
Weihgedichtes {tov KvQrjvaiov tovt^ 'EgccToad^iviog : für Echtheit und Über-
lieferung vgl. Wilamowitz NGG 1894, 15 ff.). Aber ein viersilbiges Wort
dieses rhythmischen Wertes ist viel schwieriger zu handhaben, lockt also
viel mehr zu solchen Lizenzen, als ein dreisilbiges. Die homerischen Quan-
titätsverhältnisse bei 'AnöXXbjvog bieten das beste Beispiel.
OixiarrJQ 199
GT7]Q und ovvoiyuot/jq öfter, immer aber, soweit wir urteilen können^),
mit Beziehung auf Gründer oder Mitgründer dorischer Städte, von
Rhodos (0. VII 30), Syrakus (0. VI 6), Aitna (P. I 31) und eben
von Kyrene (P. IV 6); die Gegenprobe vermag ich freilich nicht
zu geben. Pindars Epinikien sind sehr offizielle Gedichte; und
man darf von ihnen erwarten, daß sie in der Bezeichnung des
Gründers der Vaterstadt der Sieger dem offiziellen Gebrauch dieser
folgen. So wird erst recht der Verfasser oder Fälscher des Orakels
getan haben. ol/uoTrJQ, r^gcog ol^iorrJQ wird Battos in Kyrene ge-
nannt worden sein.
Kallimachos auch hat den Battos in einem feierlich offiziellen
Gedicht olyiiarilJQ genannt: Hymnus auf Apollon 65 ff.:
(Doißog '/Mi ßad-vyeiov i/ia)v TtoXiv tcfqaoE Baxroj
•/.al ylißviqv saiovTL yiogaS rjyr^aaco ^ac^
de^iog oiyiiazrJQi, /.al wf^ooe zelxea dcoösiv
rjf.iETeQOig ßaoLlevoi^);
olxiOTiJQ ist überliefert, aber die Übereinstimmung mit dem Orakel
sichert sowohl Bentleys Emendation ol/LGzrJQt wie auch die Be-
ziehung auf Battos. Ich verstehe nicht wie ein so feinfühliger
Interpret wie Vahlen (Berliner Sitzungsberichte 1896, 814) oZxt-
OT^Qi als Adjektiv zu law fassen und „dem Ansiedlervolk" über-
setzen konnte. Nur Battos ist der Gründer; natürlich wird Wieder-
holung des Eigennamens vermieden und dafür das staatsrechtliche
ol'/iOTtJQL eingesetzt.
Es wird im allgemeinen 2) angenommen, daß Kallimachos hier
das Orakel zitiert. Das ist kaum nötig, vielleicht kaum möglich:
er hat eben an dieser Stelle mehr von der alten Sage erhalten als
das Orakel, als Pindar, als Herodot; er hat allein einen Zug er-
halten, den die anderen Zeugen verwischen, den Raben als Führer.
Die Legende ist alt: Kallisthenes (bei Strabo XVII 814) hat er-
funden, daß Alexander von zwei Raben zu dem Tempel des kyre-
näischen Gottes, des Ammon, geführt wurde; sicher nur in der
Absicht, ihn von denselben Vögeln leiten zu lassen wie einst den
mythischen Gründer Kyrenes. Herakleides erzählte in der Kvqtj-
vatwv TtoliTeia (FHG II 212, 4), wohl aus Aristoteles, daß das
Erscheinen eines weißen Raben die Abschaffung des Königtums in
Kyrene angekündigt hatte. Ich denke, die Sage hat auch dies
1) Über fr. 186, 1 Sehr, wird sich schwerlich etwas aussagen lassen.
2) E. Fränkel berücksichtigt diese Stelle nicht, brauchte es auch in
diesem Teil seiner Arbeit noch nicht zu tun.
3) Auch von Malten Kyrene 46.
200 Giorgio Pasquali
sehr bewußt erdichtet: Apollon hat noch einmal sein heiliges Tier
nach Kyrene geschickt; das erste Mal sollte er den Gründer führen,
dieses zweite seinen Enkeln verkünden, daß die glückliche Zeit der
Battiaden vorüber sei. Mithin ist, glaube ich, bewiesen, daß die
Sage, die Kallimachos berücksichtigt, einen weißen Raben meinte ^).
Wie es immer sei, benutzt Kallimachos eine Überlieferung, die
älter und reichhaltiger als das Orakel war.
Die Pindarstelle mag er eher zitiert haben, zumal er in diesem
offiziellen Lobgesang des kyrenäischen Gottes, der freilich Lese-
poesie ist, aber doch dem Hauptfeste, den Karneien, seiner Vater-
stadt gilt, öfters auf die berühmten Gedichte des Pindar über
Kyrene anspielt, besonders auf die IV. und V. Pythie. Es werden
in den Versen 43 ff. /.elvog oiOTevTrjv eXax aviqa, -/.elvog aoidov
(Ooißiij yccQ /Mi To^ov i/ttTQSTtEvai y.al aotöiq), /.eivov di ^Qial
y.al ixdvzieg' £X de vv (Doißov IricQol öedäaoiv avaßXiqaiv d-avdzoio
ungefähr dieselben Künste des Gottes erwähnt, wie jP V 63 o xat
ßagsiäv vooiov d'/Jof-iar avögsooi xat yvvai^l vifxeL, jcoqbv re xt-
^aQiv Slöwol xe fioloav olg av sd-elr], djcolefxov ayaywv eg nga-
niöag suvo/uiav, (xvxov % dfxfptTTEi f.iavzeiov. Hier fehlt ja die
Waffe, aber das drcolefxov wird hervorgehoben, eben als eine Aus-
nahme. ^'^jtoXXov, rea Kagvele kv öultI aeßiCoixev Kvgdvag dya'AXL-
^itvav uÖIlv hatte Pindar ebd. 74 ff. gesungen; hier umgekehrt
wird nicht am Feste des Apollon die Stadt Kyrene gerühmt, son-
dern an einem kyrenäischen Fest der Karneios angerufen (vv. 72 ff.).
UoXvxQvoog nennt Kallimachos (v. 34) den Apollon, tio'Kvxqvgov
öiüi-ia wird der delphische Tempel genannt P IV 53, an einer
Stelle, wo Medeia das Orakel prophezeit, das die Pythia dem
1) Daß die Verwandlung des einst glänzend weißen Vogels in der
Koroniseöe stand, ist eine nicht genügend bewiesene Behauptung Wilamo-
witzens (Isyllos 70). Der einzige Zeuge für den hesiodischen Ursprung
der Verwandlung wäre Apollodor, der in freilich sicher hesiodischer Um-
gebung (III 118 ff.) auch diesen Zug bietet; er kann aber kontaminiert
haben; und, daß die anderen Zeugen nichts davon wissen, ist auch eine
Instanz. Von Pherekydes' Version wissen wir nichts: Ovid (metam. II
533 — 632) hängt von der Hekale des Kallimachos ab, wie eben Wilamowitz
in seinem Aufsatz über die Wiener Fragmente (NGG 1893, 734) schlagend
bemerkt hat. Die Jüngeren (Hyginus astr. II 40, andere) zitieren oder
benützen doch den Kallimachosschüler Istros. Darüber spreche ich aus-
führlicher in einem Kommentar zu Kallimachos' Hymnen, an dem ich schon
seit ein paar Jahren arbeite. Daß der Gott den neuen Boten, der ihm eine
traurige Wahrheit berichtet, bestraft, statt ihm dankbar zu sein, scheint
mir zu hellenistisch empfunden für Hesiod.
OlxiaTTiq 201
Battos erteilen wird. Die Übereinstimmung könnte an sich zu-
fällig sein, ist es aber nicht, denn es folgt bei Kallimachos xat
dt jToXvy.t£avog' Uvd^tZvi x£ xE/.fxrjQaLO, d. h. Kallimachos läßt ab-
sichtlich die Nachahmung merken, zitiert so zu sagen. Um zum
Wichtigsten zu kommen, Kallimachos erzählt (v. 72 ff.) die Über-
bringung des Karneios und der Karneia von Sparta über Thera
nach Kyrene dem Pindar nach: P V 72 ff. Die Nachahmung und
die Absicht, daß sie dem Leser nicht entginge, wird besonders
darin offenkundig, daß Kallimachos hier (v. 76 ovlog AQiatoTeliqg
'AoßvGTiöc Ttägd^ETO yaia) und nur hier den anderen Namen des
Battos, Aristoteles, gebraucht, wie nur noch Pindar und nur hier
(V 87 xovg ^^QLOTOziXrjg ayayE vaval d^oatg aXog ßad^etav yielsv^ov
avoiytov).
Mag aber auch das oI/uottJq des Kallimachos aus der pinda-
rischen Stelle geflossen sein: es ist trotzdem bedeutsam, daß
KalHmachos das Wort auf den Gründer seiner Stadt anwendet, in
einem feierlichen Gedicht. Die Übereinstimmung des Pindar, des
Orakels und des Kallimachos spricht unter diesen Umständen
dafür, daß ol'AiOTrJQ der Staats- und religionsrechtliche Ausdruck
der Stadt Kyrene gewesen ist.
Es verträgt sich sehr gut damit, daß auch Apollon dort als
Gründer galt und unter der Epiklesis Kiioxag, einem notorisch
auch gut dorischen Wort, verehrt wurde. Wir wußten es bis vor
kurzem nur aus einer Inschrift spätrömischer Zeit, GIG III 5141.
Aber eine wichtigere Urkunde ist vor wenigen Jahren hinzugekommen.
Max Fränkel hat (Berl. Sitzungsber. 1903, 83 ff.) aus den Papieren
Fourmonts die Abschrift eines auch dialektologisch wichtigen kyre-
näischen Ehrendekretes veröffentlicht. Die Inschrift läßt sich einiger-
maßen datieren, weil der Geehrte (^ 7 TiQEoßeuaag iv rq) Magfxa-
QiÄCüi 7toliix(t}) in dem Marmarischen Krieg Botschafterdienste ge-
leistet hatte: der marmarische Krieg ist, wie der Herausgeber mit
Recht annimmt, wohl der aus Florus II 31 bekannte, der noch
unter Augustus ausgefochten wurde. Dort wird (^ 12 ff.) vom
Geehrten gesagt 7taQ[ka\ß(ßv te tov rw xriora rag Ttöhog a^tJv
^TtoXXoivog o{7t)z^\(p\avov xat ra. rcqog d-Eog ixTEVMLg ycal svaeßwig
szeX[E]osv x[af] rä tiotI Tog avd^QcoTtog f^£yaX[o]ilii.[x]oDg /.al TtXov-
aiwg VTTSQ d[v]vafiiv; er war also wohl ein Priester des Apollon
Ktistas^). Vielleicht war die Verteilung der Prädikate so, daß
1) Ich verstelle nicht, was M. Fränkel meint, wenn er sagt (S. 86), der
Geehrte habe den Kranz des Gottes an den Karneen davongetragen. Soll
202 J- H. Schmalz
der Gott /jiioTag,, der Heros Battos oImottjq genannt wurde. Das
will nur eine Vermutung sein.
Göttingen Giorgio Pasquali
Satzbau und Negationen bei Arnobius
Das abfällige Urteil, welches Eduard Norden in Antike Kunst-
prosa II S. iJOö Anm. 1 und Kultur der Gegenwart I 8 S. 390
(Ausgabe von 1905) über Arnobius gefällt hat, machte auf diesen
Schriftsteller wieder besonders aufmerksam. So haben ihm ihre
Tätigkeit seither zugewendet M eis er in Sitzungsberichten der
Kgl. Bayr. Akademie der Wissenschaften 1908 Phil. bist. Klasse
5. Abhandlung, Löfstedt in Eranos X (1910) S. ß— 29, Stangl
in Berl. Phil. Woch. 1910, Nr. 4 u. 5, sowie Kistner im Gym-
nasialprogramm von St. Ingbert 1912. Das Studium dieser Ab-
handlungen hat auch mich wieder dem Arnobius zugeführt; be-
sonders hat mich sein Satzbau und sein Gebrauch der Ne-
gationen interessiert, und einige Beobachtungen auf diesen Ge-
bieten sollen hier mitgeteilt werden.
Auf den Vorwurf der Heiden, daß Christianorum nomen no-
vellum est et ante dies paucos religio eorura est nata (adv. uat.
II 69) erwidert Arnobius, daß auch die heidnischen Götter certo
a tempore esse coeperunt und führt dann bezüglich der Minerva
aus (II, 70; 105, Iff. R): si enim Jovis ex cerebro sine ullius se-
minis emicuit iactu, antequam est Diespiter genitus et in utero
matris corpjoreae formam circumscriptionis accepit, certum est utiqiie
Minervam non fuisse neque rerum in numero aut ulla esse in sub-
stantia computatam, sed ex capite Jovis enata est et esse res coepit
nonnulla in essetiam constifuta; so lautet die Überlieferung in P.
Allein Salmasius schob zwischen ex und capite das Wörtchen quo
ein, Reifferscheid schrieb coepit et mit Billigung von quo, Ursinus
wollte non ulla oder nulla für nonnulla lesen und Sabaeus ver-
vielleicht der um die Stadt mannigfaltig verdiente Mann, der auch schon
Botschafterdienste geleistet hatte, ein araifvXoSQÖfxog, ein blutjunger Agonist
gewesen sein? Die oben im Text ausgeschriebene Formel reicht aus zu
beweisen, daß der Geehrte ein Priester war: vgl. z. B., aber bloß z. B.
Dittenberger Syll.^ 420, 8 wo von hQtig gerühmt wird : itoaGa/uevoi öt oXov
Toii ivictvTov TiQog /Litv Tovg xf-fovg fvafßdig, TiQog St Tohg clv&Qwnovg ifiXoTBiuiog.
Wir lernen nun aus der Inschrift, daß es auch in Kyrene einen aTfcfavrj-
(fÖQog Tov "AnöXXun'og gab, wie notorisch z. B. in Milet und Priene.
Satzbau und Negationen bei Arnobius 203
besserte essetiam in essentia. Letzteres ist nicht abzuweisen, alle
anderen Vorschläge sind abzulehnen und austeile von nonnulla ist
novella zu setzen. Zunächst haben wir eine archaisierende Para-
taxe in den beiden Sätzen sed ex capite Jovis enata est et esse res
coepif; daß Arnobius eine Vorliebe für die Parataxe besitzt, hat
Spindler De Arnobii genere dicendi, Diss. Straßburg, 1901 S. 34
gezeigt. Die gleichen Tempora enata est und esse coepit lassen
das Zusammenfallen der beiden Vorgänge drastisch hervortreten:
mit ihrer Geburt aus dem Haupte Jupiters trat Minerva als neue
Erscheinung in die Welt ein. Aus dieser Art der Satzverbindung
entstand die aus Plautus bekannte, vgl. Epid. 217 cum ad portum
venio, atque ego illam Uli video praestolarier : dies ist eine Konta-
mination aus der ursprünglichen Parataxe venio atque video und
der Hypotaxe cum venio, video; wie diese Art von Kontamination
sich erhalten hat, darüber vgl. jetzt Bährens Beiträge zur lat.
Syntax, Philol. Suppl. XH S. 426 ff. Über die Parataxe mit et,
que u. ä. bei Vergil, Tac. Apul. handeln E. Hoömann Die Kon-
struktion der lat. Zeitpartikeln Wien 1873 S. 164 und Dräger Über
Syntax und Stil des Tacitus, Leipzig 1874 S. 43; durch die Ver-
schiedenheit der Tempora und durch Adverbialia der Zeit wird
das Verhältnis der beiden Handlungen, das bei Arnobius in seiner
Einfachheit keiner näheren Beziehung bedarf, dort angegeben.
Über die archaisierende Satzverbindung darf man sich bei Ar-
nobius, dem Nachahmer des Lucrez, der auf occipere, Infinitive wie
addier, vertier, viderier u. a. zurückgriff, um so weniger wundern,
als die Parataxe auch bei Dichtern beliebt ist und Arnobius viele
dichterische Elemente in seinem Stil aufweist. Der Ersatz des
überlieferten nonnulla durch novella empfiehlt sich durch dei\ Ge-
brauch des Wortes novellus S. 103, 18 sed novellum nomen est
nostrum, S. 259, 24 novella enim propemodum res est und ganz
besonders durch 107, 2, wo die Worte omnipotens et primus deus
novella vobis videtur res esse genau zu unserer Stelle passen;
man beachte besonders das den drei Stellen 259, 24; 107, 2 und
105, 6 gemeinsame novella res. Man kann allerdings zur Ver-
teidigung von nonnulla sagen, daß es den Gegensatz zum voraus-
gehenden neque rerum in niimero aut ulla esse in suhstantia com-
putatam bilde; allein der rote Faden, der durch das Ganze zieht,
ist die Neuheit der heidnischen Götter und dementsprechend ist
novella das richtige Wort.
Um beim Satzbau zu bleiben, wollen wir H 54 (90, 11 R) be-
trachten: quoniam si cuncta eins voluntate conficiuntur . . ., neces-
204 J- H. Schmalz
sario sequitur, mala etiam cuncta voluntate eins intelleganüir enasci;
so überliefert P, Ursinus hat vor mala die Konjunktion ut einge-
fügt, dies ohne Not. Daß nach necesse est in einfacher Parataxe
ein Konjunktiv folgt, ist bekannt; Arnobius selbst schreibt auf fol-
gender Seite 91, 6 respondeamus necesse est. Aus Stangls Ausgabe
der Cicero-Scholiasten (Leipzig und Wien 1912) S. 275, 12 necesse
fuerat unus fieret plebeius ersehen wir, daß auch die Projektion
von necesse est fiat in die Vergangenheit möglich ist, Stangl hat
deshalb mit Recht das von Mai und Orelli vor unus eingesetzte
ut beseitigt; nun ist aber necesse est Satzwort = necessario und
kann daher mit dem Indikativ verbunden werden, vgl. Hilarius
Pict. sup. psalm. 120, 10 p. 658, 14 Migne ille necesse est custo-
dietur (Stowasser in Wölfflins Archiv II, 318 und Stangl Pseudo-
asconiana S. 159 Anm.), und so nimmt umgekehrt auch necessario
mit einem entsprechenden farblosen Verbum wie ßt, sequitur u. a.
die Konstruktion von necesse est an, denn auf necessario liegt der
Ton, nicht auf dem Verbum. Es ist also necessario sequitur in-
tellegantur = necesse est intellegantur = necessario intelleguntur.
Bei der Synonymität von sequitur und intellegitur vermissen wir
gar nichts, wenn wir necessario intelleguntur enasci mit necessario
sequitur intellegantur enasci gleichsetzen, letzteres ist nur ein
vollerer Ausdruck, wie er dem rhetoricum sermonis genus des
Arnobius eigen ist.
Die Liebhaberei der ältesten Herausgeber, die Texte möglichst
dem klassischen Latein zu nähern, erkennen wir ganz besonders
in der Einfügung der Konjunktion ut, wie wir es eben gesehen
haben und wie es auch die beiden folgenden Fälle zeigen. Ar-
nobius schreibt II 46 (84, 26) nach Reifferscheid : tantumque est
longe, ut istarum auctor rerum (deus) esse credatur, ut in sacri-
legae crimen impietatis incurrat quisquis ab eo conceperit hominem
esse prognatum, . . . qui esse se doleat .... In 84, 27 stehen zwei
ut, vor istarum und vor in, nach dem kritischen Apparat ist eines
von Sabaeus eingefügt, ich nehme an, das zweite. Nun ist tantum
est longe (vgl. meine Syntax ^ § 153 und Itin. Antonin. 12 non
multum longe) = tantum longe ahest oder vereinfacht = tantum
abest; darnach folgt selbst in klassischer Sprache, vgl. Antibarb.
s. V. abesse, ein Satz mit ut und dann ein selbständiger Satz, z. B.
Cic. fin. V 57 tantum abest, ut voluptates consectentur: etiam curas,
sollicitudines, vigilias perferunt; so ist hier in sacrilegae crimen
impietatis incurrat selbständiger Satz mit potentialem Konjunktiv,
sozusagen als Nachsatz zu quisquis conceperit (= og av = mv tlq)
Satzbaii und Negationen bei Arnobius 205
und das Ganze hat den Sinn: Weit gefehlt, daß Gott als Urheber
davon gelten kann; ja es dürfte sich einer den Vorwurf einer gottes-
lästerlichen Ruchlosigkeit zuziehen, wenn er auf den Gedanken käme,
daß Gott den Menschen geschaffen hat, damit er ... . Daß diese
Satzform dem pathetischen Stil des Arnobius mehr entspricht, als
die volle Phrase tantum abest ut . . ., ut . . . ist selbstverständlich.
In der Stelle 175, 18 etenim revera stultissimum credere est,
ipsum (Jovem) remedia sciscere, quibus averti possint ea quae per
fulminis iactum in humanis fieri constituerit rebus. Hoc est enim
dicere: illo riius genere meas iras placabitis, et si quando per ful-
gura significavero aliquid imminere, facite hoc et illud: quod fieri
statui inane fiat et vacuum et sacrorum vi vanescat hat Sabaeus
nach illud die Konjunktion ut eingeschoben. Nehmen wir facite
hoc : inane fiat et vanescat für sich, so haben wir eine Satzver-
bindung nach Art von serva me, servabo te (Petron44); Futurum I
und Praes. Konj. sind nahe verwandt, es könnte ßet und vanescet
statt fiat und vanescat stehen; der Gedanke ist: tut dies und jenes,
und es soll eitel sein, was ich beschlossen habe. Es ist also jede
Konjunktion, mag sie bei- oder unterordnen, hier ganz unnötig;
die Interpunktion, wie ich sie oben gegeben habe, genügt, um das
Verhältnis der Sätze zu einander anzudeuten; vgl. noch meine
Synt. 4 § 237.
Die Scheu vor den konjunktionslosen Konjunktiven hat aber
nicht nur zur Einschaltung von ut geführt, sondern auch zur Um-
wandlung solcher Konjunktive in Infinitive. So lesen wir II 46
(84, 16 R) procul haec abeat persuasio, ut deus . . aut aliquid fe-
cerit claudum . . aut ulli rei fuerit miseriarum causa aut ipsos
actus quibus vita transigitur et celebratur humana ordinaverit, ius-
serit et ab sua fluere (flueret P) constitutione praeceperit. Daß
nach allen Vei'ben der Aufforderung der Konjunktiv ohne ut stehen
kann, also auch nach praecipio, ist bekannt; vgl. Apul. met. V 13
tu modo Zephyro nostro praecipe, fungatur obsequio (vgl. auch Sali.
Jug. 28, 1 praecipit, aggrediantur) , zudem ist praecipio im Spät-
latein sehr gebräuchlich. Als Subjekt zu flueret ist vita humana
anzusehen; freilich läge actus näher, aber derartige Subjektswechsel
sind nicht selten — mau denke nur an den Sprachgebrauch des
Tacitus, mit dem Arnobius manches gemein hat — , namentlich
wo sich ein Hauptbegriff, wie hier vita humana, vordrängt und
zur Geltung gelangen will; hier handelt es sich um die Über-
zeugung, daß Gott die Weisung gegeben, daß das menschliche
Leben von seiner Anordnung ausgehe; vorher ist von den einzelneu
206 J- H. Schmalz
Handlungen, in denen das menschliche Leben verläuft, die Rede,
dann aber vom Leben selbst.
Aber in einem Satze werden wir uns doch zur Beifügung einer
Konjunktion entschließen müssen; 242, 31 R lautet nach P: ergone
iniurias suas dii vendunt atque ut jparvuli pusiones animos parcant
abstineantgue ploratibus, passerculos pupulos eculeos partes accipiant,
quibus avocare se possint, ita di immortales placamenta ista sumiint,
quibus iras atque animos ponant et in gratiam suis cum offenso-
ribus redeant? Daß parcant durch ponant zu ersetzen ist, hat
Meiser S. 35 richtig gesehen; nach pusiones will Heraldus ut, Ge-
lenius quo, Meiser si einschieben. Nach meiner Auffassung ist ac-
cipiant gegen Sabaeus, der — und mit ihm Meiser — accipiunt
schreiben will, zu halten; einen eingeschobenen hypothetischen
Satz nehme ich wie Meiser an, aber er lautet ^owan^, si accipiant;
es genügt also si vor accipiant einzuschieben; dann lautet die
Periode: Lassen also die Götter für erlittenes Unrecht sich bezahlen
und nehmen sie, die unsterblichen Götter! diese Sühnemittel an, um
dann Zorn und Erregung sein zu lassen und sich mit ihren Be-
leidigern auszusöhnen, gerade wie kleine Kinder auch sich beschwich-
tigen lassen und zu weinen aufhören, wenn sie Vögel, Puppen,
Pferdchen und Gebäck erhalten, was sie abzulenken imstande ist?
Um zu den Negationen überzugehen, so hat Meursius an der
auch sonst bemerkenswerten Stelle 210, 18 an deos adulteros dicere
jpericidum habuit nulluni, prolatio cupidinis atque irae linguam et
OS fuerant obsceno coinquinatura contactu? vorgeschlagen nullum
durch ulhim zu ersetzen. Nun aber lehrt Seyffert Scholae latinae I,
128 über diese Form der argumentatio, daß es heißen muß: an
Anacharsis potuit, nostrates philosophi non poterunt oder an nemo
virum clarissimum reprehendit, tu rem publicam reprehendis? Nach
letzterem Beispiel ist unsere Stelle zu erklären, und es kann daher
die Negation nicht entbehrt werden. Aber Meursius hat auch
46, 17 qui non modo nullum intulerit malum ntdli das nulli in
ulli geändert und Meiser ist in 255, 11 Vitula nullis unquam
stimulis nullius operis excitata ad conatus bereit nullius in ullius
zu verwandeln, beides mit Unrecht. Ebenso unnötig ist 60, 9 nee,
quot in orbe sunt homines, non sunt sententiae totidem mit Sabaeus
non zu tilgen oder mit Oehler und Reifferscheid nobis statt non
zu setzen oder 193, 27 ut videatur miserabilis prorsus nullam
non esse causam ob aliam natus mit Ursinus und Reifferscheid
ullam für nullam zu schreiben oder 244, 18 quis maleficia rep-
perit tanta, quanta vix explicari decem milibus nequeani vel an-
Satzbau und Negationen bei Arnobius 207
nalium vel diurnorum mit Reifferscheid vix iu Klammern zu setzen.
Unbeanstandet blieben 135, 26 quod eos negatis subsistere neque
ulla esse in parte naturae und 215, 18 quos deos negamus exi-
stimari nee potestatibus posse caelitibus applicari. Wir ersehen aus
der Betrachtung aller Stellen, daß eine Verstärkung der Negationen
eintritt, wenn die Negation in der Konjunktion z. B. neque oder
im Verbum, z. B. negare, enthalten ist, oder wenn ein Pronominal-
adjektiv folgt, dem eine negative Form zur Verfügung steht, z. ß.
nullus, nemo, oder wenn eine Halbnegation wie vix nicht wirksam
genug scheint oder wenn malus, nemo u. ä. dem Verneinungs-
bedürfnis des Schreibenden nicht auszureichen scheinen. Hierauf
haben alte und neue Herausgeber nicht genug geachtet. Auch
Huemer beklagt sich in seinem interessanten Aufsatz „Gallische
Rhythmen und Gallisches Latein" im Eranos Vindoboneusis 1893
S. 123, daß Bondurand in seiner Ausgabe des ganz späten liber
manualis der Dhuoda (aus dem Jahre 843) den Gebrauch der
doppelten Negation zu verwischen suchte; es werden in Zukunft
die Herausgeber nicht nur der spätlateinischen Texte, aber ganz
besonders dieser, dafür Sorge tragen müssen, doppelte Negation
in guter Überlieferung zu erhalten.
Interessant aus dem Gebiet der Negationen ist ferner der Satz
62, 14 vestem illa (sc. cetera animantia praeter hominem) non
norunt, seilas naves atque aratra compingere nee denique superlectilem
ceteram, quam familiaris usus exposcit: von Kleidung wissen jene
nichts, auch verstehen sie sich nicht darauf Stühle, Schiffe oder
Pflüge zusammenzufügen noch auch endlich das übrige Geräte,
welches die Bedürfnisse des Hauses erfordern. Der Fall liegt
ganz eigentümlich; wir erwarten vestem illa non norunt nee sellas . .
compingere nee . . superlectilem ceteram oder non norunt nee sellas . .
compingere aut . . superlectilem, vgl. 70, 15 retinere nee dehere aut
posse; norunt ist zuerst in üblicher Weise mit Akkus, verbunden,
dann in einer nur Vergil und dem Spätlatein eigenen Art mit
Infinitiv, vgl. Verg. Aen. 8, 316, Apul. met. 2, 8; 2, 7 u. Lact,
inst. VI, 18, 23. Woher ist nun die Negation zu compingere zu
entnehmen? Lassen wir nee . . exposcit weg, so bekommt sellas . .
compingere positiven Sinn, denn das Asyndeton wird jedermann
adversativ auffassen und aus non norunt ohne weiteres norunt
ergänzen, vgl. meine Stilistik * § 74; somit bleibt nur übrig, daß
nee mit rückwirkender Kraft ausgestattet ist, wie dies von Löfstedt
Spätlat. Studien Iff., von mir m Berl. Woch. 1909 Sp. 542 und
Syntax * S. 498, sowie neuestens von Bährens Philol. Suppl. XII
208 J- H- Schmalz, Satzbau und Negationen bei Arnobius
S. 259f. ausgeführt worden ist; die Eigentümlichkeit unseres Falles
liegt darin, daß der Satz zwar negativ beginnt, daß aber das
Mittelglied seine Verneinung erst durch die Rückwirkung von dem
im dritten Glied stehenden nee erhält, welches selbst auf diese
Weise die Funktion hat, das zweite und dritte Glied dem ersten
und das dritte dem zweiten beizuordnen. Ganz anders steht es
mit dem Satze III 4 (114, 11 R): neque enim caeli aliqumido sub-
volastis ad sidera, singulorum facies atque ora vidistis et quos esse
memineritis illic deos eosdem hie eolere tamquam notos instituistis
ac visos: hier beherrscht das vorausgehende nee den ganzen Satz,
ja sogar et muß die Negation weiter führen, vgl. meine Synt. ^
§ 258, das Asyndeton ebenso. Im Satze 169, 2 ita ergo non deeuit,
si modo ullus deorum esset apud vos metus . . rogationihus , plebis
seitis, eonsultorum senatus metu prohihere, ne quis vellet de dis nisi
quod esset plenum religionis effari? nee a vohis s altem istum
meruerunt honorem, ut quibus expellitis a vohis eisdem ah his legibus
propulsaretis iniurias? schreibt Sabaeus ae statt nee, mererent für
meruerunt. Nee — saltem ist, wie aus meiner Stil. ^ § 40 hervor-
geht = et ne . . . quidem, vgl, noch Cyprian 402, 25 H. ille (Chri-
stus) non loquitur nee movetur nee maiestatem suam siib ipsa
saltim passione profitetur = et ne sub ipsa quidem passione, me-
reo (auch mereor) = ieh darf für mieh in Ansprueh nehmen, me-
ruerunt steht parallel dem deeuit, und daher entsprechend dem
deeuit auch im Indikativ, somit erweist sich eine Änderung des
Modus als überflüssig; der Gedanke ist: Hätte es sieh nieht geziemt
zu verhindern . . . und hätten sie nieht wenigstens von eueh diese
Ehre in Ansprueh nehmen dürfen? Nee setzt das non in ita non,
also den Fragesatz, fort und ist deshalb zu halten.
Warum Sabaeus 12, 28 R. nihil laetum in nihil laeti ändern
wollte, sehe ich nicht ein; 36, 12 steht nihil magieum, nihil hu-
manum, praestigiosum aut subdolum neben nihil fraudis; freilich
schreibt Arnobius 54, 26 comperti nihil: aber nihil laetum bedeutet
(vgl. Seyffert-Müller zu Lael. S. 227) niehts was erfreulieh ist und
dies paßt zu 12, 28, eomperti nihil ist = niehts von dem, was sieher
ist; aber ob dieser feine Unterschied immer durchgefühlt wurde
und ob ein Schriftsteller sich nicht durch andere Gründe zur
W^ahl der einen oder anderen Konstruktion bestimmen ließ, das
läßt sich nicht sicher feststellen. Jedenfalls liegt kein Grund vor
12, 28 an der Überlieferung zu ändern; vgl. noch Sjögren Com-
mentationes TuUianae S. 147.
Freiburff i. B. J. H. Schmalz
J. H. Schmalz, Synesis oder Schreibfehler? 209
Synesis oder Schreibfehler?
Quod in adulterio dicimus Martern et Venerem Vulcani esse
circumretitos arte — so läßt Arnobius V, 41 S. 210, 10 R. die
Heiden zu ihrer Entschuldigung sagen — , cupiditatem dicimus atque
iram vi pressas consilioque rationis. Arnobius aber erwidert
darauf 210, 18 R.: an deos adulteros dicere periculum habuit nullum,
prolatio cupidinis atque irae linguam et os fuerant obsceno
coinquinatura contactu? So überliefert P, Reiiferscheid hat je-
doch fuerant durch fuerat ersetzt. Mit Unrecht, wie mir scheint.
Der Begriff der Zweiheit geht durch die ganze Ausführung hin-
durch: Martern et Venerem esse circumretitos, cupiditatem atque
iram (esse) pressas, und so ist prolatio cupidinis atque irae soviel
als prolatio cupidinis atque prolatio irae oder auch prolata cupido
atque ira; darnach folgt fuerant und weil cupido und ira im Gegen-
satz zu den Personen Mars und Venus als Sachbegriffe zu fassen
sind, coinquinatura, genau wie Sallust Cat. 20, 2 den Catilina ni
virtus fdesque spectata mihi forent sagen läßt. Begünstigt wird
der Plural auch durch das unmittelbar vorhergehende Doppel-
objekt linguam et os, welches auch eine Doppelhandlung nahelegt.
Die Überlieferung wird also wohl als ein bemerkenswertes Beispiel
der Synesis zum Genetiv (cupidinis atque irae) statt der Beziehung
auf das Subjekt (prolatio) zu fassen sein, um so mehr als das
Spätlatein der Synesis mehr zugeneigt ist als man bisher ange-
nommen hat (vgl. meine Synt. * § 31 — 35, Bährens Mnem. 1910
S. 419 ff. und Philol. Suppl. XII, 455, wo ähnliche Beispiele auf-
geführt sind).
Freiburg i. B. J, H. Schmalz
Mischkonstruktionen im Lateinischen
Wenn zum sprachlichen Ausdruck einer Gesamtvorstellung
mehr als eine syntaktische Sprachform zur Verfügung steht, ist es
nicht verwunderlich, daß die nebeneinander im Bewußtsein ruhenden
Konstruktionen eine Verbindung eingehen, woraus dann eine neue
Konstruktion entsteht. Wenn z. B. Apul. met. III 23 schreibt me
nullam aliam mea Fotide malle, so hätte er gerade so gut auch
me nullam aliam meae Fotidi praeferre sagen können; nun aber
bietet der Text von Helm me nullam aliam meae Fotidi malle,
Glotta V, 3. 14
210 J. H. Schmalz
es leuchtet sofort ein, daß diese syntaktische Ausdrucksweise nicht
etwa, wie Helm durch eine Verweisung auf Wulff lins Archiv VII
117 nahelegt, einen Dativus comparationis enthält, sondern daß sie
durch eine Vermischung der beiden erstgenannten entstanden ist.
Derartige neue Verbindungen bürgern sich manchmal ein, manch-
mal aber bleiben sie vereinzelt und wurden so bisher eine große
Verlegenheit für die Kritiker, die nach den strengen Regeln der
Logik die Texte herstellen wollten. Erst in unserer Zeit wurde
man Konstruktionen dieser Art gerecht; aber immerhin ist noch
gegen unnötige Abänderungsvorschläge zu kämpfen, man vergleiche
z. B. Löfstedt in der Glotta III 190, im Philol. Kommentar zur
Peregr. Aetheriae Index S. 344 und Bährens au den im Sach-
und Wortiudex S. 540 zu den Beiträgen zur lateinischen Syntax
Philol. Suppl. XII aufgeführten Stellen. Im folgenden sollen nun
auch einige Konstruktionen besprochen werden, welche durch eine
Mischung üblicher, sich deckender oder doch verwandter syntakti-
scher Sprachformen entstanden sind, aber schon in Handschriften
W^iderspruch und Korrektur fanden oder bisher als sprachwidrig
zurückgewiesen oder auch unrichtig erklärt wurden. Entnommen
sind sie spätlateinischen Texten, so einer Abhandlung des Cyprian,
dann der vita S. Severini von Eugippius, der Mulomedicina Chironis
und der Passio b. Georgii martyris, die P. Michael Huber nach
einer Münchener Handschrift (Cod. lat. Monac. 3514 saec. VII) in
der Festschrift zum XII. Neuphilologentag, Erlangen 1906, heraus-
gegeben hat.
Eine der allereinfachsten Mischkonstruktionen bietet die vita
S. Severini (Corpus eccl. lat. IX) XII 4 probatum est, quanti valeat
fidelis oratio; der Ambrosianus liest quantum, was eine Verkennung
der Konstruktion bedeutet. Es liegen zwei syntaktische Sprach -
formen vor: quantum valet und quanti est; aus einer Verbindung
dieser beiden ist quanti valet entstanden. Diese Kontamination
scheint dem Geschäftsleben ihre Entstehung zu verdanken, sie findet
sich wenigstens zunächst bei den Juristen, daneben auch in Fort-
bildung der Konstruktion vom Genetiv des Wertes zum Abi. des
Preises valere mit Abi. pretii, dann bei Eccl. So mag auch neben
non multum refert die Phrase parvi refert entstanden sein, für
die Ulpian eine besondere Vorliebe hat, vgl. Kalb Roms Juristen,
Leipzig 1890, S. 130.
Wer die Mannigfaltigkeit im Bau der Vergleichungssätze und
der komparativischen Strukturen überhaupt aufmerksam beobachtet,
wird auch auf dem Gebiete der Mischkonstruktionen die inter-
Mischkonstruktionen im Lateinischen 211
essantesten Wahrnehmungen machen. Betrachten wir zwei Sätze,
die hieher gehören. In derselben vita S. Severini schreibt Eugippius
IV 7: sed quanto solitudinem abditam incolere cupiebat (sc. Seve-
rinus), tanto crebris revelationibus monebatur, ne praesentiam suam
populis negaret afflictis; C (= cod. Casinensis) und G (= cod.
Vaticanus alter) bieten crebrius, was Knöll jedoch, so einschmei-
chelnd es sich auch darstellt, mit Recht nicht aufgenommen hat.
Es entsprechen sich bekanntlich quanto — tanto mit Komparativen
und ut — ita mit Superlativen oder auch mit Positiven. Hier sind
nun beide Konstruktionen in eigentümlicher Art verbunden. Wir
erwarten quanto tnagis cupiebat, tanto crebrius monebatur oder ut
valde cupiebat, ita crebris revelationibus monebatur. Daß magis bei
quanto fehlen kann, ersehen wir z. B. aus den Ausführungen, die
Löfstedt in der Glotta III 186 zu Plaut. Most. 200 nilo ego quam
nunc tu amata smn gegeben hat und die zeigen, daß der Kom-
parativ sich oft aus dem Zusammenhang mit Leichtigkeit ergänzt;
somit ist an quanto cupiebat kein Anstoß zu nehmen, um so we-
niger, als die Komparative saepius und proprius (dies nach Hartel)
vorausgehen. Der Nachsatz beginnt zwar mit dem korrelativen
tanto, geht dann aber mit crebris in die positivische Struktur über,
die übrigens durch das Fehlen des Komparativs bei quanto bereits
vorbereitet war. Somit hätten wir aus der einen Struktur quatito —
tanto, aus der andern crebris zur Kontamination beigezogen ge-
sehen. Das andere Beispiel ist folgendes: Bährens bespricht in
der Glotta IV S. 270 die Attraktion des Relativums in eo quo für
60 quod und zitiert dabei auch Cyprian de opere et eleemosynis ] 8
S. 387, 15 H: sed enim multi sunt in domo liberi et refardat te
numerositas filiorum, quominus largiter bonis operibus insistas. ad-
qui hoc ipso operari amplius debes, quo multorum pignorum pater
es; für amplius bietet der Veronensis plurimum , für quo möchte
Hartel lieber quod, aber es in den Text aufzunehmen trug er doch
Bedenken und dies mit Recht. An eine Attraktion des Relativums
ist kaum zu denken, vielmehr zeigt die Lesart des Veronensis plu-
rimum den Weg zum Verständnis des Satzbaues. Wir erwarten
entweder hoc ipso operari plurimum debes, quod multorum pig-
tiorum pater es oder hoc ipso operari amplius debes, quo plurium
pignorwn pater es\ tatsächlich folgt nachher auch mit Umstellung
der Sätze Z. 19 quo maior est numerus, hoc maior et smnptus est
und Z. 20: quo amplior fuerit pignorum copia, esse et operum debet
maior impensa. Der Text, wie wir ihn oben nach Hartel gegeben,
ist somit hervorgegangen aus einer Kontamination, bei der wie
14*
212 J. H. Schmalz
vorhin im Beispiel aus der vita Severini von der nichtkompara-
tivischen Konstruktion nur multorum geblieben ist; der Korrektor
des Veronensis suchte durch Einsetzen von plurimum für amplius
die Einheitlichkeit der Konstruktion zu retten. Quo ist darnach
aus der komparativischen Struktur, aber nicht aus Attraktion zu
erklären.
Aus der Syntax der Mulomedicina Chironis (ed. Oder in der
Teubneriana) hat J. Pirson in der erwähnten Festschrift zum XII.
Meuphilologentage La syntaxe du verbe behandelt; hier sagt er
S. 426: Dans la phrase Sic enm curahis jjotionibus quae ad vali-
tudinem congruent dare 157, 29, oü dare est superflu, le texte me
parait etre corrompu. Ich finde dies nicht. Im Thes. s. v. congruo
ist aus dem medizinischen Autor Serenus Sammonicus 961 congruit
tali medicamine ossa ligare verzeichnet, vgl. auch Gnüg Sprach-
liches zu Ser. Sammonicus, Programm von Hildburghausen 1906
S. 15, ferner lesen wir in der Passio b. Gregorii, die Huber nach
einem Pariser Codex saec. XI in derselben Festschrift herausgegeben
hat, S. 204: Eos omni nisu atque omni studio exterminare satege-
runt (sc. Diocletianus et Herculius), quibus ob salutem rei publicae
patronis praesuUbus atque tutoribus praecipue erga divinam maie-
statem uti eis congruebat, id est christianis. Wir ersehen hieraus,.
daß mit dem unpersönlichen congruit der Infinitiv verbunden werden
kann, also hier congruit dare potiones. Man konstruiert aber auch
congruunt potiones ad valitudinem, wobei congruere nach Gnüg a. 0.
S. 31 synonym mit prodesse ist. Durch eine Vereinigung der per-
sönlichen mit der unpersönlichen Konstruktion ist nun die Über-
lieferung in der Mulomedicina hervorgebracht worden.
In derselben Mulomedicina lesen wir 24, 27 sine nullo humore
aliquo obstante; diesen Satz versieht Pirson S. 431 nur mit der
Bemerkung: Le participe sert ici uniquement ä renforcer sine; über
nullo bei sine schweigt er. Richtiger urteilt Ahlquist in seinen
Studien zur spätlateinischen Mulomedicina Chironis, Uppsala 1909
S. 90; er findet eine Kontamination der beiden logisch richtigen
Konstruktionen sine humore aliquo obstante und mdlo humore ob-
stante. Wir haben zugleich ein lehrreiches Beispiel dafür, wie die
Vulgärsprache mit den Negationen umspringt und ihre Häufung
nicht scheut.
Zum Schluß noch einige Beispiele aus der Passio b. Georgii.
Hier überhefert der Monacensis cap. II quibus fuerat curae com-
missum; aber der Wirceburgensis läßt cu7'ae weg und der cod.
Cantabrigensis saec. XII korrigiert quibus fuerat cura commissa,.
Mischkonstruktionen im Lateinischen 213
Hier haben C und W das Ursprüngliche beseitigt; denn was M
bietet, ist Mischkonstruktion aus quibus fuerat curae und quibus
fuerat commissum und bedarf keiner Änderung. Für Havers
(Untersuchungen zur Kasussyntax der indogermanischen Sprachen,
Straßburg 1911) wäre es vielleicht wichtig, daß hier quibus und
nicht quorum curae fuerat commissum überliefert ist. — In den
Lücken des M muß W ergänzend eintreten; dieser schreibt nun
cap. XV: Corpus quidem meum habes in potestate exercere in eo,
quae velis. Aber C und D (= Duacensis saec. X — XIII) verändern
exercere in exerce, offenbar weil sie an dem Infinitiv Anstoß nahmen ;
auf diese Weise entstehen zwei Sätze. Aber gerade aus diesen
zwei Sätzen ist die vorliegende Mischkonstruktion entstanden : corpus
meum habes in potestate, habes in potestate exercere in eo, quae
velis; das zweite habes in potestate ist = potes und verbindet sich
daher leicht mit dem Infinitiv exercere, und potes exercere ist syno-
nym mit exerce. Durch Einmalsetzung des in verschiedener Kon-
struktion auftretenden habes in potestate ist die Kontamination ent-
standen. — Wenn cod. M cap. XVI et cum caput eius (sc. Georgii)
osculari vellet (sc. Datianus), non cum admisit fieri schreibt, so
ist es allerdings sehr einfach mit dem Wirceburg. fieri zu streichen,
aber nötig ist es nicht, ja der Gedanke wird dadurch geradezu
verstümmelt. Der Text will doch besagen, daß Georgius den Da-
tianus nicht an sich herankommen ließ = non cum admisit und
daß er sich nicht von ihm küssen ließ = non admisit fieri; beides
ist nun zu non eum admisit fieri verschmolzen. An admittere mit
acc. c. inf. ist kein Anstoß zu nehmen, klassisch ist es zwar nicht,
aber im Spätlatein nicht zu beanstanden; freilich hat der Pariser
Codex non permisit hoc fieri daraus gemacht und so das Ur-
sprüngliche wegkorrigiert. Wie hier der Wirceburg. fieri, so streicht
an einer anderen Stelle der Cantabrig. die Präposition ad, nämlich
im Satze 200 XVII: propter Georgium, qui relicta christianitatis
cidtura ad vener abiles deos nostros procul dubio frequentat excolere
(so begründet Datianus die Aufforderung an das Volk, zahlreich zu
erscheinen). Frequentare wird, wie uns Nipperdey-Andresen zu
Tac. ann. XIV 4 belehren, auch von einer Person gebraucht, die
bei einer Gelegenheit in größerer Gesellschaft erscheint; dabei ist
es immer transitiv. Die Konstruktion frequentare ad kennt Georges
nicht; ich finde sie aber in der erwähnten vita S. Severini von
Eugippius ed. KnöU 22, 10 frequentans ad dei famulum und ib.
42, 21 ad servum dei frequentare solitus. Vergleichen wir nun
noch die Passio nach der Pariser Handschrift, so lesen wir hier
214 Jo^' Compernass
S. 210, 17: propter Georgimn, qui relicta tandem christianitatis
cultura ad j)lacandos deos properanter festinat ; es hat darnach fre-
quentare den intensiven Begriff der Häufigkeit in den der Schnellig-
keit verändert, wie ja auch vita S. Severini VII 6 ad servum dei
'properans ganz synonym mit frequentans ad dei famulum steht,
und aus ad jylacandos deos festinat -\- deos frequentat excolere wird
die im Monacensis 3514 überlieferte Mischkonstruktion ad deos
frequentat excolere. ^)
Freiburg i. B. J. H. Schmalz
"Vulgaria
1. Schmalz notiert unter dem Zusatz zu seiner StiHstik § 11
Anm. als Beispiel für quam mit Komparativ statt Superlativ Mi-
racula Theclae c. 7: quam citius potest . . . profectus est. Ich füge
noch einige weitere interessante Beispiele hinzu: Cyrilli ep. ad
Augustin. c. 8: hac de re laeta sanctimonialis domina, quam citius
potuit e monasterio est egressa. Gesta Karoli Magni 512 ff.: Et volo,
ut vohiscum ducatis -XX' m. mititum et XXX' m. peditum et
quam citius poteritis redeatis. Mulom. Chironis 570: raro aliqua
de quam pluribus posse evadere expromittes (al. : exprimito eins).,
ibid. 438: et addito aceti quam acrius sextarium 'I\ lul. Valerius
Obitus Alexandri c. 37 : Enimvero quaesit quam blandius post ma-
trem Candaules, uti Antigonum . . . muneraretur. Lehrreich ist
namentlich Gesta Karoli Magni 89 f.: set tarnen est hie prope que-
dam nobilis civitas que Narbona nuncupatur et alie quam plures
citra Yspaniam que nos infestant quam plurimum. Mit quam ist
dann im späteren Vulgärlatein ut, prout und sicut mit Komp. in
Konkurrenz getreten: vgl. Cyrilli ep. ad Augustin. c. 7: denuo ele-
1) [Korrekturnote: Vgl. auch Heinze zu Lucr. III, 468, der nutu ca-
denti aus einer Kontamination Von capite cadenti und capite nutanti erklärt,
ferner Poukens in Le musee Beige 1912 S. 144, der die Inschrift C. I. L.
VIII 12425a. 239 Q. Calvins Rufinus . . . sumptu suo et T. Aeli Aimi Litori
commimi pecunia fecerunt aus a) Q. Calvins Rufinus snmpta suo et T. Aeli
fecit und h) Q. Calvins Rufinus et T. Aelius communi pecunia fecerunt ent-
standen sein läßt, sowie Martin Syntax of the Latin Inscriptions found
in Spain (Baltimore 1909) zu XV 3570 M. Sempronius Hymnus suo et 31.
Sempro7ii Rebnrri fili sui nomine fecerunt und Lorenz, der in seiner Diss.
De Clausulis Arnobianis, Breslau 1910, S. 32, bei Arnobius III 23 non magis,
sed aus no7i magis quam + non . ., sed herleitet.]
Vulgär ia 215
vant, ut plus possunt, enses et feriunt. Gesta Karoli Magni 23 f.:
qui prout melius potuit precepto ipsius obedivit, ibid. 736 f.: et que-
lihet pars de se nocte illa prout melius potuit procuravit u. ö. Cy-
rilli ep. ad Augustin. c. 7: quod tractaho, sicuti brevius potero.
Vita s. Hugberti c. 10: unus ex discipulis eins interrogans Uli:
Quomodo iubes, ut longuni frahamus officium vel minus? at ille
respondit: Sicut ampliiis et melius potes hodie adimplere. Vgl.
übrigens ut primum mit quam primum.
2. Für "Augenblick" hat die latein. Sprache drei Ausdrücke:
momentum (mit und ohne Beisatz von temporis), ictus oculi und
instans. Nur der erste hat in die klass. Schriftsprache überall
Aufnahme gefunden; die beiden anderen wurden als vulgär energisch
abgewiesen. Daher wundern wir uns auch nicht, wenn beide nur
in erbaulichen Schriften aus dem Volke und für das Volk gelegent-
lich sich scheu hervorwagen. Unter diesen kann ich als früheste
für diese Erscheinungen nur wieder Cyrillus ep. ad Augustin. nennen
(Migne, P. lat. XXX 1126 — 1153); es heißt dort c. 3: potius enim
quilibet homirium flammis ardentibus arsurum se exponeret quam
earum formarum ictu oculi visione perstringi, ib. c. 3: subito in
ictu oculi ineffabiliter fuit ante dei iudicantis praesentiam depor-
tata, ib. c. 22: quibus finitis verbis in ictu oculi inde recedens anima,
uti cernitis, corpori est coniuncta, mit momentum verbunden in
Acta s. Emygdii ep. c. 19: tunc in ictu, in momento oculi . . . re-
surgent incorrupti (Georges erwähnt aus Gellius: eodem ictu tem-
poris und aus Quintil.: iino ictu frequenter impellunt senteittiae),
Cyrill. ep. ad Augustin. c. 16: his ifa dictis suum. incoeperunt
ludum, quo quidem primordiato, quasi uno elapso instanti, se terra
aperiens, illos solum absorbuit. Während momentum und instans in
ihren entsprechenden Veränderungen in den romanischen Sprachen
fortleben, war ictus oculi keine lange Dauer beschieden.
Im Griech. entspricht dem momento temporis genau ev [xia
yiaiQov QOTcfj z. B. Acta s. Carterii p. 12, 5; vgl. ferner Chrysosto-
mus ep. ad Olymp. III, 11 und XVI, 2: iv ßga^eia vmiqov Qonfj.
Daß aber auch /iaLQOv fehlen konnte, beweisen LXX Sap. 18, 12:
ETtEi TtQog fiiav QOTC^v Tj kvTLf.iOTSQa ysvsaig avTwv ÖLECfd^dgri und
Legenden d. Pelagia p. 24, 18 f.: i^oXodgevosc Ttäoav rijv azQaTiav
T^v vrco aov 7teix(pd^Eloav iv QOTtfj (.ua. Dem ictus oculi entspricht
OTiyiii^, aber nicht mit ocpd^aXfxov, sondern mit xQOvov verbunden,
so z. B. Plutarch. Moral. 104B: ßeXTiov d' av e'xov ijv, et ixtj /.iiav
rjfitqav aXka OTiyfx^v eiTte XQOvov, und Ev. Lucae IV 5: y.al ava-
yayuiv avxov eöei^sv avTiy jtdoag zag ßaaiXeiag r^g olxovfiavi^g sv
216 Job. Compernass
öXLyfxfj xQOvov. Nur oziyi^rj hat sich bis auf den heutigen Tag
erhalten und beweist dadurch die echt volkstümliche Überlieferung.
3. Über die Bedeutungen von consultare und consulere macht
das Corpus glossar. latin. uns interessante Angaben, die aber nicht
ohne genaue Prüfung hingenommen werden dürfen; zu consultare
heißt es II p. 113, 33: consultat 'az^TTrerat*, II 113, 53: consultat
'^i^evdtsi, ovf.ißovksvei', II 113, 54: consultat 'doyfxazi^ei. Daß
consultat dem griech. av/ußovlevsc = *er rät, gibt Ratschläge' ent-
sprechen soll, wird durch die roman. Sprachen widerlegt, welche
samt und sonders auf die Bedeutungen "um Rat fragen, zu Rate
ziehen, befragen, konsultieren" und "beratschlagen, überlegen" hin-
weisen. Auch die griech. Volkssprache hat zu allen Zeiten scharf
geschieden zwischen av/xßovXevw "ich rate" und av/ußovlevoixaL "um
Rat fragen". Es kann sich also hier nur um eine Flüchtigkeit des
Glossators handeln. Hierfür spricht auch ganz die umgekehrte
Glosse II p. 442, 8: avfxßovlevo)' consilio || persuadeo, suadeo || auctor
sum. — Dagegen ist das über consulere Bemerkte vollkommen richtig;
es heißt hier II 113, 45: consulo tibi ''tvqovow oov'\ II 113, 46:
consuluerunt ^^^goevoTjoav", II 113, 40: consiilit '^ifVvd-eTO, Ttgoevo-
ijoavo' Ttvv&avezaL vmI TtaQaixvd^eixai , III 443, 63: consulo, avf.i-
ßovlevü). Die beiden letzten Glossen zeigen evident, daß consulere,
aber nicht consultare, auch die Bedeutung "raten, Rat geben" besaß.
Die Angaben der Glossen über diese Bedeutung werden durch Be-
lege aus der vulgärlateinischen Literatur gestützt; vgl. z. B. Gesta
Karoli Magni 93: Et si consulitis, ut versus Narbonam eamus, ex
parte domini, 254 f.: sed archiepiscopus Turpinus rogavlt ipsum, ut
differret usque in crastinum et quod Karolo consulerent, 302 f.: sed
consulatis me, qualiter oporteat me facere, 531: et omnia, que con-
sulitis, faciemus u. ö. Translatio ss. Abdon et Sennen c. 9: pla-
cuit postidatio summo pontifici, et quod sie agere deberet, consuluit.
— Auf die Perfektbildung consulit = consuluit u. a. will ich später
zurückkommen.
4. Die idg. Wurzel bhü- "sein, werden" konnte auch die Be-
deutung "zu jemand gehen, sich wo einstellen" zum Ausdruck
bringen. Indem ich die Belege aus dem Ai., Av. und Russ. bei-
seite lasse, beschränke ich mich hier nur auf das Lateinische.
Im Latein, ist die Bedeutung "ich bin gegangen, gekommen"
noch an fui mit einer Präp., welche die Richtung wohin ausdrückt,
zu erkennen. Als eines der ältesten Zeugnisse darf gelten Plautus
Amphitruo 180 f.: numero mihi in mentem fuit dis advenientem
gratias pro meritis agere atque alloqui. Dann ein S. C. in einem
Vulgaria 217
Briefe des Caelius an Cicero (Cic. ad fam. VIII 8, 8): Itemque
senatui placere in Ciliciam provinciam, in VIII reliquas provincias,
quas praetorii pro praetore optinerent, eos, qui praetores fuerunt
neque in provinciam cum imperio fuerunt, . . . eos sortito in pro-
vincias mitti placere. Aus christlicher Zeit stammen Acta pur-
gationis Felicis c. 9: Aelianus proconsul dixit: Ad Numidias fuisti?
respondit: Non, domine . sit qui probet. Aelianus proconsul dixit:
Nee in Mauritania? respondit: Negotiari illo fui. Paulus Emerit.
V. Patr. Emerit. c. 4: et credo, dum fuero, quod infirma pristinam
recuperet saliitem., c. 7: die quodam puerum familiärem, suum ad
locum, cui Capsiana vocabulum est, . . . direxit ac praecepit ei suh
omni festinatione reverti: qui cum fuisset et eodem die reverti non
occurrisset, ibidem, mansit, c. 8: Ite et percutite cum, quia iussio
domini est adimplenda . qui cum fuissent nee intrare potuissent,
revertentes Herum dixerunt. Vgl. auch die Beispiele bei Löfstedt,
Komm. z. Peregrin. Aetheriae p. 171 f. und Kaulen, Sprachl. Handb.
z. bibl. Vulgata p. 243. Gesichert scheinen mir noch folgende
Beispiele: Itala Tob. V 8: e^ in Mediam fui saepius, Petronius 42:
fui enim hodie in funus, CIL XI 3614, 13: in curiam fuerunt.
Vgl. Rönsch Itala u. Vulg. p. 411. Auch in der Freisinger Itala
Paul. ep. ad Cor. I 2, 3: et ego in infirmitate et timore et tremore
multo fui ad vos (xayw sv aa&svELCc y.al sv cpoßit) v.al ev tqoi-io)
tioXKm eysvciiii^v TtQog vf.iag) kann der Übersetzer seine Vorlage in
dem Sinne von "ich bin zu euch gekommen" aufgefaßt haben,
wenngleich sich nicht bestreiten läßt, daß er ad auch wie apud ==
bei gebraucht. — Daß dem Volke das Gefühl für diesen besonderen
Gebrauch von fui usw. vollständig abhanden gekommen war, be-
weisen die Übertragungen der Konstruktion von fui mit in c. acc.
auf Fälle, wo von einer Bewegung gar keine Rede sein kann, son-
dern die Bedeutung "sein" zutage tritt, vgl. z. B. Lex municip.
Salpens. 21: qui in potestatem parentium fuerint, Cic. pro lege
Manil. 12: in praedonum fuisse potestatem. Aber auch mit den
Formen von der W. es hat früh ein Ausgleich stattgefunden, da
sich ja der Stamm fu- mit dem St. es- in die Bedeutung "sein"
teilte; man vgl. nur Beispiele wie Plautus Bacch. 161: ecquid in
mentemst tibi patrem tibi esse? Terentius Heaut. 986: Ego dicam,
quod mi in mentemst, Adelph. 528: Nilne in mentemst? Aus später
Zeit stammen dann Orelli Inscr. 3787: esse in curiam, 2446: esse
in palatium. [Coripp. Just. II 267 in caelum mens omnis erat,
falls richtig überliefert. W. K.] Vgl. noch die Beispiele bei Schmalz
Syntax § 147 und Rönsch a. a. 0. Ob von hier aus ein weiterer
218 Joh. Compernass
Einfluß auf Konstruktionen wie Itala Genes. 40, 13: in mentem
hahebit Pharao principatum tuum, ev. Joh. 8, 35: manet in dommn,
ibid. 10, 23: ambulabat in porticum, ev. Marci 2, 15: cum accum-
beret in dommn u. a. stattgefunden hat, läßt sich nicht mit Sicher-
heit ausmachen.
Das Verschwinden des Stammes fu- in der Bedeutung "gehen,
kommen" ist nur dem allmähhchen lautlichen Zusammentreffen mit
dem Perf. ftigi bzw. fugii "ich bin enteilt" (vgl. vulgärgr. (pEvyo)
"ich gehe weg, reise ab") zuzuschreiben. Letzteres hat überall
mit Ausnahme des iberischen Sprachgebietes den Sieg davonge-
tragen ').
5. Bei Schmalz Syntax § 257 Anm. lesen wir: "Während
verum sich zur adversativen Konjunktion ausgebildet hat, ist dieser
Prozeß bei tnagis nicht zum Abschluß gekommen". Daß in Wirk-
lichkeit 7nagis bereits im 4. bis 5. Jahrb. völlig die Bedeutung des
mais im Französ. usw. hatte, beweisen ganz evident zwei Beispiele
aus einer erbaulichen Schrift des fünften (oder noch vierten) Jahrb.,
der Apparitio Jacobi (Anal. Bollaud. VIII, 123. 124). Es heißt
dort p. 123, 20: magis enim daemon me temptavit, ut egrediar hac
de cellula et meam. perdam mercedem, und p. 124, 8: sed magis
volens egredere de cella talia adinvenis. In dem ersten Satz steht
magis enim für das bekannte sed enim (Schmalz Synt. § 274), im
zweiten ist es, wie so oft in der griech. und latein. Vulgärsprache
geschieht, seinem Synonymon sed pleonastisch hinzugefügt, das es
dann später als überflüssig abstieß.
6. Sin hatte schon in alter Zeit in Sätzen, in welchen eine
Bedingung in Gegensatz zu einer anderen gesetzt wird, die Bedeu-
tung von "wo nicht, sonst, andernfalls, widrigenfalls". Das geht
hervor aus Cic. ad fam. XII 6, 2: Brutus enim Mutinae vix iam
sustinebat: qui si conservatus erit, vicimus; sin (quod di amen aver-
tant), omnis omnium cursus est ad vos. Daß diesem sin noch zur
schärferen Hervorhebung des Gegensatzes ein autem hinzugefügt
werden konnte, beweisen Beispiele wie Cic. ad Att. X 7, 2: ad
eum misi Philotimum libertum cum litteris; si vir esse volet, prae-
clara ovvoöia, sin autem, erimus nos qui solemus. Alt ist ebenfalls
die Verbindung sin minus, sin aliter, sin secus. — Die lat. Volks-
sprache hat an dem Gebrauch von sin autem treu festgehalten, wie
die Beispiele bei Rönsch 'Itala u. Vulgata' p. 405 beweisen. Zur
1) [Vgl. Scboendoerffer, De genuina Catonis libri forma. Königsb. 1885
S. 31. Degering Beitr. zur bist. Syntax. Erlangen 1893 S. 25. Eotbstein
zu Properz III 9, 60. Kroll, Ebein. Mus. LH 589. W. K.]
Vulgaria 219
Vervollständigung möchte ich noch die folgenden Belege hinzufügen:
Passio s. Carpofori et soc. c. 12: pocius quae agitis dhnittite et
diis immortalibus sacrificate et tura incendite eosque variis ceri-
tnoniis, si vultis vivere, atque honoribus honorate; sin autem, variis
tormentis et penis affligemus. Passio s. Pontii mart. c. 10: praeses
dixit: Audientes de te domini mei principes Valerianus et Gallienus,
eo quod nohili familia sis ortus, praeceperunt, ut diis immoles; sin
autem, cum personis dedecoris et vilibus diversis afficiaris poenis.
Cyrillus ep. ad Augustinum c. 4: in fine sie ambo parlier statue-
runt, quod, si usque in subsequentis diei horam nonam beatus Hie-
ronymus hoc opus falso compositum evidenter ostenderet, ptraedictus
haeresiarcha capite puniretur; sin autem, archiepiscopus. Mulo-
medicina Chironis § 573: sie curabis, sicut armos, tarnen si recens
causa fuerit; sin autem, non expromittes hoc fieri posse. — Statt
sin autem ist im späten Vulgärlatein auch sin alias in Gebrauch,
vgl. Benedicti reg. monach. c. 60, 9; Paulus Emeritanus vita Patr.
Emerit. c. 5. Historia Apollonii c. 5: Reversus dum fueris et
quaestionis meae solutionem inveneris, accipies ßliam meam in
matrimonio; sin alias, legem agnosces. ibid. c. 31: tantum fac
quod iubeo . sin alias, sentias esse contra te iratos dominum et
dominum, [An der ersten Stelle hat Cod. ß sin autem. Hinzu
kommt c. 41 p. 89, 11 wo die Version P sin aliter, die von b ß
sin aliud hat. Vgl. übrigens Priap. 31 : do7iec proterva nil mei
manu carpes, licebit ipsa sis pudicior Vesta. sin, haec mei te
ventris arma laxabunt. Dazu Vahlen Monatsber. d. Berl. Akad.
1878 S. 347. Wackernagel Idg. Forsch. I 402. W. K.]
Bekannt ist die kondizionale Bedeutung von alias in der Ver-
bindung non alias nisi = "unter keiner anderen Bedingung außer
wenn". Es berührt sich also in dieser Verbindung alias mit aliter
"andernfalls, widrigenfalls, sonst" in der Verbindung sin aliter.
Man erkennt leicht, daß so sin alias für sin aliter eintreten konnte.
7. Vulgär ist der Gebrauch von aut non für annon bezw.
nectie in der Doppelfrage. Schmalz notiert in seiner Syntax § 208
aus Cassian Nest. III 6, 2: credis apostolo aut non credis? Ich
füge hinzu Paulus Emer. de vita Patrum Emerit. c. 7: hoc ut vi-
disti, iam alicubi dixisti aut non? Als echt vulgär wird dieser
Gebrauch bestätigt durch das Altportugisische; vgl. z. B.: Nos
achämos esta saia: vee, se e esta a saia de teu filho ou non?
Nunes Chrestom. arch. p. 85. [Reiche Sammlungen im Thes. II
1575, 34. Vgl. Gruber, Studien zu Pacianus. München 1901, 30.
W. K.]
220 J<^^- Compernass, Vulgaria
8. Vel hat im Vulgärlatein unter anderen Bedeutungen auch
die von Wenigstens', vgl. Reichenauer Gloss. 38: Saltim : vel\
so namentlich bei Zahlen; vgl. z. B.: Itala Regg. I, 21, 3: nunc
ergo, siquid habes ad manum, vel quitique panes, da mihi aut
quidquid inveneris, Paul. Emer. de vita Patr. Emer. c. 2: con-
sidera etiam annos aetatis tuae et sie tandem mores commuta in
melius, et vel uno die ante mortem tuam corrige vitam tuam.
Ähnlich ist auch Itala Matth. 14, 36: et rogahant emn, ut vel
fi/mbriam vestimenti eius tangerent. Vgl. ferner Curt. Ruf. VI 10, 12.
Mit einer Negation nimmt vel die Bedeutung von "nicht einmal"
= ne-quidem an: Itala ludith VII 11: ita ut non esset intra civi-
tatem, unde satiarentur, vel una die, ibid. V, 13: in quo loco,
dum innumerabilis exercitus Aegyptiorum eos persequeretur , ita
aquis coopertus est, ut non remaneret vel unus, qui factum posteris
nunciaret, Passio Montani et Lucii c. 20: non est passus probati
martyris corpus tormenti alicuius vel levi laceratione j^ulsari.
Die Bedeutung "wenigstens" kommt zum Ausdruck besonders
nach negativem Vordersatz in konzessiven Hauptsätzen, z. B. Passio
Montani et Lucii c. 7: ut, etsi non iustitia, vel laboribus adae-
quari possimus; ferner Justin, epit. XII 8, 15: tandem orare, ut
reliquias saltim suas paternis sepulcris reddat . . . ac, si non mi-
litibus, vel ipsi sibi parcat, Vita Hugberti c. 10: Si tion quantum
debeo, vel quantum possum, commoneo; nach affirmativem Kon-
dizionalsatz Ovid. raet. IV 75: aut hoc si nimium est, vel ad oscula
danda pateres; in diesem Falle verbindet sich naturgemäß vel mit
den Partikeln saltem und sed, wie z.B.: Paul. Emer. c. 13: eamque
deprecatus est, ut quia non erat, unde sibi victum emeret et de ipso
quod fenerabatur , saltem vel unum tremissem redderet, Cyrillus
ad Augustin. ep. (= ep. 19) c. "d: ut vel tantarum poenarum ter-
rore a pravis cessarent, si nollent amore gloriae, Fredeg. Schol.
c. 16: postulans, si aliud de sacris vasis recipere non inereretur,
saltem vel urceum illum reciperet, Sidon. Apoll, ep. 9, 16: sponsio
impleta est, non quidem exacte, sed vel instanter.
Im Vulgärgriechischen entspricht -nav "wenigstens", negativ
Ol) ... Y,av, ovTe vmv, ovöe xäv — "nicht einmal"; vgl. z. B.: Ni-
cephorus vita Andreae c. 118: xaV eva ovXijoai elg r^v £7tid^v(.iLav
avT^g, ib. c. 208: TtoirjoaL iv avsoei accv ttjv ixiav zavTTiv eßdof-idda,
c. 150: OTTwg xaV xov TtaQadsiy/xaTioOrjvaL avzqj /xr yivTtixcti effodog,
c. 122: fjzrjoaTO öi zov kvqiov ö ayysXog b (fvXaaaoJv avTOi trjv
ipvxriv doOijvai avxiZ oqov /neTavoiag ytav eva yiaigov. — Nicephor.
c. 190: TL iGTaauL cügtveq ^qjdiov aipvxov, TalaiTtwQe, xat ov Ttoieig
Elia Lattes, Etrusca 221
xav T'qv 0<pQayXöa tov öeotiotov Oeov sv rq. TiQoaioTtqt aov; c. 102:
TLCcv r^v evTeXij oOoviqv ov% sxaqioio xm oi6(xaxL', c. 220: idov, ool
ti eyiai-iov, y.al ovyi rjdvvrjdrjg /.av TQL%6g (xov aipaaOai, c. 30: ogag
Tiooov El a/naQTiolog, ozi y.al ol y,vv€g ÖQaTVETSvovGiv /.al ovte
'/.av (bg Of-ioiov avxwv xvva aov df^xovxaL; c. 58: xaXaiTtwQE, o (.ir
ßXeTiwv xotg cc'/.xlvag xrjg xwv ovQavaJv ßaoiXEiag, o (x^ löcov xrjg
yEEvvrjg xr^v dygioxi^xa xijv ÖQi(.ivxdxriv , ovxe vjxv xbv ayyEhov ai-
axvvrj xov '/.aOccnsQ y^QLOXLavio d%oXov6ovvxd gol; c. 238: exegcij ds
ZIVI OVXE Y-av xpiXov Xoyov tieqI ygacpiig, ^- ^^^- '^^^ ^^ ^*'^S '^^^
ovde Aav l'ariv xrjg yqd'Cdog iTtEÖEi^io EvlaßEiav; Acta s. Carterii
Cappadocis p. 21, 13: tj ds Ttvgd TieQixELxioaaa xov ayiov tog
QdXafiog xig lysvExo tzeqI >ti;xA^ avxov '/.al ov% Tjipaxo ovöi /av
xwv xQLxiov avxov. Vgl. jetzt auch Brinkmann, Rhein. Mus.
LXVII, 610 f.
Zürich Joh. Compernass
Etrusca
I. Vi ebbero in etrusco verbi in -sa e nomi in -s plvirali?
Da un pezzo cerco persuadere i compagni di studio che le
voci verbali etrusche in -sa spettano al numero plurale (Saggi e
Appunti 144. 148, St. ital. filol. class. X 9 ecc): ora essendomi
accaduto di osservare alcuni nuovi documenti, credo utile ritrat-
tare la questione distesamente; tauto piü che il Torp Etr. Beitr.
Zw. Reihe 11 sentenziö essere ,, durchaus falsche" l'opinione del
-sa plurale senza discutere le prove da me allegate.
Che si diano in etrusco dei -sa verbali, dopo Pauli e Bugge,
divenuti poi esitanti, ammisero meco recisamente Torp e Skutsch
e consentirono anche trattarsi all' incirca di verbi attivi alla terza
persona e, quanto allo Skutsch, di perfetti (Indice lessic. 31 s. v.
acnanasa): per contro con molto mio dispiacere mi trovai sempre
solo finora riguardo al numero, singolare per tutti salvoche per me ;
al quäle, l'associazione di acnanasa coi plurali clenar zal e ci e
papalser VI (Fabretti Terzo Suppl. 318 lin. 4—5 e 327 lin. 1 e 4)
parve dimostrare che pur -sa fosse plurale, quando la Mummia
ci diede
XII 12 — 13 caperi zamti-c svem d-umsa
VII 9 — 10 caperi zam&i-c ecc. sacnisa
VI 6 d-eusnua caper-c ecc. tind^asa
222 Elia Lattes
dove due vocaboli congiunti dalla particola -c vedonsi associati
con uno in -sa. Similmente, benche asindetico (Correzioni Giunte
Postille p. IV— V e 157),
Fab. 436 lar-t)'i viscesa (e) arnt arntle d-ecsa
confermato dal -r (cf. sup. clenar papalser cou acnanasa) di
3436 ur tecsa (cf. Correz. cit. 141 e Ind. less. aur).
Di nuovo nella Mummia
VII 6 — 7 trind-asa . sacnitn . an . cild- ce%ane sal (cf. XII
11 sg. ce^a sal ecc. ^umsa)
fa riscontro a zal acnanasa. qui sopra. Cosi ancora
Pauli Inscb. Nordetr. Alpb. 33 p. 16 niyßsiu pikutiu tisa yrvil
dove a -sa precedono immediati due omioteleuti, da cui riceve luce
il -sa deir epigrafe etrusca con alfabeto venetico della paletta
enea di Padova (Studi ital. di filol. class. X 9 — 17)
et sua leutiku kaial \ na kina tarisa kvil
Finalmente (cf. Danielsson ap. Torp Etr. Beitr. I 30) ancbe
Fab. 2335 zivas . ceriyu | tesamsa . siid-id- . atrsr-c . escuna .
calti sud^iti mund- zivas mursl XX, dove a -sa posto fra due
zivas, forse congiunti dal -c di atrsr-c (cf. in contrario Torp. Etr.
Beitr. I 46 Lemnos 59 Etr. Notes 44), segue uua cifra plurale,
mi da sospetto cbe sia verbo plurale eziandio esso -sa\ tanto piü
che bene andrebbe tesamsa atrsr se mai, con acnanasa clenar e
papalser (cf. Fab. Pr. Suppl. 419 sg. con Deecke Etr, Forsch. V 4
sacnisa ecc. acazr).
Un solo fatto, per quel ch'io vedo, sembra contraddirmi e giu-
stificare l'avversa sentenza del Torp: l'associazione cioe di acna-
nasa con arce in due fra' luoghi citati {clenar zal arce acnanasa
e papalser acnanasa VI manim arce), perche arce rendesi dai piü
pur sempre 'fecit' secondo propose il Deecke Ann. Inst. 1881
p. 163 per l'epigrafe del vaso di Tragliatella mi amnu arce, inter-
pretando 'hoc Amnon fecit': ma di tale interpretazione dubitarono
Pauli e Schaefer (Etr. St. V 174 s. v. contro 72, e Pauli's Altit.
St. III 67), il Torp Etr. Beitr. I 79 II 55 pure accettandola la
giudicö solo ,,fast sicher", ed io poi sempre la rifiutai (cf. Correz.
284 a 4746 ecc. e giä Iscr. paleol. 16 n. 32), perche mi parve in-
credibile che, posta quella, in nessun' altro dei tanti e tanti pro-
dotti deir arte etrusca a noi pervenuti, fuori del misero fittile di
Tragliatella, non occorresse siffatto vocabolo, ed anzi manchino af-
fatto, fuori dei noti sogni corsseniani, epigrafi di artefici etruschi,
sieche noi „kein etruskisches Kunstwerk mit Kunstinschrift kennen"
(Furtwängler e G. Körte in Pauly-Wissowa Etrusk. 15 estr.). A
Etrusca 223
me manim arce, e perö (manim) arce, richiamo sempre sud^i ma-
nalcu (cf. il nome della dea res^ualc e, se mai, ipa ma . ani in-
sieme con ipa cerurum e sud^i cerixu e sud^i hind-iu), e, congiunto
con clenar zal o papalser VI acnanasa, parve significare che ' figli
tanti 0 nepoti VF resero al defunto nel suo sepolcro gli onori
dovutigli nella loro qualitä di acna- (cf. sud^i ecc. a^naz, acnesem
ipa, loc. sg. hilari^une eterti-c caS-re e S'ene 'in Siena').
Per contro alla mia persuasione dei verbi -sa plurali, nem-
meno in apparenza sembrami ostare Fab. 2340 che allegasi a rin-
calzo della consueta interpretazione 'figli tanti generö [ej lasciö'
e 'nepoti VI lasciö', perchi ivi ci clenar precede ad avence, come
clenar ci ad acnanasa e clenar zal ad arce acnanasa: nemmeno in
apparenza, dico, perche trattasi di ce . . . . s . ci clenar . m . \
a avence, ossia di testo lacunoso in un contesto os-
curo e controverso dal principio alla fine.
Ora sacnisa, che vedemmo associato con due voci congiunte
per via della particola -c, al pari di d^umsa e tin^asa e paralle-
lamente all' associazione ripetuta di acnanasa con un plurale in
•r, trovasi associato due volte con voci in -s, e lo stesso fenomeno
osservasi di tritanasa. Abbiamo infatti:
ClE. 5176 aseies : ha \ sacti . isa sopra ossuario volsiniese, dove
Fordinaria emendazione in a(ule) seies (v. Danielsson ad 1.) sem-
brami escclusa da 51G8 s. asil : sacni, di cui non si tien conto,
forse perche precede tifiia : tinscvil e trattasi di un „saxum qua-
dratum intus per totam altitudinem foramine rotundo pertere-
bratum"; ma entrambi i cimelii sono volsiniesi, e ben va l'epi-
grafe di un'ara sepolcrale con quella di una tomba, tanto piü che
questa si dice appunto Fab. 2182 = 2131 sud-i sacniu (cf. sud'i
hind-iu 0 manalcu o atrenu ecc. e asilm):
Fab. 2169 atwu \ sacni | sa . aturs da una parte della stele
vulcente, che reca dall' altra [r]avn \ S-u sei \ tiS-i, dove ativu con-
viene alla donna ravnd^u seitiS-i come atiu a CIE. 2767 lar&i
seianti fraunisa piutes e aitu a 3908 fa(sti) hustnei arznal; quindi
sacnisa aturs' di per se parmi risponda egregiamente a aseies sacnisa;
Mumm. XI 3 di . dapnests . tritanasa . handin . celi
dove la condizione plurale del -sa, e pero conseguentemente del -s,
sembrami risultare confermata dal doppio -r di III 19 e VIII y 4
dar di ecir (Krall 58 frai ,,ganz zweifelhafte Gruppen"), a guaren-
tigia del quäle sta non solo VIII 12 dar tei, ma si CIE. 5167 di
sviser e Cap. 3 ci tar tir ia cim-c leva (o cim cleva), 16 ci tar tir
ia ci fir (Torp tur)^ 21 tim ecc. tir (cf. tem amer sul Cippo di
224 Elia Lattes
Perugia), 26 tqr tir Hai (Torp), 28 sal-c ecc. tar tiria, 33 — 34
Xud^ tar x^^ ci sa sine (cf. Mumm. VIII 1 eis saris).
Come pertanto piü sopra i figli e i nepoti avrebbero fatto la
cosa significata da acnanasa, e gli altri quelle espresse da d^unisa
sacnisa tin^asa d-ecsa tecsa tisa tarisa e forse tesamsa, cosi qui
gli aseies e aturs e d-apnests la cosa indicata con sacnisa e tri-
tanasa : la quäle, quant'ai due primi, conghietturo essere stata
all' in circa la consecrazione dcUa tomba, e quant'agli ultimi la
celebrazione della libazioni dovute a questa; perche dall' un canto
aseies sacnisa e asil sacni mi ricbiamano CIE. 5097 asilm tul insieme
con tular sepolcro^ e (Correz. 143) tul man e nesl man e nesl man
e tular nesl e sud^i manalcu e sud-i sacniu e 3754 sud-i acil (cf.
ainl si e avil-s eis, useti uceti, mamerse mamerce ecc.) ; d'altro canto,
mentre d-afna ^ahvna (cf. ^upld-as d-ufitld-as, d-epri d-efri ecc.)
sappiamo omai avere significato 'tazza' (Correz. 32 n. 2 e 95 a
num. 1618 confermato da Danielsson Sertum pbilol. ecc. Johansson
oblatura 103 sg.), nel rigo precedente a d-apnests leggiamo vinum
santists celi e analogamente Mumm. X / 1 sentic vinum d-ui S^apd-ni.
TL. L'aceusativo sg. etrusco usci forse in -in o -n?
Secondo la trascrizione del sig. prof. 0. A. Danielsson, per
sommna di lui cortesia comunicatami a mezzo del dott. B. Nogara
(Seguito del Saggio Ind. lessic. etr. 177 s. v. anu), nell' arcaica
epigrafe della fibula chiusina Fab. 806, vuolsi leggere omai, se
mal non vedo:
mi arand-ia velavesnas zam ad-im anu rhem fevein ketursi kina
(cf. Danielsson a CIE. 5053 halasasnas, Fab. 2279. 5 ad-is &nam
e CIE. 5097 atim, 76 cana ecc. zanl e Mumm. X 18 zanes vuvnics)',
dove, ricordati (Rendic. Ist. Lomb. 1894 XVII 638) tinsin tins,
d-esnin d^esan, cesasin (o cesasin) cesa, hin&d-in hind-a, favin faviti,
■d-axsein o &axsin ecc, troverä, parmi, zam ad-im rkem feve ris-
contro in CIE. 5093 tenve mexlum e zilaxnve pulum, Mumm. II 12
ecc. cletram srencve o srenxve (dieci volte), Cap. 28 ilucve . (isvei .
tuleti . nunus .) sed-utn . (sal-c . iliicu, Torp. nunu . s . e sai . s .),
perche in tutti cinque codesti incisi sta -ve associato con -tn. Ma
accanto a tenve mexlum e zilaxnve pulum, abbiamo Fab. 2339 zi-
laxnce mei^lum, e cosi verisimilmente anche CIE. 5097 [zilaxjnce
med-lum (apparente ice o T^ce)^ come Fab. Pr.
Suppl. 399 (Mon. ined. Inst. ecc. Deecke Etr. Forsch. VII 2 num. 1)
zilace ucntum hece; abbiamo inoltre quasi di sicuro CIE. 5093
m,azce (Deecke) allato a 52 B 10 masve (cf. tnasu mazutiu, d-izu
Etrusca 225
d^isu ecc): puo adunquö esso -ve, associato con -m, pareggiarsi a
-ce di uguale compagiiia, quäle abbiamo, oltre ai citati esempli,
in Fab. 2598 atrum i) fier^rce, 2340 .... avence lupum, 2279
erce a&is d^nam, 2340 puiam amce e Mumm. VII 19 anice etnam^);
e puö tenersi quindi per un esponente verbale come -ce, salvo,
ben s'intende, che il contesto lo vieti o consigli diversamente. Con-
fermano, se non m'illudo, siffatta deduzione Fab. 2754 limurce sta
pruxum (Pauli Etr. St. III 54 ecc. 'Limurce weiht den JtQoxovg) e
Mumm. XII 12 sg. svem d-umsa tnatan cluctras, con cui sembra
convenire a capello (-m con -n) l'etruscheggiante Novilara 2 sg.
polem uvlhi partenns e polem iSairon tet, essendo verbi sicuri sta ^) e
&umsa (v. I) e per lo meno probabile tet; e s'aggiuuge aversi
CIE. 52 B 10 masve ceicnei allato a A 9 piiUace ceicna (cf. A 11
eure malave jmltace), come 5033 insieme tenve zilaynve e mazce.
Allato poi a svem d^umsa matan, avendosi nella Mummnia stessa
matam e celucn celucum e forse tutin tutim, vorremo porre Fab. 78
tn turce ramd^a (Pauli Etr. St. III 68. 218 ecc. Mies schenkte
Ramtha', cf. Fab. 2614 ter tn turce, apparente in turct), CIE. 1552
(Correz. 81) vel sapu ^n turke ed Heibig Bull. Inst. 1881 p. 14
kal sta tes laie d^n. — Ora, considerato essere Limurce soggetto no-
1) Cosi Torp Zfvs. 1912, 45, 100 conforrae al disegno, in luogo del
solito a^rum, di che altrove: non mi persuade peo la siia scomposizione
del gruppo seguente in ßer^h rce, perche abbiamo CIE. 447 ßeres turce
e 301 turce ßeres, e Fab. 2613 (autopsia del Pauli Altit. St. III 19 sg.)
trce per turce, e 9 — 10 volte ßer nella Mummia, laddove non conosco un
solo eserapio di rce (Torp per arce erce) , ma soltanto rc e rke-m ancora
enimmatici.
2) Per etna-m, cf. itna delle grande epigrafe capuana, dove anche viltur
idvei per veltur esvi-, come p. es. itruta fem. di etru (Pauli) al modo che
lauttüta del quasi sinonimo lautni; Herbig Leinwandr. 39 inclina pero alla
novissima opinione del Torp che si tratti di una particola indeclinabile
significante 'deinde' ecc. (cf. Bemerk. 11 sg. appunto circa itna e v. qui p. 233).
Quanto ad amce, a me non pare tuttodi impossibile vada con .... avence
(cf. p. es. ramft^u ravnS-u) e sia un verbo attivo passato poi a dire in carte
frasi 'e', sieche, se mai, p. es. puiam amce vada all'incirca con lat. nxorem
duxit (cf. qui avanti p. 234).
3) Per veritä contro Pauli Torp ecc. ritornö Herbig Eh. Mus. 1908,
64, 133 sg. all'interpretazione 'Stati f.' del Corssen e, un tempo, delDeecke:
ma io non so finora seguirlo, perche sta occorre quasi sempre sopra ana-
temi ceramici e quasi mai nelle formole onomastiche degli epitaffi ; inoltre
H. tace appunto di vuisinei sta inseparabile forse d'altronde da stas stes (cf.
Correz. 68 sg.); e s'aggiunge che sta tes, finora dimenticato, ben va con
tez turce, mina tiurke, mena^e e simili verbi, come altra volta diffusamente
cercherö mostrare.
Glotta V, 3. 15
226 Elia Lattes
minativo di sta pru^um, e Vel Lecates A.\ tenve meylum e züaynve
pulum e mazce, e Surhiqs züad- purd^ di zilace ucntum, e Ramtha
di tn turce e Vel S'apu di d^n turke, io non so quasi dubitare che
codesti -m o -n siano l'accusativo oggetto del verbo -ce o -ve, cui
vedonsi associati, tanto piii che vel sapu i^n turke selvansßj fa il
paio p. es. con lard-ia : ateinei : fleres : tnuantrnsl : turce (Herbig
Die etr. LeinwaudroUe 39 'Lar-^ia Ateinei weihte das fleres dem
Muantrns'). Di che consegue potersi fondatamente ricercando per
es. nei dieci testi di cletram srencve o srenyve il soggetto nouii-
nativo probabile, od almeno possibile, scomporre omai con qualche
probabilitä gli squarci nei quali occorrono in proposizioni compiute
ed uniformi e distinte.
m. Etr. sii-d^i e lena, -al -ale -aia, aisna hifi'&u
Giustamente G. Herbig (Glotta IV 1912 p. 177) osserva nelle
sue, come sempre, tanto acute e caute, quanto istruttive, con-
siderazioni sopra 'die etruskischen -a^-Formen' che la mia pro-
posta d'interpretare arand-ia e hirminaia ""(sede sepolcrale) di
Arunte ed Herminia', conae aggettivi (cf. W. Schulze ZglE. 512.
514 lat. etr. Crania iixor ecc.) di un sottinteso sud^i 'sepolcro' ^)
in caso nominativo, si fonda sulla conghiettura che esso sud-i fu
„generis feminini", conghiettura ch'egli attribuisce all' influsso
della „alte gänzlich unbegründete Etymologie sud-i = lat. *^sedes'
(sc. sepulcralis)": per contro la mia persuasione del genere femmi-
nile si fonda, indipendentemente da qualsiasi supposizione etimo-
1) Secondo Rosenberg Glotta cit. IV 1912 p. 52 cf. 63 „Pauli die Be-
deutung 'Eigentum' nachgewiesen hat" per la voce sud-i (cf. 68 su& »all-
bekannt« nei senso 69 di 'gehören'), e cita „Etr. Studien III 24 ff.": ma il
Pauli medesimo V 67. 71 ecc. 156 interpreta 'sepulcrum', come tutt'i periti
e prima e poi. Mi compiaccio per contro che auch' egli meco (p. 52. 65)
separi nell' iscrizione di Magliano d-anra da mlax (Torp dietro a Milani
mlax^anra), ma non intendo come lo stacchi dal congiunto calus-e (cf. 74
nun&en &esan Uns d^esan 'nunS-en die Morgenröte, tins die Morgenröte', mentre
segue aiseras seus e quindi d^esan Uns apparisce parallelo di d-esan eiseras
seus); ne raeglio intendo come egli disgiunga p. 64 aisna hind^u (per lui
'deus animalis', cf. Herbig Leinwr. 46) dal seguente vinmn, malgrado eisna
pevax vinum ed eisna hinO^u heturn (cf. spurtn eisna hin&u con heci spurta
he/z e con hexz hetum). Di rimpatto assai mi compiaccio che meco al
Eosenberg 71 sg. ripugni il -m congiuntivo: quant' alla sua opinione che sia
esso „das etruskische Eelativpronomen", confesso sembrarmi essa per ora non
guari meglio fondata, di quella del Torp che siffatta funzione assegna a
etr. ipa. II punto di partenza delle sue dotte indagini concorda d'altronde
col mio.
Etrusca 227
logica, sul fatto (v. da ultimo Indice lessic. s. v. atrenu e ceriyru
e cf. Ind. fönet. Rendic. Ist. Lomb. 1908 p. 844 ii : a q 385 a : u)
che il nome sud^i trovasi associato con parole in -u, verisimilmente
aggettivali, cioe atrenu, ceri^u, hin-9-iu o he(n)d^u, manalcu, sacniu,
uspu e cosi pure su^ic ceritiu; sieche mi parve potersi spiegare la
non casuale costanza di codesto -u, allineandolo con quello (cf. anche
CIE. 2403 furce lard-i led-anei alpnu anzichi alpan turce) dei noti
femminili ativu atiii aitu velicu d-anicu ramd^u vilenu: cf. -u da -un
diminutivo, oppure col Pauli -u da -ui -uia e sud^i cen'xund^e con
-e da -ei come p. es. Ind. fönet. Rendic. Ist. Lomb. 1908 p. 814
velia caine, lard^ia velczne (forse solo per caso coincidente coli' -u
-0 femm. umbro osco^).
Non meno giustamente osserva poi Herbig 1. c. che nell' iscri-
zione mi ma lena lard-ia puruhenas la conghiettura del femminile
„ganz zu versagen scheint" quant' a lena, perche -na o -a „im
Etruskischen höchst wahrscheinlich ein männliches ist": ma
„scheint" soltanto, perche abbiamo pure -a -na da -ia -nia in d'ana
dea e donna e Correz. 96. 116 d^ana atina e Tanusa Atina, d-a(na)
vatina, S^fana) velid-ana e scansna; e cosi io sospetto nei matroni-
mici (Herb. 175) vipin-al ^mmpun-al -petm-al e altri simili -n-al
(cf. Aclinal Uclnial, Aninal Äninial ecc. Ind. fönet. Rend. Ist. Lomb.
1908. 381), direi, da,*-n-i-al (Herb, propone ,* vipinai-al, jüngerer
Nomin. vipinei, ^ vipina-aV-) ^ sieche sembrano quasi richiamare le
antiche forme toscane (Ind. fönet. Rendic. Ist. Lomb. 1908 p. 380
n. 36) Tarquino Lavina e simili. D'altronde non so tacere il dub-
bio che l'antica interpretazione 'Spiegel', dall' Herbig conservata
pel suo lena, a lui suggerito dalla Mummia (Agr. Lwdr. 31 n. 2),
non convenga al contesto di quella, e che il confronto con mal-
stria scritto sopra un simiie aggetto, e con male malavisx, e se mai
m(q)lax m(a)laka-s etr. lat. Malacia, pur sempre raccomandi la
precedente lezione malena (che fu forse nome di deitä, al pari,
sospetto io oggi ancora, che mal-str-ia), e, se mai, lo stesso lena.
Altresi giustamente chiama Herbig „eine verschrobene Aus-
drucksweise" (p. 178) la mia traduzione di arnd-al yuryles d^anx-
vilus-c cracial clan ,,der Arnthalische (Sohn) des Churchle und der
Tanaquil Cracialischer Sohn": ma, mentre simiie difetto non mi
1) II sufF. -u(n) diminutivo e pero servile (v. Ind. lessic. s. v. auliu
aulu e cf. inoltre, insieme con lat. ecc. -on, etr. velu d^epru, tutti laut-
(ujn-i, ossia circa 'liberti', quali appunto le donne Velicu Oanicu), per ciö
appunto convenne, penso, al genere femminile, anche connesso, se mai, col
neutro (Umbri e Osci).
15*
228 Elia Lattes
apparisce decisivo rispetto a lingua, quäle si reputa (cf. Herb. 178
Skutsch ib. 188. 191) l'etrusca, affatto diversa dalla latina e affini tutte
quante, sta pur sempre che colla interpretazione da me immaginata
sul fondamento dell' -al qui ancora nominativo, io volli, non sa-
pendo meglio, evitare la grave difficoltä che alla dottrina dell' -al
genitivo proviene dall' uscire in -l anziehe in -s, come appunto il
genitivo usuale, anche quando, come qui, segua appunto -s; e ciö
in una lingua appunto amica degli omioteleuti, specie congiunti,
come qui, mediante la particola -c. E ben riconosce colla con-
suetä lealtä l'Herbig medesimo che la predetta difficoltä nel modo
da me immaginato si evita, laddove altrimenti „das Verhältnis der
-fa)l- zu den -s-Genetiven bleibt auffallend": ma oppone che ,,die
Beschränkung der -fa^Z-Bildungen auf bestimmte Funktions-Kate-
gorien ist auch dann unerklärt, wenn wir mit Lattes das -(a)l-
als Wortbildungssuffix auffassen". Ne io lo nego: ma, primiera-
mente, un' interpretazione che di due enimmi (l'avvicendamento in-
giustificato di -s con -al e l'ingiustificata limitazione dell' -al a
certe categorie) sembra nell' ignoranza nostra risolverne uno (l'avvi-
cendamento giustificato dalla diversitä morfologica dei due espo-
nenti), io non so abbandonarla solo perche non risolve insieme
anche l'altro. In seconde luogo, pur questo, cioe la limitazione
deir -al, parmi ricevere qualche lume dall' opinione del nominativo :
sta invero il fatto, gia piü volte accennato, che p. es. nel caso fre-
quentissimo dei prenomi arnd^ lard- il -s genitivo dove riuscire
incomodo, malgrado occorrano cild-s murss (cf. Herbig 179 n. 1),
di cui nememeno sappiamo aneora se furono per avventura vera-
mente genitivi del singulare; quindi l'opportunitä di surrogarvi un
„Wortbildungssuffix" equipollente, il cui uso pote poi ognor piü
allargarsi per obbedienza alla legge universa del minimo mezzo e
della semplificazione grammaticale conseguente, al modo che ac-
cadde fra l'altro nel latino volgare e nelle lingue romanze appunto
al lat. -ali-s. Chiede perö a ragione Herbig l. c. „Wie stellt sich
aber Lattes das Verhältnis vor in Wortverbindungen wie Agramer
Leinwandrolle V. 22 f.
sacnicla \ cild--l . spur-al . med-lum-es-c?'-'-
Ebbene, queste „Wortverbindungen" non solo formano anche per
me come per H. „eine syntaktische Einheit", ma questa comprende
eziandio per le meno la voce precedente e le due seguenti, sieche
la particola -c congiunge due da (cf. Ind. lessic. s. v. -c):
a&elis . sacni-cla \ cilS^-l . spur-al.
med-lumes-c . enas da.
Etrusca 229
II che posto, rimane bensi sgraziatamente pur sempre „unerklärt",
perche s'abbia me&lumes-c anziehe -mal-c, alla maniera dei pre-
mesai cüM spural, come soprae „unerklärt" perche cracial, anziehe
-das equidesinente del premesso &anyvilus: ma, giustificato omai,
secondo mi si chiedeva, pur qui, io spero, 1' -al nominativo, forse
mi si permetterä di rifugiarmi nella supposizione che la preferenza
si debba a ragioni metriche o sintatticofonetiche per ora sottratte
alla nostra analisi. In ogni caso un terzo, per quanto piccolo,
vantaggio mi sembre ottenersi coli' opinione dell' -al pur qui nomi-
nativo (cf. Herbig op. cit. 172 n. 3 circa rescial hind-ial truial e
truials), il vantaggio cioe di liberare la nostra povera grammatica
etrusca da uno dei tanti doppioni morfologici, di cui la si carica,
quando appunto due altri felicemente cadrebbero, qualora trovi
seguito la concessione dell' Herbig (op. cit. 181), non tornare di
per se illecito (,,es steht auch freilich nichts im Wege") che lemn.
holaiezi cpokiasiale, e perö ancora etr. lar&iale hulyniesi, corri-
spondano a lat. -alis e -sivs e 1' -ale si confronti „mit unserem
Nominativ arad-iale".
La persuasione che gl'inevitabili doppioni desinenziali si deb-
bano in una lingua ignota supporre col piü grande riserbo e solo
costretti da assoluta necessitä (cf. ora Rosenberg Glotta cit. 73 la
„Annahme" di ,,ein Wort mit zwei Bedeutungen ist methodisch ein
letzter Ausweg, wenn es aus sachlichen Motiven nicht anders geht"),
m' impedisce altresi di separare (Herbig op. cit. 176) hirminaia
lariceia ecc. da helenaia ecc. e teuere questo nominativo per „Re-
flex" del gr. i^d^rivaia e stimar quelli dei genitivi, se bene intendo,
in -ai-a(l) o -ei-a(l). S'aggiunge poi qui la vecchia obbiezione
(cf. Bugge Etr. u. Arm. 143), che non si possa col Pauli reputare
-a un resto di -al in tempi nei quali questo apparisce ancora tanto
rare; mentre la difficoltä opposta (Herbig 177) alla conghiettura dell'
-aia -eia -ia agettivale femminile, che ,,das mi in solchen Typen
auf sehr verschiedenartige Dinge bezieht", sembrami di non grande
peso, giacche trattasi sempre di „Dinge" sepolcrali {su9-i o sud-ina).
Ne meglio che hirminai-a, mi capacita, il confesso con titu-
banza, che in ara&iale e simili (cf. marale velcialu trepalual) sia
(Herbig 183) „die erstarrte -aZ-Form durch das so häufige nomi-
nativische -e noch besonders gekennzeichnet worden, gerade so
wie wir neben arnd^, lard^, laris die vom Standpunkt einer theo-
retischen Sprachökonomie überflüssigen Formen arnd--e, arut-e,
arvnd--e, lard--e (s. oben S. 167), laris-e besitzen oder erschließen
können". Io non so invero separare arad-iale lardiale da arnd^iali-
230 Elia Lattes
-sa lard-iali-sa e da trnials truial o frilials trilial (v. Ind. lessic. s.
V. axsi) e simili, considerato che -s cade sovente giä negli arcaici
epitaffii orvietani e che -e si avvicenda per varie cause con -i in
fase fasi, ilucve ilucui, ave avi, nulad^e nuld^i, zile zili, purd^ne
eprd-ni ecc. (cf. Ind. fönet. Rendic. Ist. Lomb. 1908 p. 518. 11);
ne mi spaventano le possibili analogie latine (cf. Herbig 186 n. 1),
meno pericolose, oso sospettare, delle preoccupazioni anticorsseniane,
alle quali soltanto nella povertä del mio ingegno („es wird eine
Schwäche meiner Denkweise sein" per usar le parole del nostro la-
grimatissimo Skutsch) io so attribuire, con grande peritanza e non
senza qualche dolorosa vergogna, la tenace fede nei genitivi -al e
-sa, nel genetivus genetivi -sla (per me diminutive del nominativo
-sa), nel mi 'hoc' e d-u 'non due' (cf. Herbig 186 con Skutsch
lingua etr. 156) e altrettali.
rv. Aneora di alcune voei etrusehe in -m o -n
(cf. Cxlotta IV 4 p. 224—226)
Accanto a zilay^nve zilayjnce e masve mazce abbiamo zilayjiu
e masu (CIE. 4538 A 14): cosi ilucu e tenu accanto a ilucve e
tenve ; mi uasce quindi sospetto che nella stessa relazione stiano
anu e feve- della fibula chiusina secondo la riferita revisione del
Danielsson, e che quindi zam ad^im anu rkem feve-in ketursi kina
dica, per figura, all' incirca 'splendidam fibulam dedit auream do-
navitque Cetrii cina' (cf. lat. Cinna con W. Schulze Lat. Eigeun.
268 etr. ced-urna e lat. Ceternius Cetrius, e con Danielsson CIE. 28
tüesi calesi cina). A conferma del quäle sospetto sta poi primiera-
mente, che come qui anu feve-, cosi CIE. 301 turce anu: cf. 438
tez turce e 1546 mina tiurk[e], insieme con Partiunus Partunus e
simili, e 436 menayß den ceya di contro a Fab. 2613 trce den ceya, e
CIE. 4538 A 23 scuna mena e B 10 turune scune e Garn. Append.
906 menu turu, secondo giä per molta parte avverti Torp. Etr.
Beitr. I 22. 26. 41. 89 II 25. 98; inoltre cf. Fab. Primo Suppl.
399 (Deecke Etr. Fo. VII 2 e Danielsson ap. Torp. Etr. Notes
20. 1) zilace hecce o hence, ed a Narce CIE. 8413 ziyuye zinace, e
forse Fab. 2228 mimi avue (Danielsson Berl. Phil. Woch. 1906.
594 „zweifellos" avle), come teste menu turu e mina tiurkfej, e
tantosto mulue- e d^ance sca e d^ra sce. In secondo luogo, come
turu turce, ziyu ziyuye, menu (fninu mine mina) menaye, hard-na
fard^ana fard^naye, cosi allato ad anu pare abbiasi ance (Fab.
Terzo Suppl. 322 autopsia, contro Torp. Etr. Notes 20 num. 25
„my own copy"), di cui nuovamente qui avanti, al modo forse
Etrusca 231
di hecce o hence allato a feve-. Terzo, couie anu trovammo asso-
ciato, al pari di feve- züaxnve tenve ilucve, con voci in -7n, cosi
l'equidesinente d^ucu ben tre volte, secondo pare, nella Mummia:
X 4 vacl ar ratum x^^^ peS^ereni d-ucu, ib. 13 — 14 [sulsjle
ca&naim elf ad d-imitle unu& [sjuzeri ipa ^ucu, XI y 4 — 5
streta satri enac d-ucu hamcped^es rinus d^ui aras mucum. —
Quanto poi all'origine della -u di turu e, se mai, di anu e simili,
insieme con ilucu, oltreche ilucve abbiamo Cap. 29 ilucui (cf. aS^nu
ad-nui, vecu vecui, rani^u ranö^ui), mentre allato a Cap. 18 mulu
(cf. Rendic. Ist. Lomb. 1900 p. 525 sg. fansina mulu e tre volte mi
mulu), possiamo porre mulue- di CIE. 2334 mulue-v(e)neke (cf. mul-
veneke muluvanike ecc), che richiama lat. etr. Begoe rimpetto ai teste
ricordati vecu vecui (cf. Vecuvia e lat. etr. Vegoia e v. Herbig ap.
Thulin Rom. Mitteil. 1907 XXII 263); d'altro canto perö allato
a zixu sta Cap. 61 zixun, che richiama aplu aplun e afu afun,
e meglio mulu mulune insieme con turu turune turunke turuce
turce, e zixuxe allato a zixu zixun e d-apicun slapixun (cf. Rendic.
cit. 560 sg.).
Come d'altronde svem d-umsa matan e tn turce o d^n turke
prima veduti (Glotta 1913 IV 4 p. 225), cosi CIE. 24U3 ecn turce e
Fab. Pr. Suppl. 449 ecn füre (cf. ta e eca avauti suS-i 'sepolcro'):
ora Don diversa condizione penso di presente offrire sren d-ra sce
del famoso specchio con Ercole allattato da Giunone. Invero oltre
a turu iure turce, conosciamo tura trce e d^rce o meglio flerd-rce
(cf. Mumm. II 10. IV 9 raxO^ tura con VI 15 rax ture, e Fab.
2613 fleres trce e 2598 flerd-rce con CIE. 447 fleres turce e 301
turce fleres); e sta sce a sca (cf. Ind. lessic. 16. 175 = 205 d^ance
sca numnal acil e laucanes sca e d-amce) ed a scune, come ture a tura
0 d^ra e turune teste allegati, sieche d-ra sce congiuntamente ap-
paiono ridare turune scune congiunti. Inoltre, confrontati eca sren
tva ix nac dell'epigrafe specolare predetta con CIE. 4593 (Correz.
277) Ica hv ic sre nac di un epitaffio perugino, prima sospetto, ma
omai quindi sincerato, apparisce stare sre-n a sre come t(a)-n
ec(a)-n a ta eca: che se poi qui abbiamo eca sren dra e lä ecn
ture 0 turce, sara il caso di da per clan e di aclxa(n) spurta(n)
allato a aclx(a)n spurt(a)n (cf. Mumm. V. 17 sg. trinum hetrn
aclxa ais cemnac con X 9 sg. trinum hetrn aclxn eis cemnac,
e X / 4sg. heci spurta ecc. hexz con XI 10 favin ufli spurtn eisna
e con nacum hind-u vinuni e hinü-u hetum e etnam esa ecc. tan-
tosto, ed eim ein ei, in i, an a q celucum celucn, matam matan,
le&am letem led-n-s led-a e leta, cexam cexa). Poste le quali cose,
232 Elia Lattes
l'iscrizione dello specchio non accennerebbe al contenuto del di-
segno, se non colla parole Herde Unial clan, che mancano ap-
punto all'epitaffio; e lo specchio dovrebbe tenersi dedicato da tale
che avesse avuto ragione particolare di rendere a quello ouoranza,
mentre poi il nome suo qui taciuto, chiaro e certo risultava dal
nome e luogo del sepolcro; e andrebbe sre-n S^ra (cf. sup. iura scuna,
mena mina) collo sta pru^um registrato in principio di quest'in-
dagine.
Nella stessa fainiglia grammaticale di sta d-ra, e cosi fard^ana
hard^na e simili verbi finiti in -a, inclino io poi a coUocare pur
sempre (Saggi e Appunti 45 sg. Ultima colonna 3. 8 sg.) eziandio
aisna, che sette volte occorre nella Mummia per cinque volte eisna,
entrambi per lo piii associati anch'essi con voci in -m o -n: X
19 — 20 ratum aisna leitrum; IX y 1 nacum aisna hind^u vi-
num e IV 22 eisna pevax vinum e XII 7 eisna hind-u hetum e
XI 10 spurtn eisna hind-u; XII 9 etnam aisna ix matam e XII
1 — 2 etnam aisna ix nac reusce e XI 15 sg. etnam aisna esa ix
hud^is zad^rumis flerxve trfinj e VI 12 etnam eisna ix fleres
crapsti; XI 12 etnam aisna ceial o cesal. Ben dieci volte pertanto
ripetesi detta associazioue in esemplari piii o meno analoghi, e
perö tali che, come l'associazione prima studiata di voci in -m o
-n con verbi in -ce o -ve o u o -sa o -a, mal puö presumersi in
tutti fortuita, e ben puö conghietturarsi, almeno in alcuni, non
diversa da quella di sta pruxum. Fortuita per contro e l'associa-
zione delle voci in -m -n con eisna nella Mummia IX y 2 dem
cialxus lauxumneti eisna d-axsein, si perche il numerale dem suona
sempre tale in qualsiasi compagnia, e si perche d-axse-in (cf. VI 5
ham(pe&i etnam laeti anc d-axßin) va verisimilmente con tins-in
fav-in e simili soprallegati per feve-in: pote perö trovarsi uno -m
-n vero nel seguente rigo omai illeggibile, mentre poi eisna daxse-
in torna forse parallelo a anu feve-in (cf. etnam ecc. daxs-in con
etnam aisna). Manca invece affatto la compagnia di -m o -n in
M. VII 11 heda aisna clevana (Herbig etr. Leinwandr. 18 vanS):
ma, a tacer qui d'altro (p. es. acc. plur. e simili), led-a leta per
leS-am (cf. ledn-s) e da per dan ecc. sopra citati per eca(n) sren
d^ra sce di contro a ec(a)n e t(a)n turce ture, c'insegnano tornar
lecito il sospetto che l'uno o l'altro dei due -a, fra cui sta aisna,
debbasi compire in -a(tn) o -a(n); inoltre cf. X y 4 sg. hed spurta
ecc. hexz, che suggerirä forse per heda a suo tempo spiegazioue
diversa. Qui perö giova subito avvertire, che leda ledam e da
dan e simili consigliano il sospetto in ogni caso molte piü essere
Etrusca 233
per avventura nei testi riferiti di aisna le parole in -in o -n, che
non appaiano, specie se si consideri, come di frequente cadde
pure in etrusco il -s, quando due tali insieme concorrano: p. es.
Fab. 2621 suris ei per suris eis del piombo di Magliano, acs pri-
umne Fab. 2514 bis per ac7is priumnes Fab. 305, vel anes clauce
CIE. 1725 (Danielsson) sopra ossuario chiusino per vel anes clauces
Not. d. Scavi 1900. 215 (Gamurriui) sopra base figurata del pari
chiusina; e giä fra gli arcaici epitaffii volsiniesi p. es. 4955 mi
larice mulvenas su&i allato a 4986 mi larices tela&uras sud-i;
inoltre cadde appunto -m nel vinu talina trinaxe della situla
Tridentina, in coufronto col vinum trinum deila Mummia, oltreche
in ei Uta cexa confrontati con eim le^am cexam; quindi probabil-
mente, con aisna eisna, come ratum leitrum, cosi nacum hind-u(m)
vinum o hetum, spurtn hind-u(m), e forse etnam reusce(m) e esa(m),
qualora si mandi, giä dissi, etna-m con Cap. 6 itna (cf. nella mede-
sima isc. Capuana p. es. viltur isvei per veltur esvis-c), secondo pro-
pose un tempo il Torp, Bemerk. (1905) p. 11. Egli perö dappoi, KZ.
1907 XLI 190, cercö per contro dimostrare, che fosse esso etnam
una congiunzione indeclinabile significante 'darnach' o 'deinde',
incontrandosi senza saperlo col Deecke (lettera 8 XII 1893 ^,et-
nam möchte ich für eine Konjunktion halten = 'und'"): il che posto,
sarebbene il -m indipendente affatto dalla compagnia di aisna,
quanto quello qui sopra di dem. E per veritä i contesti, da lui
al nuovo suo intento, raggruppati parvero anche a me di primo
acchito „sehr beachtenswert" (Herbig etr. Leinwandr. 39): ma
osta alla deduzione del Torp primieramente itna (cf. tantosto l'in-
certo etna-x insieme con tesi-m celucu-m celuc-n ad-umit-n ecc),
di cui egli a proposito del suo secondo etnam tace affatto; ora a
vacil itna, come si ha nella tavoia fittile capuana lin. 6, risponde
preciso Mumm. VIII 16 sg. vacl etnam, con cui verisimilmente va
VI 10. VIII 1. XII 9 vacltnam (fra l'altro cf. VII 5 etnam ecc.
CD con XII 9 e VII 12 = XI 15 vacltnam e cntnam entrambi
preceduti dalla cifra JMJJ, e con X y 3 putnam ^u calatnam e
XI 13 tuxla-c ed^ri suntnam). In secondo luogo manca alle col.
IV 6 IX della Mummia, pervenutci quasi integre, si etnam e si
vacl, e occorre etnam nelle col. VII e XI ben 16 e 10 volte rispet-
tivamente, dove anche vacl rispettivamente 6 e 3 volte. Terzo,
codesto etnam, il vocabolo piü frequente della Mummia (40 volte),
mai finora non si incontrö altrove: fenomeno inesplicabile, se fu una
congiunzione per dire semplicemente 'deinde', ma facile a intendere
se, col Krall e con me e col Torp medesimo un tempo (Etr. Beitr.
234 Elis, Lattes
I 59. 82 II 28), vi si ravvisi il nome di alcuna cosa sacra, con-
forme alla sua associazione appuuto con aisna e altresi con als
aiseras aisunal celucum (cf. cel e turniucas e lat, etr. Caelius) tesiin
fari^an, e per via di ix con fleres e ftery^ve. E si aggiuuge che
allato a etna-m forse vuolsi porre Gam. 804 lin 2 etnay^^ pure dal
Torp Etr. Beitr. I 82 registrato come „Nebenform" di quelle,
quando ancora niente sapevasi del cimelio d' itna: a me piace perö
piuttüsto leggere aunet nay (e in ogni caso etna-x, perche secondo
l'autopsia dell' Undset ap. Bugge Beitr. I 109 non segue ceyam
arce, me ceya mi arce). — Checche sia tuttavolta di ciö, e parimeute
di itna, per lo meno quanto ai contesti di aisna eisna con ratum
leitrum, vinum, hetum, spurtn, fleres-, non mi persuade finora la
comune opinione che si tratti di un aggettivo derivato da ais 'dio',
oppure di un'ampliazione sinonima di questo, sieche aisna InnS-u valga
'deus animalis' (cf. Torp. Etr. Beitr. I 82 II 74 Monatsdat. 15, con
Herbig etr. Leinw. 32 n. 1 circa 'den Aiser angehörig' o 'gött-
lich', 42 'deus animalis' e cosi e Etruscan Rel. in Hastings Encycl.
V 535. 20, di che v. per ora Glotta IV 4 p. 226 n.); e continuo a
sospettare (Saggi App. 45 sg.) che come sta pruyum circa 'stat' o
'statuit', cosi aisna eisna circa 'sacrat' o 'sacravit'.
Qualora poi si rannodi etna-m con itna e, se mai, con etna-x,
bene per me andra VIII 19 cepar nac amce etnam (cf. sup. etnam
aisna ix nac reusce) con Fab 2340 puiam amce, specie se con-
fronto dall'un canto zilad- amce mexl con zilace ucnt{u)m hecce e
zilaxnve pulum e tenve meylum, e dall' altro puia ame o am(e);
giacche, mentre mi nasce dubbio che in questi ultimi esemplari
(v. Ind. lessic. s. v.) si tratti di piiia(m) , mi domando quäle sia
stata l'originaria significazione di amce ame, da cui nacque (cf.
.... avence insieme con ravnd-u ramd-u) quella di 'fu'. Quanto
alla persuasione di quasi tutti i periti che puiam amce debbasi
rendere 'uxorque fuit', deploro di non essermeue acora potuto
capacitare (cf. sup. 225 n. 2).
Pareggiato a?nce in se e per se a turce zilaxnce e simili, si
conferma la conghiettura proposta qui sopra che, come a quelli
tum zilaynu, cosi stia anu ad ance (Torp. Etr. Notes 22 nuni. 25
amce ,,my own copy"); cf. zilai^ tarxnal^i ance con zilc paryis
amce e d^ance d^amce, le&n-s led-am, celucn celucum ecc.
Con sta pruxum^ e meglio con nacum aisna hin&u(m) vinum
e eisna hind^u(m) hetum e spurtn eisna hind^u(rii), vuolsi anche
mandare, a parer mio (cf. Saggi e App. 15. 17) la formola ed^rse
tinsi(m) tiurim avils x^^p otto volte incontrata nella Mummia,
Etrusca 235
primache l'Herbig scoprisse il nuovo frammento che ci da la nona
(Leinw. 7). Circa la quäle formola posso io compiacermi che il
Torp. Etr. Beitr. II 21 concordi meco (Saggi e App. 11 sg.),
senz' avvedersene, in quanto reputa verbo finito la parola princi-
pale ed-rse e la rannoda a e^^n ; insieme perö la rannoda egli bensi
ai verbi in -sa, ma vi scorge la 1 * persona sg. del preterito, laddove
ne scorge p. es. in iituse la 3* persona (Etr. Beitr. II 106 Bemerk.
12 'gegeben hat') e in acnanasa sacnisa e simili la 3* del presente
(Etr. Beitr. I 20 Zw. Reihe 12); per contro a rae i contesti sembrano
dimostrare che tanto i -se, quanto i -sa, sono terze persone del
preterito, e difieriscono solo pel numero, plurale nei -sa, secondo mi
studiai ridimostrare precedentemente (p. 221), e singulare nei -se, al
modo di iure turce sce menaxe turune scune e tanti altri -e. Quanto
poi all' originazione di esso -se, penso doversi oltre ai -sa, ricordare
etr. lat. arse verse e etr. arse due volte, pare, nella Mummia, dove X
18 d^ui uceti, pare, sta allato a XI 9 d^ui useti, come altrove eiceras
■d-ußi^i allato di aiseras (Ind. lessic. s. v.) d^ufld'icla, e inversamente
mamerse di mamerce e q)uhiise di cpulnices, sieche non mi torna
impossibile che sia -se mera Variante fonetica di -ce. — L'intera
formola interpreta il Torp. Etr. Beitr. II 21 'ich habe ge - - t für
den Tag und für den Monat' (cf. I 100 'des Tages und des Mo-
nates des Jahres' e Skutsch La lingua etr. tr. Pontrand. 48), con
tre maniere diverse di genitivo {-si -ri -s), quali da lui si giudi-
cano, cioe tin-sl, tiu-ri-m e avil-s, senza che veggasi la ragione
della diversitä, ne intendasi come da avil-s possa staccarsi il suo
costante equidesinente compagno x^-*'- Dalla quäle costante com-
pagnia pare a me appunto doversi muovere il passo, ossia dalla
condizione di avil-s ^i-s genitivi del numero singolare certissimi,
perche cosi esce questo infinite volte ne'testi etruschi onomastici,
i quali insieme ci danno cento e cento avil-s o avil-s di pari con-
dizione (Pauli Etr. St. V 91. 121. 154 'anni', Torp. EB. I 100
'des Jahres'): che se talvolta si rese con 'anni' plurale, ciö pro-
venne in parte dal paragone coli' annos annorum, degli analoghi
epitaffii latini, paragone punto decisivo, come bene avverte lo Skutsch
(lingua etr. tr. Pontrand. 49), per la morfologia etrusca; in parte
dalla societä con cifre spettanti al numero dei piü, quantuuque
gia il Pauli (V 126) ammonisse „daß die mit avils und tivrs ver-
bundenen Zahlwörter in der Tat als Ordinalia aufzufassen sind",
ed io avessi ricordato lat. volg. 'LXVII aetatis anu' e simili (Saggi
e App. 206 ecc. Ind. lessic s. v. n. 51): documento per avventura
d'uso antichissimo, secondo sappiamo di piü volgarsimi (cf. etr. cian-
236 Elia Lattes, Etrusca
tinei clantinei, mamerse mamerce ecc), e in ogni evento di uso
tanto meiio sorpendente per i piü fra gli studiosi, quanto piü dis-
costo dal romano. Ne meno certa si e la condizione del nome
appellativo tiurim, che precede immediato ad avils xis, e vuolsi credere
lino a prova contraria lo governi, conforme alla relazione consueta
fra i nomi di caso genitivo e quelli con essi associati di uscita di-
versa; infatti Fab. 2119 (Pr. Suppl. p. 113) avils: XX: tivrs sas
'(morto) del (suo) anno vigesimo (e) del mese sesto' (cf. Skutsch
Glotta III 344), insegna essere tiu-ri-m, corae tiv-r(i)-s, derivato
col suffisso di d^an-r ais-era-s hap-re ecc. (cf. d-ana S^an-xv-il e
^anra d-anura d^anur-si, ais aes-ar, fapi lat. Fahius Faberius) da
tiv-s tiu 'luna'; mentre mauca, parmi, di giusto fondamento la
conghiettura (cf. Torp. Etr. Beitr. I 69. 94) che fa di tivrs un
gen. plur. di tiv-s, nessun certo o probabile genitivo siffatto in -s
di un plurale in -r essendosi mai finora, a mia notizia, incontrato.
Riesce quindi ed^rse tiurim analogo di zilace ucntum, [zilaxjnce
meMum, zilaxnve pulum, sta pruxum; e resta ancora a determinare
tinsi, che il Torp (Etr. B. I 99 sg.) stima „einen entschiedenen
Genetiv" significante, secoudo gli suggeri il Bugge 'giorno': ma
velsi navesi e simile voci in -si nessuno dubita essere nominativi,
e di 0-anursi giä l'arcaico epitaffio volsiniese CIE. 4947 da il ge-
netivo d-anursiefsj (cf. Correz. 111 pupanasi-s con lat. Pomponisius
e urnasi-s); quindi tinsi(m) tiurim bene andrä con sup. hind-u(m)
vinum o hetum (cf. vinu vinuni, Uta lei^atn, ei eim ecc), e accanto
ai mesi etruschi Ermius e Caelius (cf. il nome del dio cel) poträ
Stare il 'mese Giovio' (se mai, cf. ven. tineh mesneh).
Come e&rse tiurim, sta pruxum, ec(a)n ture e simili, cosi poi,
amio avviso, cisum pute, che sette volte (Saggi e App. 39 sei e Herbig
Leinw. 7 la settima) segue nella Mummia immediatamente a
tiurim avils xi^, ed una quasi immediamente, laddove a tre altre
manca la compagnia immediata, e pare cisum pute star quasi da
se (Saggi e App. 30. 37): il Torp, Etr. Beitr. II 21 sg. 30, esclude
per veritä che pute sia verbo, quantunque non dubiti che tali si-
ano iure ame mele mene e altri somiglianti vocaboli in -e, dai quali
separa pute solo perche ne separa altresi il nove volte congiunto
cisum, e pensa che ,, vielleicht ist pute das idg. poti-s 'Herr', ent-
weder entlehnt oder urverwandt". Manca bensi pute a M. V 21
fasei cisum (cf. III 21 fasei ecc. eifrse ecc. cisum pute) ^ e sarä forse
il caso di cntratn cltral sinonimi di cletram e mancanti dello
srencve che sempre accompagna questo (v. Ind. lessic. s. vv.); d'altro
canto per Fab. 2339 lin. 2 cisum tame[ra] (Saggi e Sta App. 34),
Gust. Herbig, Die faliskieche Kasusendung -oi 237
cf. aisna mena mina scuna iura far^ana e simili verbi finiti
in -a, sieche ben puö tamera tenersi, fino a prova contraria, pa-
rallele di pute reggente, come questo, l'accusativo oggetto cisum.
Elia Lattes
Die faliskische Kasusendung -oi
1. Dative auf -oi
Daß die faliskische Grabinschrift aus Caprarola
uoltio folcozeo zextoi fi
(j. CIE. 8358) nicht
Voltius Folcosius Sexti filius, sondern
Voltius Folcosius Sexto filio
übersetzt werden muß (der Vater setzt dem Sohne die Grabschrift),
hat uns J. Schmidt in seinem postumen Aufsatz 'Zur Geschichte
der Langdiphthonge im Griechischen' K. Z. 38, 1905, 31 gelehrt.
Inzwischen sind noch ein paar -02-Formen im Faliskischen aufge-
taucht, die J. Schmidts Vermutung bestätigen. Ihre Beweiskraft
ist freilich nicht gleichartig: so wird es sich empfehlen sie hier
kritisch durchzusprechen, Inedita sind mit einem Stern bezeichnet.
*1) Patera (ciotola) aus rotem Ton; die Buchstaben (m. 0,005
— 0,01 hoch) sind außen am Rand eingeritzt, ein paar Ritzer im
Innern lassen sich vielleicht als Zahlzeichen ansprechen. Das Ge-
fäß wurde in der Gegend des Ponte Lepre bei Civita Castellana
gefunden und gelangte aus der Sammlung Feroldi (vgl. CIE, 8567
— 8584, dazu Idg. Forsch. 32, 71 ff.) vor kurzem in die Villa Papa
Giulio nach Rom (Inv.-Nr. 18774c); die Erlaubnis zur Kopierung
und Veröffentlichung verdanke ich der bewährten Güte G. A. Colinis.
Die linksläufige Inschrift lautet nach einer Abschrift von mir
und nach einer Durchpausung von 0. A. Danielsson vom Oktober 1912:
tiroi • colanioi
*2) Patera {ciotola a vernice rossa), sonst wie unter 1; Inv.-
Nr. 18774e; die Buchstaben (m. 0,006—0,01 hoch) sind am äußeren
Rande eingeritzt; auf der inneren Fläche steht deutlich das Zahl-
zeichen für X.
tiroi ' colanioi
*3) Patera (ciotola) wie unter 1; Inv.-Nr. 18774f; die Buch-
staben der Inschrift a (m. 0,004 — 0,006 hoch) sind außen, die der
Inschrift b in etwa doppelter Höhe innen eingeritzt.
238 Gust. Herbig
a) tiroi • colanioi
h) tulom
Ich finde für das schwierige tulom keine evidente Erklärung^) und
betrachte hier bloß das dreimal wiederkehrende
tiroi ' colanioi
Die 3 paterae, welche die Inschrift bringen, gehören offenbar zu
einer Garnitur von 10 Stück (s. Nr. 2), die man dem Toten mit
ins Grab gab. Wir haben also den Namen des Toten im eigent-
lichen c. dativus {dandi casus) vor uns.
Der Nom. sg. des Praenomens lautet falisk. tiro d. h. lat.
Tirrus; W. Schulze hat ZGLE. 519 aus der praenestinischen Grab-
inschrift Tirri • Craisli • Tir ' f CIL. XIV 3110 eine andere Form
des Vornamens: Tirrius wohl mit Recht 2) erschlossen. Deeckes
Lesung und Ergänzung [t]iri (Fal. n. 14a = CIE. 8214a) bleibt
bei dem schlechten Überlieferungszustand der Inschrift unsicher.
1) Aus dem kärglichen, aber wirklich überlieferten faliskischen Sprach-
raaterial erklärt könnte tulom einem lateinischen Tullum entsprechen, wie
falisk. tulo CIE. 8250 gleich lat. Tullus ist ; aber in dieser Bedeutung wäre
tulom sowohl als isoliertes Wort, wie im syntaktischen Zusammenhang mit
tiroi colanioi unverständlich. Stünde ein solcher Zusammenhang fest, d. h.
also: wäre
tiroi colanioi tulom
als eine kontinuierlich geschriebene Inschrift zu betrachten trotz der Ver-
teilung der mit verschieden großen Buchstaben geschriebenen zwei Hälften
der Inschrift auf die Außen- und Innenseite des Gefäßes, so würde ich in
tulom am liebsten eine Verbalform sehen. Ein tulom, älter *tetulom (vgl.
tuli, älter tetuli, e-nid-ov, hom. n^nid-ov) ließe sich nach Wurzelablaut und
Endung als eine 1. sg. aor. II begreifen und würde unmittelbar zu den neu
aufgetauchten, hocharchaischen Formen Jifiked, *feßket, f[i/]iqod, *feßqont
{*nint,&tT, *7imi&ovi) treten, die ich Idg. Forsch. 32, 71 ff. als 2. Aoriste
erklärt habe, tiroi colanioi tulom wäre also 'ich habe (die patera) dem
Tirrus Colanius (dar)gebracht'; der Name des Stifters wäre dabei contra
usum verschwiegen. Ist die Form als isoliertes Wort zu betrachten, so
wird man am ehesten ein nomen appellativum wie 'donum, dvK&i^jua oder
einen Gefäßnamen darin sehen; im ersteren Fall brauchte das Wort ety-
mologisch vom Verbum tulo, tetuli nicht getrennt zu werden und wäre etwa
als *tl-öm 'Geschenk', eig. 'das Dargebrachte' anzusetzen.
2) Tirri Craisli könnte an und für sich auch ein Genetiv zu einem
Nominativ Tirrus Craislius sein. Aber praenestinische Inschriften wie CIL.
XIV 3187. 3188 L • Oppi • L- f\ Flacus \ patr und L ■ Oppi • L- f\ Flacus |
ßlius machen es wahrscheinlich, daß jene Typen auf -i einheitlich und zwar
als Nominative, gleich jenen auf -ios, -io, -ius, zu erklären sind, vgl. noch
Ernout, Le parier de Preneste d'apres les inscriptions, Memoires de la So-
ciete de Linguistique de Paris 13, 342. Zu den Praenominal-Typen auf -us
und -ius, etr. -e und -ie, -i s. W. Schulze ZGLE. 262 f. 464 ff. 519.
Die faliskische Kasusendung -oi 239
Die faliskische Form des von Uro abgeleiteten Gentilnamens tirio
steht CIE. 8202, die lateinische Tirrius ist CIL. XI 3132 auf fa-
liskischem Sprachgebiet zwischen Civita Castellana und S. Maria
di Falleri (= Falerii veteres und novi) aufgetaucht. Auch Tiro :
Tironius (also etr. *tiru) und ein paar weitere Ableitungen (W.
Schulze ZGLE. 304) werden zur Sippe gehören.
Der scheinbar so fremdartige Gentilname colanio läßt sich
gleichfalls mit Bekanntem verknüpfen; das Vergleichsmaterial: Colus,
Colins (Caulius, Golius), Colianius, etr. caule, culni (etr. au : u s.
Glotta 2, 86ff.) hat W. Schulze ZGLE. 18. 155. 172. 295 besprochen.
Ob colänio oder colanio zu messen ist, wissen wir nicht; colänio
würde sich ohne Weiteres in die Gleichung
Colus : Colins = colanio : Colianius^)
einfügen; colänio würde sich unmittelbar zu etr. culni CIE. 2022
(Clusium) stellen.
4) CIE. 8002. Patera-Inschrift aus Civita Castellana, von B.
Nogara aus den Akten der Villa Giulia notiert; das Original haben
wir nicht gesehen.
caisioi Caesiö
5) CIE. 8246. Fragment einer Ziegel-Grabinschrift aus Civita
Castellana; die Kasusendung -oi scheint trotz der schlechten Über-
lieferung gesichert zu sein (vgl. das Gliche zu CIE. 8246).
[tcjoltioi Voltiö
- - - oi ö
6) CIE. 8078. Halbzerstörte und sehr schwer lesbare Fels-
Inschrift aus Civita Castellana; die verschiedenen Lesungen von
Thulin und mir stimmen wenigstens in der Kasusendung -oi überein.
q haloi Quintö Halö
teti qtroni Tettius Atronius (tituliim posuit)
7) CIE. 8361. Sehr flüchtig aufgemalte Ziegel-Inschrift aus
Caprarola; die Endung -oi scheint sicher, der syntaktische Zu-
sammenhang der Inschrift ist bei der Unsicherheit fast aller Le-
sungen im einzelnen nicht zweifellos festzustellen.
ce holcosio Caesius Holcosius
lou titoi Lud (filius) Tito (filio titulum posuit)^)
8) CIE. 8381 e. Becher-Inschrift aus Corchiano, von B. No-
gara aus den Akten der Villa Giulia abgeschrieben; das Original
scheint verschollen zu sein.
1) Oder ist auch hier schon ein etr.-lat. Colianius anzusetzen, das noch
nicht in den lat. Typen auf -ünus, -änius untergegangen ist?
2) Vgl. indes auch S. 238 Anm. 1.
240 G^ust. Herbig
Statt des in den Akten stehenden Textes
lOKII'SkADOJ habe ich schon im Corpus selbst
lOKHI^AIDOj vermutet.
Aus der Akten-Fassung könnte etwa ein
lociae titoi
(mit auffallendem lociae statt zu erwartendem lociai) herausgelesen
und als
Luciae Titovi (filiae)
zur Not erklärt werden. Ist meine (palaeographisch sehr leichte)
Verbesserung richtig, so ergibt sich die Lesung
locia eimoi Lucia Aemö (dedit)
eimoi wäre als altfaliskischer Dativ zu einem Vornamen eimo, lat.
*Aimos (von W. Schulze ZGLE. 295 aus den Gentilnamen Aimus,
Aemtis, Aemius, etr. eimi, Aemilius nach Pauli Etr. Stud. o, 83
erschlossen) ohne Weiteres begreiflich.
9) CIE. 8036 sqq. Fragmente etrusko- kampanischer paterae
mit aufgemalten Inschriften, zu der stips votiva eines Tempels ai
Sassi Caduti bei Civita Castellana gehörig, in 3 Fassungen:
a) titoi niercui efiles
b) titoi mercui
c) tito mercui efile
Thulin hat bei der Erstausgabe erklärt: \ . . titoi mercui sind
. . . unbedingt Dative und zwar nötigen die . . . Fundumstände zu
der Annahme, daß sie den Namen des Gottes enthalten, dem der
Tempel geweiht war. Und dieser Gott war, wie die gefundene
Statue beweist, Mercurius' (Mitteil. d. K. D. Archäol. Inst., Rom.
Abt. 22, 1907, 300). Aber in einer Anmerkung auf derselben Seite
äußert er leise Zweifel und meint: 'In einer lateinischen Inschrift
aus dem dritten Jahrhundert hätte man freilich mercuei (senatuei
CIL. I 201) erwartet. Vgl. Marx zu Lucilius IX 367'. Jacobsohn
gibt in einer Besprechung meiner Habilitationsschrift BphW 1911
Sp. 464 diesem Zweifel entschiedeneren Ausdruck und bemerkt,
"^daß mercui Dativ eines w-Stammes nicht sein kann, und ebenso-
wenig ein alter Lokativ mercou, an den kurzes i nach Analogie
der ursprünglichen Endung der konsonantischen Stämme angetreten
wäre'. 'Von einer Analogiebildung nach dem Dativ der o-Stämme ,
fährt er fort, 'kann erst recht nicht die Rede sein'. Bartholomae
hält die Möglichkeit einer solchen Analogiebildung durchaus auf-
recht und sagt in den Sitz.-Ber. d. Heid. Akad. d. Wiss., Philos.-
histor. Kl. 1910, 5. Abb. 9 Anm. 1 : 'Der Dat. Sing, mercui ist dem
auf -oi der o-Deklination nachgebildet. Das beweist die Üblichkeit
Die faliskische Kasusendung -oi 241
der o/-Formen\ Auch Solmsen scheint Idg. Forsch. 30, 1912, 10, wo
er den Namen des 'Gottes Titos Mercus als das italische Gegenstück
oder die italische Nachbildung des griechischen ithyphallischen
Hermes (Herodot 2, 27. Paus. 6, 26, 5) zu begreifen sucht, an einem
Dativ titoi mercui keinen Anstoß zu nehmen. Ich selbst habe
Glotta II, 1910, 184 auf Grund des ardeatischen titoio = lat. Ti-
tovius == etr. titui den Dativ und den Götternamen titoi mercui
angezweifelt, ohne positiv weiter zu kommen: ich habe zu CIE.
8049 meine Zweifel de duobus dei Mercurii (si Mercurii sunt)
nominihus wiederholt und von neuen Ausgrabungen am Mercur-
tempel oder von einem genaueren Bericht über die bisherigen neue
Aufschlüsse erwartet. Einen solchen Bericht: Sulla scoperta del
Tempio di Merciirio ai '^ Sassi CadutC [Falerii] hat nun R. Men-
garelli im Bull. d. Commissione Archeol. Comun. di Borna 39, 1911,
62 — 67 geliefert; obwohl er für unsere Zwecke nicht allzu viel
Neues bietet, gab er mir doch Veranlassung die Frage noch einmal
vorzunehmen. Meine Untersuchung folgt in Abschnitt 2; hier
nehme ich nur die uns zunächst interessierende negative Seite
meines Resultates voraus: titoi und tito haben als Belege faliskischer
-oi- und -o-Dative auszuscheiden.
Ob die übrig bleibenden altfaliskischen Dative auf -oi, denen
-ö-Formen nun nicht mehr zur Seite stehen, Bartholomaes be-
stechender Hypothese (1. c. 3 ff.), daß die Ausgangsverschiedenheit
des arischen Dativs
-äi (awest. ahuräi): -äia (ai. dsuräya)
sich in den italischen Endungen
-öi (altosk. hürtüi): -5 (lat. hortö)
widerspiegele, günstig sind oder nicht, steht hier nicht zur Debatte.
2. ■Weibliehe üSTominative auf -oi, -o, griech. -cot, -cd
Wer die tito(i) mercui -Inschriften CIE. 8036ff. erklären will,
muß zuerst eine archäologische Vorfrage erledigen : handelt es sich
bei den Trümmern des Tempels ai Sassi Caduti wirklich um ein
Merkur- Heiligtum ?
Mengarelli antwortet darauf belThulin 1. c. 297: ''Che il tempio
sia di Mercurio non c' e dubhio, perche si trovö la statua fittile di
tale divinita. Di questa statua manca la parte superiore; ma si
conserva tuttavia benissimo la parte inferiore; sieche si vedono i
calzari alati che caratterizzano il messagero degli Dei . Und in
dem neuen Bericht S. QQ werden unter den aufgefundenen Trüm-
mern von Tonstatuen an den ersten beiden Stellen aufgeführt:
Glotta V, 3. 16
242 Gust. Herbig
^1) Parte inferiore di una statua di Mercurio, a circa due terzi
del vero, comprendente le gatnbe appoggiate ad un tronco d' albero,
ed il lembo inferiore della clamide, la quäle discende lungo il ßanco
sinistro. Mancano i piedi: perö sono conservate le ali caratteristiche
degli alti calzari. La carnagione e colorita in rosso. 2) Fram-
menti di un braccio e dl una coscia, forse della medesima statua^.
Die Zuweisung des Tempels an Merkur gründet sich also in der
Hauptsache auf ein paar beflügelte Beine, die unter andern Frag-
menten von Götterstatuen an Ort und Stelle gefunden wurden: hier
darf der Wunsch nach Mehr Licht durch weitere Grabungen, den
auch Mengarelli S, 67 äußert, billig erneuert werden. Immerhin
dürfen für ein Merkurheiligtum noch ein paar Beobachtungen an-
geführt werden, die ich in der Villa Giulia vor den Fragmenten
machte. Obwohl zu den beflügelten Beinen die Geschlechtsteile
mit der ganzen oberen Figur fehlen, scheint die straffe Muskulatur
der Beine auf eine männliche Gottheit hinzuweisen, vielleicht auch
die rote Färbung des Fleisches, da die weibliche Hautfarbe gern
weiß dargestellt wird. Wenn wir die beflügelten Beine zu einer
ganzen Figur ergänzen, so wird diese größer als alle andern Re-
konstruktionen aus den sonst gefundenen Fragmenten von Ton-
statuen; nach der ganzen Art der gefundeneu Trümmer ist es nicht
unwahrscheinlich, daß die Figur mit den geflügelten Beinen den
Mittelpunkt eines Giebelfeldes bildete.
Mag so die Frage nach der Tempelgottheit vorläufig offen
bleiben: wenn die titoi mercw?- Aufschriften Dative sind und auf
Votivgegenständen stehen, die in einem Tempel gefunden wurden,
so können sie kaum etwas anderes als die Gottheit bezeichnen, der
sie geweiht sind. Aber haben wir wirkhch Dative vor uns? Wenn
wir die Formen grammatisch als Nominative zu erklären ver-
mögen, kann ohne Weiteres die Person gemeint sein, welche die
paterae der Tempelgottheit geweiht hat.
Daß mercui nicht der lautgesetzliche Dativ eines «-Stammes
ist, haben Thulin und Jacobsohn schon betont; daß er eine ana-
logische Neubildung nach den -o?"- Dativen der o- Stämme sein
kann, hat Jacobsohn ohne Grund geleugnet, Bartholomae mit
Recht festgehalten. Wenn wir hier auf Bartholomaes Seite treten,
schlüpft uns freilich der negative Nachweis, der Nachweis also, daß
es sich nicht um Dative handeln kann, aus den Fingern. So
bleibt nichts übrig als positiv die Möglichkeit aufzudecken, daß
wir Nominative vor uns haben.
Daran hat unter anderm auch Jacobsohn gedacht. Ich führe
Die faliskische Kasusendung -oi 243
seine Erklärungsversuche in der Reihenfolge an, wie er sie BphW
1911, 464f. vorträgt.
1) (Dem Gott) Titus (weiht dies) * Mercuvius Epülius.
2) (Dem Gott) Titus (D^t) * Mercuvi (Gen.) (weiht dies) Epülius.
3) (Eigentum) des (Gottes) Titovitis* Mercuvius (Gen.). Epillius
(hat es geweiht).
4) Titovius * Mercuvius (Name des Gottes im Nom.). Epillius
(Name des Weihenden im Nom.).
Die sachlichen Schwierigkeiten, die allen diesen Erklärungen
anhaften, hat auch Jacobsohn keineswegs verkannt: sie liegen wie
bei Thulins Erklärung 'dem Gotte Titos Mercus\ in dem ad hoc
angenommenen neuen faliskischen Gott und seinen merkwürdigen
Namen; dazu kommt für alle, die das Heiligtum als einen Merkur-
tempel ansehen, die weitere Schwierigkeit, diesen neuen Gott und
seinen Doppelnamen mit dem Begriff und dem Namen des Merkur zu
verknüpfen. Mag man mit Solmsen Idg. Forsch. 30, 10 falisk. titos zu
gr. Tixvg oder Tuvog stellen oder mit Jacobsohn einen Götternamen
titos (= Taube, s. Walde ^ s. v. titidus) mit dem Götternamen Picus
(Specht) verbinden oder einen Titus Mercuvi(us) mit dem Picus
Martins vergleichen oder in Tito(v)ius Mercu(v)ius eine Gentil-
Gottheit der aus Ardea bekannten gens Tito(v)ia {titoio, lat. Ti-
tovius, etr. titui, s. Herbig Glotta II, 184) erblicken: die sachlichen
Schwierigkeiten werden dadurch nicht wesentlich gemildert. Dazu
kommen die sprachlichen. Ein isoherter Gentilname Epillius wäre
im Inschriftenstil des 3. Jahrhunderts^) zum mindesten auffallend;
mercui von titoi zu trennen und mit efiles enger zu verbinden
{"^Mercuvius Epillius), ist, wie Jacobsohn selbst 465 sehr richtig
beobachtet hat, schon aus äußern Gründen ausgeschlossen. Mit
dem Genetiv in der Verbindung Titus * Mercuvi weiß ich syntak-
tisch nichts anzufangen. Ein Genetiv Titovi * Mercuvi oder ein
Nominativ Titovius * Mercuvius ist deswegen unmöglich, weil tito
neben titoi, also, wenn männliche Nominative anzunehmen wären,
Titus neben Titovius, wenigstens in einer Inschrift (8031) trotz
Jacobsohns Versuch es wegzuemendieren ganz sicher überliefert ist,
und daher beide Formen gleichheitlich erklärt werden müssen.
Weitere syntaktisch-stilistische Schwierigkeiten deute ich nur an:
der Name des Gottes im Nominativ und der Name des Weihenden
im gleichen Kasus {Titovius * Mercuvius. Epillius) wären ganz un-
1) Unsere Inschriften dürfen aus archäologischen Gründen kaum höher
datiert werden, s. Mengarelli bei Thulin 1. c. 297 und in seinem neuen Be-
richt 66 f.
16*
244 Gust. Herbig
gewöhnlich; der Genetiv des Gottes {THoiii * Mercuvi) und der
Nominativ des Weihenden {Epillius) fänden zwar, wie Jacobsohn
selbst feststellt, an griechischen Inschriften wie I. G. XIV 597 eine
Parallele, sind aber innerhalb des Italischen m. W. gänzlich unbelegt.
Mit Götternamen sind wir nicht zum Ziele gekommen; sollte
es nicht möghch sein die drei Worte der Inschrift als Personen-
namen zu betrachten? Ich vergleiche
tito(i) mercui efile(s)
unmittelbar mit etruskischen Formeln wie
i^ana ■ petnii • afles CIE. 4002 1)
und übersetze
TitofiJ * Merconia, Epillii uxor
genau nach
Thana Fetronia, Afillii uxor
Oder mit andern Worten: die Inschrift ist, wie so viele faliskische
z. B. CIE, 8206. 8384£f., fast ganz etruskisch, oder nur ganz ober-
flächlich faliskisiert; wenn wir noch die Endung des Vornamens
etruskisieren, liegt eine glatte etruskische Inschrift in faliskischen
Buchstaben vor:
titi(a) mercui efiles
mercui ist das übliche etr, Femininum zu einem Masculinum auf
-u, wie peirui : petru, vetui : vetu, mnsui : tnasu usf,^). Über das
Verhältnis von falisk. efiles zu lat. Ep-il(l)ius, "^ Ep-il(l)iSj etr. ep-le,
*ep-ile, *ef-le, *ef-ile, lat. Ep-urius, Ef-iirius habe ich Mitteil. d.
K D. Arch, Inst, Rom. Abt, 22, 300, Glotta II, 193 und im CIE.
zu 8049 gesprochen; wenn efiles (einmal 8037 efle mit graphischer
Vernachlässigung des Schluß-5, vgl. Glotta II, 181 ff.) der nach-
gesetzte Genetiv des Gattennamens ist, begreift sich leicht, warum
das efiles gelegentlich (8040 ff,) auch fehlt: der Vater- oder Mädchen-
name (mercu-i) hat in diesem Fall der Stifterin genügt.
Nur die weiblichen Vornamen titoi, tito sind vom etruskischen
Standpunkt aus nicht verständlich. Der dem Etruskischen fremde
o-Laut könnte zwar zur Not eine Faliskisierung eines etr. u sein;
aber etr, Vornamen auf -in sind überhaupt nicht bekannt^), und
1) Weitere Beispiele: CIE. 2720. 3623. 3697. 3713. 3787. 3896. 3918.
4281. 4415 und sonst; vielleicht auch die etruskisch-faliskische Inschrift
8339 caui : tertinei : posticnu 'Gaia Tertia, die Gattin des Posticnu'.
2) Etr.-falisk. vllvi CIE. 8031 = etr. *vel&ui scheint hierher zu ge-
hören; mit dem unsicher überlieferten octui CIE. 8204 läßt sich nicht viel
anfangen.
3) Die weiblichen Gentilnamen auf -ui (wie oben mercui) stehen auf
einem andern Blatt; das CIE. 3408 ff. überlieferte titui ist ein männlicher
Die faliskische Kasusendung -oi 245
ein feminines titu fände an dem ganz isolierten Vornamen ravnd^u
oder an dem deminuierten Vornamen vel-icu oder an den seltenen
Göttin en-Namen wie culsu, vecu kaum eine Stütze; außerdem sind
die wirklich etruskischen Femininbildungen des Vornamens Ute
mehrfach als titi und titia bezeugt (Deecke Etr. Forsch. 3, 344 ff.).
Aber das lateinische Corpus bringt uns aus Dalmatien ein
paar Belege eines weiblichen Vornamens Tito:
CIL. III 2757 = s. 9817 T. Anrelius Panes Ciasicianus Titoni
et Sextoni sororibus . . .
III s. 9929a . . . Tito Buzetia . . .
III s. 8319 . . . Aureliae Tittoni qiiae v. a. XLV . . .
W. Schulze stellt ZGLE. 37 ff. fest, daß Feminina wie Tito, Dito,
Sexto, Turo, Lavo, Paio neben Masculinformen wie Titus, Ditus,
Sextus, Turus, Laviis, Paiiis charakteristisch sind für das illyrische
wie für das gallische Sprachgebiet. Eine vollständige Sammlung
und Untersuchung dieser Typen steht noch aus; sie wird vor allem
zu zeigen haben, ob eiuzelsprachhche oder indogermanische Bil-
dungen vorliegen und insbesondere auch, ob hier wirklich lauter
alte ^«-Stämme auf -o, -onis anzusetzen sind. Ich kann vorläufig
der Versuchung nicht widerstehen einen Teil dieser weiblichen Vor-
namen auf -0 an griechische Frauennamen auf -w, -toi, also an
alte o?-Stämme, anzuknüpfen, zumal einzelne wie Tito und Turo
Laut für Laut mit griechischen Göttinen- und Heroidennamen wie
Tltco^) und TvQcu^) identisch sind, und der Übergang von grie-
chischen Götter- und Heroidennamen zu illyrischen, gallischen und
lateinischen Individual- und später Vornamen (falls nicht im einen
Gentilname, der genau zu ardeatinisch titoio und lat. Titovius stimmt, s.
oben S. 240.
1) TtTCü heißt die Eos oder die Hemera bei Kallim. fr. 206, Lykophr.
941, vgl. Tzetzes zur Lykopbron-Stelle, Hesycb und Suidas s. v. Im Et. M.
8. V. wird ausgeführt: Ttroi • oitw h'yiTca i] rj/A^Qu • ttkqcc yccQ xo Tirctv ti-
Tttvog yCvtTui, Tnavig • xal ixH&ev vnoxoQiaTixov Titüj, wg YxpvnvXr] Yipw,
Eiöo»^a EiSü). Auch Gruppe betrachtet Griech. Myth. 421 Anm. 3 Tltü,
als eine hypokoristische Kurzform zu Tix{av)oyiviic(. In der Tat scheint
die Ausbreitung der sonst überall untergehenden -oj-Stämme im Griechi-
schen, die sich in der Hauptsache auf Eigennamen beschränkt, mit ihrem
sekundären Charakter als Kurzform zusammenzuhängen.
2) Tvqw, der vielfach bezeugte Name der Tochter des Salmoneus. Etr.
turia = TvQü) lehrt, wie die Etrusker sich diese -oi-Stämme mundgerecht
machten, Verf. zu CIE. 8003—8008; Trombettis Gleichsetzung etr. -uj-Gen-
tilicia mit griech. -oz-Vokativen {TvqoI) habe ich Idg. Forsch. 26,376 Anm. 1
schon aus andern Gründen abgelehnt.
246 Grußt. Herbig
oder andern Fall Urverwandtschaft vorliegt) auf mehr als eine
Weise erklärbar ist. Unser falisk. titoi^) neben tito, das die grie-
chischen Nominativdoubletten auf -wi : -w sehr hübsch wieder-
spiegelt, wäre ein weiteres Glied in der Kette dieser Wahrschein-
lichkeiten. Sie würde sich noch enger schließen, wenn es gelänge
die Tatsache dieser Doubletten und den Übergang von oz'-Stämmen
zu w-Stämmen begreiflich zu machen.
W^eibliche oi-Nominative sind uns ja auch von den lateinischen
Inschriften her nicht ganz unbekannt. Aug. Zimmermann hat im
Philologus 70, 1911, 313f. und in K. Z. 44, 1911, 368f. ein paar
Fälle gesammelt:
CIL. VIII 9954 . . . Valeria Sardoi . . .
15779 Sisoi Missmies ß(ia) (vgl. auch VIII 6426)
II 1750 AemUia L. f. Summoi . . .
Die afrikanischen und spanischen Namen Sisoi und Summoi (vgl.
. . . C. f. Summa CIL. V 7778) weiß ich freilich nicht weiter zu
erklären; Sardoi wird doch wohl formell dem griech. Nominativ
^^agöcüi (= 2aQÖw 1) griech. Name der Insel Sardinien, 2) Name
einer illyrischen Stadt, j. Serdica Sozom. h. e. 3, 11)^) oder
dem griech. Vokativ ^agdot entsprechen. Ebenso wären faliskisch
titoi zum Nominativ *TiTi6i^) oder zum Vokativ TltoT, faliskisch
und illyrisch Tito zum Nom. Titw zu stellen. Daß Vokative
auch sonst als Nominative fungieren, ist bekannt; daß die Vokativ-
typen auf -Ol erst die Nominativtypen auf -coi neben denen auf -lo
hervorgerufen haben, wird von Bartholomae Ar. Forsch. 30, Da-
nielsson Grammatiska Anmärkningar II (Upsala Universitets Ärs-
skrift 1883), Job. Schmidt K. Z. 27, 1885, 377 wohl mit Recht
aus der namentUch von Danielsson festgestellten Tatsache gefolgert,
1) CIE. 8361 = oben S. 239 Nr. 7 könnte titoi nach faliskischer Weise
(8. ZU CIE. 8174) der den Namen des Gatten nachgesetzte Vorname der im
gleichen Grab beigesetzten Gattin sein.
2) Bücheier macht Neue Jahrbb. f. Philol. Jahrg. 42 Bd. 105, 1872,
572 f. darauf aufmerksam, daß auch sonst Namen von Ländern und Städten
■wie Italia, Asia, Corinthus, Si/baris, Ztnyrna die Funktion weiblicher Cog-
nomina übernommen haben; zum Verhältnis von Personen- und Ortsnamen
überhaupt vgl. W. Schulze ZGLE. 522 ff.
3) Bei Hesych scheinen nach Mor. Schmidts adnotationes zu 1001 die
Lemmata rtrw • r^wg fj avQiov und tI tü> • rivC handschriftlich zu dem un-
verständlichen tCtw • ndüg ' tj avQiov ■ i] tlvC durcheinander geraten zu sein.
Die Verwirrung wird begreiflicher durch die Annahme, daß als Form des
Götternamens ursprünglich rtrw mit t ad- oder subscriptum (= falisk. titoi)
im Texte stand.
Die faliskische Kasusendung -oi 247
daß Nominative auf -lo neben solchen auf -ml schon existierten,
ehe griechisch -coi lautgesetzlich zu -w geworden ist. Daß falis-
kische -o?'-Formen neben den -o-Formen lebenskräftig blieben, hat
vielleicht seinen Grund darin, daß in diesem Dialekt weibliche
Formen auf -o (= -w) und männliche auf -o (= lat. -os, -us, vgl.
tito = Titus CIE. 8196. 8203. 8346. 8362) schHeßlich graphisch
zusammenfielen.
Auch daß die illyrischen femininen Nominative auf -o von der
-01- in die -w- Deklination (Titoni et Sextoni sororibus, s. oben)
übergingen, ist schon auf griechischem Boden nicht ohne Analogien.
Gust. Meyer nimmt Gr. Gr. ^ 422 an, daß neben älteren Akkusa-
tiven auf -aiv (Job. Schmidt K. Z. 27, 377 ff.) neue Akkusative
auf -wva {nv^wva B 519 neben nv&ol I 405. ^ 80. nv^code
l 581) gebildet, und daß von hier aus die -o?-Stämme in die Flexion
der -w-Stämme hinübergeführt wurden: zunächst entstand ein No-
minativ Tlvd^iov, und von diesem aus nach dem häufigen -wv, -ovog
weitere Deklinationstypen wie FoQyoveg, /.ioQf.i6va. Schließlich finden
wir nach dem Verhältnis Ilvd^iov: üvd^ovg, TlvS-ov auch umgekehrt
das Deklinationsschema dtjdo'v: ar]dobg, dridol d. h. also bei der
Vermischung der beiden Deklinationen wurden auch ursprüngliche
-w-Stämme gelegentlich wie -o/-Stämme flektiert. Auch die zahl-
reichen Fälle, wo sich weibliche Namen auf -w und männliche auf
-(üv (Typus: ^A/.mti : ^A/laoiv)'^) gegenüberstehen, zeugt von dem
1) Ich stelle eine Anzahl dieser Typen ohne Vollständigkeit zu er-
streben nebeneinander:
^Axt<S(xi — Irixfabjv KXfCü — KXsiov
l4X(^w — l4Xf^(DV KTTjaiö — KT^a(av
IdQiaTbj — l4Q(aT(üv Nixw — Nixcov
LiQTf^cü — ^AQr^fi(x)v S(V(ö — Sevwv
BoitJ BoCoiV HctTQW TIl'iTQWV
^afica — ^äfiwv IlXovTtj — JTXovtwv
'EguTCj — 'EqÜtcjv ITv&w — ITv&wv
'HqÜ — "Hqcov 'Poöüi — 'PöSwv
&r]Q(ü — G^QWV 2!aw — 2ice(tn>
^laaw — ^Iciacov Ttfiw — TCfxwv
^Innü — "Innwv Tqitio — TqCtwv
KaXXiaTw — KaXXioiwv fpikw — <PO.(av
KaXXüj — KäXXbrv tpcvTCj — <PCvtwv
KXanw — KXfCrcav Xctgirci — Xckqitiov.
Ob wir darnach auch faliskische und illyrische Feminina wie tito{i), Tito,
Trio, Aplo zu raasculinen -w-Stämmen wie griech. * Tirwr (überliefert ist Ti-
T(ov\ illyr. Trio, griech. TqCon', \\\-^r. Aplo, tbe8sal."-47rAoi;i', griech. 'AnoXXcov
in ähnliche Beziehungen setzen dürfen, ist nicht ganz sicher (die illyrischen
Belege bei W. Schulze ZGLE. 37—40).
248 Gust. Herbig
engen Verhältnis, das sich zwischen der -oi- und -w - Deklination
entwickelt hat.
Zum Schluß noch ein Exkurs, der durch die bisherigen Ver
suche das mercui unserer Inschriften mit dem Namen des als Tempel-
gottheit vorausgesetzten Mercurius zu verknüpfen veranlaßt wird.
Wenn Mercurius nicht der Tempelgott, und mercu(i)^) ein einfacher
Gentilname ist, müssen wir dann auch die Verbindung des lateini-
schen Götternamens Mercurius mit dem etruskischen Gentilnamen
mercu aufgeben und die grammatisch so schwer begreifliche Ver-
knüpfung von Mercurius mit merx, merces, mercari wieder von
neuem versuchen? Ich meine der Göttername ilfercwriws ist sprach-
lich und sachlich nicht anders zu erklären als der Göttername
Mamiirius Veturius. Es verhalten sich
Vet(t)urius : etr. veS-ura : etr. vetu, -ui wie
Mamur(r)ius : etr.-lat. Mamurra : etr. '^ynamu, -ui und wie
Mercurius : etr. '^mercura : etr. mercu, -ui
oder mit andern Worten : wenn wir mit W. F. Otto, Wiener Studien
34, 1912, 328 — 331 Mamurius Veturius als den echt menschlichen
Namen eines ursprünglichen Gentilgottes betrachten, dürfen wir
auch in Mercurius nichts anderes sehen als die ursprüngliche Gentil-
gottheit der etruskischen gens mercu. Wenn dieser etruskische
Gott später von den Römern dem griechischen Handelsgott Hermes,
den die Etrusker selbst als turms bezeichneten, gleich gesetzt wurde
(Wissowa Rel. u. Kultus d. R.2 304ff.), so hat vielleicht der sprach-
liche Anklang des etruskisch-lateinischen Namens Mercurius an
1) Auf einer Hydria, die bei Marcianise zwischen Suessula und Capua
zusammen mit einer kleinen weiblichen Statue und einem Schmucke ge-
funden wurde, steht die kampano-etruskische Inschrift mirik ui (nach Aut-
opsie), nicht mirik * ui (wie Weege Vascul. Camp, inscript. italicae unter
Nr. 33 schreibt). Zwischen k und u ist die Tonoberfläche schon von An-
fang an nicht beschreibbar gewesen (vgl. CIE. 8171 /r inio): es fehlt also
nichts. Fällt zudem Weeges oskischer Schlußbuchstabe -«', dann braucht
die Inschrift trotz des oskischen Vokalismus der Stammsilbe (Solmsen, Stud.
z. lat. Lautgesch. 140 Anm. 1) nicht mehr rein oskisch zu sein und noch
weniger zu einem oskischen Aequivalent von lat. Mercurio ergänzt zu werden.
Ich halte sie, wie so viele dieser Art, für kampano-etruskisch und setze sie
gleich unserm gemeinetruskischen mercui. Ein weiblicher Gentilname wird
auch durch die zugleich gefundenen Gegenstände (s. ob.j wahrscheinlich ge-
macht. Daß er so isoliert steht, fällt auch hier (s. S. 244) auf. Für fa-
iiskisch, wie mir Jacobsohn BphW 1911, 465 zuschiebt, habe ich die In-
schrift nie gehalten.
Zur Mouillierung des l im Vulgärlateinischen 249
lateinisch merx, merces, mercari, also eine falsche Etymologie, da-
bei eine entscheidende Rolle gespielt.
Rostock i. M. Gust. Her big
Zur Mouillierung des / im Vulgärlateinischen
Lindsay, Sommer und Meyer-Lübke erörtern Lat. Spr. 103 f,
106f., Hdb. 181 f., Gröbers Grdr. l^, 475 die Nachrichten der la-
teinischen Grammatiker über die Aussprache des l, vor allem die
Angaben des älteren Plinius bei Prise. I 38. Was die Alten
unter l plenus und pinguis verstanden, wird aus ihren physiologisch
ungenügenden Beschreibungen nicht ganz klar ^). Jedenfalls waren
sie aber auf die besondere Aussprache des / in Stellungen auf-
merksam geworden, wo es sich in einer Reihe romanischer Sprachen
tatsächlich verändert hat, sei es durch Velarisieruug (^), sei es
durch Palatalisierung (Mouillierung) (/'). Am Silbenende vor Kon-
sonanten zeigen französ. autre (Velarisierung) und toskan. aitro
(Palatalisierung) gegenüber lat. aiter und al'ter, in Lautverbindungen
wie fl, cl italien. finme, chiaro gegenüber lat. fi'umen, cl'arus das
Endziel der Entwicklung. Dies und anderes, sagt Lindsay S. 104,
weist darauf hin, daß in Wörtern wie cläriis und alter das l mit
einem sog. Abgleit-, bezw. Aufgleitlaut gesprochen wurde (cl'arus,
a'lter), durch dessen immer stärkeres Hervortreten der ^-Laut in
den romanischen Sprachen reduziert bezw. gänzlich aufgehoben
wurde. Da im sardinischen Dialekt, der das Vulgärlateinische in
seiner ältesten Gestalt wiederspiegelt, das l nach Konsonant in
weitem Umfang unverändert geblieben ist, z. B. klont, plenu, flumen,
so wird die Verwandlung des l im Vulgärlateinischen nicht vor
200 V. Chr. begonnen haben'. Das mag im ganzen richtig sein:
die chronologische Festlegung der Ausgangspunkte und Richtlinien
dieser Entwicklung im einzelnen liegt noch sehr im Argen. Wir
sprechen im folgenden nur von der Mouillierung. 'Irgend ein pri-
vater Anhaltspunkt zur Altersbestimmung der mouillierten Laute
fehlt', sagt Meyer-Lübke S. 474 und führt dann auf der nächsten
Seite aus: *^Auf dem ganzen romanischen Gebiete mit Ausschluß
1) Lindsay und Sommer nehmen wohl mit Eecht an, daß die Gegen-
sätze plenus, pinguis und exilis, tenuis sich nicht mit velarer und palataler
Aussprache des l decken. Meyer-Lübke denkt in diesem Punkt anders : ich
schreibe oben die Stelle aus.
250 <^ü8t. Herbig
des Rätischen und eines Teils des Nord- und Südfranzösischen ist
cl, gl über kl' , gl' zu ky, gy, auf einem kleineren pl^ bl, fl über
pl', bl', fl' zu py, by, fy geworden. Das Alter ist schwer zu be-
stimmen. Nach Plinius bei Priscian I 38 spricht man in clarus
das l voll, in ille dünn . . ,, in locus mittel, sodaß also wohl
eine Aussprache mit dünnem /, die die Vorstufe der ro-
manischen Entwicklung ist, auch Priscian noch unbe-
kannt war. Deutlich liegt l' vor in der Schreibung conodea (ital.
conocchia) C. GL. L. V. 365, 57 [= vulg.-lat. colucula], Monte Cas-
sino, 10. Jahrb.' Wenn also dieser Lautwandel nach Lindsay nicht
vor 200 V, Chr. einsetzt und nach Meyer-Lübke auch in seiner
Vorstufe Priscian noch unbekannt war und erst im 10. Jahrhundert
n. Chr. deutlich auch in der Schreibung hervortritt, wird es nicht
unerwünscht sein an örtlich und zeitlich festlegbaren P]inzelbei-
spielen Ausgangspunkte, Richtlinien und Tempi dieses Wandels oder
richtiger gesagt: seines auch orthographischen Hervortretens etwas
genauer zu verfolgen. Ein paar neue und ein paar nicht immer
richtig beurteilte Beispiele verschiedenartiger MouiUierung des lat. l
seien im folgenden besprochen. Wir können vorläufig kaum viel
mehr tun als sie zur Kenntnis nehmen ; für weitergehende Schlüsse
ist das Material noch zu spärlich.
1. Ein sehr schätzbarer Beleg, weil wir ihn genau datieren
können, ist ganz neuerdings aufgetaucht. A. J. B. Wace und M.
S. Thompson haben im Annual of the Brit. School at Athens, No.
XVII, Session 1910 — 11 S. 193 — 204 eine neugefundene, 27 zeilige
lateinische Inschrift aus Perrhaebia (in Thessalien) veröffentlicht.
Neben TRAIIIANO Traeiano für Traiano (Z. 9, vgl. Sommer Hdb.
§ 63) und ein paar mir nicht verständlichen Schreibungen
(Z. 15 Fl IN IIS fenes für fines, Z. 17 PATRAII patrae für patre)
steht Z. 19 klar und deutlich (vgl. das Faksimile auf S. 194)
PI ACUT piacet für placet. Die Inschrift stammt aus dem Jahr, da
Kaiser Trajan zum 4. Mal und mit ihm der wenig bekannte
Quintus Articuleius Konsuln waren. Das ist das Jahr 101 n. Chr.
Der Verfasser und Schreiber (scriba quaestorius?) der Inschrift trägt
den gut lateinischen Namen Caelius Niger; der Steinmetz, der den
Text in eine Marmorstele einmeißelte, soll nach der Ansicht der
Herausgeber wegen der oben angeführten Schreibungen (^peculi-
arüies") nicht Latein gekannt haben: das ist jedenfalls zu viel
gesagt. Immerhin können wir nicht sicher entscheiden, ob die
vulgäre Form piacet auf das Konto des römischen Beamten oder
des vielleicht lokalen Steinmetzen zu setzen ist.
Zur Mouillierung des l im Vulgärlateinischen 251
2. Auf keltisch-lateinischen Münzen des 1. oder 2. Jahrhunderts
V. Chr., die aus Südfrankreich stammen, steht
iailkovesi neben ialikovesi Mes lalikovesus .
Ich habe Glotta III 284f. über das Verhältnis der beiden For-
men zu einander gesprochen, einen Prägefehler bei iailkovesi nicht
für wahrscheinlich gehalten und zur Erklärung der merkwürdigen
Schreibung an die irische und britannische Vokalinfektion (air. ailey
cymr. ail : lat. alius) und an das französische 1 mouilie (in ailleurs :
lat. aliorsum, ail : lat. älium) erinnert.
3. CIE. 8 196 ff. habe ich nach einer Abschrift G. Magliulos
ein paar faliskische Grabinschriften auf Tonziegeln des 3. Jahrb.
V. Chr. veröffenthcht; sie stammen aus der Nekropolis Valsiarosa
bei Civita Castellana und sind jetzt leider verschollen.
Die erste lautet:
tito polafio
Ich habe im Corpus hinzugefügt: 'De nomine gentilicio dubito;
quomodo emendandum sit, non video'. Ich nehme jetzt an, daß
zu lesen ist
tito pola fio
Das wäre lateinisch
Titus Pola filius
Die Formel der Inschrift ist die gleiche wie CIL. XIV 3188
(Praeneste) L. Oppi L. f \ Flacus j ßius (im Gegensatz zu 3187
L. Oppi. L. f I Flacus \ patr.). Der männliche Gentilname Pola
ist aus Cicero ad Q. fr. 2, 11 [13], 2 ad fam. 8, 12, 2 bekannt,
vgl. W. Schulze ZGLE. 366. 437, Verf. zu CIE. 8346. Das falis-
kische ßo entspricht genau der vulgärlateinischen Schreibung fius etc.
auf späten Inschriften und in Handschriften, Belege bei Schuchardt
Vok. d. Vulgärl. 2, 486ff.^). fius ist wohl sicher über *ßüus aus
*firius entstanden und stellt eine noch weitere Stufe der /-Mouil-
lierung dar, als sie in Italien, figlio vorliegt; ob albanesische, nach
Dialekten verschiedene Schreibungen wie biJ9, bil'd 'Tochter die
beiden gleichen Entwicklungsstadien darstellen, wie fius und figlio,
hängt vor allem auch davon ab, ob das albanesische Wort trotz
1) Das älteste Beispiel findet sich auf einer etr.-lat. Ziegelinschrift
aus Montepulciano
CIE. 724 Tahnia • Anainia ■ \ Comlniai • ßa.
Beachte auch die Mouillierung von falisk. d in foied CIE. 8179. 8180 aus
*hö-d{ed; latinisch d und l sind ja auch sonst phonetisch verwandt, vgl.
Sommer Hdb. 193.
252 Gust. Herbig
bir "^Sobi/ wirklich mit lat. film identisch ist, vgl. H, Pedersen K.
Z. 33, 536. 540 f., weitere Literatur bei Walde ^ 291.
Unsere faliskische Inschrift gehört zu einer Gruppe, die me-
chanisch und flüchtig (s. zu CIE. 8198 — 8204) von jetzt nicht mehr
kontrollierbaren Originalen abgeschrieben ist; wäre aber filio und
nicht fio dagestanden, dann hätte der Abschreiber dieses auf falis-
kischen Inschriften häufige Wort sicher erkannt und nicht das
W^ortmonstrum polafio aus pola fio erst geschaffen.
4. Die Identität von umbr. tioisiener (lat. Volsieni, umbr. In-
schrift aus Asisium, v. Planta Nr. 296) und lat. Volsiemis ist durch
CIL. XI 5389 sq. (ebenfalls aus Asisium) gesichert. Man darf
weder mit Schulze ZGLE. 105 f. Anm. 6 die Bezeugung für Vol-
sienus als 'doch wohl nicht über jeden berechtigten Zweifel er-
haben"* ansehen, noch mit Aufrecht-Kirchhoff Umbr. Sprachd. 2,
391, Stolz Wiener Stud. 3, 309 das lat. Volsiemis nach umbr.
uoisiener zu Voisienus umkorrigieren. Daß die auch im Umbrischen
einsetzende Mouillierung des l nur einmal^) graphisch bezeugt
wird, ist auffallend, aber nicht auffallender als die ebenfalls ganz
vereinzelten Bezeugungen der gleichen Erscheinung in den älteren
Phasen anderer vorlateinischer und lateinischer Sprachen und Dia-
lekte. Ob etr. vuisinei, vuisi^ etr.-praenest. Voesiiis (Belege bei
Schulze 1. c.) ohne weiteres mit dem aus Voisienus, etr. velzna,
velsina erst sekundär entstandeneu umbr. uoisien- zu verknüpfen
und somit (auch wegen des vui- aus v-ul- für wirklich etr. v-el-) 2)
als umbr.-etr. Formen anzusprechen sind, oder aber, ob etr. vuisinei
und velsina ganz verschiedene Stämme sind, wage ich nicht zu
entscheiden.
5. V. Planta 1, 300 und Mohl, Introduction a la chronol. d.
latin vidg. 278 nehmen umgekehrt an, daß umbr. uoisiener sein 1
mouille von etr. vuisinei bezogen habe, und Mohl schließt tos-
kanische Lauterscheinungen wie aittro, caiddo, coippo (Montalese)
für alfro, caldo, colpo und aitro, aito (Grosseto) für altro, alto
direkt an Etruskisches an. Das ist für den Ausgangspunkt uoisien-
aus vuisin-, wenn die Stämme überhaupt zusammengehören, nicht
eben wahrscheinlich, weil dann das für vui- vorauszusetzende ital.-
1) Bei Fluusasiais neben Fluusai auf der oskischen Tafel von Agnone
(v. Planta Nr. 200 Z. 20. 24) ist der Schrägstrich des J (wie auch öfters
im Etr., s. oben) beinahe oder ganz unkenntlich, doch glauben ihn G. Meyer
u. H. Schuchardt, Zeitschr. f. roman. Philol. 6, 611 noch gesehen zu haben.
2) Vgl. dazu Osthoff, Dunkles und helles l im Lateinischen, Transactions
of the Am. Philol. Assoc. 24, 1893, 50 ff.
Zur Mouillierung des l im Vulgärlateinischen 253
etr. v-ul- statt eines reinetr. v-el- (und daher wohl auch vui- statt
vei-) seinerseits erst wieder aus dem v-ol- eines italischen Dia-
lektes entlehnt sein müßte. Aber belegt ist die Mouillierung
des l auch im Etruskischen: von den durch Corssen, Spr. d. Etr.
2, 109 f., Müller-Deecke, Etr. 2, 388 f., Schulze ZGLE. 280 f. zu-
sammengetragenen Fällen sind zum mindesten die Gleichungen
piute : plute, plaute GIE. 2583 ff. 900. 3626. 4425 und ciantinei :
clantinei ClE. 2439 — 40 als gesichert zu betrachten, und eine syste-
matische Durcharbeitung des Materiales wird neue Beispiele zu Tage
fördern : nur müßte sie auf Grund genauer Faksimiles oder der In-
schriften selbst vorgenommen werden, nicht nach transkribierten
Texten, da etr. l und j graphisch zu leicht verwechselt werden.
Die unter 1 — 5 zufällig vereinten Belege scheinen, was ja auch
die verschiedenartige Ausdehnung der Mouillierung des l in den
verschiedenen romanischen Sprachen und Dialekten (Meyer-Lübke,
Gramm, d. roman. Spr. 1, 345! Ö\) ohnedies nahe legt, darauf hin-
zudeuten, daß diese Lautentwicklung durchaus keine einheitliche
und gleichmäßige war, daß sie vielmehr in verschiedener Laut-
umgebung an verschiedenen Stellen des lateinischen Sprachgebietes
zu verschiedenen Zeiten eingesetzt hat und zum Teil wenigstens
auf Einwirkung vorlateinischer Sprachen zurückzuführen ist.
Rostock i. M. Gust. Herbig
Zu Glotta IV 168 ff.
Statt Trevisio, wie ich in Anlehnung an das Register von
Andrees Allg. Handatlas 1899^ S. 162 "Trevisio {b. Sondriof irr-
tümlich schrieb, ist mit Pauli, Giussani und, wie ich bei genauerem
Zusehen bemerke, auch mit Andree auf der Karte selbst (Blatt
57/58) überall Tresivio zu lesen. G. H.
Der italische Pronominalstamm eo-
Der in lat. eum usw. vorliegende, lautlich am bequemsten auf
ein älteres *eio- zurückzuführende Pronominalstamm ist nur im
Italischen belegt^); ihn aus dem Italischen auch zu erklären,
1) Auf die von Meillet MSL XV, 197 angedeutete Möglichkeit,
kret. ioc aus * iot herzuleiten, brauche ich nicht einzugehen. — Über got.
ija s. unten.
254 Ferdinand Sommer
muß demnach bei seiner etymologischen Interpretation zu allererst
versucht werden. — In seiner lehrreichen Abhandlung „Pronominale
Bildungen der indogermanischen Sprachen" (Ber. d. Kgl. sächs. Ges.
d. Wissensch. 1908 S. llff., speziell S. 41ff.) hat Brugmann diesen
allein richtigen Weg zur Deutung betreten. Ich weiche darin von
ihm ab, daß ich den Ausgangspunkt nicht wie B. im Instr. sg. f.
idg. * eiä = ai. ayä suchen kann (die Dualform *etous kommt noch
weniger in betracht). Zunächst ist mir zweifelhaft, ob ai. ayä als
femininer Kasus wirklich ein idg. *eiä und nicht vielmehr ein
*a/ä oder *3m vertritt (vgl. dazu übrigens auch Brugmann, Kurze
vgl. Gramm. S. 405 § 503, 4). Aber selbst zugegeben, daß der
Kasus wirklich *em lautete, so ist auf keinen Fall sehr wahrschein-
lich, daß er fürs Italische das Muster abgegeben haben sollte: Es
hat immer etwas Bedenkliches, für eine einzelsprachliche Neubil-
dung von einer Form auszugehen, die in dieser Sprache selbst nicht
nachzuweisen ist, und das gilt beim Italischen nicht nur speziell
für unsere Pronominalform, sondern für den Instrumentalis über-
haupt. Wollte man sich aber auch darüber hinwegsetzen und es
weiter passieren lassen, daß gerade der für das Paradigma gewiß
nicht sehr bedeutungsvolle Instr. sg. fem. den Ausgangspunkt ge-
bildet haben sollte, so bleibt als Hauptschwierigkeit die tatsäch-
liche Verbreitung des Stammes *ew- im Italischen zurück:
Brugmann meint a. a. 0. S. 59, daß sich an den I. *eiä in urita-
lischer Zeit leicht D. *emi, L. *(?m?'^ Ab. ^eiäd anschließen konnten,
und daß weiter Formen wie eam, eärurn Umgestaltungen aus *äm;
'^äsöm etc. unter dem Druck der vorerst genannten Kasus darstellen
könnten. — Das Paradigma des Oskisch-Umbrischen ist dieser
Hypothese nicht günstig: der Stamm eo-, eä- kommt hier nur vor
im Acc. sg. m. (o. ionc), N. pl. m. (o. ^wsc), N. A. pl. n. (o. ?'oc),
N. sg. f. (o. wk), A. sg. f. (o. iak), A. pl. f. (u. eaf). Nicht be-
legt sind Acc. pl. m. und N. pl. f., von denen so gut wie sicher
anzunehmen ist, daß auch sie vom Stamm eo-, eä- gebildet waren.
— Alle übrigen Kasus — mit Ausnahme des D. sg. u. esmei (m.
n.) zu ai. asmai — gehören zu einem Stamm eiso-, der seinen Ur-
sprung im G. pl. *eisöm = ai. esäm genommen hat (v. Planta,
Gramm. II 215, Vf. Handb. 472 Anm. 1).
Diese geringere Ausdehnung macht dem lateinischen Tatbestand
gegenüber den Eindruck der größeren Altertümlichkeit: Ganz sicher
hat im G. pl. o. eisunk und im D. sg. u. esmei das Ostitalische
am alten Zustand festgehalten, das Lateinische eine Neuerung vor-
genommen. Da der G. sg. des Lateinischen immer noch seiner
Der italische Pronominalstamra eo- 255
Aufklärung harrt [auch Brugmann Ber. 1908 S. 61 überzeugt
mich nicht, mir am wahrscheinlichsten ist er nach wie vor in letzter
Instanz auf ein idg. "^esio zurückzuführen (s. jetzt Wackernagel
IF. XXXI 268 fr.)], so kann allein im Ab. sg. und D. Ab. pl. die
Prioritätsfrage zwischen lat. eo- und osk.-umbr. eiso- aufgeworfen
werden. Für den Plural wird durch altlat. ihus, das so gut zu
ai. ebhyah stimmt, wahrscheinlich gemacht, daß weder *e{ois noch
*eisois alt ist. Ob im Ab. sg. die Sache ähnlich liegt, das heißt,
ob etwa im Uritalischen hier überhaupt noch die dem ai. asmät
entsprechende indogermanische Form gestanden hat, läßt sich
nicht ausmachen. Auf keinen Fall hat man ein Recht, lat. eö, eä,
das dem Osk.-Umbr. fremd ist, gemein -italischer Zeit zuzu-
weisen. Wie im G. pl., so kann auch hier das Lateinische den
Stamm über sein ursprüngliches Gebiet haben hinausdringen
lassen.
Dem sei wie ihm wolle, man geht am sichersten, wenn man
die engere Verbreitungssphäre der östlichen Dialekte zugrunde
legt. Gelingt es, aus dieser heraus eine Erklärung zu finden, so
darf sie ein größeres Maß innerer Wahrscheinhchkeit beanspruchen
als die Zuhilfenahme einer sonst im Italischen verschollenen Form.
Gehen wir somit vom Nominativ oder Akkusativ aus!
Der gotische Acc. sing. fem. ija, Acc. pl. f. ijos und N. pl. n.
ija allerdings kommen, so verführerisch sie auf den ersten Blick
zum Vergleich locken, nicht ernstlich in Frage; so auch jetzt Brug-
mann S. 50, dessen Argumentation aber insofern nicht unmittelbar
anspricht, als er von vornherein mit dem uritalischen Instr. *em
als einer gegebenen Größe rechnet. Da *eio- nur fürs Italische
gesichert ist und die gotischen Formen sich ungezwungen an ander-
weitig .^Bekanntes anreihen lassen, ist eben dieser letztere Weg
unbedingt vorzuziehen. Dabei kommt nicht allzuviel darauf an,
wie man ihn sich in allen Einzelheiten denkt. Brugmann legt
dem Acc. sg. f. ija ein *imm (Schwesterform von *tam = lit. jq
zu einem N. *l) unter. Das scheint mir sehr wohl möglich. Die
durchgehende «'-Flexion des Masculinums und Neutrums
legt aber auch den Gedanken nahe, daß der N. pl. n. ija die regel-
mäßige Bildung des Stammes i- ist, wie prija zu pri-. Ob man
dann für den Acc. sg. f. bei Brugmann s Vermutung stehenbleiben
oder aber eine Analogiebildung vom neutralen Plural aus nach
dessen sonstiger formaler Gleichheit mit dem Acc. sg. f. (vgl. ßo)
annehmen will, mag dem subjektiven Empfinden überlassen bleiben,
das sich bei mir mehr zugunsten einer Kombination beider Aus-
256 Ferdinand Sommer
gangspunkte neigt, — Der plur. fem. ijos macht unter keinen Um-
ständen Schwierigkeiten. —
Auf Grund der einzeldialektischen Verhältnisse läßt sich im
Uritalischen — und nur hier — für unsern Stamm erschließen ein
m. f. I m. f. n.
sg. N. — ^eiä I pl. '*eioi '^eiäs *eiä
Ä. *etom *eiäm I '^ eions ^eiäns *em.
Die Mittelstellung, die ein Pronomen vom Schlage des lat. is
zwischen Personal- und Demonstrativpronomen einnimmt, recht-
fertigt es, wenn man sich zur Deutung seiner Flexion auch bei
ersterem umsieht. Nun scheint mir die morphologische Überein-
stimmung zwischen osk. ionc = *eom-c(e) und osk. siom „se'-, umbr.
tiom ,,te*'' groß genug, um sie nicht unbeachtet zu lassen. Daß
siom und tio7n, welch letzteres (in der Gestalt tiium, tiü) im Os-
kischen auch nominativisch fungiert, nicht wohl auf Possessiv-Pro-
nomina beruhen können, haben — trotz Brugmann IF XXIII,
312 — Bugge Altital. Stud. S. 33 und nach ihm v. Planta Gramm.
II 231 f. zur Genüge gezeigt. Der Vergleich mit ai. ta-am (tvam)
usw. liegt denn doch auch gar zu nahe. Gewiß hat J. Schmidt
Pluralbildg. S. 220 recht, wenn er die arischen Formen als Ana-
logieschöpfungen nach '^•e§(h)om „ich" betrachtet, von dem aus die
ganze „Pronominalpartikel" -om ihren Ausgang genommen hat. Im
Gegensatz zu desselben Gelehrten Behauptung KZ XXXVI, 469
muß ich es aber für falsch halten, wenn man die entsprechenden
Formen der dritten Person hier losreißen will: daß aijam „er",
iyam „sie" (und danach idam „es") mit aham „ich", tii-am „du"
bildungsgleich sind, davon wird a priori jeder Unbefangene über-
zeugt sein, und ebenso gehört natürlich im-am „ihn" mit mäm
„mich", tväm „dich" aus *mä + am, *tvä + am zusammen. Brug-
manns Anschauung (Ber. 1908, S. 48), der imam in *im + *em
(Acc. eines Stammes e-) zerlegt, kann ich sonach nicht beitreten,
wie ich auch für lat. em unbedingt daran festhalte, daß es den
Acc. von iSy wie quem zu quis, darstellt. — Nach J. Schmidt
(s. auch Thurneysen KZ XXVII 175) sollen freilich lat. emem
und idem für ai. imam und idam, weiter auch für ayam und iyam
idg. '"-em, nicht *-07n beweisen, womit die Trennung vom Pronomen
der 1. und 2. Person sicher vollzogen wäre. Zu unrecht; denn
emem zunächst braucht nichts anderes zu sein als eine reduphzierte
Bildung des Typus meme, tele, sese. Für idem aber fällt ins Ge-
wicht, daß die vielberufene „Pronominalpartikel" im Ostitalischen
auch beim geschlechtigen Pronomen durchweg o- Vokalismus
Der italische Pronominalstamm eo- 257
zeigt, wie die nahe Zusammengehörigkeit von osk. isldum mit lat.
Idem und weiter pid-um beweist. Nichts leichter tatsächlich als
die Annahme einer speziell lateinischen Umwandlung des alten
*idom zu idem auf Grund der Proportion em :id = em-em : id-em^).
So legt auch das Italische der morphologischen Gleichsetzung des
-am von ayam, idam mit dem von aham, tuam keinen Stein in den
Weg, und ich hoffe den Entwicklungsgang seiner analogischen Aus-
breitung fürs Indoiranische IF XXX 397 ff. im wesentlichen richtig
gekennzeichnet zu haben. Daß dieser nicht ur sprachlich ge-
wesen sein muß, ist trotz der teilweisen Harmonie der italischen
Formen klar, denn er konnte sich in jeder Einzelsprache leicht
einstellen, und die Übereinstimmung ist um so weniger von Be-
lang, als Kretschmer Einleitg. S. 125 ff", eine Anzahl bemerkens-
werter Gleichungen speziell zwischen Arisch und Italokeltisch auf-
gedeckt hat, denen man nach Belieben die Ausdehnung des -om
anreihen kann. Das Prinzip ist hier wie dort das gleiche, wenn
auch der ursprüngliche „Wurzel"-Vokalismus der osk.-umbr. For-
men noch nicht sicher steht. Ob der oskische N. sg. tiium wirk-
lich auf eine Verdrängung der alten Nomiuativform durch den Ac-
cusativ {*te-om) schließen läßt, ist mir noch nicht ausgemacht.
Wenigstens könnte ich mir denken, daß nominativisches tnom im
letzten Grunde auf ein von *tü gewonnenes *tü-om zurückginge,
mit jenem Übergang von ü zu z, der auch fürs Oskische nach
Ausweis des Ab. sg. castrld zum Stamme castni- anerkannt werden
muß, einstweilen ohne in seinem Umfange genau umschrieben zu
sein (v. Planta Gramm. I 129 f. Bück Grammar 41), Man mag
dann weiter das accusativische Uom und siom auf die analogischen
Gebilde *te-om, *se-om zurückführen oder zunächst tiom als accu-
sativisch verwendeten Nominativ wie dor. tv ansehen. Das ein-
malige unibr, teio entscheidet nichts, da es ebenfalls ein aus *fl-om
hervorgegangenes tiiojn repräsentieren kann, [Ganz anders über
tiom, aber mich nicht überzeugend, Brugmann Grundr, II 2 I 2
S. 388,] Genug, das Italische zeigt in dem einen Zweig eine mit
dem Arischen harmonierende Weiterbildung des Personalpronomens
1) Vom emphatischen em-em aus versteht man dann auch die Bedeu-
tung des lat. idem und seiner Nachkommenschaft besser. Daß, wie prin-
zipiell möglich, idem überhaupt nur eine lat, Neuschöpf ung nach em-em
wäre und mit ai. idam nichts zu tun hätte, glaube ich nicht; ich würde
dann eher ein *idid erwarten. Existierte ein *ido?n, so begreift man erst
recht, wie idetn auf dem oben angegebenen Weg als Umbildung daraus
hervorging.
Glotta V, 3. 17
258 Ferdinand Sommer, Der italische Pronorainalstamm eo-
der 2. sg. (und des Reflexivums), die dem Lateinischen wieder ab-
handen gekommen ist.
Dann aber ist die Vermutung gerechtfertigt, daß, wie dort,
auch italisch beim Pronomen der dritten Person eine dem ai.
ayam aus *eiom entsprechende Form vorhanden war, d. h. eine
nach der 1. und 2. Person erfolgte Umbildung des alten N. *e^
„er", der in sigmatisch erweiterter Gestalt *eis wohl in ir. he ^),
vielleicht auch in umbr. er-e und altlat. eis auftritt; wenigstens
kann dies bei seinem überwiegenden Vorkommen in der Kanzlei-
sprache etwas Altes sein, wie ich meiner früheren Auffassung gegen-
über (Handb. 448) zugeben muß. Wie die uritalischen Vorformen
von tiom und siom mußte ein solches *eiom zugleich auch als
Accusativ dienen, und diese Form ist es, die sich unschwer in lat.
eum, osk. ion-c wiederkennen läßt. Warum aber ist sie schon [frühe
auf den Accusativ spezialisiert worden und nicht mehr, wie
tiom, auch im Nom. zu belegen? Einfach aus dem Grunde, weil
"^eiom als Kasus der dritten Person in den Bannkreis der formell
und semasiologisch nächstverwandten Accusative der übrigen ge-
schlechtigen Pronomina, "^tom etc., geraten mußte. Eine Ein-
buße brachte diese Neuordnung insofern nicht, als man im casus
rectus die nur nominativische Form is, eis stets weiter zur Ver-
fügung hatte.
Der Zusammenklang mit den Demonstrativa etc. verhalf denn
auch dem Acc. '*ew7n zur Produktivität: Zuerst wurde wohl
zum Mascul. *eiom ein Acc. fem. *euim geschaffen, desgleichen die
Plural- Accusative "^eions, '*eiäns\ im Anschluß daran auch das neu-
trale *et*ä. — Die formale Übereinstimmung des Stammes, die
zwischen Nom. und Acc. gegenüber den andern Kasus beim itali-
schen Pronomen herrscht (man vergleiche beispielsweise quis und
quem mit quoius, qiioi oder im Fem. hai-c(e) und han-c(e) mit
huius, hiiic), bewirkte dann zum Acc. *eiäm den neuen Nom. *m7;
endlich im Plural *eioi und *eiäs.
Diese Auffassung der Entstehung von *eto- wird, wie man
sieht, der im Oskisch-Umbrischen deutlich hervortretenden Be-
schränkung auf den Acc. und Nom. am besten gerecht, und
darin scheint mir ihr Hauptvorzug zu liegen. Das Lateinische hat,
wie so oft, den ursprünglichen Zustand durch weiteren Ausbau des
Paradigmas verändert.
Jena Ferdinand Sommer
1) Anders Thurneysen, Handb. d. Altir. S. 269.
Paul Kretschmer, Literaturbericht für das Jahr 1911 259
Literaturbericht für das Jahr 1911
Griechisch
Allgemeines
Hoffmaun^ Otto. Geschichte der griechischeD Sprache. I.
Bis zum Ausgange der klass. Zeit. Samml. Göschen. Leipzig 1911.
159 S. Unter Sprachgeschichte versteht H., wie üblich, die äußere
Sprachgeschichte, die Entwicklung der Dialekte und der verschie-
denen Typen der Literatursprache; er behandelt daher ungefähr
denselben Stoff, wie Thumb in seinem Handbuch der griech. Dia-
lekte oder ich in Gercke-Nordens Einl. I^ 522 — 548, nur daß er
die Literatursprachen viel ausführlicher als die Dialekte darstellt.
Meines Erachtens muß eine Sprachgeschichte, die diesen Namen
verdient, umfassender sein, muß auch das ganze innere Leben einer
Sprache im Zusammenhang mit der Kulturgeschichte, dem geistigen
Leben des Volkes zur Darstellung bringen, worüber ich mich bald
einmal auszusprechen gedenke. An den Verfasser eines Abrisses
für die Sammlung Göschen können jedoch solche weitergehenden
Anforderungen gewiß nicht gestellt werden. Seine Aufgabe konnte
es nur sein, für die weiteren Kreise, au die sich diese Sammlung
wendet, eine Zusammenfassung der wichtigeren Ergebnisse der
Forschung zu geben, und dies ist H. vortrefflich gelungen. Er
hat den zum Teil doch etwas spröden Stoff in einer, denke ich,
auch für Fernerstehende anregenden Weise und in lebendiger Dar-
stellung gestaltet. Daß nicht alle seine Ansichten unbedingte Zu-
stimmung finden werden, ist im Umfange des Gegenstandes und
der Fülle der Probleme, die er einschließt, begründet. So weist
H. S. 15 zwar mit Recht den Versuch, väog ^^Tempel' mit Hilfe
von vavg Schiff' zu erklären, zurück, erwähnt aber die Deutung
des Wortes aus *j'a(jfc'g 'Wohnung' nicht und ist ohne genügenden
Grund geneigt, ihm nichtgriechischen Ursprung zuzuschreiben.
Die Sprache des Epigramms (S. 87 ff.) muß, meine ich, noch etwas
anders charakterisiert werden. Für Xenophon lag dem Verf. das
unten angezeigte Buch von Gautier noch nicht vor. Die „Um-
schrifttheorie" schwächt H. stark ab (S. 77), kann sich aber
noch nicht entschließen, sie ganz fallen zu lassen.
Glotta V, 4. 18
260 Paul Kretschmer
Meister, Rieh. Kyprische Syllabar-Inschriften iu nichtgrie-
chischer Sprache. Sitzgsber. Berl. Akad. 1911, S. 166—169. M.
entdeckte im J. 1909 im Ashmolean-Museum in Oxford zwei Steine,
die Inschriften in kyprischer Silbenschrift, aber in einer unbe-
kannten Sprache tragen. Über die Herkunft dieser Steine und
die Zeit ihrer Aufnahme in das Museum herrscht ein völliges
Dunkel. Über ihre Echtheit kann jetzt um so weniger ein Zweifel
bestehen, als Vendryes MSL. XVIII (1913) S. 271ff. zwei analoge
Inschriften des Louvre mitgeteilt hat, die aus einem Grabe in
Amathus stammen. Sie liegen schon seit 1896 unbeachtet im
Museum des Louvre, hätten uns also schon längst bekannt sein
können. Dadurch ist nicht nur eine vorgriechische Bevölkerung
von Cypern, sondern auch das Fortbestehen ihrer Sprache bis
mindestens ins V. Jahrhundert v. Chr. gesichert, ähnlich wie das
der eteokretischen Sprache auf Kreta durch die Inschriften von
Praisos, Nach M. hätte sich die autochthone Bevölkerung von
Cypern ,,der Schrift der Griechen ihres Landes bedient". Der um-
gekehrte Sachverhalt ist aber doch wohl wahrscheinlicher, daß
nämlich die Griechen die Silbenschrift bei ihrer Ankunft auf der
Insel vorgefunden und von den einheimischen Kypriern übernommen
haben. Dafür läßt sich geltend machen, daß diese Schrift am
besten für eine Sprache paßt, die keine oder wenige Konsonanten-
verbindungen, vokalischen Wortauslaut, sowie nur eine Reihe
von Verschlußlauten (Tenues oder Mediae) hat, und das ist eine
Eigentümlichkeit der ueuentdeckten Sprache, die Wörter wie ali-
rani, asonatukaiminona, talejapakuke, anotitasoti bietet und in nicht
allzuvielen Wörtern die Annahme einer Konsonantengruppe zuläßt.
Dagegen paßt diese Schrift für das Griechische mit seinen vielen
Konsonantengruppen und auslautenden Konsonanten sowie der
Unterscheidung von Mediae, Tenues und Aspiratae sehr schlecht.
M. hält mit Recht Verwandtschaft der kyprischen mit der klein-
asiatischen Urbevölkerung für wahrscheinlich, findet aber nur einen
lautlichen Anklang: panamo =^ Panammu Ilavaf.iv'iqs. Mich er-
innert der zweite Teil des Wortes apunumatiteiie bei Vendryes
an lyk. Furihitneti-ti, der erste Teil apunu- (nu- unsicher) an lyk.
Apnnätama (Eigenname) oder an ebenne (Demonstrativum), weiter
das 4 mal iu diesen Texten vorkommende mana an die häufige lyk.
Partikel mene. In der 2. Inschrift Vendryes' kommt zweimal der
griechische Name onasakora = ^OvaoayoQag vor, der auf der großen
Inschrift von Edalion GDI. 60 ^ 1 begegnet. Das zweite Mal
folgt, durch ein anderes Wort getrennt, vanakoso, worin V. gr.
Literaturbericht für das Jahr 1911 261
ßavaS erkannt hat^). Auch dies hat seine Analogie auf den In-
schriften von Praisos, wo gr. ^^qxokUjq und vo/iiog vorzukommen
scheinen. Aber noch ein weiterer Gräzismus ist auf den kypri-
schen Steinen zu erkennen, der den beiden Herausgebern ent-
gangen ist. Dreimal lesen wir auf ihnen die Lautfolge enemina:
das ist offenbar sv rjfxiva, das durch die Hesychglosse Iv 'tjf^lvcc
(cod. Ivif-iiva)' ev ij/^iiaei (cod. sv7}^iiao) als kyprisch oder arkadisch
gekennzeichnet ist; vgl. Meister Gr. Dial. II 210. Hoffmann I 116 3).
-^liiiva 'Hälfte' begegnet oft im Gesetz von Gortyn und sonst
(GDI. 5011, 13), ist also wahrscheinlich ein altpeloponnesisches
Wort. Bei Meister Nr. 2 steht puenemina, bei Vendryes Nr. 1
Z. 4f. maipu tako enemina oite taravo enemina d. i. offenbar: ^^tako
zur Hälfte und taravo zur Hälfte". Vgl. etwa GDI. 5011, 13 idv
laev T^fxlvav tcol viy.aoavTt öovTCOv, rdv ö rn-iivav rat TtoXi. Es
wird wahrscheinlich, daß oite, das noch 2 mal auf dieser Inschrift
wiederkehrt, *^und' bedeutet (lyk. se). Denn es ist doch wohl nicht
entlehntes gr. ol de. kavalija bei M. 2, 4 erinnert an den Namen
der lykischen Landschaft Kaßalia, doch kann dies Zufall sein.
Da drei von den Inschriften mehrere Wörter mit einander gemein
haben, so ist zu vermuten, daß sie zusammengehören oder den-
selben Gegenstand betreffen,
Meillet, A. Differentiation et unification dans les langues.
Scientia, „Rivista di Scienza" IX (Anno V, 1911) S. 402—419,
handelt von dem Problem der Entwicklung von Dialekten und der
Entstehung einer Gemeinsprache.
Becker, P. Lautes Lesen. Rhein. Mus. (56, 480 führt ein
neues Zeugnis Apostelgesch. 8, 27ff. für die antike Sitte, laut zu
lesen, au. Die Tatsache ist auch sprachwissenschaftlich wichtig,
z. B. für die Frage des (.ieta%aQayariQLOf.i6g. Wenn die homerischen
Epen seit ihrer ersten Niederschrift immer laut gelesen worden
waren, dann mußte auch eine mündliche Tradition über die Aus-
sprache des Geschriebenen sich bis zur Zeit der Umschrift fort-
erhalten, während die Umschrifttheorie voraussetzt, daß man da-
mals ganz von den Handschriften abhängig war, die man daher
falsch entziffern konnte. Vgl. Glotta IV 308.
1) Das auslautende -o scheint darauf zu henihen, daß die Sprache ini'
Auslaut nur Vokale kannte.
2) Zuletzt hierüber Baunack Philol. 70, 377. Aus yj/aIvk lat. hemina
der halbe Sextarius, von Videbantt Real-Enc. XV 249 unrichtig aus rjfiifj.vK
erklärt.
18*
262 Paul Kretschmer
Altgriechische Dialekte
KovQOVVKjorrjg, Kojvot. 'EgergiKal eTtLyqaqiaL ^E(p. agx- 1911,
1 — 38. S. 9 ff. Nr. 2 Liste der drji.wTaL von Eretria, über 1500
Personennamen einschließlich der Vatersnamen. Ich hebe nur
einige hervor: Auf Seite A Ilodojvviuog <S, ^tylcov 13, KTiJTog 20,
'iXlvog 24 (wie der att. Vasenmaler Klein Meistersign. 134), 'i^^w-
filvrjg 29, KTrjQiyiQaTiqg 31, Oavojvdtjg 37, QaQQtag (mit qq) 38,
KoidccQOv 52, ^OvrjQidrig 6ß, KxriQiag 74, Bovlr^yileldrig 75, "l/Mvog 80,
2(jL)(.irilog 81, JoQ07iidy]g 82, Uolvo-^/ixog 85. 88, "^vvißdoidog Gen.
90, (DQvvwvdrjg 92, ^^QQiTSvg 105, ^Aq/itq^Qiov 115 (mit Dissimilation),
TQOvd-inTtog 121, .B 6 (= 2rQovd-i7t7tog?), ^OvriQi(.iog 130, ^'Oravog
132, 2/.vh'jcpov 135, nQiq^wvdrjg 138, iCAewvd/^g 142, Bqiy/.ov 143.
Auf Seite B Tvnwvog 12, ^^ifirJKTov 18, QiofAiyycovog 23, ^Eiri&dQ-
Qtjg, '^vTilay-og 25, ^agycov 27, '^/rd^rj^fg 28, ^AgY-ECfilov 33, '^p-
v.E(fiov 34, ylvqaviag 39, "Ageoig 43, To'AAoü 65, FevvdQijTog 70,
Bovlvf/lrjg 83, Bvßa/Mg Gen. 86 (vgl. Bvßtov auf dem vielleicht
euböischen Wurfstein aus Olympia IGA. 370), AioxQvßrig 111,
'Ovjj^favJ^og 112, ^lohyevtjg 114, Kgoidtovog Gen. 120, Mii,l.di]i.iog
123, .^i7/Ad(Joi! 124, 2iyyldör]g 125, 2woiyiidt]g ÜQUiovog 126,
Jifxiov 127. — S. 17 ff. Nr. 3: ein Demotenverzeichnis wie Nr. 2;
auf Seite A: 4 KojiucjdtoQog, 5 u4iöXQvßrig, 16 Kti]QißcoTog, 13
2ü)rMÖov (aus ^(oor/Jdov), 47 2yiv9^7]g, 83 Mvj^f-iaQdQog, 81 Met-
^Id-eog. B 7 Klsa^, 23 JvqaTtcooTog. — Nr. 4 — 6 Fragmente ähn-
licher Verzeichnisse. — S. 35 Nr. 24: archaische Inschrift auf dem
Rand eines Thongefaßes .... dpog Tot '^HqüaIü 7toLe\oag\. Der
Herausgeber ergänzt Ttoieoe, was nur bei metrischer Fassung
möglich wäre. — S. 35 Nr. 25. Weihinschrift in ion. Alphabet:
JTat'aw Äd^€<. — S. 37 f. Nr. 32—46. Grabschriften. Nr. 32. Ar-
chaische Grabstele: ^^Trt MevicpQOvi eif-u. Die Fassung mit em
ist phokisch, boiotisch und aiolisch.
Wilhelm, Ad. Attische Urkunden. I. Teil. Sitzgsber. d. Wien.
Akad. 165. Bd. 6. Abhaudl. Aus diesem epigraphisch-histori-
schen Aufsatz ist hier nur ein neues attisches Zeugnis für die
Form des Namens der makedonischen Stadt TIvTva mit r, wie
sie auch in kret. 'isQarrvTva vorliegt, zu erwähnen. Vgl. noch
MaTihr^g : Mayteövög (aber auch Mazsdwv), TTeliTvög : Ttehdvog.
Fick, A. Äoler und Achäer. KZ. 44, 1—11 stellt die an-
tiken Zeugnisse für diese Völkernamen zusammen und kommt zu
dem Ergebnis, daß der Äolername im Osten, der Name der Achäer
im Westen und Südwesten Thessaliens herrschte, beides aber Sam-
Literaturbericht für das Jahr 1911 263
melnaraen waren, die verschiedene Stämme umfaßten. Als ein
sprachliches Merkmal der Achäer im Gegensatz zu den Aolern
sieht er die Bewahrung von vg im Argivischen, Arkadischen und
Kretischen an (thess. rcävocc, XsitoQeiaavoa, aTre^evd^eQeod^tvoa,
in denen freilich g erst aus t/ entstanden war, berücksichtigt F.
nicht); denn der äolische Dialekt haibe zövg zu ro/g gemacht; auch
el. ToiQ sei ein äolisches Element. Was F. am Schluß bemerkt,
ist mir nicht ganz klar geworden. Er fragt, ob das Achäische
mit dem Urgriechischen identisch sei, will ihm noch andere große
Altertümlichkeiteu zuschreiben und auch den Dual und den Gen.
auf -äo, -010 im Epos als achäisch ansprechen. Dann wäre der
Achäername doch kein distinktives Ethnikon mehr.
Arvauitopoullos, A. S. Inscriptions inedites de Thessalie.
Revue de phil. 35, 123—139. 282—305. S. 123 Nr. 26 Stele aus
Larisa. Da die Schrift nicht älter als das 1. Jahrh. v. Chr. scheint,
aber noch thessalischer Dialekt angewendet ist, so sieht der Her-
ausgeber hier ,,eine archaisierende Nachahmung":
.... aia [^^]l£^[t]yiQd[TOvg q)v-
aei de ^AXs^dvdQov XeLTO^gev-
oavoa Tccv jrstQOSzriQi-
öa ra. z/a/Lij-idvegL tcc (DvXa-
5 xa xat tov Jlovvgov tov
Kagniov.
Ja^f.idrriQ mit zwei fj. wie IG. IX 2, 1235. 572. TteTQOsTiqQlg
= T€TQa€TtjQig zcigt zum ersten Mal das aiol. yr in diesem Zahl-
wort und Qo für Qa wie im Boiotischen. — Aus der agonistischen
Koiue-Inschrift Nr. 27 S. 124ff. erwähne ich die Namen 'Alxoizag
Z. 15 und ytaTtai.iog (auch in Krannon IG. IX 2, 745, ein Tagos
AaTTa(.ivag Plut. Camill. 19), bemerkenswert wegen tt, aus Nr. 29
S. 127 Tdlog (vgl. thess. Tdlwv, TalovQog). — S. 132 ff. Nr. 36:
Kaufurkunde der Stadt Homolion, ca. III. Jh. v. Chr., gefunden
im Tempetal, in Koine. Bemerkenswert 7cile^Qa Z. 5. 72. 81.
83. 131 neben häufigem tzU&qov, TtUd^qa, vgl. TrsXed^Qalog IG.
IX 2, 1014. Die dreisilbige Form scheint aiolisch (vgl. hom. 7te-
lEd-QOv). Der Herausgeber zieht '^o^/.ala7riddag und ngr. Ttiviyo)
= Ttviyo) usw. heran. uXed-Qov wird aber vielmehr aus jttled^QOv
entstanden sein. Neue Ortsnamen KlaTioig, Iloizeiq), Bavd^siaig
{i(x Bav^eiaig Z. 90 = 6> Ilavd-eiaig?), QQivmsl (kret. ^gma
Hesych), Koaio); Personennamen OaXagii^ag, Toßdld-iog (?), 2da-
ßvUeog Gen. (?).
Derselbe setzt die Publikation der thessalischen Inschriften
264 Paul Kretschmer
in der ^E(pr]i.i. dqx- 1911 S. 123—149 fort. Dialektisch ist nur
Nr. 61 S. 127 (aus Gonnoi): MeveTtolilo] Maf-talkaia "Evvoöia
6v€&£r/.s. A. vergleicht Ma/^alXaia mit BldXlog auf der thess,
Inschrift IG. IX 2, 1098 und ^fA(.iala auf einer unedirten Grab-
stele von Pagasai. — S. 127 Nr. 62: JiAaiOTtdzQa Evdaf.ieia ^Aq-
Ts/Ludi (von Pringsheim Athen. Mitt. 1911, S. 127 falsch Anato-
Tiäxqa Evdaf-iayoQa gelesen). — S. 129 Nr. 64: Psephisma über
die diAaooTai (sie) und ßoXifxodL-KaöTai von Pherai mit den Namen
Mäviy[xog\ = Mavi^og Nr. 69, 12, l\Idoav.og, ^^Qi.dag. Die Form
ßolif-iog 'Blei' auch in Nr. 68 S. 133; sie ist noch aus Epidauros
und Syrakus belegt (Solmsen Beitr. I 59). Nr. 60, 12 der EN.
MöloTog wie IG. IX 2, 553. Nr. 67, 15 MavipLxidr]g (?).
Hiller v. Oaertriugen, F. Epigramm aus Pharsalos. Berl.
phil. Woch. 1911 Sp. 62. Eine aus zwei Distichen bestehende
dialektische Grabschrift ca. des IV. Jahrhunderts v. Chr. aus der
Nähe von Pharsalos. Sie beginnt l^X/uvoag -/.ovQav levaas, ^€V£,
■Aal MeveyioQQOv, | Tiixavögav. Wichtig ist der neue Name Me-
vs'/.oQQog, weil er das Element v.oqq-, das in mak. KoQgdßcov,
Koggärag, Koggalog, Koggayog vorliegt, in einer Zusammensetzung
zeigt. Koggayog ist jetzt auch aus einer thess. Inschrift ^Ecp. dgx-
1911, 147 belegt. Solmsen Rhein. Mus. 59, 487. Beitr. z. gr. Wortf.
151 und Hoffmann Mak. 105 stellten diese Namen zu Kogoä /.oggä
Schläfe, Kopf , aber Meve-Aoggog weist nun auf eine andere Be-
deutung des Namenelements /.ogg-, und auch Koggayog wird nicht
makedonisch = Kogoaxog sein, sondern -ayog "^Führer' enthalten.
-•/Mggog mit ■Kogßog gleichzusetzen ist lautlich bedenklich, da die
thessalischen Inschriften (außer ep. -/.ovga) nur /.oga haben und
Koggalog jedenfalls mit lak. Kogoalog identisch scheint. Man
kann noch an -xogoog in e/vUovgog aus *e7tiyMgaog denken, das
Solmsen KZ. 30, 600 als ' Zuläufer (lat. curro) , zu Hilfe eilend'
gedeutet hat.
Wilhelm, Ad. Neue Beiträge zur griechischen Inschriften-
kunde. I. Teil. Sitzgsber. d. Wien. Akad. 166. Bd., 1. Abhandl.
S. 13 liest eine in Granitsa gefundene Grenz- Inschrift Bull. corr.
hell. 26, 570, durch die die Grenze der ^Elfx,a)vidg ya von Leba-
deia gegen Koroneia festgesetzt wird:
Ogta ''Eli-/.]ioviddog yag
7toXi yii,ßa\8EirjW[i tcoxI
Kogcov^ag log] Bouoxol wgiTzay
V ig Täfx Ttaydtov
5 wg T« aY.ga tag v-
Literaturbericht für das Jahr 1911 265
dtOQ Q££l £7tl t\ÖiJ. ßC0f.lÖv TCO Jl-
Mit coQLTzay vgl. oQiTxdvTwv auf der Felsinschrift am Kopais-
see IG. VII 2792. Übrigens bedeutet der slavische Dorfname
Granitsa 'Grenze': es muß hier also auch noch im Mittelalter eine
Grenze gelaufen sein.
Hiller von Gaertriiigen, F. und H. Lattermann: Arkadische
Forschungen. Aus dem Anhang zu den Abh. d. Berl. Akad. 1911.
4°. 44 S. 13 Taf. Die Abhandlung enthält unter anderm die
epigraphischen Ergebnisse einer Studienreise m Arkadien, die Hiller
1911 für das Inschriftenkorpus unternahm, dessen arkadischer
Band IG. V 2 inzwischen (1913) erschienen ist. Ich habe das
wichtigste davon, die Revision des Gottesurteils von Mautineia,
schon in der Glotta III 293 f. kurz besprochen und komme hier
nur auf das in der Namenliste neben Böd^tg geschriebene Wort
fayiXagog zurück. An der Erklärung aus f^'^y.luQog nimmt H. An-
stoß, weil er dann ßi^/.lccQog erwarte. R. Meister Ber. Sachs. Ges.
63, 199 deutet tov.laqog als t^y.XaQog, was ich auch erwogen, aber
wegen des h- bedenklich gefunden habe. Meister meint, das h-
sei unrichtig gesetzt worden, weil es schon nicht mehr gesprochen
wurde, also sogen, umgekehrte Schreibung. Ich möchte doch lieber
nach einer lautlichen Berechtigung suchen und finde eine Parallele
in arkad. kolög (GDI. 1200, 4) aus sod-log: hier ist das d- ausge-
fallen, aber erst nachdem es seine Aspiration in den Anlaut ge-
worfen hat. So kann auch f'oyiXaQog aus exoyiXaQog entstanden
sein, indem die Aspiration des selbst verloren gehenden /, das in
^ steckt, auf den vokalischen Anlaut überging. Zur Übertragung
der Aspiration in den Anlaut vgl. cpaQ&evog = nagd-ivog auf un-
serer Inschrift und e{f.i)7tQ0VQ0£ auf der Bronze von Ligurio Glotta
III 158 = £f.i(fQOVQOi. — Auf einem der thönernen Theaterbillets
aus Mantineia ergab sich die Lesung ßgiiplöag (st. "Egi^idag) 'Equ-
Tiav, sodaß Fqitciw nunmehr beglaubigt ist, auf einem anderen
fioFödafxog, wodurch das kret. ßioFog auch für das Arkadische
bezeugt ist.
Meister, Richard. Beiträge zur griechischen Epigraphik und
Dialektologie X. Kyprische Inschriften (mit einem Exkurs über
die altphryg. Arezastis-Inschrift). Berichte d. Sachs. Ges., phil.-
hist. Kl. 63 S. 17 — 38. Inschrift der Gilozama auf einer steinernen
Bank aus der Nähe von Athienu. M. datiert sie wegen ihres Dia-
lekts und wegen des Stils des auf der Vorderseite der Bank ein-
gemeißelten Reliefs ins VI. Jahrh. v. Gh., sie wäre also eine der
266 ^^^^ Kretschmer
ältesten kyprischen Inschriften, Sie ist oroixridov in 66 Vierecke
geschrieben, die durch ein Liniensystem gebildet werden.
rilotäfxa ßova Ich, Gilozama, Weib
Ollltjßo, yaiAL[Ta des Philles, eheliche Gattin
öe, eTLxvv — aber, gebar —
— • 0 fXL{v) 7tag [xa — ; mein Vater und
5 d cci.i{(.i)ia ^(xj GM meine Mutter lebend und gesund
ioi- 7Cb'A0) ix'iG- sind; ich kremple Wol-
Xfi« i(i')d-oßdCü) le; ich fertige dabei schnell
//[Aijjua Ttdoä f.a6- Tuch mit aller Kunst,
Gcc, dia{v)9-Eitco ich sticke und
10 GtiKco }'{v)Qa7r- punktire eingenäh-
Ta ■/.aG{o)v(.iaTa. te Lederstücke.
Ist M.s Lesung richtig, so stünde diese inschriftliche Erzählung
einer Frau von ihrem häuslichen Leben im Griechischen einzig
da. Ist Gilozama eine Phönizierin? M. will den Namen aus ysXdto
und yctfxog erklären ; mich erinnert er an phön . TiXkh.a auf kypri-
schen Inschriften, karthag. FiXlrAag, Polyb. 36, 3, 8, babyl. Gil-
games riXyafxog {FiXotafxa kann im Kypr. aus rikoyöcfxa entstanden
sein). Ich denke auch an Od. o 417 f yvvrj Oolvioa' Ivl olkoj,
dyXad t'qya Idvla. Der Name des Vaters beweist nichts,
weil er gräzisiert sein kann, wie die phönizisch-kyprischen Bilinguen
beweisen, und weil auch die Väter der FiXlr/Mg griechische Namen
tragen (Hoffmann I nr. 128. 173). ßovä = boi. ßavd, phryg. ßovoy.,
ßavE-/.og (kypr. sonst yvvd) ist im Vokalismus wohl mit kypr. 6v-
= dva- zu vergleichen, jucijoa = Movoa so früh von der Webe-
kunst gebraucht ist sehr bedenklich. — Kyprische Siegelsteine und
Gemmen. 1. Zwor/.Qf.ßo(v)Tog. 2. Oav to. 3. IIvvxoviy.o} r^fii (2.
und 3. nach dem Stil aus dem VI. Jahrh. v. Ch.). 4. ^^Qiozo/.Xtjog
(um 500 V. Gh.). 5. üiygr^ßo (dgl.). Vgl. OiXhjßo, Ti^aGiqv
(? Glotta III 303). 6. Zcofö^ei-tig (ca. V. Jahrb.).
Meister, Rieh. Inschriften aus Rantidi in Kypros. Sitzgsber.
d. Berl. Ak. 1911, XXVIIL S. 630—650. In den Sachs. Ber.
1910 (s. Glotta IV 318 f.) hatte M. bereits 6 kypr. Inschriften aus
Rantidi publiziert. Durch die Grabungen von Zahn sind 132
weitere Stücke hinzugekommen, aber größtenteils ganz kurze In-
schriften und Fragmente. Nr. 15 Kv7tQ0/,QeTrjg 'AQioTodd(.i(jD ^^jtol-
Xtovi ov8^rj-/.e Iv zvxca dtaS-di. 16 Twl '^rtoXkiovi dvxl jagäg.
39 ^ d^sd a IdffQodixa. 40. 41 '^(fqüöirag r]^ii. 61 '^Podoo/MQq)a.
02 Qallwi rli-ti. 63 Qed d fxolnodi'jQa. Kaloßlßw. 64 Evdija.
Literaturbericht für das Jahr 1911 267
74 naaiTificD r^f.ii. 75 Tifxag rj(.d JiFEog. 76 .... rml Poöev (?).
85 (Dd^ia KXeFodafxio. 86 Tärta Mof^iAOj.
Ormerod, H. A., and Robinson, E. G. S. Notes and In-
scriptions from Pamphylia. Annual of the British School at Athens
XVII 215 — 249. Die meisten dieser pamphyHschen Inschriften
sind jung. Nur S. 246 f. werden einige Grabschriften nach Zeich-
nungen und ohne Lesung mitgeteilt, die denen bei Lanckoronski
Städte Pamphyliens I (KZ. 33, 258 ff.) analog sind und ins II.
Jahrh. v. Ch. zurückgehen mögen. Nr. 32 ^AQTL(xiöoQig Fexi-
daf.iv. Zum ersten Namen vgl. pamph. ^^QTtfuöoQV, ^AQTifiLÖtoQig
KZ. 33, 261 f. "Agcif-ttg für "AQTSf.ug scheint „kleinasiatisch":
AQTLf-iig sagt der Asiate in Timotheos Persern v. 172, und eine
lydische Inschrift hat aQvi/u{i) Denkschriften d. Wien. Ak. 53 (1908),
II, 102 1. Der Name ßexiöafxog ist sehr merkwürdig: das erste
Element ■Fex'^- kann doch nur zu pamph. ßex^u ^ fahre' gehören,
paßt aber dann nicht recht zum zweiten Gliede. Es mag also
noch andere Namen mit ßex- in Pamphylica, wie etwa FixiTtnog^
/e/fixA^g, gegeben haben und danach FExiöon.ing geformt sein; vgl.
meine Bemerkungen Idg. Anzeiger V 39. — Nr. 33: ATTEAAV\PV\IZl
MEIAKAETYZ. Der erste Name ^^7teX{X)aWQWig ist in Nr. 34
^A/ceXawQiig geschrieben und lautet auf der Lanckoronskischen
Inschrift KZ. 33, 262 n. 77 UeXXavQvig. Der Anfang erinnert an
^ArtelXcov, der Schluß sieht ungriechisch aus. Der zweite Name
scheint verschrieben oder verlesen für den Gen. Msidlervg = Me-
{y)dl7jTog, vgl. MeydlsiTvg KZ. 33, 262, vgl. S. 260. — Nr. 34
M[6/a]A[fct]t; ^ATtelaiVQvig. Den ersten Namen ergänze ich nach
KZ. 33, 261 n. 56. — Nr. 37 (DLloTtarga IleXaöcoQOv (= ^^/tsX-
laöcoQov? Zur Aphärese des !^- vgl. pamph. (HoqdLOLa = ^Aq^go-
öiola).
Walter, Otto. Inschriften aus dem argivischen Heraion.
Jahresh. Ost. Arch. Inst. XIV, Beibl. Sp. 139—150. I. Inschrift
des V. Jahrh. von einem Weihgeschenk:
T]dg higag e[fil hia-
qÖv ex 10 hidi[ö
^A^QXey.QaTeg : ^(.io\log :
. QECfiöv : 2vXiy\og.
Auffällig ist lÖLOv, wofür wir auf einer so alten Inschrift ßiöiov
erwarten. Hellenist. xat9-' löiav hat seine Aspiration von /.ad^'
havxöv bezogen. Die Herleitung aus *oßidiog würde zu \.diov stim-
men, aber nicht zu att. YÖLog. Den dritten Namen ergänzt der
Herausgeber zu Bgeipicov oder ^EgstfLcov = ^Egcq). Näher liegt viel-
268 Paul Kretschmer
leicht 2TQeg)itiJv oder Tgecpicov. — IL Basis mit archaischer In-
schrift:
Toi laQOf^va/xoveg T6v[de] xö h[irt]-
ögöf-iö ave^Ev : KQid^vlo[g : "yi?]ßa7iTo[g :
Oi?Jag ': Fväd^Lg :
Die Ergänzung des 2. Namens ist unsicher: etwa E/axToc: = Evax-
Tog (vgl. Evdycoyog)? — IV. Liste von Hieromuemonen der Hera
vom J. 146 V. Chr. in jungdorischem Dialekt: Z. 23 SiqvayoQag;
25 KXijyoQa.
Reiuach, Adolphe J. Inscriptions d'Itanos. Revue des et.
gr. XXIV 377—425. Der dorische Dialekt dieser Inschriften von
Itanos zeigt keine spezifischen Merkmale. I. Vertrag zwischen
Hierapytna und Praisos um 260 v. Chr. Z. 10 d^ivcov = &euov,
38 y,wQL für yoiqig (vgl. Solmsen Beitr. z. gr. Wortforsch. 176f.).
Z. 52 al de yia Xtji. 54f. avloatazev: vgl. evavloaraciji Syll. 929.
70 Gvyyioivog st. y.oivog. IL Z. 15 y.oaf.iriT^Q, dessen q der Her-
ausgeber S. 398 natürlich unrichtig mit dem von /.ÖQi-tog = y.6o/.wg
vergleicht. IV. Z. 6 tvaqov te yial evoqvmv. Vgl, Hesych. svagog.
V. Z. 12 LQrjvai.
XaßiaQäg, Miy. /.al Nr/.i^Tag: ^E7tLyQaq)ai ÜE^aiag tvjv "^Po-
öicov. ^Eq>. agy. 1911, S. 52 — 69. Diese Inschriften aus der rho-
discheu Peraia bieten nur wenig Dialektisches. Nr. 23: UQi]a
^^Qcai-iiTog. 38 (D?^avvidog Kvidt\ag. 40 ^^yrjvay.xog. 44 '^HXo-
'/.qaQiqg Evdvogog. 51 2]ifxiovdag. 52 B a y.zoiva d ^zgaTnazüv.
63 Grabepigramm mit d^driaai, no%a. Nr. 37 Grabschrift ^te^ -
7iidog = EviXrciöog. Die Herausgeber lesen irrig Ai{qrik'iov) 'Eq-
/tidog. Es handelt sich hier um den spätgriechischen Wandel von
Ev > av: in Thera ^viJ!.iEQOg, avvoiag, avEQyexag IG. XII 3, 458,
530, 3. 865, 5, im NT. sgawccv = eQEuväv. Auch der Wandel von
X y Q vor Kons, ist spät- und neugriechisch.
Pomtow, H. Delphica HL BerL phiL Woch. 1911, Sp.
1518 — 83, Die Inschrift einer Standplatte in Delphi, die man
früher IIoTEijddv ergänzen wollte, hat sich als vollständig erwiesen,
ist also Jdv = Zsvg zu lesen. Vom Ethnikon ist nur uqi er-
halten, das ^^Xl]aQi[ioTäv, 0]aQi[Twv oder noch anders ergänzt
werden kann. Schade, daß nicht mehr erhalten ist, da die dia-
lektische Herkunft der Form Jdv zu wissen von Wert wäre. He-
rodian I 394 schreibt ^dv den Boiotern zu, kretisch ist der Akk.
Tccva, Tijva (vgl. Einl. in d. klass. Altert. I^ 540), — Sp. 1641
— 1648. Das sogen. Thebanerfundament trägt zahlreiche Graffiti
und von Steinmetzen eingehauene Namen in archaischem Alphabet
Literaturbericht für das Jahr 1911 269
des V. Jhs.: 2d^og (vgl. ^ccfAf-iog IG. VII 2751), ^ayiglreg, 2aß6-
ßiy,og, Exi . rolag, 'Pal^og, "^Pt^ig, ^^yeaiag, ^AQioraQxog, BQ6xvX{l)og,
ExeTif4og, 2vßog od. Mvßog, A . . olmog, ^azQivsi, TeLaavoQi[öag\,
[II]avdoy.og, Xago/tiag, ^Ayaai[o]d-€V£g, OalÖQog, Hvlaog. P. nimmt
Zugehörigkeit des Fundaments zu einem Schatzhaus der Boioter an.
Wilhelm, Ad. Die lokrische Mädcheninschrift. Jahreshefte
d. Ost. Arch. Inst. XIV 163—256. Schon im J. 1895 wurde diese
Inschrift auf einem Acker bei Vitrinitsa, dem antiken Toloq>t6v,
gefunden. Die Stadt heißt auf delphischen Steinen Tolcpcov, wieder
ein Beispiel jenes Dissimilationsgesetzes, das in oQoyvia : ooyvia,
OKOQodov : oxoQÖov, BsQevUrj : BeQviy.r^ usw. gewirkt hat. Die In-
schrift der Hauptseite lautet:
Ayad^äi [[vxcti
Eitl tdiaöe Alavveioi y.al a ^co'kig NaQV/.aiiov ^oy.QÖig dveöe^avto
Tag xo(>a[g* Alavxeiovg dovlovg ei/.i£v \ xjat ccQvoiovg -/.al TtoMfxov
y,al eiQTjvag y.al s(p at/naTi f-ir^ ircLAijjXveiv vmI TCQodiy.ia\v eif.tsi>
Toig TS Idiwraig] \ /ml avTai Tai 7c6Xet. SevUov i.u] d7ieXad^ri(.iev
"/.axa ^eviag eXd-övTa. ^^jco öafxoai[a)v |t/r iQx^tif-ieu' ai Ö8 /.i^, niv- \
5 t\e. dQaxf.idg xov aqxovra anoreiöai' al ds öiy.at dXoir], o aqyov
TQidy.ovTa ÖQayjidlg aycoTSioccTw tov de eX-] \ S^ovTa xard 'Ca(.iiav
atdfAiov' eif.iEv. Al tvjv ^lavTEicov Qvaid'Coi yiaTaeidcjg, TQidy,oi'ta
dQaxiiid[g a/voT€Ladzio' oi ös ag- \ [x]ovT£g t« qvoiayßevia df.i-
TtQa^avTeg aTcodovTco avi)^af.i€QOv rj tccl voTsgaiac' sl [di /.lij ano-
doiev, tÖ QVOiax^'iv di-\7T]Xovv aTtOTEiadvTü). Ai de: tcov ^lav-
Teitüv ytaTaÖTJaaL döi/Liog iq eq^ai, Ixaiov OTaTTJQlag aTtoxEiodTio
Tag dnEQag\ \ vmI Tag vv/.Tog aXXovg f-xdaTag tvxE xa d(f}]. Tqo-
(fEla Toig yovEVGi tSv xogäv i--/,aTEQ[oig öidöf-iEv /.al T6iv\ 10 /.Öquiv
exaTegai TiEVTE/MLÖE/a f^väg ev y.6ö(xov -/.al TQOcpdv naqtxELv svte
xa \ev avÖQog eXd^iq? AldvTEiov XvTQto-]\d-^f.i£v if.i noXEf.iiovg aXovra.
Ot/.iag Qrj^novog yiara/MEiaag Cfcoiag y.a Tai tc6Xe\^l qtgd^iqL dvoi-
Y.odofxrid^TJi.iEv. 01/.eIv\ \ navTsl ylov.Qiöv. AlavTtuov au Tig y.a iX
^io'/Qoig oIkeIv ÖEiXrixai, uTiXEiav ei/liev xa^[o)g tiqoteqov. MEZoydv
Tdv\ I d^oivdv Eif-iEv Toig AlavvEioig, si/iiEv ytdvTOig, /al tcoi ieqeI
ra deQiiiaTa dnoöido^Ev %al xd [dXXa ytQEa. QvEiv\ \ de Tovg yio-
■KQOvg Ttdvcag xdi yioy.Qidi ^lavTiai ev Naovyai' dyiovod^exag de
EL(j.ev lSlaQv/.a[iovg. yloKqoig NaQvy,ai-\ \ 15 ovg naidag Ofu'jQOvg
(.lij do/xEv aey,ovTag ev Tag yogag. Nagv/aloig aTeXEiav Eif-iEv xäg
e(x [ iTVTTOTQoqiiag'] | eI de Tig ya dvayyd^Tji TQtcpEiv %n-
Tcovg rj bfxriQOvg naidag didof-iev, Tovg yloyqovg Tag dandva\g d6/.iEv.
^A TtoXig NaQv]\yaiwv (.irj TTE/inl^idTCü oi-iriga tlov Alavxiwv /.itj^^eva.
z/i'/av TOV dqxovTa dofiev dfXEQccv TQid[KOVTa ] |
270 Paul Kretschmer
yial l-AKTiQa^ai Sex n/uegav. Td yiava ^ivov, (.lij arroyvco/Liev f^dg-
Ti'()a 7taQexoi-iEv[ov a]^ioxQ[^ova' ai de Tig xa anoyviood-ij ttqoteqov,
tav divMv ei/iisv ev rdlg avrolg öi/iaGtaig a xa aliai. Td{f.i) {.läg-
TVQ\a ov Tid Ti]g f[Arj xpevdea {.laQxvQrjoavxci, £7r-|20t]o^x/«t
iyßOTio ~/,ai a/toreioaTO) öinloav xdv divMv. ^i de xa /.iij nqä^Tq c
d[QXiov, rot eXovteg xdv dr/,av avxoi /p(»a-]^]aVrw oxivd ym Xdßrj
x(~jv ex xäg uoXiog e^ dg xa xo eKAlt^j-ia ^. Tat öi[y.ai e7ttof.i6xag
eXea&ai 7tAovxlvdav (oder agiarivöav?), al' xa rj 7t?J]\ov xQiaytovxo-
ÖQaxf-iov eröeyM dvögag, ev de Nagvy.ai e^ aTvdvxwv [ xalg de
fXEiövoLg ] 1 ri diytdCeiv. Tdlv yiogaiv eTtidi-
'/{.r^aai xolv frQ6a&[e]v xar xo dv[vax6v . Tdv
de uoliv NaQvJUaiwv di/.av doj-isv xar raj;Ta vmI exTtQd^ai. '^'Oqy.og'
hcl xo[vTOLg dialvoiiied'a nox d.XkdXovg -aal eiLi/^ievoti/iiev ev xdi] j
25 ovv&rf/.ai, -/Mi ev xolg ogy-Oig' EvoQ%e6viotg 7toX\Xd /.al dyad^d,
ertiOQ'/Eovxoig de xctvavxla. y[oy.Qcov of-woai dv-\ \ dgag nEVTrj-/.ovxa
TtXovzh'dav Of.iv\vEiv — — — — ] | '/.oqav xav
7x:Ef.icpd^Eiüav — — — — — — — — — — — — — —
Auf der Schmalseite sind zwei Gruppen männlicher Personennamen
mit den Überschriften nEQi'/.vf.iaouov und ^laoaiiov angebracht. —
W. hat zu dieser in mehreren Beziehungen höchst interessanten
Inschrift mit bekannter Gründlichkeit und Sachkenntnis einen aus-
führlichen Kommentar geliefert, der auch das Sprachliche be-
handelt. Er datiert die Inschrift 275—240 v. Chr. Ihr nordwest-
griechischer Dialekt zeigt schon nicht mehr alle die lokrischen
Idiotismen der älteren Bronzen. Lautlich bemerkenswert ist die
Dissimilation in va/x aus vayK in oj'axxa'ci^t 16 (vgl. Glotta I 41).
Hier lesen wir freilich auch e/yi.h](.ia Z. 21 für eyy.hj(.ia, wo der
zweite Nasal etwas weit absteht. Diese Form dürfte also eine
andere Erklärung fordern, ohne jene von dva/v.dtiji, fxExiqveic/a
usw. umzustoßen. Umgekehrt ngr. pont. ey/Xriaia, in Otranto
englisia altfranz. englise (Schuchardt Zeitschr. f. rom. Phil. 35, 91 ^).
Die Verdopplung des x von ex in eK/rrgd^ai belegt W. S. 245 mit
Parallelen: sie wird in der Aussprache begründet gewesen sein.
Z. 17 ist Of.i'qga prädikativ von einer Person gesagt, während
vorher ndidag oi-itjgovg steht. W. S. 228 erinnert an Tiaidr/d und
J. Schmidt Plur. d. Ntr. 22ff. /axd 'gemäß' ist einmal noch mit
Gen. verbunden. Im Übrigen sei auf des Herausgebers reichhal-
tigen Kommentar selbst verwiesen.
Saloiiius, A. H. De dialectis Epirotarum Acarnanum Aeto-
lorum Aenianum Phthiotarum. Helsingfors, J. Simel. 1911. 180 S.
Von Dialekten dieser Volksstämme kann man beinahe nicht reden:
Literaturbericht für das Jahr 1911 271
SO wenig originell ist die Sprache ihrer inschriftlichen Denkmäler,
wie sie, von den Epiroten abgesehen, jetzt in den IG. IX 1 und 2 ge-
sammelt vorliegen. Die Sprache der Aitoler bezeichnet der Verf.
als aitolische -/.olviq, die der Epiroten und Akarnanen als dorische
Y,Oivri', beide werden auf den jüngeren Steinen von der attischen
Y.OLvri abgelöst. Innerhalb dieser wohlbekannten Sprachtypen, deren
Einzelheiten der Verf. übersichtlich, aber etwas breiter als nötig
registriert, haben sich nur wenige bemerkenswertere altdialektische
Reste erhalten: Feldvg, Faxxidag (in Epirus), das nordwestgriechische
tx = Go, naqä c. acc. statt c. dat., die Flexion Gen. Sg. IleiaXog,
^'OficfaXog, Nom. PI. ^'0(.t(faXeg u. a. Ciiarakteristisch für dieses
Gebiet scheint auch die frühe Vereinfachung der Geminaten: Oi-
hn:og, rhiTtog, Melavlna, MoXoool u. a. (S. 114 f.). Vgl. Ref.
in Gercke-Nordens Einl. in d. klass. Alt. I^ 538. Hierher würde
auch ni-ualog gehören, wenn S. (120) diesen Namen mit Recht =
ller^aXog, OeTzalög setzt: man würde dann aber ^Ilex^alog er-
warten; Wralog kann auch als Spitzname = vcEtaXog sein. Epir.
ßarxidag, das der Verf. nicht erklärt, erinnert an boi. ßaaiagy
ßäaavÖQog, ßaaidaf^og und müßte dann mit nordwestgr. tt für
*ßaooidag stehen. S. 18 Anm. 1 hat der Verf. meine Behandlung
des Namens ^mir^TriQ Wien. Stud. XXIV 523£f. übersehen.
Xat^tSdHig, F. Kai jiaXiv Ttegl tov 'Elh]viG(.iov xtov aq^aitov
Maytsöovcüv. ^ETtexriQig xov IIave7tiarrjf.iiov 1911. S. 87 — 134.
Ausführliche Erwiderung auf G. Kazarows Aufsatz in der Revue
des etudes grecques 1910, 243ff., gegen den X. seine Ansicht vom
griechischen Charakter der Makedonier vertritt.
Elter, A. Epigraphica, Rhein. Mus. G6, 199—225, schlägt
für mehrere bekannte archaische Inschriften neue Lesungen und
Erklärungen vor. 1. Säule von Faros, IG. XII 5, 225 = GDL
5427 liest E. Bdvwi Jojqiiji ov S-a(^i[g ovvtElelv?] \ ovöe d[ov]l(oiy
a KovQfjt aoTq) e[oTi reXsiv]. — 2. Wurfstein aus Olympia IGA.
370 (scheint in den GDI. zu fehlen!): Bvßwv Texigst x^Q^ ("lit
der linken Hand) vTiig /.ecpaXäg vTteqtßale. In den Zeichen am
Schluß TOOO.A sucht E. einen Gedanken wie ro ot; qpo[^£'otg, ohne
ihn mit den erhaltenen Schriftzügen vereinigen zu können. —
3. Stele von Sigeion IGA. 492 = GDI. 5531. Nach E. handelt es
sich hier um den Grabstein des Phanodikos; seine Brüder haben
ihn in Sigeion errichtet, in dem ionischen Text die Schenkung
eines Service (x^rjT^^a usw.) an das Prytaneion von Sigeion, die
Ph. testamentarisch angeordnet hatte, als objektive Tatsache mit-
geteilt, in der attischen Inschrift mit seinen eigenen Worten nach.
272 Paul Kretschmer
seinem Testament. — 4. Auf der Columna Naniana aus Melos
IGA. 412 = GDI. 4871 sieht E. in Ekphantos den Stifter, in
rgocfcov den Bildhauer. — G. Das parische Epigramm IG. XII 5,
215 = GDI. 5430 ist nach Versfüßen abgeteilt, der eine Penta-
meter so:
ev^äfXEvoL avrjaav naq-
Nach der Praxis der Alten hatte also der Pentameter, wie schon
sein Name besagt, fünf Füße und die Silbe nach der Cäsur kann
keinen Versiktus getragen haben.
Sammlung der Griechischen Dialektinschrifteii, herausg.
von H. Collitz und 0. Hoffmanu. IV. Bd., 4. Heft. 1. Abteil.
Nachträge, Grammatik und Wortregister zum 1. und 2. Heft der
2. Hälfte des III. Bdes. von 0. Hoffmann. Gott., Vandenhoeck
& Ruprecht 1911. S. 677—848. Die Register zu den Inschriften
von Lakonien, Messenien, Thera, Kyrene, Melos sind wieder in
Form von registrierenden Grammatiken angelegt. Dankenswert
sind die Nachträge zu den Inschriften, zahlreich besonders die zu
den lakonischen und theräischen. Für die lak. Knabenagon-In-
schriften scheint dem Verf. mein Aufsatz Glotta III 269 ff. noch
nicht vorgelegen zu haben: er ist in der Deutung von yiaoev als
y.aS' fV mit mir zusammengetroffen, faßt aber axQOTräixnaig mit
Woodward als hEQorrdf.inaig statt als adQonäfXTiaig.
Literatursprachen
Scott, John A. Two Linguistic Tests of the Relative Anti-
quity of the Iliad and the Odyssey. Class. Phil. VI 156—162.
S. schließt aus einer Statistik der Belege für den Gebrauch von
o als Artikel und für die Verwendung des Perfekts auf -xa, daß
llias und Odyssee in dieselbe Periode der Sprachgeschichte fallen.
In der II. verhält sich der demonstrative Gebrauch von 6 zu dem
als Artikel wie 14 : 1; Od. 13 : 1 ; Hesiod 7:1; Hom. Hymn. 4 : 1.
In der II. kommt ein xa-Perfekt auf 261, in der Od. auf 258 Verse,
wenn wir von ßeß?^rf/.£i, fGirj-Kst absehen, die in den Schlachtbe-
schreibuugen der II. so oft (25 mal) vorkommen. Der Verf. macht
hierbei die Voraussetzung, daß die Entwicklung dieser Neuerungen
eine gleichmäßig fortschreitende war. Der Zeitraum, in dem o so
wie in II. und Od. gebraucht wurden, kann aber sehr lang gewesen
sein. Vorsichtiger ist es jedenfalls, zu solchen chronologischen
Schlüssen nicht bloß zwei Spracherscheinungen zu benutzen, son-
dem den gesamten Sprachgebrauch heranzuziehen.
Literaturbericht für das Jahr 1911 273
Fick^ A. Homerika. KZ. 44, 141—152, bespricht eine Reihe
homerischer Wortformen und Namen. Feidiog soll auf ^ßeßidiog
zurückgehen, weil ei ausschließlich dem Praesens zukomme; aber
das Part. Perf. 'macht eine Ausnahme, got. weitwöd- *^ Zeuge er-
weist das ei von feiötog als uralt, vgl. auch herakl. eggriyela. Zu-
letzt hierüber Solmsen Rhein. Mus. 66, 142. Fraenkel IF. 28, 249.
y.ea/.ETO soll falsche Umschreibung von aEoasto aus /.esayiSTO
(aus ^■/.H€0'/.eTo) sein. Diese Auffassung ist jedenfalls nicht zwin-
gend. Ich glaube wir müssen anerkennen, daß /.ssoyiero lautlich
zu 'ASG-AETO wurde, ob man nun den Vorgang Hyphaeresis oder
Kontraktion nennt. Auch Solmsen Untersuch. 90. 250 war dieser
Ansicht und verweist weiter auf OTiiooi aus auieooi, cj&eay.s aus
d)&a£oy.€. Ich erinnere noch an BooTtoQog aus Booonoqog. — Die
Namen nt]Xevg, Nr^Xevg, Tvösvg, KazQevg erklärt F. als Ethnika.
Das Zitat von HeeXevg, Kumanud. ^Att. euL-yq. eTTiTVfAß. n. 2310,
das F. vermißt, hat er selbst GDI. 1352 gegeben.
V. (1. Brelie, Wilh. Dictione trimembri quomodo poetae
graeci imprimis tragici usi sint. Diss. Göttingen 1911. 64 S.
Der Verf. geht einem Gedanken Fr. Leos nach, daß die Heiligkeit
der Dreizahl auch zu der Wahl dreigliederiger Ausdrücke und
Sätze geführt habe, und bringt hierfür ein reiches Material aus
der griechischen Poesie bei. Er ordnet es nach Adjektiven, Sub-
stantiven, Verben und Sätzen. M. E. wäre er am besten von den
Fällen ausgegangen, wo dasselbe Wort, sei es Nomen oder Ver-
bum, dreimal wiederholt wird; das ist die älteste und volkstüm-
liche Weise: ich erinnere nur an Mephistos I)u mußt es dreimal
sagen und unser dreimaliges Unberufen! Diese W^iederholung wird
von den Dichtern angewendet, wo ein Begriff nachdrücklich her-
vorgehoben werden soll: z. B. Eur. Hek. 1092 ßoav ßodv avTto
ßoav , Soph. Ai. 396 e'Xead^, sleod-8 (.i orA.'qroqa "Xsod-e (xe. Die
Fälle hat der Verf. S. 27 ff. gesammelt. W^o eine solche Wieder-
holung zu pathetisch wäre, wird der Begriff variiert, wie II. I 63
aq)Q7jzcoQ ad^sf-iLOTog avsariog; Aisch. Prora. 937 aeßov tvqoosvxov
d-ÖbTtZE TOV y.QaTOVVT OEl.
Bruhn, Christian. Über den Wortschatz des Menander. Diss.
von Kiel. Jena 1910. 75 S.
Kerkidas. The Oxyrhynchus Papyri VIII. ed. Arth. Hunt
(London 1911). S. 20 — 59. Cercidae cynici meliambi ed. Paul
Maas. Berl. phil. Woch. 1911, S. 1011—1016. H. v. Arnim
Wien. Stud. 34 (1912), 1 — 27. Von Kerkidas, dem kynischen
Dichter aus Megalopolis, dem Schöpfer von f.iEXiafißoi, hatten wir
274 Paul Kretschmer
bis 1911 nur ganz wenige kurze Bruchstücke. Der aus dem 2. Jh.
stammende Oxyrhynchus-Papyrus, der leider in viele Stücke ge-
brochen ist, gibt zum ersten Male größere Stücke von zwei Ge-
dichten dieses Dichterphilosophen. Der erste Herausgeber identi-
fiziert den Dichter mit dem Staatsmann und Gesetzgeber von
Megalopolis und datiert ihn in die 2. Hälfte des IH. Jahrb. v. Chr.
Kerkidas schreibt eine Doris, die Hunt S. 24 behandelt: wir lesen
ox« und 0"/t/a, Tcöv.a^ l^dv xiv, Ttoxl, Xf]g, rjg (neben sov.e), '/.Qccyvov,
ra/xog, 7tBTia(.Uvoi, /.aggov. Der Papyrus schwankt zwischen w
und ov, iq und sl : y.avd-ovg mit darüber geschriebenem w, also
•/iav&iog, Eif-iev mit darübergeschriebenem tj, also rji.i£v, im Inf. -stv
und -r]v. Mit der Doris sind epische Elemente gemischt, wozu
man die Nachricht des Ptolemaios Hephaistion (Phot. Bibl. 190
p. 151 Bekk.) halte, daß Kegy-iöag owracpr^vai avTOJ rö a Aal ß
Trjg ^Ilidöog yiekevosisv: so a(.i(.iiv neben ci^ie, Twöageoio , e'ayisv,
ay.ovd, av. Hunt findet kein arkadisches Merkmal in Kerkidas'
Sprache, doch kann solag hier genannt werden (ark. wXög GDI.
12ÜÜ, 4, iod-löv . . . KIeltoqiwv Hesych), wennschon aucb Pindar
diese Wortform gebraucht (vgl. noch Glotta III 299). Im Übrigen
zeichnet sich Kerkidas' Stil durch zahlreiche drastische Bildungen
und Komposita aus: QvrtoAißdoTÖ'Atov (vgl. Arnim a. a. 0. 10 f.)
aus qvTiog schmutziger Geiz, y.ißdo- wohl für yußdiqlo- und TO'Mg
Zins; die Bildung auf -lov kehrt in XeßijToyagtov und dxQaoicüv
wieder. TsS^va/MxaX-^^idag einer, bei dem das Geld tot im Kasten
liegt. ev.%vf.ieviTag 'Verschwender'. ovon'kovTOGvva 'Schweinereich-
tum. l7tizaöeoTQCoy.Tag, KOivoy.Qarr^Qoa'/ivcpog, 7tLiiieloaceo/.ocpaycov,
/ueteioQoyiOTcog, y^vavomtQvyog, a'Moi^QBTZTog, darrawlla (Hunt ver-
gleicht (fd^ivvXXa), oxoiTcxikkLO . .
Kallimachos. The Oxyrhynchus Papyri VII. ed. Arth. Hunt,
London 1910. S. 15—82. Nr. 1011. Vgl. H. v. Arnim, Zum neuen
Kallimachos. Sitzgsber. Wien. Akad. ph.-hist. Kl. 164. Bd., IV,
Abb. Der Kallimachos-Papyrus, den Hunt veröffentlicht hat, ent-
hält Stücke aus dem III. und IV. Buch, auch den Schluß von
Kallimachos' ^Ina, den Anfang und sonstige Fragmente von seinen
laf.ißoL und von trochäischen Tetrametern, die nach Arnim mit
den Jamben nicht zusammengehören. Die Verszählung läuft bei
Hunt durch den ganzen Papyrus durch. leb bebe hier nur einige
sprachliche Einzelheiten heraus. Die Pronomina zeigen die x-
Form: xore v. 4. 18 (^IVm), 6x[o//^]v 234, xwg 278. dsie'kivTqv
V. 12 (wie Theokrit 13,33). vLctöig 23. /.lolißi^ 30. rrjixovTog 44:
wie Hesiod Werke 578: der Dichter bekennt am Schluß der ^ma,
Literaturbericht für das Jahr 1911 275
daß er in den Spuren Hesiods wandele (Arnina a. a. 0. 8). oiq^-
fiBvog 56: vgl. Herodian II 252 aQx/,tevog .... cocpeiXe ds ccQyfxevog'
q)vXd^av di ro % ^onel ^hovixbv eivai. rcai^viov 395: vgl. ion.
TtQrjxi-icc, iQXf^ta Hoffmanu Gr. Dial. III 604. Bir]g 138 bezweifelt
der Herausgeber, aber außer Diog. Laert. I 88 beweist das Be-
stehen des «-Stammes Blä- neben Biavr- die korinthische In-
schrift IG. IV 245 Ti(X(Dvidag sygaipE Blcc. ■/.geoGiov 253, /neCcuv
254. ^ awTtri 255.
Diels^ H. Über einen neuen Versuch, die Echtheit einiger
Hippokratischen Schriften nachzuweisen. Sitzgsber. d. Berl. Akad.
1910. S. 1140 — 1155, sieht den Versuch von Herrn. Schöne
(Deutsche Medizin. Wochenschr. 1910 Nr. 9. 10), die beiden großen
Werke über die Knochenbrüche (UeqI ay/uiov) und die Einrichtung
der Gelenke (UeQl agd^QOJv) als von Hippokrates selbst herrührend
zu erweisen, als mißlungen an, stimmt aber seiner Ansicht zu, daß
beide Schriften denselben Verfasser haben und ein einheitliches
Ganze bilden. Ihrer Sprache eigentümlich ist die Verwendung
von Ttozi (außer de fract. 3) in der Verbindung norl /mI im Sinne
von 'zumal auch'. Die Glossen des Galenlexikons rcorr Ttore und
^cQog' TtQog dt sind nach D. in rtorh TtQog, Ttqbg da zusammen-
zuziehen; ^tore ist Variante der Hds. für tvoti [vgl. auch die He-
sychglosse ytotl de' jcote de~\. Diese der neuen las fremde Form
und die Dorismen Ttie^ig nETciii^ai rcuid^rivai, aöslcpi^ig, xeiQi^igy
q)Xav st. d-läv scheinen D. nach Knidos oder Kos zu weisen. Da
aber nur unsere koischen Inschriften Ttori, die knidischen dagegen
TTQog bieten, so fällt Knidos wohl weg. Allerdings sind unsere
knidischen Inschriften jung, aber ttotI hielt sich, wo es üblich
war, ziemlich lange; die knidische Verfluchungsinschrift GDI. 3539
hat die 3. PI. 7tQOoy.aTalaXovvTt, also jtQog neben -vri. Es ist
jedenfalls möglich, daß ttoti hier früh dem Ttgog gewichen ist. —
Schönes Ansicht, daß der Verfasser jener beiden medizinischen
Werke auch die Schrift IJegl aöhiov geschrieben habe, bestreitet
D., weil in dieser der Dual vorkommt, der ersteren ganz fremd ist.
Fraeiikel, E. Spuren des heimatlichen Dialekts in den hippo-
kratischen Schriften. Idg. F. 28, 239 — 242. F. weist das in den
hippokr. Schriften häufige aiol. ovara Ohren' auch aus einer In-
schrift von Kos und aus Epicharm nach; doch äußert er sich nicht
darüber, wie der Äolismus nach Kos gekommen ist.
Diels, H. Hippokratische Forschungen I — III. Hermes 45
S. 125—150. 46 S. 261—285. In einem Galenzitat aus der um
400 V. Chr. verfaßten ionischen Schrift üegl öiaixrig ist ?} TQvycg,
Glotta V, 4. 19
276 P^ul Kretschmer
V. 1. azQvyig in oTQvyrj zu verbessern. Die Grammatiker zitierten
dieses alte ionische Wort aus einem Archilochosverse mit oTQvytj-
(fdyov und erklärten otQvyri = xQvytf. zJrifxr^TQiaKog ytaguSg; ZQvyTj
Hymn. Apoll. 55. D. faßt das c- als prothetisch wie a- in aora-
Xvg : OTccxvg, doTacpig : oracpig (anders Hoifmann Gr. Dial. III 276).
Diese prothetischen Vokale sind freilich alle noch nicht recht er-
klärt und die Wörter selbst etymologisch dunkel. — Zu der von
Nelson herausgegebenen Schrift Regl (fvaitov steuert D. (46, 273 ff.)
verschiedene grammatische Bemerkungen bei: S. 274 f. ovrjiazoi
beim Fem.; S. 276f. ^vvov — /.olvüv; S. 279: ufjv — Co'eiv; S. 283:
€7T€lTa STteiTSV.
Nelz, Carl Franz: De faciendi verborum usu Platonico. Diss.
Bonn 1911. 90 S. Die fleißige Arbeit gehört zu denen, die die
Entwicklung des platonischen Sprachgebrauches untersuchen und
mit dem Problem der Abfassungszeit der einzelnen Dialoge Piatos
verknüpfen. N. hat die Verba des Machens, ttoieIv, Ttgarreiv,
ÖQav, egyaCead-ai und Komposita, aTtoTEXelv ins Auge gefaßt und
kommt zu dem Ergebnis , daß ögäv mit dem Alter Piatos immer
mehr zunimmt, was er daraus erklärt, daß dgäv ein mehr poe-
tisches Wort war und Plato in seiner späteren Zeit poetische
Ausdrücke liebte. Auch drteQydCsod-aL und ccTtoTeXeiv sind nach
N. in den späteren Dialogen häufiger. Phaidros und Theaitet er-
weisen sich ihm als ungefähr gleichzeitig mit dem 'Staat', Sophistes,
Politikos, Philebos als den 'Gesetzen' nahe stehend, also als spätere
Dialoge. Sprachgeschichtlich sind diese Untersuchungen des pla-
tonischen Sprachgebrauchs von großem Interesse, wenn schon sie
bekanntermaßen der Gefahr des Zirkelschlusses unterliegen; sie
wären viel bedeutsamer, wenn die Zeitfolge der Dialoge objektiv
feststünde, d. h. überliefert wäre.
Gautier, Leopold. La langue de Xenophon. These presentee
ä la Faculte des lettres et des sc. soc. de l'univ. de Geneve. Genf,
Georg & Co. 1911. 215 S. Der Verf. hat den dankenswerten
Versuch unternommen, die in letzter Zeit öfter berührte spracli-
geschichtliche Stellung Xenophons durch eine genauere Unter-
suchung vornehmlich seines Wortschatzes festzustellen. Indem er
die richtige Ansicht vertritt, daß vieles, was man für dichterisch
hält, vielmehr als dialektisch anzusehen sei, unterscheidet er in
der Sprache Xenophons eine beträchtliche Zahl von Dorismeu und
lonismeu. Der Nachweis des dialektischen Charakters eines Wortes
ist oft schwierig, namentlich ohne einen vollständigen Thesaurus,
und ich weiß nicht, ob der Verf. immer alles Material beisammen
Literaturberioht für das Jahr 1911 277
hat. Z. B. hätte (S. 55) zu d-iyydvoj, das er als unattisch ansieht,
die Inschrift &iyrjig auf zwei attischen Vasen Gr. Vaseninschr. 91
erwähnt werden sollen (öv^ oßelio Y.al fArj d^iyt]ig nach Naber
Mnemos. 22, 231). Im Wesentlichen ist aber das Resultat, zu dem
er kommt, gewiß richtig. Eine Reihe poetischer Ausdrücke er-
kennt G. bei Xenophon an, bemerkt aber mit Recht (S. 142), daß
was für den einen Griechen dialektisch war, für den einer andern
Stadt poetisch sein konnte. Nicht anders ist es ja auch im deut-
schen Sprachgebiet, wo z. B. Boss für den Berliner ein dichte-
risches, für den Wiener ein vulgärdialektisches, in gehobener
Sprache aber auch ein poetisches Wort ist. Ein weiteres Kapitel
stellt die unattischen Ausdrücke zusammen, die Xenophon mit der
hellenistischen Prosa gemein hat. Diese Elemente sowie die Dia-
lektmischung kennzeichnen den Schriftsteller nach G. als einen
Vorläufer der Kolv^: freilich ist dabei zu bedenken, daß der inter-
nationale Charakter seiner Sprache durch seine besonderen Schick-
sale, seine lange Abwesenheit von Athen und seinen Aufenthalt in
ionischem und dorischem Gebiet, bedingt ist. Daß dieser Vor-
läufer der Koiviq so viele unattische und besonders dorische Ele-
mente in seiner Sprache zugelassen hat, stimmt gewiß, wie auch
G. anerkennt, nicht schlecht zu meiner Theorie, die den Misch-
charakter der hellenistischen Sprache betont. Wenn der Verf.,
ohne die nötige Begründung, behauptet, daß ich einen zu großen
Unterschied zwischen schriftlicher und mündlicher Koiviq annehme,
so berücksichtigt er wohl zu wenig die neugriechische Volkssprache:
wer die heutige ,,Diglossie" kennt und überlegt, wie viel von den
ngr. Spracherscheinungen bereits antik ist, wird jenen Unterschied
nicht für ganz klein halten. — Nach einer Würdigung des xeno-
phontischen Stils beschließt der Verf. seine anregende Arbeit mit
verschiedenen lexikalischen Verzeichnissen.
Mahlstedt, Christian. Über den Wortschatz des Aineias Tak-
tikus. Diss. von Kiel. Jena (Frommann) 1910. 90 S. Dem
Xenophon steht zeitlich, sprachlich und fachlich nahe der Militär-
schriftsteller Aineias. Ist jener ein ins Ausland verschlagener
Athener, so dieser ein attisch schreibender Ausländer, wenn auch
seine Identität mit dem Feldherrn Aineias von Stymphalos von Ed.
Schwartz (RE. u. Aineias) bestritten worden ist, und auch er ist
von Behrendt als T»jg yioivrjg praenuntius bezeichnet worden. In
der Tat zeigt M., daß Aineias zahlreiche ionische Ausdrücke ge-
braucht und eine Anzahl unattischer Wörter mit der späteren
KoivT] gemein hat. Von solchen Wörtern teilt er mit Xenophon
19*
278 Paul Kretschmer
ayga dygevco, dccTtedov, deofielv (X. öeoi-isiio), doXcofxa (X. dohoaigy
6ol6(o), ^jAEQOO-'A.orcog, ■Klwif.i, yioirTj, y.QV(pa, '/.rvTiog, laq^vQa, lei]kaT(Jt),
'Kev'/.ovv, oxvQog, ndf-iTtav, ftaoavdhj, Ttoöto/.yjg, ^oqgvvm, TtoziCiOy
TtoTiixog, nvQaevw, Qv/iiiq, arduo, Texvaaf-ia, (ftyyog, xeXiovri, y^ogog.
Auch die Dorismen vaog und loyayog finden sich bei Aineias wie
bei Xenophon. Der Verf., der mit Recht bemerkt, daß Vorläufer
der Koivri wie Aineias damals wohl in großer Zahl vorhanden
waren, hätte dies — wenigstens für Xenophon — näher ausführen
sollen.
Behrendt, Curtius. De Aeneae Tactici commentario polior-
cetico quaestiones selectae. Diss. Königsberg 1911. 137 S. Die
Hauptaufgabe, die sich B. gestellt hat, ist zu zeigen, daß Herchers
und Hugs umfangreiche Athetesen, Mosbachs Kapitelumstelluugen
im Text des Aineias unbegründet seien. Der zweite Abschnitt be-
handelt etwas ungeordnet Sprache und Stil des Schriftstellers,
hauptsächlich Syntaktisches; das Lexikalische ist durch die Arbeit
von Mahlstedt überholt. Über Lautliches und Flexivisches ist an
verschiedenen Stellen, S. 69f. 125 f. 134, Auskunft gegeben: auch
hier zeigen sich viele lonismen, offene Formen wie 7zd&sa, teI-
Xsog, EiÖEog, ^Evyacov, aslgsiv, 78 Fälle von aa (yhoooa, e^eXioaeiv
usw.) gegen 24 von tt, der Aor. Tzoviaai 3, 2 (Fraenkel KZ. 43,
194), der Imperativ auf -loaav (l'oTioaav 10, 25, öiairdoi^cooav 13, 3),,
ovd-Eig (xyjd^Eig, -ctqyrß {qvf.Kxqyt^g 3, 4).
Koine und "Vulgärgriechisch
Hindenlaiig, L. Sprachliche Untersuchungen zu Theophrasts
botanischen Schriften. Straßburg, Trübner 1910 (Dissert. philoL
Argentoratenses XIV 2). 200 S.
Kalteiitoerg, H, Zu Polyb. II 23. Ein Beitrag zur Geschichte
der Präposition Ell. Rhein. Mus. 66, 473 — 477, betont, daß der
Gebrauch von elg für Bewegungen zu einem Flusse oder dem Meere
hin bei den LXX, Appian (z. B. Mith. 45 sg xiv Evqitvov), den
Byzantinern (Prokop, Zosimos) vulgär sei und die Stelle Pol. II 23
elg %bv nddov verderbt sein müsse. Es scheint mir doch sehr
fraglich, ob man nicht Polybios einen solchen Vulgarismus zutrauen
darf.
Auerbach, M. De nonnullis vocibus peregrinis in Veteris
Testamenti Alexandrina versione obviis. Progr. d. Elisabeth-Gym-
nasiums in Sambor für 1910/11, 28 S.
Johannessohii, Martin. Der Gebrauch der Kasus und der
Präpositionen in der Septuaginta. Teil I. Dissert. Berlin 1910.
Literaturbericht für das Jahr 1911 279
82 S. Die Syntax der Septuaginta hat noch wenig Bearbeiter an-
gezogen, wohl weil sie außer der Kenntnis des Griechischen auch
Beherrschung des Hebräischen erfordert. Der Verf. stellt überall
die griechische Übersetzung neben das hebräische Original und
konstatiert die Übereinstimmungen oder Abweichungen. Sein Ma-
terial ist aus Gen., Exodus, einem Teil der Psalmen und den vier
Makkabäerbüchern geschöpft. Der vorliegende I. Teil der Arbeit
behandelt nur die Kasuslehre, der II. soll die Lehre vom Artikel,
dem Possessivpronomen, oXkiqXoiv und den Präpositionen bringen.
Es fehlt daher auch noch eine Zusammenfassung der Ergebnisse
sowie eine allgemeine Beantwortung der Frage, wie weit sich die
Übersetzung auf dem behandelten syntaktischen Gebiet an die
Sprache des Originals anschließt.
ßadermacher, Ludw. Neutestamentliche Grammatik. Das
Griechische des Neuen Testaments im Zusammenhang mit der Volks-
sprache. Handbuch zum NT. I. Bd. 1. Teil. Tübingen, Mohr.
1911. 207 S. Vor etwa zwanzig Jahren war der im Schnecken-
tempo fortschreitende VViner-Schmiedel die einzige Grammatik der
neutestamentlichen Sprache, dann kam Blaß in mehreren Auflagen,
in Italien gleichzeitig Spada und Boatti, in England Moulton, in
Amerika außer dem bei uns wenig gekannten S. G. Green Robertson,
und im Berichtsjahr sind nicht weniger als drei Grammatiken des
NT., die neue von Radermacher und die deutschen Bearbeitungen
von Moulton und Robertson, erschienen. So ist es begreiflich, daß
R., um seinem Gegenstand eine neue Seite abzugewinnen, sich über
das NT. hinaus auf die hellenistische Volkssprache ausgedehnt hat,
im Zusammenhang mit der die neutestamentliche Sprache gewür-
digt werden muß. Alle drei Grammatiken haben den Vorzug mit
einander gemein, daß ihre Darstellung mehr ausführend und er-
zählend als registrierend ist; daß auch bei allen das Hauptgewicht
auf der Syntax liegt, ist in der Natur der Sache begründet. Bei
R. finden wir manch feine selbständige Beobachtung und viel neues
Material aus hellenistischen Texten, aber daneben freilich auch
überraschende Bemerkungen. So werden S. 50 die Neutraiformen
auf -IV wie to tiot^qiv als Kurzformen von denen auf -lov mit
unorganisch angehängtem -v erklärt und die ngr. Endung -t (to
&sdq)i) dafür geltend gemacht. Die historische Reihenfolge der
Endungen ist durchaus -lov — -lv 1. zäyvQi 'to ilaxiorov bei
Eupolis, auf das sich R. beruft, wird bei Herodian I 354 unter
lauter Neutren der III. Deklin. genannt mit dem Zusatz ovx "^El-
Irivr/id, If'm öL Der älteste sichere Beleg für -i = -lov ist pam-
280 P'^"^ Kretschmer
phyl. igei^tvl GDI. 1260; im Pamphylischen ist aber eben der Abfall
von auslautendem Nasal überhaupt alt.
Moultoii, J. H. Einleitung in die Sprache des Neuen Testa-
ments. Auf Grund der vom Verf. neu bearbeiteten 3. engl. Aufl.
übersetzte deutsche Ausgabe. Heidelberg, Winter. 1911. Idg. Bibl.
I 1, 9. 416 S. Das Buch ist uns schon durch das englische Ori-
ginal als eine geschickte und lebendige Darstellung der neutesta-
menthchen Sprachfragen bekannt. Die Prolegomena to the Grammar
of New Testament Greek, die 1906 in 1., 1908 in 3. Aufl. erschienen,
waren eigentlich als Einleitung zu einer englischen Übersetzung von
Winers Grammatik des neutest. Sprachidioms gedacht, die der Vater
des Verfassers, W. F. Moulton, geplant, aber nicht ausgeführt hat.
In Wirklichkeit sind sie nicht eine bloße Einleitung, sondern eine
für Theologen berechnete Grammatik. Einleitend sind nur die
beiden ersten Kapitel, ,, Allgemeine Charakteristik" und „Geschichte
des 'gemeinen' (jriechisch" betitelt. Im 1. setzt sich M. mit der
Hebraismenfrage auseinander, in der er einen vermittelnden Stand-
punkt einnimmt. Im 2. behandelt er die Koine, ihr Wesen und ihre
Entstehung. In dieser Frage zeigt er sich aber nicht ganz selbst-
ständig und urteilsfähig. Denn er beruft sich gegen meine Theorie
auf das Urteil der ,, Fachmänner", zu denen er sich selbst nicht
zu rechnen scheint, und er übersieht wieder, daß ich den attischen
Ursprung und Charakter der Literaturkoine, zu der auch die Sprache
des NT. gehört, ausdrücklich anerkannt habe und sich meine Theorie
auf die gesprochene Gemeinsprache der hellenistischen Zeit, die
„Mutter der neugriechischen Volkssprache", bezieht. Er meint,
mein Argument gründe sich namentlich auf die Aussprache. ,, Wen-
den wir uns aber zu Zügen, die in der Schrift im Gegensatz zu
bloß schwankender Aussprache desselben gesprochenen Wortes zum
Ausdruck kommen, so wird die Sache weniger auffallend." Was
geht uns die Schrift an, wenn wir das Wesen einer gesprochenen
Sprache gerade im Gegensatz zur Schriftsprache feststellen wollen?
Robertson, A. T. Kurzgefaßte Grammatik des Neutestament-
lichen Griechisch mit Berücksichtigung der Ergebnisse der ver-
gleichenden Sprachwissenschaft und der Koivri-Forschung. Deutsche
Ausg. von Herrn. Stocks. Leipzig, Hinrichs 1911. 312 S. Robert-
sons Short Grammar of the Greek New Testament, die in Amerika
seit 1908 drei Auflagen erlebt hat, ist von Stocks nicht nur über-
setzt, sondern, namentlich in der Laut- und Formenlehre, auch neu
bearbeitet worden. Viel Sorge haben dem Herausgeber die sprach-
vergleichenden Abschnitte gemacht. Er sieht darin mit Recht eine
Literaturbericht für das Jahr 1911 281
Eigenart des Buches, aber es ist eine, die bei dem Kundigen eine
gewisse Verwunderung erregen muß. Mau könnte es sich ja ge-
fallen lassen, daß die Theologen, an die sich das Buch hauptsäch-
lich wendet, bei dieser Gelegenheit in einige Ergebnisse der Sprach-
vergleichung eingeweiht werden, von denen sie sonst vielleicht nie
etwas hören würden, aber man fragt sich doch unwillkürlich, ob
hier nicht ein gewisser Mangel an Einsicht vorliegt. In der Tat
machen verschiedene Abschnitte und Bemerkungen einen etwas
laienhaften Eindruck. Z.B. S. 51 A. 2: „.5"e stammt von re (urspr.
tuey\ — S. 58: ,,lm älteren Griechisch besteht starke Neigung,
die Personendungen abzuschleifen", was mit der Verminde-
rung der Verba auf ilil erläutert wird. — S. 75: ,,Der Imperativ
ist ein Lückenbüßer, der sich aus dem Ind. und dem Injunktiv ent-
wickelt zu haben scheint". — S. 95: ,,An Fähigkeit, Wörter-
zusammensetzungen zu bilden, steht das Griechische allerdings
hinter dem Deutschen zurück, doch mangelt auch ihm dieser Trieb
nicht ganz". Diese Ausdrucksweise gegenüber einer Sprache, die
sich durch ihre Fülle von Kompositen auszeichnet und noch heute
zur Bildung zusammengesetzter technischer Bezeichnungen ver-
wendet wird, muß in Erstaunen setzen. Vom Pronomen heißt es
S. 101, daß es in den idg. Sprachen eine bemerkenswerte Konsis-
tenz der Form zeige. „Daraus darf man wohl schließen, daß die
Sprache ursprünglich persönlich-sozialen Charakter trug, und daß
die Schriftsprache etwas Späteres ist." S. 104 wird dem Neu-
griechischen der unbestimmte Artikel abgesprochen.
Cremer, Hermann. Biblisch -theologisches Wörterbuch der
Neutestamentlicben Gräzität. 10. völlig durchgearbeitete und viel-
fach veränderte Aufl., herausg. von Jul. Kögel. 2. Lief ^AqEiiq bis
JUaiog. Gotha, Perthes 1911. S. 161—304.
Weiss, Bernh. Der Gebrauch des Artikels bei den Gottes-
namen. Exegetische Studien zur neutestamentl. Grammatik. Theol.
Stud. u. Kritiken 1911.
Roufflac, Jean. Recherches sur les caracteres du Grec dans
le Nouveau Testament d'apres les inscriptions de Prione. Bibl. de
l'Ecole des Hautes Etudes. Sciences religieuses XXIV 2. Paris,
Leroux. 1911. 104 S. Der Titel der Abhandlung, der freilich an
Thiemes Schrift Die Inschriften von Magnesia a. M. und das Neue
Testament eine Analogie hat, klingt zunächst etwas sonderbar.
Wenn neue Denkmäler der Koine wie die Inschriften von Priene
zu Tage kommen, dann sollten sie im allgemeinen und nicht bloß
in Hinblick auf ein anderes Denkmal der Koine grammatisch be-
232 Paw] Kretschmer
handelt werden, wie dies auch Dienstbach für die Lautverhältnisse
dieser Inschriften getan hat und Th. Stein für die Formenlehre in
einem Artikel des zweiten Heftes von Glotta VI tun wird. Wir stehen
ja nicht mehr in den Anfängen dieser Studien, wo man noch exem-
phfizieren konnte und z. B. die Inschrift von Sestos und Polybios
verglich. Aber bei näherem Zusehen zeigt sich, daß in R.s Schrift
das Grammatische ganz zurücktritt und das Lexikalische etwa
sechsmal so viel Raum darin einnimmt, und nach dieser Richtung
läßt sich allerdings der Wert der neuen Inschriften sehr gut da-
durch zeigen, daß man Deißmanns bekanntes Verfahren fortsetzend
aus ihnen Parallelen für auffällige W^ortverwendungeu der neu-
testamentlichen Gräzität gewinnt. Das hat der Verf. für eine Reihe
von Ausdrücken getan. Bei der Besprechung von /MxlvavTL und
(XTiivavzt (S. 34 f.) sind ihm Wackernagels Hellenistica entgangen
(was übrigens bei einer Gelegenheitsschrift verzeihlich ist), und
daher hat er auch übersehen, daß arttvavxL schon bei Polybios
auftritt.
Dienstbach, Emil. De titulorum Prienensium sonis. Dissert.
Marburg 1910. 108 S. Die von Hiller v. Gaertringen 1909 her-
ausgegebenen Inschriften von Priene luden zu einer grammatischen
Darstellung nach dem Muster von Schwyzers und Nachmansons be-
kannten Arbeiten ein. D. hat eine eingehende Lautlehre dieser
Inschriften geliefert, die größtenteils in Koivri abgefaßt sind. Viel
Überraschendes bieten sie in lautlicher Beziehung nicht außer etwa
der Form JiEOxovQiÖTjg, auf die ich schon Wiener Eranos (Wien.
Stud. 1909), 123 hingewiesen hatte (Glotta III 327). Aber die
entsagungsvollere Arbeit, für bekannte Erscheinungen den lokalen
Tatbestand festzustellen, muß eben auch gemacht werden.
Schulte, A. De ratione quae intercedit inter Polybium et
tabulas publicas. Dissert. Halle 1910.
Keil, Josef. Mysterieninschrift aus dem äolischen Kyme.
Jahreshefte des Ost. arch. Inst. XIV Beibl. Sp. 133—140. Die
vom Herausgeber in das 1. Jahrhundert n. Chr. gesetzte, in Koirrj
abgefaßte Inschrift bezieht sich auf das Heiligtum eines klein-
asiatischen Feuergottes Kalwv MdvÖQog, wenn Keils Lesung der
5. Zeile richtig ist. Es wäre die erste Bezeugung des von Letronne
aus Personennamen und aus dem phrygischen Stadtnamen Man-
dropolis erschlossenen Gottesnamens. Z. 51 ist ^laea für f.iaia ge-
schrieben, ae statt at ist nicht, wie K. meint, auf Boiotien, ge-
nauer Tanagra und Plataiai, beschränkt. Zu den von mir Gr.
Vaseninschr. 33. 126 behandelten Fällen sind noch hinzugekommen
Literaturbericht für das Jahr 1911 283
fxaeag = fxaiag auf einer Inschrift von Karpathos IG. XII 1, 1029
Z. 4, ^idurjg in Samos Athen. Mitt. 31, 151 ff, yeviazae, slvae,
Sivaero auf einer Inschrift aus Rom IG XIV 1215 beruht auf Ein-
fluß des Lateinischen. Andererseits ist auf dem Stein von Kyme
Z. 49 TeTvauog geschrieben.
Keil, J. Marmorgiebel mit Commodusbüste. Jahresh. d. Ost.
arch. Inst. XIV Beibl. 45 — 48. Aus dieser in das Jahr 176 n. Chr.
fallenden Inschrift hebe ich hervor die Form iqyeßLOxdxai; zu
spätgr. eßi = ETti-, vgl. Glotta II 319. IV 310f. K. erinnert auch
an „die gewaltige Attika-Inschrift des Mithridatestores in Ephesos
mit imb(erator) statt imp(erator)'\ Z. 12 Movoalg st. Movaaiog.
Für die Namenkunde ist anzumerken, daß unter vielen Personen,
die, wie gewöhnlich, mit Namen und Gen. des Vatersnamens ge-
nannt sind, vier statt des Vatersnamens einen Beinamen führen:
Movaaiog Xal'/.evg, MiqTQodwQog ^cdrjQitüv, Movaaiog BoXmg, '^Eq-
IxoyevTqg Xavögtov. Xalyievg könnte auch Appellativum sein, ist
aber eher Beiname oder ein zum Beinamen gewordenes Appella-
tivum, da ja sonst die Berufe nicht angegeben sind.
Rubeiisohii, 0. Neue Inschriften aus Ägypten. Arch. f. Papyr.
V 156 — 169. Aus Nr. 1 (Zeit des ersten Ptolemäers) ist die Schrei-
bung Qv/iiwtöi^g, aus Nr. 7 (Sonnenuhr des II. — I. Jh. v. Chr.)
^Hqioiöov bemerkenswert. '^HqwLdrig auch in Priene (9 mal) Dienst-
bach De tit. Prien. sonis 59. Nr. 5 (Ptolemaios VIII) rührt von
Mväoig Jlovvolov ^^gyeiog her, der also seinen Namen in dorischer
Form bewahrt. In Nr. 16 (spätröm. Zeit) braucht der Weihende,
Tvgavvog 'HXioöcoqov, die ionische Form IriVQog. Nr. 20 (Kaiser-
zeit) (pi?,ü7riX£ = cpiX6g)iXe.
Zereteli, G. Griechische Ostraka in der Kaiserl. Ermitage in
Petersburg. Arch. f. Papyr. V 170 — 180. Zwei Ostraka derselben
Hand vom J. 75 und 77 n. Chr. haben wydcoov = oydoov und
iüy'/.TCü = oy.Tio.
Oxyrhynchus Papyri. VII. VIII. London 1910. 1911. Der
VII. Band, der Kallimachos ^LTia brachte, enthält nur eine kleinere
Anzahl nichtliterarischer Papyri aus der röm. und byzantin. Zeit,
der VIII. von Nr. 1100 — 1165 eine Reihe offizieller und privater
Urkunden aus demselben Zeitraum. Namentlich die letzteren bieten
viele Beispiele vulgär-sprachlicher Grammatik und Diktion. Z. B.
Nr. 1155 (104 n. Chr.), 5 sf.iel/.s st. (.lEf-dXrjAe; 10 TiavTsg zovg
<piXovg. 1158 (3. Jh. n.Chr.), 18 aoXsiv = aohov (?); da7taCo/.i€v.
1160 (um 300 n. Chr.), 16 OEavXX'riya = avveilTjx^-
Griechische Papyri im Museum des Oberhess. Geschichts-
284 Paul Kretschmer
Vereins zu Gießen. Im Verein mit 0. Eger her. u. erkl. von E.
Kornemann und Paul M. Meyer. Bd. I, Heft 2 von P. M. Meyer.
Urkunden Nr. 36—57. Leipz., Teubner 1910. gr 4°. 104 S. Die
Papyri reichen von der Ptolemäerzeit bis ins 6. Jahrhundert n. Chr.
Papyrus de Thi^adelpliie edites par Pierre Jouguet. Paris,
Fontemoing & Co. 1911. 266 S. Diese Privatpapyri stammen alle
aus dem Archiv des Sakaon, Sohnes des Satabus in Theadelphia
(Fajum), und fallen in die Jahre 280 — 342 n. Chr.
Epistulae privatae graecae quae in papyris aetatis Lagi-
darum servantur, ed. Stanisl. Witkowski. 2. Aufl. Leipzig, Teubner
1911. 194 S. Die neue Auflage dieser nützlichen Ausgabe der
Privatbriefe aus der Ptolemäerzeit, auf deren Wert für die Sprach-
forschung schon Glotta 1 358 kurz hingewiesen wurde, ist um die
seit 1906 bekannt gewordenen Briefe bereichert. Die Zahl der
Stücke ist dadurch von öS auf 72 gestiegen. Angehängt sind die
beiden ältesten Briefe, die auf Bleitafeln stehen, der des Mnesiergos
und des Artikon (Glotta III 300).
Wünsch, Richard. Aus einem griechischen Zauberpapyrus.
Lietzmanns Kleine Texte 84. Bonn, Marcus & Weber 1911. 31 S.
W. hat als Probe der griechischen Zauberrezeptbücher V. 2441 —
2707 des von Wessely herausgegebenen Pariser Zauberpapyrus aus-
gewählt. Sein dankenswerter Kommentar erläutert die magischen
Ausdrücke und erstreckt sich auch auf Grammatisches.
KovKOvXeg, Oalöcov: IlaQarrjQijoeig /mI diOQd^coasig elg rovg
'^ElXnjvi/.ovg Tta/tvQOvg. Athen, UeTQdxrig. 1911. 27 S. Daß für
den Koine-Forscher die Kenntnis des Neugriechischen unentbehrlich
ist, das ist eine schon viel gepredigte Wahrheit, die sich auch
unsere Papyrusforscher merken müssen. Dem Verf., der sich durch
seine Olvovviia/M (Glotta II 336) als Neogräzist bekannt gemacht
hat, gelingt es mittels des Neugriechischen und mit Hilfe des
Hesych leicht, eine große Reihe rätselhafter Ausdrücke in Papyrus-
texten, an denen sich die Herausgeber bisher vergebens versucht
haben, überzeugend zu erklären. Ich hebe hier nur einige be-
achtenswerte Etymologien hervor. Das viel erörterte ngr. y.vvzdCio,
wie dieses Verbum gewöhnlich geschrieben wird, 'anblicken, schauen'
setzt Ä. mit /.oiTcctio 'lege schlafen, bringe zur Ruhe' gleich. Der
Bedeutungswandel erklärt sich dadurch, daß das Wort aus dem
Hirtenleben stammt, -/.onaof-wg TtQoßdrtov bedeutet in einem Lon-
doner Papyrus 'Schaf hütung', eigentlich 'das zur Ruhe bringen der
Schafe', ngr. ^oivaCw 7toif.ivia 'Herden hüten', auch 'pflegen' von
Kranken. Also über den Begriff des 'Beaufsichtigens' hinweg hat
Literaturbericht für das Jahr 1911 285
sich der des 'Schauens' entwickelt. Ich halte diese Etymologie für
die beste, die bisher vou dem ngr. Wort vorgetragen worden ist,
denn xotra'Cw ist das einzige altgr. Wort, mit dem sich das ngr.
Verbum lautlich deckt, das dann also xoitccKco zu schreiben ist.
— Ngr. xo TT« 'Huhn' deutet der Verf. richtig mittels der Hesych-
glossen y.oTtög, -noTziytoi vou y.oTTog Hahn als 'Kammträger' (xor-
Tig' y.€(paXri, Ttgonovrig- tj xaizj]) und verweist auf das analoge
'kevAOf.iiTiOTtoi 'Hähne' eines Papyrus. Auch ngr. yiovxög 'dumm'
setzt er = xotrCg 'Hahn mit Rücksicht auf nsTsivof.iva'kog 'der
das Gehirn eines Hahns hat, dumm'.
Truuk, J. De Basilio Magno sermonis Attici imitatore. Progr.
d. Gymn. Ehingen a. D. Stuttgart, Metzler 1911. gr. 4. 70 S.
Eine ausführliche Syntax der echten Schriften Basilios des Großen.
Dieser Kirchenvater, der zu den Attizisten strengster Richtung ge-
hört, schreibt ein an Pluto und Demosthenes gebildetes Attisch,
das nur wenige Vulgarismen wie Yöiog, olx€~iog statt Pron. refl.,
f.iov für if.iavrov, og sdv st. dg av enthält.
Mittelgriechisch
Compernass, J. Denkmäler der griechischen Volkssprache
für sprachwissenschaftliche Übungen und Vorlesungen herausgegeben.
Heft 1. Straßburg, Druck von M. Du Mont Schauberg. 69 S.
Die Sammlung, deren 1. Heft vorliegt, soll ein Lesebuch zur Ein-
führung in die mittel- und neugriechische Sprache sein. Das
1. Heft enthält 6 Texte historischen und theologischen Inhalts aus
Kantakuzenos, Johannes Kananos, dem Mystiker Symeon und eine
Schilderung des Erdbebens in Kephallenia im J. 1637. Eröffnet
wird es durch ein sachlich und sprachlich interessantes Anekdoten,
ein Schreiben vom Hofe des Kaisers Romanos I. (919 — 44) an den
Emir von Damaskus, das in einer Moskauer Handschrift unter den
Schriften des Erzbischofs Arethas von Kaisareia steht, eine Apo-
logie des Christentums und Schmähung des Islams. Ein Glossar
zu den Texten beschließt das Bändchen. In den folgenden Heften
der Sammlung sollen sprachlich wichtige Papyri und Inschriften
Aufnahme finden. Das dankenswerte Unternehmen kommt einem
Bedürfnis des Universitätsunterrichts entgegen, ist aber nicht so
praktisch angelegt wie Lietzmanns Kleine Texte. Das Format
könnte kleiner, der Druck viel ökonomischer sein, und den Texten
sollte eine kurze hterargeschichtlich und sachlich orientierende
Einleitung vorhergehen, zumal diese Chrestomathie nicht nur mit
den noch sehr spärlichen Vorlesungen und Übungen auf diesem
236 Paul Kretschmer
Gebiet, sondern auch mit autodidaktischen Benutzern rechnen müßte.
Wolf, Karl. Studien zur Sprache des Malalas. I. Teil: For-
menlehre. Progr. d. Ludwigs -Gymnasiums in München. München,
Druck von Straub. 1911. 80 S. Von den Denkmälern der Koivrj,
vom Neuen Testament und den Septuaginta, von den hellenistischen
Inschriften und Papyri beginnt jetzt die Literatur der „Einzel-
grammatiken" zum byzantinischen Mittelalter fortzuschreiten. W.s
Untersuchung der Flexionsformen in der Chronik des Malalas stellt
einen vortrefflichen Beitrag zur Kenntnis des frühmittelalterlichen
Vulgärgriechisch und einen Vorläufer der sämtliche Chronisten um-
fassenden Grammatik der byzantinischen Chroniken von Psaltes
(Göttingen 1913) da)'. Von hervorstechenden Vulgarismen bei
Malalas, die durch diese Studien zu Tage kommen, erwähne ich die
Differenzierung rraTcag Papst — Ttauäg Pfarrer, die Flexion 6 -/.vgig :
zoi '/.vgov, 'Tj y.vQd, Akk. PI. ßogelg, Jüallitov = Manlius, tj ^/tccQ-
zog. Die Deklination avyysvevs, ovyyevitog ist vom PI. avyyevelg
ausgegangen, der sich in der Endung mit yovelg deckte und einen
Dat. GvyyevevOL nach yovsvot. erzeugte, f'va st. h'v, ziTtove 'nichts',
a7toy.Qvßco = -y.QV7tTiü; eiyov vmvoccl 'sie hätten verbrannt (S. 71)
ist das ngr. eiyav y.aipei, dessen -si auf Vermischung mit dem
Inf. Praes. auf -si{v) (ngr. noch in to cpayel das Essen) beruht.
Merz^ L. Zur Flexion des Verbums bei Malalas. Progr. d.
K. Gymn. in Pirmasens 1911. 42 S. Daß der seit Bentleys Epi-
stola ad Millium gründlich verachtete Malalas innerhalb 2 Jahren
drei grammatische Bearbeiter gefunden hat, zeugt gewiß für die
wissenschaftliche Wertschätzung, die jetzt allen vulgärgriechischen
Autoren zu Teil wird. Inhaltlich deckt sich natürlich diese Pro-
grammabhandlung mit der entsprechenden Partie von Wolfs Studien,
nur daß sie etwas ausführlicher ist.
Gakli, Mar. La lingua e lo stile del Ducas. Neapel, Tip.
S. Morano 1910. 71 S.
Doctriiia Jacobi nuper baptizati, herausg. von N. Bonwetsch
Abb. Gott. Ges. XII 3 (1910). Diese judenchristliche Schrift aus
der Mitte des 7. Jahrhunderts muß wegen ihrer vulgären Sprache
hier genannt werden. Ihre Verfasser sind zwei getaufte karthagische
Juden, Joseph und sein Sohn Symeon, die von einem aus Kon-
stantinopel nach Karthago gekommenen Judenchristen Jakob, Sohn
des Thanumas, bekehrt wurden und über dessen Tätigkeit nun in
dieser JidauKaXia ^laxojßov vsoßaTtTiorov berichten. Über die
Sprache der Schrift handeln der Herausgeber S. XVI f. und P. Maas
Byz. Z. XX 577. Ich erwähne die Komparative y.alXozsQa i-ieiLo-
Literaturbericbt für das Jahr 1911 287
Tegav, y-vgig, aXlo arca^ noch einmal, ccY.fxiqv noch, ßayf.U'Qo) prügele,
svogSiviog hintereinander, Ttgaidevco, f.io v log "^Molo' wie bei Theo-
phanes, worüber ich Zeitschr. f. rom. Phil. 29, 456 gehandelt habe,
ixsiißgaiva Handschriften, vAaßav.a = vulgärlat. clavaca == cloaca,
■/.agaßiov Schiff, odvdaXog eine Art Schiff (Maas zitiert dazu die
Form aavddliv), oiaivio oividtco mißhandeln, giay-ioXiov Turban,
ipocfCü krepiere.,
Greek Papyri in the British Museum. Vol. IV. The Aphro-
dito Papyri ed. by H. I. Bell. London 1910. 648 S. Dieser Band
enthält nur Papyri des Ortes Aphrodito, früher ^Aq^QOÖictig y.oj/iirj
genannt, der durch den Fund des Menauder-Papyrus berühmt ge-
worden ist. Sie fallen größtenteils in die Jahre 709 — 711 und
bieten, soviel ich bei einer vorläufigen Durchsicht bemerkte, mehr
in lexikalischer als in grammatischer Hinsicht Bemerkenswertes:
z.B. Nr. 1384, 26 fiayXdßia {= i-iay^laßia lat. manclavium aus
manus und clavus) Peitschenschläge, vtoTi^to auf den Rücken
schlagen, ^vlo/.idyyavov Block als Strafinstrument zum Fesseln,
Z. 51 oiyilhov 'official Order'. Nr. 1392, 4 TtQOAovQadQioi 'Kor-
saren'(?), Z. 6 ßoiTVQOv. Nr. 1369,4 u. ö. 7T7jGaci.i€vov '^'^ageV
von w^aoco = Ttr^yvviui.
Poemes Prodromiques en grec vulgaire edites par D. C.
Hesseling et H. Pernot. Verh. d. K. Akad. te Amsterdam. Afd.
Letterkuude XI 1. Amsterd., J. Müller 1910. 274 S. Diese neue
Ausgabe der Prodromos- Gedichte kann hier nicht als philo-
logische Leistung gewürdigt, sondern nur wegen ihrer großen
sprachgeschichtlichen Wichtigkeit erwähnt werden. Besondere Her-
vorhebung verdient der nützliche 164 Seiten füllende Wort-Index.
Nicht praktisch scheint mir die auch in anderen griechischen In-
dices befolgte Sitte, die Flexionsformen, statt sie für jedes Verbum
zusammenzuordnen, in die alphabetische Folge einzureihen, so daß
z. B. Isyio und elsyov an ganz verschiedenen Stellen stehen. —
Die Herausgeber verdienen für ihre große Mühe den Dank auch
der Linguisten.
Le siege de Malte par les Turcs en 1565 publies en Frangais
et en Grec par Hubert Per not. Coli de monum. IIL Serie, No. 2.
Paris, H. Champion. 1910. 198 S. Nach einem Druck von 1571
veröffentlicht der rührige französische Byzantinist, der den neu-
gegründeten Lehrstuhl für Neugriechisch an der Sorbonne einnimmt,
die aus 2541 Versen bestehende Dichtung des Kreters ^AvTcoviog
^AiiXTqg aus Rhethymnos, welche die türkische Belagerung von
Malta im J. 1565 erzählt. Vorausgeschickt ist die zu Grunde
288 Paul Kretschmer
liegende französische, auch in itahenischer Sprache erschienene
Schrift vom J. 1567, die unter dem Namen des G. Gentil de Ven-
dosme oder des Marino Fracasso geht. Als eine neue Probe der
kretischen Literatursprache des 16. Jahrhunderts sei das Werk hier
genannt. In einem Anhang sind die wichtigsten grammatischen
Tatsachen registriert. Ein Glossar meist ohne Bedeutungsangaben
bildet den Schluß.
Kovyeag, — . Varia graeca sacra ed. A. Papadopulos-Keramefs.
Petersburg 1909. ^aoyQccipla III 277 fi"., behandelt in seiner An-
zeige dieses Werkes unter anderm die Sprache der von Tl.-K. aus
Handschriften des 11. und 14. Jhs. herausgegebenen Ji^yr]aig tc~v
d^avfj.dztov zov ayiov Aqtb(.ilov, die aus der Mitte des 7. Jhs. n.Chr.
stammt. Sie scheint ihm grammatisch betrachtet dem Leontios v.
Neapolis ebenbürtig. Von vulgären Erscheinungen sei z. ß. er-
wähnt ßolrjv = q^oQcev, i^eL'CÖTBQoq, veioTSQog Tig, Vermischung der
Verba auf -dw -eto -oco, a^ced-ava, Umschreibungen wie et^tu ßovlr^g,
t^v kaliov, l'x^ig el&elv, l'xio d/taiTrjd^rjvat , dg neben äcpeg'. dcpsg
low, ag l'do), ag cpäyto, Voranstellung von XLg\ rlg vavTtjg, rig yw^'y,
(pogaaco, y.dd^€Tai wie im Ngr.
AQayovfiTjg, 2Tsq)avog: Xqovi'/.(ov MoQtcog TOTttovvi.iL'A.(x. Ad^iqva.
XXIII 396 — 431. Diese historisch-geographische Abhandlung, die
eine Reihe von Ortsnamen der Chronik v. Morea zum Gegenstand
hat {NUliv — ^Af.ivy,h — Mndi, "Of-irvlog ■ — Perhiga, Arrula,
JrnidxQa u. a.), sei hier erwähnt, weil auch die Formen der Namen
erörtert werden.
AQayovfiTjg, ^vscp. Xqovlaov lov Mogicog Xe^sig. ^&^va.
XXIII 73 — 87, bespricht eine Reihe von Wörtern der Chronik v.
Morea, dvayai.iw, dcpLQwvco, ßiaaTrjgi, ddov, lao/vvQa, TtagiTtTtia u. a.
Schwab, Un cantique de liturgie juive en langue grecque.
Rev. d. et. grecques XXIV 152—167, teilt aus einer Handschrift,
die der jüdischen Gemeinde in Chalkis gehört, einen in hebräischer
Schrift, aber vulgärgriechischer Sprache geschriebenen jüdischen
Hymnus mit. Hub. Pernot hat den Text griechisch transkribiert.
Der Dialekt scheint nordgriechisch: Aadiof-itvi = /.ad^ioijive, ovov/.ia
= öwi-ia. Eine in Oxford befindliche Version derselben Hymnen
zeigt nach P. den Dialekt der Ionischen Inseln: oqdvia, Osyog,
yiöeg = löe, ^i^lxo, f.ide = fxrjdä, aß6r]d-a, dvi/.7]0r] = vr/.7]m], 0%
== S/., TtLQtTtEl = TCqItTEL.
üe^ÖJtovXog, E. ^Avale^xa (piXoXoyixd. ^Ad"Yivcc XXIII 103
— 139, bespricht 36 Wörter, meist technische Termini der spät-
griechischen und byzantinischen Literatur, ooxä (poivrMov, vof.wdcü-
Literaturbericht für das Jahr 1911 289
Tr]g, /.ivGTokeyiZTig, TteTQslaiop, Y.Lyi€a, KQOTwvia, Xid^oocogeia, aqido-
6d(pvtj u. a.
Neugrie chisch
Xar^iSdxig, F. (DiKoloyr/.al egewai. ^ETtexrjQlg xov Ilave-
moTfif-iiov 1911 — 12 (Athen 1911). S. 1 — 51. 1. IIsqI Ttjg Uovxl-
y,7Jg diaXt/aoc ytal löla ueql tcov hv avrfj avaXoyr/.cüv oxrj(.iaxLaf.uov.
Zu den empfindlichsten Lücken in der ngr. Dialektkunde gehört der
Mangel einer einigermaßen vollständigen Darstellung des pontischen
Dialekts. Oekonomides hat nur eine Lautlehre geliefert, Mela-
nophrydes, dessen Buch ich Glotta IV 331 angezeigt habe, gibt nur
einen ganz kurzen Abriß. Wie dankbar eine Behandlung der
Flexion dieses singulären Dialekts ist, zeigen die Ausführungen von
H. Sie beginnen mit einem bekannten Problem der ngr. Etymo-
logie: 6 r^liog ßaoilevsi *^die Sonne geht unter'. Im pontischen
Oinoe bedeutet diese Wendung nach H. noch '6 ijhog i,ieaovQavel\
die Sonne steht im Zenith: hier ist also der Ausdruck ßaailevei
'herrscht' begreiflich. H. nimmt an, daß eine zeitliche Verschie-
bung stattgefunden habe unter dem Einflüsse des Anfanges des am
Abend gesungenen Kirchenliedes „'0 Kvqloq eßaoilEvaev, svTVQi-
Ttuav evedvaeTo", den man früher allein für den Bedeutungswandel
verantwortlich gemacht hat. Mir ist die Annahme eines solchen
Einflusses immer sehr phantastisch vorgekommen. Ich möchte für
die Möglichkeit einer zeitlichen Verschiebung vielmehr eine Parallele
geltend machen: es ist eine Spezialität des hessischen Sprach-
gebrauches, daß der Ausdruck Mittag auf den Nachmittag ausge-
dehnt wird, so daß z. B. 5 Uhr Nachmittags von den Hessen als
Mittags bezeichnet wird, also schon eine Stunde, in der im Winter
die Sonne untergeht. Ferner braucht die Wendung ßaoilsvst 6
TJliog sich nicht gerade überall auf den Augenblick des höchsten
Sonnenstandes bezogen zu haben, sondern kann auch auf die Zeit
ihrer größten Wärmewirkung gehen, welche bekanntlich nicht auf
den Mittag, sondern durchschnittlich auf 3 Uhr Nachmittags fällt.
— H. untersucht sodann die Deklination im Pontischen, die sich
durch ungemein zahlreiche und merkwürdige analogische Umge-
staltungen auszeichnet. Z. B. flektiert 6 Ztxov ""der Wolf' (Akk.
statt Nom.): Gen. tI }.v'/.ovog, was H. aus Einfluß von yehcov : ysi-
tovog erklärt. Der Nom. PI. von ruxiqa lautet xa rjf.i€Qag, man
sagt ferner TtoXXd ^äxxsg 'viele Katzen', xo/.idv ■^ (.idwa 'meine
Mutter , worin sich ein Übergreifen des Neutrums über seine ur-
sprünglichen Grenzen ofi"enbart. Die Nomina auf -mg (altgr. -evg)
290 Paul Kretschmer
z. B. 6y.v£ag haben ihren Plural oxvecxq von Wörtern wie TtsQßoXa-
QoioL, ßaQ/MQoioi bczogen (vgl. dazu in Kappadokien ixvÖQag, na-
Ttdg : PI. dvÖQccQ jiaTväQ Dawkins JHSt. XXX 123). Eine Analogie-
wirkung sieht H. auch in der Form der Pronomina i\.i ig statt .«oü
oov nach Konsonanten: av&Qtonog ii-i, t6 §vlov ig: er leitet
das i hier aus Fällen wie x6 ')^eQi fi, tö %eQi o gegenübei
ro yßq ab. Die Annahme einer svarabhaktischen Vokalentwick-
lung avd^QiOTtog /.i > avd^QioTiog -i -fx lehnt er ab, aber ohne
Begründung. Ich glaube, daß die pontischen Fälle von denen
der übrigen nordgriechischen Dialekte nicht getrennt werden
können, und daß hier vor Nasalen, die durch den uordgriechi-
schen Schwund von unbetontem i und u sonantisch geworden
waren, Vokalentwicklung eingetreten ist, habe ich Lesb. Dial. 105ff.
gezeigt. In Fällen wie yQdq)Tiv aus yQd.(pT{ov)v , Qi^ivg aus qL-
Xv{£L)g, oxäffiv aus GTdq)v[if\), ogiv'S^a aus OQv{i)&a ist sie unleugbar.
In TO x^Q^ h{^^)^ ^^ df-iTzeli i-i{ov) konnte ja das i nach nord-
griechischen Lautgesetzen garnicht bleiben: es ist auch hier, wenn
nicht neuentwickelt, erhalten durch svarabhaktischen Einfluß des
Nasals. Diejenigen nordgriechischen Dialekte, welche die Vokal-
entwicklung nicht kennen, also 6 qjilog f.i sagen, haben auch tö
%EQ (.1, o\ (fix' jt<. Bei der 2. Person des Pronomens t6 ^v?.ov ig
braucht das l nicht notwendig auf Vokalentwicklung zu beruhen,
sondern kann von der 1. Person to ^vlov tu herstammen.
2. nsQL Tov eTv(.iov Ttjg Xe^Etog Oiliargd. H. zeigt, daß der
merkwürdige Ortsname OiXiaTgd von einem Personennamen Oi-
XiazQog herstammt. Der Plural erklärt sich nach ihm daraus, daß
das Gut des Philiatros, ^OiIiuzqÖv genannt (eine nachträgliche
Bestätigung für den Sing. s. bei Hatzidakis '^EXXtjv. fieXeTUL 1913
S. 11), durch Erbschaft in mehrere Teile ging, die nun CDiXiazQd
hießen. Ich möchte hier an den Ortsnamen OiXiTtTtoi, Plural des
Personennamens OlXiJZTvog, erinnern. Daß schon so viele alt-
griechische Ortsnamen Pluralia sind (^d-r^vai, IlXaiaiai , Qtjßao
usw.), hängt doch wohl auch mit der Vielheit von Grundstücken,
Häusern und Höfen zusammen, aus denen sich eine Ansiedlung zu-
sammensetzt.
3. ^^vofxoitooig iv rf^ Nia 'EXX'qvL/.f]. Gemeint ist der Gegen-
satz ßotöt, aber ßodta, aus ßdidia dissimiliert. Nach Analogie
solcher Fälle soll auch vd diw aus vd löcö entstanden sein. Ich
glaube indessen Lesb. Dial. 121 ff. gezeigt zu haben, daß es sich
hier um einen lautmechanischen Vorgang handelt. Sprachen, die
keine Diphthonge haben, entledigen sich ihrer, wenn sie ihnen se-
Literaturbericht für das Jahr 1911 291
kundär zukommen, durch Vokalumstellung: ngr. yadiagog aus yat-
dagog, baQiafx aus türk. bairam, f.iaXa/.iaTiviog aus /.laXa/^aTuvogy
ital. balto aus bailo usw.
MjiovtovQag, ^&avdaiog: 0covr]tiy,a y.ai OQ^o-yQUcprA-o. rrjg
NsoelXrjvixijg. Athen, 2a-/,elldQiog. 1911. 6(3 S. Der Verf. stellt
für das Neugriechische das Lautgesetz auf, unbetontes u sei zu i
geschwächt worden. S. 18 formuliert er sein Gesetz genauer: un-
betontes II und 0 (über u) seien im Südgriechischen sporadisch,
besonders in der Nachbarschaft von Liquiden und Nasalen, ge-
schwächt worden gewöhnlich zu s, selten zu i, noch seltener ge-
schwunden, im Nordgriechischen entweder geschwunden oder zu
einem Mittellaut zwischen u und i geworden, der entweder ge-
schlossen blieb oder zu offenerem i wurde, besonders wo Kon-
sonantengruppen den Schwund verhinderten, seltener als e erscheint
bei Liquiden und Nasalen. Einen Wandel von unbetontem o zu £ in
der Nähe von Liquiden haben bereits Hatzidakis Einl. in d. ngr.
Gramm. 333 f. und ich Lesb. Dial. 99 ff. festgestellt; Hatzidakis
führt dafür an TlgeyiÖTti, cpQsvifxog, ßQSx^, cxXeyov, ävrideQO = ccvtl-
SioQOv u. a., ich agdsTtog, aXeitov, y.ad-Qeg)Trjg u. a. Da in den
nord griechischen Dialekten jedes unbetontes « zu t wird, so lautet
südgr. ad-Qsnog nordgr., z. B. lesb., a&QL7tovg. Der PI. ad^QüTt aus
dvd-QioTioi beweist, daß nur unbetontes o in ß überging. Das ist
vollkommen klar. Was aber B. eigentlich beweisen will, ist mir
nicht völlig klar geworden. Denn der Untertitel seiner Schrift
O VTToXavd^dvcüv vcfiog trjg e^aad-evwaeiog tov ov elg t ttqo rijg
dfroauoTti^aecog '/.al sytßoX'^g avtov hv tdlg ßoQeioig cdiw/uaai deckt
sich nicht genau mit dem S. 18 formulierten Gesetz, und die Fälle,
die er zum Beweis dafür vorlegt, stimmen teilweise nicht dazu.
Ist denn in tiQiy.a = togiyca, eivog = iovxog, yiiteXi = xoi/'reAo,
xtVxag = xot'Ttxag, Xlqog = IwQog, vlf.iog = cof-iog, Ttieze = Ttovete,
rtQifxvva = TtQOfxvxa, Toit/io = xaovtco usw. unbetontes u oder o
zu i geschwächt? — Es herrscht in dieser Schrift so wenig Klar-
heit, daß es mir nicht möglich ist, mich mit ihr in dem be-
schränkten Raum, der mir hier zur Verfügung steht, auseinander-
zusetzen.
Sxidg, ^^vöq. Ilegl diaowaeiog tov diy(Xf.if.ia ev tlvl veosK-
Xtjviyifj Xs^ei. ^ErtsTrjQig tov navsTtiOTrjixiov. Athen 1911 S. 217
— 224, führt den im heutigen Olympia und Pylos üblichen Aus-
druck der Alpheiosfischer ßoX-A,6g 'ein röhrenförmiges Netz' auf
ein altgr. ßoX-/,6g zurück und erkennt hier ein bewahrtes Digamma.
Ich bin nicht überzeugt. ßoXxog erinnert an den Fischerterminus
Glotta. V, 4. 20
292 Psiul Kretschmer
ßclog das Werfen des Netzes (vgl. Glotta IV 335). Also ßol'/.6g
aus ßohxc'g? Der Schwund von unbetontem l ist allerdings nord-
griechisch. Doch gibt es auch südgriechische Ausnahmefälle {gtccqi,
OAiöviü, KoQd^o = KoQLvd-og), oder man kann an Entlehnung, z. B.
von den Ionischen Inseln, denken.
Xax^iödHigf F.: naQEytTeTaf.i6va (.logia r^g vmg '^EXXiqvLyiijg.
^E-rtBTriQLg Tov UavenLG'ciqfi.iov. Athen 1911. S. 80 — 84. Gegen-
stand des Aufsatzes sind die Erweiterungen, die ngr. Partikeln
durch analogischen Einfluß anderer Partikeln erfahren haben : oxpeg
Tozeg nach /reg; xd%aTB st. ra/a nach TLTtoze, tote; 8f.i7tQ0OTc
nach x^oQLOTa', xara^t^eff^g u. a. nach /.arayrjg', näXe st. jiccXl nach
tOTE usw.
MjtovTOVQag, ^^. IIeqI irg yiaTalrj ^scog -haa, -itol ev rrj
NEOElXt]vi/.i]. Aaoyqacfia III 611 — 614. B. will die gewöhnlich
auf slav. -ica zurückgeführte ngr. Endung -Ltoa (cpcovlroa, ipvxixoa),
-iroi {-KoglTai), da sie sich schon in byzantinischer Zeit findet
(oTavQitKia, QEOcfiXiTl^fjg, 'la-MoßiTtrjg u. a.), aus dem Griechischen
erklären: -ivai sei durch Tsitazismus aus -ly-LOv {/tEQÖlynov, ölöug-
nallyiiov, xfigpaAotrmoy) entstanden, bjz. -ir^rig aus -/xf(o)g. Er
beruft sich für das x-Suffix auf pont. UavXUag neben JJavXixorig,
fxrÄQiy.og, dXiyiyiog, kypr. ^AvÖQiKxog neben ^Avöghaog, pont. ^eg-
TtoivUa neben JEOTtoLvtToa, gemeingr. jökas zu viog. Dann müßte
der Wandel von xt in xöi bis in die frühbyzantinische Zeit zurück-
gehen, was auch Thumb D. griech. Sprache 191 annimmt; vgl. noch
toi%ka = xlxXcc Corp. gloss. lat. III 28, 44 KovKOvXgg Byz. Z. XX
394. Der Verf. müßte seine erwägenswerte These — denn die Her-
leitung des Suffixes aus dem Sla vischen, außer in den slavischen
Lehnwörtern und Ortsnamen, hat ihre Schwierigkeiten — ausführ-
licher darlegen, was er in der Tat beabsichtigt.
Kovorjg, EXevS^. JIeqI zwv ev TgaTtE^ovvTi Elg la ovo/xariov.
^A&Tqvä XXIII 51 — 53. Der Verf. bezeichnet seinen Artikel als
Bruchstück aus einer unedierten lexikalischen Untersuchung des
trapezuntischen Dialekts. In diesem enden die Substantiva auf
-ovvia statt auf -ovvrjx (.lEyaXo-, cdEXcpoovvia, ebenso tj^xaZta,
aväyyii.a, (.ioiqjxx = ayvMXiq usw. K. vermutet, daß die Plurale ay-
■ndXsg, eXirjfxoovvEg usw. von dyKdXri, eX. als ay7.ccXiEg aufgefaßt und
dazu als Nom. Sg. äynäXia gebildet wurde. Ebenso sei die ngr.
Endung -tqu der fem. Nomina agentis (TtQo^EvtTQa, tcXvotqo) statt
-TQLa entstanden. Mir ist nicht klar, inwiefern „o/xaAeg . . . ev
xfl duayyEXia '^y.ovovxo dyycaXiBg". -xqa für -XQia hat Hatzidakis
rXwao. fxEXexm I 181 f. aus Vermischung mit dem Suffix -xqa,
Literaturbericht für das Jahr 1911 293
-d^Qu der ein Werkzeug oder eine Örtlichkeit bezeichnenden No-
mina wie Y,vXiaTQ(x erklärt.
UeQQTJg, 271. ^E^ih^ig xov ovo/iiaTog ^Icodvvrig - Fiawr^g -
Fidy-Aog slg ol/.oyeveiayM STtld^sTa. ^A&rjvä XXIII 450 — 461. P.
hat aus Adreßbüchern, Zeitungen, Wählerlisten nicht weniger als
1431 verschiedene Familiennamen gesammelt, die von dem Namen
'Icüävvrig abgeleitet sind, wie ''AyyeXc'yiavrog, Baßayidvvyg, Fayio-
yidvvrig, riavva/.ovldxog, riavvnooyXovg.
Xax^iödxiq, F. ^Exvf.ioloyLv.d {Ai^sig '^Ellrjvr/.al vof.iLt6(.ievai.
^€vat). ^E7VioT7][.wvi/.r sTteTrjQig VI (1909 — 1910). Athen, 2a/.€l-
Idqiog. 1911 S. 90—94. G. Meyer und Thumb hatten ngr.
[X7tX6d-og 'unreife Feige' aus ital. biotto abgeleitet. H. weist mittels
der dialektischen Formen f.wvlv9^ag, fxovld^ag: PL /liIvS^ol sehr
hübsch nach, daß wj-wXvvd-og oder lOfioXov&og = (^f.iög olwS-og
{öXovd^og) zu Grunde liege, lox^] 'Flamme' führt H. (statt auf d.
Lohe, it. hioja) auf Ao/^rj Lanze zurück: Ao/eJw wird vom Stechen
der Biene, übertragen von der Fieberhitze gebraucht. avyaTco
*^ wachse', richtiger dßyario wird einleuchtend von ßyardg = hcßa-
Tog abgeleitet (statt von lat. augeo). Dagegen erscheint mir etwas
kompliziert des Verfassers Erklärung von i^iovtqo Schnauze, Nase,
Gesicht (speziell mürrisches Gesicht, xd^vo ixovtqu das Maul
ziehen). Er verbindet es mit dem synonymen f-iovQ)], [.lovQiovca
vermummen, davon /.locgcoTOv, (.wvqtov, mit Umstellung (.loirgo.
(xovQTi selbst wird von G. Meyer Idg. Forsch. III 69 f. Ngr. Stud.
IV 54 zu dem roman. murru Schnauze, genues. müro gestellt.
Körting Lat.-rom. W^b. 610 zitiert dazu ital. mütria 'musoneria',
mürrische Laune (vgl. zur Bedeutung span. morro Flunsch, katal.
murria Niedergeschlagenheit). Vielleicht hat also ^ovtqo doch ein
italienisches Prototyp. — S. 94 — 96 yte^iloyrm. H. stellt hier die
lexikalische Ausbeute aus Johannes Kamateros' Elaayioyrj dozQO-
vofAiag (herausg. von Weigl, Würzburg 1907) zusammen.
IlajiayscoQyiov, nlxQog: zlvo MaxeöovLxal Xe^eig. '^d^r^vd
XXIII 92 — 95. 1. P. weist das im heutigen Makedonien noch
lebende Y.vv6oxof.io 'die Spanne' (Zwischenraum zwischen der Spitze
des Daumens und der des Zeigefingers, altgr. lixdg) bei Heron
nach. 2. Pantazides hat das nur in Serrai übliche dvoiyaio 'un-
gebraucht, neu (von einem Kleide gesagt) auf das homer. vt^ydrsog
zurückgeführt. Nach Pap. wäre dvolyaro, auch dvolyavTO, dvoi-
yo)TO so viel wie dvoiy.TO = dvdvoLvao 'ungeöffnet, noch nie ent-
faltet'.
Helmreich, G. Gaitanus — Faixavog. Philol. 69, 569 f.
20*
294 Vanl Kretschmer
weist das ngr. yairdvi 'Schnur' in der Form gaitano bei Mar-
cellus 8, 27, rairavcov bei Galen X 942 K nach. Da letztere ex
Ttjg T(xJv Kslzwv xioQag kamen, vermutet H. ein gallisches Wort.
'Afiävxoq, K. IloixiXa yXioaoiytä. ^^d-r^va XXIII 479 — 490.
Beiträge zur ngr. Wortkunde. 1. A. weist nach, daß der Ortsname
^'E/xßoXog, ^Ef.ißolri (Kalymnos, Chios, Syros) 'Gasse' bedeutet und
das Appellativum bei Eustath. und heute im nördlichen Chios vor-
kommt. 2. Der chiische Ortsname AvyöcoTtä gehört zu Ivydog
Suid., jetzt alvydag Name eines Steins. Der Verf. gibt Belege für
die Ortsnamenendung -w/rog. 3. yiaraßlaTiag bei Theod. Prodrom.
'Verkäufer von /tardßXaTTa, purpurnen Gewändern. 4. Nomina auf
-hrjg im Ngr. 5. Verschiedene ,, mittelalterliche Sprachreste". Chi.
ßdilag Amme : ßdyvXog 'Lehrer' Theoph. aus lat. bajulus. ßoQ-
dtovaQi : lat. burdo (vgl. zu diesem Wort E. Richter Sitzgsber.
Wien. Akad. 156, V, S. 56 f.). Ngr. yaQdovf.ivia Eingeweide, Hesych
u. v.6Xl^ : yaQdovf-ievov : ital. caldmne Kaidaunen. -/.ovT^ovQlva im
mgr. Fischbuch kommt noch heute auf Chios vor. yiay,Kdßi Kessel
aus y.a/.A.dßi] Athen., -/.aKxdßi Prodrom. y,ovy.ovf^dpi Krug : lat.
cucuma. Weiter werden noch ymqovx^ '- l^t. carrtica, Ttgaidevo) ;
lat. 'praedari, ^dyi : lat. exngium aus gr. h^ddiov behandelt. Bdro,
e^dto, d^dro 'Balkon, Söller' führt A. auf ein mgr, zo^drov, Du
Gange xo^dza zurück. Aber die Nebenform s^diro, d§dyiTO kann
nicht einfach i-iev dvarrTv^stog dicpd^oyyov erklärt werden.
EöayysXiSijg, J. nQoaco7ir/.d 6v6f.iaxa tioiov. ylaoyQacpia III
672. Sammlung von ngr. Namen von Haustieren, Kühen, Schafen,
Ziegen. Lesbische Schafnamen habe ich Lesb. Dial. 403 mitgeteilt
und weitere Literatur verzeichnet.
Rouzevalle, Louis, S. J. Les emprunts turcs dans le grec
vulgaire de Roumelie et specialement d'Andrinople. Journ. Asia-
tique XVIII 257—336.
MnovtovQag, ^Ad^avdoiog: nQoXey6f.uva sig tu NeosXhjvrÄOv
Ae^iytöv. Athen, Tv7t. '^Paqtrdvtj. 1911. 76 S. Der Verf. gibt
einen Bericht über die Vorbereitung des großen von der griechi-
schen Regierung unternommenen Wörterbuches des Neugriechischen,
insbesondere über die Anlage des Zettelarchivs, an welchem B.
früher tätig war und aus dem er infolge Differenzen mit dem
wissenschaftlichen Leiter des Unternehmens, Hatzidakis, ausge-
schieden ist.
Lautlehre
Naclimaiison, Ernst: Beiträge zur Kenntnis der altgriechischen
Literaturbericht für das Jahr 1911 295
Volkssprache. Skrifta utgifna af K. Human. Vetensk.-Samf. i Upp-
sala XIII 4. 87 S. N. hält eine grammatische Nachlese in der
epigraphischen Literatur und den Papyri. Zahlreiche Erscheinungen,
die die Herausgeber einfach als Schreibfehler brandmarken, sucht
er für die Lautlehre zu retten. Es handelt sich um dissimilatori-
schen Schwund von Konsonanten (HoyiQiv = nQOKQiv, ^^vcpiglta
= '^liiq^iTQiTa, ^ojTQaTog = ^ajOTgazog), Fernassirailation von Kon-
sonanten (Mrji^iocpiXog = Mr^vocpiXog) , Verzweifachung von Konso-
nanten (d^QvyaTQeaiv, XQrjOVQiq), Angleichung von Vokalen an Di-
phthonge (EKairalog = ^EKazaiog), Epenthese (rai/niag = tafxiag,
eini = sul). Daß die Grenze zwischen Schreibfehler und laut-
lichem Vorgang schwer zu ziehen ist, erkennt N. selbst an. Es
ist dies eine Frage, die ich auch in meinen Griech. Vasen-Inschriften
beständig vor Augen hatte. N. scheint mir bis an die äußersten
Grenzen des noch grammatisch Verwertbaren gegangen zu sein.
Ein interessanter Exkurs gibt zahlreiche Belege für die Präposition
7t 6 g auf griechischen Inschriften aus Phrygien und Pisidien {jtoo-
oiaei, TTog syieivovg u. a.) und bringt sie mit dem kypr. Ttog zu-
sammen.
Calder, W. M. The Pronunciation of Unmetrical Greek Verse.
Class. Rev. XXV 139 f. Eine Grabschrift aus Kerpishli an der
Grenze von Lykaonien und Galatien schließt mit dem Vers
Tig ÖS cpQOvsX ^eiv^ dvrJQ f-ivrji-ioavvrig yvey.ev.
Derselbe Pentameter kehrt auf einer Grabschrift aus Kozanli (JHSt.
1899 p. 120 f. Nr. 123) wieder: hier ist ^elvog geschrieben. Das
völlig deutliche ^eivi^ der ersten Inschrift steht für eine kurze
Silbe und soll nach C. die Verschleifung wiedergeben, mittels deren
^eivog in das Metrum gepreßt wurde, wobei in Betracht zu ziehen
ist, wie häufig metrische Fehler auf den Inschriften dieser Gegenden
sind. Der Fall ist ganz singulär.
Solmseii, Felix: Zur Beurteilung der epischen Zerdehnung.
KZ. 44, 118 — 122, sieht in hom. eltö slcd^iev elwoi, eYao%ov ein
neues Argument für Wackernagels Erklärung der Zerdehnung; mui
sei zunächst zu Iw kontrahiert und dann das metrische Manko
durch Ersetzung von B durch EI statt durch Vokalwiederholung
(ßoöw) getilgt worden. Aber dieser Fall steht vereinzelt und kann
nichts für die anderen beweisen. S. kann weder erklären, warum
es nicht auch eiag, ela (stets idag, ed<jc) heißt, sondern es fehlt
auch *ßovw, *ovQü) u. dgl. für ßoaco, oqdo). Also hat es eben mit
eitü eine besondere Bewandtnis.
Hermann, Ed. Die Länge geschlossener Endsilbe im Grie-
296 P^^^ Kretsclimer
chischen, Idg. Forsch. 28, 298 f., stellt sechs Thesen hierüber auf,
deren Begründung er später geben will.
Hudson- Williams, T. K- and J7-forms in the Early lonic
Poets. Amer. Journ. of Phil. XXXII 74 — 84. Die schwierige Frage,
wie es mit der Verbreitung der y.- und TT-Formen des Pronomens
im Ionischen bestellt ist, entscheidet der Verf. dahin, daß darin
hinsichtlich der vor Herodot fallenden ionischen Dichter keine Regel
zu erkennen sei und die Herausgeber sich nach den Handschriften
richten müßten. Er bestreitet insbesondere Wilamowitz' Theorie
(Hom. Unters.), daß x nur dem östlichen Ionisch, tt den ionischen
Inseln zukomme. Die zwei inschriftlichen Belege, onöla auf einem
Stein von Erythrai (Glotta III 299) und das zweifelhafte aiol.
o-Koaoov (ebd. 301), waren dem Verf. noch unbekannt.
Schucliardt, H. Zum Nasaleinschub. Zeitschr. f. roman. Phil.
35, 71 — 92. Seh. behandelt hauptsächlich den Nasaleinschub der
slavischen und romanischen Sprachen, kommt aber S. 85 — 87 auch
auf das Griechische zu sprechen. Neu ist namentlich sein Gedanke,
daß ein Nasal in seiner Nachbarschaft vor einem Konsonanten
einen neuen Nasal hervorruft. Vgl. den Vorklang der Liquida in
frz. trSsor = tliesmirus. So erklärt er ^Avdgdixvg, ^u4vdQiav67tohg,
\' f.ißQif.iog, MvQQtvovvra u. a. Daß auch ßlavTi = ßluTTi sein v
dem ursprünglich auslautenden Nasal des Neutrums {ßlaviiv) ver-
danken soll, will mir nicht einleuchten. Es wäre doch wunderbar,
daß von den unzähligen Neutren auf -v nur eines diesen Vorklang
des Nasals aufwiese.
Tendryes, J. L'assimilation consonantique ä distance. Mem.
soc. lingu. XVI 53 — 58, handelt von den Prinzipien der Nah- und
Fernassimilation und bespricht von griechischen P'ällen die spät-
griech. Fernassimilation von ß — v zu (x — v, die er gegen die Be-
denken von K. Dieterich verteidigt.
Schrijneii, Jos. Zum anlautenden Konsonantenwechsel im
Griechischen. KZ. 44, 17 — 22, erörtert von neuem das Problem
des Wechsels von anlautendem nt : rt, xr : x, x^ : %, ohne es in-
dessen zu fördern. Er findet den Hauptgrund für die bisher er-
folglosen Versuche es zu lösen, in dem ,, methodischen Fehler", daß
die Frage nicht beantwortet wurde, in welchem Umfang die Er-
scheinung auf dem gesamten idg. Sprachgebiet begegnet, und er
stellt dann nur dasselbe Material zusammen, das schon längst,
z. B. KZ. 31, 423 ff., beigebracht worden ist.
Literaturbericht für das Jahr 1911 297
Flexionslehre
Solmsen, F. Zur Geschichte des Dativs in den indogerm.
Sprachen. 1. Kypr. JißdcpiXog und der idg. Dat. Sing. KZ. 44,
161 — 169. Die Abhandlung, die sich über alle idg. Sprachen er-
streckt, geht aus von der Form JL^eLcpllo) der von Meister heraus-
gegebenen neuen kypr. Sakral-Inschrift (s. Glotta IV 316). S. sieht
dadurch die Dativendung -ei der konsonantischen Stämme als er-
wiesen an und entscheidet die alte Streitfrage, ob -ei oder -ai als
Dativendung dieser Stämme zu betrachten sei, dahin, daß von der
doppelten Funktion, die man dem Dativ zuzuschreiben pflegt, die
eine, nämlich die Bezeichnung dessen, dem die Handlung gilt, dem
Kasus auf -ei (Jifel dem Zeus) zukam, die andere, die Bezeich-
nung des Zieles oder Zv^eckes der Handlung dem Kasus auf -ai:
doi-ievai "^zum Gebend ygccipat- zum Schreiben', %ai.iat 'zur Erde',
Ttaqal 'längs hin'. Diese Lösung der Schwierigkeit ist jedenfalls
sehr scharfsinnig, wenn sie auch auf einer etwas schmalen Basis
ruht, wie S. selbst nicht verkennt. Die Sache liegt eigentlich so,
daß die Annahme, doi^evai %a(.iai seien Dative, sich als unrichtig
herausgestellt hat, dies vielmehr Reste eines im Übrigen unterge-
gangenen Finitivs sind. Bei den vokalischen Stämmen fielen beide
Kasus zusammen. Aus den folgenden Paragraphen des Aufsatzes,
die sich mit dem Dativ im Lituslavischen und Lateinischen be-
schäftigen, erwähne ich, daß S. (S. 205 2) g^hr energisch meine
Erklärung von lat. hüc aus *hoi-ce, das ich mit gr. /rot ol 'wohin
usw. verglichen habe (KZ. 31 [1890], 462), gegen Skutsch ver-
teidigt, nur schreibt er sie Conway IF. IV (1893) 214, der eben-
falls meinen Vorgang übersehen hatte, und Brugmann Kurze vgl.
Gramm. (1904) 425 zu. — Das 3. Kapitel des Aufsatzes (S. 209
—223) ist betitelt: Der Nom. und Dat. PI. der Personalpronomina
im Griechischen. Hom. rif-islg viAslg, die durch ihr kontrahiertes
-eig gegenüber offenem aollhg Tcqrivieg usw. auffallen, will S. durch
*7j(X€g vf-ieg ersetzt wissen. Dann versucht er eine neue Erklärung
der doppelten Quantität des t von '^(mv v[mv : rjf.iiv v(.av. Auf
Grund des ark. Dat. PI. ocpsig und des Nebeneinanders von rtQiiv :
/r^tj' : kret. tcqblv setzt er als Grundformen "^afxELv v^blv an, die
aus afXB- vf.ie- + -iv bestehen würden, und läßt a/xlv v(mv durch
Annäherung jener Grundformen an af^tv v/mv, die daneben be-
standen, zu Stande kommen, wie deUvvf.ii. für -vevßi = skr. -nömi
durch Ausgleichung mit dem PI. -vvfxeg eingetreten sei. Indessen
ist hier nicht bv mit v zu v kontaminiert, sondern deUvv^i zu
298 Fanl Kretschmer
öeUvv/iieg nach dem Vorbild von ddfxväf.u : ddf.ivai.ieg, Ti^tjui : zi-
d-Ef-iev, diöioi-ii : öidoj-tsi' u. a. geschaffen. Eine Kontamination von
*cfxeiv und af-uv zu a^iTv ist undenkbar. Ferner muß eingewendet
werden, daß das 1 malige ttqeiv neben 8 maligem TtQiv auf dem
Gesetz von Gortyn eine etwas unsichere Grundlage der Hypothese
ist und auch die Annahme, die Konjunktion rtQiv sei nach dem
Personalpronomen *df.4{Aeiv : dfxixiv zu txqelv umgeformt worden,
nicht eben wahrscheinlich ist.
Osthoff, Hermann: Morpholog. Untersuchungen VI (Leipzig,
Hirzel 1910), S. 1 — 350. Die von 0. hinterlassenen Abhandlungen,
die in diesem letzten Bande der M. U. von Sütterhn veröffentlicht
werden, betreffen die idg. Komparativ- und Superlativbildung. Auf
das Griechische beziehen sich namentlich die Artikel „OtQioTog und
cpiQTEQog, (UlTEQog und ßslrnov, (pilrEQog^^. Ferner „Gr. xeiqmv, att.
V.QEITTOJV, ji/e/Cwv, oXeiCcov'^ S. 70 ff. und ,,Gr. dfieiviov und (.ieUov; Gr.
Xolod-og'' S. 303 ff. Der erste Aufsatz vertritt die von Justi, Fick,
J. Schmidt, Delbrück (IF. XIV 4G) u. a. aufgestellte Gleichung
q)EQiorog = avest. bairisto und die alte Verknüpfung des Wortes
mit (piqu) und sucht den Bedeutungswandel aufzuklären {(f. = der
ertrags-, leistungsfähigste), (figregog wird ansprechend als Um-
formung von *(pEQUov nach vTitQTEQog aufgefaßt und ähnlich ßtX-
TEQog statt * ßelitov (skr. bdlam Kraft) und cfiXxEQog erklärt. Der
1. Artikel des Bandes ,,Die Sippe leicht'^ behandelt unter anderm
auch gr. slaootov, d-aootov und wendet sich hier, wie auch in der
Beurteilung von ■kqeittiov nEitcov gegen Lagercrantz' Dehnungs-
theorie. Interessant ist sodann besonders O.s Deutung von dfiEivcov.
Mit Brugmann sieht er in a(.iELvov einen alten o-Stamm und Positiv
und faßt ihn als 'nicht minder' auf nach Analogie von skr. ä-hallyän
schwächer = nicht stärker, lat. nimius sehr groß = nicht minder,
dßtlxEQog dumm, eig. schwächer = nicht stärker, (xeiiov als Um-
gestaltung von * fiEivojv nach tcXeuov.
Lautensach, 0. Die Aoriste bei den attischen Tragikern und
Komikern. Forschungen zur griech. und latein. Grammatik her-
ausgegeben von P. Kretschmer, F. Skutsch und J. Wackernageh
1. Heft. Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht. 1911. 309 S. Für
ein wichtiges Kapitel der griechischen Flexionslehre, die Bildung
des Aorists, ist hier das Material aus der attischen Tragödie und
Komödie mit großem Fleiß registriert. Der Verf. geht die ver-
schiedenen Bildungsweiseu des Aorists, den einfachen und redupli-
zierten Aor., die asigmatischen Aoriste (rjveyyia, eiTta, g'dwxa usw.),
den sigmatischen Aor. und den Aor. Pass., durch und stellt die
Literaturbericht für das Jahr 1911 299
Belege aus dem attischen Drama mit kritischer Prüfung der Über-
lieferung zusammen. Der Philologe wie der Sprachforscher wird
diese reichhaltige, wenn auch auf das rein Formale beschränkte
Stoffsammlung mit Dank benutzen.
Cakot, Johannes: De graecorum tertio quod vocatur futuro.
Diss. Breslau 1911. 120 S. Eine eingehende und fleißige Unter-
suchung des griechischen Perfektfuturums oder dritten Futurums
(die Bezeichnung Futurum exactum vermeidet C. als unpassend).
Der Verf. handelt in drei Abschnitten über Bildung, Bedeutung
und Geschichte dieses Tempus und gibt zum Schluß ein ausführ-
liches Verzeichnis der Fälle. Am interessantesten ist, was er über
den Gebrauch des III. Fut. innerhalb der griechischen Sprach-
geschichte feststellt. Bei Homer ist es verhältnismäßig häufig (29
Fälle der einfachen Form ßeßQwoexai, ösde^oixai, Tezev^STai usw.,
15 Umschreibungen xsTeXeGfxevov eorai,, eoofxead^a dedarjxozeg),
seltener bei den Lyrikern, beliebt bei den att. Tragikern, besonders
Euripides (36 Fälle), auch bei den Komikern (Aristophanes 35 mal).
Dagegen ist es in der Prosa viel seltener. Thukydides hat 10 Fälle,
aber keine Umschreibung, Xenophon dagegen 18 einfache und 23
umschriebene Formen, Plato 32 -f 28, die Hippokratischen Schriften
43 + 6. Bei den Rednern ist es nicht selten (Demosthenes 18 + 27).
Aristoteles braucht nur elgriOExai und sorrj^sraL je einmal, dagegen
die Umschreibung 109 mal. In der hellenistischen Prosa stirbt der
Gebrauch ganz aus, die Dichter dieser Zeit kennen es. Die Sep-
tuaginta bietet nur xex^a'^o^t/at , dies freilich ca. 50mal. In den
Papyri kommen die Umschreibungen vor, die einfache Form (nag-
eoTTJ^ETai) nur auf dem Stein von Rosette. Bei den Attizisten lebt
es dann von neuem auf, Dionysios v. Hai. De comp. verb. VI 43
empfiehlt es ausdrücklich, und so verwenden es noch die Byzan-
tiner.
Solmsen, Felix: Hom. TtEtpvtoTag und Verwandtes. Rhein.
Mus. QQ^ 140 — 146. Das merkwürdige Perf. -rcetpvtozeg hat, im
Unterschied von TiecpevyoTeg, dem Perfekt des erreichten Zustandes,
* entronnen, in Sicherheit', eine iterativ-intensive Bedeutung '^ge-
scheucht, verängstigt'. S. nimmt daher an, daß, um diese Bedeu-
tungsnuance zum Ausdruck zu bringen, neqivtoTEg im Anschluß an
q)vLa 'Angst' gebildet worden sei. Ähnlich lehxi^oTsg 'züngelnd'
Hes. Th. 826 statt leloixozeg im Anschluß an Xixf^cctto.
Solmsen, F. Noch einmal ark. dilisvdr^cov. Rhein. Mus. 66,
319 f., verteidigt seine und Schulzes Auffassung dieser Form als 1. Sg.
Conj. Vgl. Glotta III 304.
300 Paul Kretschmer
Fraenkel, E. Grammatisches und Syntaktisches. VI. Eine
neue suffixlose 2. Sing. Imperat. eines ursprünglich athematisch
flektierenden griech. Verbums. Idg. F. 28, 2420". Gemeint ist ev-
TteXa 'nahe dich' auf der Inschrift von Selinus GDI. 5213, 4 von
einem alten Praes. *7t€la-(.iL. VII. Zum dor. Refiexivum. F. wendet
mit Recht gegen Wackernagels Erklärung von avravTov = avxog
avTov aus Verallgemeinerung eines fem. avzävv- ein, daß sonst der
mask. Nom. aurog verallgemeinert zu werden pflegt. Er erklärt
avTovTov durch Proklise. Ich bezweifle nach wie vor, daß
Tonlosigkeit bei einer im Wesentlichen musikalischen Betonung
solche verheerenden Wirkungen hervorbringen konnte, und bleibe
bei meiner Annahme von Haplolalie (Glotta I 56), gegen die F.
nichts vorzubringen weiß, als daß er nicht überzeugt sei. IX. Das
von F. KZ. 43, 216 3 erschlossene Tvqioßiov ist auf einer chiischen
Inschrift jetzt wirklich zu Tage gekommen. Zu del. 7tE7Tov^y/.6xaL
erkennt F. eine Parallele in aXXti'kodiodoxai • aXXr^XoßcQOi Hes.
Kövxog, K. IlavToia (pLXoXoyiy.a. ^Ad^r^vä XXIII 161 — 263.
Aus dem Nachlaß von K. gibt sein Schüler XaQiTcovlörig eine große
Reihe von Bemerkungen und besonders Belegsammlungen zur grie-
chischen Formenlehre heraus: sie handeln von yMvaXid-ovv : -Xi-
■d'ovod^ai, {■aaTa)XevELv : -XeveaS^ai, Xi^^oßoXw, Xtd-aCto, den Formen
von Gtög, TtXscog dem II. Aorist auf -ov (eKTsiva : txravov, erceiaa :
ercid-ov usw.), öedoQ/.a und a/toXcoXa.
Wortbildung
Herrmann, Erwin: Die Liquidaformantien in der Nominal-
bildung des ionischen Dialekts. Diss. Tübingen 1911. 90 S. Die
Arbeit ist eine auf den ionischen Dialekt sich beschränkende Ma-
terialsammlung für die ein q oder X enthaltenden Suffixe. Der
Verf. behandelt die Stämme auf -7jq, -rriq, -twq, -tqo-, -uq -ioq,
-Qo-, -d^Qo- -d^Xo-, -Xo-, -aXeo-. In der Untersuchung der Nomina
agentis auf -ti^q war ihm schon Fraenkel, in der der Adjektiva
auf -aXiog Debrunner IE. XXIII Iff. vorangegangen. Die Disser-
tation bildet den Teil einer akademischen Preisschrift über die
Nominal- und Adverbialbildung des Ionischen, deren weitere Ka-
pitel bald erscheinen sollen.
Sturtevant, E. H. Studios in Greek Noun-Formations. La-
bial Terminations. Class. Quarterly VI 197—215. 450—476.
Fortsetzung der Glotta IV 342 angezeigten Studien über die Wörter
auf -cpri, -q)rjg, -cpog und -cpov.
Scholia ou Iliad YII. The Oxyrhynchus Papyri VIII ed.
Literaturbericht für das Jahr 1911 301
Hunt, (Lond. 1911). Aus den neuen Ilias-Scholien zum 2. und
7. Buch, die H. S. 77 — 110 aus Papyri veröffentlicht, hebe ich
hier heraus die Liste von naQiovvi-ia (S. 103 ff.), die zu hom. (^(xq-
TVQog = /uccQTvg mit zahlreichen neuen Zitaten gegeben wird: der
Scholiast verzeichnet als parallele Bildungen Tgol^ijvog Gen. Tqoi-
l^tqvoio, XQvodoQog Pindar, Xdqonog XaQinoLO, XdXvßog Eurip. im
Temenos, TawTtxsQvyog Simonid., ÖLdxTOQog, ctQTtayog Aischyl. und
Soph. im Phineus, Ißnjqog, 7toXv7tida-/,og, TQayorrcdywvog Kratin ev
Mald-anolg, dzfÄBvog Archilochos; Xäog Simonides: ^hXa xat läovg
emßdXliov (Hunt verweist noch auf Soph. 0. Kol. 195, Hesiod fr.
115, 3), "EgvKog Xenophanes, ^'^tdog Akk.'^tdoj^ Antimachos ev d Qri-
ßa'idog, Kdiovog Leandrios, gtipdofttdog Eupolis, iLd-axog Stesichoros
iv OgsoTalag ß', KoQvd-og, aTtdrcogog PI. aTtaviogoL iv tcZ Kr^vY-og
yd/^up, w-üKvyog Alkaios, di.iüog Hesiod und Leukon ev WQazEQai,
Tgcoog Hesiod, aco'krjvog Ananios, aywvog Akk. aycovov Eurip. Aigeus.
Zum Schluß wird Yy,TLVog mit diesem Accent angefügt.
Etymologie und ^Wortforschung
KovHOvXeg, Oaidtov: IlaQaTriQ/jasig y.al diagd-waeig elg xb
Corpus glossariorum latinorum. Byz. Z. XX 388 — 419, emendirt
und erklärt zahlreiche griechische Glossen dieses Corpus. Er ge-
winnt so wertvolle Zeugnisse für verschiedene vulgärgriechische
Wortformen z. B. ovja (ouyia) '^ytovia el/xaTiov, poligronm porti-
nacia = /voXvyQOJviov zu yQwva ngr. yQOvva 'Schwein . dXXr]yoQO)
OQd^QL^co vigilo lies yXir^yoQio.
Bauuack, Joh. Hesychiana. Philol. 70, 353—396. 448—491,
behandelt 100 Hesychglossen hauptsächlich nach der sprachlichen
Seite. ÖQtiXol' g)oßsiTai = dßeiXol mit q st. /. IvQaßcZg' iy-
ygdxpag: damit meinte nach B. ein Ausländer unredupliziertes ly-
yeyqacpMg. Mich hat die Form an die Deutung von Hgacpa ....
als hQaipavTi = ygciliarvt auf der boiotischen Vase 'Ecp. dgx- 1896,
Sp. 244 (vgl. Thumb Idg. F. VIII 228) erinnert. Die lautliche
Ratio des Vorganges bliebe dennoch fragwürdig. — ßiovlrag faßt
B. als ßcüFiTag und will auch das lak. Qwßidag (Glotta III 269)
als ßcoßiöag = ßwßlöag erklären, yeqiovia sieht er wie yeQMxiot,
als Schreibungen von lak. yeQtohla = ysQOvoia an. OTtsQyvg'
Ttgeaßvg, vgl. lak. Tregyovv, setzt B. = to-Treqyvg d. i. '^s^rCQeoßvg
wie e^-dyyeXog. Die Aphaerese des e- soll nach vokalischem Wort-
auslaut erfolgt sein. Ich erinnere hier an lak. ^ayiJTag Athen.
Mitt. XXII 339, ^avd-lCea^aL Hesych == s^av^lCead-ai. Da e^-
dyyelog postverbale Bildung zu k^ayyello) ist, so müßte oneqyvg
302 Paul Kretschraer
von einem Verbum *{e.)a7reQyeL'iü = att. *SK7tQEaßevco ausgegangen
sein. Aber ein solches Verbum ist nicht belegt. Sollte nicht
(T7r£'(»;^i;g vielmehr auf Metathesis des o in "^/teQayvg, das durch
Umstellung des q aus TVQeoyvg entstanden war, beruhen? Die
Metathesis war durch die Konsonantenhäufung -gay- bedingt. Vgl.
etwa ^eoTQi^' jy e^darixog. KvIölol aus *e§-OTQi^ oder * oe^-axQi^
(Brugmann-Thumb Gr. Gr. 159).
Fick, A. Hesychglossen VII. KZ. 44, 336 — 353. ctf-iiöto'
u (.lOTtlmaL schreibt F. den Indern (skr. amsäu) zu ; unsicher wegen
des -£- und weil noch andere Möglichkeiten (z. B. illyr. Herkunft)
bleiben. yiXlai' Tllai zu lat. vello. Tax ytlovigov = ßtlvigov
und ellvo) hätte F. natürlich Schulzes Qu. ep. 336 nicht ignorieren
dürfen. Erwägenswert ist seine Kombination von Javlig mit Qavha,
Gavliog (s. S. 308 unter Gavliog): d = ^, weil Daulis Sitz der „my-
thischen Thraker" war; zur Bedeutung vgl. die Glosse Javlig'
eoQTTi ev^-Agyei, iA.L(xrif.ia rrig Uqoltov 7rQdg^^/.Qioiov /itdx^g. JavXig
hieß also in Argos ein Fest, auf dem die „Schlacht" zwischen
Akrisios und Proitos mimisch dargestellt wurde. Zur Hesychglosse
BiQLg (cod. tigr]) vgl. Bechtels spätere Bemerkung Glotta IV 350 f.,
mit der sich Ficks Auffassung deckt. S. 345ff. behandelt F. die
Glossen yuQxog, -kiqxoi und deutet Kiqvj], die Tochter des Helios,
kühn als Göttin des Tierkreises.
Weckleiu, N. Über Mißverständnisse älterer Wendungen und
Ausdrücke bei den griech. Dichtern, insbesondere bei den Tragikern.
Sitzgsber. d. Bayer. Ak. phil.-hist. Kl. 1911, 3. Abb. 48 S., be-
spricht eine Reihe homerischer Wörter die von späteren Dichtern
mißverstanden sind und unrichtig gebraucht werden. So hat So-
phokles Ai. 887 hom. df.ievrjv6g im Sinne von 'unstät' verwendet,
als wenn es aus a- + /.isvw bestünde. alyiXiip wurde bekanntlich
aus OL^ und leiTtn) erklärt; Aischylos Hik. 802 verwendet das
Wort in der Bedeutung 'unzugänglich'. W\ bestreitet Prell witz
Deutung %on Ziegen erklettert' und erklärt es als \vassertriefend
aus aiysg' xv(.iara und leißco mit Hinweis auf II. 1 16: rjze xar
alylXiTtog ntxqrig dvocpegov %eei vdwq. Die P]tymologie ist in der
Tat erwägenswert. — Soph. Phil. 2. 300 denkt an Homers Bezeich-
nung von Lemnos als d(.iixd^aX6EOoa, das die athenische Schule
als dfiiKTog erklärte. W. zieht die Verknüpfung mit oi-iixh] vor
und bezieht das Beiwort auf den Rauch des Vulkans Mosychlos,
der die Insel einhüllte. Die Schwierigkeit liegt hier in der Bildung
des Wortes. Das rätselhafte hom. dxQvyexog will W. mit Rück-
sicht auf Bakchylides ev cctqvtci) xdei, wofür fr. 47 Bgk. uTQvyixw
Literaturbericlit für das Jahr 1911 303
Überliefert ist, als azQVEvog (wie axieioq neben arixog) erklären,
das durch Volksetymologie (zu TQvyrjzog, als ob es äxagTCog be-
deutete) zu ccTQvysTog entstellt worden sei. yai7joxog d. i. o rrjv
ytjv oycov (vgl. lak. Faidfoxog) nach der Vorstellung, daß die Erde
auf dem Meere ruhe, wurde als yalav e'xcov gedeutet. W. berührt
hier ein Problem, das noch wenig erörtert und jedenfalls noch nicht
gelöst ist. Gegen seine Auffassung habe ich das Bedenken, daß
jene geographische Vorstellung kaum mit der Religion etwas zu
tun hatte und daher auch nicht einem alten Kultbeinamen zu
Grunde liegen kann. Poseidon war ja auch von Haus aus nicht
Meergott, sondern Erdgott: yaidßoxog heißt er auch im Binnen-
lande (Sparta, Therapne). Auch alle früheren Deutungsversuche
sind unbefriedigend: so die antike*^ Wagenfroh', 'Erdhalter , 'über die
Erde hinfahrend'. Noch eine Möglichkeit bleibt zu erwägen. Der
Gott heißt yaidßoxog auf der Stele des Damonon als Beschützer
von Pferderennen, also als iTtniog. Nach der Kultlegende von
Thelpusa aber (Paus. VIII 25, 4 ff.) hat Poseidon iTiTtiog in Ge-
stalt eines Hengstes die in eine Stute verwandelte Demeter d. h.
die Erdgöttin besprungen und mit ihr das Pferd ^AqUov erzeugt
{%6v .... avrii yai dvidcov.B Antimachos bei Paus.). Das Pferd
war bei den Griechen ein chthonisches Tier, die Erdgottheiten
wurden ursprünglich selbst in Roßgestalt gedacht und ihr yocf.iog,
der das erste Pferd erzeugt, ist das göttliche Vorbild der Pferde-
zucht. Sollte also Faidfoxog Fdlav oxsvcov oder Faia oxovf^evog
in erotischem Sinne bedeuten? — ^Ev ytaQog al'ai] deutet W. mit
Clarke, Pape von v.8iqco als flocci facere : xa^ soviel als 'Schnitzel',
wertlose Sache und sieht in dem Sprichwort sv xw Käql KLvdvvevsiv
ein Mißverständnis der homerischen Wendung.
Ebert, Friedr. Fachausdrücke des griechischen Bauhandwerks.
I. Der Tempel. Progr. d. Gymn. in Hof. Würzburg 1911. 65 S.
Aus den Bauinschriften und Vitruv stellt diese Programmabhand-
lung die technischen Termini der Architektur des Tempels zu-
sammen und untersucht ihre Bedeutung. Die Ausdrücke variieren
teilweise dialektisch, z. B. arg. otoißd = att. aTQcof.ia 'Stereobat'.
Die technische Erläuterung von Wörtern wie f.iEa6f4viq, Ttagaaraöeg
hat natürlich auch für den Etymologen Interesse.
Robert, Fritz: Les noms des oiseaux en Grec ancien. Etüde
semantique. I. partie. Diss. von Basel. Neuchatel 1911. 137 S.
Eine etymologische Studie über die griechischen Vogelnamen. Der
Verf. untersucht zuerst die auch in den verwandten Sprachen nach-
weisbaren vorgriechischen Vogelnamen, sodann von den ausschließ-
304 Paul Kretschmer
lieh griechischen 1) die von physischen Eigenschaften des Vogels
wie seiner Farbe abgeleiteten (z. B. xIuiquov, ccTtovg), 2) die auf
seinen Flug- oder andere Bewegungen bezüghchen Namen (z. B.
Uga^, ouooTtvyig). Damit bricht dieser erste Teil ab. Der zweite
Teil soll die onomatopoetischen (a^dwV, y.oxnt)^), die von der Le-
bensweise abgeleiteten {d/.av&ig, ahdeTog), die ethnischen Vogel-
namen ((paatavog), die nach Personen benannten Vögel (dle^TQvwv)
und die Fremdnamen (Ißig) behandeln. Die etymologische Unter-
suchung ist vorsichtig und besonnen. Zu weit geht der Verf.,
wenn er auch die Gleichung yioga^ Kogiov)! : lat. corvus cornix umbr.
curnaco von den vorgriechischen Vogelnamen ausschließt, weil es
sich um „formations onomatopeiques independantes" handele. Ver-
mißt habe ich vorläufig oliovog.
Sittig, Ernst: De Graecorum nominibus theophoris. Diss.
Halle 1911. 167 S. Der Verfasser dieser vortrefflichen Dissertation
hat ein religionsgeschichtliches, nicht ein grammatisches Ziel im
Auge. Er zieht aus der Verbreitung der mit Götternamen zu-
sammengesetzten oder davon abgeleiteten Personennamen Schlüsse
auf die Verbreitung der Kulte und kombiniert sie mit den An-
sichten, die er, in der Schule 0. Kerns, über den Ursprung und
die Wanderung dieser Kulte auf Grund anderweitiger Erwägungen
gewonnen hat. Im einzelnen freilich hatte er vielfach Veranlassung,
sprachliche PVagen zu berühren. Ich kann hier nur weniges er-
wähnen. S. 28 vertritt er mit mir und anderen die Ansicht, daß
die Göttin Athene nicht ihren Namen der Stadt Athen verdankt,
die vielmehr nach der Göttin genannt ist, und er nimmt an, daß
Boioter den Athenakult nach der Akropolis gebracht haben, wo
der Kult des Poseidon älter war, ein Zusammentreffen, das sich
in dem auf dem Westgiebel des Parthenon dargestellten Mythus
vom Streit das Poseidon und der Athena um das attische Land
niedergeschlagen hat. Ich möchte hier daran erinnern, daß der
attische Dialekt wahrscheinlich sein tt = aa und qq = qo den
Boiotern verdankt. Das führt zu dem Schluß, daß die Boioter,
die aus Thessalien in Boiotien einwanderten, an den Grenzen Attikas
nicht Halt gemacht haben, sondern einzelne Schwärme auch in
Attika eingefallen sind und daß insbesondere die bedeutendste hel-
lenische Stadt auf der boiotischen Okkupation einer altattischen
oder altionischen Ansiedlung, die den ionischen Gott Poseidon ver-
ehrte, zu beruhen scheint. — S. 101 bringt S. den kret! Gottes-
namen J^eXxctvog, kypr. FoXyctviog mit etrusk. velxanei und lat. Vol-
canus zusammen. Den Aufsatz von Kannengießer über die An-
Literaturbericht für das Jahr 1911 305
klänge eteokretischer Namen an etruskische, den ich Glotta IV
311 f. besprochen habe, kennt er noch nicht. In dasselbe Kapitel
gehört der Wechsel von Tenuis und Aspirata in Tagy^hog : Qag-
yi^Xiog, den auch ich wie der Verf. S. 57 f. zu beurteilen geneigt
bin, d. h. aus vorgriechischen Lautverhältnissen erkläre ; vgl. Glotta
a. a. 0. 312.
Lambertz, Max: Zur Doppelnamigkeit in Ägypten. Jahresber.
d. Elisabeth-Gymn. in Wien 1911. 30 S. Vorläufer des Aufsatzes
in der Glotta IV 78—143.
Tuckey, Ralph Hermon: The Stoic Use of Is^ig and (pgccoig.
Class. Phil. VI 444—449, bestreitet gegen Striller De Stoicorum
stud. rhet., daß die Stoiker im Gegensatz zu den Peripatetikern
Xi^ig nur im Sinne von "^ Wort' verwendeten. In der Definition des
Diogenes von Babylon, Diog. Laert. VII 38. 56, bedeutet Xe§ig
Sprache ohne Rücksicht auf den Inhalt: der löyog ist immer otj-
[xavTiyiog, die Xi^ig ist auch datjfxavTog. cpQaoig als rhetorischer
Ausdruck scheint stoischen Ursprungs: Aristoteles, Anaximenes,
Demetrios gebrauchen es noch nicht.
Boisacq_, Emil: Dictionnaire etymologique de la langue grecque.
6. 7. Lieferung (x,aAwg — Xavy.avir]). Heidelberg, Winter. 1911.
S. 401—560.
daeAyrjg: W. Havers IF. XXVIII 194—202 sieht als Grund-
bedeutung des Wortes 'wahnsinnig' an und erklärt es als Lehn-
wort aus dem Boiotischen: aaelyrjg sei gleich *d&Ely7']g, dies aus
a-, der Schwundstufe von sv, und ^elyco zusammengesetzt, s. v. a.
'geschlagen , 'durch Schlag verwirrt'. Der erste Teil dieser Er-
klärung wäre glaublich, aber die Präposition a- = sv, über die H.
kurz hinweggeht (Schulze KZ. 29, 264, Solmsen Unters. 297 u. a.
operieren mit ihr), scheint mir noch eine sehr zweifelhafte Größe
und die Etymologie der eigentlichen Bedeutung von a. nicht ge-
nügend gerecht zu werden.
'Ä(pQoöizij: Ernst Maass, Aphrodite und die heil. Pelagia. N.
Jahrb. f. d. klass. Alt. XXVII 457—468, stellt Belege für cccfQodirri
als Appellativum im Sinne von 'Schönheit' zusammen: das Wort
komme so schon in der Poesie des V. Jahrhunderts vor: Aisch.
Ag. 402, Eur. Phoin. 397. Iph. Aul. 1264, Pind. fr. 90 Bgk. {Xa-
QLTSGOL /.ai avv ^^(pQoöitq), dann in der späteren Prosa, Dion. v.
Hai. comp. verb. III 17, Lukian Skythes 11. Philostr. V 21
S. 180 K. Nach M. kann hier schon wegen des Alters der Belege
keine Metonymie vorliegen, wogegen auch das sehr alte Adjektiv
S7taq)Q6diTog spreche, d. i. 'der, an dem ag)QodlTrj Schönheit ist'.
306 Taul Kretschmer
Trotzdem schließt sich M. der Etymologie von L. Meyer u. a. an:
'u4(fQodiTrj aus dcpQog + *dTcä "^glänzend' zu skr. -dtti- in su-dlti
von schönem Glanz, so daß also '^. die Schaumglänzende bedeuten
würde. Ich verstehe zunächst nicht, wie man bei dieser Auffassung
um die Annahme einer Metonymie herumkommt. Wenn acfgodi-uri
die Schaumglänzende bedeutete, so konnte sich doch daraus das
Appellativum 'Schönheit' nur über dem Namen der Göttin hinweg
entwickeln. Weiter aber, wodurch wird denn bewiesen, daß im V.
Jahrhundert in der Poesie eine Metonymie unmöglich war? Es
genügt doch schon die Tatsache, daß ^Aq^Qodht] als Name der
Göttin uralt ist d. h. schon bei Homer auftritt, als Appellativum
aber erst in der Poesie, nicht der Prosa des V. Jhs. und dann erst
in später Prosa begegnet, um zu beweisen, daß das Appellativum
sekundär ist. M. verlangt Analogien für die angenommene Me-
tonymie. Die nächstliegende ist KvuQLg im Sinne von 'Liebes-
genuß': Eurip. Bakch. (iSS. Aristoph. Ekkl. 122 (rtjv tcIjv elsvd-eQtov
vq)aQrcdCeLv Kvjiqlv). Thesm. 205 {v(paQTtdtELv xe. ^r^leiai' Kvtcqlv).
Gerade ^^(pQodnri und Kvttqiq konnten sehr leicht zu Appellativen
werden, weil die in ihren Kreis gehörigen ^'Eqcoq, Xdgig, Tlsid^a
zugleich Gottheiten und Abstrakta waren; daß in diesen Fällen
das Appellativum das primäre war, tut nichts zur Sache. Wenn
STtr/agig auch ursprünglich den bedeutete, bei dem Anmut ist, so
konnte es doch auch aufgefaßt werden als 'der, bei dem Xdgig
steht', und ein analoges STtacpQodizog'^ der ^ bei dem ^AifQodixri steht',
erzeugen. Übrigens war den Griechen schon durch hom. '.Agr^g =
'Krieg' und Name des Gottes diese doppelte Funktion eines Nomens
vertraut. Für die Etymologie von 'AcpQoölrTj ist also die Verwen-
dung als Eigenschaftswort belanglos. Meine Deutung des Namens
aus dqiQog und bdlxä- 'die über den Schaum wandelnde' KZ. 33,
267 hat vor der obigen den Vorzug, daß sie nur griechische
Wörter heranzieht. Griech. ^dixä 'glänzend' dagegen ist rein hy-
pothetisch. Der Einwand von Prellwitz Et. Wb. ^ 68, daß das
Fem. von oölirjg auf -ig ausgehen müßte, ist unberechtigt. Ich
hatte schon auf xafxia : xaf.uag hingewiesen: wie der Stamm xat^uä-
wird auch oöixä- ursprünglich Commune gewesen sein. Bei dieser
Deutung ist ^AcpQodiTri synonym mit dem Namen einer verwandten
Gestalt, der ^evAod-ta oder visw-ad^ia d. h. der über den weißen
(Schaum) laufenden, die auch KaXiq genannt wurde.
ßaatXevg: Edw. Fay, Ciass. Quarterly V 119—122. ß. soll
'viam muniens' {ßdaig 'Gang') oder 'cateruam resoluens' bedeuten.
Wertlos.
Literaturbericbt für das Jahr 1911 307
Fayjiag, Fäy/cov: F. Bechtel KZ. 44, 354 stellt die Namen
arg. Faipiag, delph. Faipiov zu yaTcelelv, a(.ieXeiv Hes. : angls.
ceaflas Kinnladen, y. eigentlich 'oscitari, Maulatfen feil halten'.
Neben dem vorausgesetzten *yayrrw steht xa/rrw herunterschlucken,
Y.äipig das Schlucken, ferner ndd. ndl. happen 'schnappen, wohl
alles laut nachahmende Wörter, daher auch die Variation des An-
lautes.
yfj., yaXa: K. Brugmann Idg. Forsch. 29, 200—209. Ich habe
Wien. Stud. 24, 523 ff. dor. da 'Erde' in Jä}.iaT7jq für einen ur-
alten Lallnamen der Erdgöttin erklärt. B. faßt in analoger Weise
yä auf. Diese Annahme habe ich seiner Zeit auch erwogen, aber
mich gescheut sie auszusprechen, weil mir neben da und f.ia. ein
dritter Lallname yä für Mutter, Mutter Erde etwas bedenklich
vorkam und g in Lallwörtern mindestens selten sein dürfte, wenn
es nicht ganz fehlt. B. will zwar an dem Terminus *^ Lallnamen
nicht unbedingt festhalten. Aber dann bliebe das Wort etymo-
logisch dunkel, und wir kämen über Danielssons Auffassung von
ycc als Wurzelwort nicht hinaus. Denn nicht klar ist, was wir
uns unter Wörtern, die oft mit besonderer Gefühlsartikulation ge-
sprochen werden, vorstellen sollen. — yala und ixaia erklärt B.
als Zusammenrückungen von ya, f.iä -\- cua < *«//« = lat. avia
^Urmutter'. Aber dann müßte {.lala 'Mutter Großmutter' od. dgl.
bedeuten, was nicht einleuchtet. Auch wäre die Kürzung der drei-
morigen Länge in *f.iäia aus jt/a aia nicht weniger auffällig als
die bei Entstehung von (.lala aus f^ia + Suffix -la (wie in noivia)
anzunehmende, die B. beanstandet. Daß ,i<a7a sich zu ^<a ver-
halten könne wie avay/.al'ti : avay^tjj usw., bestreitet B., weil dann
^ [la'iä zu erwarten wäre. Allein der mit dem Appellativum iden-
tische Name der Mutter des Hermes lautet an der ältesten Beleg-
stelle Hesiod Th. 938 tatsächlich Mairi, und f.iala ist da, wo es
zuerst vorkommt, in der Odyssee an allen zwölf Stellen Vokativ,
kann sich also zu Mail] verhalten wie hom. Vok. vv(.icfa : vvincpi],
und der viel gebrauchte Vokativ hätte dann später nominativische
Geltung erlangt. Die Bildung von *uaiä zu f.iä hat eine genaue
Parallele an ^em Tante, i^elog Onkel zu *d^rj, redupliziert rrj^rj,
Ttjd^ig, lit. dede Onkel, ksl. dedü Großvater, auch ein Lallwort.
Auch an skyth. Zsvg nanalog Herodot IV 59 vom Lallwort Harca
* Vater sei erinnert, falls es indogermanisch ist.
öovkoqi K. Brugmann Morph. Unters. VI 365 — 67 hält an
seiner Verbindung von d. mit got. taujan 'machen' (IF. V 342f.)
fest und erklärt dor. dcolog aus einer Grundf. *döul > döl die
Glotta V, 4. 21
3Qg Paul Kretschmer
Werktätigkeit. Mir scheint die Etymologie begrifflich zu wenig
zwingend.
iXiHrj: Em. Boisacq Mem. Soc. Lingu. XVI 261 — 263 tritt
gegen die Gleichung elUtj = ir. sali, gall. Scilicilla, ahd. salaha,
nhd. Saliveide und für Hoops Verknüpfung mit angls. uielig, neu-
engl. willow Weide ein. Wenn der Name des '^Elimov "^Weiden-
berg"* bedeutet, was nicht sicher, aber allerdings wahrscheinlich
ist, so ist F für fA/xtj durch FeXtMiv in dem neuen Korinna-Pa-
pyrus und damit auch Hoops Etymologie erwiesen. B.s Kombi-
nationen haben in der Tat viel Einleuchtendes. Doch bleibt der
Spiritus asper von e?Jxij zu erklären. Fick KZ. 44, 338 vermutet
zwei Wörter: eXUri = lat. salix und ßeliKa = engl, willow.
evLoc: K. Brugmann Idg. Forsch. 28, 355—358 knüpft e. mit
Curtius 5 310 an tv-q der dritte Tag, Ivo- jener an. svioi f.iev . . .,
evLOL dt 'diese . . ., jene' 'die einen . . . die anderen' habe zur
Gleichsetzung mit TLveg, oXi'yoL geführt.
'Enaviöag: F. Bechtel KZ. 44, 355 leitet diesen lak. Namen
von einem Adjektiv *S7tävi^g ab, das mit dor. jXQOOävrß, att.
TtQävTQg zusammengehört.
eafiög: K. Brugmann Idg. Forsch. 28, 354f. hält au der Ab-
leitung von irji-ii (bei Aristot. aq)E0i.i6g) fest mit Vergleichung von
lat. exämen zu exigo.
svxO'Qiotia, evxO'Qi'OxeXvi Th. Schermann: EvxaQiOTia und
EvxaQioieiv in ihrem Bedeutungswandel bis 200 n. Chr. Philol.
69, 375 — 410. svxaQiorog begegnet schon bei Harodot und Xe-
nophon, evyaQioiia evxccQKJTsiv erst bei Menander und in der hel-
lenistischen Literatur. Den Verf. interessiert das Wort besonders
als liturgischer Ausdruck der christlichen Literatur. Schon Philo
braucht ihn im Sinne von 'Dankopfer (und von 'Wohlwollen),
Paulus für das liturgische Dankgebet. Seh. verfolgt ihn weiter
durch die urchristliche Literatur hindurch.
OavXiog: F. Hiller v. Gaertringen Hermes 46, 154—156 teilt
eine Altar-Inschrift aus der Gegend von Pharsalos Jiog Gavliov
mit und vergleicht Qav(.iog i] Qavlog' "^Qr^g Maytedoviog Res., das
Fest der Qavlia, den attischen Qavliov, der dem Zeus Polieus
den Stier opfert. F. Solmsen Herrn. 46, 286—291 stellt den Namen
ansprechend zu dem zweiten Teil von Kavdavh^g d. i. y.vidxYijg,
ksl. daviti würgen und erinnert an die alte Art der Stieropferung,
bei der das Tier zunächst gewürgt wird.
'Io<pcöa<ja: F. Bechtel KZ. 44, 355 bringt diese Namensform
als Parallele zu mel. KXucpMöoa (Glotta II 355) bei.
Literaturbericht für das Jahr 1911 309
KaXki'd'veaaa'. F. Bechtel KZ. 44, 356 erkennt in -^vsaaa
das F'em. zu mask. -&vtvzg — lat. furens, idg. dhushifs (ai. VI.
Klasse).
xatrj^TJg: W. Prellwitz KZ. 44, 123 f. verteidigt die antike
Etymologie /.ara + cpäog ,,mit niedergeschlagenen Augen", -ri-cprjg
vergleicht er speziell mit skr. ä-bhä- 'Glanz, Licht' und sieht
dieses -rj-, dor. -ä- = skr. ä auch in u7isQrj(pavog, f-TtaßoXog, f-y.d-
ßolog, rjßoXov Hesych. Unbekannt scheint P. die Etymologie von
Schwyzer (vgl. Glotta II 354), der die seinige nach der begriff-
lichen Seite vorzuziehen ist.
neXeög: F. Bechtel KZ. 44,357 stellt diesen Namen des Grün-
spechts zu lit. külti 'dreschen', da ihn Aristoteles als ^vkoxoTtog
beschreibt. Nicht sicher, weil das Verbum im Griechischen nicht
nachweisbar ist.
KEQaaog: E. Boisacq, Mem. Soc. lingu. XVII 58 f. vermutet in
■KSQaoog, d-vQOog, Ttiaog, A.äqnaoog eine giftige Pflanze, nv^og Ent-
lehnungen aus dem Thrakisch-Phrygischen; doch fehlt eine hin-
reichende Begründung dieser Annahme.
xoafiog'. K. Brugmann Idg. Forsch. 28, 358—363 aus *y.6Q7t-
ffjuog zu skr. kalp- 'ordnen', krp- Gestalt, lat. corpus. Etymologien,
die so starke lautliche Entstellungen voraussetzen, sind immer nur
Möglichkeiten, zumal in diesem Fall, wo das Wort anderweitig im
Griechischen nicht vorkommt.
HQdvog: E. Boisacq, Mem. Soc. lingu. XVII 56f. schließt sich
Niedermanns Vergleichung mit lit. Kirnis 'Schützer der Kirsch-
bäume' an und trennt daher x. von alb. S-arie Kornelkirsche, dessen
^- auf Palatal zurückgeht.
XoZa'9-og: H. Osthoff Morph. Unt. VI 314-326 aus urgr.
^loihiG-d-F-o-g 'der schwächer laufende' aus ^Xoüua- = germ.
*lais-iz- 'weniger' + d^oog. Nicht überzeugend.
XvaixeXeXv: Lorenz v. Straub, Philol. 70, 157 — 160, verteidigt
die alte Auffassung von Xvaizeh'jg als *^die Kosten einbringend,
lohnend' (Ivelv tcc Tilt]). Das Wort gehört ursprünglich dem
Geschäftsleben an.
vöGog'. nach K. Brugmann Idg. Forsch. 28, 363 — 366 aus
^voQToFog zu lit. narsas 'Loxxi^ ^-nartinti zornig machen. Zweifelhaft.
'OfißQiag: F. Bechtel KZ. 44, 357 f. Sklavenname auf einer
Inschrift von Phigaleia neben XotgoS-viov zu o/ußgiov xoiqiölov
Hes., das Nauck = oßgiov setzt. Also wieder eine rätselhafte
Nasalierung.
ojiXöreQog: H. Osthoff Morph. Unt. VI 326—336 verbindet
21*
310 Paul Kretschraer
das Wort mit vTrsgorclog 'übermäßig' und schließt auf ein Subst.
*07tlov 'Ende', ortltj Huf = Eudpartie, vuegoTtlog ■= v/cegrel^g,
OTtloreQog = mehr am Ende befindhch.
dQ'd'oyQdq)oq'. Th. Birt, Rhein. Mus. G(3, 147 — 149, weist gegen
Mitzschke nach, daß OQd^oyQacpcov auch auf der attischen Grabstele
des Timokrates (-Bacrijg ^^d-iqvä XVIII 57. XXIII 150) einen Lehrer
der Rechtschreibung bedeutet.
ö^vQvyxog: iV7x. -Bitjg, Rhein. Mus. 66, 636 — 640, tritt für
Wilckens Auflassung von 6§vQvyxog xaqayiiy^Q als 'Majuskelschrift'
(weil sie spitz zulief) ein.
TQvionaxQeXg'. G. Lippold Ath. Mitt. 36, 105—109. Wie L.
über diese problematischen Gestalten attischen Glaubens urteilt,
ist sachlich recht einleuchtend. Die Athener opfern den Tqlto-
TtazoQEg oder TgironaTgslg nur vor der Hochzeit vttsq yereoecog
naidcüv. Ihr Gebet lautete: rtaXg f-ioi TQLToysvr^g el'rj, [xrj tqito-
yivEia. Die Ehe des Atheners diente aooTO) Ttaidcov yvTqaUov.
Diese Tatsachen, zu denen noch die Hesychglosse TQiroxoi'Qri
yviqala uaQd-evog kommt, weisen auf ein Adjektiv * iQiTog = yvrjaiog
'echt'. TQiTOTtaroQsg also die 'echten Väter', Athena TQtroyeveia
als echte Tochter des Zeus. Leider fehlt die etymologische Be-
stätigung dieser Deutung.
vvvTj: K. Brugmann Idg. Forsch. 28, 366 — 369. Schon Plu-
tarch leitet v. von vg ab. Die Schwierigkeit liegt im zweiten Be-
standteil, das 'Schnauze' oder 'Nase' bedeutet haben muß (vgl.
ir. socc Schnauze, Pflugschar). B. zieht verschiedene mit sn- an-
lautende german. Wörter heran, die Schnüffeln, Schnauze u. dgl.
bedeuten.
^'d'ia: A. Cuny Mem. Soc. Lingu. XVI 323 — 326 will den
Ortsnamen 0^fä mit QEaoaXoi zusammenbringen. QeooaXog boi.
OETiaKog thess. neri^alög sei redupliziertes '^quhe- quthjaJos, Od^ia
mit f-Suffix von der Schwundstufe guhdh- abgeleitet. Diese sehr
künstlichen Kombinationen sind nichts weniger als einleuchtend.
Daß der nach verbreiteter Ansicht westgriechische in Thessalien
eingedrungene Stamm der Thessalor mit dem Namen des Ortes
oder der Landschaft OS^ia etwas zu tun habe, wird durch nichts
erwiesen oder nur nahe gelegt. Griechische Ortsnamen können
ferner nicht durch indogermanische Laut- und Bildungsgesetze
erklärt werden, sondern nur durch griechische. Drittens erweist
faväaoo) nicht, daß y,xj zu oo wurde. Denn wenn * ßavdy.zjcü zu
*ßava^to wurde, fiel es mit dem Futurum zusammen und es ist
begreiflich, daß das Praes. "^ßavä^to deshalb nach agcaaio : agd^w
Literaturbericbt für das Jahr 1911 311
USW. durch ßavdooto ersetzt wurde. Ebenso wäre ein * Fdva'S,ä aus
"^ FdvaAxjd singulär gewesen. Ich habe Glotta IV 307 Q)dia. als
Reich der 08^1 eg d. i. der Toten gedeutet. Dr. Rud. Hensel
(Liegnitz) weist mich darauf hin, daß Plato Kriton 44 B bei dem
Namen Od^lrj ebenfalls au 'Totenreich' gedacht habe. Dort er-
zählt Sokrates, daß er auf den Tag seines Todes aus einem Traum
schließe, den er gehabt habe: eine schöne Frau in weißen Ge-
wändern sei ihm erschienen und habe zu ihm den homerischen
Vers gesprochen:
^laxi /.ev rgiTaro) (Ddlr]v tQi'ßtoXov r/.oio.
XaXHodQag: F. Bechtel KZ. 44, 125 f. aus yalKog + 'occq „der
mit Erzwaffeu vertrauten Umgang hat". Einleuchtend.
Syntax
(jildersleeve, Basil Lanneau: Syntax of Classical Greek from
Homer to Demosthenes. II. Part. With the Cooperation of Gh.
W. E. Miller. New York, Amer. Book-Company (s. a.) S. 191—332.
Der I. Teil dieser auf fünf Bäudchen berechneten Syntax des
klassischen Griechisch ist bereits 1900 erschienen und die Anlage
und Darstellungsweise des vortrefflichen Werkes daher bekannt.
Der II. Teil enthält die Fortsetzung der Lehre vom einfachen Satz
und die Syntax des Artikels von Miller.
Fraenkel, E. Grammatisches und Syntaktisches. Idg. Forsch.
28, 219—251. I. Zur Verblassung der einem Wort ursprünglich
innewohnenden Spezialbedeutung. Der Hauptgegenstand des Ar-
tikels sind eigentlich nicht jene kontradiktorischen Wortverbin-
dungen wie vr/.raQ soivoxdsi, XQvoal ccQyvQideg, die der Titel im
Sinne hat, sondern ,,der Akkusativ der Intensität", wie man den
Akk. in v.qayov /.e/.qct^Eiai , Ttlvvov /rXvveaS-ai, £7tr/.X^v yiaXelv
nennen kann. Dazu gehören auch die Adverbia auf -ö6v, -drjv.
Das -ö- war nach F. zunächst bei den vokalisch auslautenden
W^urzeln wie fcela- : £{.iTtelaö-6v, ftsldtsiv berechtigt. II. Behand-
lung von ersten Kompositionsgliedern als selbständige Noraina z. B.
yiQsrjcpayiri ßoeiiov, wo x^er^- = x^ewv gedacht ist. Analog im Äoli-
schen rogyiviög i^/.u /.alw, wo das Adjektiv syntaktisch =
roQylvio gesetzt ist. III. Fälle von patronymischem Gen. statt des
zu erwartenden Adjektivs in den äolischen Dialekten. Nach F.
tritt der Gen. ein bei patronyraisch gebildeten Eigennamen wie
Juovvaioq, 2aiovöag und bei Frauen: Milaaia Kalli/,Qiz7j. IV. ovös
nach dem Komparativ im Sinne von tJ.
Havers, Wilhelm: Untersuchungen zur Kasussyntax der in-
312 Paul Kretschmer
dogerm. Sprachen. Untersuch, z. idg. Sprach- u. Kulturwiss. 3.
Straßburg, Trübner 1911. 335 S. Das Werk beschränkt sich auf
ein enges syntaktisches Gebiet, es untersucht den mit dem Genitiv
in Austausch stehenden Dativ des persönlichen Anteils (z. B. jn 177
eiagoioiv Iti ovava 7iäaiv aleiipa — |M 47 sraigiov '/.iqQOv deilirjoag)^
dies aber in sehr umfassender und gründlicher Weise. H. ver-
folgt den Gebrauch dieses Dativs, für den er den Namen Dativus
sympatheticus vorschlägt, durch das ganze Gebiet der indo-
germanischen Sprachen und will namentlich feststellen, wie sich
in ihnen die dativische und possessive Ausdrucksweise zu einander
verhalten. Für das Griechische führt er diese Untersuchung S. 02
— 169 von Homer an bis auf Polybios und die Koine durch und
findet hier ein beständiges Zurückgehen des symp. Dativs, der zu-
letzt im Gen. formell aufgeht. Ursprünglich sei dieser Dativ nur
beim Personalpronomen üblich gewesen und erst von diesem auf
die übrigen Pronomina und auf die Nomina übergegangen, im
Griechischen dies in geringem Umfang. Er macht wahrscheinlich,
daß /.loi, TOI von Haus aus Dative, nicht Gen. oder Lok. waren.
Stahl, I. M. Intransitives ßdXksiv, weist nach, daß dies
(außer dem singuläreu ßahop y.d&evde 'schlafe drauf los' Epiktet.
Diss. H 20, 10. IV 10, 9) nur in Verbindung mit eig (ältester
Beleg slg aXa ßdllwv II. 11, 722), selten anderen gleichbedeutenden
Präpositionen vorkommt.
Kluge, Heinrich: Syntaxis graecae quaestiones selectae. Diss.
Berlin 1911. 61 S. Von diesen Beiträgen zur Syntax handelt der
erste vom ,, emphatischen Imperativ", der durch dye, (f^QS, l'^i,
idov eingeleitet wird, und vom Imperativischen Infinitiv, der zweite
von der Syntax der Iterativa. Der Verf. geht hier von einer Hy-
pothese aus, die sein Lehrer W. Schulze Qu. ep. 63^ nur kurz
angedeutet hat, daß nämlich I6߀0/.s aus ^' laßer + Partikel xe
hervorgegangen sei, also von Haus aus keine iterative Bedeutung
hatte, und stützt sie durch homerische Stellen wie P 423 i^g olqu
Tig UTIBO/.S 'so sagte wohl mancher , yi 637 aXlog (.liv /.loysiov
a7io'KtvrjoaOY.£ TQa7te^i]g = dyrty.ivr^a£v ap.
Kieckers, Ernst: Die Stellung des Verbs im Griechischen und
in den verwandten Sprachen. I. Teil. Die Stellung des Verbs im
einfachen Hauptsatze und im Nachsatze nach den gricch. Inschriften
und der älteren griech. Prosa, verglichen mit den verwandten
Sprachen. Straßburg, Trübner 1911. 156 S. Die Wortstellung
im Griechischen ist eine bisher ziemlich vernachlässigte syntak-
tische Frage, für die die nun von K. untersuchte Stellung des
Literaturbericht für das Jahr 1911 313
Verbs eine zentrale Wichtigkeit hat (ich habe gelegentlich das-
selbe Thema einem Schüler zur Bearbeitung vorgelegt). Daß der
Verf. die Prosa zu Grunde legt und besonders die Inschriften
heranzieht, um eine von der Metrik und rhetorischen Faktoren
wie dem Rhythmus der Kunstprosa unabhängige, „natürliche"
Wortstellung zu ermitteln, ist gewiß zu billigen. Sein wesentliches
Ergebnis ist, daß im einfachen Hauptsatz Mittelstellung, im Nach-
satz Anfangsstellung des Verbs habituell ist, andere Stellungen
okkasionell d. h. durch besondere Verhältnisse bedingt sind. Die
Art, wie K. die verwandten Sprachen zum Vergleich heranzieht,
wirkt etwas störend und verwirrend. Bei der Schwierigkeit, Re-
geln nur für eine einzelne Sprache aufzustellen, ist es wohl rich-
tiger, zuerst für jede Einzelsprache den Tatbestand festzustellen
und dann zur Vergleichung zu schreiten. Nicht einverstanden bin
ich ferner mit der Disposition des Stoffes. K. beschränkt seine
Ausführungen im I. Kapitel über die Stellung des Verbs im ein-
fachen Hauptsatz auf die Aussagesätze: die Fragesätze und Be-
fehlssätze sollen nach S. 4 später (also wohl im H. Teil des Werkes)
an die Reihe kommen. Zuerst hätte doch wohl die Stellung des
Verbs im einfachen Satz vollständig dargestellt werden müssen,
ehe die im Nachsatz behandelt wurde. K. jedoch untersucht die
Stellung des Imperativs Futuri auf -tw(j'), -o&co{v) im Nachsatz, bevor
er uns über dieselbe im einfachen Satz belehrt hat. Vom Imper.
fut. geht er sogleich zum Verbum finitum im Nachsatz über, ohne
die übrigen Imperativischen Satzarten — 2. Sg. i) und PI. Imper.,
imperativischer Infinitiv und imperativisches Futurum, wie es z. B.
im Gesetz von Gortyn häufig ist — erledigt zu haben. Eine Recht-
fertigung dieses Vorgehens, das ein abschließendes Urteil über
seine Ergebnisse nicht erlaubt, gibt der Verf. nirgends.
Paul Kretschmer
Italische Sprachen und lateinische Grammatik
Die Frage der Verwandtschaft der Etrusker mit Völkern
des ägäischen Kreises behandelt A. Kannengießer Klio 1 1, 26 — 47
1) Bei dieser Gelegenheit sei auf den seltenen Fall von Zeugnissen
für die Stellung 'des Verbums in der Urzeit hingewiesen: es sind dies die
Komposita vom Typus uQx^xaxo?, (ffQsoixog, iXxsxirwves und die Analyse von
(fSQf'TW in *bhere töd. Sie zeigen, daß die 2. Sg. Imper. in der Zeit, in der
diese Bildungen entstanden, vor das Objekt und vor adverbiale Bestim-
mungen gesetzt wurde.
314 Felix Hartmanu
(schon Glotta IV 311 besprochen). — Arbeitet dieser Aufsatz mit
gesichertem Material und gründlichen Kenntnissen, so führen da-
gegen die folgenden wieder auf sehr schwankenden Boden. — Fr.
von den Veldeu nimmt Pol. anthrop. Rev. 1911 (10) 26ff. die An-
sicht Thomseus, der Verwandtschaft mit kaukasischen Sprachen
vermutete, wieder auf und glaubt im Lesghischen besondere Ähnlich-
keiten zu finden. Die Ergebnisse sind aber sehr dürftig und, da nur
auf Äußerlichkeiten bezüglich, nicht überzeugend. V. hat auch das
Surselvische nach Spuren etruskischer Wörter durchsucht, ohne
Resultat, nach eignem Zugeständnis; dagegen glaubt er einige räto-
romanische Wörter mit kaukasischen vergleichen zu können und
sieht darin eine Bestätigung seiner und Thomsens Ansicht. Viel-
mehr spricht grade dies ,, Ergebnis" gegen die Methode des Vfs.
— Ganz ohne Methode und Sachkenntnis beurteilt 0. Hauser die
Frage Pol.-authr. Revue 10, 158 ff.
Die Frage des Matriarchats bei den Etruskern berührt Elia
Lattes, Ath. e Roma 1910, 1 — 11. Durch Vorlegung des Ma-
terials sucht er zu beweisen, daß erst verhältnismäßig spät und
vielleicht unter ägyptischem Einfluß die Hinzufügung des Metro-
nymikons häufiger wird, daß dies aber immer dem Vaternamen
folgt; er bezeichnet daher die auf die Angabe des Mutternamens
gegründete Schlußfolgerung, bei den Etruskern habe Mutterrecht
gegolten, als un grave e frequente errore.
Von einzelnen Denkmälern behandelt Gustav H erbig aus-
führlich die etruskische Leinwandrolle des Agramer National-
museums Abb. der Kgl. Bayr. Akad. 25 (4) 45 S. Er lehnt dabei
alle früheren Deutungs versuche von Lattes, Torp, Bugge,
Skutsch ab und betont den funeraren Charakter, der bei allen
Einzeldeutungeu zu Grunde gelegt werden müsse. Dies Ergebnis
wird durch die sehr vorsichtige und genaue Prüfung der Fund-
umstände und die Vergleichuug des Textes der Fule)ia-Ro\\e ge-
wonnen. — Eine etruskische Münzlegende, die sich vielmehr als
einem norditalischen keltischen Dialekt zugehörig zu erweisen
scheint, behandelt derselbe Gelehrte Glotta HI, 2810'. — Zwei
Einzelwörter deutet 0. A. Danielsson überzeugend in der Fest-
schrift für K. F. Johansson S. 81 ff., qutmi wird als^Krug', ifahvna,
d^afna als '^Becher' erwiesen. Die augeblichen Genetive auf -al
und -ia, -aia, -eia deutet E. Lattes Glotta HI, 164 — 170 als ad-
jektivische Bildungen. — Die etruskische Glosse aQif.iog, 'Affe be-
handelt J. En dz elin Glotta HI, 275. — Der Vollständigkeit halber
sei der Aufsatz von ° George Hempl, Early Etruscan Inscriptions
Literaturbericbt für das Jahr 1911 315
(Fabretti 2343—2346) im Matzke Memorial Volume published by
the Stanford University, California, 1911, 18 S. erwähnt, über den
Glotta III S. 344 und E. Vetter, ZöGy. 1912, 1074f. zu ver-
gleichen ist.
Ein Hilfsmittel von außerordentlicher Bedeutung für das Stu-
dium des Etruskischen hat Elia Lattes vorbereitet und beginnt
seine Veröffentlichung in den Memorie della r. accademia di ar-
cheologia . . . Napoli 1911, einen lexikalisch geordneten Index aller
etruskischen Wörter, bei dem die Möglichkeiten der Deutungen
sorgfältig erwogen und die versuchten registriert werden. Der
Buchstabe a umfaßt die Seiten 1—78 und 109—209 in großem
Quartformat, das Werk enthält nach den Worten des Vf. das Er-
gebnis vierzigjähriger Arbeit; möge es ihm vergönnt sein, die
Publikation, die kein andrer wagen dürfte, zum Abschluß zu
bringen.
Verhältnismäßig lebhaftes Interesse hat sich dem TJmbrischen
zugewendet. Bei weitem die wichtigste der Arbeiten, die sich mit
ihm beschäftigen, ist die von K. Brugmann, Berichte der sächs.
Ges. der W. phil.-hist. Kl. 64, 153—175. Auf Tafel 5, lOff. deutet
B. in Anschluß an Wackernagel KZ. 43, 295ff. kastruvuf als
'fundos', nurpener als nu + arpener, übersetzt et nu 'und
zwar', verbindet vepurus, vepuratu mit Isißw (v = /, p fürt),
felsva mit ocpellu) 'das Schuldige' und übersetzt: 'wer das Flamen-
amt hat, soll nebst den gottesdienstlichen Spenden die pflicht-
mäßigen Geldabgaben, nach dem gutachtlichen Befinden der Atie-
dischen Brüderschaft darüber, beschaffen und zwar mit Verteilung
der Leistungen auf die einzelnen Grundstücke'. — Mit Isißoj wird
ferner vestigia uestisiam, vestikatu uesticatu, vestis verbunden,
indem ein Stamm *vepur- = '*leihös zugrunde gelegt wird. Für
vestis wird persnis aus -it(o)s als Partiz. der «-Konj. verglichen.
Fragend zieht B. auch vesklu- iiesclo- 'Libationsgefäß' hierher,
das kaum zu väs gehören wird. — Bei der Besprechung der Re-
lativpartikel *-e (-i, -e, -/; -ei, -e) führen die verschiedenen Schrei-
bungen auf ursprüngliches -oi, das mit der litauischen Pronominal-
partikel ai verglichen wird (?). Ferner erklärt ß. die Erhaltung
des -s im Nom. sing, pisi neben -pis daraus, daß auch sonst der
Nom. sing, nur -s aufweise; Atiersir 7 b, 3 sei Dat. pl., arsir 6a, 7
sei nicht alius sondern sanctis; ere(k) 'is' spreche nicht dagegen,
weil die unerweiterte Form aufgegeben war. — Während von
diesen Ausführungen das Meiste überzeugt, enthalten die Noterelle
umbre von F. G. Fumi in den Saggi di Storia antica e di archeo-
316 Felix Hartmann
logia a Giulio Beloch S. 255 — 267 manche recht luftige Vermutung,
urnasie wird als '^ veniariae aufgefaßt, zu semenie dequrie ver-
gleicht F. ferkle semoniae', in Sehmeniaf sieht er den Namen einer
Ortschaft. 2 a 15 schlägt er vor ^erfiaru zu lesen, indem er
auf die Cerfia Prestota und Tursa der siebenten Tafel verweist.
— eitipes (S. 257) zerlegt er in e = lat, ex, -it- für ind, wozu
er and- in andersafust vergleicht; -ip- zu apere, -es Endung der
3. PI. Ind.; Bedeutung: 'assecuti sunt = iusserunt, decreverunt\
— Tesva (S. 258) soll Uerreoja , mersta = *meß-dies-toja 'meri-
dionale' bedeuten; anglar soll 'altumbrische Metathesis' für
'canulae, Singvögel' sein. Für trebeit wird trebest geschrieben und
'^triverit' übersetzt, hebetraf-e wird 'ad herbetum' gedeutet, vasir-
slom-e soll eine Ortschaft 'la fornace' bezeichnen; combifiatu über-
setzt der Vf. 'confidito', combifiarigiust 'fidem dederint'; disleralin-
sust wird zu laedo, ahd. sHzan gestellt; orer ose soll 'orantibus
adsis' heißen, orto wird zu overto gestellt, heritu mit %biq, alat. hir
verglichen, arvio-, aruvio- wird zu (caro) arvina , arvilla,
ferine, ferime dagegen zu frumen gezogen; difue gehöre nicht zu
öicpvsg, sondern zu densus, daavg. Auf S. 259 wird das templum
auspicale beschrieben und gezeichnet. — Wie unsicher noch unser
Verständnis der Tafeln bleibt, zeigt der Umstand, daß P. Linde
Glotta III 170f. das oben erwähnte urnasier 'ordinariis' übersetzt,
während E. Fay (s. u.) das erwähnte disleralingust 'de-lira-liquerit'
deutet. — Die Imperativendungen im Umbrischen behandelt K.
Brugmann IF. 29, 243ff., er hält mit Wackernagel (KZ. 41, 318f.)
umbr. -ta -tu -to für die dem lat. -te der Bedeutung nach ent-
sprechende Personalendung, deutet sie aber, im Gegensatz zu
Wackernagel, als die dem Baltisch-Slawischen entsprechende Dual-
endung -tä und begründet diese Auffassung durch den Hinweis
auf andre Fälle, in denen eine Vermischung von Dualis und Plu-
ralis angenommen wird.
Mit den Namen und Sprachresten der norditalischen
Stämme beschäftigt sich Richard Wellington Husband Gl. Philol.
6, o85 — 401; er hält daran fest, daß das meiste, was ligurisch
genannt werde, gradezu gallisch ist, was aber nicht zum Gallischen
paßt, nicht idg. ist. Er knüpft daran den Versuch, die Zeit der
gallischen Wanderungen und die Marschstraßen zu bestimmen.
Pälignisch pes pros in der Inschrift no. 255 v. Planta über-
setzt K. Brugmann in dem oben genannten Aufsatz (Ber. Sachs.
Ges. 64) S. 174 f. 'ante pedes' (?).
Zu den faliskischen Formen macht Hermann Jacobsohn
Literaturbericht für das Jahr 1911 317
BphW. 1911, 463 — 4(36 einige Bemerkungen. Nicht überzeugend ist
die Vermutung, daß i)afo, pipafo kurzes a wie dare enthalten; da
die Wurzel "^pöi mit pi ablautet, ist das schwer zu glauben. In
loifertato (Herbig 8010, 8011) sieht er wohl mit Recht den Namen
der Göttin Libertas; titoi mercui efiles überträgt er Tifo Mercuvi
(oder Mercuvius) Epillius, was zweifelhaft bleibt.
Mit der Duenos-Inschrift beschäftigen sich drei ameri-
kanische Arbeiten, von denen zwei mehr als sonderbar sind. Miß
Florence M. Beunet liest Trans, and Proceed. of the Am. phil.
Ass. 41 (1910) xxi— xxiiij die Inschrift hexametrisch und übersetzt:
^Jupiter of the Sky. He who seuds me (prays): May the Maiden
(Proserpine) be not kind to thee, unless, indeed, thou art willing
thus safely to placate Ops (to be at peace with Ops). Duenos
made me for Manos. Ou the ninth day thau let Manos dedicate
me to her (Ops)\ Wegen des Verses könne die Inschrift nicht
älter als 200 n. Chr. sein. Im folgenden Bande lehnt eine andre
Dame, Mary Bradford Peaks, S. xxxix— XLJ diese abenteuer-
liche Deutung verständigerweise ab. Aber in der Wochenschr. f..
kl. Phil. 1911, 986—991 behandelt Edwin W. Fay die Inschrift
sogar als Fälschung, dabei faßt er cosmis als y(.6of.iiog, manomeinom
heiße i.iaip6f.iei'0v, cömis gehöre zu civis u. dgl. Auch die alt-
lateinische Inschrift CIL. XV 6158 Amor med Flaca dede findet
keine Gnade vor seinen Augen.
Die Fixierung der klassischen Latinität bespricht J.Marouzeau
in einer interessanten Studie Mem. de la Soc. de ling. 17, 266 ff.;
nach einer Einleitung, die auf das Schwanken der Orthographie
in der klassischen Zeit hinweist, hebt er drei Punkte hervor, in
denen diese Periode eine Art Abschluß der Entwicklung herbei-
führt: Die Diphthonge, im Oskischen erhalten, im Umbrischen
monophthongisiert, nehmen eine Zwischenstellung ein; die Aspiration
wird neu eingeführt, das wechselnde uji der mittleren Silben wird
in i fixiert. In diesen Ergebnissen sieht er den Sieg der urbanitas
über die Aussprache der rustici; zweifelnd fügt er viertens dazu
die Wiedereinführung des auslautenden -s.
Wichtige und fördernde Bemerkungen über vulgärlateinische
Wörter und Schreibungen enthält Max Niedermanns Besprechung
von Ernst Diehls Vulgärlateinischen Inschriften (Lietzmanns
Sammlung Heft 62) in der BphW. 1911, 1431—1436.
Während K. Brugmann in einer verdienstlichen Schrift 'Der
Gymnasialunterricht in den beiden klassischen Sprachen und die
Sprachwissenschaft, Straßburg, Trübner 1910, 32 S.' vergeblich
318 Felix Hartmann
Über die Zurücksetzung der Sprachwissenschaft in den deutschen
Schulen klagt, haben die Schulen Belgiens sich die Einleitung
F. Skutschs zum Stowasserschen Lexikon in einer Übersetzung
zugänglich gemacht: Elements d'etymologie latine, Bull, du Musee
Beige 105—116, 234—239, 401—414. — Immerhin seien die,
welche dem Gegenstand Interesse entgegenbringen, auf Paul Lindes
Programm, Königshütte (no. 277, 24 S.), die Fortbildung der la-
teinischen Schulgrammatik nach der sprachwissenschaftlichen Seite
hin, aufmerksam gemacht. Die Bemühungen der Holländer, ihre
Aussprache des Lateinischen zu verbessern, schildert H. Canne-
gieter N Jahrb. 28, 175 f.
Akzent. Die Annahme vorhistorischer Anfangsbetonung des
Lateinischen verteidigt Herrn. Jacobsohn XäQixsg S. 423 f. in
einer Anmerkung — Edgard Howard Sturtevant bemüht sich in
den Trans, and proceed. of the Am. phil. Ass. 42, 45 — 52 zu zeigen,
daß der lateinische Akzent der klassischen Zeit musikalisch war
und daß die Nachrichten der lateinischen Grammatiker über den
Circunifiex keinen unbedingten Glauben verdienen.
Das Jatnheifikür Zungsgesetz behandelt E. A. Sonnen-
schein, Gl, Philol. 9, 1 — 11. Er glaubt nicht an eine tatsächliche
Kürzung langer Silben, sondern nur an eine metrische Übung, die
er durch Analogien des altgermanischen und speciell des englischen
Verses zu begründen sucht, wo die Wortbetonuug im Verein mit
dem Metrum ähnliche Erscheinungen hervorrufe; zum Beweise führt
er die Ergebnisse der Klauseluntersuchungen an, wonach in nhi,
mihi, ego, lego nicht tatsächliche Kürzungen stattgefunden haben.
Daß die Dauer des Gesetzes nur zeitlich begrenzt war und daß es
in der klassischen Zeit nicht mehr wirkte, ist nie bestritten worden;
anderseits erklärt es aber eine große Zahl nicht bloß metrischer,
sondern überhaupt sprachlicher Erscheinungen so vorzüglich, daß
es durch die Bemerkungen des Vfs. nicht erschüttert werden kann.
Die sprachhistorische Betrachtungsweise ist ihm aber überhaupt
fremd. — Auch Herrn. Osthoff, Morph. Unters. 6. S. 250 Anm.
lehnt das Gesetz ab. — Die Frage, ob im Lateinischen a einem
wurzelhaften e anderer Sprachen entsprechen könne, wie in quattuor
gegenüber osk. petora, umbr. petur- usw., erörtert K, Brugmann
IF. 28, 369 ff. im verneinenden Sinne; vgl. dazu auch Herm. Ost-
hoff, Morph. Unters. 6, 209 ff. — Über den Diphthong td handelt
Richard Wellington Husband, Trans, and proceed. of the Am.
phil. Ass. 41 (1910), 19—23; er berichtet über die Angaben der alten
Grammatiker, gibt Belege für ein- und zweisilbige Aussprache von
Literaturbericht für das Jahr 1911 319
cui und huic in der nachaugusteischen Poesie sowie für die kurze
und lange Messung des i. quoiei habe nicht zu quoi werden können,
es sei die Grundform für zweisilbiges cui, aus proklitischen quoi
hätte *qui werden müssen, dies sei unter der Einwirkung des Gen.
zu cui umgestaltet worden.
Die Aphärese von est behandelt Otto Brinkmann in einer
Marburger Dissertation (109 S.). Nach Vokalen lassen die Plautus-
Handschriften und die Inschriften überwiegend das e von est fort;
auslautendes m pflegte in den Inschriften, oft auch in den Hand-
schriften fortzufallen {scriptust, Hidest), bei Plautus ist indes meist
-umst, zuweilen -iinst geschrieben, woraus der Vf. auf nasale Aus-
sprache schließt. Bei -us est geben die Inschriften -ust, für similis
est u.a. hat die Plautus-Überlieferung auffälligerweise similest. Die
beiden letzten Fälle deutet der Vf. gewaltsam und nicht überzeugend,
indem er einmal den Ausfall des e in enklitischem (?) est, das andre
Mal Erhaltung des hypothetischen Nominativs ^simil (?) annimmt.
Sein- auffällig sind die Ergebnisse, zu denen J. Marouzeau,
Mel. Chatelain (Paris, Honore Champion 1910, XVI 665 S.), durch
eine Prüfung der Schreibungen mit ei = ^ im Plautus-Palimpsest
geführt worden ist. Nur in drei Stücken, Menaechmi, Mercator und
Poenulus, ist die Schreibung mit ei, den Inschriften der frühen
Kaiserzeit entsprechend, häufiger erhalten, auch hier aber nur in
bestimmten Abschnitten durchgeführt. Die andern Stücke weisen
nur sporadische ei auf. M. meint, ein Korrektor habe hier und
da eingegriffen, aber ganze Seiten übersprungen. — Lucilius' Angaben
über ei und i prüft Roland G. Kent, Am. J. of philol. 32, 212ff.
Er sucht die Überlieferung zu sanieren und zu deuten; danach er-
gibt sich die Notwendigkeit miles von meille "^tausend' und pilum
"^Mörserkeule' von jjei^Mm 'Spieß' zu trennen. — Die Unterscheidung
der römischen Vokale, die sich aus den romanischen Sprachen er-
gibt und derzufolge die Kürzen offen, die Längen geschlossen ge-
sprochen wurden, glaubt Amerindo Camilli, Class. e Neol. 1911,
149 — 152 schon der Zeit des Plautus zuschreiben zu können. —
Übergang von n in / belegt F. Solmsen Glotta III, 245 ff', in
XiTQOv neben vitqov 'Natron', lepfis neben neptis, vespertilio aus
"^-tlnio. — r schwindet lat. vor stimmlosem s + Konsonant, stimm-
haftes z dagegen in gleicher Stellung assimiliert sich dem r; poscö
aus ^porscö, gegen perna aus ^perzna, K. Brugmann IE. 28, 361.
Stimmloses s wird dann später vor m, n, l usw. stimmhaft und
fällt aus: dlmoveö, cena aus *kertsna, *kersna, cesna, ebenda. —
A. M ei 11 et, Le groupe -vo-, Mel. Chatelain S. 33 f. schließt sich
320 Felix Hartmann
ungefähr der Ansicht Niedermanns an, der zufolge -ini-^ das für
das erste Jahrhundert vor Chr. durch Varro bezeugt ist, schon ge-
sprochen wurde, als -vo- noch lange in der Schrift erhalten blieb.
— Auf den Wechsel von anlautendem prfi- mit plü- (pelü-J weist
Wilhelm Schulze KZ. 44, 376 hin, er belegt ihn aus Handschriften
und Inschriften für den Namen der Stadt Prusias und erinnert an
das Verhältnis von prünum zu Pflaume. Gleichzeitig erwähnt er,
daß für das heutige Brussa (IlQnvoa s/il tc[) ^0Xvf.i7tuj) die an-
lautende Media schon früh bezeugt ist.
Eine fleißige Darstellung der Geschichte der ti- Deklination
und deren Vermischung mit der o-Dekliuation bis zum Ende der
republikanischen Zeit gibt Wolfram Geisler in dem Schulprogramm
von Hall (no. 40) 1910. — Auf Spuren einer Nominalflexion auf
oi (öi, ö) im Lateinischen weist Aug. Zimmermann KZ. 44, 368 f.
hin und findet sie nicht bloß bei griechischen Lehnwörtern, für die
er die seltenere Nominativform auf -ovg auch in Bahbiis für den
Thesaurus nachträgt, sondern auch in echtlateinischen Namen:
Sunimoi CIL. V 7778. Von Mamo(i) leitet er Mamoena X 5532,
Mammona X 4213 ab und vermutet daher die Zugehörigkeit von
amoenus zu einem voraussetzenden *amoi neben osk. amma. Auch
die Glosse C. gl. V 464, 27 mamoni lectmn miptiale zieht er in
diesen Zusammenhang. — Über die Geschichte des Dativs (sing.)
in den idg. Sprachen handelt Felix Solmsen ausführlich KZ. 44,
161 — 223. Er geht dabei auf die im vorigen Bericht besprochene
Ansicht von Bartholomae über die Bildung der Dative in der ersten
und zweiten Deklination ein; obgleich er ihre Möglichkeit zugibt,
stimmt er ihr doch nicht zu, sondern verbleibt bei der früheren,
die von ursprünglichem Ausgang -ai, -oi ausgeht und die daneben
erscheinenden -ä, -ö als Pausaforraen erklärt. Daß die Wahl in der
ersten Deklination anders als in der zweiten ausfiel, sucht er aus
der Rücksicht auf das Gesamtparadigma zu erklären, deren Wirken
er auch an andern Kasus belegt. Von Einzelheiten aus dem Auf-
satz sind noch wichtig die Annahme einer Verschmelzung zweier
Kasus im Dativ der dritten Deklination, eines Richtungskasus auf -ai,
erhalten in prae, und eines echten Dativs auf -ei, belegt in regei der
Forum-Inschrift; ferner die Annahme, daß -es des Nom. plur. der
dritten Deklination von den ^-Stämmen übertragen sei, weil der
Nom. plur. der konsonantischen Stämme mit dem Gen., zum teil
auch mit dem Nom. sing, zusammengefallen wäre. Endlich sei der
Hinweis auf diejenigen Stellen erwähnt, an denen bei Plautus und
Ennius ein Nom. sing, auf langes -« gesichert erscheint.
Literaturbericht für das Jahr 1911 321
Schwierige Fragen der Konjugation erörtert A. Meillet
in den Mem. de la societe de ling, 17, GOff. und 193 ff. In beiden
Aufsätzen bemüht er sich zu zeigen, daß auffällige Lücken in der
Entsprechung der einzelnen Zweige des idg. Sprachstamms, z. B.
bei innigere, necäre, secäre übet, auf ursprünglich athemathische
Flexion hinweisen, ebenso namentlich auch die Nasalierung des
Präsens, wie bei linquo, imigo, pinso, tundo. Bei fero vermutet
Meillet, daß im Idg. nur der Indikativ (und Imperativ) athema-
tisch konjugiert worden sei, während das Lateinische feram gegen
sim, velim, edim auf ursprünglicher thematischer Bildung beruhe.
— F. di Capua belegt Boll. di fil. class. 18, 256 aus der Prosa
numerosa eine Anzahl von Formen des Konj. Perf. und des Fut.
exaktum auf -Imus, -itis und fordert verständiger Weise die Durch-
führung dieser allein bezeugten Prosa-Aussprache für die Schule.
Die wenigen Beispiele für -t- begegnen bei daktylischen Dichtern
und ergeben sich aus metrischem Zwange. — Das Perfektum, be-
sonders die dritte Pers. Plur. dieses Tempus, behandelt K. Brugmann
IF. 28, 379 ff. Er gibt eine ausführliche Begründung der Deutung
des e, die in der Kurzen vgl. Grammatik vorgetragen ist. Danach
erklärt sich e wie die auffälligen awest. cd in änhäire und mraväire
als etwas Uraltes, nämlich als die erhaltene Vollstufe der zweiten
Silbe einer zweisilbigen Basis auf e(i), wie dies Bartholomae schon
angenommen hatte. Das Fehlen entsprechender altertümlicher
Formen im Osk. und Umbr. läßt aber die Deutung als recht pro-
blematisch erscheinen. — Über das Vorkommen der Endungen -ere
und -erunt im daktylischen Hexameter gibt R. B. Steele eine
brauchbare statistische Übersicht im Am. J. of philol. 32, 328ff.
unter Berücksichtigung der Versstelle; die Formen mit -erunt sind
besonders aufgeführt.
Auf dem Gebiete der Wortbildung ist vor allem die zweite
Lieferung des zweiten Teils von K. Brugmanns Grundriß Band II
in der neuen Bearbeitung zu erwähnen. Er behandelt überwiegend
Fragen der vergleichenden Syntax und enthält, wenn auch in ver-
kürzter Fassung und oft veränderter Disposition, so doch in größerer
Vollständigkeit das gesamte Material des ersten Bandes von B. Del-
brücks vergleichender Syntax. Mit der Wortbildung befassen sich
vor allem die Kapitel über die Adverbia und die Präpositionen,
von denen namentlich das zweite vielfach Neues und das Alte in
einer bisher nicht erreichten übersichtlichen Anordnung bringt,
während für die Adverbia und die Kasuslehre vorbereitende Auf-
sätze in den Idg. Forsch, erschienen waren. Auffälligerweise werden
322 Felix Hartmann
die von Verben stammenden Adverbia sehr stiefmütterlich behandelt
(vier Zeilen auf S. 741, darunter die verfehlte Ehrlichsche Erklärung
von actutum (= age tu tum). — Die Frage der primären Kompara-
tiv- und Superlativbilclung behandelt Herm. Osthoff mit großer
Ausführlichkeit in einem nachgelassenen, von L. Sütterlin heraus-
gegebenen Aufsatz Morphologische Untersuchungen Bd. 6, S. 70 — 302.
Für das Lateinische wichtig sind dabei besonders die Ausführungen
über tnagi.s, minus, nimis, plus, die sich zwar großenteils an die
Darlegungen Job. Schmidts KZ. 38, 1 ff. anschließen, aber doch zum
Teil sehr gewagte Annahmen enthalten. — Zur 'Stammbildung der
Nomina im Lateinischen und Indogermanischen' nennt Hermann
Jacobsohn einen kleinen Aufsatz über tPÜus und einen größeren
über die Tatpurusa XciQLTEg 407 — 452. iellns hält er für den
Namen der Göttin, der dann poetisch auf die Erde übertragen sei;
eine Etymologie gibt er nicht, hält aber auch die Brugmannsche
Deutung nicht für überzeugend. — Der zweite Aufsatz geht davon
aus, daß Tatpurusa, d. h. determinative Komposita, im Idg. fast
nur mit verbalem Hinterglied vorhanden waren, und nimmt das
Gleiche für das Lateinische an. Echtlateinische Wörter mit nomi-
nalem Hinterglied gibt es nur wenige, so manupretium, das durch
die handschriftliche Überlieferung bei Cic. Verr. 2, 1, 147 als Zu-
sammenrückung aus manüs pretium erwiesen wird, naustibulum, in
dessen zweitem Teil ein Adjektivum *stahidus "^stützend' vermutet
wird. Ebenso seien mnscipula und die bei Plautus und Novius vor-
kommenden Adjektiva auf -gerulus, -figuhis, -pendulus gebildet.
Von den dem Griechischen nachgebildeten Wörtern dieser Art hat
die Volkssprache nur a?rubaUista und caprificus aufgenommen; alt
überkommen ist nur hospes, bei dem der Vf. betont, daß potis im
Lateinischen sonst nur in adjektivischer Funktion vorliege. Bei
verbalem Hinterglied sind Zusammensetzungen wie aiispex, artifex
lind deren Ableitungen wie aedificium, Stipendium alt. Daher deutet
schließlich J. muscerda, sucerda, ovicerda im Gegensatz zu J. Schmidt
Pluralbild. 178 nicht als Tatpurusa, sondern als substantivierte
Bahuvrihi zu einer idg. Wurzel *skerd-, ai. chard- 'ausspeien , vgl.
lat. screare, exscreare. — Die kopulativen Komposita im Lateini-
schen behandelt Friedrich Slotty in dem Programm des Viktoria-
Gymnasiums zu Potsdam (No. 47) 40 S. Nach einer Einleitung
über die Komposita im allgemeinen erwähnt er zuerst die spär-
lichen Entsprechungen, die den aind. Dvandva in andern idg.
Sprachen gegenüberstehen, wie ^iavTS, sacerdos Cererum, Castores
für Kastor und Pollux, Veneres Cupidinesque (s. u.) und sucht den
Literaturbericht für das Jahr 1911 323
Unterschied zwischen Kompositum und zweigliedrigem Asyndeton
festzustellen, indem er für das Kompositum annimmt, daß es die
Einheit der Glieder bezeichne. Dadurch läßt er sich aber verleiten,
Wörter, die deutliche Tatpurusa sind, wie austroafricus, euronotus
als Dvandva aufzufassen. Trotz dieses Einwandes ist die Zusammen-
stellung wegen der Heranziehung des ganzen Materials und der
Scheidung adjektivischer und substantivischer Komposita dankens-
wert. — F. Skutsch weist Glotta III, 386 f. darauf hin, daß Novo-
comensis, Foroiulianus u. ä. im ersten Gliede Ablative aufweisen,
wie durch Hipponeregimsis bestätigt wird. — Die von Adjektiven
abgeleiteten und mit ad- zusammengesetzten Verben stellt Franc.
Stabile Class. e Neol. 1911, 156 — 170 zusammen; die Einteilung
der Sammlung ist nicht unbedenklich; die Frage, ob die Ableitung
von dem mit ad- komponierten Adjektivum oder vom Simplex er-
folgte, das dann zusammengesetzt wurde, wird nur gestreift. —
Über Fehler in der Schreibung der Komposita handelt A. Grenier,
Melanges Chatelain 180—192. Bei Plautus Cure. 204 soll aedi-
tmnus gegen die Handschriften geschrieben werden, Trin. 252 ent-
scheidet sich der Vf. gegen Leo für vestispica des Palimpsests;
legerupa der Handschriften sei richtig; aber legirupio verlange i
wie iuridictio; terricola, servilicola, umhraticolus seien Ableitungen
mit -Cialis, die schon im Altertum gelegentlich mißverstanden
wurden; Aulul. 525 soll nugivendis für nugigerulis geschrieben
werden, Bacch. 381 wird gerulifigulos als Interpolation aufgefaßt;
Pseud. 255 wird '^inanis; logi istaec eingesetzt und das Kompositum
inanüogista gestrichen, ebenso soll Most. 5. exi, inquam, nidor, e
culina; em quid lates? für das überlieferte nidoricupius eingesetzt
werden; nidor soll dabei ein Schimpfwort sein. Endlich wird
magnisonans Non. 463, 15 und das ebendort vorgeschlagene me-
visona oder svavisona beseitigt, indem merga für magna eingesetzt
wird. Die Zusammenstellung ist erwünscht, obwohl einzelne Fälle
anders zu beurteilen sein werden, da der Vf. die Fragen der Sprach-
geschichte zu stark hinter die der Textkritik zurücktreten läßt. —
Die mit dem Suffix -aneo- gebildeten Wörter behandelt Hellmuth
Eisinger in einer Freiburger Dissertation (1910, 48 S.). Er nimmt
an, daß -afieo- aus der Kombination von -äno- und -eo- entstanden
sei, und erweist aus den Belegen, daß die Bildungen mit -aneo- in
der Hauptsache der Vulgärsprache angehören.
Zahlreich sind Arbeiten, welche entweder den ganzen Sprach-
schatz oder den Wortvorrat einzelner Schriftsteller darzustellen
unternehmen. Vom Thesaurus berichtet J. B. Hof mann Idg. Anz.
Glotta V, 4. 22
324 Felix Hartmann
28, 85 f.; erschienen sind im Berichtsjahr die Lieferungen 8 des
dritten und o des fünften Bandes. Einige ^Randbemerkungen' über
seltene Namen und Flexionen steuert Aug. Zimmermann Philol.
70, 3 13 ff. bei. — Von Heinichens Schulwörterbuch ist im Teubner-
schen Verlage eine verkürzte Bearbeitung (XXIV 635 S.) zum Preise
von 5 M. erschienen, die, wie die größere, eine kurze Darstellung
der Lehre vom Bedeutungswandel und einen Abriß der Laut- und
Wortbildungslehre enthält. — Von dem ° Vergil-Lexikon von H.
Merguet war der Anfang 1909 erschienen; inzwischen ist es voll-
ständig geworden (Leipzig, Rieh. Schmidt 1912, 786 S. 50 M.).
Es hat das Erscheinen eines gleichen Werkes von Monroe Nichols
Wetmore verhindert, der in seiner Dissertation 1904 den Plan
eines ausführlichen Wörterbuchs entwickelt und die Ausarbeitung
begonnen hatte. W. hat sich nun darauf beschränkt, einen Index
Verborum Vergilianus (New Haven, Yale University Press, London
Henry Frowde X 554 S., 4 Doli.) herauszugeben, der auch die
Appendix umfaßt und den er durch die Art der Einteilung und
durch Verweisung auf Grammatisches möglichst wertvoll und selbst-
ständig zu gestalten gesucht hat. -- Einen Index Lucretianus hat
Johannes Paulson, Göteborg, Wald. Zachrisson & Co., VI, 177 S.
veröffentlicht. Der schwerkranke Vf. weist, da er die Arbeit nicht
selbst zum Druck fertig stellen konnte, seiner Nichte Esther
Nielsson den größten Teil des Verdienstes an der mühsamen
Arbeit zu. Er verzeichnet die Lesarten der Ausgaben von Lach-
mann, Bernays, Munro, Brieger und Giussani. — Den Schluß seines
Index verborum quae Tertulliani Apologetico continentur veröffent-
licht Paulus Henen im Musee beige 15, 35—48 {T — Z, addenda
et corrigenda); einen vierten Abschnitt eines Index zu Solin {dis-
pereo bis dux) enthält das Bayreuther Programm (1910) von Fr.
Le derer (30 Spalten). — Eine Zusammenstellung von Wörtern,
die nur oder beinahe nur bei Donat belegt sind, gibt Paulus
Tschernjaew im Zurnal ministerstva narodnavo prosvescenija 1910
(27) 211 — 222. Er weist ferner darauf hin, daß Donat scheinbar
unbewußt Ausdrücke des Terenz verwendet, und bespricht die Stelle,
an der Donat über den tragischen Stil in den Adelphö handelt. —
Etiam bei Plautus erörtert Charles Knapp, Trans, and proceed.
of the Am. phil. Ass. 41, 115—137, eine ältere Arbeit von W. H.
Kirk, Am. Journ. of Phil. 18, 26 — 42 ergänzend und berichtigend.
Die zeitliche Bedeutung gilt ihm als die ursprüngliche ; er gruppiert
1) noch, 2) auch, 3) wiederum, 4) steigerndes etiam, 5) ja.
Auf den Wechsel der Wortbedeutung im Zusammenhang mit
Literaturbericht für das Jahr 1911 325
der Erweiterung des politischen Horizonts weist eine Bemerkung
von L. Radermacher, Zföstr. Gymn. 1911, 1—4 hin; er erklärt
das Fehlen der Präposition bei Städtenamen wie bei domtis, rus
aus der anfänglichen Kleinheit der Verhältnisse und vermutet ent-
sprechend, daß otium und negotium im Munde der alten römischen
Bauern etwas ganz anderes bezeichnet haben als beim Stadtrömer
der Zeit Ciceros. — Die Bedeutung von religio und superstitio be-
handelt W, F. Otto noch einmal im Archiv für Religionswissen-
schaft 14, 406 — 422. Er ergänzt seine früheren Ausführungen (vgl.
Glotta IV, 369), indem er über die Abhandlung von W. Warde
Fowler, The latin history of the word 'Religio', transactions of
the third intern, congr. for the history of religions Oxford 1908,
169 ff. berichtet. F. sieht in religio in erster Linie ein Angstgefühl,
das von etwas Außergewöhnlichem im menschlichen Geiste hervor-
gerufen wird. Auch er neigt, wie der von ihm befragte Conway
dazu, religio von relegere abzuleiten. Sodann bespricht 0. die
Dissertation von Max Kobbert (Glotta IV, 368), an der er mancherlei
Mängel hervorhebt; berechtigt ist namentlich, was er über den
Übergang vom Abstraktum zum Konkretum sagt, denn leider be-
gegnet man noch immer der Anschauung, daß die abstrakte Be-
deutung aus der konkreten hervorgehen müsse, während der um-
gekehrte Vorgang in allen Zeiten der Sprachgeschichte einer der
allergewöhnlichsten ist. Aber bewiesen hat 0. damit ebensowenig
seine Ableitung von religio wie seine Erklärung von superstitio, und
nichts kann weniger zu ihrer Verteidigung geltend gemacht werden,
als das, was Cicero de nat. deor. 2, 72 über den Zusammenhang
von religio und relegere sagt. Vor allem die häufige Verbindung
des Wortes mit den Ausdrücken des Bindens und Lösens zeigt
deutlich, daß auch dem römischen Sprachgefühl der Zusammenhang
mit religare noch nicht völlig undeutlich geworden war. Derselbe
Cicero verbindet ganz unbefangen religio mit obligare pro domo
106, 124, pro Balbo 34, viele Jahre ehe er über die Bedeu-
tung des Wortes zu spekulieren beginnt, und selbst noch de leg.
II 58 1). Sollten nicht vittae und arc'jUjwara äußere Symbole der
religio sein?
1) Feinsinnig und fördernd ist Ottos erneute Heranziehung der Sippe
aißofjicu aißug, doch versäumt er, auf die durchaus klare Etymologie des
Wortes weiter einzugehen. Im Aind. ist tyajati 'verläßt, verzichtet, entsagt,
opfert' noch durchaus lebendig, und daraus erklärt sich das griechische
G^ßb) (zuerst txhriv, (fiXov, ökl^övwv 'iSri, ra tüv r^swv, dann d^eovs usw.) und
besonders a^ßouai ganz ungezwungen. Das dem gr. aißets nahestehende
22*
326 Felix Hartraann
Wie die Toponomastik die Epigraphik gelegentlich fördern
kann, zeigt Federigo Eusebio in den Saggi di Storia antica e di
archeologia a Giulio Beloch . . S. 255 — 267. Aus der Ähnlichkeit
der Inschriften CIL. VI 2649 und VIII 1839 hatten Mommsen und
andre geschlossen, daß die dort genannten Q. Manlius und Q. Mantins
identisch seien. Nun liegen aber in der Nähe von Alba Pompeia,
woher die Genannten stammen, die Gemeinden Magliano und Man-
zano, woraus sich ergibt, daß in der Stadt Manlii und Mantii ge-
wohnt haben können.
Etymologie. Das im vorigen Jahresbericht geschilderte
Übel tritt im Jahre 1911 noch stärker in die Erscheinung. Zum
Glück ist die Zahl der Urheber neuer Etymologien nicht sehr groß.
Indes sei doch zusammenfassend auf die methodischen Bedenken
hingewiesen, zu denen gewisse Arbeiten Anlaß gaben. Der ameri-
kanische Gelehrte Edwin W.Fay, der nicht ohne Verdienst um die
etymologische Wissenschaft ist, macht sich jetzt die Sprachwurzeln
so zurecht, daß sie sich schließlich zu allem mißbrauchen lassen;
er vergleicht außerdem deduktiv, während das induktive Verfahren
das einzige ist, das wissenschaftlichen Wert hat. So stellt er im
Am. Journ. of Phil. 32, 403—420 die Ableitungen einer angeblichen
Wurzel *bltc(i/)- ^to strike, bind' zusammen. Da finden sich denn
q)iXvQa, lorum, Iura, (fii.i6g, filiim, fmiis, Bilsen -kraut, das zum
'Binden böser Geister dient, germ. binden, aind. bhayate 'metuit\
abg. bici *^Peitsche\ engl, bent, ahd. binut 'Binse' aus *b]ii-nochis,
germ. hast, lat. fascia, fiscus, fenestra zusammengestellt; umbr. kom-
bifia, Tieid^co, fibra, germ. beide und lat. ambi- werden in diesen
Zusammenhang gebracht. Ohne daß die Berechtigung bestritten
werden soll, weitergehenden Wurzelverzweigungen und Erweiterungen
nachzugehen, muß man doch so leichtherzigen Anknüpfungen gegen-
über sagen: wer zuviel beweist, beweist nichts. Das gilt noch in
erhöhtem Maße von einer zweiten Arbeit desselben Vfs., A Word-
miscellany, Trans, and proceed. of the Am. phil. Ass. 41 (1910),
25 — 53. Die Absicht dieses Artikels geht hauptsächlich dahin, die
W'örter in Einzelbestandteile zu zerlegen, z. B. verbena, das nach
Plinius Nh. 22, 5 'gramen ex arce' bedeute, wird in ver- 'arx' und
tyajas dagegen begegnet auch im Aind. nur noch als ritueller Aasdruck im
Kig Veda und ist noch nicht ausreichend erklärt (vgl. Oldenberg,
Zdraorgenl. Ges. 55, 281); im Altbaktrischen ist nur i&i/ejah- in der ent-
sprechenden Bedeutung erhalten, das Verbum ist untergegangen. Offenbar
hat also schon vor der Sprachtrennung die Sippe in sakraler Verwendung
gestanden.
Literaturbericht für das Jahr 1911 327
bena 'herbä* geteilt, averruncare 'ab arce rimcare^ übersetzt, wobei
für runcare 'jäten als Bedeutung angenommen wird, auch in
Auruncus. Shakespeare-Stelleu, in denen vom Jäten die Rede ist,
sollen die Bedeutungsentwioklung belegen, indigetare soll 'digitis
invocare', fetialis, *fetolu -yak-s-li-s (zu iaccre), 'Pflanzen (!) werfend'
heißen; sagmina wird in s- ('co-') + agmina a cognate of ayvog
'withy' zerlegt; noch schlimmer sind Kunststücke wie sextus = co-
ex-stans, sopit aus su- + apere "^ligare', suavis aus su + ädu- '^edit.
Einundzwanzig Seiten behandeln die Wurzeln ne§h j nek vincire,
figere', denen bei der Dehnbarkeit der Lautvertretungen, die der Vf.
annimmt, kaum ein Stamm der lateinischen Sprache entgehen kann;
so treften sich hierbei angit, anguis, egestas, osk, egmo- 'negotium',
tiecesse (Lok, pl. auf -essil) vsyiQog, nancisci, pangit, pingit, pungit,
angiilus, ancus, iuncus und viele andere. — Dieselbe Auffassung
von der idg, Wortbildung hat auch der Aufsatz Fays The latin
confixes -edon-, -edno- 'eating' Gl. Phil. 6, 315— o24, hier werden
u. a. oscedo, cuppedo und cupido, formido behandelt; Dossennus
wird zu dorsum oder doQjtov gestellt und 'a back or supper eater ,
sociennius 'qui socium edit' gedeutet. Ein solches phantastisches
Spielen mit unbegrenzten Möglichkeiten muß die wissenschaftliche
Etymologie, die noch immer ihre Existenz gegen mancherlei An-
feindungen zu verteidigen hat, diskreditieren. — Aber ich halte es
auch nicht für methodisch unbedenkHch, wenn Brugmannin seinen
„Wortdeutungen" dem Leser mehrere Erklärungen desselben Wortes
zur Wahl stellt und die Entscheidung überläßt (vgl. unten castrare);
dies Verfahren enthält zwar das Zugeständnis, daß eine Deutung noch
nicht gefunden ist, erweckt aber den leicht trügerischen Anschein, als
ob unter den vorgeschlagenen eine wenigstens das Richtige enthalte,
und befördert die Neigung zum Grübeln und Tifteln, die das Ver-
derben der historischen Wortforschung ist. Eine weitere bedenk-
liche Neigung tritt in den unten verzeichneten Etymologien von
L. Sütterlin hervor, der vielfach ganz isolierte Wörter aus lebenden
germanischen Dialekten mit uraltem Sprachgut vergleicht. Über
die Gefahren dieser Methode sind besonders die Aufsätze von
A. Brückner in KZ. 43, 44, 45 zu vergleichen. — Hier folgen
die Besprechungen einzelner Wörter,
adulare behandelt George Meason W hie her Transactions
and proceedings of the Am. phil. Ass. 41, 169—174; er sucht in
der Stelle Cic. Tusc. Disp. 2, 10, 24 pinnata cauda nostrum adulat
sanguinem einen ironischen Sinn.
adulterare ist nicht von adulter, sondern, wie auch der The-
328 Felix Hartmann
saurus annimmt, aduUer von dem Verbum gebildet; aber die Grund-
bedeutung ist "^fälschen, verderben', die naive Deutung des Festus
sollte niemand mehr verführen. So zweifellos richtig Francesco
Stabile Classici e Neolatini 7, 101 ff.
aeternus, aetas behandelt Francesco Stabile Classici e Neo-
latini 7, 101 ff.; er sieht in dem Suffix -terno- eine Kontamination
von -tino- und -erno-.
sub alapa bei Petron, Cen. Trim. 38 erklärt W. Havers IF.
28, 190 abweichend von Heraus und wohl richtig 'er ist unter dem
Eindruck einer von einer mala manus erhaltenen oder drohenden
Ohrfeige, er ist verrückt oder drauf und dran, es zu werden'.
alienus. Niedermanns Anknüpfung an *alies-nos sucht H.
Ehrlich BphW. 1911, 1574 durch den Hinweis auf den ags.
Komparativ elra aus *aliza zu stützen.
anioenus verbindet Aug. Zimmermann KZ. 44, 368 f. mit
osk. amma und amare, indem er von einem Lallwort '*am(m)oi
ausgeht und auf die Ableitungen Mamoena, Mammona von Mai.a6
verweist. S. oben S. 320.
atitplus, niatula, manus behandelt H. Osthoff, Morph. Unt.
6, 336ff.
anijytruare. Die Glosse truant : moventur bei Paulus Dia-
konus hält H. Ehrlich BphW. 1911, 1574 für Grammatikerfiktion
und verweist auf seine Ausführungen Zur idg. Sprachgeschichte
S. 73 ff., wo das Verbum mit tri-umphus und long-inquus zu aind.
'^anc- 'gehen gezogen wird.
änus 'Fesser vereinigt E. W. Fay Trans, and proceed. of the
Am. phil. Ass. 41, 52 f. mit avS-og durch Annahme einer Wurzel
*ened/i- 'binden'. Nicht glaublich.
Ai'ianine für Ariadne vermutet Alfred Klotz Glotta HI, 276 f.
arlsta 'Rachel der Ähre will H. Ehrlich BphW. 1911, 1574
mit urruncum zu irisch err 'Ende' stellen. Unwahrscheinlich.
atigur erklärt H. Ehrlich BphW. 1911, 1574 aus "'avi-vigur,
das zu vigil gehören und 'Vögel beobachtend' heißen soll. Un-
wahrscheinlich.
auguriutn salutis behandelt Giovanni Costa, Bull, della com.
arch. communale di Roma 38, 118 — 140, vgl. Boll. di filol. cl. 17, 256 f.
und M. Cagnat, Comptes rendus de l'ac. des inscr. 1911, 49ff.:
auf Grund einer neu gefundenen Inschrift wird bei Tacitus Ann.
12, 23 statt der Vulgata LXXV wieder die ursprüngliche Lesart
XXV (Cagnat Rev. arch. 18, 215 schreibt XXI) hergestellt.
aulla. Neben den von Walde verglichenen Wörtern führt
Literaturbericht für das Jahr 1911 329
H. Ehrlich BphW. 1911, 1574 noch l'ifjo) aus ßeq^oio au, dessen
erste Silbe Ablaut wie augeo neben vegeo zeige. Unsicher.
blandus trennt H. Ehrlich BphW. 1911, 1574 wohl mit Recht
von lit. balandis Taube, das er vielmehr zu q)dXavdog, (paltog stellt.
cano trennt H. Ehrlich BphW. 1911, 1574 von t]r/Mv6g
*Hahn', das er vielmehr mit lit. visztä 'Henne' und lytrlvog Hühner-
geier vereinigen will.
capsaHus 'Lazarettgehilfe' behandelt Job. Klinkenborg,
Röm.-germ. Korr.blatt 14, 69 f. bei Gelegenheit einer Inschrift aus
Niederbieber.
Caput und germ. *haubida- vereinigt L. Sutterlin IF. 29,
123, indem er Silbentausch annimmt: *kapowet- : kawopet. Nicht
überzeugend.
carus 'liebend': Carl Weymann, Glotta HI, 191.
castrare trennt K. Brugmann IF. 28, 369ff. von aind. 4a-
s^ram' Messer', mit dem man es bisher zu vergleichen pflegte, und
stellt drei andre Anknüpfungen zur Wahl, capo 'Kapaun', caro
'Fleisch' und carpo, vMQTtog, ohne sich für eine zu entscheiden;
vgl. oben S. 327.
caurtis 'Nordwestwind' stellt H. Ehrlich zu xa/w BphW.
1911, 1574. Nicht überzeugend.
causa stellt H. Ehrlich BphW. 1911, 1576 zu lit. skundä
*Klage, Anklage', 'AvöaCw, -Avdog 'üble Nachrede', ay.vd/iiaivco zürnen.
Nicht überzeugend.
clandestinus behandelt K. Brugmann IF. 28, 296 f. die Er-
klärung von Lindsay bestätigend, als Ableitung nach dem Vorbild
von mtestinus. Die Erweiterung *clande (Heraus clancle) sucht
er in der Placidus-Glosse: clade- clam vel occulte.
colei: coluni: F. Skutsch, Glotta III, 384f.
colobodactilus, y.oXoßoödyiTvlog belegt Eb. Nestle BphW.
1911, 1080 dreimal mit verschiedenen Erklärungen als Beinamen
des Evangelisten Marcus.
comis 'freundlich' soll nach H. Ehrlich BphW. 1911, 1574
auf *koksmis oder *quoksmis zurückgehen und zu altbulg. kochati,
griech. Tiinov gehören. Wenig wahrscheinlich.
coxa soll nach L. Sutterlin IF. 29, 127 mit westf. hidge
'Weichen', mhd. hegedruose zusammenhängen. Nicht glaublich.
crates Hürde, Rost' stellt J. Endzelin mit lett. krätins
'Käfig, Gefäß womit Fische geschöpft werden', lit. krotai zusammen.
credo behandelt A. Ernout, Melanges Sylvain Levi S. 85ff.,
er bezweifelt die Bedeutung 'Herz' für das erste Element des
330 Felix Hartmann
Wortes und sieht darin eine schon idg. Zusammenrückung, kein
Kompositum. Das ist für die vorlateinische Zeit zutreffend; im
Lateinischen aber ist die Komposition und die Vereinigung unter
einem Akzent vollzogen, wie bei vendo gegen venumdo, was vor
allem durch die Flexion des zweiten Elementes erwiesen wird. —
Ciaudo, fendo, frendo usw. als Komposita zu deuten, wie Job, Le
present et ses derives dans la langue latiue s. 224 ff. tut, lehnt
E. mit Recht ab.
crucitnissio, das nur einmal belegt ist, ist nach einer zweifelnd
vorgetragenen Vermutung von Ed. Nestle, BphW. 1911, 919 viel-
leicht mißverstandene Wiedergabe von (sjtaurobolia.
cunique = qiiandocmtique : Carl Wey mann, Glotta III, 193.
cunctor soll nach H. Ehrlich BphW. 1911, 1572 aus *con-
citor 'ich lasse mich treiben' zu erklären sein. Nicht glaublich.
cuniciilus soll nach E. W. Fay Trans, and proceed. of the
Am. phil. Ass. 41, 28 f. zu aind. gunya-s *^leer' gehören. Nicht
glaublich.
cydoniunif cotoneum tnaluni: F. Solmsen Glotta III, 241 ff.
defensio und definitio in der Bedeutung großer Komplexe von
silvestria und palustria, die als Einheiten behandelt werden, weist
M. Rostowzew KHo 11, 387 f. an einer Felseninschrift des Libanon
nach; vgl. desselben Studien zur Geschichte des römischen Kolo-
nats, Melanges de la Faculte Orientale de Beyrouth 4 (1910), 209ff".
deliherare in der Bedeutung 'liberare' belegt Th. S tan gl
Wschr. 1911, 965f., er fügt damit einen fünften Beleg zu den vier
des Thesaurus.
desputare '^verabscheuen': Carl Wey mann Glotta III, 193 f.
eliniinare ist transitiv und intransitiv, vgl. F. Skutsch Glotta
III, 387.
emendare von Krankheiten 'heilen' belegt Einar Löfstedt
BphW. 1911, 1423.
Etruria, Etrusci bespricht K. Brugmann IF. 28, 297 f. Er
nimmt Corssens Erklärung, die au umbrisch etro- 'der andre' an-
knüpft, auf und deutet -üs- in Anlehnung an seine Erklärung von
tellus als verwandt mit öra 'Rand', Stamm '^öiis-, *ös-, *aiis-; er
erwägt auch Zusammensetzung mit rüs.
esse, est belegt F. Skutsch Glotta III, 385 f.
evocare erleidet in der silbernen und späteren Latinität eine
Bedeutungserweiterung 'zu sich rufen, berufen, herausfordern' nach
Einar Löfstedt BphW. 1911, 1422f.
JExsuperatorius als Titel des Kaisers Commodus, das Cumont
Literaturbericht für das Jahr 1911 331
auf den syrischen Bei bezog, deutet A. von Domaszewski, Archiv
f. Religionsgesch. 14, 313 im Zusammenhang mit den von Com-
modus ersonnenen Monatsnamen aus der Leidenschaft des Kaisers
für die Gladiatorenspiele.
fratigere belegt Einar Löfstedt BphW. 1911, 1422 in der
Bedeutung 'etwas mit Kraft treffen'.
frmnea berührt Ed. Nestle BphW. 1911, 447, der es mit
QOfxq)aia verbinden möchte.
frigo 'rösten' sucht v. d. Osten-Sacken IF. 28, 150ff. mit
cpQvyio, irisch hruighim, aind. bhrjjdti "^rösten' und gleichzeitig mit
frigo 'quietschen', fringulio 'zwitschern', fringilla 'Fink' zu ver-
binden.
fulcire honore: Carl Weymann Glotta III, 194 f.
furere soll nach L. Sütterlin IF. 29, 127 zu elsässisch hörig
'wütend, wild' gehören. Nicht glaublich.
gaitanus oder (linum) gaitanuni, Marcellus Empir. 8, 27,
eine besondre Schnur, die anscheinend aus Gallien kam, behandelt
G. Helmreich Ph. 69, 569f. Galen erwähnt sie und das Wort
lebt im Neugriechischen yaixdvL fort.
gerres 'ein Seefisch' vergleicht L. Sütterlin IF. 29, 127 mit
ahd. cresso 'Gründling'.
gliscere 'gestire': Carl Weymann Glotta III, 395 f.
ging Iva vergleicht L. Sütterlin IF. 29, 126 mit westf. kinkel
(f.) 'Speckstreifen, Doppelkinn'. Nicht überzeugend.
glüria will H. Ehrlich BphW. 1911, 1574 mit aind. grnäti
'lobt', lit. giriti. 'rühme' vereinigen.
gnavus zu genu: Ernst Hasse Glotta III, 276f.
helluo gehört nach H. Ehrlich BphW. 1911, 1572 zu eluere
'sich durch Badeluxus zugrunde richten'. Nicht glaublich.
icio, ico trennt H. Ehrlich BphW. 1911, 1574 von IxTag, das
er an vTteQiytzaivoi^ai, aind. yaks- eilen anknüpft.
inius deutet K. Brugmann IF. 29, 2 10 ff. als Superlativ des
Pronominalstammes i- nach Bronischs Vorgang.
ingens will H. Ehrlich BphW. 1911, 1572f. als *in-egens
deuten. Nicht glaublich.
ingruere, congriiere stellt Jarl Charpentier IF. 28, 155 f.
mit fcxpaoi' 'überfiel, bedrängte', avest. zrvan-, zrün- 'Zeit' zu einer
Wurzel *ghreu, *ghrü 'eilen .
Intestinus erklärt K. Brugmann IF. 28, 295 ff. aus *entero-
stmo- entsprechend aind. antara-stha- 'im Innern befindlich'.
invidere deutet R. Wünsch BphW\ 1911, 77 'ich besehe
332 Felix Hartmann
einem etwas (in übler Absicht)' und bringt es mit dem bösen
Blick in Beziehung.
involare 'envoler' erklärt Arthur B. Myrick Am. J. of Philol.
32, 446 f. mit Recht aus in + volare ""fliegen' unter Ablehnung der
Deutung von Donatus und Servius in vola includere'.
ligo *^Hacke' verbindet L. Sütterlin IF. 29, 127 mit ae. slican
'percutere', engl, to lick 'durchprügeln'. (?)
linies behandelt Wilhelm Gebert Bonner Jahrb. 1911, IGlff.
Die alte Etymologie, die an obliquus anknüpft, findet auch seine
Zustimmung, die Bedeutung entwickelt er auf grund einer Unter-
suchung früherer Ansichten und einer sorgfältigen Prüfung der
Belege: freie Bahn auf ebener Erde, ohne künstliche Aufschüttung,
schnurgerade, oft von beträchtlicher Breite, quer durch das Ge-
lände verlaufend.
liftius 'Schlamm', nhd. slim leitet L. Sütterlin IF. 29, 127
von einer Grundform *slujmo- ab, zu der auch ahd. s^^cÄ 'Schlick'
gehört.
lippus vergleicht H. Ehrlich BphW. 1911, 157G mit alt-
kirchenslav. sUpü 'blind'.
locus will L. Sütterlin IF. 29, 129 mit deutsch fleck ver-
mitteln. Nicht glaublich.
löcusta und lacerta will Ludw. Pschor BphW. 1911, 1206
mit Atts, Arjxatu in Verbindung bringen. So schon Walde, aber
schwerlich richtig.
luptt 'meretrix' will H. Ehrlich BphW. 1911, 1574 mit vo-
luptas vereinigen. Ganz unwahrscheinlich.
Lupercalia, luperciis zu lupus und arcere, was schon vorher
nicht zweifelhaft war, bestätigt Ludwig Deubner, Archiv f. Re-
ligionsgesch. 13, 481—508 glänzend durch die Darlegung der Kult-
gebräuche. Vgl. die Berichtigung ebenda 14, 305.
Iura soll nach L. Sütterlin IF. 29, 128 auf '-iRgra zurück-
gehen und zu ahd. loh *^Loch' gehören. (?)
luxus, Inxari stellt H. Ehrlich BphW. 1911, 1574 zu ai.
vrksa- 'Baum'; nicht glaublich.
maceria 'Mauer aus Lehm' erklärt L. Sütterlin IF. 29, 127
aus einer W^urzel ^tmäg-, von der er auch got. pähö, mhd. tähe
'Ton' ableitet. Ganz unwahrscheinlich.
Mars und Marcus behandelt 0. A. Danielsson in der Fest-
schrift für K. F. Johansson Göteborg 1910, S. 81ff.; er leitet Mars
über Mävors von Mämers ab, indem er den Übergang von m zu
V als Dissimilation auffaßt. Die Formen des Arval-Liedes werden
Literaturbericht für das Jahr 1911 333
ziemlich gewaltsam als durch mehrmaliges Versprechen oder Ver-
lesen zustande gekommen gedeutet, Mamers sei der Name eines
voritalischen, sicher aber keines etruskischen Gottes.
Mercurius, das im ersten Teil zu merx gehört, soll nach
H. Ehrlich BphW. 1911, 1574f. ein Suffix -iies, -us ""gehörig zu'
enthalten, dessen Vollstufe in primores aus * primovezes vorliege.
Ganz unglaublich.
ineta, metari verbindet H. Ehrlich BphW. 1911, 1575 mit
lit. mataii matyti 'blicken', altbulg. sü-motriti 'blicken . Nicht
überzeugend.
niiles ist nach R. G. Kent, Transactions and proc. of the
Am. phil. Ass. 41, 5—9, unter Ablehnung früherer Deutungsver-
suche aus *smeid- oder ^smeit- 'werfen' gebildet; * smit-slos, lat.
*mUos heiße 'a smiter' oder 'a driver away', sei aber durch den
Einfluß von eques oder durch Volksetymologie als 'mile-goer' zu
mlles umgestaltet worden.
niille behandelt Roland G. Kent, Transact. and proceed. of
the Am. phil. Ass. 42, 69£f.; er gibt eine Darlegung der bisher
versuchten Etymologien, die er ablehnt, und knüpft selbst an mis-
cere an. Ganz unannehmbar.
mirus stellt F. Solmsen Jagic-Festschrift 580 fi'. zu ai. mäya-
'Kunst, Wunderkraft', vgl. a. H. Ehrlich, Zur idg. Sprachgeschichte
75, BphW. 1911, 1574.
mittere erklärt K. Brugmann IF. 28, 3741f. als ^-Präsens
einer Wurzel *smeid- 'schmeißen', von "^smidetö ausgehend, und
zeigt, wie sich damit das ei des Perfektums {comproynesise CIL
1, 196) und das ss des Supinums vereinigen lassen, läßt aber die
Vergleichung mit ixirog 'Faden' offen.
necto erklärt H. Ehrlich BphW. 1911, 1575 aus *Jcnek- und
stellt es zu aind. kaotc- 'binden', lit. kinkyti 'anspannen'.
nenia 'Totenklage' soll nach H. Ehrlich BphW. 1911, 1576
als *necsma zu nex gehören. Wenig glaubhaft.
niger knüpft L. Sütterlin IF. 29, 123 an ai. nlla-, das für
*nighla- stehen soll. Unwahrscheinlich.
Odium mit o'Cw, olere zu verbinden, wie Skutsch in der
Glotta II, 230 ff. vorgeschlagen hatte, lehnt A. Walde IF. 28, 396 ff.
unter Berufung auf armen, ateam 'hasse', ags. atol häßlich', odvo-
GOfiac 'zürne' ab.
olivae colunihares erklärt Max Niedermann BphW. 1911,
1433 f. schlagend als Entlehnung und Verdrehung aus e'kcai xo-
Ivixßddeg. Der Thesaurus schwankt.
334 Felix Hartmann
opinari erklärt K. Brugmanu IF. 29, 234 ff. aus *op-isnä-
und vergleicht aind. api + Ütiäti; entsprechend soll
omen über "^opsmen aus *opismen von derselben Wurzel ab-
geleitet sein. Beides ist wenig überzeugend.
pallere verbindet W. Schulze Sitzungsb. der Berliner Ak.
1910, 788 mit Ttrilog.
palüs 'Sumpf , palumhes behandelt W. Schulze, Sitzungsb.
d. Berl. Akad. 1910, 788, indem er die Benennungen als von der
Farbe ausgehend (ahd. falo, falauuer) auffaßt.
patriam aut parentes Sali. lug. 3, 2 behandelt A. Kornitzer
ZföGym. 61, 593, der auf Plato, Kriton 51c ßia^ea^at di ovx
OOLOV ocTE juriTaQa ovre ytaiiQa, 7toXv de rovriov evi )]Ttov tr^v
TtaxQida und auf Cic. ad fam. 1, 9, 18 verweist, um für parentes
die Bedeutung Eltern zu erweisen.
pereiidie erklärt K. Brugmanu MoriDh. Unters. 6, 351 ff. als
Kasus eines Kompositums * per(i)no-die , wobei er in * perno- ein
dem umbrischen perne verwandtes Adjektivum sieht.
Planta 'Fußsohle' deutet H. Ehrlich BphW. 1911, 1573 als
pläno-ta mit gleichem Suffix wie iuventa.
poples stellt H. Ehrlich BphW. 1911, 1575 mit palpebra und
papilio zu der Wurzel '-^pel 'sich bewegen'.
populus deutet K. Brugmaun IF. 28, 377fi\ als Ableitung
von pellere mit der Präposition po- 'Abtrieb und verbindet damit
populärlj indem er einen Gedanken von E. Fay aufnimmt und an
Solmsens Erklärung von dorisch a'jTeAAa' Volksversammlung' er-
innert. Wenig überzeugend. — Vgl. dazu S. Pantzerhjelm-
Thomas Glotta III, 19Gff., F. Skutsch ebenda 201 f., Th. Nöl-
deke ebenda 279.
praeacutus in der Verbindung mit falces bei Cäsar b. Gall.
3, 14, 5 heißt 'sehr scharf' nach J. C. Rolfe, Glass. Journ. 6,
133—135. Vgl. F. W. Wright, ebenda 7, 79.
praegnans trennt H. Ehrlich BphW. 1911, 1573 von gnatus
und stellt es zu ai. ä-hanas 'strotzend'. Nicht überzeugend.
praesto esse, praestolarl: F. Solmsen Glotta III, 245 ff., vgl.
P. Kretschmers Zusatz S. 252f.
promulgare sucht A. Meillet Mem. de la soc. de ling. 17,
60ff. mit mulgere zu vermitteln: 'faire sortir, extraire, mettre en
evidence'; die Berufung auf altirische Glossen durinmailc 'promul-
gavit' ist aber trügerisch; es liegt Entlehnung und Weiterbildung vor.
provincia. H. Ehrlich tritt für Kellers Deutung aus ^'pt^o-
vindicia ein BphW. 1911, 1572.
Literaturbericht für das Jahr 1911 335
ptidet enthält nach H. Ehrlich BphW. 1911, 1575 die Tief-
stufe zu paveo, nxoiw. Nicht überzeugend.
pulcher : placare: Ernst Hasse Glotta III, 27Gf.
puleoc verbindet L. Sütterlin IF. 29, 123 mit germ. ^flauJia-,
indem er Silbenumstellung von *powelek- zu poleivek- annimmt.
Unglaublich.
pullus = gallus weist Th. Stangl aus Leidener Glossen nach,
Wschr. 1911, 1348f.; er verweist auf K. Meister, RM. 64, 380, der
es aus dem Itinerar der Ätheria belegt.
p^mgere verbindet L. Sütterlin IF. 29, 127 mit westf. spuckt
(m.) '^Stange, schmächtiger Mensch'. Nicht glaublich.
quadrigenti belegt Th. Stangl Wochenschrift 1911, 271 ff.
viermal; C. Wagen er ebenda 421 ergänzt die Belege und weist
auf die Ansichten von Skutsch und Lindsay über die Form hin.
Quirites will H. Ehrlich BphW. 1911, 1572 nach F. Stolz'
Vorgang mit curia, *co-viria in Zusammenhang bringen.
recens erklärt H. Ehrlich BphW. 1911, 1575 als *vrecens
und stellt es zu aind. varcas 'Tatkraft'. Nicht überzeugend.
renes 'Lenden stellt H. Ehrlich BphW. 1911, 157G zu lit.
strenos 'Kreuz, Lenden'.
repere verbindet L. Sütterlin IF. 29, 128 mit tirol. refen,
refein 'kriechen'. (?)
respiritus: F. Skutsch Glotta III, 384.
rinia Spalte kann nach L. Sütterlin IF. 29, 127 mit deutsch
riss, ritz verwandt sein, Grundform '^ivrJdma.
rubeta 'Kröte' verbindet W. Schulze, Sitzungsb. der Berl.
Akad. 1911, 807 f. mit lit. ivarle, lett. vjarde ""Frosch' unter gleich-
zeitiger Behandlung des Suffixes (vgl. alsxog) und Ablehnung der
Verbindung mit rubere. Ein Zusammenhang mit ruhiis (s. u.) ist
dagegen möglich.
ruhus deckt sich nach W. Schulze, Sitzungsb. d. Berl. Akad.
1910, 807 mit altiran. ^'vrda-, npers. gul, armen, vard 'Rose , aus
dem griechisch qoöov^ äol. ßgodov entlehnt ist.
salebra 'holprige Stelle' trennt H. Ehrlich BphW. 1911,
1573 von salire und vergleicht aind, skhalate 'strauchelt', aq)dl-
lof^ai; dazu nimmt er vorlat. Umstellung zu qushale- an. Ganz
unwahrscheinlich.
saliva und salix behandelt W. Schulze, Sitzungsb. d. Berl.
Akad. 1910, 795f., und erklärt ihre Benennungen aus der Farbe
des Salzes.
336 Felix Hartraann
saltiis 'Schlucht' vergleicht H. Ehrlich BphW. 1911, 1575
mit augelsächsisch slced, engl, slade Tal. Abzulehnen.
sälvus soll nach H. Ehrlich BphW. 1911, 1575 auf *salovos,
demnach salüs auf ^salovots, salüber auf *salovober zurückgehen.
Nicht glaublich.
scapulae verbindet L. Sütt erlin IF. 29, 127 mit westf. hidwe
'Hüfte'. Nicht überzeugend.
secespita hält W. Prellwitz KZ. 44, 358 für eine Zusammen-
setzung aus secare und *spata, das aus OTräd^iq entlehnt wäre und
im Romanischen fortlebe. Unwahrscheinlich.
secufs 'hinter stellt H. Ehrlich BphW. 1911, 1575 zu sequor
und sieht darin einen erstarrten Nominativ; secus 'anders' ver-
gleicht er mit {-xdg, hierzu gehöre sequior und Sequester 'der Neu-
trale'. Lautlich und begrifflich nicht überzeugend.
söliis deutet H. Ehrlich BphW. 1911, 157'3 aus *sovolos zu
suus. Nicht glaublich.
spatimn nach M. Breal Revue pol. et lit. 1911, 28. X ent-
lehnt aus oraÖLov. Nicht glaublich.
stirps verbindet L. Sütterlin IF. 29, 127 f. mit ahd. strüben,
üTQV^vog durch den Ansatz einer Wurzel '^sterup(h).
stiva gehört nach L. Sütterlin IF. 29, 128 vielleicht zu ahd.
stecko, OTi'Cio, aind. tigmd- 'spitz'. — K. Brugmann dagegen IF.
2S, 369 vermutet Zusammenhang mit stlpes, stipida, oricpQog, indem
er von *sttps-vä ausgeht. — H. Ehrlich BphW. 1911, 1576 ver-
gleicht aind. flvra- scharf .
sub aus *ks-upo K. Ostir Wörter u. Sachen 3, 208, so schon
Osthoff. Morph. U. 4, 266.
superciliufn, das älter als ciliuni und wohl dessen Stamm-
wort sei, will Francesco Stabile Classici e Neolatini 7, lOlff. mit
oculus verbinden, was zwar verlockend, aber lautlich nicht möglich ist.
tarnies 'Holzwurm' gehört nach H. Ehrlich BphW. 1911,
1573 zu torqueo. Nicht überzeugend.
taurus behandelt L. Sütterlin IF. 29, 123; er nimmt, um
altir. tarb vermitteln zu können, eine Urform *tewero-, *tawero-
an, die durch Silbenumstellung zu der keltischen Form führt.
tetnplum ist nach L. Sütterlin IF. 29, 127 Deminutiv zu
TtixEvoq, geht also auf '*tem(ene)lum zurück. — Die Lautverhältnisse
sind wohl anders zu beurteilen. — H. Ehrlich BphW. 1911, 1576
vergleicht lit. isi-temyjii 'beobachten , T^^jueAcw.
tenvpus nach M. Breal Rev. pol. et lit. 1911, 28. X Neutrum
zu tepor. Nicht glaublich.
Literaturbericht für das Jahr 1911 337
testa, 'Topf, Schale, Scherbe stellt Meringer Wörter u. Sachen
3, 52, Waldes' Etym. bestätigend, zu texere ""flechten, weben'.
tifata, das bei Paulus Diak. 'iliceta' glossiert wird, deutet
Christ. Huelsen, Hermes 46, 305ff. als Eichenhain, demnach Curia
und Manciua tifata als Haine in der Stadt Rom. Er vermutet
samnitischen Ursprung und lehnt etruskischen, vielleicht mit Un-
recht, ab.
tinea vergleicht G. Ciardi-Dupre mit Givof.iai, 07jg, slaw.
tilja. (Privatdruck, s. 1. e, a. 4 S.)
truncHs und mhd. Strunk sucht L. Sütterlin IF. 29, 127
mit ahd. drum 'Endstück, Splitter' durch Annahme einer Grund-
form *troinoko- zu verbinden.
umbra erklärt H. Ehrlich BphW. 1911, 1575 aus *onbh-ra
und vergleicht es mit nehula. Nicht glaublich.
Veneres Cupidinesque, Catull 3, 1 und 13, 12, an letzter
Stelle vielleicht Selbstzitat, meinen nach K. Meister vielleicht
plastische oder bildliche Liebesgötter, vgl. '^Eq/lioI, Priapi, die vom
Volksglauben und von der Dichterphantasie persönlich aufgefaßt
worden sind. Vgl. ZfGymnw. 65, 537. (?)
verber 'Peitsche' stellt E. W. Fay Trans, and proceed. of the
Am. phil. Ass. 41, 26 zu aind. vardhra-s 'a strip of leather'.
verpus stellt L. Sütterlin IF. 29, 128 zu frühnhd. würfet
'porcus castratus'. Nicht wahrscheinlich.
vestibuhini erklärt Herm. Jacobsohn abweichend von Brug-
mann als eine Ableitung von verrere 'der Ort, wo man fegt', unter
Verweisung auf die lex Julia munic. Zeile 20 ff. Xagireg S. 431 *.
vexillum, ovrj^lXlog, ßt]^lllog, daher auch einmal vexülus''Fahne,
eigens gebildete Truppenabteilung, persönliche Auszeichnung', ve-
xillatio 'Detachement', vexillarius behandelt Max Meyer in einer
Freiburger Dissertation i).
vitulari 'jubeln gehört nach H. Ehrlich BphW. 1911, 1575
zu Pia 'Stimme', ßiofxajQog 'im Kampfruf tüchtig'. Das heißt doch
wohl X durch y erklären.
Volsci deutet A. Cuny, Rev. des etudes anc. 13, 176ff. als
Bewohner von * Volla und erinnert an die Stadt Volae, BoXai,
BwXa der Äquer. Volsci neben Vulcinus, Vulcatius wie Osci,
Opsci neben ^Otii-aol.
volttis 'Miene' stellt H. Ehrlich BphW. 1911, 1576 zu got.
Ittdja 'Gesicht'. Nicht überzeugend,
1) Unrichtig S. 30 Anm. leg. X statt 'eine zehnte Legion', Scipios
statt Ciceros.
33g Wilhelm Kroll
vomis "^Pflugschar verbindet L. Sütterlin IF. 29, 128 mit
ahd. waganso und oq)viQ durch Annahme einer Grundform '^tvogho-
mis- und vergleicht weiter lit. vagis 'Keil*, ahd. weckt Keil, keil-
förmiges Brot.
Felix Hartmann
Syntax ^)
1. Verbum.
R. Methner, Bedeutung und Gebrauch des Konjunktivs in
den lateinischen Relativsätzen und Sätzen mit cum (Berlin, Weid-
mann), knüpft, wie schon der Titel verrät, an Gardner Haie an,
daneben an Gaffiot. Aber er bekämpft Haies Herleitung der quali-
tativen Relativsätze aus den konsekutiven und seine Neigung, dem
Konjunktiv alle möglichen Bedeutungen zuzuschreiben, außer der
jussiven z. B. die der ideellen Gewißheit, die konsekutiv-qualitative,
die kausal-adversative usw. Statt dessen geht er vom Poteutialis
aus und findet in einem Satze wie ea est Romana gens, quae victa
quiescere nesciat (Liv. 9, 3, 12) die Erwartung ausgedrückt. Ein
Fortschritt über Haie hinaus ist unverkennbar, namentlich wird
der Lehrer für die Erklärung einzelner Konjunktive bei den Schul-
autoren richtige und praktische Winke finden. Auch ist für einen
Satztypus die zweifellos richtige (übrigens schon von mir Gl. HI 6
vorausgesetzte) Erklärung gegeben, wenn 7ie}no est qui clicat aus
der ursprünglichen Parataxe hergeleitet wird (S. 10): „sollte das
jemand sagen? Nein, es gibt niemand". Daß auf diesem schwie-
rigen Gebiete manches bleibt, was nicht jedem einleuchten wird,
ist unvermeidlich; ich will nur einiges prinzipiell hervorheben. Es
empfiehlt sich im Lateinischen zunächst von der Willensbedeutung
des Konjunktivs auszugehen und zu sehen, wie weit man mit dieser
kommt. Wenn M. den Satz da Uli quod bibat als konsekutiv-
qualitativ auffaßt „gib ihm was von der Beschaffenheit, daß er es
trinken kann" (S. 37), so wird man sich lieber an das daneben-
stehende da Uli bibat erinnern und von der Bedeutung ,,er soll
trinken" ausgehen. So einfach ist freilich die Erklärung in bei
weitem den meisten von M. behandelten Fällen nicht, weil sie der
ursprünglichen Parataxe und (namentlich soweit es sich um Livius
und Tacitus handelt) dem ursprünglichen Sprachempfinden zu fern
stehen. M. erklärt S. 26 A. 2, in der Regel nur Plautus, Terenz,
1) Ich habe einige Schriften nachgeholt, die im Bericht .über 1910 nicht
besprochen waren. Einige Notizen rühren von F. Hartmann her.
Literaturbericht für das Jahr 1911 339
Cicero, Cäsar und Horaz' Sat. und Epist. berücksichtigen zu wollen,
„weil von diesen Schriftstellern nicht anzunehmen ist, daß sie in
ihrem Stile irgend welche Tendenzen befolgen" — ein sehr zu bil-
ligender Vorsatz: aber auch schon bei diesen Autoren spielen allerlei
Momente mit, die sie vom Ursprünglichen scheiden, so der Einfluß
des Metrums (an den M. S. 30 freilich einmal erinnert), wegen
dessen ich z. B. Plaut. Cas. 194 qui mihi ancülulam postulet, qiiae
meast, quae meo educta sumptu siet, vilico se suo dare (S. 53) lieber
ausschalten würde, zumal die Formen siem usw. nur dem Versmaße
zuliebe angewendet zu werden scheinen (vgl, eine demnächst er-
scheinende Münsterer Dissertation von Runte). Auch daß M. den
Einfluß der modalen Attraktion für Nichts achtet, halte ich nicht
für richtig, ebensowenig seine Annahme einer Ellipse in amo hercle
opino iit pote quod pro certo sciam (S. 58: ein dico id quod sciam
soll zugrunde liegen; auch Gustafson a. 0. 56 ist damit nicht ein-
verstanden). In Rud. 313 ecquem adulescentem . . qui tres secum
Jiomines duceret . . vidistis? will M. einen direkten Fragesatz er-
kennen und qui als quomodo erklären ,,wie er führte": in dieser
Form kaum annehmbar, aber wohl das Richtige enthaltend. Es
wird Anlehnung an Fragesätze vorliegen, und mit Anlehnung
wird man auf diesem ganzen Gebiete mehr rechnen müssen als M.
tut. Vorläufig aber darf man sich über seine ernsthafte und in so
vieler Hinsicht erfolgreiche Behandlung des schwierigen Problems
freuen.
°0. Tescari, Uso del congiuntivo Potenziale (concessivo, de-
siderativo) in latino (Napoli, Pierro).
°J. P. Behn, The Subjunctive in Latin (Syracuse, 34 S.).
E. Rodenbusch, Praesentia in perfektischer Bedeutung (Indog.
Forsch. 28, 252 — 285), richtet sein Augenmerk auch aufs Lateinische.
Zwei Gebrauchsweisen kommen in Betracht: 1) im Gespräch wird
das, was ein noch Anwesender gesagt (seltener getan) hat, als
gegenwärtig behandelt, also gewissermaßen die Gegenwart der Hand-
lung und der Person verwechselt. Außer Stellen, wie sie Blase
Hist. Gramm. 107 nennt, gehören hierher z. B. Plaut. Trin. 80
Non potest utrumque fieri. Quapropter? Rogas? Ebd. 990 vap)U-
labis meo arhitratu et novorum aedilium. At etiam maledicis? 2) Ge-
wisse Verben drücken Vorgänge aus, deren Übergang in einen
dauernden Zustand unmittelbar sinnfällig ist, sodaß sie von einer
progressiven zur resultativen Bedeutung fortschreiten. So bedeutet
complecti erst „umschlingen", dann „umschlungen halten", concedere
erst zurückweichen, dann zurückstehen. Hierher gehören z. B.
Glotta V, 4. 23
340 Wilhelm Kroll
alligare destinare cingere circumdare (die gern im Präsens erscheinen,
wo wir das Perfekt brauchen: urhe portus cingitur „ist umgeben",
ebenso bei cogi inscrihi relinqui) nasci (vorkommen — doch wohl
anders aufzufassen) längere attingere tendere procurrere „vorsprin-
gen". Nicht Alles ist überzeugend, z. B. wenn R. mit Stellen aus
Tibull und Properz beweisen will, daß sedere und sidere ihre Be-
deutung tauschen. Auch daß stare ursprünglich progressive Be-
deutung gehabt habe, ist mit stanf littore pnppes und ähnlichen
Vergilstellen nicht bewiesen. R. tut gut daran, sich meistens nicht
an Dichter, sondern an Cäsar zu halten.
J. H. Schmalz, Über den Gebrauch des Part. Fut. act. im
archaischen und im klassischen Latein (Berl. phil. Woch. 31, 350
— 352), will zeigen, daß das Partie. Fut. bis auf Cicero nur in der
Coniugatio periphrastica vorkomme. Enn. A. 573 carbasus alta
volat pandam ductura carinam beruht auf einem nicht ganz zu-
verlässigen Gewährsmann, Gracch. bei Gell. 11, 10, 4 qui prodeunt
dissuasuri soll fast = sunt dissuasiiri sein (?). Bei Cic. ad Qu. 2,
15, 3 hat Sjögren jetzt aderam defensurus hergestellt; häufig werden
solche Fälle erst bei Sallust und den Cäsar-Fortsetzern. Der Abi.
absol. dieses Part, findet sich zuerst bei Asinius, Lucil. 567 rau-
suro tragicus qui carmine perdit Oreste ist unrichtig oder anders
aufzufassen.
2. Nomen.
Auf dem Gebiete der Kasussyntax sind die bedeutendste
Erscheinung W. Havers' Untersuchungen zur Kasussyntax der
indogermanischen Sprachen (Straßburg, Trübner). Sie erstrecken
sich auf den Gebrauch desjenigen Dativs, mit dem der Genitiv ab-
wechselt und dem H. den Namen „Dativus sympatheticus" gibt.
Er scheidet sechs Kategorieen dieses Gebrauches, je nachdem sich
die Tätigkeit auf Leib oder Seele oder Besitz, auf Wegnehmen und
Abwehren oder Beziehungen der Menschen zu einander bezieht, oder
endhch bei Verben der Bewegung der Dativ neben lokaler Fügung
angewendet wird, und verfolgt diese Ausdrucksweise durch alle
indogerm. Sprachen. Das Lateinische und Romanische wird auf
S. 170 — 239 mit guter Kenntnis der einschlägigen Literatur und
zutreffendem Urteil behandelt. Es zeigt für die dativische Aus-
drucksweise eine deutliche Vorliebe und dehnt sie über die Per-
sonalpronomina, wo sie ererbt war, nicht unerheblich aus: Plautus
sagt, um bei der ersten Kategorie zu bleiben, nicht bloß pectus
mihi pedibus percutit, sondern auch ut ego illic oculos exurani und
Literaturbericht für das Jahr 1911 341
qui pugnis os exossas hominibus. Er hat in den ersten vier Kate-
gorien auf 280 Fälle des Dat. symp. 140 mit Genitiv oder Possessiv-
pronomen, und zwar überwiegt das letztere (109 Fälle), nominale
Genitive finden sich nur 11 gegen 70 nominale Dative. Die Pos-
sessiva stehen oft am Versschluß wie in qui aedis spoliis opplebit
tuas; es ist aber nicht richtig (S. 189), daß sie aus metrischen
Gründen statt der entsprechenden Dative stehen, da diese auch an
diese Stelle passen, vielmehr bevorzugen die Dative nach H.s Be-
obachtungen die Stellung vor dem Verbum. Es entwickelt sich
sogar ein adnominaler Dativ, z. B. Mil. 271 illic est Phüocomasio
ciistos. 1431 quid erat igitur? Philocomasio aniator (noch Ps. Quint.
decl. mi. 44, 4 pater huic). Die klassische Prosa zeigt die Ten-
denz, den Dat. symp. auf die Pronomina, besonders der 1. und
2. Person, also auf sein ursprüngliches Geltungsbereich, einzu-
schränken, wofür H. S. 213 bei Cicero stilistische Rücksichten und
vielleicht auch das Studium der griechischen Literatur verantwort-
lich machen will: ich glaube, daß die Ursache in seinem Purismus
zu suchen ist, der eine möglichst gleichförmige Ausdrucksweise an-
strebt. Ein ganz anderes Bild zeigt auch hier Sallust, bei dem
Dativ und Genitiv (kurz ausgedrückt) sich die Wage halten, was
H. mit Recht aus der Anlehnung an archaische Muster herleitet.
Für die spätere Umgangssprache erweist sich Petron als eine nicht
ungetrübte Quelle (die eigentliche Erzählung ist auch garnicht
vulgär, wie man unter dem Eindruck der Dialogsprache in der
Cena oft annimmt), als eine bessere Inschriften, besonders Defixionen,
Vegetius (warum nicht Chiron?) und Muscio, die das Fortleben
der Konstruktion bezeugen, das durch die romanischen Sprachen
bestätigt wird. Bedenken habe ich gegen die Heranziehung der
Dichter nach Terenz, die unter der Herrschaft des Metrums stehen:
wenn Lukerz zweimal arhoribus gebraucht, so kann es sehr wohl
deshalb sein, weil arborum sich nicht in den Vers fügte. Für die
Fälle mit dem oxijf^cc xa^' olov y.al xara i^egog wie Bacch. 1009
iam ego te hie . . exurgebo quicquid umoris tibist verweise ich auf
Cl. Otto De epexegeseos in Latinorum scriptis usu, Münster 1912.
H.s Umsicht zeigt sich auch darin, daß er auf abweichende Aus-
drucksweisen geachtet hat, so auf die Weglassung des Pronomens
z. B. Ter. Ht. 764 quam seile in mentem venerit (sc. mihi) : er findet
darin den feineren Umgangston gegenüber der vulgären Abundanz
des Pronomens (S. 196), später aber bei Besprechung von Ciceros
Briefstil (z. B. ad Att. 2, 6, 1 a scribendo prorsus abhorret animus)
schreibt er gerade die Ellipse des Pronomens der Umgangssprache
23*
342 Wilhelm Kroll
ZU (S. 210). Das Letztere wird im Allgemeinen richtig sein: man
denke an die zahlreichen Fälle bei Plautus wie Most. 272 etiamne
unguentis unguendam censes (sc. me)?, s. Lorenz zu V. 633. 821,
meine Anm. zu Cic. orat. 103.
°J. P. Waltzing, Syntaxe de hoc genus (Musee Beige 15, 221 f.).
W. Sc hink, De Romanorum plurali poetico (Diss. Jena), be-
handelt das neuerdings so beliebte Thema des poetischen Plurals
gründhch und verständig. Aus der allgemeine Fragen behandelnden
Einleitung sei hervorgehoben, daß Seh. gegen Maas auch solche
Plurale, zu denen es ein prosaisches Korrelat im Singular nicht
gibt, für poetisch erklärt: in den von ihm genannten Fällen (caeli
templa, limina soUs, marmora pelagi) gewiß mit Recht. Die eigent-
liche Arbeit besteht aus einer alphabetischen Liste der poetischen
Plurale von der ältesten Zeit bis auf Ovid mit vollständiger Stellen-
angabe: die vorhandene Spezialliteratur ist gewissenhaft verwertet,
entgangen ist dem Verf. die Dissertation von E. Schmidt (Glotta
III 375). Die griechischen Entsprechungen sind angegeben, wo es
in Betracht kommt,
3. Pronomina.
C. L. Meader, The Usage of idem, ipse and words of related
meaning (New York, Macmillan 1910), stellt sich als eine Fort-
setzung der früheren Arbeit über die lateinischen Pronomina dar,
die bei uns besonders durch die Bearbeitung in Arch. Lex. 11, 12
bekannt ist. Die Schrift zerfällt in zwei Kapitel, das eine über
die lateinischen Ausdrücke für Identität, das andere über idem als
anaphorisches Pronomen und im adverbialen Gebrauche. M. spricht
ausführlich über die verschiedenen (7) Begriffe der Identität und
die Etymologie der verschiedenen sie in den indogermanischen
Sprachen ausdrückenden Worte, ganz lehrreich und nachdenklich,
aber ohne viel Gewinn für das Lateinische. Daß neben idem auch
unus und 2^(^^ gebraucht werden, ist keine Überraschung, und daß
zwischen omnes idem sentiunt und omnes unum sentiiint ein Unter-
schied sein soll, nicht richtig. Die Verwendung von unus in quae
cogitatio una niaxime molestias omnis extenuat auf das Indoger-
manische zurückzuführen (S. 23) ist mindestens überflüssig, da sie
sich aus dem Lateinischen bequem erklärt: wenn imus hier ein
bestimmtes Pronomen ist, dann ist es auch solus in ab dis solus
diligere Ter. Phorm. 854 und das ähnlich gebrauchte griech.
l-iövog (vgl. meine Anm. zu Cic. orat. 69). Das 2. Kap. enthält
eine dankenswerte Statistik über das Vorkommen von idem und
Literaturbericht für das Jahr 1911 343
allerlei Hinweise auf die Abschwächung seiner Bedeutung. Verg.
Aen. 4, 79 darf man freilich nicht dafür zitieren (S. 76), denn in
nutic eadem latente die convivia quaerit bezieht sich eadem nicht
auf Dido, sondern auf convivia. Interessant ist die Erstarrung des
Nom. idem, der dann auch die übrigen Kasus vertritt und auch
mit item verwechselt wird, worüber sich M. mit Sturtevant Class,
Phil. 2, 313 auseinandersetzt. Vgl. die bekannte Inschrift CIL 6,
27556 (Dessau 8473) pupus Torquatiamis filius honus . . item alius
pupus LaetianuSf qui idem filius bonus et obsequens idem parenti-
bus vixit.
4. Partikeln.
Wenglein, Neve und neque im älteren Latein (Diss. Tübingen),
bietet als wertvollsten Teil seiner Arbeit ein vollständiges Verzeichnis
der Fundstellen bis auf Sallust und Nepos herab sowie statistische
Übersichten, aus denen sich ergibt, daß im unabhängigen Satze
neque, im abhängigen neve überwiegt. Doch ist bei den Dichtern
der metrische Zwang nicht in Anschlag gebracht, z. B. muß zu
PI. Poen. 489 bemerkt werden, daß in faciat ut semper sacruficem
nee umquam litem nur neque und nicht neve möglich ist. Was W.
über formale Fragen bemerkt, ist bedenklich: denn er hält ne und
ne nicht auseinander, wohl aber neive und nive. Auch seine Aus-
lassungen über die Bedeutung des Konjunktivs genügen nicht:
dieser schwierigen Frage kommt man auch mit reichlichen Zitaten
aus der so umfangreichen Literatur nicht bei.
5. Wortstellung.
H. Ammann, Die Stellungstypen des lateinischen attributiven
Adjektivums und ihre Bedeutung für die Psychologie der Wort-
stellung auf Grund von Ciceros Briefen an Atticus untersucht
(Indog. Forsch. 29, 1—122), liefert einen bemerkenswerten Beitrag
zu der neuerdings viel erörterten Lehre von der Wortstellung. Wie
schon der erste Satz zeigt („Die Typen der freien Wortstellung
sind Typen des in seiner Richtung wesentlich durch die Absicht
der Äußerung bestimmten Vorstellungsverlaufes"), geht A. von
psychologischen Gesichtspunkten aus, und zwar sucht er die bisher
allgemein üblichen Erklärungsprinzipien „Betonung" und „Gegensatz"
zu verfeinern und zu differenzieren. Gewiß ist ihm das im Ganzen
gelungen, wenn man auch zweifeln mag, ob seine Terminologie
durchweg glücklich und seine Erklärungen im Einzelfalle durchweg
zutreffend sind. Sieben Kategorien werden aufgestellt: 1) Empha-
344 Wilhelm Kroll
tische Stellung, d. h. das Vorantreten von Worten, denen eine ge-
fühlsmäßige Betonung anhaftet, z. B. Ausdrücke des Lobes oder
Tadels, der Quantität und Intensität. 2) Thematische Stellung
von Worten, die gewissermaßen das Thema der folgenden Äuße-
rung angeben, z. B. 10, 16, 5 Hortensius venerat . . sermo?ie erat
usus honorifico erga nie (wo wir uns mit ,,was . . angeht" helfen).
3) Epanaphorische Stellung, wenn ein kurz vorher genanntes Sub-
stantiv in Verbindung mit einem neuen Attribut wiederholt wird
(während es auch fehlen könnte), z. B. 1, 14, 3 qui mihi laudem
illam eo minus deberet, quod . . Pompeiana laude perstridus esset.
4) Attraktionserscheinungen, wenn ein Wort an sich eine Beziehung
ausdrückt, wie alius idem ipse similis, oder in einer Aufzählung
oder Gegenüberstellung steht. 5) Präventivstellung, wenn einer
irrigen Auffassung des Substantivs von vornherein vorgebeugt werden
soll, wie 4, 3, 2 habehat ille quidem difficilem manifestamque causam,
sed tarnen causam (wo Konkurrenz mit 4) nahe liegt). 6) Kon-
struktive Stellung d. h. Nachstellung des Adjektivs, die diese als
das Resultat einer Überlegung, Kombination, Berechnung erscheinen
läßt. Von der Berechtigung dieser Kategorie habe ich mich nicht
überzeugen können i). 7) Parenthetische Stellung d. h. nachträg-
liche Zusätze, die natürlich nachstehen (wo ich lieber Epexegese
sage: aber A. meidet alle grammatischen Termini) wie 4, 2, 3 kal.
Oct. habetur senatus frequens „eine Sitzung, und zwar eine stark
besuchte". — Als Probe auf das Exempel werden eine Reihe von
Spezialfällen besprochen: attributive Partizipien, die vorangestellt
sind, von Eigennamen abgeleitete Adjektiva, emphatische Adjektiva,
die nachgestellt sind, Zahlworte, quidam und aliquis. — Man weiß,
wo die Klippe bei allen solchen Arbeiten liegt: in dem natürlichen
Bestreben, jeden einzelnen Fall zu erklären, obwohl bloße Laune
des Schriftstellers der Grund sein kann. Im vorliegenden Falle
kommt hinzu, daß A. fast nur an psychologische, aber nicht an
formale Kriterien gedacht hat. Er hat allerdings ein ganz kurzes
Kapitel, in dem von der Voranstellung einsilbiger Substantive, der
Betonung des Satzschlusses u. dgl. die Rede ist, aber das genügte
nicht. Ich will nicht behaupten, daß die Beachtung des rhytmi-
1) Vgl. S. 101 über 6, 1, 6 senatum Salamine obsederat, ut fame sena-
tores quinque morerentur „wohl konstruktive Stellung . . die zeitliche Suk-
zession in ihrem allmählichen (!) Ablauf andeutend". 13, 30, 2 und 32, 3
steht von derselben Sache erst quattuordecim annis post, dann aniiis qtiattuor-
decim ante: man lese bei A. S. 104 nach, wie er einen Unterschied heraus-
finden will.
Literaturbericht für das Jahr 1911 345
sehen Satzschlusses in diesem Falle nennenswerte Resultate gezeitigt
hätte: immerhin hätte der Verf. dazu Stellung nehmen müssen.
Ein andrer Gesichtspunkt findet sich bereits in der älteren Lite-
ratur, die der Verf. zwar zu Anfang teilweise zitiert, nachher aber
nicht weiter berücksichtigt: längere attributive Glieder stehen gern
nach. Wenn es 13, 42, 1 heißt: quo iter instet et iter ad bellum
idque cum periculosum tum etiam turpe, so braucht man nur die
Voranstellung versuchsweise durchzuführen, um zu erkennen, daß
sie von vornherein unmöglich ist: A. redet von konstruktiver Stel-
lung, die den begründenden Satzteilen eigne, sofern sie das Motiv
eines bestimmten Verhaltens als ein allgemein maßgebliches er-
scheinen lassen. „Konstruktiv" soll die Stellung auch 12, 38, 4
sein: Antisthenis, hominis acuti magis quam ertiditi, wo ich lieber
sagen würde, daß das unbetonte und beinahe nur als syntaktische
Stütze dienende hominis zwischengestellt ist, wie derartige Worte
häufig: solche längst gemachte Beobachtungen ignoriert A. , um
mit der psychologischen Methode ganz von vorn anzufangen. Sach-
liche Unterschiede bemüht sich A. 5, 20, 5 nachzuweisen: aggere
maximo, vineis, turre altissima, magna tormentorum copia,
multis sagittariis . . negotium confecimus. „agger vineae und turris
sind nicht unbedingt notwendige Belagerungsrequisiten, daher ver-
dient die bloße Tatsache, daß man sich ihrer . . bedienen mußte,
besondere Erwähnung . . Dagegen sind tormenta und sagittarii
kaum zu entbehren . . bei ihnen kann also nur die Menge, nicht
aber die bloße Tatsache ihrer Verwendung den Gegenstand der
Mitteilung darstellen." Das ist auch sachlich anfechtbar: aber ob
Cicero hier nicht bloß dem Prinzip der Variatio gefolgt ist? A.
spricht S. 59 folgende Hoffnung aus: „Eine allgemeine Psychologie
des Denkens, die wir noch nicht besitzen, dürfte imstande sein, die
auf induktivem Wege gefundenen Gruppen systematisch auf letzte
Gesetze des Vorstellungsablaufs zurückzuführen und damit ihre
vielleicht etwas bunte Mannigfaltigkeit gleichzeitig zu vereinfachen
und organisch zu gliedern". Mir scheint, hier ist ein fruchtbares
und eben durch A.s wohldurchdachte Arbeit als fruchtbar erwiesenes
Prinzip überspannt und in seiner Bedeutung überschätzt: es wird
vielmehr nötig sein, auch die formalen und grammatischen Kriterien
zur Geltung zu bringen.
Axel W. Ahlberg sucht in dem Aufsatz De traiectionis
figura in antiquissimis inscriptionibus italicis adhibita, Festskrift
tillegnad Karl Ferdinand Johansson, Göteborg 1910, 39—51 in
Anlehnung an Norden zu beweisen, daß 1) Relativsätze und
346 Wilhelm Kroll
Sätze mit siquis, nequis schon im alten Latein häufig von ihrem
Beziehungswort getrennt werden, ob nur wenige oder viele Wörter
dazwischen geschaltet werden, z. B. Tab. Bant. Z. 8: pis pocapit
post exac comono haftest meddix \m quandoque post hoc comitia
habebit magistratus', Tab. Iguv. 6 A 26 persei ocre Fisie pir
orto est = 'qui in arce Fisia iguis ortus est'; 2) in andern Satz-
arten in ältester Zeit zusammengehörige Wörter nur durch
enklitische Wörter getrennt werden, danach durch solche, die
schwächer betont sind, später durch Wortgruppen, die einen
einzelnen Begriff ausmachen, z. B. Lex munic. Tar.: eiusque pe-
cuniae magistratus, quei quomque in municipio erit, petitio exactioque
erit. Erst zuletzt machen sich die Grundsätze der Rhetorik auch
auf den Inschriften bemerkbar.
A. W, Ahlberg, De traiectionis figura ab antiquissimis prosae
scriptoribus latinis adhibita (Eranos 11, 88 — 106), knüpft an seinen
eben erwähnten Aufsatz an und behandelt Cato, die Annalisten und
Redner und Sallust. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um
deutlich enklitische Worte: hierher rechne ich auch Fälle wie Cato
or. 40, 1 numquam tacet quem morbus tenet loquendi, während agr.
156, 7 aquam defundito noti omnem sich aus dem epexegetischen
Charakter (oder wie man es nennen will) der letzten Worte erklärt :
„du sollst das Wasser abgießen, aber nicht alles". Mehr Schwierig-
keiten macht das häufige siquid redemptoris opera domino damni
datum erit (agr. 144, 3), wohl dadurch veranlaßt, daß damni in
enger Beziehung zu dare steht und von diesem attrahiert ist. Ob
diese Fälle von denen in den Reden prinzipiell zu sondern sind,
wie A. andeutet, scheint mir nicht ganz ausgemacht. Viel kom-
plizierter liegen die Dinge bei Sallust, dessen kühne Hyperbata A.
aus dem Streben herleitet „ut et simplices voces sententiae vin-
ciautur et ipsa seutentia concludatur", was mir offen gestanden
nicht ganz klar ist: und sicher sind viele der angeführten Beispiele
anders zu erklären. Z. B. ist J, 65, 2 cui Metellus petenti Metellus
unbetont, ebenso H. 1, 32 quis rebus Sulla suspectis das wahr-
scheinlich im Zusammenhange selbstverständliche Subjekt Sulla.
Dagegen ist J. 39, 1 Äulo omnes infesti Aulo betont usw. Fälle wie
J. 44, 1 exercitus ei traditur . . ine^'s inbellis, neque periculi neque
laboris patiens . . erklärt A. richtig aus der großen Ausdehnung des
Attributes, die dazu zwang es ans Ende zu stellen. Die Forschung
wird jedenfalls bald auf A.s anregenden Aufsatz zurückkommen.
H. Ottenjaun, De vocum encliticarum apud Plautum collo-
catione (Diss. Münster 1910), will die namentlich von Wackernagel
Literaturbericht für das Jahr 1911 347
ausgegangenen Anregungen für die Stellung der Enklitika bei Plautus
weiter verfolgen. Das Bentleysche Gesetz, wonach die logisch be-
tonten Worte im Verse in die Hebung gestellt werden, also enkli-
tische im weitesten Sinne in die Senkung, läßt er im Prinzip gelten,
verkennt aber nicht seine häufige Durchbrechung: so wird in
Gruppen wie per deos so gut wie nie die zweite Silbe betont, in
inte?' sacrum immer die erste und zweite. Aber sed, das zweifellos
enklitisch ist, steht öfter in Hebung als in Senkung, mius pater,
meo ^ja^ri ist die gewöhnliche Betonung. Daher achtet 0. in der
den Hauptteil der Arbeit bildenden Behandlung der einzelnen En-
klitika besonders auf ihre Stellung im Satze, nicht im Verse: es
sind que, ne, ve, enim, igitur, autem, quidem, quoque, Beteuerungs-
partikeln und Vokative. Er berücksichtigt dabei besonders die
Fähigkeit dieser Worte, feste Verbindungen zu sprengen d. h. Tmesis
zu bewirken, wobei er auch auf die Verschiedenheit dieser Verbin-
dungen achtet und auf die Worte, die sich dem zwischentretenden
Enklitikon anschließen: also nicht bloß (und zwar regelmäßig)
bonoque aninio, sondern auch bonoque ut animo, nicht bloß quasque
res sondern auch quasque incepistis res: wie denn das Verbum seine
enklitische Natur durch das Zwischentreten zwischen Verbindungen
oft dokumentiert; ebenso tuan ego causa, meamne tue amicam,
erumne ego aspicio meum. Die Frage, ob at enim einem Worte
gleichzusetzen sei, wird eingehend besprochen und in negativem
Sinne entschieden. Über die Stellung von igitur und quidem sucht
0. zu festen Regeln zu gelangen, die der Kritik, wie mir scheint,
nicht recht Stand halten: jedenfalls aber wird seine sorgsame Unter-
suchung zu weiteren Beobachtungen auf diesem schwierigen Ge-
biete anregen. Vgl. auch die Besprechung von J. B. Hofmann,
Indog. Anz. 28, 69.
6. Satzbau.
F. Gustafs on, Paratactica latina HI (Progr. Helsingfors), setzt
in der aus seinen früheren Programmen bekannten Weise seine
Untersuchungen über die Entstehung der Nebensätze aus Haupt-
sätzen fort. Diesmal behandelt er das Relativum mit allen seinen
Trabanten und versucht, die Relativsätze im Allgemeinen aus Frage-
Coder, was im Grunde dasselbe ist, Ausrufungs-)sätzen abzuleiten.
Die Entstehung des Relativums aus dem Indefinitum schließt er
nicht unbedingt aus, verhält sich aber im Ganzen skeptisch dagegen.
Ich bin in dieser Frage Partei (vgl. Glotta III 1) und will mich
darum nicht zu entschieden äußern. Aber wie ich einerseits gern
348 Wilhelm Kroll
zugebe, daß ich in meiner Behandlung des Relativsatzes das in-
definite Element darin etwas stark betont habe, um die Allein-
herrschaft der anderen Erklärung zu brechen, so hat anderseits G.
in zu vielen Fällen den alten Fragesatz durchfühlen wollen. Darin
ist mir überhaupt seine Methode nicht ganz unbedenklich, daß er
jedem Plautinischen Satze die ursprüngliche Parataxe anmerkt,
während mir das nur bei einem Teile als möglich erscheint. G.
druckt Aul. 639 so: quin tu eloquere, quidquid (quäle, quäle!) est,
suo nomine, Ter. Andr. 434 so: quid Davos narrat? aeque quicquam
(was noch!) nunc quidem? und meistens meint er, durch ein hinter
das Relativum gesetztes Frage- oder Ausrufungszeichen den ur-
sprünglichen Sinn des Satzes anzudeuten, ohne daß der Leser ihm
immer folgen kann. Und wenn er sogar das quis von aliquis für
das fragende erklärt, wenn er bei postquam Spuren von Frage oder
Ausruf entdeckt — er druckt Aul. 454 so; temperi, postquam (? !)
implevisti fusti fissorum caput — , so geht er zweifellos zu w'eit.
Für Plautus sind die Relativa längst Relativa und haben als solche
eine Reihe von neuen Abarten hervorgebracht, die als Relativa auf
die Welt gekommen sind und gar keine Züge mehr vom Interro-
gativum oder Indefinitum tragen. Aber in vielen Fällen hat G.
gewiß Recht, und man folgt mit Vergnügen seinen klaren, immer
auf das vollständige und behutsam durchgearbeitete Material ba-
sierten Deduktionen. Um noch eine Einzelheit herauszugreifen, so
möchte ich mit Löfstedt (Komm, zur Per. Aeth. 118) in Plaut.
Asin. 52 equidem scio iam, filius quod amet mens die Ersetzung des
Acl durch q^uod finden, während es G. S. 41 wieder leugnet: nur
bei jener Erklärung ergibt sich eine unbefangene Interpretation
der Stelle.
A. Gandiglio, Della interrogazione disgiuntiva latina (Rivista
di Filol. 39, 422-426), bemüht sich nicht ohne Erfolg, eine
schärfere Definition der disjunktiven Frage zu geben, und gelangt
zu folgender Formulierung: ,,In der disjunktiven Frage folgt auf
eine erste Frage eine zweite und manchmal eine dritte usw. von
der Art daß wenigstens nach der Meinung des Fragenden,
sobald eine davon bejaht ist, die andere (oder die anderen) ohne
Weiteres verneint sind". Es kommt ihm dabei mit Recht besonders
auf die gesperrten Worte an.
Literaturbericht für das Jahr 1911 349
Stilgeschichte ^)
I*latitiis. °W. L. Keep, The Separation of the attributive
Adjective from its Substantive in Plautus (University of California
Publications in Classical Philology 2, 7). Nach Gustafson, Woch.
klass. Phil. 1912, 261, eine konzentrierte und verständige Ab-
handlung.
E. Melander, De verborum apud Plautum et Terentium el-
lipsis usu (Diss. Lund 1910), behandelt die Verbalellipse gründlich
und eingehend nach dem gesunden Prinzip, sie nicht ohne Grund
anzunehmen, aber auch ohne falsche Scheu davor. Fast die Hälfte
der Arbeit handelt über die Weglassung von esse, wobei der Fort-
schritt über W. Olsen (De verbo substantivo, Greifswald 1884) we-
sentlich in der Benutzung der neuen kritischen Ausgaben besteht.
M. hat alles aufgenommen, was irgendwie zu seinem Thema ge-
rechnet werden kann: so ut pote, das er gleich ut pote est setzt,
nimirum, em (über dessen Etymologie er zu zaghaft redet), ecce.
Die Fälle mit fortführendem Quid? unter die Ellipse eines Verbi
dicendi einzuordnen ist nicht unbedenklich: gleich das erste Bei-
spiel (Epid. 561 filiam quam ex te suscepi — Quid eam? Eductam per-
didi) fügt sich dieser Auffassung nicht, und M. ordnet auch einen
Teil der Beispiele der Ellipse eines Verbi faciendi unter (S. 104).
Übrigens hätten hier auch quid quod? und quid si? (Seyffert, Berl.
phil. Woch. 1896, 816. Lindskog, De enuntiatis condicionahbus)
mitbehandelt werden müssen, um volle Klarheit zu erzielen.
G. Ramain, L'infinitif d'exclamation chez Piaute et chez Te-
rence (Rev. de Phil. 35, 28 — 33), weist darauf hin, daß der In-
finitiv des Ausrufes immer das fragende ne bei sich hat und einige
scheinbar abweichende Fälle anders zu deuten sind. So hängt
Capt. 945 vae misero mihi, propter meum caput labores homini
evenisse optumo und Bacch. 1102 perii, hoc servom meum . . facere
esse ausum der Infinitiv von der einleitenden Phrase ab, ebenso
Capt. 783. In Terenz' Phormio nimmt R. vor V. 502 eine Lücke
an, in der das den Infinitiv regierende Wort gestanden habe, ebd.
884 läßt er tantam fortunam de inproviso esse his datam von dem
vorhergehenden gaudeo abhängen, das jetzt durch die Scenenüber-
schrift davon getrennt ist, sehr ansprechend.
Terenz. °E. Bartel, De vulgari Terentii sermone (Progr.
Karlsbad).
1) Ich habe auch einige Ausgaben erwähnt, die mir aus irgend einem
Grunde beachtenswert erschienen.
350 Wilhelm Kroll
Lucrez. Eine sehr nützliche Arbeit hat J. Paulson mit
seinem Index Lucretianus (Göteborg, Wettergren & Kerber) ge-
liefert. Zugrunde gelegt ist der Text von Bernays, aber die Ab-
weichungen von Lachmann, Munro, Brieger und Giussani sind
notiert, dagegen die Lesarten der Handschriften nur ausnahmsweise.
Die Anordnung ist übersichtlich: auf das fettgedruckte Lemma
folgen die einzelnen Wortformen mit Angabe der Quantität und,
wo Zweifel möglich sind, der Funktion. Man wird dem Verf. um
so dankbarer sein, als er die Arbeit unter schwerem körperlichen
Leiden vollendet hat.
°F. Swau, The Use of the Adjective as a Substantive in the
De rerum natura of Lucretius (Univ. of Michigan studies. New York,
Macmillan. 36 S.).
Catull, R. Lackner, Dei casi e dei modi verbali uelle
poesie di CatuUo e Tibullo (Programm Zara), stellt Autoren zu-
sammen, die nicht ohne W^eiteres zusammengehören, zumal er das
ganze Corpus TibuUianum berücksichtigt, und nimmt sich die heute
keineswegs mehr mustergiltigen Arbeiten Drägers zum Vorbilde.
Schlimmer noch ist, daß er sich nicht die Mühe gibt. Verschieden-
artiges auseinander zu halten, am schlimmsten, daß er sich elemen-
tare Verstöße zu Schulden kommen läßt, die einem Gymnasiasten
nicht unterlaufen dürften.
Cicero. Die Oxforder Ausgabe der Reden liegt jetzt abge-
schlossen vor. A. C. Clark hat die Reden pro TuUio, Fonteio,
Sulla, Archia, Plancio, Scauro ediert, die 3., 4. und 5. unter we-
sentlicher Bereicherung der Recensio, während sich für die übrigen
das Material nicht vermehren ließ. W. Peterson hat die im
Paris. 7794 überlieferten Reden (die vier post red., p. Sest., in
Vatin., de prov. cons., p. Balbo) in einem Bande zusammengefaßt
und im Apparat nicht nur die maßgebende Überheferung des Pa-
risinus, sondern auch die der abgeleiteten Handschriften dargestellt.
So sind wir durch das Verdienst der beiden Gelehrten endlich so
weit, die Überlieferung aller Reden bequem überblicken zu können:
daß das bis dat qui cito dat auch hier gilt, möchte man manchen
Cunctatoren ins Album schreiben. — Die Briefe an Quiutus hat
Sjögren auf Grund neuer Kollationen mit ausführlichem kritischen
Apparat herausgegeben (Leipzig, Harrassowitz), der jetzt allein be-
nutzbar ist.
An ein schwieriges Problem hat sich P. Parzin ger, Beiträge
zur Kenntnis der Entwicklung des Ciceronischen Stils, 1. Teil (Pro-
Literaturbericht für das Jahr 1911 351
gramm Laiidshut), herangewagt *). Er teilt Cic.s Schriften in vier
Perioden, die durch die Jahre 66, 58, 51 und 43 nach unten be-
grenzt werden, und untersucht dann die Häufigkeit gewisser Fi-
guren in ihnen, nämlich der Antithese, Litotes, Paronomasie und
Geminatio. Die auf diesem Wege drohenden Klippen versucht er
zu umschiffen, indem er die Schriften ihrer Art nach scheidet und
die Verhältniszahlen nach Teubnerseiten ausrechnet, ja seine Re-
sultate in Kurvenform darstellt. Kleine Mißgriffe, wie sie hier und
da unterlaufen, haben weniger zu besagen als das Bedenken, daß
der Gebrauch dieser Figuren hauptsächlich vom Charakter der betr.
Schrift abhängt (wobei auch nicht alle Briefe usw. in denselben
Topf geworfen werden dürfen), also die dankenswerten Sammlungen
P.s mehr für die verschiedene Stilisierung verschiedener Schriften
Ciceros als für die Entwicklung seines Stiles ergeben.
J. K. Schönberger, Tulliana (Diss. Würzburg), verfolgt eigent-
lich einen textkritischen Zweck: er untersucht nämlich, ob Clarks
Wertschätzung des von ihm aufgefundenen Cluniacensis von Ciceros
Reden berechtigt ist, und zwar für die Reden pro S. Roscio, Clu-
entio, Murena, Caelio, Milone. Dabei fallen aber eine ganze Reihe
sprachlicher Beobachtungen ab, über die der Index eine bequeme
Übersicht bietet: ich verweise z. B. auf die vielen Bemerkungen
über Wortstellung oder über Nichtwiederholung der Präposition in
parallelen Gliedern (S. 49. 135).
Tiro. Nur kurz notieren will ich den Versuch von G. L.
Perugi, Le note Tironiane (Rom, Bretschneider), die Tironischen
Noten aus italischen Alphabeten abzuleiten, was mindestens be-
fremdlich klingt.
Sallust. Die Probleme der Überlieferung hat Ahlberg (Pro-
legomena in Sallustium, Göteborg) eingehend und umsichtig erörtert
und am Schlüsse auch grammatische Fragen behandelt, nämlich
die Frage nach dem Numerus des Prädikates bei mehreren Sub-
jekten und nach dem Umfange, in dem das Asyndeton zugelassen
ist. Gleich darauf ist auch seine treffliche Ausgabe der Coniuratio
Catilinae erschienen (Leipzig, Harrassowitz), die nicht bloß die di-
rekte, sondern auch die indirekte Überlieferung mit musterhafter
Sorgfalt vorlegt, so daß man endlich nicht mehr auf die bloß als
provisorisch gedachte Ausgabe Jordans angewiesen ist.
E. Bolaffi, De Sallustii dicendi brevitate (Forli 1910!),
1) Bei dieser Gelegenheit möchte ich einmal aussprechen (was sich
ebenso gut bei vielen anderen sagen ließe), wie unbequem solche umständ-
lichen Titel für den sind, der sie zu zitieren in die Lage kommt.
352 Wilhelm Kroll
kennt die Literatur nicht genügend und dringt nicht tiefer ein,
weil er keinen Versuch macht, die Erscheinungen zu erklären.
Wenn agrum. colundo aut venando . . intentum (Cat. 4, 1) zum Abi.
Gerund, und die allergewöhnlichsten Abi. abs. zu den Ellipsen ge-
rechnet werden, so hat man den Eindruck des Dilettantismus.
Interessant ist der Hinweis auf das bloß fortführende sed (Schmalz
499), aber eine Ellipse liegt dabei nicht vor.
Vergil, A. R. Crittenden, The Sentence Structure in Virgil
(Diss. Ann Arbor), geht von Wundtschen Prinzipien aus und unter-
scheidet einen apperzeptiven und einen assoziativen Periodenbau:
der alte Aristoteles nannte das Xeh^ sIqo/^isvt] und •/laxEOTQaf.ii.itvr^,
womit man schließlich auch heute noch auskommen könnte. Er
führt im Einzelnen aus, daß Vergil dem assoziativen Typus folgt
d. h. die Parataxe bevorzugt: der Vergleich zwischen Aeneis und
Georgica ergibt keinen wesentlichen Unterschied. Als älteren Epiker
zieht er Ennius zum Vergleiche heran: warum nicht Catulls 64.
Gedicht, das (wie manches andere) schon in der dem Verf. leider
unbekannt gebliebenen Arbeit von Slossarczyk, De periodorum
structura apud dactylicos Romanos veteres (Breslau 1908), verwertet
war? Aus den statistischen Angaben hebe ich heraus, daß Vergil
auf 1000 Worte etwa 39 Subordinationen hat, während in Prosa
das Doppelte üblich ist. Während Folge- und g'wm-Sätze so gut
wie ganz fehlen und Relativsätze erheblich seltener sind als in
Prosa, sind Fälle von cwm inversum häufig (schon von mir beob-
achtet, Neue Jahrb. 1908, 526). Eine kurze Übersicht über die
verbindenden Glieder wird S. 50 gegeben. C. schwankt, ob er den
Grund der Erscheinung in Vergils Temperament suchen soll oder
in der Rückkehr zum homerischen Stil (S. 40), an einer anderen
Stelle (S. 48) deutet er einen mystischen Zusammenhang mit der
politischen Entwicklung an: das Richtige glaube ich a. a. 0. und
Neue Jahrb. 1903, 23 durch den Hinweis auf den Einfluß der Rhe-
torik gesagt zu haben. Lehrreich ist der Vergleich mit den spä-
teren Epikern, die alle unter Vergils Einfluß stehen, von denen
aber Lucan am selbständigsten ist, noch lehrreicher der mit Ciris,
Culex und Moretum. Über die Ciris sagt C. (und manche Urheber
von Hypothesen werden gut tun, das zu beachten): ,,Wenn Vergil
die Ciris geschrieben hat, so muß er seinen Stil bis zur völligen
Unkenntlichkeit entstellt haben, oder sein Stil hat sich nach dieser
Dichtung so geändert, daß er seine unterscheidenden Merkmale
ganz einbüßte" (S. 64), während der Satzbau des Culex von dem
der sicher echten Schriften kaum abweicht.
Literaturbericht für das Jahr 1911 353
Rovaz. F. Teichmüller, Das Nichthorazische in der Horaz-
überlieferung (Berlin, E. Hofmann), hat sich vom Geiste Peerlkamps
beseelen lassen, findet aber, daß das Maß seiner und der Lehrs-
schen Kritik hinter dem Bedürfnis (d. h. hinter dem Teichmüllers)
erheblich zurückgeblieben sei. Er nimmt Epoden und Satiren vor,
notiert kurz und bündig die Fehler des Textes und legt dann
seinen neuen Text vor, dem man dieses eine Epitheton, das der
Neuheit, nicht absprechen kann. Statt vieler Worte setze ich den
Anfang der 1. Epode her:
Ibis Liburnae creditus sub navium
Turrita propilgnacula,
Curas paratus Caesaris periculo
Lenire Maecenas tuo.
Quid nos, quibus te vita currit mellea
Praesente, diiuncto gravis?
Dazu den der 1. Satire:
Qui fit Maecenas, ut nemo, quam cata sortem
Seu ratio posuit seu fors caeca obtulit, illa
Contentus vivat dicatque aliena beata?
Am Schlüsse erfährt man, daß der Verf. durch den Tod verhindert
worden ist, dem vorliegenden Bande einen zweiten folgen zu lassen.
Sind wir sicher davor, daß ein Anderer diese Tollheit fortsetzt?
Die Dissertation von W. Leich, De Horatii in saturis sermone
ludibundo (Jena, 1910), sammelt die parod istischen Stellen aus
Horaz' Satiren, wobei die spezielle Parodie eines bestimmten Autors
und das Anschlagen eines höheren Tones ohne nachweisbare An-
lehnung geschieden werden. Das von L. vorgelegte Material ver-
trägt eine sorgfältige Sichtung, dies gilt namentlich auch von dem
für uns besonders wichtigen Teile der Arbeit, der Ennianische An-
klänge nachzuweisen versucht. Daß Hör. sat. 1, 2, 128 undique
magno pulsa domus strepitu resonet an einen bestimmten enniani-
schen Vers anklinge, folgt aus ähnlichen Vergilstellen wie Aen. 5,
150 pulsati colles clamore resultant nicht so zwingend wie man
möchte, carpe viam mag ennianisch sein, aber deshalb sat. 2, 6,
93 ff. und Verg. Aen. 6, 629 ff. auf eine Ennianische Stelle zurück-
zuführen geht nicht an.
S. Ruckdeschel, Archaismen und Vulgarismen in der Sprache
des Horaz (Erlangen, Mencke), ist eine fleißige Arbeit, die nach
der üblichen Anordnung, aber mit noch einem Anhang zur Stilistik:
„Redensarten" die Erscheinungen behandelt i). Die grammatische
1) Das mir vorliegende Exemplar ist in überaus wunderlicher Weise
354 "Wilhelm Kroll
Literatur ist in ziemlichem Umfange benutzt, doch fehlt es nicht
selten an Kritik gegenüber den zitierten Autoritäten: am ehesten
werden (meist mit Recht) sprachliche Erklärungen von Kießliug
beanstandet. Ich muß auch hier die sonst gemachte Bemerkung
wiederholen : derartige Untersuchungen lassen sich an einem Dichter
nur anstellen, wenn man den Einfluß des Versmaßes fortwährend
in Betracht zieht. Der Verf. hat das kaum getan, und zum Teil
deshalb ist er zu keiner recht klaren Meinung über die Abgrenzung
von Archaismen und Vulgarismen gelangt. Die Behauptung, daß
eine reinliche Scheidung beider Elemente nicht möglich sei (S. 4),
ist nicht unbedingt falsch, aber schief: was zu Horaz' Zeit archaisch
war, hatte in der lebendigen Sprache keinen Platz, war also nicht
vulgär. Um aber den Umkreis des Vulgären festzustellen, ist es
meist nötig, auf archaische Autoren zurückzugreifen, und zwar nicht
aus inneren Gründen, sondern wegen des Zustandes unserer Über-
lieferung über die Volkssprache. Warum aber verwendet Horaz in
seinen Sermonen, die sich an den Umgangston anschließen, ar-
chaisches Sprachgut? Hauptsächlich unter dem Zwange des Me-
trums, das oft die Wendungen der lebendigen Sprache ausschließt
und auf Veraltetes, namentlich auf Ausdrucksweisen des Ennius
u. a. Dichter, zurückzugreifen zwingt (vgl. die Breslauer Dis-
sertation von A.Engel 1914). Mit der Annahme von Vulgarismen
in den Oden wird man vorsichtiger sein müssen als der Verf.:
aber wo sie sich finden, wird man zunächst nach dem Einflüsse
des Metrums fragen müssen. So ist evolsisque truncis Enceladus
iaculator audax sicher nicht vulgär trotz tnanum iniectio, quid
tibi hunc tactio est?, weil diese Ausdrucksweise in Horaz' Zeit
nicht mehr lebendig war. Horaz hat das selbst geprägt, weil evol-
sorum truncorum nicht in den Vers ging und schlecht klang, und
wenn es auch an Vorhandenes angelehnt ist, wie selbstverständlich,
so ist es doch selbst nicht lebendig — ein Unterschied, den man
nicht verwischen darf.
TibuU. Richard Bürger, Beiträge zur elegantia Tibulls,
XciQiTeg G. Leo dargebracht, S. 371 — 394 erweist Tibull als Ana-
logetiker strengster Observanz und gibt nützliche Zusammen-
stellungen über die Verwendung oder Vermeidung bestimmter
Formen der Partikeln, der Deklination und Konjugation, aus denen
sich der enge Anschluß an Caesars Bücher de analogia ergibt.
verdruckt, so daß einzelne Teile ganz fehlen und andere doppelt vorhanden
sind.
Literaturbericht für das Jahr 1911 355
Interessant sind namentlich auch die Nachweise über das Fehlen
oder die Umschreibung bestimmter Ausdrücke.
Rabirius behandelt A. G. Back ström im Zurnal mini-
sterstva narodnavo prosvescenija 28 (1910), 381—399; er weist
auf eine ältere Arbeit ebenda 1902, Juni — Juli— August 283—293,
329 — 349 hin, verzeichnet die seitdem erfolgten Veröffentlichungen
und sucht den Text zu konstituieren.
Froperz. H. Hollstein, De monobibli Properti sermone
(Diss. Marburg) bedeutet für die Sprachgeschichte keinen Gewinn.
Oder wen interessiert es, daß dolor sich im 1. Buche des Properz
15-, im 2. 10-, im 3. u. 4. je zweimal findet, jocundus im 1 . Buche
fünf- und im 2. einmal usw.? Man wird mit genau dem gleichen
d. h. negativen Erfolge das 1. Buch der Aeneis oder der Metamor-
phosen in Gegensatz zu den übrigen stellen können.
Ovid, Von den Amores hat P. Brandt eine kommentierte
Ausgabe geliefert (Leipzig, Dieterich), deren Hauptwert in der (ohne
jede Prüderie angefaßten) Sacherklärung liegt, doch geht auch das
Sprachliche nicht leer aus, und namentlich der neuerdings mehr-
fach behandelte sermo amatorius.
Die Halieutica liegen zusammen mit Grattius Cynegetica in
einer trefflichen Ausgabe von F. Vollmer vor (Leipzig, Teubner),
die einen Teil seiner sehr erwünschten Sammlung der Poetae latini
minores bildet (Vol. 2 fasc. 1).
Silbernes Latein, F. Rohde, De interiectionum usu apud
aetatis argenteae scriptores latinos (Diss. Königsberg), stellt sämt-
liche Fälle von Gebrauch der Interjektionen bei den Schriftstellern
nach Livius bis zum J. 120 zusammen, Florus ist anhangsweise be-
rücksichtigt. Eine Tabelle am Schlüsse gibt einen bequemen Über-
blick, aus dem man z. B. entnehmen kann, daß Seneca in seinen
Prosaschriften heu ein- und en zweimal braucht, in den Tragödien
aber jenes 18- und dieses 58 mal.
Livius, R. B. Steel e, Gase Usage in Livy (Leipzig, Brock-
haus), behandelt Livius' Kasussyntax in einzelnen Heften, deren
1. (Genitiv) schon 1910 erschienen war, während das 2. (Dativ)
ins Berichtsjahr gehört. St. gibt einen Durchschnitt durch das
ganze Material, das er völlig selbständig gesammelt zu haben
scheint, obwohl er natürlich Fügners Lexikon u. ä. Hilfsmittel auch
heranzieht. Raisonnement schließt er so gut wie ganz aus, ver-
weist auch kaum auf die Stellen, wo solches zu finden ist. Auch
scheidet er nicht das Gewöhnliche vom Auffallenden: ein omnia
regionis eins steht friedlich neben oppida maritimae orae, über
Glotte V, 4. 24
356 Wilhelm Kroll
nihil boni u. dgl. wird ziemlich ausführlich berichtet. Schlimmer
ist, daß Verschiedenartiges zusammengeworfen wird: stare consilio,
nee Scipioni stare sententia poterat, multo sanguine Poenis victoria
stetit werden hintereinander aufgeführt, corpus alteri magnitudine
eximium steht unter „Person interested". Kurz und gut, der Spe-
zialist wird diese Monographien mit Dank (aber auch mit Vorsicht)
benutzen, für die wissenschaftliche Sprachgeschichte geben sie kaum
etwas aus.
Ähnliches läßt sich von desselben Verfassers Monographie „Ut,
ne, quin and quo minus in Livy" (Leipzig, Brockhaus) sagen. St.
kennt z. B. eine Kategorie der erklärenden w^-Sätze, deren erste
Gruppe die bei Substantiven bilden, die wiederum nach ihrer Be-
deutung gegliedert werden. Als eine davon erscheinen „Mental
attitudes" und hier liest man Beispiele wie is erat ardor, ut vellent\\
da die Rechnung schließUch nicht aufgeht, so erscheint zuletzt eine
Rubrik „Miscellaneous", wo man unter dem Stichwort copia, vilitas
lesen kann: ea copia rerum, ea vilitas annonae, ut dono data sint.
Nachher kommen als zweite Gruppe die Pronomina mit Fällen wie
id quoque accesser at, ut spes esset, als dritte Adjektiva und Adverbia
mit clarior res erat, quam ut legi posset und sogar mit auctores
erant quidam, ut protinus inde Cumas duceret. Mich dünkt, daß
es nicht allzu schwer gewesen wäre, eine etwas bessere Ordnung
herzustellen, für die freilich der von St. S. 14 angerufene Dräger
nicht das geeignete Vorbild ist.
Manllius. Das zweite Buch hat H. W. Gar r od heraus-
gegeben (Oxford, Clarendon Press). Der Apparat erreicht durch
Benutzung neuer Kollationen der maßgebenden Handschriften die
denkbar größte Zuverlässigkeit, eine Übersetzung und ein Kom-
mentar sind beigegeben: Alles so verdienstlich, daß man dem Heraus-
geber die Verständnislosigkeit, mit der er der „Quellenforschung"
(er braucht gern das deutsche Wort) gegenübersteht, gern verzeiht.
Velleius. E. A. de Stefani, De Vellei Paterculi periodis
(Studi ital. 18, 19 — 31), versucht in den Perioden des Velleius eine
gewisse Regelmäßigkeit aufzuzeigen, was ihm mindestens für einen
Teil dieser Gebilde gelungen ist. Lehrreich ist namentlich der
schematische Bau des Kapitels über die römischen Kolonieen (1, 14).
JPhaedrus, H. v. Sassen, De Phaedri sermone (Diss. Mar-
burg) ist ohne rechte Einsicht in die Sprachgeschichte gearbeitet
und bietet daher trotz des aufgewendeten Fleißes wenig Förder-
liches. Phaedrus soll ein wenig begabter Dichter gewesen sein,
weil er nur gebräuchliche Metaphern anwendete: die wahre Ur-
i
Literaturbezicht für das Jahr 1911 357
Sache liegt im Stoffe, der niedrige Behandlung verlangte und dem
Dichter jeden höheren Schwung verbot. Was Alles unter der Rubrik
„Quomodo assurgat sermo" erscheint, verrät vielfach mangelhafte
Kenntnis der Sprachgeschichte, z. B. sollen basium und sponda
poetische Worte sein, auch capillos legere soll der poetischen Rede-
weise angehören: aber s. z. B. Varr. r. r. 1, 32 legumina . . dicta
a legendo, quod ea non secantur, sed vellendo leguntur. Senec. cons.
Marc. 22, 3 lacerationes medicorum ossa vivis legentium. So werden
viele Erscheinungen falsch beurteilt, auch der Einfluß des Metrums
wird nicht in Betracht gezogen.
Persius, °A. Gustarelli, De graeci sermonis apud Persium
vestigiis (Palermo, Ando. 63 S.).
Tacitus, Von den Historiae liegt eine dankenswerte Aus-
gabe von C. D. Eis her vor (Oxford, Clarendon Press), für die der
Mediceus neu verglichen ist. Die Textgestaltung ist konservativ,
der kritische Apparat bietet die Abweichungen von M. vollständig
und eine genügende Auswahl von Konjekturen.
C. W. M ende 11, Sentence Connection in Tacitus (Diss. Yale
University, New Haven), ist von E. P. Morris veranlaßt worden, die
Satzverbindung bei Tacitus im Sinne von dessen Buch „On Prin-
ciples and Methods in Syntax" (vgl. DLZ. 1902, 1056) zu unter-
suchen. Es handelt sich weniger darum, die üblichen Verbindungs-
worte (Konjunktionen, Partikeln: nur licet und modo werden be-
handelt) aufzuzählen, als vielmehr in solchen Fällen, wo diese
fehlen, die anderen Mittel aufzuzeigen, durch die die Verbindung
der Sätze hergestellt ist. M. unterscheidet drei Fälle: 1) die Ver-
bindung ist nicht ausgedrückt, 2) sie ist im ersten, 3) sie ist im
zweiten Satze ausgedrückt. Im ersten Falle handelt es sich um
Asyndeta, die in verschiedene Gruppen zerlegt werden, darunter
auch die bei den durch Bruns in ihrer Bedeutung erkannten Nach-
rufen auf große Männer üblichen. Einen großen Teil der zweiten
Kategorie bilden direkte und indirekte Reden, Beispiele mit sane
(Ann. III 5, 9 sane corpus . . quoquo modo crematum: sed tanto
plura decora mox trihui par fuisse), Imperativ statt hypothetischen
Satzes (Ann. XI 2, 5 interroga filios tuos: virum me esse fatehuntur),
Einleitung eines positiven Satzes durch einen negativen (Ann. II
20, 1 nihil ex Ms Caesari incognitum: consilia locos prompta oc-
culta noverat). Obwohl Tacitus diese besonders künstliche Art der
Verbindung sehr liebt, wird sie im Allgemeinen doch im zweiten
Satze (Kategorie 3) ausgesprochen: hierher gehören Rückweisungen
mit Demonstrativpronomina, die freilich Tacitus oft umgeht (Hist.
24*
358 Wilhelm Kroll
IV 62, 11 intra vallum deformitas haud perinde notabilis: de-
texit ignominiam campus et dies u. dgl.). Man sieht, daß M. den
Begriff Verbindung etwas weit faßt: wenn er Agr. 43, G die hsliche
Überlieferung hält (nobis nihil comperti adfirmare ausim, wo der
Sinn den Zusatz eines ut oder dgl. zu ausim verlangt) und be-
hauptet, dies sei ein schlagendes Beispiel für Satzverbindung durch
Moduswechsel, so kann man ihm nicht beistimmen. Auch in der
Aufeinanderfolge von Partizipium und Verbum finitum kann ich
keine Satzverbindung mehr entdecken, ebensowenig in einer Paren-
these wie Hist. II 88, G incuriosos milites — vernacula utehantur ur-
banitate — quidam spoliavere (dieser Fall hätte ins 1 . Kapitel gehört).
Ich vermisse hier und sonst die Berücksichtigung eines wichtigen
Gesichtspunktes, der doppelt wichtig ist bei einem antiken d. h.
für den mündlichen Vortrag bezw. lautes Lesen schreibenden Autor.
Die Satzverbindung beruht z. gr. T. auf lautlichen Elementen, die
sich in der Schrift überhaupt nicht darstellen, nämlich der Be-
tonung, dem Tonfall, den Pausen. Wo der geschriebene oder ge-
druckte Text selbst bei der Anwendung von Gewalt keine verbin-
denden Elemente aufzeigen will, da ergeben sie sich beim Vortrag
sofort. Aber im Ganzen kann ich die Schrift dem, der sich mit
moderner Syntax vertraut machen will, sehr zum Studium empfehlen r
es wäre wünschenswert, daß ähnliche Untersuchungen für Autoren,
mit einem weniger raffinierten Stil angestellt würden.
Fronto. Das klar und hübsch geschriebene Buch von Do-
rothy Brock, Studios in Fronto and bis Age (Cambridge, Girton
College Studies 5) enthält u. A. Kapitel über Archaismus, Gräcis-
mus, Frontos Stiltheorie und literarische Kritik, seinen Wortschatz
und Stil und last not least (S. 161 — 261) über das afrikanische
Latein. Überall zeigt die Verf. gutes Urteil und Kenntnis der ein-
schlägigen Literatur: in dem Kapitel über die Africitas lehrt sie
in übersichtlicher Weise, wie die als afrikanisch in Anspruch
genommenen Eigentümlichkeiten aus anderen Quellen hergeleitet
werden können.
Spätlatein. H. Bruhn, Specimen vocabularii rhetorici ad
inferioris aetatis latinitatem pertinens (Diss. Marburg), handelt über
Ausdrücke affektierter Bescheidenheit bei christlichen und heidni-
schen Schriftstellern und über Worte, die zur Bezeichnung des
„asianischen" Stiles dienen sollen, über den der Verf. wie über alle
anderen Fragen nicht eben tief nachgedacht hat. Die Zusammen-
stellung vieler Fälle, in denen fiumen vom Redestrom gebraucht
ist, hat geringen Wert, wenn nicht genauer auf das zugrunde
Literaturbericht für das Jahr 1911 359
liegende Bild und seine verschiedenen Erscheinungsformen einge-
gangen wird.
H. Bianchi, Carmina latina epigraphica Africana (Studi ital.
18, 41 — 76) gibt allerlei nützliche, aber in dieser Form nicht sehr
verwertbare Bemerkungen zu den metrischen Inschriften aus Afrika,
sowohl zu den bereits in Büchelers Sammlung stehenden als zu
den später hinzugekommenen. Er macht ferner den Versuch, die
Inschriften nach formalen Kriterien auf vier Perioden zu verteilen:
welchen Bedenken das unterliegt, braucht hier nicht ausgeführt zu
werden.
Im Berichtsjahr hat die große Ausgabe des Gaius von F.
Kniep zu erscheinen begonnen (Gai institutionum commentarius
primus, Text mit Vorwort, Erklärung u. Anhängen. Jena, Fischer).
Er sucht hier seine Theorie zu beweisen, die in dem schon 1910
erschienenen Buche „Der Rechtsgelehrte Gaius und die Edikts-
kommentare" entwickelt war, wonach sich einerseits die Vorlage
des Gaius, anderseits nachgaianische Zusätze ausscheiden lassen.
Dafür werden auch sprachliche Gründe geltend gemacht, die dem
Philologen meist bedenklich erscheinen, ebenso wie der wunderliche
Glaube K.s an das hohe Alter der Korruptelen in der Veroneser
Gaiushandschrift.
St. Brassloff, Die Archaismen in der Sprache des Juristen
Modestin (Wiener Stud. 33, 137—143), wendet sich gegen Kalb,
der den Gebrauch von quando in kausaler Bedeutung, von progigno,
nequeo, von resolvo im Sinne des Simplex, endlich den passiven Ge-
brauch von utl und mentiri für Archaismen des Modestinus erklärt
hatte: die betr. Stellen stammten teils aus den Vorlagen teils seien
sie auf spätere Interpolation zurückzuführen. Die Begründung hat
mich nicht durchweg überzeugt und mir will scheinen, daß der
fruchtbare Gedanke der Pandekten-Interpolationen allmählich tot-
gehetzt zu werden beginnt.
Itala, F. Stabile, II Liber Baruch del Codex Cavensis ine-
dito secondo una versione antichissima Antegerolomitana (Riv. di
Fil. 39, 361—384), handelt über die in einer Handschrift von La
Cava saec. 9 stehende Übersetzung des Buches Baruch, auf die
schon Amelli im J. 1902 hingewiesen hatte. Leider druckt er nicht
den Text selbst ab, sondern macht nur Mitteilungen aus seinen
Kollationen. Danach handelt es sich um eine vorhieronyraianische
Übersetzung, die dem 1902 von Hoberg publizierten Codex Legio-
nensis ähnlich ist und mit den von Irenäus und Firmicus aus dem
Buche Baruch zitierten Stellen sehr übereinstimmt. Für die Be-
360 Wilhelm Kroll
hauptung, daß der Übersetzer ein Afrikaner gewesen oder „in wei-
terem Sinne den Vertretern der Africitas zuzurechnen" sei, finde
ich auch nicht den Schatten eines Beweises. Dankenswert sind die
vorläufigen Mitteilungen über die Sprache: epulari heißt sich freuen,
epulatio die Freude, spiritus tedians übersetzt d/.riduov, audive do-
minari rememorari werden mit Gen., misereri mit Dat. konstruiert
(vgl. Klebs Apollonius von Tyros 240), pleonastisches ibi : ubi dis-
pergam illos ibi. Das Meiste sind freilich durch das Original ver-
anlaßte Gräcismen, die kein wirkliches Interesse für die lateinische
Sprachgeschichte haben.
Claudiamis. °S. Gabe, Die Stellung von Substantiv und
Attribut im Hexameter des Claudian (Primitiae Czernovicieuses,
2, 83—115). Nach Helm, Woch. klass. Phil. 1912, 574 zeigt G.,
daß Claudian die ausgesprochene Neigung hat, das Adjektiv nur
vor das Substantiv zu setzen: es finden sich nur drei Stellen, wo
das Metrum diese normale Stellung zuläßt und sie doch nicht an-
gewendet ist.
Aetherla. E. Löfstedt, Philologischer Kommentar zur
Peregrinatio Aetheriae. Untersuchungen zur Geschichte der latei-
nischen Sprache (Upsala) stehe ich nicht an, als das wertvollste
der im Berichtsjahre erschienenen Werke zu bezeichnen. Nicht
wegen des zugrunde gelegten Textes, betreffs dessen sich L. an
Meister 1) anschließt und zu dessen Datierung und Sacherklärung
er Nichts beitragen will, sondern weil sein Buch endlich einmal
die ebenso ausgedehnten wie zerstreuten Forschungen der letzten
Jahrzehnte über das Spätlatein zusammenfaßt und schon deshalb
ein unentbehrliches Hilfsmittel für jeden Philologen bildet, der sich
mit dieser Sprachperiode beschäftigt, weil es ferner die Einseitig-
keiten der rein statistischen Methode vermeidet und überall die
ganze lateinische Sprachgeschichte ins Auge faßt, also namentlich
die Brücke von Plautus zum Spätlatein zu schlagen sucht. L. hat
vermöge seiner ausgezeichneten Sprachkenntnis seinem Kommentar
eine ganze Reihe von Monographieen einverleibt, die bei aller Kürze
meist richtige und genügende Aufklärung über sprachliche Probleme
bieten. Obwohl auch Laut- und Formenlehre berücksichtigt werden,
so entfällt doch der Löwenanteil auf Bedeutungslehre und Syntax.
Eine Übersicht über den Inhalt zu geben ist so gut wie unmöglich
(L. hat drei Indices beigegeben): wenn ich ein paar Einzelheiten
1) Übrigens bestreitet E. Weigand Byzant. Zeitschr. 20, 1 — 26 aus
sacbliclien Gründen den Meisterschen Ansatz der Peregrinatio ins 6. Jalirh.
und tritt wieder für die letzten Jahrzehnte des vierten ein.
Literaturbericht für das Jahr 1911 361
herausgreife, so tue ich es hauptsächlich, um wenigstens auf diese
Weise eine Vorstellung von dem Stoffreichtum des Werkes zu geben.
— S. 43 bei dem Pleonasmus (im Grunde ist es wohl eine Art
Kontamination) ea hora fit missa vigiliarum, qua hora et apud nos
hätte ich gern einen Hinweis auf das Griechische gesehen, obwohl
ich L. Recht gebe, wenn er mit der Annahme direkten Einflusses
vorsichtig ist (vgl. Bruhn Anh. zu Soph. 83, 27). — S. 44. Zu
potest ut verweise ich auf Sternkopf zu Cic. ep. 127. Hartel Patrist.
Stud. 2, 46. Hist. Apollon. 31, 10 non potest melius, non potest
dulcius. Für die Weglassung des Subjektes „man" gibt reiche
Sammlungen C. F. W. Müller Progr. Breslau 1888, 11, vgl. Synt.
d. Nom. 1. Sorof zu Cic. de orat. 1, 30. Krumbiegel De Varron.
scrib. gen. 62. Thomas De Velleiani voluminis condicione 35. Spal-
ding zu Quint. 2, 15, 12. 16, 19. Uhl Quaest. crit. in Senec. 43.
v. Wilamowitz Herm. 34, 213 A. 2. Cic. part. 46 deredo igitur (ad
fidem spectat argumentum), cum proposuit aliquid quod proharet usw.
Für das Griechische s. Bruhn Lucubr. Eurip. 268 A. 23. Sonny
Anal, ad Dionem 167. — S. 49 omnibus „durchaus" steht auch
Apul. met. 7, 17 puerque mihi praefectus imponitur omnibus ille
quidem puer deterrimus, wo die Herausgeber Allerlei zusetzen
(Helm z. B. ex). Man wird an das griechische zoig uäaiv erinnern
müssen, vgl. Menand. rhet. 89, 2. Marc. diac. 71, 11. Geop. 103, 16.
234, 16 ol ocpoÖQoi %al XdßQoi avef.i0i rolg ttccolv evavTioi. — S. 105
zu dicere, commemorare de vgl. Ter. Andr. 211 de amore hoc com-
perit. Lebreton 152, meine Anm. zu Cic. Brut. 251, Badstübner De
Sallust. die. gen. 12 (auch hier Beispiele aus dem Griech. z. B. Inschr.
V. Priene 15, 9 efiq)aviCovTeg Ttegl xrjq evvoi'ag, ebd. 64, 4). — S. 121
verteidigt L. (wie schon Lachmann) Plaut. Capt. 171 hoc illum me
mutare conßdo fore mit Recht: vgl. Klußmaun Emend. Fronton. 12
Sallust J. 110, 3 fuerit mihi eguisse aliquando tuae amicitiae. —
S. 179 zu dem zufügenden sed (etwa ,,und zwar") vgl. außer dem
gewöhnlichen sed et (Hartel Arch. Lex. 3, 32) noch Plaut. Cas. 691
sed etiam habet nunc Casina gladium? Habet, sed duos. Rud. 799.
Truc. 531. Cic. orat. 97 gentes eloquentiam . . plurimum valere passae
sunt, sed hanc eloquentiam quae . . Apul. de Plat. 2, 22 sapientia
amatorem boni adulescentem facit, sed eum, qui probitate ingenii sit ad
artes bonas promptior. — S. 203 primus „hervorragend" ist nicht zu
bezweifeln, vgl. Friedländer zu Martial 1, 51. Apul. met. 2, 12 sunt
prima huiusce divinationis experimenta (von den früheren Heraus-
gebern verdorben, jetzt von Helm durch Hinweis auf 4, 7 geschützt).
Flor. 12 p. 17, 2 nostri prima duritia. Unter Apuleius' Einfluß
362 Wilhelm Kroll
auch Hist. Apoll. 22, 12 piscator ut vidit primam speciem iuvenis.
— S. 229. Daß nur Bonnet den pleonastischen Gebrauch von in-
quit nach einem vorhergehenden Verbum des Sagens konstatiert
habe, ist nicht richtig. Schon Plaut. Mil. 61 ist ähnlich: Rogi-
tabant: „Meine Achilles est?" inquit mihi. Anderes sammelt Bährens
zu Catull 63, 78, der auf Ruhnken zu Rutil. 20 verweist, und Hilde-
brand zu Apul. 1, 262. Vgl. Filastr. 15, 2 irati exclamant dicentes:
ex quo Uli, inquit, Fortunae . . non sacrificant. 42, 1 dicit enim
ita: viginti quattuor, inquit, litterae sunt. Augustin. ep. 118, 2 ita
scripsisti: possem te, inquis, plus . . exorare. Hist. Apoll. 13, 5.
Ferner Forbiger zu Verg. G. 4, 499. Helm Festschr. für Vahlen 342.
Magnus Herrn. 40, 211. Man muß dazu wissen, daß inquit auch
ohne eigentliches Subjekt unsere Anführungsstriche vertritt, wofür
ich z. B. auf Reisig Vorles. ^ 39 f. Friedländer zu Juv. 3, 153 ver-
weise: es kann auch bei pluralischem Subjekt stehen, wie Cic.
parad. 37 at sumus, inquit, principes civitatis (dazu Piasberg). Die-
selben Erscheinungen finden sich bei fprjolv (W. Schmid Bursian
129, 274), — S. 269 spricht L. über Präpositionen, die keinen
Kasus, sondern einen adverbialen Ausdruck regieren: ich notiere
Beispiele aus Gebhardts Acta martyrum. 79, 2 hoc tisque in pridie
muneris egi. 192, 27 dissensionem ipsam de inter vos amputem.
193, 14 depost orcam eam deiecit. Lex met. Vipasc. (Dessau 6891)
intra pridie kalendas. Hist. Apoll. 75, 3 Stranguillio de longe
perrexit (die andere Version hat a longe, das auch sonst häufig ist:
vgl. ixa'AQod^Bv und tioqqco&sv). Griech. aTvö Tttqvoi Deißmann Neue
Bibelstudien 48. — S. 293 wird omne genus richtig als Apposition
erklärt, wofür ich jetzt auf Gl. Otto De epexegeseos usu, Münster
1912 S. 13 verweisen kann. — Daß die Bemerkungen über Juristen-
latein, über wirkliche und angebliche Imitationen, über den Stil
des Petronius und Tacitus usw. den Nagel auf den Kopf treffen,
will ich hinzufügen, um recht vielen das Studium des Werkes nahe
zu legen.
Jfulgentius. 0. Friebel, Fulgentius der Mythograph und
Bischof. Mit Beiträgen zur Syntax des Spätlateins (Paderborn,
Schöningh), sieht die Identität der beiden Fulgentii namentlich nach
Skutschs Artikel bei Pauly-Wissowa als erwiesen an, richtet aber
kluger Weise seine Arbeit so ein, daß sie weitere Beweise dafür
liefert. Abgesehen von der kurzen Einleitung ist die Arbeit rein
sprachlich: der erste Teil behandelt die Syntax, der zweite den
Stil, der dritte den Wortschatz. Fulgentius gehört nicht eigentlich
zu den sprachgeschichtlich interessanten Autoren: was jedoch der
Literaturbericht für das Jahr 1911 363
Monographie F.s ihren bleibenden Wert verleiht, ist außer der
musterhaften Sorgfalt, mit der sie gearbeitet ist, die Reichhaltig-
keit der Literaturangaben in den Anmerkungen, vermittelst deren
man jede einzelne Erscheinung in den richtigen Zusammenhang
einordnen und namentlich die Abhängigkeit des Fulgentius von
Apuleius bequem konstatieren kann (v. Geisau, De Apulei syntaxi
poetica, konnte leider noch nicht benutzt werden). F. hat auch
auf die Klausel geachtet, und man erkennt aus seinen Bemerkungen,
wie Fulgentius aus der quantitierenden Klausel durch gelegentliche
Entgleisungen in die akzentuierende hineingerät.
Mustio, J. Medert, Quaestiones criticae et grammaticae
ad Gynaecia Mustionis pertinentes, Gießen 1911, behandelt die aus
dem 5. oder 6. Jahrh. stammende Übersetzung von Sorans Heb-
ammenbuch, deren Verfasser Mustio zu heißen scheint, in sehr
gründlicher Weise. Für die Grammatik fällt dabei vieles ab; ich
notiere aus der Formenlehre ohsetrix und ipsud, namentlich auch
Erscheinungen, die durch das Romanische bestätigt werden: vessica,
congustia (aus coang-), quagulare, connus, frigdor und infrigdare,
gengiva, grassus, pulegium. Das rätselhafte acrudus will M. ganz
beseitigen und aus einer Verschreibung von lavacro erklären. Aus
der Wortbildung micina (Deminut, von 7nica) und titina, wohl
Deminut. von Uta (xitd-rj). Aus der Semasiologie sinus = cunnus,
pes „Bein" und manus ,,Arm", mittere im romanischen Sinne ,, her-
einstecken", vel „wenigstens" (vgl. Compernass o. S. 220). Ein
sorgfältiger Index ermöglicht diese Einzelheiten rasch aufzufinden.
Virgiliiis JMLavo. Auf die gekünstelte, das Übliche absicht-
lich verdrehende Ausdrucksweise des Grammatikers Virgilius Maro
macht H. A. Strong The Class. Rev. 25, 70 f.; 201 f. aufmerksam;
er belegt z. B. canitus 'in alter Zeit', moda statt modus, emulis
"^nützlich' (zu emolumentum?), sapido "^sapientia', offendire 'finden*,
atramentare "niederschreiben , spirido 'spiritus', cow^o^an's 'Besitzer',
uxorari 'verheiratet sein', plania 'planities'. Die etymologischen
Bemerkungen aber, die er S. 248 f. daran anschließt, sind größten-
teils phantastisch.
Prosodie und Metrik
Nur mit einigen Nebenbemerkungen streift unser Gebiet Lund-
ström in einem kritische Bemerkungen zu Plautus enthaltenden
Aufsatz „Plautina" (Eranos 11, 107—130). Er bricht eine Lanze
für Sudhaus' Buch über den Aufbau der plautinischen Cantica und
wendet sich gegen einige Bemerkungen Leos in seiner Rezension
364 Wilhelm Kroll
dieses Buches Gott. Gel. Anz. 1911, 65 — 104, namentlich dagegen,
was Leo über das Dipodiengesetz sagt (so nenne ich es der
Bequemlichkeit halber). Leo nimmt nämlich, indem er Friedländer
(Rh. Mus. 62, 74) Recht gibt, seine frühere Meinung zurück, daß
dieses Gesetz sich aus einer Reminiszenz an die griechische Ein-
teilung der Verse nach Metra erkläre. Lundström wendet ein:
falls man das Dipodiengesetz aus der Rücksicht auf den Wort-
akzent herleite (und das muß man, wenn man auf die Herleitung
aus den griechischen Metra verzichtet), so sei nicht abzusehen,
weshalb nicht die gleiche Rücksicht in den äußeren Senkungen ge-
nommen werde. Ich glaube, daß er im Unrecht ist und daß eine
Erklärung von dem Standpunkte Leos sehr wohl möglich ist. Auch
in den lateinischen Versen des genus duplex lagen die Hauptikten
auf den ungeraden Hebungen: daher waren die auf diese folgenden
(inneren) Senkungen die tonschwächsten und die römischen Dichter
vermieden es daher, betonte Silben an diese Stelle zu setzen. Von
der Einteilung in Metra wußten sie nichts oder kümmerten sich
nicht darum, aber die Iktierung der Verse war trotzdem dieselbe
geblieben und ergab von selbst jene Rücksicht auf den Wortakzent.
E. Wallstedt kommt in seinem Spicilegium Plautinum (Eranos 11)
auf Bacch. 806 zu sprechen: per sycophantiam? CH. egone istuc
dixi? NL ita, und erörtert die Frage, ob der Hiatus hinter syco-
phantiam oder dixi anzusetzen sei, und trägt allerlei spinöse Be-
obachtungen über die Siatirsige vor, die ich für nicht recht för-
derlich halte.
H. Mirgel, De synaloephis et caesuris in versu hexametro
latino (Diss. Göttingen 1910), behandelt hauptsächlich die Frage,
ob die Cäsiir durch Elision gestört wird oder nicht. W. Meyer
und Norden hatten solche Cäsuren angenommen, L. Müller und
Birt nicht. Er erkennt ohne Weiteres solche Cäsuren an, bei denen
die Elision in demselben Fuße, also hinter der Cäsur liegt, wie in
Verg. Aen. 2, 745 quem non incusavi \ amens hominumque deorum-
que? Die Elision eines langen Vokales an dieser Stelle (in der
Penthemimeres) vermeidet Ovid ganz, die einer auf -m ausgehenden
Silbe so gut wie ganz, während sich in Vergils Aeneis der erstere
Fall .55 mal findet, bei Lukrez 7 mal: doch meidet dieser die Elision
eines kurzen Vokales nicht. Schwieriger liegt die Frage, wenn die
Elision zwischen dem 2. und 3. Fuße liegt: hier unterscheidet M.
drei Fälle. 1) Die Silbe nach der EHsion ist ein einsilbiges Wort
wie in Aen. 1, 28 et genus invisum et \ rapti Ganymedis honores,
und es tritt von selbst Cäsur ein. — 2) Die Silbe nach der Elision
Literaturbericht für das Jahr 1911 o65
ist die erste eines Kompositums: dann tritt in der Kompositions-
fuge Cäsur ein, also in Horaz sat. 1, 1, 76 an vigilare metu exa-
nimem nodesque diesque nach ex, Aen. 6, 100 obscuris vera invol-
vens nach in. Auf Grund dieser Erkenntnis verbessert M. die für
manche Dichter aufgestellte Statistik, z. B. sollen von den 47 Fällen,
in denen Manilius die Penthemimeres durch Trithemimeres + Hept-
hemimeres ersetzt, 13 in Wegfall kommen, die wie 2, 463 gebaut
sind: centauro femina accedunt (hier soll die Cäsur hinter ac- liegen).
Es ist aber nicht abzusehen, was mit der Frage nach der Berech-
tigung dieser Cäsur die Elision zu tun haben soll: ist sie über-
haupt anzuerkennen, so natürlich auch in Versen wie Aen. 6, 149
praeterea iacet ex\animum tibi corpus amici oder 12, 144 magna-
nimi lovis ingratum ascendere cubile. Eine Nötigung dazu kann
ich aber nicht anerkennen, da eben doch zahlreiche Fälle ohne
Cäsur im 3. Fuße übrig bleiben. — 3) Die Silbe nach der Elision
gehört zum Stamme eines Wortes wie Aen. 6, 53 attonitae magna
ora domus, und Cäsur ist ausgeschlossen. Dann sei das Wort aber
stets so gebaut, daß Cäsur nach dem 3. Trochäus oder der 4. He-
bung eintrete. Auch das hat mit der eigentlichen Frage nichts
zu tun, sondern hängt mit anderen bekannten Dingen zusammen.
— Weiter behandelt M. die Frage, ob que von dem Worte, an das
es angehängt ist, losgelöst werden dürfe (vgl. Norden Aeneis 421),
ob Worte wie inter und interea als Komposita aufgefaßt worden
seien, ob auf -m endende Silben zu den kurzen oder langen ge-
rechnet worden seien (es empfiehlt sich, wie das auch vielfach be-
reits geschehen ist, aus ihnen eine besondere Kategorie zu machen).
Für diese und andere metrische Fragen (z. B. auch für das Ver-
hältnis von Daktylen und Spondeen) wird man in der — leider
nicht leicht zu lesenden — Arbeit schätzenswertes Material finden.
A. Siedow, De elisionis aphaeresis hiatus usu in hexametris
Latinis ab Ennii usque ad Ovidii tempora (Diss. Greifswald), gliedert
seine Arbeit in Tabellen und Anmerkungen dazu. Für jeden einzelnen
Dichter bis Ovid inkl. wird angegeben, wie viele Elisionen usw. er
hat und an welchen Versstellen, wobei kurze und lange Vokale und
Silben auf m geschieden werden. Dann folgen Tabellen, welche
alle die vorher einzeln betrachteten Dichter zusammenfassen und
ihre Verschiedenheiten bequem erkennen lassen. In den An-
merkungen werden die zweifelhaften und die irgendwie ungewöhn-
lichen Fälle kurz besprochen. S.s Monographie bietet jetzt die be-
quemste Übersicht über die Elisionstechnik der älteren römischen
Dichter.
366 Wilhelm Kroll
Verszivang behandelt Ernst Bednara in einem Leobschützer
(280) Programm ; er schildert die Schwierigkeiten, die die Prosodie
namentlich den Daktylikern macht, und zeigt, wie dieser Umstand
auf die Wortwahl einwirkt, an afrium neben aiila und peristylmm,
an amho — uterque und cassis — (jalea. Er erinnert an Schlüsse, die
Skutsch daraus auf die Benutzung des Horaz durch Vergil ge-
zogen, zeigt, daß man entsprechend über das Verhältnis von Ovid
zu Livius urteilen könne, geht auf die Behandlung unbequemer
Eigennamen ein und verfolgt die Erscheinungen weiter bei gewissen
Schriftstellern des Mittelalters.
JKJaitsel, Den Hexameterschluß untersucht L. Lau r and,
Les ßns d'hexametre dans les discours de Ciceron (Rev. de Phil.
35, 75 — 88). Er zählt in Ciceros Reden nach Aussonderung aller
irgendwie unsicheren Stellen 71 Beispiele am Satzende, von denen
41 auf das erste Drittel (d. h. den ersten MüUerschen Band) ent-
fallen. Namentlich in den späteren Reden findet sich dieser Schluß
oft in Kommata oder kurzen Kola, die Cicero vielleicht garnicht
rhythmisch schließen wollte. Auch ist zu beachten, daß nur der
kleinere Teil dieser Klauseln wirkliche Hexameterschlüsse sind, da
Cicero diese in seinen Gedichten gewöhnlich aus zwei- und drei-
silbigen Worten bildet. Oft handelt es sich um fünfsilbige Worte
wie discruciatur und transigeretur, nicht selten auch (worauf L.
nicht eingeht) um solche Hexameterschlüsse, die nur bei sprach-
widriger Betonung herauskommen, wie legem recitari, vivom tenuisti,
was man auch als j- _ üu _j (minderwertige Abart von Kretikus
4- Trochäus) auffassen kann.
Hingewiesen sei auch auf V. Brugnolas Bemerkungen „Sulla
clausola Ciceroniana esse videatur^ (Riv. di Fil. 39, 558 — 563) zu
der bekannten Tacitus-Stelle (Dial. 23) über diese angeblich von
Cicero in jedem dritten Satze verwandte Klausel. B. zählt im
Ganzen 86 Fälle in den Reden und weist darauf hin, daß sich
Tacitus' Kritik nicht auf den Rhythmus der Klausel, sondern auf
die Zusammenstellung der nichtssagenden Worte bezieht.
°F. W. Shipley, The Treatment of dactylic Words in the
rhythmic prose of Cicero (Transact. of the Amer. Phil. Assoc. 41,
139—156).
Die Klauseln der Panegyriker untersucht W. Bährens in der
Praefatio seiner Ausgabe „Panegyricorum latinorum editionis novae
praefatio maior (Diss. Groningen 1910). Er wendet sich mit Recht
gegen die Redereien von einem Anfangsrhythmus und gegen die
von Zielinski als obligatorisch angenommene kretische Basis und
Literaturbericht für das Jahr 1911 367
fordert Übereinstimmung des Klauselakzentes mit dem Wortakzent.
In der Bezeichnung der Klauseltypen schließt er sich leider dem
etwas umständlichen System der guten Bonner Dissertation von
Hofacker (De clausulis PUnii Secundi) an und gelangt von A an-
fangend schließlich bis zu I (_ | w -^), einem rätselhaften und von
ihm nicht weiter erklärten Gebilde. Während die Klauseln selbst
bei Plinius und den Jüngeren dieselben sind, wendet jener sie nur
an den Perioden-, diese auch an den Kolaschlüssen an. B. gibt
die Zahlen für alle einzelnen Reden, wobei sich das Überwiegen
der drei Hauptformen A, B, C (_ u _ | _ u, _ u _ w, _ u ^ —)
deutlich zeigt. Der Gewinn für die Kritik ist nicht unerheblich,
jedenfalls erweist sich die Überlieferung als ziemlich zuverlässig.
Von größerer Bedeutung ist die ausgezeichnete Untersuchung
von A. M. Harmon, The Clausula in Ammianus Marcellinus (Trans-
actions of the Connecticut Academy 16, New Haven 1910). H.
führt die von W. Meyer im J. 1893 gegebenen Anregungen weiter
aus und weist bei Ammian den durchgeführten akzentuierenden
Satzschluß nach, indem er die Satzschlüsse von neun Büchern und
sämtliche (d. h. auch die Kolaschlüsse) von B. 21 analysiert: der
in Kola zerlegte Text von B. 21 wird vollständig abgedruckt. Die
beinahe ausschließlich gebrauchten Formen (3212 gegen 60 ab-
weichende) sind die folgenden : 1) ~i -^ ^ ^ -^,, 2) <^ ^ ^ -^ ^ -^,
o) ^ -^ ^ ^ -^ -^, 4)^^^-^-^^^^. Also auch hier das von
W. Meyer für die spätere griechische Prosa erwiesene Prinzip, die
beiden letzten Akzentsilben durch mindestens zwei unbetonte zu
trennen. Form 1 hat meist ein drei-, seltener ein zweisilbiges Wort
am Schlüsse, also nosse confingit oder confluxerit Romam. Form 2
schließt meist mit einem vier-, seltener mit einem dreisilbigen Wort,
vertuntur indaginem oder opifex callidus. Form 3 hat gewöhnlich
ein viersilbiges Wort am Ende, also collibus ahdiderunt, selten ein
fünfsilbiges wie monstrare pollicehatur. Die normale Klausel be-
steht durchaus aus zwei Worten, ^/s aller Klauseln sind so gebaut.
Die abweichenden Fälle erklären sich z. gr. T. aus Enklise, z. B.
ist dimicans inter primos = collibus ahdiderunt, hactenus super
Alpibus = tristium clamitantibus. Das Herrschende ist durchaus
der Akzent, aber es ist doch nicht zu verkennen, daß sich diese
Klausel aus einer quantitierenden entwickelt hat: denn Ammian
vermeidet Positionslänge bei der ersten unbetonten Silbe und sucht
sie bei der zweiten: also nosse confingit, aber nicht prodest per-
multis (was in der quantitierenden Klausel Molossus statt Creticus
wäre) und semper innocui, aber nicht semper abisse (Hexameter-
368 Wilhelm Kroll, Literaturbericht für das Jahr 1911
Schluß). Als die quantitierenden Grundtypen ergeben sich die von
Zielinski für die spätere Zeit als allein giltig nachgewiesenen Klau-
seln mit kretischer Basis, auf die ein Trochäus, ein Kretikus, ein
Doppeltrochäus oder ein Hypodochmius folgt, also _ u u,
_u u_, _u w_u, _u w_w_, woraus die ak-
zentuierenden Formen 1 — 4 bequem abgeleitet werden können.
Wenn man Cyprians metrisch gebaute Klauseln rhythmisch mißt,
so entsprechen 88 °/o den von Ammian gebauten Klauseln: der
Übergang ist also ganz unbewust gewesen, wie man gegen W. Meyers
Vorstellung von einem Ordner betonen muß, und erklärt sich aus
dem Unsicherwerden der Quantitäten, das wir an der späten Poesie
deutlich erkennen und für das H. auf den Servius -Traktat De fina-
libus (GL. 4, 449) verweist. — H. zieht endlich die Folgerungen
für Betonung und Prosodie, die meist durch direkte Zeugnisse oder
anderweitige Beobachtungen bestätigt werden : adhüc, aber sübinde
dSinde, deinceps, plerdque, teldque, indeque, coSperunt, füere, pard-
vere. Griechische Worte werden fast durchweg griechisch betont
mit Ausnahme der Oxytona, also cylindris und architecti, aber
chöros und mystica. Synkope findet sich einmal bei valida, Synizese
bei negotium usw., auch promiscue. Das Auffallendste ist Vokali-
sierung von i und u: a'iunt, e'ius, Tra'/'anus, aqüis und sogar usqüe
uhiqile, qüaedam, qüiete. H. erinnert gut an die Transskription
KoivTog und das altlateinische aqua larüa, das doch nicht recht
zur Erklärung der auffallenden Erscheinung ausreicht. Auch für
die höhere Kritik läßt sich die Klausel verwerten: es läßt sich
zeigen (was freilich nicht überrascht), daß Ammian fremde Schrift-
stücke (z. B. den Brief des Procopius an Ursicinus 18, 6, 18) um-
stilisiert. — Die Resultate der trefflichen Untersuchung sind in der
jetzt allein benutzbaren Ausgabe von Clark bereits verwertet.
Wilhelm Kroll
Zu Glotta V 252
Nach V. Planta Idg. Forsch. 8, 1898, 316 lehrt die Autopsie
auf den ersten Blick die Unmöglichkeit der Lesung Fluusasiais.
Wir dürfen also Fiuusasiais als Beispiel einer osk. /-Mouillierung
heranziehen; ein 'Versehen des Graveurs' anzunehmen ist nicht
mehr notwendig. G. H.
369
Indices
von H. Ottenjann
I. Autoren-Register
für den griechischen und lateinischen Literaturbericht
Ahlberg 345 f. 351
l4/uc'(VTos 294
Ammann 343 ff.
V. Arnim 273 ff.
ArvanitopouUos 263 f.
Auerbach 278
Bäckström 355
Bährens 366 f.
Bartel 849
Baunack 301 f.
Bechtel 307. 308. 309.311
Becker 261
Bednara 366
Bitjs 310
Behn 339
Behrendt 278
Bennet 317
Bianchi 359
Birt 310
Boisacq 305. 308. 309
Bolaffi 351 f.
Bouwetsch 286 f.
Brandt 355
Brassloff 359
Breal 336
V. d. Breiie 273
Brinkmann 319
Brock 358
Brückner 327
Brugmann 307. 308. 309.
310. 315. 316. 317 f.
319. 321. 327. 329.
330. 331. 333. 334. 336
Brugnola 366
Bruhn, Ch. 273
Bruhn, H. 358 f.
Bürger 354 f.
Cagnat 328
Cakot 299
Calder 295
Camilli 319
Cannegieter 318
di Capua 321
XaßiaQds 268
Charpentier 331
XarCK^äxig 271. 289 ff,
292. 293
Ciardi-Dupre 337
Clark 350
Compernass 285 f.
Conway 325
Costa 328
Cremer 281
Crittenden 352
Cuny 310. 337
Danielsson 314. 332
Deubner 332
Diels 275 f.
Dienstbach 282. 283
V. Domaszewski 331
^QCcyov/iiTjg 288
Ebert 303
Ehrlich 328. 329. 330.
331. 332. 333. 334.
335. 336. 337
Eisinger 323
Elter 271 f.
Endzelin 314. 329
Ernout 329 f.
EvayyfXi(^r]S 294
Eusebio 326
Fay 306. 316. 317. 326.
328. 330. 337
Fick 262 f. 273. 302
Fisher 357
Fraenkel 275. 300. 311
Friebel 362 f.
Fumi 315 f.
Gabe 360
Galdi 286
Gandiglio 348
Garrod 356
Gautier 259. 276 f.
Gebert 332
Geisler 320
Gildersleeve 311
Grenier 323
Gustafson 347 f.
Gustarelli 357
Harmon 367 f.
Hasse 331. 335
Hauser 314
Havers 305. 311 f. 328,
340 ff.
Helmreich 293 f. 331
Hempl 314 f.
Henen 324
Hensel 311
Herbig 314
Hermann 295 f.
Herrmann 300
Hesseling 287
Hiller v. Gaertringen
264. 265. 308
Hindenlang 278
Hoffmann 259. 272
Hofmann 323
Hollstein 355
Hudson-Williams 296
Huelsen 337
Hunt 273 ff. 300 f.
Husband 316. 318
370
H. Ottenjann
Jacobsohn 316 f.
322. 337
Johannessohn 278 f.
Jouguet 284
318. Myrick 332
Kaltenberg 278
Kannengießer 313 f.
Keep 349
Keil 282. 283
Kent 319. 333
Kieckers 312 f.
Klinkenborg 329
Klotz 328
Kluge 312
Knapp 324
Kniep 359
KövTog 300
Kornitzer 334
Kovye'ag 288
Kovxoviieg 284 f. 301
KOVQOVVIWTT]? 262
Ko6ar}s 292 f.
Kretschmer 311. 334
Kroll 347 f.
Lackner 350
Lambertz 305
Lattes 314. 315
Laurand 366
Lautensach 298 f.
Lederer 324
Leich 353
Leo 363 f.
Linde 316. 318
Lippold 310
Löfstedt 330. 331. 360 ff.
Lundström 363 f.
Maas 273 f. 286 f.
Maass 305 f.
Mahlstedt 277 f.
Marouzeau 317. 319
Meader 342 f.
Medert 363
Meillet 261. 319 f. 321.
334
Meister, K. 337
Meister, E. 260 f. 265 ff.
Melander 349
Menden 357 f.
Meringer 337
Merz 286
Methner 338 f.
Meyer, M. 337
Meyer, P. M. 284
Miller 311
Mirgel 364 f.
Moulton 279. 280
MnovTovQag 291. 292.294
Nachmanson 294 f.
Nelz 276
Nestle 329. 330. 331
Niedermann 317. 333
Nielsson 324
Nöldeke 334
Ormerod 267
V. d. Osten-Sacken 331
Osthoff 298. 309. 318.
322. 328
Ostir 336
Ottenjann 346f.
Otto 325
ITanayiWQyiov 293
Parzinger 350 f.
Paulson 324. 350
Peaks 317
Pernot 287 f.
ntQQTJg 293
Perugi 351
Peterson 350
risConovXog 288 f.
Pomtow 268 f.
Prellwitz 309. 336
Pschor 332
Eadermacher 279 f. 325
Earaain 349
Eeinach 268
Eobert 303 f.
Eobertson 279. 280 f.
Kobinson 267
Eodenbusch 339 f.
Eohde 355
Eolfe 334
Eonzevalle 294
Eostowzew 330
Eouffiac 281 f.
Eubensohn 283
Euckdeschel 353 f.
Salonius 270 f.
V. Sassen 356 f.
Scherraann 308
Schink 342
Schmalz 340
Schönberger 351
Schöne 275
Schrijnen 296
Schuchardt 296
Schulte 282
Schulze 320. 334. 335
Schwab 288
Scott 272
Shipley 366
Siedow 365
Sittig 304 f.
Sjögren 350
Zxtäg 291 f.
Skutsch 318. 323. 329.
330. 334. 335
Slotty 322
Solmsen 295. 297 f. 299.
308. 319. 320. 330.
333. 334
Sonnenschein 318
Stabile 323. 328. 336.
359 f.
Stahl 312
Stangl 330. 335
Steele 321. 355 f.
de Stefani 356
Stocks 280 f.
V. Straub 309
Strong 363
Sturtevant 300. 318
Sütterlin 322. 327. 329.
331. 332. 333. 335.
336. 337. 338
Swan 350
Teichmüller 353
Tescari 339
Thoraas 334
Trunk 285
Tschernjaew 324
Tuckey 305
von den Velden 314
Vendryes 260 f. 296
Vetter 315
Vollmer 355
Wagener 335
Walde 333
Wallstedt 364
Walter 267 f.
Waltzing 342
Wecklein 302 f.
Weiss 281
Wenglein 343
Wetmore 324
Weyman 329. 330. 331
Whicher 327
Wilhelm 262. 264 f. 269 f.
Witkowski 284
Wright 334
Wolf 286
Wünsch 284. 331
Zereteli 283
Zimmermann 320. 324.
328 -
Indices
371
n. Wörterverzeichnis
Altindisch.
ayä 254
ayarn 256 ff.
asmai 254
asmät 255
aham 256 f.
idam 256 f.
imam 256
ijara 256
ebhyah 255
esäm 254
tuam 256 f.
tyajati 325 ^
tyajas 325»
tväm 256
mäm 256
Avestisch.
I»häire 321
ii^yejah- 325'
mraväire 321
Griechisch.
dyad-^Gi 36
ciya&olo, -ov 32
dyad^oToc 34
'AyäS^conog 73
Kyaiofiivov 45
fiyaxkiiTOv 45
dyavfjOt 36
{cyKVCüTirjg 72
"Ayaaiali^iviLg 269
l4yaaTQ6(fov 10
tlyavov 29
«yyelirjac, -tjg 26
IdytaCag 269
Idyrivaxrog 268
dyrivoqCrjiOt 46
^Ayxaioio 12
i\yy.aU3eaai 49
äyxCaTQoiai 22
flyxoivTjai 26
tlyXäwip 70
clyoQrjGi 36
«yp« 278
(lyQavkoio 12
clyQfvai 278
flyoiov 10
tlyQiwnög 70
clyQoTo, -ov 37
tlyooTSQoiai 22
<'j'/fi««/o<ö'f, -o(? 24
14yj(u'(i.oi,o 11
Glntta V, 4.
«Jf/J? 194. 195
«rfa« 194. 195
ßj^yiiffc 275
«Jfj'oi' 32
IdöfiriTOio, -ov 18. 19
Ldfd'p^ffToto, -01/ 16
«(fiiroto 31
^^«;;»jf 283
ded-Xoiai, -otg 29
de»Xov 29
ddxfkiov 45
detxsaai 55
«CWTTf? 72
dd-KvÜTTiai, -rig 26
d&KVccToiai, -oig 23
l4d^r]vyai, -i^g 30
-f« 297
^t«VTf 322
AittVTdaai 49
aiyavii^ai. 26
aiytiQoio 12
tilytßi 55^
«f>'/;.ti/; 302
cdyÜMxp 71^
{ctyi6j(0t,o, -ov 13
Alyiad^oio, -ov 16
^r^/Awr 262
aiyoTToöacoTiog 69. 71*
afyvTiioi'ai 22
Atyvmoio, -ov 16
cctycjTiög 71
uiöoCriai, "5? 26
cdöoCoio 12
atdoioiai 22
di6Qeh]ac 46
Alöüinog 73
tdiiyiv^Trjat 45
tderov 10
Ai&LÖTTiGGl 49
^t'^tl 76
ai&o^evot,o, -ov 13
cd&ofx^voiai, -oig 24
cd&ovariai 26
tdjXÜ)M\p 71
cdjUccTwnög 70
ccl/uvlioiai 22
cdv^ai 40
cdrouöooiac 22
«iroi; 38
tdnokCoiai 22
Aiarjnoco 12
cdaxQolai, -oTg 39
AiaxQvßrjg 262
AtacoTTog 73
dxcikküJTnaTog 71 '
^AxtaaauEvoio 45
axfiod^iroio 11
«xoi'« 274
«XOWOJTffffft 53
«xoKff^wj^ 274
uxQoiac 38
dxQonöXoiat 22
«xr^f 40
dxTivaaai 49
dxTtai 49
«Aßoi; 20. 33
«AßCÖTTtf 70
dkdwip, -nög 72
ciXyeai 55
J^Af^ftj'd'poto, -Ol; 45
ciXsaai 52
äA/j/ff( 36
tikCoLO 31
lAXiaiov 10
liXxivöoio, -ov 12 f.
l4Xxo(Tag 263
«AA?5A>;fff 26
«AA»;Ao(J'cü(5'dT«f 300
«AA/jAotfft, -Off 23. 24
«AAj^fft 40
dXXoScinoTai 22
(iXXoiai, -oig 39
dXXoTott^ai 26
dXXoTQioiac 22
«AAoi; 38
HXjUdjnia 72
«Ao/ofo, -Ol/ 33
«Ad/o«Tt 34
AXifiioTo, -ov 18. 19
dX(ft]aTrjat 26
ducid-oto 31
duccX^ai 36
dfiu^rjOi 46
d/jßXvcüTitiv 70. 71
KU/SAi'W7rd? 69^. 70. 71
d^ßXwnög, -(aip 70
df^ßgoairjOt 26
dfißooaiov 16. 22
«,«* 274
dfmXi^ov 10
d/jeivwv 298
dfxsfii]v6g 302
d/uf'acj 302
Iduiauidc'tQov 10
d^i^rS^aXöioau 302
C(fl/LlCV 274
24fj,(fifj,ä/oio 11
l-t/u'fivöfuoio, -ov 14
ducfiTTÖXoiai 22
duifinöXov 16. 22. 23
d/ii(f>ino6acü7iog 69
d/n(fia(t)7i6g 70
25
372
H. Ottenjann
dfiffOTSQuac, -ijg 26
dfi(fortQoiai 22
dfXüJ/uijTOto 45
m' 274
uvaiStai 55
KVKxy.üCl'' 270
dväxTfai 55"^
dviiXTOQir^ai 46
dvttXxiCr\ai 46
dvu^ciCojUSVoio 44
«l'J'pKTTod'ffffft 49
ilväga/x^eac 55
ctvÖQtaat 52
Ki'Jpftfft 52
ttvägo/xtoLO 11
«j'J'(J07ryd(TCü7ro? 69
ch'ÖQO(f>c(yoio 11. 21
tlv^Qoifovoio 11. 21 f.
dve^oio, -ov 31
äv^fioiai 34
dviftai 55
t(v&QwnoLo, -ov 16
dv&Qwnoiai, -oig 24
äv&gwTTog 69
dvinroiai 29
AvTißäaiSog 262
dvTißCoiai, -oig 25
dvTi&toio, -ov 13
dvTi&ioiat., -oig 24
l4vrÜMxog 262
'AvTiXö^oio, -ov 13
l47'Tlfld^OlO 11
dvTi/ii8Tü)nog 69
^4rTffoo{o, -01/ 14
dvTiTTQoaconog 69
fivTQOlO, -ov 37
«i'Tw;r6? 70
drojTTiK 70®
i^l/oi; 9
aotJoii 29
'^ . . oAc«o? 269
doXkf'ai 55
doQTiiQtoai 53
'AnuLaov 29
«TTctAoro 31
dndai 50
^AnfXuioQvig 267
dntXtvd^iQta&ivaa 263
^AntXXawQicig 267
dnh'KVTi 282
dneoyä^taUai, 276
dn^Qunög 70
uTTf^x'i^o^uiVoiai 46
dnoi/o/uh'oio, -ov 45
dnoxTUiusvoio 45
'^TToA/^i^tf 262
«TidAwA« 300
dnoTelfiv 276
dnoTfAov 29
dno(f&i/Li^voio, -ov 45
«patTjfft 30
dQyaketjot 26
dQycilioco, -ov 14. 20
'AQyfioiai, -oig 23
«()}'frj'>)fft, -j/? 26
dgyvQftjai 26
dQyvQioio 11
K^yiipoTjAof 31
äpj/jjpoii 10. 20
'Agsd-oiaa 57 f.
'Agsi^ovacc 57 f.
''Ag^&wv 57 f.
"AQtaig 262
'Agsaxtur 57 f.
dQSTFjai 36
^Aqstwv 57 f.
^AQriid-öoio, -ov 45
'A())}iki<xoio, -ov 45
dQr]i(filov 45
^AQr'iroio 12
^A()if.ioiai, -oig 35
'AQiarciQxog 269
«^taT/jf(T(7t 53
dgiaroig 29
'AgiOToxlrjog 266
dQlOTOV 29
'ÄQxitaiov 10
' AQxtq ilov 262
'AQxt(fi(j(i)v 262
^A(jxi(fwv 262
cig/Liccoi 50
^Aqfxiag 264
dQ/xoi'itjai 26
dQVfioiai, -oTg 24
apyftoj} 17
agoToiai 34
dQQfVCJTtOg 71
'AQQiTfvg 262
'Aqoivöov 18. 20
dQTff-iffaai 56
^AQTif-iiSoQig 267
"AQTi/uig 267
dg/fXKXog 313^
7«?/'2? 278
aQx^ivog 21b
^Ayoxh)g 261
doafxivd^ov 30
«fffA/^? 305
dorifAUVTOlGl 46
^Aaiov 9
^ AaxaXan idSug 263
^ Aaxakäifov 18. 21
'Aax).r]7iiov 10
dandCo^iv 283
daniOi 50
dßTCi^^vtaai 49
«ffr5ow7?df 70. 71
^A(TTSQW7iog 73
doToToi 38
«ffrp«j/«Aotö't 22
ußTQuai 50
KffrpcüTrd? 70 f.
^Aaiöniog 72
^AaiüTTOtO 12
"AacüTTÖg 72. 73
"AacoTTog 73
dictlfjai 36
drctqniTOV 10
dTKOTTjQoiai, -otg 46
dTKad^akirjai 46
driOTTov 29
arrjUi 40
driuiijai 46
^ATQiiSrjai, -t)g 26
uTQondjUTiKig 272
ttTQvyaroio 11
«roL'j'fTo? 302 f.
«i;}/j}(Tf, -^? 40
Avloniöog 268
aiiyai 40
avkiii]at 26
ßj;A«/'öi; 18. 20
avkoiai 38
CCvkoOTUTSV 268
avköjTTig, -TTiag 69 f.
uvrctvTÖv 300
aiTrjdi 40
avToio, -ov 37
avTOiGi, -oTg 39
Avrokvxoio, -ov 14 f. 20
Ai'Toifiövoio 11
d(favQov 29
d(fiVtioio, -ov 16
d(fiQc(6üjai, -rjg 26
^A(fQ0ÖlTTl 305 f.
d(f>viXoioi 29
'A/cciixov 10
'A/aiolai, -otg 29
dyttaai 56
dyvvfjf'voKJi, -oig 25
d\fJtvSr](ijj' 299
'Ai(ji']XTOv 262
dxpiai 49
dipod()6ov 10
«wroi/ 29
ßaOtit]Gi 30
ßKxf^VQQOOV 10
ßdUtiv (intrans.) 312
ßaD.o^ivoio 11
Bav&tiaig 263
ßaQVÜJJT^W 72
ßaadivg 306
ßaaiXivai 53
ßißkrjXH 272
ßelseaai 56
Indices
373
ßsltai 55
ßilsaai. 54
ßareQog 298
ßslTiwv 298
ß^v&sac 55
ße'v&faai 55
ßeoi»oov 29
yS>;>loi5 38
ßriaai]ai, -j;? 40
ßnidlog 337
ß^»j? 275
ßcoio, -ov 41
ßlOTOlO, -OV 31
ß).6(fc'(Qoiai 34
ßXi]uivov 10
ßX^TQoiai 38
ßi.oovgrjoi 36
ßkoavQolOi 34
ßXoavQcÜTiig 70
ßkoavQODTiög 72
BoayQtov 10
ßo^r^Oi, -ijg 36
ßoeoiai 34
ßoeov 33
ßoeaai 52
ßö&Qoiat 38
ßÖd-QOV 38
Boivwna 73
ßohjai 42
ßöXifxog 264
/Sor« 266
ßoQQug 195
ßoTolai, 42
ßovlavTijat 26
BovkfjxXiiörjg 262
Bovlriy.h)g 262
ßovXyat 40
BovnQuaCoio, -ov 15
/Soi/fft 52
ßoconig 70
BQlyxov 262
ßQOToTo, -ov 41
ßQOTolat, 42
ßQOTolocyov 30
BgoxvUog 269
Bvßaxog 262
^j^/Söw 262
ßo)fj.oioi, -olg 39
ßwfxov 38
ßwvlrag 301
BwQov 38
yä 307
j/Ki« 307
raidfo/og 303
ycarjo/og 303
j/ßA6pa»;^d? 72
yafißQoio, -ov 87
yafjißqoiai 38
yci^uoio, -ov 41
yc(fi(fi]X)jai, -jj? 26
yandiiv 307
FcxpCag 307
r«i//tür 307
yiXlai, 302
yilovTQov 302
yevstov 29
yfv^arcts 283
y^vvu 195
j/fi'^'«rof 195
yfrvay 195
rfvvctQTjTog 262
yavvoai 51
y^Qovat 50
yeQwvCa. 301
j/7] 307
FiynvTtaGt, 50
riloCcifia 266
riavxov 38
D.uvy.ii'm lov 72
yXavy.öJnig, -cov 70
y}.c((fVQrjai, -rjg 36
yXacfivQoTo 31
yXc((fVQoTai 34
yXvy.SQolo, -ov 33
yAojffaj/fft 40
yvKQ-fxolo 37
yvad^^uoiat 38
yvc(y.nT^at 40
yvafXTiToiai, -oTg 39
yofKfoiai 38
j'droto 41
ydoto, -ou 41
Fonyamag, -mg 72. 73
j'o^f^'Cürrd?, -wntg, -Mijj 70
yovvaai 52
yovvsaao 52
j'i'«Aoto 31
yiifUotfft 34
yvfAVOv 38
yvvai^Cv 50
yvntaai, 52
FvQtjai 40
da 307
(yttttyKAsoto, -Oll 15. 21. 23
öuidaX^oiGi 22
Saifxoat, 50
äuLvvfxivoiai 22
öaiTi^at, 40
ÖKiTvfAÖvsaai 49
ÖKXQVOlOl 34
ziaiu/nttTrjQ 263
z/«!' 268
^ctvccoTai 34
<y«7r«ri^AA« 274
Jf^TifJoi' 278
zldQÖävov 9
/]uQSctvo)nCSrig 73
^«i/A/ff 302
ddifvi^ai 40
äa(fiotv6g 74
J^Joox« 300
rfetf Atr^'y 274
ÖH'xvvfii 297 f.
SsiXoio 37
rfftAGtoft 38
6sivoio, -ov 37
öeivoTai 38
/jeivwnag 73
rfftrwTrd?, -cüiit/ 70
ätCnvoio, -ov 37
(hiQrjat 40
(^(Qy.ou^voio 11
öeQxofji^voiat, 22
S^qfxaai, 50
ötQ^arCvoiao 22
asaf.iHv 278
Sia/Aoio 37
öeofxoTai, -otg 39
S8^i,rsQoTo 11
Sr]io(,ai[v) 11 ^
d'jj/'ou 10*
^TfKfoßOlO 11
Zlr\f.iod6y.ov 17
Srifj.01,0, -ov 37
-d'ijv, Adverbia auf 311
SlKXTOQOV 10
ötävjuoioi 34
/IttaxovQiärig 282
/liFtiifiXog 297
Sirjvfxseaat 56
öiTjVfyJcn 55
(Sixtjat 42
z//^wi' 262
öCvatTo 283
()Yr/jfft 40
SlVOiTOlOi 22
^lovvdov 30
öioToeifäiGat 56
Jt'oi; 38
JtTrodffWTTo? 69
öiaxoiai 38
öiaxov 38
3l(f)Q0lO, -ov 37
6i(f'Qoiac 38
^Kovvaoco 45
Öfxüjsaat, 52
J^cij/jfft 40
SfxojoC 52
SoLoioi, -olg 39
Jozorfft 42
^oXCoio, -ov 33
SoXioiai, -oig 35
SoXiyriQiTf.101,0 4A
doXt/TjQer^oiac 44
JdAotfft 42
25*
374
H. Ottenjann
^oXöneaac 50
döXov 41
SokoifQoavvriOc 46
66)iOj/uct 278
SoXüinig 70
66/iioio, -ov 41
SöfioiGt, -ois 42
-Jw, Adverbia auf 311
SoQolai 42
JoQonCSrig 262
SÖQTIOIO, -ov 37
^ovXi/ioio, -ov 15
JoifAo? 807
öovQaai 52
SovQarsov 17
SovQsaac 52
Jpax- 276
^QrjXoi 301
SQÖflOV 41
J'()i^(T/ 52
(5'()wV 71=*
6vvc(/uh'oio 11
^vQKTTbiaTog 262
(yi;(T;{6A«{J'oii 18. 20
Sva/xeve'iaai, 56
dva/nfv^at 55
Svao/jtvov 18. 21
SvanQÖaionos 69
(TyffT/ji'Ofo 12
(}'i;ffr;;i'otfff 22
äva/ei/u^Qov 10
övawn^ü} 71
/Ivatojiog 72
(5~a};.o? 307
&(i)/jaai 50
rftupoKT«, -ot? 39
SwTivrjOi 26
f«yoi} 20. 29. 33
fyxccai. 50
iyxscfc'cloio 11
iyyjCriat. 26
iy/tat. 55
i^ävoiat, 29
idxoaoQoio 45
f^fft 42
l{>etgrjai 30
(faQivfjac 26
fiaQivoTai 22
f?«(7xoj' 295
tiXu7Tiv[]Oc 26
(iXtcTiroiat, 22
ffAtTToJ'ffffft 49
i'tfxaac 50
*?r«f 283
fh'o6ioi.ai, -015 25
iiQrjafTKi, 299
f?(>t? 302
etooTröyoiai, -oig 24
ff? 278
liatjac, -7JS 30
iiacüTTog 69
f/w 295
ituifAtv 295
f?wfft 295
IxftffToi; 29
ixKTTjßÖXoV 10
ixctToio 31
ixccTÖv 196
^xd~6^? 194. 195
*x(F«« 194. 195
Ixfivov 29
ixrjßöXov 10
(XxXrjjiiK 270
ixXTTQK^Kt 270
ixnciyXoiai, -uig 24
'ExTOQSoiai, -oig 24
IxxvfiivCTag 274
Ixxvfj^voio 11
iXüaawv 298
lX(i(foio 31
iXäifoiai 34
IA«T{jffi 36
'EXtvoio 31
iXioiai 34
lAi'x»? 308
■^AtxüJt' 308
iXixconög 72
kXCxbixp, -wnig 70
iitltj' 51
iXxixir^i'^S 313*
iXxrjd^fxoTü 12
kXxofxh'oio 12
iXXföavoTac 22
*>fA;;f 283
IjuTjOi, -ijg 43
l^h' 274
i^oto, -ov 41
ifioiai, -olg 42
fUTlQOVQOe [— SfX(fQOVQOl)
' 265
fV«pof 268
^yd^fr;? 194. 195
fj'<y«« 194. 195
ivioocGt 34
IvfTijai 36
ivtCCVTOV 30
f'r'fot 308
ivvtairjai 26
ivvecÖQoio 12
IvrttÖQoiai 22
^t'TTiA« 300
irgaßwg 301
evTiai 55
^EvvaXCoLO 45
IrwTTftJ'to? 70
^rwTTJj 70
hüniov 70. 70«. 72
ivojTTiog 70
tvtüTiLog 72
i^eXxoju^i'oio 44
^E'iwniog, -läSrjg 72
loto, -oi» 41
ioiai, -otg 42
lovGt, 50
'EnavCSag 308
^ncufQÖÖLTog 305 f.
Inteaai 56
(TieiTK 276
(TzeiTiv 276
fTiffft 55
f 71 saai 54
inrjyxevtdeaai 53
l7iid'r]/n(ov 10
^Eni&ÜQQTjg 262
InlxovQog 264
imaacoTgoig 46
fnioacüTQov 45
imacfVQioiai, -otg 46
iTTiTuSfoTQwxrag 274
in^x^Q^S 306
Inix^ovioiai 46
inrctnvXoio 11. 21
InovQcn'ioiac 46
^EnainfTi^g 72
'Enwnevg 72
inwnr]-, doj 70
^Enwnri 72
iQyäC^G&Ui 276
iQyfßlOTÜTKl 283
tQyoiO, -ov 37
fQyoiai, -oig 39
l(j(Trj(yi 36
iotT/uoig 29
IgißwXov 30
Iqi^ovttov 30
igcyöovTToio, -ov 45
igCd^oiai 29
'Egcvvai 50
igtoio 31
igtrfuoio 30
igi(foiai 34
igiwnecc (-td"«?) 70
'Egiwnig 72
igxeiov 18. 20
'igxiOL 55
'Egucct 337
fgvog 193
f'^j'o? 193
^gyo^ivoLO 12
^g/o^ivotOi, -otg 25
^aff^XoTai, -oTg 39
^ff^AoJ} 38
iffxA«po? 265
fff;<fj' 274
^ffA«? 274 .
iaAo? 265
Indices
375
iafxög 308
iaaofxiv)jai, 26
iGaofj,svoiai 22
iaTY.H 272
iari^^sTKt 299
iraiQoiai 29
ircdQov 29
irtxQoio, -ov 31
iTC(Qoiac, -otg 35
itseaai 56
iriQoio, -ov 33
iTSQocai 34
fTJ/(Tfc 42
irvfxoiai 34
fvyvufinToiGi, -ois 46
fi5rf£ffAoi; 10
Evöiju 266
evSfiriToco, -ov 45
^i/fdoü 10
ivCvyov 10
ivCcüVoio 45
Eiir]voto 12
ivxeÜToio 11. 21
fi;zi;zAoi' 17
iv/nsrsTrjOi, 26
Ev/biriXoio, -ov 16
tv'^ttfxevoio, -ov 15
iv^e'artjg 46
iv'^earov 45
fi;d()|Moi^ 30
fl'TTjJzTOL' 30
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ivnon^Toiai 44
eiiTTQÖacüTiog 69
EvQoCa 67
ivQQctifeeaai 56
EvQvXöxoLo 11
EvQVfKi^OV 17
fVQVUfTÜJTlOg 69
tvQvona 63
ivQvnÖQoio 11. 21
EVQVTOV 9. 34
fy()ii;fdpoto 11
fi}pwj';2? 64 ff.
fi)()wf(? 64 ff.
EvQCüTir] 63 ff.
ivQwnicc, -nög, -nt] 70
EvQwnta 74 ^
fi;pw;idf 64 ff.
EvQwnog 72
«i;pw? 64 ff.
Evoüjrag 67
«i;pcüTt«w 65
EvQCüxp 72
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'EvaawQov 45
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ivOTQ^TlTOCat 46
svawnia 72^
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ivTQTJroiai 46
ivifQoavvrjoi 46
f();f«Azoi' 30
tvXUQiatttv 308
ev/aoiaTia 308
tv/ügißTog 308
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fv/ouivoiat, 22
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si'XwXrjat, -^g 26
Evwnrj 72
EvwnCSrig 73
Evtöniov 72
Eviäniog 73
liCSnig, -w»//, -W7i6g 70
Ei'ÜTiig 72
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«>" 329
ßaX^üvLog 804
ßüva'i 261
ßKvciaaui 310 f.
ßarriSag 271
^^rjf? 271
^ffJw? 273
.--f;«;;^^ 308
siX^KVog 304
ßS/iöa^og 267
sidßog 265
^qItito} 265
Cu&ioiai 34
Zctxvv&ov 29
CecfvQoio, -ov 31
Z^&oio 37
qv 276
Cöcfiov 41
Cvyov 41"
fwftv 276
Zw^öd^s/xig 266
fw/;ffi 40
Ccjoiai 38
fcüoi; 38
ZuaixQi^ovTog 266
riyEfxövaaai 49
Tjtfi^Trdroto 11. 21
TjeXCoio, -ov 13 )
?}(drfffö't 49
^HXiioiai 22
TjAfxrpotfft 22
TjA^xrpoi; 18. 20. 23
V^rff 297
rifXBQoaxönog 278
iq/U€T^Ql]ac, -rjg 26
^fiiT^QOlO, -ov 13
rifxsT^Qoiai, -oig 23
^t> 297 f.
|u<v 297 f.
TjjU/i^a 261
rjjuiövotai, -otg 24. 25
rifxiövov 17
rivi6}(oio 11
riVLÖxoiat 22
tjtisCqoio, -ov 16
rjniov 10
rjQcieaai 49
"HQü)iSr]g 283
^\ 274
- /;fft, -;j?, Kasusausgänge
J8£F.'
jyfft, f)?, rel. 43
r/(Tt, j/f, poss. 44
Tjvxöfioio 11. 22
'H(fa(aToio, -ov 14
^«jjo-at 268
x^aXä^oio, -ov 31
O^uXsQoto 31
&c(XfQtj}7i6g 72
S^dfiroiac, -oig 39
S^Kvaroio, -ov 31
©«pj'TjAtof 305
GccQQlag 262
S-äaaojv 298
©«i^Ato? 308
;9^fftou 29
S^erjat, -i'jg 43
^fl'ß 307
d-tfoio, -ov 32
^ao? 307
{hff^SQiiJnig 70
&foTo, -ov 41
^soTat, -oig 42
x^eaneaioio 11
©fffffaAd? 310
OeaaaXov 10
er]ßtiCov 18. 20
Qi^ßrjai, -jjff 40
&r]Xvj4Q^at 26
Q-riQsaat 52
d^rjQEVTrjai 26
^Tjpff^ 52
d^iyych'io 277
^^y»j(? 277
,9^^j'wr 268
^vrjTolai 39
S-vi]Tov 38
^ojjfft, -jj? 43
^oÄoto, -Ol» 41
&Ql]x6aai 52
d'Qtyxotai 38
376
H. Ottenjann
&QivvKsT 263
»Qc^i 52
^Qovoiat, -oig 42
^qövov 41
S^vyaT^geaat 49
S^vsfcfGi 56
S^vjuciXcüip 71
^ü^^/It; 60 ff.
Ov^oßoQoio, -ov 15
xf^VflOV 38
&v/ii(üi6rjg 283
OojfzCyywvos 262
^IkqSkvov 10
"luaaCwv 270
rJio? 285
Wtoi; 267
'ifQunvTva 262
iSQOiOi, -oTg 35
/»jr()o? 283
i,')^cccytvi(aai 56
"Ixavog 262
^IxttQioio, -ov 11. 13 f. 20
Ix^rrjai 36
txTivog 301
7A/>o? 262
'/At'oi; 10
ikküat 50
^'iXoio, -ov 37
"if^ßQOV 38
-«' , Neutralformen auf
279
tT'fff« 55'^
frioy 10
"ivcüTTog 73
/^«Aoi; 10
?oro-t 38
'loXtyävTjg 262
^Io(f(i5(J(Tcc 308
' InnaaCSriac 26
'iTTTTciaov 10
ITTTTSirjai 26
ITTTTSioV 17
Inn^taai 49
ITtTTtJVGl 49
InnoßüToto 11. 22
Innoöctf^oio, -ov 14
iTTTToSd/uoKn, -oig 23
ITTTTOtO, -ov 37
iTiTToiai, -Oig 39
tnnoxö/uov 17
"'Innoko/oio 11
fQrivca 268
iQiaaiv 50
"Tqov 38
ioo/j.(TW7Tog 69
loTccfiivoio 12
tffroi; 38
laxaXioio 11
tifd^i/uoco, -ov 16. 23
i(f)&C[j.oiaL 22
' f(f)ixi.oio, -ov 16
^/(flTOV 10
/■/^tiffi 50
«"cüi/^ 71
;f- Formen des Pron. i.
Ion. 296
-X« Perfekt 272
KaßaUa 261
KaSfXiioiai 22
Ä^Kd~;t<oi. 38
xaiofihnpi 26
xaiofi^voio 12
xaxrjai, -ijg 43
XKXoTo, -ov 41
xttxoTOi, -oTg 42
xaxofiti^dvov 10
xc(xoQQa(f>(tjai 46
xaXrjGi 40
Kcdhdvsaacc 309
xuXXixöfxoio 11. 21
xakkmkoxä^oio, -ov 44
ZßAAfpöoto 11
xalki(f(fivQov 10
xaXkiyoQov 18. 21
xakkojTliCtaxhcct 71
xakoToi, -oi'g 39
xakov 38
xukvxwTTig 70
XKixu'^i 51
xccfichoio 31
z«r (= wenigstens) 220
KavSavkrig 308
xav^oio, -ov 33
xav^oiat 34
;{aj'oJ'ffffft 50
xänrjai 42
xantTOLo 31
XK7TV0V 38
xänqoiat. 38
xcingov 38
x«p 303
KÜQvwip 73
xaQnak(fi.oiaL 22
xtiQQov 274
xaQTiOTotac, -oig 24
x«orfy (z«5-' fV) 272
xaortj/r»2rj;(T( 46
xaGiyvrjToio, -ov 45
xaaiyvrjToiGi, -oig 46
x«ff(? 274
xaaaiTiQoio, -ov 15
Kdaawmg 72
z«rä 270
xaTtt&VTjToTai 46
xaTakeißofiivoio 44
xartikevfiv 300
xctTctksvead^ai 300
XKTakldovV 300
XKTakl&Ova(hKl 300
xazKTTQrjviaai 55
xaruipxhifxh'oio 45
xciTC((fd^ijii^roiai 46
XKTiVCtVTl 282
XKTtt'CÜTTCC 70
xKT)](f>iig 309
KaTQtvg 273
xaTbj/uaSioio 45
XKTConidüj 71
xKTcoQvyttaai 56
KavarqCov 10
xsävoTo 37
X8lfl^V0V 10
xsivoißi, -oig 39
xeCvov 38
XiXQK^O/JKl 299
KtxQorp 728
xskaivcarp, -öinig, -cöny^g 70
xfAfo? 309
xtk8v»ov 29
xf(r) 56 f.
XfTTUVQOiai 22
XSI'TQOIO 37
xiQc.oog 309
xfQd'aksoiGi 22
X^QdfGl 55
x^gdov 38
KsQxriCg 72 ^
KtQxojneg 72
XfQXU)7T7] 71
KtQxwxp 73«
xfQTo/nioiai, -otg 25
x^axtTo 273
xsi'j&iai 55
Kttfcikrivtaai 53
xsifxxkfiGi 36
X >;<)"* (Tt 55
xTjgiaaicfoorjTovg 49''
xr]QoTo 37
xi]Qvxtocsi 49
xYjTtai 55
Kr](fiaoTo 12
xixvojip 72
Kixövtaai 51
AYAfxf? 76
KikCxeoai 51
xivvjuivoio 12
xivdönerov 72
Kivüjnr] 72
X^^x»? 302
xiQxoi 302
xiQxog 302
Kkniloig 263
xknv&fioTo, -ov 37
Al^«| 262
KksKfßaaa 308
Indices
377
KXsoqoivi^ 77
KXam'^rjg 262
KXrjyoQU 268
xXriidtaai 49
xlriiav 49
y.XriQov 38
xA^Twp 60
xXiaitjat,, -t^g 36
xXta/j.uiac 38
KXvßivoio 31
KXvTioio 31
zAiToi! 41
xAcüi/^ 278
xvrj/xrjai 40
xvrjuoiai 38
xvovnsvg 72
KvamiKg 73
Kvwnog 73
xvwxp 72
Kottiio 263
Ko&wn(c 72
KotSccQov 262
xoiXtjai, -yg 40
xoiXoco 37
xoÜMTTig, -jjf 72
ZOtAwTTO? 71
xoivoxnarr]Qoaxv(fiog 274
xofroj' 276
KöivTog 268
xotT«fw 284 f.
xoiTtta^ög 284
zotT?; 278
XOITOLO, -ov 37
xoXfoTo 31
xoXXriTitai 26
xoXXrjToTai 22
Ko/ui.üj&ioQog 262
xovirjai, -rjg 36
xönoov 38
zdp« 264
xop/-o? 264
xoQVwnCdeg 72
xöovcDip 72
KoQQc'(ß(i)v 264
KöoQuyog 264
KoQouTog 264
KooQKTKg 264
xoQvd^taai 51
xoQvffriat 36
xoQCüvtjai 30
KoQ(i)Vov 29
xooixriTriQ 268
xoG/nog 309
zoTf 274
xovvovntg 72
zoi'«»jfff, -j;? 40
xovQiSioio, -ov 15
xovQoiai 38
xovooTsgocai 22
xgdyvov 274
xQcccm'oTai 38
zp«i'o? 309
xQnal 52
XQCCTUIOV 29
xQcaegrjai. 36
XQKTSQoio, -ov 33
XQKTfQotai 34
xQsaaiv 51 f.
XQSlTTCüV 298
xpf'fffjwi' 275
XQ1]UVOiO, -OV 37
KQi]TiGat 52
xorjTrjQat, 49
XQlOTlQÖaCüTlOg 69
Kgoiöwvog 262
Kooiauov 38
XQÖfMfXVOV 194
XQOUVOIO 31
XQOflVOV 194
Koövolo, -ov 41
XQOTCtifOLO 31
xQOTc<(fotai, -ücg 35
KQOTcjTiog 73
XQveooTo 31
xQitfa 278
'xTUfxh'OlO 31
xTUfxivoiOi 34
xTfchtaai 50
Kt(ktov 33 f.
XTriflCiOL 50
KrrjQiKg 262
KTT]o(ßwTog 262
KTTjQlXQKTTjg 262
ä^tjJto? 262
xTiarag 201 f,
XTVTTog 278
XTV7T0V 41
xvnv^rjai 26
xvciVOftSrjg 70*
Xl'«2'OtO 31
xvccvoTTTtQvyog 274
xvavontoQoio 44
Zl'«l'Cü7r>Jff, -TTOff 72
xvc<V(unig 70
xv6c(Xi/Lioio 11
xvSaXijuoiai 22
xvöoi/jov 29
Kvd-r^Qoiai, 29
zL'x^.oii 38
KvxX.wntaai 49
xvxXwnioj' 71
KixXwxp 70
xi'iiaat, 50
xiivfaai 52
;fi'j'07r()dffcü7ro? 69
;«woi'7rf j 72
xvvwna, -djnig 70
xvi'wxp 71
xvTieXXoig 29
KVTIQOV 38
zi;<7^ 52
Kv(fov 41
XCJXVTOV 17
KtüVWTTBlOV 73'
Küivünr] 72
Kbivoiniwv 72
zcüj/cüi/; 70. 71. 72
zw? 274
A enthaltende Suffixe 300
Xccßeaxi 312
A«6fft 55'^
A«£crfft 52
XutiprjQoiai, - oTg 24
ActxQivti 269
^KflOV 41
Xauno^ai 40
XdfxnQoiat 38
XaoTai, -otg 39
Akoi; 38
Xaatoiat 34
^dÜTTCi^og 263
Xtt(fVQc( 278
Af/S»jotf 196. 197
Xsßr]ToyüoMV 274
Af7jA«rd5 278
AftTOpft'fffn'ff« 263
X^XTQOIO 37
XsXTQOlOl 38
AtXiytaav 51
XeXiyj^ÖTtg 299
Asitf 305
Xiovai 50
Afu^KAf/jfft 26
^fi'j'fdfoto 11
XtvyaXioiai, -oig 24
ylivxo&sa, -xa- 306
XevxoTo 37
Xevxovv 278
AfVXlüTTivg 72
Xs/^eaai 56
Xix^Gi 54
Angola 37
AJ;^ol' 10
XrjiarrjQai 50
yli]fxvoto, -ov 37
Ar)? 274
At^'i'p/Jfft 36
ltyv<f&6yyot,ai 46
Xi&ttStaat, 51
;i«5^«f(ü 300
XidoßoXdJ 300
XCd-oio, -ov 41
Xid-oiai, -oig 42
Xtfxfvtaao 51
Xi/niOi 51
Xiroco, -ov 41
378
H. Ottenjann
liTiKQoiac 34
XlTTKQOTTloy.ci/LlOlO 44
kiTTaoüJTia 70
XCoTQüiat 38
XiTt~jGi 42
XCt'qov 319
loßolat 42
Ao^of 196. 197
löyotai, -ot-s 42
Aorö^of 298. 309
Xo^ayös 278
Xö^ov 41
Xvyoiai 42
XvyQotai, -015 39
AvxCoiai 34
Xvxoio 41
yivxovQyov 29
yivXTOV 38
u4vxu)7i7] 72
^vxwTTTjg 73
yivxwnig 72
Avxwnog 72
^vQavCag 262
-4vQvr]aaov 17
XvOiTfXatv 309
XvoiteXrig 309
Aojroro 37
^CüTO(ficeyoiai, 22
iU« 307
;u«f« 282
jUttsag 283
fiK^oTo 37
jU«r« 307
MccucvSqov 18. 20
TV/««/? 307
f^aivoufvt^ai 26
f^CClVO/Uit'OlO 12
/xcixägtaai, 51
/LucxQtjai, -rjg 40
/LiuxQoTai 38
/LiccXccxoiai, -oTg 35
f^KXtgov 33
Ma^ciXXuCa 264
M«j7}'/o? 264
Mavipi^iörig 264
flKQfAUQOJTlig 72
fXKQuctoconög 71
f^CKQVU/XSVOlO 12
fj.aovuf.iivoiai 22
^ccQTvgOjat 26
/Hc'tQTVQOg (= lUCCQTVg) 301
Maaaaxog 264
fJHya&vfxov 30
MtyaXng 267
|Wf)'«A/]fft 36
/j.tyc(Xoio, -ou 32
fXfyc'iXoiat, 34
fifydXov 20
fifyccQoio, -ov 31 f.
/iifyKQoiac, -oig 35 f.
^^fwr 275
/usf^TjfioavvrjGi 46
MaittXiTvg 267
^ffCüw 298
fxii,Xi}(Coiac, -oig 24
MsiiC&tog 262
juf/wj/ 298
/LlfXcc&QOV 29
jLifXctirrjai 30
jUiXccvvönov 30
MeXnv(ü7iog,-(6ntvosl2.13
fuiXitaai 56
/LitXfoac 54
/LisXi}jat 36
fxeXivov 34
fjiiXno^hnpt, 26
Miv^xoQQog 264
MfvfXdov 30
JVhrocTiov 10
/ufQoneaai 51
fiaarjai 42
fxiaoiat, 42
fxtaaai'Xoio 12
/bieaarjat, -)jg 41
fxsaaoiat 38
^eaaov 38
fl€TCC(fQeVOV 10
fjiTSCüQoxonog 274
MiTovnog 72
MfTCVTTT] 72
/UiTlüJTOV 69
MiTwnog 73
ju»;x'>6/'? 278
fxt]Xoiai 38
/nrjXwip 70
fir}QCvd-oio 12
/j.r]Qov 38
/Liia&oTo, -oij 37
MiTvXrjVT) 196
Mt^YJ/j/zof 262
Mvi]f.iccQ6Qog 262
uvr]ac(/.iivoiGi, -oig 24
/uvrjaTJ] 08001 49. 50
fj.vt]aTfjQOi. 49. 50
fi6&ov 4l
^o( 312
jUoA^/Sw 274
MoAoro? 264
iWoAoi; 41
[AÖvog 343
f^övcjip 70
/uoQinoQionög 71
juoo/oioi 38
jUoi' (für i/LiavTOv) 285
[xoirov 38
iV/ouff«/-? 283
/uo^Xotoi 38
ikTt^z-of 269
flvd^OLO, -OV 37
juv&oiot, -Oig 40
flVXT}&fXOV 17
fivXciXfoai 51
/uvXrjifaTov 10
juvvijOi 40
f^vQiwnög 70
JVIvQ/uiSövioac 49
flVCUTTÜC 70®
/^i'tüV 70. 71
Mi'wi/; 72
fxüXwxp 71
fiüjoa 266
r«o? 259. 278
Nuvot-x^öov 17
vavOixXsiTOto 44
»'«iTi^fft 40
v^aooi 52-
rfrjxfat 55
vuoio 37
rtxüSeoOi 51
rexooio, -ov 37
rsxQoToi, -oTg 39
TtXTCtQiOV 18. 20
TfXViOOl 51
ViXVOt 51
väoio, -ov 41
vtonQloTov 45 f.
NiOJiToXs/uoio 45
veooGoToi, 29
V80TSVXTOV 30
7'foi/rftroi; 10
vsTOjnov 71^
rufitooL 56
rsffs'Xyjoi 36
väiftoai 54
VfOJTSQOV 10
vTjSvioioc 22
i'^fCTi 55'^
r>jffffft 52
iV^/jAiiV 273
T)^7TC8ljOt, 26
vrjnvTioiat, 22
vriooiac 38
Trjoov 38
vrjvoi 52
vCtqov 319
ri(fc'«Ssaai 51
VIOJTTOV 71^
voTjfxuoi 50
vöiAog 261
VO/LIOV 41
rdow, -Ol; 41
7'offo? 309
rdaroto, -oi; 37
voTitjOi 36
roToto, -Ol; 41
ludices
379
rvxTSQü)7iüg 71
rvxTwnög 71
vv/n(fCov 10
V(Ü7I£0/UC(l 70
vwToiai 38
VCÖTOV 38
Sävx)-oio, -ov 37
^aivlov 10
letrod'dxoi; 17
Siivoio, -ov 37
^sCvoiai, -oig 40
|fffrr7fff, -/]ff 40
'^earolo, -ov 37
Searoiai 38 f.
iaaroij 20
Srjvccyooag 268
^Kfseaai 56
Si(psac 55
fwdi' 276
lü^oü 41
'^voTolai 38
o 272
oßeloTai 34
oyfiov 38
orforo, -oi; 41
oVüüfffc 50
öd'vj'ijfft 36
odvQo^^voiOi 46
oivoTiäSoio 11
dö^dvfjfft 36
0?6<Tt 51^
oieaai 51
d<fi;poro, -oü 45
oiCvQoTat 46
dtfi'ff 197
oir^xeaai 49
ofjs 41
oixfTog 285
oixiarriQ 197 ff.
oixoio, -ov 37
oivoio, -ov 37
olvo/öoio 11
o'ivoxp, -wnög 70
Oivwnag 73
Oi'vutntg 73
oivwip 70
-oto, -Ol; Kasusausgänge
^8ff.,
oro, ov (von o? = f dff) 44
oioiGc 39
oXoiGi 39
oiofiävoiai 46
oionöXoiai 22
ot'ou 38
-otfff, -otf Kasusausgänge
8 ff.
ottrt, oi? (von of = ed?) 44
oiff«, otf (rel.) 43
öicerov 29
olavCvtjai 26
oi^o/nsvoio 12
oliovotat 22
oxa 274
oxx« 274
dxota 296
oxoCriv 274
özoffffov 296
'OxrtuTT«? 70
oA/Sfou 10
dAe;9^poi; 29
dAs^fwi- 298
okiyoiat 34
okCyov 33
öAo^ffi, -/]? 36
dAotjJö't 30
d/ooro 31
öXooiGt, -olg 35
^OXvfJLTTlOV 10
'OXvf^TTOV 29
"Oi^ßgCag 309
ofj.ßQi,ov 309
ofxriQu 270
ofxCXov 29
ofxfxaai 50
6fio(f)Qocivv)jai 46
dfi(f)uXov 10
-Ol' (II. Aor. auf) 300
^OvaaayÖQag 260
oveiSeioiai, -oig 46
oveiSeai 55
ovsiQiirjac 46
drffpoTToAoto 45
ovrjiaToi (beim Fem.) 276
^OvriQavS Qog 262
^OvrjQiSrjg 262
^OvrjQt,fxog 262
ov&ov 38
ovii^saat 51
o^siyai, -tjg 26
d^fff«. 50
6^v6eQxeirj 71
o^vQvyxog 310
o^vojTirjg 71
'Oli^wriov 73'
OTT»} 70«
onXoiOt 38
onXöreQog 309 f.
onnoTfQoiot 22
oQSXTrjai 30
oQeaxojoiGi 46
o^fcrcrt 54
oQ&oyQKifog 310
oQ&oyQatfdiv 310
OQiträvToiv 265
OQXOV 38
oQ/LiaO-ov 10
OQfXOV 38
ÖQvl&saat 49
oQiuai 49
oQvvfiivoio, -ov 15
'OQTlXÖ/OiO 11
oovjuaySov 30
0()X('iTOV 10
oQxrjO-fAolo 12
^ÖQwnog 72
o? ^«1' 285
6aaoi<n 39
"OT«ro? 262
dr^i;j/»; 276
oi5 (rel.) 43
0«}.., oi;Tf, ojJJf x«r (==
nicht einmal) 220 f.
ovaat 50
ovara 275
oi;(5~£ 311
oi^cJoro, -Ol" 37
ovrfoi; 34
o«}>j|t/lAof 337
oi)5-f/? 278
OvXvfinoio, -ov 14
Oi^TTf? 73*
OVQKVOV 10
ol;()otö'f 38
oiJrKJ'fKj'oro 11
ovTiSavolat 22
ö(fi&<xXf^oTo, -ov 16
6(f{hccXfj.oTai, -olg 24
ÖCfQVGi 50
oyhaai 56
Ox^^(ov 10
o)(d-\]ai 40
d/y^dj 278
01//01» 38
TT- Formen des Fron, im
Ion. 296
nccCdeai 55 '^
nctiStaai 52
nat,So(f6voio 11
naiGi 52
nalyyiov 275
naXaLov 29
naXaiifiätov 10
nakiifiriGi, -yg 36
TlKfXTlUV 278
TiavdyQov 29
navctC&tjiGi 30
JjKVccfxvrig 260
UavSttqiov 18. 20
nävSoxog 269
7TC(VT]fieQl0lGl, -Oig 46
näv&ov 38
nni'Gtt 263
nävTiGGi 52
380
H. Ottenjann
7iaVT0it](Ji, -ijg 26
ncivroCoiai, -oig 25
navTüCov 18
nanalog 307
nagä (c. acc. st. dat.) 271
7iaQct()Qr]Totai 46
7iaQiaTi]'^tTKi 299
nagriooCtjai 46
TiaQ&fvcünög 71
HaQj'rjaoiJ 18
TIUQVOJIJJ 72
naQWTrig 71
TTtttTj/fft, -//? 41
TTKfft 52
TiciGaüXov 10
naaavSirj 278
TiaTQoxctaiyvrjToio 46
IlttTQÖxXotO, -OV 14
TlKVQOlGl 39
TTKVQOTSQOiai 22
Ilaffluyövtaai 49
TieSCoio, -OV 32
nfiQaai 50
ITSIQI&ÖOIÜ, -OV 15
IltiaävÖQoio 12
TTfAwyffTfff 54
IIeXaö(i}Qov 267
mXctayov 29
nae&Qa 263
ne).t»gatos 263
naifygov 263
TisXftciai 50
Tiekextaai 50
ntXvJQOv 29
TlfVl/QOV 29
Tisncifih'oi 274
neni^/j^ai 275
TiänXoio, -OV 37
TT^nkoiat, 38
ntnovrixÖTCit, 300
ITfQyciuov 10
TieQbxXvTov 10
TTtQixTiövtaat, 53
IJeQtxvjuctaiuiv 270
TTiQtav 196
TlSQllfaiVOUfVOlO 44
TiiQKonri 70. 71
TTSQicünrjg, -sw 72
UsQXüiaiov 10
neQavag 196
TieQvai, 196
nfaaoTat- 38
7rfr«Ao/(rt, -ot? 35
n^ialog 271
TiiiQ^at,, -r^g 41
TifTQoerrjQCg 263
nevxaXifirjOi. 26
ntvxiSavoTo 11
TTfc/nCorf? 299
nrjyfjai, -rjg 40
i7»jAfi;? 273
nrjXtov 10
UiyQTj^o 266
7r/ff<? 275
7Tt(;(r)^fjVC(t 275
7Tif^tXoactQxo(fic<y(ii}V 274
TTlVOfXf'roiO 12
nCrvaai 51
nXctCofxtvov 17
nUh^oa 263
nU&Qor 263
7TXtioig 40
nXiCoai 50
nXtCov 38
nXtövsaai 51
nXfxToiai, -oTg 39
TrAfw? 300
nXrjyfjai 40
ttXovtoio 37
TTvoiijat, -/]? 40
TTOcffffffi 52
noäcjxiujcst 46
710(^(6x601. 55
TToöbJxrjg 278
Tloädöwi^og 262
Tioifiv 276
TToajTijat, 26
TTOCTjTOi'o 12
7Toir)ToTai 22
7ioixiX/.iceai 50
noixiXov 10
TToi/utai 50
TToi^vyjat. 40
IToiTficp 263
Tfox« 268
7rd;<« 274
TioXeiOOi. 51
TloXif^lOlO, -OV 32
noXiai 51
TtoXiaoi 51
TToXUant, 51
noXioTo 31
TioXXrjai, -jl? 41
TToXXoTat-, -oig 39
TloXvßoio, -ov 33
TToAf^Vad'fUoi' 10
TioXvdaxQvov 10
TToXvSaXQVTOiO 44
TToXvi^äOflOV 30
TToXvrjQc'iTOV 10
noXvCSov 30
TioXvi6osirjai 45
TIOVITITOV 30
noXvxÜQTiov 30
TloXvXfQSfiljOl 45
7ToXvxX)]iai. 50
TioXvxfxriTov 45
TioXvu^Xov 30
IToXvvT^ov 30
UoXvoxTog 262
TioXvnXäyxToio 45
TioXvTiXäyxToiai 46
noXvTiTvyov 10
noXvnvQov 30
TioXvaxdoß^uoio 45
noXvTQriTocai 46
TioXvifun^üxov 10
noXv(fXo(aßoLo 45
noXvif'öoßov 30
TToXvyaXxov 30
TToXv/Qvaoio 45
TiofinoTac 38
noviacu 278
TTorofo, -Ol' 41
növovGi, -oig 42
növtoio, -ov 37
TIOVTOTIOQOIO 11
TlOVTOTTOQOlGl 22
noqavvoi 278
TioQifvQ^oLai, -oig 24. 25
TTOff 295
Troff/ (rroaaC) 52
TiOTa/Joio, -ov 32
TTOTf 275
TTorsQoiai 34
TTort' 274. 275
tiotO^w 278
TioTi/j-og 278
TTOTOio 41
TTQKTTlSsaai 51
TiQc'aTsiv 276
7r()fn' 297 f.
71 QsaßvTSQoiai 22
TTQsaßüJV 300
JTQtj^iövSrjg 262
ÜQUiflOlO, -ov 32
ITQixcüvog 262
TToiV 297 f.
TTQiarov 38
7Too(ioxrjai, 36
7iQo&viA()]at, 46
TllJO&VQOlO, -ov 33
Tigo'i-vQoiai, -oig 35
ITooiToto, -ov 37
Hoo/uci/oio 31
TToofxüyoiai, -oig 35
Tioo/LiSTConläiog 69
TlQOrCüTT-qg 70**
TtQOVWTTlOg 70"
TT^d? 275
TtQoaxciTCiXaXovvTi 275
irQoacüTTiTig 73 ^
TiQoacoTTor 69
TTQOTSQOIO 31
TlQOTEQOlOl 34
TTQOTOVOiai 34
TTooyo^ai, -iJg 36
Indices
381
TtQvXisaai 51
TT^vf^vrjac 40
TlQVjUVOlO 37
7i(ivfxvoTai 38
ÜQWTtaiXüov 31
ngiüTTjai 40
TlQWTOlffl, -oig 39
TiTSQvysaac 51
ÜTolffiaCov 30
7lToXsfJ.OlO, -OV 32
TltyiiaCoiai 22
nvxivolat, 34
nvy.ivov 33
Tivxv^at 40
nvxvoiai 39
i7i'A«o? 269
TivkrjOi, -tjg 43
IJvÜotai 34
UvkoiO, -OV 41
nvuKToiai 34
Tjvoyoiai, -üig 39
TlVQyOV 38
TTVQOifÖQOlO 11
TTliOffft-W 278
nvQaoinög 72
711'^ wd"»)? 70'
TTVQwnrig, -ig 72
Tzi'ptüTrd? 70
ZTirr« 262
TTwAotffi 38
Tibjfiaai 50
p enthaltende Suffixe 300
Qcißäoiai 38
p«'cft| 76
'/»«rro? 269
Quxisaai 56
^cixtatv 55
W|t? 269
p/jj/ffffft 55
•Pijffoi; 38
QTjTWQ 60
pif»jff( 40
QtVolo, -OV 37
qivolßi, -olg 39
p^D 41
QlTKGGi 52
'PoöoaxciQifd 266
'i^d(5'oL' 41
'PoödüTiig 72
Qorjai, -j]? 43
^doto 41
QOTTÜlocaL 34
^OTT^ (xCdQOv) 215 f.
^j;^?j 278
QVf^OV 38
QVTlOXlßSoTOXbJV 274
QVTTJQai 49
^vTolai 39
^(xißCöag 301
SayyuQLoio 11
Zasößixog 269
aaxitaac 56
aäxiacv 55
adxeaai 54
ZuxQireg 269
2äfiot,o, -OV 41
2üfi,og 269
^avänr] 73®
aaviöeaai 51
^«pywx' 262
ffazpffffff 52
fff/S«? 3251
a^ßofxai 325^
asavXkrj^fci 283
afjf^a 59
GTjjUCilVCO 58 f.
arifxciVTriQ 59
GriuavTr]Qiov 59
arjfiKVTQig 59
ai^juccvTfjov 59
Gri/^(ivT(üQ 58 ff.
ffijort, -^? 44
2,d^svekoio, -ov 33
GKtXoio 31
aiciküiGt 34
^lyyXci^Tjg 262
GiS^oov 29
ZiXußvXXtog 263
GtfMOTTQÖGOinog 69
ZifJ.(iiv3ag 268
^ivüjrrr] 73
gCtoio, -ov 37
2Jxca)jGi. 40
2xafj.c(vSQov 29
GxiivSii 76
axriniQov 38
GXt-Ö&QiTlTOg 274
GxoXöntGGi 51
GxonsXoiGi 34
Gxon^Xov 33
GX07T0V 41
^zii,?^»?? 262
Zxvd^QOTitiör\g 73'
GXVxtQOJTTOg 70. 71
azi;A«;;£(T(Tt 51
2^xvXrj(f:0v 262
2!xvQov 38
GXMTTTl'XXlO 274
GfllXQ^GC 40
(Toro, -ot; 44
GoiGi, -oig 44
G-dA«j' 283
GTisQyvg 301 f.
ZneQx^Lolo 12
GnsQ^of^^voio 12
GneväövTiGGi 49
GntXüStGGi 51
ffTTÖyyoffft 38
GnoSov 41
(rr«Cw 278
GTK&^/XoTo 37
GTa&fJlOtGt 38
aia/iiivsGGt, 51
GTCCVQOlGl 38
GTctcfvXrjGi 36
Grci/VSGGl 51
GTsrwnög 69^. 70^
arf^fjjfft 36
GTiQeoiGi, -olg 35
GT^QVOIO 37
GTSQVOlGl 38
GTioQÖg 195
GTriSSGl 55
GTTjd^tGGC 55
GTißaQ^Gt 36
GTißKQotg 35 f.
GJiyfMri (xqÖvov) 215 f.
GTOfxd^oio 31
GTOva/TJao 36
GTQcaov 41
GTQSnTOlO 37
GTQiTlTOtGt 39
GTOOV&OIO 37
2^T^0(f>lOlO 31
GTvySQ^Gi 36
GTvySQoto, -ov 33
GTVytQOlGt, 34
GTvyiQwntjg 70
GTvysQwnög 72
.Zi'j'yA«()'oi' 262
fft;)/X0t1'0? 268
GvSGGl 52
Z't'^o? 269
avfxßovXevofica 216
GvfißovXevco 216
GvvotxiGtriQ 199
Gvvo/rjGi, 36
GvonXovTOGvvH 274
ff y ort' 52
Gv(ffiov 29
GqieT8()t]Gi 36
GiftTiQOV 33
G(fl^X8GGt, 52
^(frjXoio 37
ffyjj^fft 44
GcfoiGi, -otg 44
ff^oj; 44
^(Mxiäov 262
^o'jxoio 37
2^a)^rjXog 262
ZbJoixi^Tjg 262
awnrj, Tj 275
ffoJff 300
T{tXc(f()yov 30
382
H. Ottenjann
raXäffiQoiai 34
TäXog 263
Tct/nos 274
javaoTo 31
tkvcccotik; 70
Tavvtjxtai. 55
TtXVVTTTSQVyfaai 53
T(i7Tr]ac 50
TKQyi]Xt,og 305
T((Q(f(ai 55
ravQoio 37
TßL'OtüTTOf 70
Taifioiai, 34
Tti(fiOV 41
Tä(fov 41
TälfOOlO, -ov 37
TKxeioai 51
Ts^ai, -fjg 43
Tehraxo/ttlxtSag 274
TilOOfAiVOlO 12
TfiQOfi^voiai, -ocg 25
TiiaavoQiöag 269
Tilx^aai 55
Tfxi'foai 56
Te'xfoai. 54
TfkttjLaoviov 10
Tfki'eaai, 56
Tf'/jjutxeg 76
Ttvidoio 31
TeoTac 42
Tionouäroiai 22
TSQlplfjßQOTOV 10
Tfrp«j/(üJ'07rpöffcü7ro? 69
TiTQdTOJJTÖg 70
TtTxaiiog 283
TSTTiyfaai 49
TevxQoio, -ov 37
T£r/ffft 55
Tevyeoat, 55
Tf'yvua/^iK 278
Tiyvt]ac 40
T>J^>j' 307
T7?6^«'? 307
Tr]k(x).f(TOtO 44
Tr]X(U('</oio, -ov 15. 20
TtjXlXOV 10
Trjhdnig 72
r?jAtü/To? 70
TTjjnovTog 274
Tjjfft, -jjf (pron. dem.) 43
T{]fft, -jjff (pron. rel.) 43
fi&iovÖTo 12
TtV 274
Taüvoio 31
Ttrw 245 f.
ToßciXihiog 263
Tot 312
To?o, -oi) (pron. dem. 43
Totoio, -ov 37
TOIOVTOV 18
Totp 263
Totf 263
T0?ff(J"6 43 »
Torfff, -OK (pron. dem.
Torfft, -or? (pron. rel.
Toiyov 38
Tox)]vac 50
TOXOtO 41
ToAAoi; 262
ToXo(f>wv 269
ToX(fwv 269
TOI'? 263
To^svTrjai 26
To^otai 38
TOIOÜ 38
TÖaarjat 40
Toj} (pron. rel.) 43
ToiJJ'f 43^
TovToiai 39
TOVTOV 38
TQTjTOiO 37
TQYiToZai, -oig 39
T()iSTr)Qig 196
TQi^Trjoog 196
TQii]xoaloi.ai 46
TgiTaroiai 34
TQtToyh'fia 310
TQiToyh'ftK 310
TQCToySvijg 310
TQtjoxovor] 310
TQiTonäioQtg 310
TQLTonaTQfig 310
TQ0lCt]V0l0 12
TQonolai, -oTg 42
TQo{)»i7inog 262
TQ0(f0V 41
TOOyOV 41
Tgokaat 52
T()()))]ai, 40
r^wffi 52
Tüd"*«;? 273
Tvi'SaQs'oio 274
TvvdttQiov 17. 21
Tvnrjai 42
Tvnwrog 262
TVQOV 38
Ti;ow 245 f.
TiKfiXiDip 69". 72
ißgiOTtjai 26
{!(5"f(po? 71"^
V^QOQÖrj 71
ilrf^of 38
VÖQCOIJJ 71
i/'ffffft 52
vloTai 38
i/joL" 38
vtcjvoTo 12
v^«r? 297
vfxer^Qrjai 26
v/j.eT^Qoic!i 22
vfxniQov 17. 22. 23
43 i}^/> 297 f.
43 u^tr 297 f.
iiW?/ 310
vnaQ&vfÄOvo, -ov 45
vneQ&v/noiai 46
V7TfQ&lifJ.0V 20
vneQonXhjat 45
vTiEQonXog 310
vnSQCfiKxXooGl 46
i;7rro<o, -01/ 37
vTTo&rj/noavv^ai 45
vnovrjiov 10
vnoay^aCtjai 46
vTKÜniov 70. 71
vnwnCg 71
'y^rcfxoi; 10
iJffffCüTro? 71'"
vtjjTjXrjac 26
vipTjXoto, -ov 16. 23
vijjTjXotai 22
vipixofioio 11
vxpixöuoiat 22
v\poqo(fot,o 11
(fUSlVOV 29
(f^KsatiißgoTov 10
^PaiSgog 269
tfKvÖQwnög 70
4>aiSu)7iag 72
'Pai/jxsaai, 49
'pKirj^i 49
(fäXccy'^t, 50
<f>c(Xc(Q(&ag 263
(fäXoiai 42
4'avm>Srjg 262
(ftagO^aJog 265
if^taoyävov 10
4'avw 266
(f'8yyog 278
(fSQkoixog 313 '
^fp^rw 313'
(f^QiOTog 298
(fSQifoog 298
-^)72, Wörter auf 300
(frjoaC 52
-y'??, Wörter auf 300
(frjGij' 362
(f)x)-iyyofiivov 19. 21
ip&sy^KfMirov 17
*i^t« 310 f.
^'i^/f? 311
^ö^/"/? 311
(f&iju^voio, -ov 33
(f&iHevoiai 34
(f>iXT]QSTfA.ota(. 46
Indices
388
(fik^ai 42
(fitkoio, -ov 41
(fi(Xoiai, -ocg 42
(fcXonda 283
(fUonTok^/uoiai 46
(f.ilTeQog 298
'PClwip 73'
yA«j' st. Skiiv 275
(fh^ct 40
(fXöywip, -wnös'lO
tpXoCaßoio, -ov 37
(fößoio, -ov 41
4>oißov 38
(foivrjSis 75
(poivixeog 75 f.
<Poivixi] 76 ff".
'PoiVixCdrig, -dätjg 77
'PoLVixlirjg 11
(f'Ocvtxösig 75 f.
(foivi'i 15i.
'Poivi^ 74 ff.
(foiviog 75
(foiviaaa 75 f.
fpoCvtaaa 11
(foivög 74
-^01', Wörter auf 300
(fovfjai 42
if.övoio, -ov 41
-i'OQStaCa 267
IfÖQTOV 88
-yo?, Wörter auf 300
(fQKOig 305
(pQc'cTWQ 60
(figeaC 52
'pQorCoio 31
^pi/j^wj'J?;? 262
(fvCctxcv^ai, -rjg 26
(fvXaxfaoi, 51
'PvXäxoio 31
(fvXaaao/LiavoiOc 46
(fvXXoiGi 38
(fvXoiai, -oig 40
(fwxijai 40
(fWQiafxoiGi 22
^tüi/; 72
XaXenoio 31
XaXanolat, 34
X«Azfi'? 283
/aXxriQeai 55
/ccXxoaQug 311
)ruXxolo, -ov 37
J(C(XxOTlC(QrjOV 31
XÜQiai 51
XCtQlTiGOl 51
XKQiTWTZTjg, -ig 72
XuQontccg 269
XapoTTOto 31
XiiXaai 55
^ecjufQiTjac 26
XsCQaai 52^
Xf(Q(aai 52
ytiQi^ig 275
/siQOT^Qoiai 22
Xfi(j(ov 298
;^fAwj'?y 278
XfQaaai 55^
XaQfiKÖCoiai, 22
/6()ct/ 52
X^QGOV 38
XriXolo, -ov 37
Xi]Xolab 38
X(oco 41
XiTwöi 50
Xoävoiai 34
XÖXoLo, -ov 41
XoXojTotai 29
XOQoTo 41
XOQonvnCr^ai 46
XOQXOlGl. 38
XQi]fxa.av 50
Xpr/ffrwTTOf 73
XQvoköqov 10
XQva^rjai 40
XQvaiirjai, -r]g 26
XQvaaioiai, -oig 25
XQvaäoto, -ov 37
XQvae'oiGi, -oig 40
XQvar]XaxKTOv 44
XQvaod-Qovov 10
XQvaoio, -ov 37
XQVGOTliSiXov 31
XQvaov 20
^pffftüTrof, -(jjna, -(Snig 71
Xojo/iisroio, -ov 15 f.
/wpt 268
;(fweo? 278
XbiQOV 38
tpufxü&oiai, -oig 35
ipavöeaai 55
xpevöäaat, 55
-w, weibl. Namen auf 247
(wj/JcuoD 283
£<5j/;cTw 283
i2zf«yoro, -oü 14. 19. 20
cixsüjai, -i]g 26
cüxi;«Aoii 19. 21
WZUTTo'd'ffffft 49
(üxvTioQoiai 22
iüfioio, -ov 37
üfioiai, -oig 40
(üfioifäyoiai 22
-wj', männl. Namen auf
247
'flTT/ff 73
-wTTo?, Bildungen auf
WQiTTay 265
"ÜQwnCvqg 262
-loaccv, Imperativ auf 278
ojfft 50
"iii// 72
Mittel- und Neugriechisch.
dßÖTjO-K 288
cib6(faSog 182
ayyovQi 177
ayyovQov 111
ciyyQTj 177
K/y^t« 177
(xyyQOvGTKg 177
ayxci^i 179
«)'xtj'«p« 189
ayxlaariQcig 189
dyxXcißctvrj 189
dyxXttßri 180
äyxXrjSövK 189
«y;<Ai'fw 189
dyxXvOTriQi 189
«yzoAAw 190
ciyxovQfAd^o/itai 180
dyxQiiCofXtti 180
clyxQf/iivog 189
clyxQOfxäCofiKi 180
aglisia 180
agrüstaddo 189
ad^Qinog 291
aS-Qinovg 291
«;9^pw7r 291
dxf^i]v 287
«AAo «7r«| 287
amblici 175
cl/xTTKiCoyeXdco 189
ampäri 189
dfxnaXovid, -dCw 189
dfiniv 181
d/HTTig 181
dfj,nXf/xf^ca', -enoj 189
dfinXoxcifxög 189
dfinoXvw 182
dfinovwQig 182
dfino^üj 189
dfinög 181
d/nnov&iij 189
dfxnoxpfig 182
tlvdfxnXifÄ/jia 175
dvafnioQdü)VOfJ.ai 182
ängrema 177
ängremma, izo 190
angrenu 177
'Avd^rivK 179
dvixi^ari 288
dvoiyaro 293
384
H. Ottenjann
(IvoiyavTO 293
dvoiycoTo 293
dvTÖVTl 189
uvranctCofiui 183
(cVTvXiyKÖi 189
d'iüyvTo 294
«|«ro 294
clntiicva 288
dnoy.Qvßü) 286
dnöi^naüf^ta 182
dnoi.inXiiJ.h'og 175
«? 288
danüXayxas 180
«i}y«rcü 293
dffoyxQcc^Of^ccc- 180
d(foyxofiw/xi 180
difoyxQCjjLicci 180
d(fovyxgäCofi((i. 180
dt^QiyxäCouav 180
d(fiQtyxccCouc<i 180
difQovyxüi^ofi,ui 180
d/dvTi 179
ßaxXiCo) 287
/9«iA«? 294
^AßjTt' 296
/SAtJTo 184
;SoA>ii' 288
y?o;.xo? 291 f.
/JüpJwj'Krt«. 294
ßoofTg (acc. pl.) 286
ßoVTVQOV 287
yfti'rßri 294
gavgdov 188^
yc(oöovfJ.vi«. 294
ojarrna 188
garönu 189
gÜQog 188^
ydrog 190
j'tc^f ?^ 288
gjoifwQ" 188^
yxdßyw 188^
yx«A6? 188 1
yxctjurj^K 188^
yx«i'A« 188 1
^^««(/^Ai 188 1
yxiaarjQi 188^
j/ztfföö? 188 ■'
yxiOTtQva 188^
yxovßÜQc 188^
yxovßdg 188'
yxQtfxiCio 188'
yxQi/Li(tT(C(t) 188'
yxQvifiog 188'
yxvXiVTQog 188'
j';«i;Aw 188'
govXT(x)VM 188 '
govQgovQiCw 188'
(70(^^ 188'
gö(f,og 188*
^?o5-of 188'
grüfu 188'
ffQVVläCw 188'
Sayxdvü) 180
J«x«i'tü 180
J~«xw 180
6ia/LinfQiCüJ 182
^lafXTTkdaao) 182
öiavTiQlCoi 185
dovxäva 189
(5"p«j/x« 180
J'()«j/xoA^« 180
()"p«j/;fwj'ft) 180
d\)c<i/ovdsd 180
dQ^xo} 189
J^ouj'j/ftAm 177
dvkiyäöi 189
rfi;Atfw 189
-««?, Nomina auf 289 f.
iyyov(}o'^ij7Tvr](Sa 177
syyQovarag 177
eyxag 190
'iyxuaTa 190
^yxli)d'övu 189
lyxlvarriQt- 190
lyxoXXdi 190
^yxQtfAÖg 190
'iyxQLVog 190
embleva 175
!E^/3oA»; 294
"E,w/3üAo? 294
^fJ-TToSiU) 190
ifXTTOQdJ 189
i/uTiQosarög 190
ifZTTQoaTK 292
fVc( st. fV 286
engofo 190
engremne 190
^i'o()Jti'c<;? 287
^|«iro 294
l|«To 294
inoQtü 189
laifiüvyyid 177
■fi/j{(>Kg, rä (nom. pl.) 289
riixnoQw 189
^«yof 288
,9-?jAzo 288
^ovdolog 178
d^vkayxdg 180
d^VIXUiVTYlQlV 185
(t^vfiucvTÖfirjXov 185
-i« 292
?)'xA«/Sr; 180
iyxQiiiiög 190
t,u 290
ifinun' 182
i'fA,noiog 182
ivTÜ.tog 185
fff 290
-trC»?? 292
-/rT^ff, Noraina auf 294
-t'rff« 292
-tro-6 292
^Jwdv'vrjg 293
y.äß^tTca 288
xK^ia/Ltivi 288
xaxxüßi 294
xccXoßQvat 58
xcdXoTiQcc 286
xnrivug 188
xceoc'cßiov 287
xccQov;(a 294
XKTKßXuTTCCg 294
xKTafxtaflg 292
xÜTog 190
xKipet 286
xA«/?«;;« 287
zozT« 285
xovxovfxägi 294
xovrCovQiva 294
zoyros 285
XQ£VTrjQl 185
XQlCOl'TrjQl 185
xvv6aio[xo 293
zi/p«, i} 286
zypf? 287
y.VQig, -ov, 6 286
XlTTCC^O) 284 f.
Aaj/yort 177
A«j')/oT'^f'fw 177
A«)')'po? 177
XiyyovQSVü) 177
Xoi'fxnovvag, -ovvi 183
Ao;i^j; 293^
AvySumü 294
Xvxov, -orog, 6 289
fiayxovQa 181
ficiyXdßitt 287
fAaXXOVQO. 181
MaXXC(ov 286
^ic(Qo/nc(yytK 177
/uciOTiyi 177'
^dV 288
jU£lC0T8QC<V 286 f.
/AflCÖTfQOg 288
fxtXiyyüvi 177'
/uffjß()Kiva 287
^iQfA-riyxi, 177 '
(Ujjr 187'
Indices
385
fA.ia^L}äyxa 177*
fiovXog 287
flOVQT] 293
fA.oiJtQO 293
fxnaiyvio 188*
unaQccTiovXi 188*
/unaQÜs 188*
fxnäaxtt 188*
finaT^Qag 188*
fjm(f.i7iw 188*
fjLTiiQvoy.öxy.i 188'
(XTiiGTÖg 188*
fxnXöaog 293
finoyoviy.iK 188*
fX7iofA.ni] 188^
finovTixög 188*
fXTTOQfinoXoytj 188*
flTTüQüi 189
fxnovii^iZ 189
fiTiQunriövi 188*
fingi^oC 188*
finQÖßtt 188*
flTlQOTOV 188*
fXTlQOV 188*
flTTQOVCcUUt 188*
flTlQOVflVJK 188*
fjLTivxvög 188*
fivyyÜQi, 178
y« Jtw 290
r«(r)~ 187 *
rroy 188
vrovfxnavo 188^
rr^fAA« 188*
vüiTiCai 287
Icfj/i 294
|«To 294
^^j';<A«(J'« 181
^eyxvXovfiai 181
^vXofiäyyavov 287
|i'(»wyy«ff 178
ovovfitt 288
op«»'t« 288
ö;r 288
di//^ff 292
TTßAf 292
TTK^^^t 179
nünag 286
Tianag 286
naQttVXOvxXiV 185
naoctacifinciTet 176
TiaQaTGovxXi 185
naQUTVxli 185
TTrjaaöfievov 287
niyyog 178
niyyu) 178
niyytofi« 178
TiiyytüVüi 178
nifinCka 183
nifintXiCio 183
nifinCXiv 183
nivCyb) (= nviyoi) 268
ncQinsi 288
nXavTÜCoi 185
Tiopw 182. 189
7re«tJ"fuw 287. 294
TTpdj/xa 181
TiQoyxCSa 181
TTQOXOVQaÜQlOt 287
aaXayyiä 178
Samba 176
sambatiga 176
aäfinag 176
ZdfJ.nc(g 176
SafinaiGutvri 176
aäfKfsiQog 186
HcifAtfiqa 186
öKj'd'ftAo? 287
asfinr] 176
GiayxciXCCov 181
aiKivw 287
GiyCXXiov 287
(Tti'fttfw 287
ffTTKyj/O? 178
2näQTog, tj 286
ffi/yyfvfi;?, -€w? 286
rä/c(Ti 292
jCivrCvcfo 179
Tinore 286
Tt? 288
Torf? 292
-T^ß 292 f.
(fccyyQi 178
(ftixiöXiov 287
'PlXlKTQci 290
(fjOQeau) 288
(fOVVTaQl 186
tpvVTttvt, 186
^afiatvdQvo 179
XctfiWQQctyyag 178
i/^o(/)aJ 287
-wTTo?, Ortsnamen auf 294
lliyrisch.
Tito 245 ff.
Albanesisch.
bij8 251
bil'e 251
bir 252
^an£ 309
Etruskisch.
-a 232. 237
acnanasa 221 ff.
avils 234 ff.
ai»im 224
-aia 229. 314
aisna (eisna) 232 ff.
-al 227 ff. 314
-ale 229 f.
amce 225-. 284
anu 230 f.
arce 222 f.
KQtfiog 'Affe' 314
aseies 228. 224
atrum 225
aturs 223. 224
ca^naira 231
-ce 224 ff. 230. 235
ciem 232
cisum 236 f.
clevana 232
cletram 224
-e 236
ecn 231
e^rse 234f.
-eia 229. 314
esa 232 f.
etnam 225. 232 ff.
etna/ 234
-ve 224 ff. 230
velsina 252
viuum 232 f.
vuisinei 252 f.
zam 224
hecia 232
betum 232 f.
bin^u 232 f.
öabvna 314
^ana 227
.^apnests 223. 224
^a/sein 232
^afna 314
^ecsa 222. 224
^n 225 f.
^nam 225
*ra 231 f.
^umsa 221 f.
-ia 229. 314
itna 225 2. 233 f.
leitrura 232 f.
lena 227
lupum 225
-m 226*
malena 227
386
H. Ottenjann
matam 232
matau 225
mei'lum 224
mereu 248
mercui 240 ff. 317
me/lum 224. 226
mucum 231
nacum 232 f.
pru/uni 225 f. 232
puiam 225. 234
pulum 224. 226
pute 236
qutun 314
ratum 231 ff.
reusce 232 f.
rkem 224
-sa 235
sacnisa 221 ff.
sce 281
-se 235
se^-um 224
spurtn 232 f.
sren 231 f.
sta 225 a. 234
su^i 226 f.
tamera 236 f.
tarisa 224
tecsa 222. 224
tesamsa 222. 224
tivrs 235 f.
tin^asa 221. 223 f.
tinsi 234 ff.
tisa 222. 224
titi 245
titia 245
titui 244 ■■'
tiurim 234 ff.
tn 225 f.
trin^asa 222
tritanasa 228. 224
-u 227. 230 f.
ucntum 224. 226
/is 234 ff.
feve- 230 f.
(^kisch.
castrid 257
eisunk 254
eitiuvam 5
iak 254
ioc 254
iük 254
ionc 254
iusc 254
isidum 257
nistrus 6
pidum 257
pÜ8 5
256
siom 256 ff.
statif 8 f.
Status 4 f.
tiium 256 f.
tiü 256
Umbrisch.
anglar 316
arvio- 316
aruvio- 316
arsir 315
Atiersir 3. 315
kastruvuf 315
combifianyiust 316
combifiatu 316
difue 316
disleralinyust 316
eaf 254
eikvasese 1
eitipes 316
ere 258
erek 315
esmei 254
et nu 315
felsva 315
ferime 316
ferine 316
hebetraf-e 316
heritu 316
mersta 316
nurpener 315
orer ose 316
orto 316
persnis 315
pisi 315
putrespe erus 2
Sebmeniar 316
semenie dequrie 316
-ta 316
teio 257
Tesva 316
tiom 256 ff.
-to 316
trebeit 316
-tu 316
urnasier 316
urtas puntes 2
urtes puntis If.
vasirslora-e 316
vepuratu 315
vepurus 315
vesklu- 315
vestikatu 315
vestis 315
vesti^ia 315
uoisiener 252 f.
VolskJsch.
statom 6
Paelignisch.
pes pros 316
Marsisch.
317
pesco 6
Faliskisch.
colanio 239
efiles 244. 317
eimoi 240
fi 7
fio 251
foied 251 1
loifertato 317
mercui 317
pafo 317
pipafo 317
tirio 239
tiro 238 f.
tito 240 ff.
titoi 239 ff
tulo 238 1
tulom 238
zextoi 7
Lateinisch.
acrudus 191t. 363
ad-, von Ad j . abgel. Verba
823
adhiic 368
admittere (mit aci.) 213
adulare 327
adulter 327
adulterare 327
aeditumus 323
aetas 328
aeternus 328
aiunt 368
alapa, sub 328
alienus 328
alligare 340
aliquis 344. 348
ambo 366
amoenus 320. 328
amplus 328
amptruare 328
-aneo-, Wörter mit dem
Suffix 323
änus 328
aqua 368
aqüis 368
Indices
387
architecti 368
arcuballista 322
Ariamne (für Ariadne)
328
arista 328
at enim 347
atramentare 'nieder-
schreiben' 363
atrium 366
attingere 340
audire c. gen. 360
augur 328
augurium salutis 328
aula 366
aulla 328 f.
austroafrio.us 323
autem 347
aut non (für annon bezw.
necne) 219
averruncare 327
Babbus 320
basium 357
blandus 329
canitus 'in alter Zeit' 363
cano 329
caprifieus 322
capsarius 329
Caput 329
carus 329
cassis 366
Castores 322
eastrare 329
caurus 329
causa 329
cena 319
Cererum, sacerdos 322
choros 368
cilium 336
cingere 340
circumdare 340
clandestinus 329
coeperunt 368
cogi 340
colei 329
colobodactilus 329
colum 329
comis 329
commemorare de 361
complecti 339
eompotaris 'Besitzer' 363
concedere 339
congruere 212. 331
congruit (c. inf.) 212
congustia 363
connus 363
consulere 216
consultare 216
Glotta V, 4.
cotoneum 330
coxa 329
crates 329
credo 329
erucimissio 330
cui 319
cum (inversum) 352
cumque (= quandocuni-
que) 330
cunctor 330
cuniculus 330
cydonium 330
cylindris 368
defensio 330
definitio 330
deinceps 368
deinde 368
deliberare 330
desputare 330
destinare 340
dicere de 361
dimoveo 319
dominari c. gen. 360
Dossennus 327
eam 254
earum 254
ecce 349
-edno- 327
-edon- 327
ego 318
eis (alat.) 258
ei US 368
eliminare 330
em 256. 349
emem 256 f.
emendare 330
emulis 'nützlich' 363
en 355
enim 97. 347
epulari 'sich freuen' 360
epulatio 'die Freude' 360
esse (mit in c. acc.) 217 f.
esse (Ellipse) 349
esse videatur 366
esse 330
est (wie fffn mit aci.) 97
est (Aphärese von) 319
est 330
etiam 324
Etruria 330
Etrusci 330
euronotus 323
evocare 330
Exsuperatorius 330f.
fer, fers 82 f.
fero 321
fetialis 327
fia (= filia) 251'
-figulus, Adjektiva auf
322
fius (= filius) 251
flumen 358 f.
framea 331
frangere 331
frequentare 213 f.
frigdor 363
frigo 331
füere 368
fugi bzw. fugii (= ich
bin enteilt) 218
fui (= ich bin gegangen,
gekommen) 216 f.
fui (mit in c. acc.) 217
fulcire honore 331
furere 331
gaitanum, linum 331
gaitanus 331
gengiva 363
gerere (st. se gerere) 96
gerres 331
gerulifigulos 323
-gerulus, Adjektiva auf
322
gingiva 331
gliscere 331
gloria 331
gnavus 331
grassus 363
helluo 331
heu 355
Hipponeregiensis 323
honor (weiblich) 97
hospes 322
huic 319
huc 297
ibi (pleonastisch) 360
icio 331
ico 331
ictus oculi 215
idem 256 f. 342 f.
idem (für is) 97
igitur 347
imus 331
inanilogista 323
indeque 368
indigetare 327
infrigdare 363
ingens 331
ingruere 331
inquit (pleonastisch) 362
inscribi 340
instans 215
26
388
H. Ottenjann
inter 365
inter (für intra) 97
interea 365
intestinus 331
invidere 331 f.
involare 332
ipsud 363
ire 'sterben' 98
is 256. 258
item 343
lutiirna 58
iuventa 334
lacerta 332
larüa 368
legere (capillos) 357
legerupa 323
legirupio 323
lego 318
leptis 319
liber (= liberalis) 95f.
libertas (= liberalitas)
95 f.
licet 357
ligo 332
limes 332
limina (solis) 342
limus 332
lippus 332
locus 332
locusta 332
longa, de u. a. 362
lupa 332
Lupercalia 332
lupercus 332
Iura 332
luxari 332
luxus 332
-m 364 f.
maceria 332
magis 322
magis (= frz. mais) 218
magnisonans 323
Mamers 332 f.
Mammona 320
Mamoena 320
Mamoi 320
Mamurius 248
Manlius 326
Mantius 326
manupretium 322
manus 328
manus 'Arm' 363
Marcus 332 f.
marmora (pelagi) 342
Mars 332 f.
matula 328
mentiri 359
Mercurius 248 f. 333
meta 333
metari 333
micina 363
mihi 318
miles 333
miles (meille) 319
mille 333
minus 322
mirus 333
misereri (c. dat.) 360
raittere 333
mittere 'bereinstecken'
363
moda st. modus 363
modo 357
momentum (temporisj215
muscerda 322
muscipula 322
mystica 368
nasci 340
naustibulum 322
nö 347. 349
ne 356
nee — saltem 208
necto 333
negotium 325
nenia 333
neptis 319
neque 343
nequeo 359
nequis, Sätze mit 346
neve 343
nidor 323
nidoricupius 323
niger 333
nimirum 349
nimis 322
novellus 203
obsetrix 363
odium 333
offendire 'finden' 363
olivae columbares 333
omen 334
omne genus 362
omnia (= omnino) 85f.
Omnibus 'durchaus' 361
opinari 334
otium 325
ovicerda 322
pallere 334
palus 334
palumbes 334
par 342
parävere 368
parentes 334
patriam aut parentes 334
-pendulus, Adjektiva auf
322
perendie 334
peristylium 366
perna 319
pes 'Bein' 363
piacet (= placet) 250
pilum (peilura) 319
plania 'planities' 363
planta 334
pleräque 368
plu- (s. pru-) 320
plus 322
Pola 251
poples 334
populari 334
populus 334
posco 319
postquam 348
potest ut 361
potis 322
prae 320
praeacutus 334
praegnans 334
praesto esse 334
praestolari 334
Priapi 337
primus 'hervorragend'
361 f.
procurrere 340
progigno 359
promulgare 334
prout (mit Komp.) 214 f.
provincia 334
pru- (i. Wechsel m. plu-)
320
prunum 320
Prusias 320
pudet 335
pulcher 335
pulegium 363
pulex 335
pullus 335
pungere 335
quadrigenti 335
qüaedam 368
quagulare 363
quam (mit Positiv) 97 f.
quam (mit Komp. st.
Superl.) 214
quando 359
quattuor 318
que 347. 365
Quid?, Fälle m. fort-
führendem 349
quid quod? 349
quid si? 349
lüdices
889
quidam 344
quidem 347
qüiete 368
quin 352. 356
Quirites 335
qui(s) (= quidam, aliquis)
83 ff.
quod (Konjunktion) 86 ff.
quo minus 356
quomodo (= quodam,
aliquo oder quo quo-
modo) 84 f.
quoque 347
quoque = que (oder au-
tem) 89 ff.
recens 335
regei 320
religio 325
relinqui 340
rememorari (c. gen.) 360
renes 335
repere 335
resolvo 359
respiritus 335
rima 335
rubeta 335
rubus 335
sagmina 327
salebra 335
saliva 335
Salix 335
saltus 336
Salus 336
salvus 336
sane 357
sapido 'sapientia' 363
scapulae 336
secespita 336
secus 336
sed 347. 352. 361
sedere 340
servilicola 323
sextus 327
sicut i^mit Komp.) 214f.
sidere 340
siem usw. 339
sin 218
sin alias 219
sin autem 218 f.
sinus (= eunnus) 363
siquis, Sätze mit 346
solus 336. 342
sopit 327
spatiura 336
spirido 'spiritus' 363
sponda 357
Stare 340
stirps 336
stiva 336
suavis 327
sub 336
siibinde 368
sucerda 322
Summoi 320
supercilium 336
superstitio 325
tangere 340
tarraes 336
taurus 336
tedians, spiritus {dxr]-
öidjv) 360
teläque 368
tellus 322
templa (caeli) 342
templum 336
tempus 336
tempus (Ellipse) 94 f.
tendere 340
terricola 323
testa 337
tifata 337
tinea 337
titina 363
Trafanus 368
truncus 337
ubi 318
ubiqüe 368
urabra 337
umbraticolus 323
unus 342
usqüe 368
ut 356
ut (mit Komp.) 214 f.
ut pote 349
uterque 366
uti 359
utrique (für uterque) 2
uxorari 'verheiratet sein'
363
ve 347
vel 'wenigstens' 220. 363
vel mit Negation (= ne-
quidem) 220
vendo 330
Veneres Cupidinesque
322. 337
verbena 326 f.
verber 337
verpus 337
vespertilio 319
vessica 363
vestibulum 337
vestispica 323
Veturius 248
vexillatio 337
vexillarius 337
vexillum 337
vexillus 337
vitulari 337
-vo- 319 f.
Volsci 337
Volsienus 252
voltus 337
vomis 338
-vu- 320
Verzeichnis zu Lambertz
'Zur Ausbreitung des Super-
nomen' etc.
\-icuX{(fJiis 153
':Aßa 142
"Aßaßcdri 165
Hßaßovg 134 ä
Abdastart 131
Abdosir 132
Abdsemes 131
Abdtanit 131
Aß^ßag 168''
Idßtaßiavög 149 3
Acurius 160*
Acutus 108 ■■'
'ASttTog 168'
"Aöoa&og 108 •■»
"AögaOTog 167^
Aetrjvrj 129
Afrodite 105«
I4y((»ri 109'^
AyctS^oxlcK 115
'AyctO^önovg 126
:4yoQäaTr} 138 -. 156.167'^
'AyöoKOTog 138 -. 167^
AyQlnnag 164
Allä^ag 153
AiXovQiwv 112
Atfxdtctv^ 160. 162
Ah'yökccg 166®
ArvyoXcg 166. 168«
Axxälfiaog 166
"AlaxfQ 112
Akct(fün'c(g 165
'AX(cq.r')^ 165'^
AkKOTfvg 138 -^ 167^
Albucia 160*
AXi^är<^ini 130*
AXe^äv^Qtut 147
'AX^ctvi^Qog 130. 147
'AXxifxog 111. 154. 155
Alogius 127*
Afic'c/ig 159
^AficiTiog 129*
AixCa 142
26*
390
H. Ottenjaau
'Afi/xCa 141. 143
'^fiöig 119. 120*
^'Avaiog 165
^AvttOTaaCa 129"^
'AvuTÖhg 159
Aneharia 160*
Ancharius 160*
'AvCxriTog 125
Avvt-avös 149''
Avviag 149^
AvovßCwv 127
AvTiyovos 147
'AvTioxtuvög 149'
lAvTio/iTj 117
AvTioxo; 149*
AvrinuTQog 144
AvTWVih'og 164
ifiTturtardf 149'
Ji^iwrtof 157. 160 ^ 162
ylvTwvig Müiifxog 108
liri/f 126
Av^anöag 164*
'AnarovQiog 157
L^Tifr« 127
Aphrodisia 105 -^
^/«/jporftatof 119. 127«. 131
AifiQoSiTT} 124
AcfQodiTovg 124. 127
'i^y./'« 141
^Liif'tfcov 142
AffvyxiQ 105'^
:4rrttüj' 102 •-. 108
Jl4;ro^n'«pto?105"-. 124.153
Anolliväoiog 132
:>/7roA>ldJoVof 107. 153
AnoXlwviog 105'^. 107.
108. 108 ^ 118. 123 ^
124. 132. 147. 148.
151. 157
"innag 143
Anifingw 142
lintfucg 141
'^TTlfjtOV 143
Aquensis 102 ^ 129 ^
"AQttßloDV 129
^AQa/Liäarr] 138 -^
^AQKfxöug 164*
"Aquqcc 168'^
"AQävßr'jX 165
^AQTjTovg 121
^AQyatog 168'
^Aqiwv 168^
"AQiog 168^
".4(nf 168 3
^AQiaTÜvdQa 119
'Aoiarta 151
^AQiOTiavog 151
'Aqiotiwv 115
'AQtaröörjfiog 147
'AQiaToxQccTTjg 102 ■-. 123 '^
"AQivx^og 168
'AQfiüma 138 ^ 145. 155.
156. 167'^
^AQVivg 168^
'AQHOXQCtTlWV 127
'Agnoxocuiojv 105. 115.
122
'^?ff«Adj/o? 142. 148. 164»
"^(pff«f 142. 148. 164'
'AQOaaig 142. 164'
'AQaifjaig 107
'AoTfijuag 102. 145. 149 ».
156*
^AQTd/Ltug 156*
^AQTfif^ijg 156*
'AQTei/Litavog 149». 156*
^ AQT(i/j.i6g 156*
"AQTfifiog 156*
'AfJtejuag 156*
\4QT(^Hg 156*. 167
'AQT(:fj.aiala 155. 156*
'Aorf/uttawg 156*
'AQTf/HTJg 156*
'AQTB/uii^ojQog 131. 154.
156*
'AQiefiiaia 126
\4Qr(fX(i') 156*
'AQTi'fAütv 145. 152. 156.
156*
'Aqt^/hwv u. ;i. 136*^
'AQTtfiwvig 145. 156*
"AQTifxog 156*
'AQOvccQctg 168^
'AQCvßoog 168»
'AgCvyioi 129»
"Aaaaog 143. 144
'AaßöXcg 134
"AaßoXog 134
'AotKQXT]g 139
'AaCccQxog 113. 139
^ AaxciCvug 167*
'A0xkrj7nc(Sr}g 105"-
^AaxXrinuig 105
^ Aaxh]ntoö(x)()UivoC 149 '
Asparagius 129»
^Aanng 134
^AavyxQiTiog 129^
'Ad^avuaia 158
^Ax}r]äxaßog 166
'A&r]vcuog 123^ 149
'Ai^r]vaig 123 -. 127 «
'Ad-rji'öäwnog 149
Ateia 160*
'.^rraAtaro? 102 '^ 142
'AnaUg 142
Aufidia 108
A'vvafiog 108"
AvQTjlia 152. 162
^i}();j;.tof 123 -^ 160*. 161
^Oaowof 129-
"A^äßwg 156^
'A'^KQßöXXag 168»
Axianus 160*
£«/ia'? 141
Baßöag 164*
Balßiöag 164*
Balsamus 109-
Baniura 129'
BKQßuQiavög 152
BÜQßaQog 141. 152
BuQVtßovg 132
Baadivg 144^
Baai'hog 158
Bassaeus 123''
Baaaü.iidrjg 153
Bu&vU.og 105'^
Bujiavög 144. 149»
BciTQa)(c<g 112
Bat-Zabbai 155
£af«tff 168'
Beihaßog 132
Beneventanus 129^
ii/)ff«? 127
Bu(voQU(vög 149»
Bixtviia 127*
iJtAA<of 168^
Ä'Ayltf 168'
^^Aof 168»
BioXiVT CX).r] 165
Bithus 108 ••'
BQiyxog 116 ^ 135*
BovxöXog 113
Buttin 116 ■*
Caccabus 116»
Caecilia 160*
Caelius 123'^
Caligatus 116-
Candidia 123-'. 160*
Cardelus 116-
Castaniola 116'-
Cedual 109 ■^
Cephalius 105-
XuiTog 136
XaXn/^diig 113*
XKQior]uog 126
X«()t? 134
XccQtTiov 120. 126
XAwpo? 133
Chrysaor 123-
XovaCov 102'^
Claudia 160*
Claudianus 149»
Claudius 149». 160*
Crispus 108 ■'. 135
Cusuccia 108 ■■'
Cvprianus 109'^
Dacus 102 •-. 129»
Indices
391
Daemonius 105*
Dalmatis 129^
Dalmatius 129"
Jttfioxkijg 123'^
Decedda 162'-^
Decheti 162-'
/lr\y.tVT ici 127'
Mx^oq 159*. 164'
/ttl^uTiog 129
ja^ÜTig 129
^rifXKQxog 140
/Irifxaqovg 137
/lriliriTQtog\Qh\ 106 '^ 152
JigUiCXag 108'-
^fd«? 121
^i3vyr] 107
^iSvfxiojv 124
Jiövfiog 124
/likiTQutvög 102^
^tödwpof 117. 121. 122.
153
z/t(5(FoTo? 132. 149. 154
Jioytvrig 148
JioxXiig 147. 154
^lOfirjSiavög 149^
^lovixog 147
^lovvaiu 117. 118
Dionysiodora 123 -^
.^tovtfftoff 118. 122. 126.
132. 144. 153
/lioaxÖQUiva 115. 122
^waxoQog 102 -. 115. 122
^lOTfi/iiinvög 149^
Diza 108-
^oyu^öag 164^
^6/iiru 164
/1ofxveiü)V 162 ^
Jwa(»(og 123^
Jgavxog 108"^
Drimylus 116 -. 127-^
/iQÖaog 137
^Qov/uuQig 168^
Dryton 115
/JovxtQig 168^
z/oi;/l« 1461
^:roa?j 146 1
ziovh/og 146'
^oi;At;{d? 146"
JovXCwv 146 1
"^oi/AtV 1461
^üvXog 146'
'Edäyöußog 156^
Eidaiog 168-
EiQtivttiog 153
-E/o>5j'?j 106 ■'
£ffftJwoof 105 -. 108. 154
"//Aftf 142'
Elpis 108
'Ejufitaävrjg 140
'JErj/dA?;? 166®
^EoQTÜaiog 116^
^Enäya&og 126
^E7lK(f>Q((g 127''
''Hni]Trig 113
Ephesius 129=*
Epictetus 108^
^EniöaoaaaCg 164^
Epidianus 127 ^ 149-^
Epidius 127'^. 149 ^ 160^
^EnixoKTTjg 149
Epimachos 108
Equitius 105'-'
'//()rft? 166
EQio7TwXr]g 113
"EQunara 138^. 167^
"EQwaxpa 120. 121
Esbenus 108-
Ev^QÖfxiog 158
EväaCfAUiv 106. 107. 122.
126
Eväaijuovig 122. 125
EvSccq(wv 126
EvfL'i^üJV 155
EvrifxtQog 148
Evyiviog 157
Eulogius 109
EvfiOQtfog 138
£;i}dJ'io? 102*
Eii(fT]/Liia 129'^
EvTTQtnrig 147. 148
£i;? 125
EvGi'ßcog 159
EiiT(xv(a 138
Euthymiis 102 ■'
EvTQÖndog 108-
-Ei^rt^//;? 105'. 134
EvTv/ tjg 155
Eiirv^in 151
EvTv/tKVog 105'. 151
EiTv^tog 158
Fanius 160^
Farucia 108-^
Fato 108 -^
Felix 108 2
Filtatia 105"^
Fla via 160*
Fonteia 160^
Fortunata 108
räydnßog 156°
Taia^'Tq 160
F«io? 160
r«A/S«? 164
Fauixög 155
Gargilius 160*
roV^S« 156*
rJtt/Sof 156°
rS^ßSTig 156 6
rtSaQävrjg 140
r«A«fft? 158
Jlsrj'KcJ'to? 158
rsüjgyiog 159
r^QÖiog 113
reQjuavög 129
r^qövTiog 129'-
rt'aA«? 166«. 168 =»
ntzft«' 102-
Foyyöa 164*
rgavg 138
Gregorius 152. 153. 159
r()H7ro? 136. 137. 149
FgCfiün' 137
Gruraio 137«
r(»i;^^a 137 =*
rv/nvciai 158
l^dptcerd? 153
^iV^»jfl51.155.163.164
l^^lVWTTJf 105-
'ExttTcuog 156
'ExKTÖ/^vojg 156
'/!xÜ(Tt? 128
'i/Atdd-wpo? 131. 132. 133
':EAt| 135
'EAAttd'to? 157
'HQKiaxog 125
'Hoaxkcig 125
'HQuxktCörig 125. 149. 154
'jlQKxkiWV 156
'Hoaxkrjg 125
'liQCixhog 125
^HQcevrjg 164
'Eo/ucdog 1366. 146, 1493
^ '154. 167
'E()/iiK'i'g 167 '
'EQjucefaxog 124
"^EQfiKVoßttfXfiODV 100
^EQfxiäv^vog 167 '
'EgfiHVog 127
"Eg^siog 127
'£p^^? 144. 167'
'EQfxiavög 149 ^ 167 '
'JSp^t'«? 108. 124
'EQfAikag 167'
'EojLiTvog 119
'EQuiörr] 167'
"Eitutnnog 122
'EQfxoytvrjg 149. 167'
^Eo^oyiviKVÖg 167 ^
'EofxöSwQog 105^. 148
^EQLtoxQnrrjg 133. 154
'Eojuokctog 167 '
^EQfioXiwv 167 '
^EQ/uokiTTjg 167 '
"EQfiwv 167 '
'Eoficüi'u^ 167 '
'Enu6(fKVTog 167'
392
H. Ottenjann
^EQfxöifiXog 167 '
'jbJQ/nÖTfl/UOS 167 '
'EQf^o^i'vTjg 167*
'Eq/xoC; 147
'HQüjäi]g 155
'HQodtoQog 154
"n^wv 107. 119. 125. 129
'Hqcdvovs 121
Hieracammon 109
'[iQCiy.i(x)V 105'^
7^'pwi' 125
'riQo-Arjg 102^
7;i«()o? 105'^
"Ott;/;? 149
'OnXtautvög 148
'OnXT]Tt(cvög 149
'OnkcavtKvög 148
'fipt'wj' 127
"YxjjtOTog 105"
'Yox«j'Of 140
^fui^fjg 166
^faäSaiog 166 *
laia 116'^
'lax/og 105^
'/äxtjU. 154
'lüxwßog 166
"//3>jAif 168 =*
'frjoovg 154
Ignatius 157
7AAo? 168«
"I/ußQ7]g 133
'I^ovd-rjg 105
7r()'«xof 152"^
7j'cF«f 152'^
7rtf>;? 152'^
VrJoi'«? 1522
'Iväovg 152-
"/t'J'« 164*
'Ivvectg 164*
^'Ivvovg 164'*
7yp« 164*
'llOKVVlCt 129'^
'lojvü&ag 132
Ywto? 102 -ä. 129^
Yüjff^'(^' 154
Ippius 105"^
7pJi? 166«
'lacigiov 122
'laxoÖQi'drjg 168'
7T«At;«o? 140. 163
'htdCwv 129
Itrius 108^
Juba 136*
Julia 160*
Julias 162
^lovXiog MaQTiKvög 108
iunior 110*
Justina 127 ■^
'loJJarog 105 2. 112. 154
KaXäßsl 113*
KnXccßiXig 113. 114
KaXnßwTrjg 112
KaXcc/UKvg 113*
KaXa/ut'X 113*
KaXa/x(vg 113*
KäXa^og 113*
Kc<XXi'(fQcov 1232
Kc(Xox6xtg 162"^
Kanatog 168^
Ka7ifT(i)X{f)TrK 163
Kapito 105 '2
KÜQTiog 111
Kctaaica'og 149'^
7i:/9t'>jf 1683
üTfW^i/S»?? 156^
Ä-^frcTf«? 156-^ 168 -^
Ktvörjßrjg 156''*
KtvSr]ßiog 156
Ktvörißog 156^
KivO-^ßn? 156^
Kevrtg 114
KiTTQixig 116^
A'4ptAA<«rö? 160*
Keoxeaovx^iog 129"
KiaXrig 114
Xtß;r[.]t? 114«
Kmrag 114«
KCXaßog 168«
Ktv^TccvQog 168«
JtAapof 119
A7«i'J'^« 162
JiLA«uJ<«i'ü? 102'
KXuvSiog 159'
KXfOTKXTQa 151
Jtomo? 168«
Xd(5'j'owJ"t? 168^
KoXußäang 168=*
KoXaßrig 168«
KoX(x(f>iog 134. 135
ÄÖAAt? 123'-
KoXoalMv 127
Kö/ucc/jK 146-
KöficcvK 146'^
KoöfxnOig 146"^
Ko^odog 164
Aö^wj' 146^
Äörwr 167
Koviorig 167«
Kwifög 111
AÖTTTTfdo? 166 ^ 168«
KÖQxnßog 136^
Ko^xaivK 136''
A'opxft^r«? 136M67*. 168
KoQxaXig 136^
KoQVTjXicg 102 "•'
KoQvr]Xmvög 160*
KoQVovTog 164
KoQÖxr] 136^
KÖQTißog 114«
KoQTtvog 163
AoT)7? 138«
Ä'oTorjj? 138«
KÖTTUQog 114^
Ä'orr^? 138«
/Cori'fft? 138«
KQci/xßr] 111
A'p«Tf()d? 138
Ao«TCüJ' 102 2
Apdrtof 127. 129 ■*
KTtGTiog 158
KovaXu^ttvg 113*
KovaXig 168'
KOVXXOVJUK 112
Kov/uclg 146-
KovQC(XT]g 157 *
KonQoiJg 157
Kovaiwv 168
KviVTiXXutvög 149«
Ai;;f Ao/SdAo? 116"^
Kvfxwi' 146
^^la/ttVoncöXrjg 113
AaCvag 164
Aturog 155
^«AA?; 141
^i«Ad« 164*
_i«ild«f 164*
Aavddvovaci 109'^
Adatg 114«
AiitXig 168^
Lemniselenis 100'-
Leo 127'-
.i*wWi)>;? 105 ^ 122. 123
AtövTtog 159
Lepidina 127'-'
Letiua 108'^
Leucadi 129«
AfLVXiog 159^
Lezbia 129«
Licinia 160*
Aixivvia 148
AiXXig 123'-
Lisclimasch-Schaadul32.
133
Aixöqig 158
AoyyiXXrj 164
Longina 111 -. 123'^
Longiuus 111''^
^^dj'^^'Of 111
AonaSnarog 138^. 147*.
167 '^
Lucretia 160*
Lucro 137'-
AovÖQlßtfiig 168«
AovxCtt 118
Aovxiccvog 160
Aovxiog lOS'-*. 159'
Aovx{ilm' 137. 149
Indices
39c
AovoXog 168*
uiovTiakXfvg 147*
Lupus 102-'. 105-^
Luscinius 160*
^vxvctg 137. 138
ylvxia 141. 148
ylvxCaxoq 116^
yivxog 111
Avaixh]g 148
Avatav 147
Macer 108 ^ 116^
Macrinus 116'^
MäyTtt 116 '^ 123 ^ 127-
Magniliani 149^
Mäyvog 111
Mayv^l .] 140
MaxtöoviKvog 149*
MKXfJoffOf 140
Mälxog 144 1
MaXiCxa&og 134*
Mct^aartg 138 ^ 167
MäfXfxaQog 108^
MttvJovßiQog 168*
MavSgößrig 149. 156^
Mävvog 166
Mannulus 116*
Mcivog 166-
MuQaTog 168*
MuQKvnog 126'
MaQaaoi'X 126*
Marcellinus 108»
MuQsccg 142*
M^tip*/? 126*
MaQtiljfj/j.ig 118
Maritima 123-^
MttQiwv 142
M«ptof 142*. 161. 162
M«pxf(>ü? 102*
M«pxfA^o? 164
M«pzos- 102-'. 159*. 160
MäQjuag 142*
M«^vtro[. . .] 126*
Mk^oJcTtj? 142*
M«(>oAA«f 142*
M«^ü)r 126. 142*
MttQü)vig 126*
MctgaCag 142*
Martialis 105*
Martinia 123*
MaTUQch'rjg 163
Mario eiog 129'-
MazQiag 148
A/Krpww 127 -. 162
Matronula 105*
Ma^i/ua 123'^
M«s^<«« 151. 163
Ma'^ifxuivög Uli. ]^5X
Mßl^juof 108. 111*. 163
MeyaXeioiog 129*
;ueVßf 110. 111
A/«(Ft«ro? 149
MftJ/«? 149
/utiCf^v 110
Mf'A«? 111
MjJA«« 168
Mfjl/TT; 129*
MtXirh'T) 102*. 129*
.M^j'ßrJ'()o? 148. 152
MfvsxXeia 145
MfvtaTQcarj 148. 150. 151
Mtvlaxog 127*
Mrjvoysvrjg 144
M;j7'd(yoTo? 154
Mercurius 99
MiOTog 111
Metrodora 105*
MyyTpöJüjpo? 148. 154
MfC«/S«i'of 166*
MiCttßßüvag 166
Micine 116*
fxixQÖg 110. 111
MtxQÜg 111
MixvQog 168*
MifxiQÖag 164*
MiaaQTjTKg 143*
M«Tz>lj?At? 142*
Miaouiog 168*
MiaxQKiog 168*
MiiJaig 105'-
Md«^(? 149*. 156'*
MoceXfig 149*
Moaviiavog 149
Md«? 149. 168
Möxit^og 166
MoA?]f 147
MoXeai'Mv 118. 135. 136«.
145
MoXvßng 168*
Mo^fxiavög 149*
MüyyiSQig 168*
MovylXaQig 168*
MovycjjueQig 168*
Mdptov 126*
Möpos 126*
MwQog 126
AIoQßttvSa 168*
TV/doffard't? 168*
Moa)(äg 135
Mdff;fof 147
Mwa^Tug 143
MoräXrig 168*
Mov/iiTTjg 114*
M^oüA^? 168
MoxjQavog 114*
Mi'wx' 152
Myrismus 127*
Myron 127*
iV« 141
iV«A«yAd«? 164*
Nav^Xeig 142
Nc(vrjXt.g 142
Naviu 143
NävvT] 143
Navvi]Xa 142*
NavvriXig 142
Nävviov 141
iyßvdK 164*
iVwrdßf 164*
JVwj'Off 108*
iV«? 142
mßäßaXog 166
NiixöSri^og 156
Ndxoxv 156
NfiXaycjyog 113
Nff^iOiavög 115
iVf^effw 1022
NivaQig 168*
iV^cüi- 127'*. 153
vs(üT6nug 110. 114. 115
NfifSQCjg 120
Ns(ftQaovxog 106*
iVtV*p 138. 163
NCxKväQog 149
iVixdAwo? 123*
Mxwi' 125
Nina 116'-
NivvccQog 116*
Nome 108*
A?"«)!'!'« 105'-
Nonnica 116*
iVdffffo? 135
Novellius 160*
])lovjurjViog 139
Numisius 160*
"O« 167*
'Out^og 166
"Oc(Qig 168*
'OßQKovyiQig 168*
Octavia 160*
"0;iA<? 168*
'OAv^MTTfßrdf 123*. 149*
'OXv^nixög 149*
"OXv/unog 149*
'OfJ.xpc<Xnxog 108*
^OvrjGt^/ution' 102*
'Ovi]a((fioQog 154
"Oi'r«^t? 168*
'p.(piXüg 127
'ÖQßccXaariTag 143*
'OpJ'^rßrof 144*
'OgiOrr^g 149*
'0()*(iTtai'6? 149*
!fi()f;'fr?jf 105*
'OQ&idg 165
'Offß^f 151
Osirschamar 132
OvQovßng 156''
394
H. Ottenjann
'O^okXccg 168 3
üa/ofxöig 105 ■*
Pacuvia 160*
IIadc</uovQyu(v6g 149^
II((tvov(ovaig 112
IlntTUQÖßtig 156^
UaiTog 155
nc<y.rjßxig 118
IlKV/KQiog 157
JJavxQccTrjg 145
nayxQÜT{t)iu 145. 158
Panniculus 105^ 116 -^
TlavTav^cavög 143
nanclg 136. 141
nanttg 120
IlecniKväg 141
naniag 141
nanoi'iwg 120
Ilänog 143
nÜTTTTog 142. 143
UaQcifxovog 102*
UccQrjyÖQiog 157*
UtiQtiÖQig 157
TTa(>fAiv(ü)V 127 '^
77«? 143
IJuaayäiyri 138
Passer 116"^
nÜTulog 125
najQKxaiig 114="
nÜTQUiV 125
JTkvXk 164
navkfiviog 1292
nc(v?.rjuig 124
UtwXivog 124
77«i'Ao? 123 -. 152. 154
/7frr« 124
JliivKQovg 124
TZfxw? 128
JTtxvaäg 128
Ufxvaig 128
UekayQig 159
77^()j'»j 140
nt^ixlijg 149
ntQCxXc« 149'
IltQtxXiafri 149^
ntTfVHfiU)TT]g 108
IlfT(vt(fQrjg 120
/Zf^fi'f 118
Peticius 160*
IJtTQOxüoa^ 116^
ITtTQMviog 157. 162
Petrus 109-
'l^aTcSTog 164
4^((kttXQ((t)v 116^
«/^fdoilf 127
<j>ariuvrj 149
'iHirCng 149
4'uvig 127''
*//S 127
^PdfQcog 123 '2
^PiXiaxog 125
4>ikoxlfjg 148
4>i.XoxQäTr]s 123'^
4>iloxvQt,og 129"^
4>iX6'^tvog 125
<PiXotjfisrr] 105 ■■'
Phoebus 99. 123-
'Poißktg 139
'pQir]Qaxktiär]g llO'^
77^« Ao? 168 '
IliKTriQttßig 156^
7ZdA«x[oo? . .] 168 3
HiaCdiog 140. 158
TZtffwr 117. 121. 122 '
JIiTTovg 157
77A«f 114 =<
nXc'(Tü)v 152
ID.mojviavög 149-'. 152
nXf/u/iJiaav 121
UktüTiviog 129-
nxovxp 111
IT(ö(((jtg 168^
noX^ixwv 147. 151
nojUwv 1131
77ü3AA« 164
noXvlriov 105*
Ilounriiarög 162
Pompeius 160*
Porapusidia 160*
IlonXixittrög 149^
UönXiog 160
ITo()(fvi)iog 144*
IJöajovfxog 118
TiQfaßi'TfQog 110. 114
IJqöxXu 165
IlQÖxXog 165
ÜQÖnoXig 138
IT()(iiJTOyf'}'Tjg 147
JTQWToC'g 127
Prune 116-
^'«(fctQiog 116'-
1'(fjfi(ur,')>]g 108
VJivvfjaig 107. 119
«/^oiV 107
IlToX.f^uiog 125
nToXffA{f)irog 102'^. 118.
129
nroXXaQoiJg 120. 125''
nroXXäg 125
novXoag 164*
novrctjuf'ß 127
nvf^iäg 152
Quarta 164»
Eascila 108''
'P^yiXXog 165
\PtaTovTog 123'^
Rodios 129-
'PoScoviav^ 151
'Poöiüvig 151
'Poiunvög 149*
•Po^C«? 149'
^Pwfxävct 140. 163
'Pco^vXog 127 -. 163
'PwräßiTjg 168*
'PcovCQii/usQig 168^
'PcüCovfiiQig 168*
'Povßeig 168*
Eubellia 160*
Eufus 116-
^Pov(^<{e)ivcc 163
'PoiJifog 163
'PovQt'ug 168*
Eusticulus 116-
Sabanas 105 -. 116 '•'
Sabina 127-
Zußlvog 127
Ji"«(F«>l«? 118
Salaputius 116'^
Salvia 160*
Salvianus 123*
2.'ä/ut&og 166
2ia^uat,yfQccfxo; 166
.^ard'« 168"-
Sapaudus 105-
^('cTiQün' 167^
2t«77pwj'«? 167
2^aQU7iiäg 124
:^«()«7rAür 118. 123. 127.
132
^^KQanovg 124
Sarga 135*^
.Za^Jyf«;? 135*
.Z'«(>j'ün' 135*
.i^«(<K)'>j(»«f 168'
ZaQfiÜTTjg 102 -. 129
2in(j7Tt]du)r 102 -. 151
2.{tQnrjSov(g 151 '
ZajaßößiUiV 125*
^«TK/Soi;? 125. 127
.^'«Ti'po? 125
.Z^fiTilo? 154
Saxio 129*
Saxxonius 127''
Sciibonius 160*
Seeundianus 108*
Secundilla 164'
2a7«? 154. 166
.Z"f;(oi}j'J'« 164*
.Zf>roi;fd"irj'Os 164
Z"* zoüJ'J'o? 164 *
.i"fj'fx«f 165
ZiVtjXOviyiOV 105
Senior 110-
.TiJvrfAa/'f 115
Septimius 123 -. 160*
.l"ipr]vo? 102-
^tvfjQog 165
Indices
395
Ziäm'ia 1293
2:iyiUog 134
ZaXrjg 1683
Zdovavös 154. 166^
Silvina 123 ^ 127 '^
ZCvöcaOfxug 142 1. 168 ■'
ZCvSnXig 142». 168'2
Zivi^öag 164"'
Zi(f>wv 114
Ziartfxöag 164^
ZxiovQag 168 3
iL;ciU«| 136
Zojuccidä&Tj 165
^o^/a 1493
Zoffiuv)] 149''
Zö(fiOiv 123^
^w? 105-^
Spanius 116 -^
ZnÜQog 135
ZnXtvSiSog 163
Staberia 160^
ZTSffavri 124
Zrtif.avoig 124
ZTQÜßwv 138. 149
ZTQccßcovtavög 149
ZxvQa'i 135
Subilus 162*
Subloanus 162"^
^o^>lAt? 168 3
Zovfiüvr]Qt.g 168"
ZovQßig 168=^
Surenti 129 »
ZvfA(f.oQog 147
Zufixpaig 116 •^
-S-i^?« 118. 122. 128. 1293
ZvQrivug 167
ZvQiKQ^rig 139 ,
ZvQiwv 128
^i^pof 128. 147
TttUfMÖig 120
T«;//?wo!r 136. 158
TßdCtoj/a? 120
Tanfjaig 119
TÜTTQn'^ig 121 ^
Tarachus 108' '
TuQxvagig 168^
TKQvfißiog 168^
TaaaQanioiv 121*
Tctaov^ÜQiov 126
T«T« 141. 143
TIkt/-« 141. 143
TuTiüg 143
TttT/f 141. 151
Tavfirjai,g 126
T«if()<j 1052
TßepaarjTag 143*
T/Stö? 168 3
TtSCuQig 168''
Trid iwvaQig 168^
TtißiQiuvög 145. 149»
Tei/LioxQKTTjg 145
Tfi.fj6,'}(og 145
r^zrwr 112
TT]X^jjiciyiav6g 149'''
TrjXfUKxog 149*
TtQTiu 164
Tertius 163
TioTvXXa 164
mrtl 135
TevxQog 168''
T?jfoj«s 164^
©ccfjaig 126
Scci'/LiccXXog 155'^
Ocu^og 155. 165
©«•/? 126
Saiaägtov 126
&aiaovg 126
@«A^f 102-^
0«A;.fAt? 168»
@KfXUQ 165
Thascius 109^
0«(Ttf 106-
Qavrig 106-
@£c<vw 126
&8ctvovg 115
&r]XofXi{hQr]g 129 ^
OsjuiaToxXrjg 148
0fd(ycü()of 126. 153. 154
0fo{)"d(rtoj 158
&eoxXrig 148
@86^vrjaTog 155
©fwr 115. 126
&t6(fiXog 119
©fo|gV« 106'^
©»?fT«i^? 126
Sivnarrig 125
0ivnc(TSQCf^rj&cg 125
GXtaiojv 127
00«? 136«. 141
GoXofiaTog 155^
SofAuovg 127
Oüvtg 126
©i;Ady«7'o? 108^
Ticc&QTig 107
TißeQiog 159*. 160
TiXXÖQoßog 156
TöxQig 168*
Tormogus 129 '^
TQifiwQog 126*
Tripeccio 116^
T^o;fdr(y«? 136. 136«. 168
Tgoifäg 143
Tgocfiut] 143
Tgöififiog 143
TQVffOiV 109
Tovßwr 112
Toi^;fdAf£? 168=*
Toi;Atfa'()'o? 168-
Turbalio 112*
TovQßwv 112
Turpilia 160*
Tt'p/^«? 112*
OvaXsQiog 160*
Ovcc^a/uöag 164*
OwTp«2'd? 113. 140
Oj;>l7rt« 160*
Ovnga/xovaig 168
Vagulus 116 -^
Vales 108 -^
Veneria 105 ^ 127 ^
Veneriosa 127 -^
Victor 108''
Voconia 160*
Vocontius 129*
Zabadanes 154*
Zabades 154"
Zabbaios 154*
Zß/S/S«f 154». 155 ^ 165
Zabdathes 154-'
Zabdas 154*
Zabdeathes 154*
Zabdela 154*
Zabdibolus 154*
ZaßäiXag 154
Zabdos 154*
Zabeides 154*
Zabelos 154*
Zabudes 154*
Zaofiog 162'^
Zebedaios 154*
Ztinvgog 108 ^
Zenobia 155
Zr\vößiog 153. 154
Zr\vo^oxiav6g 152
Z/jrdJoroj 152
Zr]vo(fiC(vi]g 149. 154
ZoiiXog 105"-
ZwTixög 167 *
Zoi'ßXog 162-^
Italienisch.
figlio 251 f.
Venezianisch.
Sentina 179
Keltoligurisch.
iailkovesi 251
ialikovesi 251
Irisch.
he 258
396
H. Ottenjann
Gotisch.
ija 255
ijos 255. 256
Deutsch.
Pflaume 320
Eoß 277
Lykisch.
Apnnätama 260
ebenne 260
mene 260
Purihiraeti-ti 260
se 261
III, Stellenverzeiclinis
Seite
Seite
Aeschylus Choeph. 600 . .
70-^
Cicero Tusc. disp. 2, 10, 24
327
Hik. 657 ff. . . .
62
Curtius Villi 7, 19 ...
89
Sept. 19 ... .
197
Cyprianus de opere et elee-
Alex. Magni Macedonis epito-
mosynis 18 p. 387, 15 H.
2111
mae rerum gestarum II
Cyprianus ep 22, 2, p. 534, 8 ff.
80
58 W
83 f.
Declam. min. CCXVI p. 169,
24ff. R
Amm. Marc. XX 7, 14
89 f.
86
Apuleiiis met. I 23 . .
82 f.
Dicta abbatis Priminii 17
„ III 23 .
209 f.
(Kirchenb. Anecdota p.
„ VI 13 .
82 f.
166/7 C.)
82
„ VII 17
361
Diodor VIII 29
198 ^
„ X 16 .
82 f.
Donat. Interpret.Verg. zu Aen.
Arnobius adv. nat. I 16
208
III 10: I p. 262, 28 ff. G.
98
„ „ I 63
80
Donat. zu Terenz Hecyra 358
„ „ I 65
206
II p. 255, 15 W. . . .
85 f.
„ „ II 15 .
206
Ennius Ann. 573 ....
340
„ „ II 18 .
207 f.
Euripides Bacch. 876 . . .
193
„ „ „ II 46 .
204 ff.
Firmicus Mat. III 14, 10 .
88
„ „ II 54 .
203 f.
„ IV 19, 32 .
86
„ „ 11 70 .
202 f.
„ IV 20, 4 . .
88
„ „ III 4 .
208
Florus I 45, 23 . ...
96
„ ., IV 34 .
208
Prontinus I 5, 20 . . . .
90
„ „ V 2 . .
205
III 5, 1 ... .
90
„ „ V 18 .
83
III 5, 2 ... .
98
„ „ V 22 .
206
Fünf Dialoge gegen die Gno-
„ „ V41 206
209
stiker II 15 (Kirchenb.
„ „ VII 8 .
206
Anecdota p. 54 C.) . .
82
„ „ VII 9 .
206 f.
Gracch. bei Gellius 11, 10, 4
340
„ „ VII 22 .
206
Herrn. Pastor. Mand. IV 2,
Asconius Pedianus in Milo-
Patr. Apost. Op. GHZ.
niam p. 27, 3 ff. K.-Sch.
90 f.
III p. 81, 28 ....
83
Callimachus hymn. in Apoll.
Herodot. IV 155
198^
65ff
190
VII 81
59
Cato agr. 144, 3 ....
346
Hesiod. scut. 212 . . . .
74-2
„ 156, 7 ....
346
Hist. Apoll. 14 p. 27, llff.R.
80
Chiron Mul. 24, 27 Oder .
212
„ 29 p.56, lOff. R.
81
„ 157, 29 „ .
212
Homer, hymn. in Cer. 482 .
64-
Cicero ad Att. 4, 1, 7 . .
85
»2" 59
54»
„ „ 5, 20, 5 . .
345
-^162
54»
„ „ „ 12, 38, 4 . .
345
Hör. sat. 1, 2, 128 . . . .
353
„ „ „ 13, 42, 1 . .
345
„ 2, 6, 93ff. . . .
353
„ Qu. 2, 15, 3 . .
340
Hyginus de mun. castr. c. 5
„ de harusp. resp. 9, 19
94
p. 21, 16Ö'. G
88
„ in Verr. Act. II 1, 49,
c. 49 p. 35, llft'.G.
88
128
93 f.
„ pro Cluentio 71, 20
2.
94
Indices
397
Seite
Inschriften.
MSL. XVIII 271 If 260 f.
Sber. Berl. Akad. 1911, 166 fif. 260 f.
Griechische.
Annual Brit. School at Athens
XVII 215 fif 267
Arch. f. Papyr. V. 156 fif. . 283
Ber. d. Sachs. Ges., phil.-hist.
KI. 63, 17ff 265f
Berl. phil. Woch. 1911, 62 . . 264
„ „ » „ 1578fif.;
1641fif. 268f.
Bull. corr. hell. 26, 570 . . 264 f.
CIG. 3664, 20 78^
Class. Rev. XXV 139 f, (IHSt.
1899 p. 120 f. Nr. 123) . 295
%. tlQx. 1911, 9 fif 262
„ „ „ 52fif. ... 268
„ „ „ 123 fif. ... 264
Gottesurteil v. Mantineia . 265
Hermes 46, 154—156 ... 308
IG. IV 55/6 77
„ XII 5, 215 272
„ „ „ 225 271
IGA. 370 271
„412 272
„ 492 271 f.
Jahresh. Ost. Arch. Inst. XIV
163 fif., 269 f.
Jahresh. Ost. Arch. Inst. XIV
Beibl. 45 fif 283
Jahresh. Ost. Arch. Inst. XIV
Beibl. 133 fif 282 f.
Jahresh. Ost. Arch. Inst. XIV
Beibl. 139 ff 267 f.
Eevue de phil. 35, 123 fif., 282 fif. 263
Eevue des et. gr. XXIV 377 fif. 268
Sber. Berl. Ak. 1911, 630 fif. 266 f.
Theaterbillet aus Mantineia 265
Kampano-etruskische.
Weege, Vascul. Camp, in-
script. ital. Nr. 33 . . 248»
Etruskische.
Agramer Leinwdr 314
V 22 f. . 228 f.
IX yl . 2261
CIE. 5176 223
Fabretti 806 224
2343/6 315
2598 . . . 225 ^ 230
Inschrift von Magliano . . 226 *
Oskische.
Bück Nr. 1 (Cipp. Abell.) Z. 11;
14/5; 30 4^
Seite
Bück Nr. 2 (Tab. Bant.) Z. 9 4 »
„ „ 2 (Tab. Bant.j Z. 12 4'
,, »4
5
„ Nr. 19 (Fluch der Vibia
)
Z. 2
6
„ Nr. 45 (Täfelchen vol
i
Agnone) . . 3 fif. 252
K 868
Umbris che.
Tab. iguv. Ib 16; 40 . .
41
„ IIa 15 .
316
„ „ IIb 2flf.
6»
„ III 4 .
If.
„ „ IV 6 . .
41
., „ IV 14 .
2
„ „ Va4 .
1
„ „ Vb 6 .
1
„ VIb 60 .
4»
„ VII b 1 .
1. 3
„ Vllb 3 .
2 f.
V. Planta Nr. 292 .
71
Volskische.
V. Planta Nr. 240 .. .
6
Marrucinische.
V. Planta Nr. 274, If.
6
Marsische.
V. Planta Nr. 243 .. .
Praenestinische.
CIL. XIV 3110 ... .
288
Falls
kische.
CIE. 8002 . .
. 239
„ 8036 ff. .
. 240 fif
„ 8078 . .
. 239
„ 8196 fif. .
. 251 f.
„ 8246 . .
. 239
„ 8361 . .
. 239
„ 8381 e .
. 239 f.
Deecke Nr. 48
6f.
Glotta V 237, 1-
-3 . .
. 237 f.
Lateinische.
Annual of the Brit. School
at Athens XVII 193 fif. . 250
CIL. II 1750 246
„ VI 2649 326
„ VIII 1839 326
„ VIII 9954, 15779 . . 246
„ XV 6158 317
Duenos-Inschrift .... 317
Justinus II 10, 10
XIII 5, 9
XX 1, 11
90
87
92
398
H. Ottenjann, Indices
Seite
Justinus XXI 4, Iff.
92
Livius I, 8, 3 . . .
90
Lucilius 567 . . .
340
Lucretius II 453
86
II 456 ff. .
85
VI 1080 .
98
Non. 463, 15 . . .
323
Novellen 62, 2 . .
84
Paneg. IX (IV) 18, 1 p
. 260
2ff. B. . . .
95
Papyri und Ostraka.
Arch. f. Papyr. V 170 ff. . . 283
Greek Pap. in the Brit. Mus.
Vol. IV Nr. 1369, 1384,
1392 287
Oxyrh. Pap. VII S. 15 ff. Nr.
1011 274f.
„ VIII S. 20 ff. . 273 ff.
„ VIII S. 103 ff. . 300f.
„ VIII Nr. 1155,
1158, 1160 283 f.
Passio b. Georgii c. II . . 212 f.
c. XV . . 213
„ „ „ c. XVI . 213
„ „ „ c. XVII . 213 f.
Plaut. Amph. 302 ... . 87
„ Asin. 52 348
„ Aul. 525 323
„ Bacch. 381 ... . 323
„ 806 ... . 364
„ 1102 .... 349
„ Capt. 171 361
„ 783; 945 . . . 349
„ Cure. 204 323
„ Most. 5 323
., Pseud. 255 ... . 323
„ Kud. 313 339
„ Trin. 252 323
Plinius nat. bist. XXVII 5, 37 85
,. Paneg. c. 70, 6 . . 80
Seite
Polyb. II 23 278
Pratinas (Athen. 617 c) . . 61 f.
Ps.-Soranus, Quaest. med.
(ALL. XIV 362) ... 83
Quintilian. V 13, 24 . . . 85
Schol. Bobb. in Cic. pro Sulla
§ 17 p. 9, 28 H. . . . 94f.
,, Terentiana ad Adelph.
VI 1 p. 66, 29 Seh. . . 84
Script. Hist. Aug. Vulcac.
Gallic. Avid. Cass. 5, 1 I
p. 87, 30 P 95
Seneca de beneficiis V 2, 3 85
epist. 109, 4 . . . 90 f.
nat. quaest. VII 2, 2 85
VII 27 80
Soran. gyn. 2, 1, 14 . . . 191 f.
Tac. Agr. 43, 6 358
„ Ann. 12, 23 .... 328
„ 13, 37 .... 89
„ 14, 6 96
Ter. Phorm. 502; 884 . . . 349
Tertullian. adv. Marc. IV 36
p. 545, 24 Kr 84
Tertullian. de carn. resurr. 3
p. 29, 21 ff. Kr. ... 82 f.
Val. Max. I 1, 19 ... . 96
„ „ I 7, 2 .... 97
., VII 1, 1 ... 96f.
„ V 2 Ext. 1 p. 232
7ff. K 95 f.
„ V 3 Ext. 3 p. 241
7ff. K 95f.
Verg. Aen. 4, 79 .... 343
Vergilii Gramm. Epistola V
p. 163, 15 84
vita S. Severini (Corpus eccl.
lat. IX) IV 7 . . . . 211
XII 4 ... . 210
Vitruv. de architect. V 115,
5 p. 171, 28ff. E. . . . 85
PA Glotta
3
G5
fcd.5
PLEASE DO NOT REMOVE
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'•■iy/tm^-mui', ''^jm.^.-k
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